Daher fuhr ich nicht wie geplant nach Stöckheim, sondern musste mir ein neues Ziel suchen. Mit dem Rad in der Hand stand ich also vorhin auf unserem Garagenhof vor den Mülltonnen und überlegte fieberhaft, wo ich denn nun hinfahren könnte. Da hätte sich eine kurze Fahrt zum neuen Edeka im Kanzlerfeld angeboten, doch darauf war ich tatsächlich nicht gekommen.
Dieses Ziel fällt mir erst jetzt ein, wo ich hier im Café Reyna vor einem 0,5 Warsteiner (Würg!) sitze. Stattdessen radelte ich blind Richtung Innenstadt los und überlegte mir, zum Schloss zu fahren.Bei Saturn wollte ich mir Farblaserdrucker angucken, denn ich habe bald Geburtstag. Der doch relativ kurze Weg gestaltete sich etwas holprig, da aktuell eine Sturmwarnung ausgerufen wurde. Der Orkan Ylenia fegt heute über Deutschland und seine Vorboten drückten gegen meine Räder. Und obwohl die Sonne schien und die Straßen vollkommen trocken waren, hatte ich Angst, mich auf die Schnauze zu legen.
Die böigen Winde zeigten sich tückisch; Ich fuhr also sehr vorsichtig. Beim Schloss angekommen, stratzte ich sofort ins Untergeschoss zu Saturn. Die Begutachtung der Farblaserdrucker dort verlief sehr enttäuschend, die Auswahl erwies sich einerseits als sehr dürftig und andererseits waren die Regale in diesem Produktsegment unaufgeräumt und lückenhaft befüllt.
Ich schaute noch schnell nach MP3 Playern und Funkweckern, da ich mich hierfür in letzter Zeit ebenfalls interessiert zeigte. Was soll ich sagen, mein Besuch bei Saturn war eine einzige Enttäuschung. Ich verließ den Laden unverrichteter Dinge und begab mich ins Cafe Reyna, um einen Drink zu mir zu nehmen.
Schließlich heißt diese Kolumne guterPlatzzumBiertrinken, da sollte doch zumindest ein Pils drin sein. Jetzt sitze ich hier in dieser empfehlenswerten Lokalität, studiere probehalber die Speisekarte, weil ich irgendwann noch mit meiner Löwin hierhin möchte. Und ich denke an diesen denkwürdigen wie wunderschönen gestrigen Abend zurück.
An jenem Mittwoch fand das Nachholspiel Viktoria Berlin gegen Eintracht statt. Schon zu Beginn der Saison hatte ich mit Urmel einen Besuch dieses Spiels geplant, die Karten waren schon gekauft gewesen und der Termin 16. Januar fixiert.
Aber dann! Aufgrund Corona musste das Spiel abgesagt werden, weil die Berliner zu wenige Spieler hatten. Als der Nachholtermin endlich feststand, waren meine Löwin und ich trotz des Termins in der Woche sofort dabei, dorthin zu fahren. Auch Wolfgang, selbst Dauerkarteninhaber der Eintracht, ließ sich nicht abschrecken und so fuhren wir am frühen Nachmittag los.
Es war zwar schade, dass Urmel und Hasi aus unterschiedlichen Gründen absagen mussten, aber wir drei fuhren als Lohn einen denkwürdigen Abend ein. Eintracht fertigte Viktoria mit 6:0 ab, das war eine Beerdigung erster Klasse.
Das Spiel fand im Friedrich-Ludwig-Jahn-Stadion statt, der alten Spielstätte von BFC Dynamo. Sage und schreibe eine Toilette für das gesamte Stadion, dazu waren lediglich zwei Bierbuden und zwei Bratwurststände vorhanden.
Die pott-hässliche Betonschüssel machte einen stark abgeranzten Eindruck. Im Ausschank befand sich Berliner Kindl, nur Engelhardt wäre schlimmer gewesen. Und da ich keinen Bock hatte, zum Pinkeln um das halbe Stadion zu laufen, pisste ich hinter irgendeinem Ausgang gegen den Zaun, beobachtet von einigen gelangweilten Ordnern.
Meine Löwin hatte nicht so viel Glück, sie musste einige Kerle aus der Damentoilette schmeißen. Auf der Rückfahrt hinterher waren wir drei verständlicherweise bester Stimmung, mit einem so schönen Ergebnis hatten wir nicht gerechnet. Dank dieser starken Leistung meldete Eintracht wieder Ansprüche im Kampf um einen Aufstiegsplatz an.
Cafe Reyna |
Mit diesen schönen Erinnerungen im Kopf setzte ich die Maske auf und bezahlte das Warsteiner an der Theke. Trotz des Bieres behalte ich das Café Reyna in guter Erinnerung und werde hier sicherlich noch mit meiner Löwin einkehren, die Speisekarte sieht wirklich sehr gut aus.
Gegessen hatte ich hier nichts, denn zwischenzeitlich fiel mir ein, dass ich mich für den gestrigen Abend mit einer Pizza belohnen müsste. Schön, dass die Sonne immer noch vom Himmel lachte. So radelte ich gut gelaunt Richtung Edeka Hamburger Straße, entschied mich aber bereits nach kurzer Zeit für eine Abkürzung durch die Stadt.
Die dunklen Wolken sahen wirklich nicht schön aus und zu Hause hatte ich auch noch einiges zu erledigen, da sollte der Besuch des Rewe im weißen Ross genügen. Dort kaufte ich mir eine Wagner mit Spinat, Hähnchenfleisch und Frischkäse. Nachdem ich ohne nass zu werden wieder in der Wohnung angekommen war, lies ich mir noch etwas Zeit, bevor ich die Pizza in den Ofen schob und hinterher gierig verschlang.
Vom Sturm hatte ich bei der Rückfahrt gar nichts mehr gemerkt, insofern hatte ich alles richtig gemacht. Nach all den negativen Gegebenheiten in letzter Zeit (Corona, Ukraine Krise) war ich erfreut, dass ich den Arsch hochgekriegt und mich zu dieser kleinen Tour durchgerungen hatte. In dieser Zeit fand ja noch die Winterolympiade statt, da durfte ich nicht zurückstehen.
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