Dienstag, 31. Dezember 2024

Hartmudo: Gruß aus der Küche

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Mittwoch, 18. Dezember. So langsam geht er los, der Weihnachtsstress. Nach dem heutigen Tag im Home Office sehe ich zumindest dem Jahreswechsel - und der freien Arbeitstage zwischen den günstig liegenden Feiertagen - optimistischer entgegen als noch ein paar Tage zuvor. Die vielen Betriebskostenabrechnungen am Jahresende sollten zum großen Teil abgewurstet sein, nur noch morgen und Montag im Büro könnte es unliebsame Überraschungen geben.
Die Geschenke zu Weihnachten habe ich dank Ali Express und Amazon schon alle zusammen oder bestellt; Der Rest kommt die nächsten Tage. Vorhin bin ich noch schnell in die Stadt geradelt, um Geschenktüten und -boxen bei MäcGeiz zu kaufen. Nachher geht's ans Einpacken, da freu ich mich überhaupt nicht drauf.
Wahrscheinlich bin ich deshalb mal so zwischendurch noch einmal ins Lufteck verschwunden, um diese Zeilen in die Tastatur zu hauen. Außerdem leide ich seit ca. einer Woche an einem trockenem Mund und habe Durst, Durst, Durst. Kaffee beim Bäcker hilft da bekanntlich nicht, da muss ein frisches Wolters her. Und da ich in der Vorwoche mit Hotte einen überaus schönen Abend hier verbringen durfte…
Hhm. So weit, so gut. Zweites Pils, die Gastwirtschaft füllt sich so langsam und die Entspannung schreitet voran. Und damit habe ich grad nichts mehr zu vertellen. Macht aber nichts, ich werde bis zur Veröffentlichung an Silvester noch über Weihnachten und so berichten können.
Eins fällt mir aber doch noch ein: Der Superwumms! Die Geschehnisse nach meinem Unfall mit dem Radl Anfang letzten Jahres wollen noch zu Ende erzählt werden, ebenso der schöne Urlaub in Belgien. Da kann ich meinen Kollegen, Mr. Dynamo, beruhigen. Die Serien werden im nächsten Jahr fortgesetzt.
Und zum dritten und Abschlusspils noch nen Schierker Feuerstein. Auf Hasi. Gestorben er Ende Oktober nach langer Krankheit ist. Und ich kann noch nicht einmal zu seiner Beisetzung am 17. Januar fahren, weil meine Löwin und ich die Handwerker im Haus haben. Der Fußboden wird erneuert. Schöner Scheiß.
Ruhe in Frieden, Hasi. Du warst einzig, nicht artig. Und doch einzigartig.

Freitag, 27. Dezember. Der Vollständigkeit halber möchte ich noch erwähnen, dass ich beim Besuch des Luftecks noch ein viertes Pils genossen und mich darüber hinaus noch angeregt mit einem Ehepaar, welches an der Selbstständigkeit ihres Betriebes zu knabbern hat, unterhalten hatte. So macht Kneipe Spaß.
Auch deshalb freute ich mich auf mein Treffen mit Pocke zwei Tage später in der Wolters Quelle in Melverode. Nach dem letzten Home Office Tag in diesem Jahr bin ich freudestrahlend mit dem Rad gen Süden gefahren und erreichte die Quelle pünktlich zur Öffnungszeit 16.00 Uhr. Wehmütig setzte ich mich an die Theke; Das Interieur erinnerte mich sehr stark an die 70er Jahre, da half auch die lindgrüne Tapete nicht.
Aber genau so muss eine Kneipe eben aussehen. Aber obacht an die Jüngeren von Euch: Hier wird Bier getrunken - "Bleifrei" oder Bionade ist nicht im Angebot. Und schon stand das erste Glas vor mir. Optimal gezapft, eine Schaumkrone wie gemalt. Null zwei, Null drei oder Null vier; je kleiner die Einheit, desto frischer.
0,3 war meine Einheit gewesen, Pocke stieg nach seiner Ankunft auf gleicher Höhe ein. In den folgenden zwei bis drei Stunden tranken wir noch auf Hasi (Berliner Luft) und kauten einige Themen durch, ehe er von Patti und ihrem Hund Cooper abgeholt wurde. Innerlich ausgeglichen glitt ich mit meinem Radl wie auf Schienen nach Hause, wo zu meiner Überraschung Candela und Phil doch nicht gekommen waren.
Am Tag zuvor hatten sie uns mit ihrem Besuch erfreut. Die kleine Sofia, gerade mal 5 Monate alt, grinste uns erfreut an. Unsere zweite Enkelin hat also ein sonniges Gemüt, sofern sie wach ist und gerade nicht gestillt werden muss. Freitag waren Phil und Candela leider zu müde, aber am Samstag am Nachmittag dann war Ballyhoo bei uns angesagt gewesen. Die Verwandtschaft vor Ort wollte sich die neue Erdenbürgerin auch einmal anschauen.

Montag, 23. Dezember 2024

Hartmudo: Belgien

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In einer großen Schale lächelten mich die Hühnerfleischstücke in einer hellbraunen Soße an - doch wo waren die Pommes? Nein, die wurden nicht nachgeliefert, weil sie sich unter dem Hühnerfleisch und der Soße befanden. Will sagen: Diese waren total matschig, so dass ich den Großteil der Pommes unverrichteter Dinge liegen lassen musste und nur das Fleisch richtig genießen konnte.
Erwähnenswert ist da noch der Salat, der trotz des vielen Blattsalats schön angerichtet war und dank Essig/Öl Dressings sehr gut mundete. Nach dem Essen steuerten wir noch einen großen Supermarkt der Kette Albert Hejn (direkt gegenüber vom Centraal) an, um Getränke für die Nacht zu besorgen.
Wie nicht anders zu erwarten war, konnte sich meine Löwin hier mit Schoki, Marzipan und einem wohl legendären braunen Zucker, dessen Name mir entfallen ist, eindecken. Viel blieb nicht mehr übrig von diesem Tag. Wir schlichen noch ein wenig und unmotiviert durch die zunehmend lebloser wirkende Fußgängerzone (das Diamantenviertel sahen wir nur aus sicherem Abstand) und waren nach einem kurzem Fußmarsch - auch an den Prolls nahe des Hotels vorbei - in unserem Appartement angekommen.
Hier ließen wir den Abend gemütlich bei zwei bis drei Partien "Take Five" ausklingen, ehe wir uns zur Ruhe begaben. Ich löste das Problem mit dem Licht und der Steckdose, indem ich auf das Licht verzichtete und mir statt der Lektüre meines Buches eine Folge "Kobra übernehmen sie" auf dem Tablet gönnte.
Die ersten Folgen dieser Serie aus den 60ern, die als Mission Impossible (Originaltitel) damals und seit einigen Jahren als Blockbuster dank Tom Cruise große Erfolge feiern konnte, hatte ich auf das Tablet kopiert und startete an diesem Abend mit der ersten Folge. Diese gefiel mir richtig gut, so dass ich das übliche Lesen nicht vermisste.
Denn das Buch, dass ich extra in diesem Urlaub anfangen wollte, ist nicht wirklich der Pageturner. "Lost Levels" von Oliver Uschmann ist zwar immer noch besser als die Känguru-Chroniken von Marc-Uwe Kling, nervt aber durch die oberschülerartige Weltsicht des Ich-Erzählers.
Nach dem Genuss des Filmes stülpte ich meine Maske über und trat in das Reich der Träume ein.

Samstag, 20. April.
Passend zu diesem historischen Datum hatte ich nach einer unruhigen Nacht, in der mich beide Hüften gequält hatten, meinen Astralkörper mühsam aus dem Bett gehoben und meine müden Knochen unter die heiße Dusche gestellt. Meine Löwin schlief noch, so dass ich hinterher bereits mit dem Packen meiner Sachen fertig gewesen war, als meine Löwin wach wurde.
Sehnsüchtig begaben wir uns noch einmal auf die große Terrasse, die wir bei dem launigen Wetter am Vortag gar nicht nutzen konnten. Und auch am heutigen Samstag hingen dunkle Wolken am Himmel und bedeuteten uns, doch gefälligst Regenklamotten anzuziehen. Schade, da mussten wir klein beigeben.
Am wunderbaren Esstisch sitzend, daddelte ich noch kurze Zeit auf meinem Smartphone rum, bis wir das Appartemente endgültig verließen und zum nächsten Ziel aufbrachen. Das war an diesem Morgen noch nicht Ostende, sondern der Hafen von Antwerpen.
Wenigstens mit dem Auto wollten wir dort noch einmal vorbeischauen, ehe wir uns auf den Weg zur Atlantikküste begeben würden. Tatsächlich erreichten wir das Hafengelände dank Google Maps nach einer Viertelstunde. Und durften dann mehrere Minuten vor einer Zugbrücke verharren, unter der gerade ein Frachtschiff hindurch eilte.
Kurz danach parkten wir den Wagen in einer Seitenstraße, nicht weit entfernt von dem Büro einer Linie, welche Hafenrundfahrten anbietet. Der Hafen Antwerpens mit dem neu hinzugenommenen Hafen von Zeebrügge ist, gemessen am Ladungsaufkommen in Tonnen, der zweitgrößte Hafen Europas.
Wie auch in anderen großen Städten sind nicht mehr genutzte Speicher und andere Gebäude in einen Bürokomplex umgestaltet worden. Das wirkte sich an diesem Samstag - auch in Belgien für Bürohengste arbeitsfrei - auf das Bild an den Kais aus. Diese waren kurz vor 9.00 Uhr menschenleer, nur der eine oder andere Jogger verlief sich im Bild.
Da es aktuell auch noch keinen Betrieb an Fähren oder Rundfahrten gab - die Saison startet hier am 1. Mai, gab es für uns auch nicht viel zu entdecken. Uns blieb lediglich die Wahl, noch ein wenig durch die Gegend herumzulaufen, bis wir endlich in der Lobby eines edlen Hotels - das U Eat & Sleep Antwerpen - unseren morgendlichen Caffee Latte genießen konnten.
Der überaus freundliche Kellner erhielt von uns selbstverständlich ein Trinkgeld, obwohl sein sperrangelweit offener Hosenstall die B-Note versaute. Das war nun der Abschluss in Antwerpen: eine offene Hose.
Bevor wir auf die Autobahn nach Ostende einbogen, tankten wir vorsichtshalber noch an einer Total. Anders als in Deutschland musste ich zuerst meine Kreditkarte an der Kasse vorzeigen und die ungefähre Menge an benötigtem Treibstoff ansagen, ehe die Mitarbeiterin der Tanke die Zapfsäule freigab. Aber wenigstens das hatte geklappt, jetzt konnten wir ohne Bedenken gen Küste cruisen.
Wieder dauerte es eineinhalb Stunden, bis wir das Ziel unserer heutigen Tagesetappe erreicht hatten: Ostende. Und schon bei der "Einfahrt" in dieses Seebad am Ärmelkanal gewann ich den Eindruck, dass es sich hier um ein touristisch gut erschlossenes Städtchen handeln musste.
Dieser Ort, fast so groß wie Wolfenbüttel, hatte sogar eine Straßenbahnanbindung nach Brügge zu bieten. Ansonsten bestach Ostende als eines der bekanntesten Seebäder der Atlantikküste durch eine optimierte Raumaufteilung.
Der schöne wie breite, vor allem saubere Strand wird von einer extrem breiten Strandpromenade umschmeichelt, dahinter befinden sich überwiegend mehrstöckige Hotels, um möglichst viele Zimmer mit Meerblick anbieten zu können. Wir reden da über eine durchgehende Bebauung über ein paar Kilometer.
Alle Hotels sind über kleine Stichstraßen zu erreichen; Parallel zur Strandpromenade verläuft nämlich auch eine durchgehende Hauptstraße. Das Ganze wirkt also äußerst durchdacht. Eine Eigenschaft, die man klassischerweise uns Deutschen zuschreibt, aber das ist ja eine andere Geschichte.

Montag, 16. Dezember 2024

Hartmudo: Gestaltung der Zeit als Pensionär

Dienstag, 10. Dezember. Die Weihnachtsvorbereitungen laufen auf vollen Touren, aber es stehen auch noch einige Jahresabschlusstreffen an. Die Weihnachtsfeier mit meinem Team von der Wucke, Weihnachtsmarkt Wolfenbüttel mit den Trantüten (Kegelverein) und das Treffen der „Bad Boys“ (weil unsere Mädels ein Konfifchen machen) sind hier zu benennen.
Die „Winter-Jam“ mit den trinkbereiten Kollegen, das Weihnachtsmärchen mit unserer Enkelin Jela und auch das Treffen mit den Spaziergängern der Coronamontage hatte ich erfolgreich absolvieren können. Heute stand das Treffen mit meinem alten Saufkumpan Hotte an. Der ist - wie meine Löwin jetzt offiziell endlich auch - Rentner.
Zusammen wollten wir was essen und anschließend dort sitzen bleiben, um ein paar Bierchen stemmen zu können. Wo geht das besser als im Lufteck? 18.30 Uhr hatten wir uns hier verabredet, doch ich schlich schon eine Stunde vorher allein in diese kultige Restauration, um in Ruhe mein neues Equipment für die außerhäusige Texterstellung ausprobieren zu können.
Da passte es sehr gut, dass ich im Rahmen meiner Therapie Vorüberlegungen für mein Dasein als Pensionär anstellen und schriftlich fixieren wollte. Da könnte ich doch bestimmt von Hotte noch ein paar Anregungen aufnehmen. Hochmotiviert saß ich also im Lufteck und hackte bei einem Bier meine Gedanken in die Tasten.
Hier das Ergebnis:

Maßnahmen zur Tagesstruktur:

Regelmäßiger Nacht- und Schlafzyklus
6 Stunden Schlaf werden als Richtwert / niedriges Level angestrebt. Keine Panik schieben, wenn es mal 3 - 4 Tage lang weniger sind (z.B. Bei Erkältung). Das pendelt sich wieder ein, ansonsten analysieren und keine Panik.
Bei ständigem Grübeln: Panik! Erlerntes anwenden.

Feste Runden (Frühstückstreffs etc.)
Möglichst stetiger Rhythmus an festen Terminen. Wöchentlich, 14tägig, monatlich - gucken, was funktioniert.
Zweierroutine mit meiner Löwin entwickeln. Spazierengehen, Schwimmen wäre toll
Take 5 "Battles" weitermachen, evtl. ausbauen, aber nicht überdehnen

Regelmäßige Termine alleine
Fahrradtouren in der Umgebung weiterentwickeln. Gern auch in Verbindung mit Zugfahrt, um längere Strecken stemmen zu können. Idealerweise Ganztagestouren mit langen Pausen, um Kolumnen für Blog zu schreiben.
Andere Aktivitäten überlegen, in Verbindung mit Deutschland-Ticket?
Z.B. Städtetouren - hierbei wäre dann meine Löwin einzubinden, wenn sie mag. Wenn sie mal nicht mag, dann alleine.

Spocht
Mukkibude wäre eine Überlegung. Wenn, dann maximal zweimal die Woche. Erfahrungen in der Vergangenheit eher schlecht gewesen.
Schwimmen einmal die Woche wäre Topp.
Radfahren solange, wie es geht - ohne E-Bike.
Alternativ Spazieren gehen. Hier nicht "um die Ecke", sondern eher in Verbindung mit D-Ticket.
Bei allen Aktivitäten ist meine Löwin gern gesehen.

Jobs
520-Euro Job in der Art Regale einsortieren, Nachtwächter oder Nachttankstelle wären zur Festigung der Struktur vorstellbar. Das Verknüpfen mit beruflichen Kenntnissen (sprich sozialer Bereich) wäre wohl zu überlegen. Der Ausnutzungsfaktor ist hier zu hoch.
Ehrenamtliche Arbeit ist vorstellbar, aber "Jobs" gegenüber zweitrangig, da der Faktor an Ausnutzung oder auch Frustration sehr hoch ist.

Reisen
Freunde und Verwandte (noch) öfter besuchen, gern mit D-Ticket und auch meiner Löwin.
Sich auf längere Reisen mit Beate einlassen ist ein Ziel, dass erreichbar ist.
In diesem Zusammenhang…

Bildung
Spanischkurs wg. der Kleinen? Schwierig, im Moment eher Sprachtransmitter vorstellbar. Gibt's bei Amazon.
Volkshochschule wäre eine interessante Option. Uni eher nicht. Vorteil: Konzentrierung auf einen Themenbereich.

Schreiben
Den Blog will ich weiterführen. Mehr Beiträge pro Monat wären denkbar, aber nicht zwangsläufig.
Nen Roman schreiben wäre ein Ziel. Da hätte ich Bock drauf. Zeit wäre sicherlich da. Auf alle Fälle möchte ich es probieren.
Hierzu Pflicht: Knowhow einholen.
Dialoge schreiben hier das A und O. Das muss ich klären, dann kann es losgehen.

Das zweite Pils hatte ich grad weggenuckelt, als Hotte pünktlich auftauchte. Wir verlebten einen angeregt schönen Abend, kamen allerdings auch schnell vom Thema Rente ab. Anregungen hatte ich so natürlich nicht sammeln können; jedoch sollte das zuvor Geschriebene schon mal mehr als ausreichend sein.
Drei Jahre dauert es bei mir eh noch, bis meine Kollegas die Sektkorken knallen lassen können, weil der alte Schwerenöter endlich weg ist. Obwohl… der Abend vor 3 Tagen mit den Kollegas aus meinem Team war schon schön gewesen. Und der darauffolgende Termin mit den „Bad Boys“ war wider Erwarten ein voller Erfolg geworden - wir landeten im Hopfengärtchen.
Das hatte mich jetzt gut motiviert, um einen letzten Termin für dieses Jahr noch anzupeilen: Am Ende dieser Woche möchte ich mich mit Pocke treffen. Freitags Nachmittags wäre da noch dieses eine Zeitfenster. Mal sehen, ob wir das hinkriegen.
Wäre gut, dann hätte das Jahr einen schönen Abschluss.

Montag, 9. Dezember 2024

Contramann: kurz gesehen im Dezember

https://www.welt.de/kultur/musik/article254275144/Udo-Lindenberg-Oberindianer-Kulturlos-grotesk-Zensur-stoesst-auf-massives-Unverstaendnis.html
Autschn. Wie verbohrt kann man sein?
Im Humboldt-Forum in Berlin kommen Kultur und Wissenschaft zusammen, die staatliche Förderung ermöglicht dem Forum eine breite Auswahl an anspruchsvollen Veranstaltungen, wie zum Beispiel „Vielstimmig 2024“, bei dem acht Chöre Songs von Pop und Schlager bis Klassik und Choräle zur Aufführung gebracht hatten.
So geschehen m November 2024; ein Song war „Sonderzug nach Pankow“ von Udo Lindenberg. Noch vor kurzem war dieser Song quasi als historischer Protestsong gegen das DDR-Regime geadelt gewesen und stand auf einer Stufe mit „looking for Freedom“ von Hasselhoff oder „Winds of Change“ von den Scorpions.
Aber das geht natürlich gar nicht, weil das Wort „Oberindianer“, mit dem Lindenberg in seiner gewohnt schnoddrigen Art Honecker bezeichnet hatte, indigene Völker diskriminieren könnte. So zumindest sah dies der Veranstalter, das Berliner Humboldt-Forum. Deshalb wich der ausführende Chor bei der entsprechenden Textzeile auf ein lang gezogenes wie unverdächtiges „Ober-Iiiiiiiiiiii“ aus. Und biss in sein Schwarzbrot.
„Auch wenn das Wort in dem Lied ‚Sonderzug nach Pankow‘ in seiner Entstehungszeit 1983 eine metaphorische Konnotation hatte – und es sich damals satirisch-kritisch auf Erich Honecker bezog – sind wir uns auch bewusst, dass in dem Wort die Gewaltgeschichte der Kolonisierung indigener Bevölkerungsgruppen nachklingt“.
Mit diesem Statement griff das Humboldt-Forum die unsägliche Winnetou-Diskussion wieder auf. Haben diese offensichtlich geistig verwirrten Menschen nichts Besseres zu tun, als einen 40 Jahre alten Song, der bislang als historisch geltendes Kulturgut geadelt war, in eine rassistische Ecke zu stellen und diesen durch eine Textveränderung zu entwerten?
Sie könnten sich z.B. in einem Statement dafür stark machen, dem Volk der Hottentotten nach über 100 Jahren eine Entschädigung für die Gräueltaten der damaligen deutschen Kolonialherren anzubieten. Aber nein, lediglich die Sprache wird gesäubert. Das schließt dann auch, wie in dem Lindenberg-Song, eine nachträgliche Korrektur der Geschichte mit ein.
Und genau DAS ist es, was Orwell in „1984“ so vortrefflich skizziert hatte.
Jetzt müssen diese Deppen nur noch die Indianer selbst von der Notwendigkeit der veränderten Sprachregelung überzeugen. Nur leider verbitten sich die „Indianer“ jegliche Bevormundung durch Weiße und wollen sich den Begriff „Indianer“ nicht kaputt machen lassen. Oder haben die Indianer die Diskriminierung ihres Volkes nicht verstanden und leiden an einem Stockholm-Syndrom?
Zu dieser Thematik passt dann leider auch, dass auf immer mehr Weihnachtsmärkten das beliebte Getränk „Lumumba“ nur noch als „Kakao mit Schuss“ bezeichnet werden darf. Was für ein mieser Zynismus, da der Freiheitskämpfer Patrice Lumumba nach langer Folter erschossen worden war. In was für einer Welt leben solche Oberlehrer?
Oder ist „Oberlehrer“ jetzt auch schon diskriminierend?

https://www.rhetorik-forum-nuernberg.de/neues-aus-dem-elfenbeinturm-211212/
Hier geht es um Lügen wie z.B. die angebliche Tötung von Säuglingen durch irakische Soldaten, die u.a. als Grund für einen Einmarsch der Koalition der Willigen mit der Folge von unzähligen Toten herhalten musste. Erdacht von einer PR-Agentur und bereitwillig von den Leitmedien aufgegriffen - und schon hatte man einen Kriegsgrund.
Egal, ob die tatsächlich nie vorhandenen Massenvernichtungswaffen der Irakis oder die „seit 5.45 Uhr wird zurückgeschossen“-Lüge - schon seit jeher werden Kriege bewusst mit Falschmeldungen unterfüttert, um die eigene Bevölkerung zu den Waffen rufen zu können.
Das mir bislang unbekannte Beispiel mit dem Märchen von französischen Fliegern über Nürnberg von Anfang August 1914, die auch noch Bomben geworfen haben sollten, ist da eine weitere bizarre Facette von Unwahrheiten, welche gern mal gezielt über die entsprechenden Leitmedien verbreitet wurden.
Von daher… sehe ich Meldungen über den Ukraine-Krieg oder die Tragödie in Palästina entsprechend kritisch. Nur eines ist gewiss: Die Wahrheit bestimmt immer der Sieger. Womit wir wieder bei Orwell wären.

https://overton-magazin.de/top-story/wou-issn-is-hirn/?pk_campaign=feed&pk_kwd=wou-issn-is-hirn
Ein kurzer Beitrag und Kommentar zu dem Spruch von Friedrich Merz, dass er als Bundeskanzler Putin ein 24-Stunden Ultimatum stellen würde: Entweder das Einstellen der Kämpfe oder Freigabe der Taurus Marschflugkörper und Geodaten zur Bombardierung von Zielen im russischen Hinterland. Was das bedeuten würde, kann sich jeder selbst ausmalen.
Nachdenkenswert hier ist aber der Anfang des Beitrags mit der Einstellung von Soldaten im zweiten Weltkrieg; hier am Beispiel eines Amerikaners. Ist aber leicht übertragbar auf die Soldaten der Achsenmächte wie auch der Ukraine, Russen, Hamas, Israelis…
Für den Soldaten geht es nicht um Ruhm und Ehre oder Rettung des Vaterlands. Für den Soldaten geht es nur ums nackte Überleben, das „so tun als ob“, um nicht wegen Befehlsverweigerung angeklagt und hingerichtet zu werden. Der Film „Wege zum Ruhm“ zeigt den Krieg in all seinem Grauen und sollte uns gemahnen, diplomatische Lösungen anzustreben.
Leute wie Merz, Pistorius, Hofreiter oder Frau Strack-Zimmermann spielen da gern mit dem Feuer. Man kann nur hoffen, dass diese Menschen im Ernstfall selbst ganz vorne im Schützengraben stehen müssen, wenn der Pogo hier abgeht. Oder aber dass es bei denen so ist, wie zumeist bei den Entscheidungsträgern: Große Klappe und nichts dahinter.

https://taz.de/BSW-stimmt-in-Sachsen-fuer-AfD-Antrag/!6050593/
Nicht zuletzt dank der Stationierung von US Mittelstreckenraketen macht sich Deutschland mehr und mehr zum aktiven Kriegsteilnehmer im Russland-Ukraine Konflikt. Fehlt nur noch die Freigabe der Taurus Raketen, die wohl allein dank aktiver deutscher und amerikanischer Unterstützung 500 km weit in russische Inland schießen können. Also wohl bis Moskau.
Vor 40 Jahren, als „wir“ gegen die Lagerung von US-Raketen in Deutschland protestiert hatten, war die TAZ eifrig dabei, gegen die deutsche Regierung zu schimpfen. Und heute? Da ist es der ehemaligen Stimme der Linken wichtiger, eine „korrekte“ Haltung gegen rechts einzunehmen - um jeden Preis. Also bis zur Verleugnung der linken Leitsätze.
Die da wären: Frieden und soziale Gerechtigkeit. Aber da müsste man ja mal den Latte Grande mit Haselnuss Flavour beiseite stellen, um sich aktiv gegen die zunehmende Verarmung weiter Kreise der Bevölkerung zu stemmen, anstatt sich an Nebenkriegsschauplätzen abzuarbeiten.

Sonntag, 1. Dezember 2024

Uncle Fester: grad gelesen Dezember 2024

Adrian Tchaikovsky - Der Architekten Zyklus (Die Scherben der Erde, die Augen der Galaxis, die Herren des Abgrunds)
Dies ist tatsächlich um Längen besser als seine Zeit-Reihe (Kinder der Zeit etc.). Jene hatte zwar einige sehr starke Momente, vermochte aber durch die Fremdartigkeit der einzelnen Völker nicht wirklich zu fesseln. In diesem Romanzyklus bekommt Tchaikovsky dies allein dadurch besser hin, weil die Menschheit hier noch nicht quasi ausgestorben ist.
Obwohl die Menschheit dank der Architekten arg gebeutelt ist - wurde doch der Heimatplanet Erde mit seinen Milliarden Bewohnern vernichtet. Nein, nicht vernichtet. Umgestaltet, dank extrem starken Gravitationskräften, welche die Architekten auf Planeten schleudern, die von zumeist biologischen Zivilisationen bewohnt werden. Die Energie für die Gravitationswaffen beziehen die Architekten aus dem Unraum, den wir auch als Hyperraum kennen. Und von dort stammen die Architekten auch.
Acht Jahrzehnte lang führen die Menschen einen aussichtslosen Kampf gegen die Architekten, ehe sie endlich im Abwehrkampf um ihre neue Hauptwelt Berlenhof einen Erfolg erzielen können. Dank des Intermediären Idris Telemmler, Produkt eines gnadenlosen Zuchtprogramms der Menschen. Er konnte zum ersten Mal mit einem Architekten kommunizieren und diese gleich zum vollkommenen Rückzug aus dem Realraum bewegen.
Die wenigen Intermediären können im Unterbewusstsein Berechnungen anstellen, um im Unraum abseits vorgefertigter Passagen navigieren zu können. Die Passagen wurden vom verschollenen Volk der Originatoren geschaffen und verbinden bewohnte Sternensysteme. Nur dank der Ints (Intermediären) können die Menschen - im Roman als Kolonien bezeichnet - neue Planeten entdecken und kolonialisieren.
Idris ist 45 Jahre nach der Rettung von Berlenhof selbst zur Legende geworden. Angewidert vom Zuchtprogramm zur Entwicklung von Ints (nur jeder 1000ste überlebt die Eingriffe ins Gehirn), hat er sich von der „Kontaktbehörde“ der Kolonien losgesagt. Immerhin befähigt ihn das zur Funktion als Hauptperson dieses Zyklus.
Tchaikovsky hat hier das gern genommene Szenario einer Outsider-Story bemüht. Die dabei liebevoll gezeichneten Charaktere ziehen den Leser während der 3 Romane in ihren Bann, wobei Idris im Laufe der Handlung zugunsten seiner Mitstreiter eher in den Hintergrund rückt. Auffällig ist, dass Tchaikovsky hier den Fokus auf die menschlichen Figuren schlägt.
Dies ist also die Geschichte des klapprigen Schrottsammlers und Bergungsfrachters Geiergott, dessen Besatzung sich von Auftrag zu Auftrag hangelt, und sei er auch noch so illegal. Dank Idris ist die Geiergott in der Lage, im Unraum verschollene Raumschiffe zu bergen. Während er das Schiff durch den Unraum navigiert, begibt sich die Besatzung in Kryostasekapseln, um die Psyche vor dem Schrecken im Nichts zu schützen.
Bei einer Bergung im Unraum verspürt Idris eine bedrohliche Präsenz und spürt, dass die Architekten wieder zurückgekehrt sind. In der Folge wird Idris selbst zum Objekt der Begierde für eine aristokratische Familie der Kolonien, da er angeblich ein Produkt der Kontaktbehörde sei und daher eben kein freier Bürger.
Die Besatzung der Geiergott hat eine andere Sicht der Dinge und gerät in Scharmützel mit den u.a. durch Symbionten aufgerüsteten Schergen der Aristokraten. Hierbei erhalten sie Unterstützung von Trost, einer Kriegerin des Parthenon. Dies ist eine künstlich gezüchtete Zivilisation von weiblichen Assassinen.
Trost persönlich war schon bei der Rettung von Berlenhof an der Seite von Idris dabei gewesen; im Laufe der Handlung landen beide voraussehbar in der Kiste, womit der Ü14 Teil abgewurstet ist. Die Schwestern des Parthenon werden von den Kolonien gehasst und stellen eine starke Militärmacht dar. Im Laufe des Romans mausert sich Trost zum Crewmitglied auf der Geiergott, immer hasserfüllt beäugt von der Drohnenexpertin Olli Timo, einer verkrüppelten Menschenfrau, die aber dank Exoskelett eine ähnlich gute Kampfmaschine ergibt wie Trost.
Ein weiteres menschliches Mitglied der Geiergott ist Kris. Sie berät das Team der Geiergott in allen nur möglichen Schwierigkeiten bei den Behörden; als persönliche Anwältin von Idris verhindert sie dessen Versklavung. Und zu einer richtigen anwaltlichen Auseinandersetzung gehört natürlich auch immer ein Messerduell.
Abgerundet wird das Team von Kit, dem Lagerverwalter der Geiergott und vom Volk der Hannilambra, krabbenähnlichen Aliens. Womit wir wieder bei Tchaikovskys Zeit-Zyklus wären. Zum Glück vermeidet es der Autor hier, die verschiedenen Alienrassen bis ins Letzte zu erklären und stellt die flüssige Handlung in den Vordergrund.
Anfangs gibt es noch mehr Besatzungsmitglieder. Da gilt es zunächst Rollo Rostand zu erwähnen, den Kapitän der Geiergott. Seine Autorität wird von all den unterschiedlichen Charakteren ohne Widerspruch anerkannt. Dann stirbt er Mitte des ersten Romans in einem Feuergefecht, was für sich genommen bei einem derart komplexen Werk ungewöhnlich ist, ergo cool.
Zwei weitere Besatzungsmitglieder sterben auch, allerdings bevor sie voll auscharakterisiert werden konnten. Das Schwarmwesen Medvig - wieder Insekten, da hat Tchaikovsky wohl ein Faible für - soll hier noch genannt werden.
Als Ausgleich drängen sich im Laufe der Handlung mehrere höchst interessante Charaktere in den Vordergrund. Havaer Mundy ist ein Agent der Interventionsbehörde (Weltall CIA) der Kolonien und steigert sich im Laufe des Plots in eine tragende Rolle hinein. Andere Figuren wie Ahab, Delegat Trine oder der Essiel (eine sehr fortgeschrittene Spezies) Gangster“der schreckliche Aklu, das Messer und die eiserne Hand“ werden erst ab dem zweiten Band eingeführt.
Eine Inhaltsangabe dieses doch sehr komplexen Casts würde hier den Rahmen sprengen; daher schließe ich hier mit dem „überraschenden“ Resümee, dass es am Ende das erwartbare Happy End gibt. Besonders gefallen hat mir an diesem umfangreichen und vor Ideen nur so sprühenden Werk, dass sich der Fokus von dem ursprünglichen Protagonisten Idris nach und nach auf Olli, Trost, Kris oder Havaer verschiebt.
Ganz ehrlich: Dieser Zyklus schreit förmlich nach einem großen Serienuniversum bei Netflix und Co. Am Besten mit mehreren Ablegern. Tchaikovsky hat mit dem Architekten Zyklus ein süchtig machendes Universum geschaffen, welches in ihrer Faszination „Expanse“ in nichts nachsteht. Eine Fortsetzung würde ich begrüßen.