Am nächsten Morgen hatten Charles und ich die unverdiente Niederlage in Wolfsburg am Vatertag schon abgehakt. Montag würde es zur Revanche kommen und da könnten sich die Radkappen warm anziehen. Aber zunächst machten wir bei gutem Wetter in Dresden weiter, bei herrlichem Sonnenschein erlebten wir an dem Wochenende die bislang schönste Kegelfahrt unseres Vereins, zumindest, seitdem wir dort Mitglieder sind.
Am Freitag stiegen wir gleich nach einem ausgiebigen Frühstück wieder in den Zug, um mit einer S-Bahn in die nähere Umgebung nach Radebeul zu fahren. Von dort fuhren wir zunächst mit der Lößnitzgrundbahn, einer bummeligen Dampflokomotive, weiter zum Schloss Moritzburg. August der Starke hatte dieses Jagdschloss Anfang des 18. Jahrhunderts ausgebaut und das Areal mit mehreren Teichen und Gräben ausgestattet. Diese durchdachte Gartenanlage trug dem Areal den Beinamen „Venedig Sachsens“ ein, zumal sich die Adligen jener Epoche gerne auf Flößen durch die Landschaft chauffieren ließen.
Dies alles hatte der Kutscher näher erklärt, der uns auf unserer obligatorischen Kutschfahrt durch den Park und am Schloss vorbei begleitete. Auf der Fahrt genossen wir das eine oder andere Bierchen und ärgerten uns deshalb nicht mehr allzu sehr über die gestrige Niederlage. Im Restaurant beim Schloss hatte ich noch ein sensationelles Bratenbrot, Mann, war das lecker! Bis auf Bud waren dann auch die anderen Kegelbrüder und -schwestern mit dem Essen zufrieden. Bud konnte die böhmischen Knödel nicht verknusen, da diese nicht aus Kartoffeln bestehen, sondern aus Weizenmehl. Sie waren ihm zu trocken.
Am späten Nachmittag nahmen Ralle, Charles und ich in der Kneipengasse bei einem österreichischen Wirt dringend benötigte Kaltschalen zu uns. Die Frauen fahndeten unterdessen nach dem Meißner Porzellan Outlet. Diesen Laden hatten die Damen am Vorabend während der Stadtführung entdeckt. Ich nehme es vorweg, die Preise waren dann doch zu hoch. Ulf und Nina schauten sich wohl die Frauenkirche nochmal an; zumindest Ulf hätten wir zum Saufen noch gebrauchen können. Bud trinkt bekanntlich nichts.
Abends dann schlichen wir auf der Suche nach einem bestimmten Lokal in einer Seitenstraße herum. Ich ging entschlossen voran und schaute nicht zurück, so dass ich die Anderen bald aus den Augen verloren hatte. Die hatten das Lokal schnell gefunden, während ich in meinem Brauseschädel einfach die Abbiegung verpasste. Als ich dann verspätet im Lokal eintraf, war ich übellaunig und aß einfach nichts von dem organischen Food, den die da anboten. War für mich nichts Leckeres dabei, daher blieb es beim Bier. Ein gemütliches Zusammensein ergab sich hinterher aber noch bei einem Italiener, so dass der Abend in bester Stimmung endete.
Am nächsten Tag war ich dann so richtig begeistert: Ein Kleinbus, so ein 16sitzer, holte uns morgens zur Fahrt durch die sächsische Schweiz ab. Die Fahrerin und Busunternehmerin zuckelte mit uns in dem gut klimatisierten Bus durch die Gegend. Wir hatten reichlich Platz und nutzten den auch, dazu erklärte uns die Fahrerin Gegend und gab passende Geschichten zum Besten. Die war richtig gut, dazu gab es das eine oder andere Bierchen.
An diesem Wochenende hatten wir eh alles mögliche aus der Pulle. Feldschlößchen, Radeberger, Freiberger und auch Hasseröder standen auf dem Speiseplan, im Bus war es wohl Radeberger.
In Erinnerung geblieben sind mir 2 nette Stopps auf der Strecke. Das eine war die Bastei, das andere eine Forellenzucht. Eine Bootsfahrt auf der Elbe gab es zwar auch, aber die war nicht so begeisternd, da wir uns mangels Platz über das ganze Boot verteilen mussten und ich schon etwas müde war. Die Hitze tat ein Übriges.
Auf der Bastei hatten Ralle und ich keine Lust auf die „Kletterei“ durch die wunderschöne Felsenformation. Stattdessen suchten wir uns ein schönes Plätzchen mit Aussicht und pichelten erst einmal einen. Bei dieser Gelegenheit verwickelte uns ein norwegischer Jude in ein Gespräch in englischer Sprache, welches wohl zwei Biere lang dauerte.
Bei der Forellenzucht mampften wir leckere Fischbrötchen, im Schatten saßen Nina und ich etwas abseits. Wir alle waren nach dem köstlichen Mahl gut entspannt und auch bester Dinge. Danach faserte der Nachmittag etwas aus, denn jetzt stand noch die Festung Königstein auf dem Programm. Meine Löwin und ich sowie Josie nebst Ralle fuhren den Fahrstuhl zur Feste nicht mit hinauf. Stattdessen schlichen wir vor der Festungsmauer etwas herum. Hinterher ging es dann aufs Boot und danach in Richtung Dresden mit dem Kleinbus. In dem Bus hätte ich gerne noch länger gesessen, denn der war klimatisiert.
So wurde es erst am Abend wieder gemütlich, als wir um de Ecke von unserem Hotel in einem tschechischen Restaurant zu Abend speisten. Hinterher genossen wir noch die laue Abendluft im Biergarten unseres Hotels. Schon lange nicht mehr hatten wir zusammen so viel Spaß. Stellenweise hatte ich mich schon gefragt, warum wir uns immer noch zum Kegeln treffen. Aber an diesem Abend scherzten und lachten wir zusammen, wie es in der Routine des 4wöchigen Kegelns leider selten geworden ist.
Nach dem Frühstück am nächsten Morgen gingen wir nochmal zum Zwinger. Berta und meine Löwin schauten sich das Porzellanmuseum an und verursachten beim Hinausgehen noch einen kleinen Tumult, weil meine Löwin unabsichtlich einen Alarm auslöste. Bud und ich saßen zu dem Zeitpunkt in einer Cafeteria, hätten also unsere Frauen nicht befreien können.
Sehr unangenehm ist mir noch die Rückfahrt nach Braunschweig im IC der deutschen Bahn in Erinnerung . Zunächst hatte die Bahn unsere Reservierung nicht geregelt bekommen, dann fiel in unserem Wagen noch die Klimaanlage aus.
Ganz großes Kino. Nachdem Ralle und ich den einen Mann fast schon gezüchtigt hätten, weil dieser Blödian zu dämlich war, um seinen gebuchten Platz im Doppeldecker unten aufzusuchen und stattdessen auf Ralles Platz klebte, drohte die Situation weiter zu eskalieren. Erst nachdem ich die Karte zeigte und sich ein Rudel der deutschen Trinkerjugend noch auf unsere Seite schlug, gab er nach und begab sich nach unten, wo er wahrscheinlich seinen Sitz gefunden hatte.
Auf meinem Platz saß ein junger Familienvater, schräg davor gab seine Frau gerade dem Säugling die Brust. Mein Atem ging dabei schwer, mir wurde ganz heiß… Nein, nicht wegen der schönen Brust der Mutter, sondern wegen der unerträglich hohen Temperatur im Waggon. Ich riet der Familie, aus Rücksichtnahme wegen des Kindes den nächsten Waggon, in dem die Klimaanlage noch funktionierte, aufzusuchen.
Die Familie hatte es doch tatsächlich nicht für nötig gefunden, Sitzplätze zu reservieren! Was für Rabeneltern, die lieber mit einem verängstigten Säugling im vollen Zug stehen, um die 13,50€ Reservierungskosten für 3 Plätze zu sparen. Als die weg waren, konnte ich mich endlich setzen und versuchte, mich nicht zu bewegen. Meine Güte, war das stickig. Und zur Krönung hielt der Zug kurz vor Leipzig auf freier Strecke, weil irgendwelche Hools auf dem Klo geraucht hatten. Eine geschlagene Dreiviertelstunde standen wir in der prallen Nachmittagssonne, die Fenster lassen sich im IC ja nicht öffnen.
Als es dann endlich weiterging, war ich endgültig gar gekocht. Dabei hatten wir noch Glück, dass das Zugpersonal den Brandmelder im Klo, der den Strom zur Sicherheit abgeschaltet hatte, lahmlegen konnte. In Leipzig stiegen wir dann in einen funktionierenden Zug um und konnten sogar unsere reservierten Plätze problemlos einnehmen.
In BS angekommen, zeigte Ulf seine ganze Klasse und leierte der Bahn eine Entschädigung von ca. 60,-€ aus der Tasche. Respekt, ich war dafür zu groggy und faul und bin mit meiner Löwin sofort nach Hause gefahren. Ach ja: Meine Löwin hatte leider ihren Autoschlüssel im Nachtschrank des Hotels vergessen. Aber dank unserer Catsitter, den Kindern von Mary und Charles, hatten wir den Ersatzschlüssel bei unserer Ankunft zur Verfügung. Das Hotel sendete uns den Schlüssel übrigens per Post nach Hause.
Dresden – immer eine Reise wert. Und unser Kegelausflug hatte uns bis auf einige Momente sehr viel Spaß bereitet. Da ließ sich die Niederlage von Eintracht verschmerzen.
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