Montag, 9. September 2024

Contramann: kurz gesehen im September

https://www.telepolis.de/features/Fussball-und-Gesellschaft-Zwei-Jahre-bis-wir-Weltmeister-werden-9801694.html
Hier zu Anfang mal ein Artikel zur „Aufarbeitung“ der Fußball EM, welche aus deutscher Sicht ja eher enttäuschend verlief, wenn man das Team an den selbst gesteckten Zielen und den geweckten Hoffnungen bei Fans misst. Nach den Medien war ja alles toll - hier steht, wie es wirklich war.
Zu dieser Wahrheit gehört es eben, das Kroos im Spiel gegen Spanien bereits nach sieben Minuten und seinem zweiten Foul am spanischen Mittelfeldstar Pedri vom Platz hätte fliegen müssen; zumal er diesen kaputt getreten hatte. Aber in den deutschen Qualitätsmedien war dies natürlich schnell abgehakt.
Stattdessen wurde der spanische Abwehrspieler Cucurella zum Buhmann, weil er im Strafraum an der Hand angeschossen wurde und der Schiedsrichter nicht einschritt, obwohl der Arm abgespreizt war. Ich nenne das ausgleichende Gerechtigkeit; im Übrigen hatte das mit Abstand beste Team der EM auch dieses Spiel verdient gewonnen.
Die deutschen Rumpelfußballer hätten das Halbfinale nicht verdient gehabt. Und dass die deutschen „Fans“ Cucurella im Halbfinale gnadenlos ausgepfiffen hatten, zeigt ihre Unsportlichkeit und ist der krasse Gegensatz zur vorgeblichen großen Party, die uns von ARD und ZDF präsentiert worden war.
Ich seh die deutsche Nationalmannschaft (und ihre Fans) als Spiegelbild unserer Gesellschaft; das offenkundige Bahnchaos bei der Anreise zu den jeweiligen Spielen sprach da eine deutliche Sprache. Und das Herunterspielen dieser Probleme durch die Medien ist ein weiteres Problem in unserer Gesellschaft, wenn man es nur erkennen will.
Aber daran fehlt es bei der Mehrzahl meiner Mitbürger. Typisch Deutsch halt.

https://www.fr.de/kultur/tv-kino/harald-schmidt-ist-offenbar-nichts-mehr-peinlich-93235328.html
Wie Framing funktioniert, kann man hier gut am Kommentar eines Moritz Post im Kulturteil der Frankfurter Rundschau erkennen. Laut Autorenbeschreibung soll dieser beim Satiremagazin Titanic arbeiten. Das tut ob des Inhalts seines Kommentares besonders weh; stand das Titanic Magazin bislang eher nicht in Verdacht, Dogmen der jeweils aktuellen Regierungsmeinung unkritisch zu verbreiten.
Also: Harald Schmidt, einer der Granden deutscher Fernsehunterhaltung, sagte in einem Interview im Deutschlandfunk zu den Wahlprognosen der AfD und BSW für die kommenden Landtagswahlen Thüringen, Brandenburg und Sachsen:
„Solange gewählt wird, haben wir eine Demokratie. Das sind Ergebnisse von freien Wahlen, von freien, gleichen und geheimen Wahlen. Wenn ich das nicht will: Wahlen abschaffen oder Ergebnis vorher festlegen.“ Und damit hat er es meiner Ansicht nach in seiner üblich galligen Art auf den Punkt gebracht. Wenn ich Angst vor dem Wahlergebnis habe und mit diesem Ergebnis nicht umgehen kann, muss ich den Wählerwillen aushebeln.
Bloß das ist dann eben keine Demokratie mehr – darauf wollte Schmidt hinaus. Statt das Ergebnis zu manipulieren versuchen sollte sich die etablierte Politik lieber um eine andere Politik bemühen, um den Wähler zurückzuholen. Das ist Demokratie. Demokratie lebt von gegensätzlichen Standpunkten und dem Aushalten anderer Meinungen. Und solange man frei und geheim wählen kann – Demokratie.
Und wenn das Ergebnis von Wahlen einigen Leuten nicht passt – z.B. Moritz Post, der die AfD pauschal als rechtsextrem einstuft… ja, was soll denn dann passieren, Herr Post? Das Ergebnis irgendwie aushebeln? Wäre das etwa demokratisch? Überhaupt ist die Argumentation des Herrn Post ziemlich dünn.
Die AfD pauschal als rechtsextrem zu beurteilen, hat einen Haken: Ja, der Verfassungsschutz Thüringen hat die AfD in Thüringen als gesichert rechtsextrem eingestuft. Na und? Seit wann entscheidet eine Behörde über die Recht- und Verfassungsmäßigkeit? Eine Behörde ermittelt, ein Staatsanwalt stellt einen Antrag und ein Gericht entscheidet. So läuft das in einer Demokratie. Bloß leider hat sich bislang immer noch kein Ankläger/Staatsanwalt gefunden, der dass hierfür zuständige Bundesverfassungsgericht wegen eines Verbotes der AfD anruft.
Die ziemlich unsachlichen Beschreibungen des Herrn Schmidt (z.B. 12jähriger Lausbub) zeigen Herrn Post in einem Agitationsmodus, der an Kommentare in Presseorganen in zum Glück überwundenen deutschen Staatssystemen erinnert. Wenn dies ein Stilmittel für die notwendige Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus sein soll, dann Prost Mahlzeit. Da hat einer (Post) die Demokratie, die er durch einzelne Personen (Schmidt) gefährdet sieht, nicht verstanden. Letztendlich gibt er durch seinen blöden Kommentar Schmidt recht – er merkt es nur nicht.
P.S.: Ich bin kein AfD Freund und werde diese Partei auch nicht wählen. Aber nicht, weil sie eine Vielzahl an Rechtsextremen beherbergen könnte, sondern weil mir ihre neoliberale Ausrichtung, welche die FDP alt aussehen lässt, gegen den Strich geht.

https://taz.de/Ergebnis-der-Sachsen--und-Thueringen-Wahl/!6033609/
Sehr schöner Kommentar zu den Wahlen in Sachsen und Thüringen vom 1. September. Oder besser gesagt... Entlarvend.
Die TAZ Kommentatorin sieht das schlechte Wahlergebnis der ihr nahestehenden Parteien (Grün, SPD, evtl. Linke - TAZ halt) in der Migrationspolitik als entscheidendes Thema.
Der Ukraine-Krieg und die offensichtliche Ablehnung der vorherrschenden Politik durch die Wähler in Sachsen und Thüringen wird vollkommen ignoriert. Schlimm und eben entlarvend, dieser Kommentar.
Meine Güte, das auch noch am 85. Jahrestages des Beginns des zweiten Weltkrieges. Wie verlogen diese Berliner Blase geworden ist. Bitter.
Und komm jetzt keiner von wegen Landesthemen, da hätte der Ukraine-Krieg nichts zu suchen. Wenn erst einmal dank der „Kriegstüchtigkeit" eines Pistorius die Hütten brennen, dann ist die Unterscheidung Bund - Land obsolet.

Alsdann: Bleiben Sie links, bleiben Sie kritisch. Und:
„I`m so bored with the USA. But what can I do?“


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen