Diesen Text hatte ich ganz vergessen. Geschrieben hatte ich ihn am 30.6.2013, vor mehr als sieben Jahren. Er ist aber noch aktuell - ich habe ihn jetzt nur noch einmal grob korrigiert. Beim Durchlesen war ich dann sehr erstaunt, dass ich diesen Text auch nach sieben Jahren noch unterschreiben kann.
Luigi vermutete letztens, ich hätte viel Zeit zum Lesen, wenn ich die Bücher alle gelesen habe. Tatsache ist, dass ich beim Pendeln auf der Fahrt zur Arbeit und zum Schlafengehen lese. Da kommt schon einiges zusammen. Doch diese Zeit nehme ich mir gerne. Warum, steht in diesem alten Text.
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Letztens am Morgen: Ich sitze beim Bäcker auf nem Hocker und blättere gerade die Seite um, da wurde mir auf einmal bewusst, warum ich hauptsächlich Science Fiction lese.
Andere lesen Krimis, historische Romane oder selbst angesagte Sachbücher. Biographien oder Tommy Jaud. Fantasy und Horror sind wie Krimis seit eh und jeh angesagt. Aber Science Fiction? Wer liest heute überhaupt noch? Wer macht denn so etwas? Ich mach sowas. (Frei aus der klasse gemachten Dacia Werbung mit Mehmet Scholl)
Doch bevor ich mich mit den Vorzügen von Science Fiction befasse, will ich erst mal aufs Lesen bzw. Medienaufnahme allgemein zu sprechen kommen.
Durch die Medien Film und Fernsehen sind wir ja alle schon arg verwöhnt. Die Bilder werden Dir vorgesetzt und entstehen nicht mehr im Kopf. Keine langwierigen, über Seiten gehende Beschreibungen von Landschaften oder Gedanken, Gefühlen etc. Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte, sagt der Volksmund.
So wird es möglich, ganze Romane in 90 Minuten zu verpacken. Oder als Vierteiler zu Weihnachten im ZDF, wenns ein Schmöker ist oder anspruchsvoll wirken soll. Romane können daher schnell konsumiert werden, aber erlebt wird in der Regel nur ein grober bzw. eingeschränkter Handlungsrahmen der Vorlage.
Komplexe Storys wie Harry Potter oder Herr der Ringe werden dadurch aber eingeschränkt. Zu zahlreich sind da einzelne Handlungsstränge, als das sie im kurzlebigen Medium Film wahrgenommen werden.
Außerdem sind z.B. in „American Psycho“ die seitenlangen, langatmigen Beschreibungen der Armanikultur im Roman zwar nervtötend, dafür ist das Grauen um so größer, wenn der Schlachter wieder zuschlägt. Hierdurch wird der Wahnsinn des Täters erst so richtig spürbar. Der Film kann dies durch Bilder nur unzureichend transportieren.
Ich denke, das Medium des Films wie auch des Fernsehens hat seine Berechtigung und kann durchaus qualitativ anspruchsvoll sein. Serien wie „Der letzte Zeuge“ oder auch „Navy CIS“ wären als Groschenheft wahrscheinlich schnell langweilig.
Die Frage der Qualität ist bei den genannten Beispielen zugegebenermaßen subjektiv sehr unterschiedlich zu bewerten, aber ich finde sie toll. Wem das zu anspruchslose Unterhaltung sein sollte, mag sich zu Tier- oder Politikdokus flüchten. Jedem Tierchen sein Pläsierchen halt.
Das aber das geschriebene Wort mehr Gestaltungsmöglichkeiten als laufende Bilder bieten kann, würde ich schon als allgemein anerkannt sehen. Insofern bietet das Medium „Buch“ am ehestens die Möglichkeit, der realen Umgebung zumindest kurzzeitig zu entfliehen.
Wir reden hier natürlich nicht von Flucht im klinischen Sinne. Wenn es so weit ist, da helfen keine Bücher mehr, nur noch Tabletten und evtl. eine Zwangsjacke.
Den Begriff der Realitätsflucht verwende ich hier wertfrei. Denn natürlich sind es die fiktiven Geschichten, die wir dann lesen oder sehen wollen. Was wirklich passiert, das kann man im TV schnell aufnehmen. Irgendwelche Biographien, meinetwegen. Aber selbst wenn das alles mal so passiert ist, so ist es nicht mir passiert und damit wird es zur Fiktion.
Pocke z.B. ist passionierter Krimileser. Er möchte also eine fiktive Story in einer „normalen“ Umgebung. Das hilft sicher bei den Assoziationen, wenn man vielleicht in der Umgebung des Story selbst schon gewesen ist. So was hat ja auch für mich seinen Reiz.
Viele – wie z.B. mein Kollege Theo – lesen Fantasy oder auch Horrorgeschichten. Hier geht es schon fantastischer, weil irreal zu. Die Trennung zwischen „Traum und Wirklichkeit“ bleibt also klar gezogen. Verwechslungsgefahr ist also gering.
Und jetzt, Randy und UMD, ja jetzt, auch Du,Biggi, ja jetze kommen wir.
Science Fiction. Auch hier kann die Umgebung exotisch sein. Fremde Welten, fremde Völker. Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Die Story spielt für gewöhnlich in ferner Zukunft und ist dann eine Projektion des Autors von jetzigen Zuständen auf die Zukunft.
Muss aber nicht. Gegenwart oder nahe Zukunft sind auch erlaubt, wenn die Aliens landen. Ob gut oder böse, alles ist möglich. „Was wäre wenn“ ist hier das Zauberwort. Und das Entscheidende ist natürlich, das dieses Genre keine Grenzen kennt. Selbst die Fantasy, erst recht der Horror sind engen Schranken unterworfen. Da gibt es zwar mittlerweile gerade zur Science Fiction noch Verbindungen, aber diese Crossover werden dann doch eher der Science Fiction zugeordnet und sind dann in der Regel auch lediglich für diese Fans interessant.
Mal abgesehen von der sogenannten Military SF, John Ringo oder auch David Weber als Autoren seien hier beispielhaft genannt, hat Science Fiction häufig noch eine andere wichtige Funktion: Eine Moral wird vermittelt. In der heutigen Zeit ohne Werte, in der Religion (zum Glück) kaum mehr wahrgenommen wird, ist die Sehnsucht nach übergeordneten Leitsätzen fürs Leben gerade zur Orientierung im normalen Alltag unerlässlich.
Montag, 28. September 2020
Uncle Fester: Faszinierend 1/2
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