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„Am Strand von Maspalomas, auf Gran Canaria..." Dieser dämliche Song fällt mir immer ein, wenn ich an die Popostecker-Bar denke. An diesem letzten vollen Tag unserer Reise nach Gran Canaria sollte ich die „Strandapotheke" zum ersten Mal betreten. Und ja, diese Kneipe, also die Popostecker-Bar, ist in Maspalomas.
Nach dem ersten Vorglühen an der Bar auf der Terrasse des „Balkon" fuhren wir Jungs mit der Taxe von St. Augustin nach Maspalomas. Wir, das sind neben Onkel Hotte und mir noch Wastl und Mike. Auch diesmal wieder mit dabei: Der Krankenkassenangestellte mit dem asozialen Sprech nach dem fünften Bier.
Bei späteren Besuchen auf Granni sollte ich jedes Mal dort einkehren. Und von meinen späteren Besuchen weiß ich, das die Popostecker-Bar am Rande einer kleinen Einkaufszeile neben der Strandpromenade liegt. Die Bar hat zusätzlich einen Nebeneingang vom ein Stockwerk tiefer liegenden Strand. Und durch eben diesen Nebeneingang sollte ich diese Kneipe beim ersten Besuch betreten.
Weiß der Geier, warum wir nach Playa des Ingles fuhren, um von dort aus über den Strand zur Kneipe zu gelangen. Aber die Sonnenanbeter unter uns wollten noch ein wenig durch den Sand laufen. Wahrscheinlich fehlte ihnen das Sonnenbad am Nachmittag mit ihren Mädels, die ja gottlob nicht mit nach Maspalomas gefahren waren. Also stiegen wir aus der Taxe und betraten den wunderschönen weißen Strand.
Ich schließe jetzt mal kurz meine Augen, im Off ertönt Freddy. „Bre-nnend heißer Wüstensand..." Die gleißende Sonne knallte voll die Hitze auf uns herab, der Himmel war wolkenlos und azurblau. In meinen geschlossenen Halbschuhen stapfte ich über den lockeren Sand. Schon damals empfand ich das Gehen auf Sandstränden als mühselig und eher unangenehm, aber in den 90ern war mein Widerwillen gegen solche Spaziergänge noch nicht so schlimm.
Wie die Ameisen bewegten sich die Menschen auf einer Art natürlichen Straße 50 bis 60 Meter neben der Wasserlinie entlang dem Strand. In Reihe, in beiden Richtungen, wie Ameisen halt. Durch meine schwarze Sonnenbrille konnte ich das Strandleben bewundern. Menschen gingen ins Wasser rein oder hinaus, weiter draußen kreuzten Motorboote und zogen die Wasserskifahrer hinter sich her.
Menschen lagen am Strand, sonnten sich... Und auf einmal waren alle nackig! Wir passierten offensichtlich den FKK Bereich des Strandes, der nur markiert war und nicht sichtgeschützt, wie dies in Deutschland der Fall wäre. Deshalb blieben mir auch einige unschöne Körper nicht erspart (Ich hatte damals zwar ne Molle, war aber ansonsten noch schlank und hatte sogar Haare auf dem Kopp).
Der ganze Spuk dauerte zum Glück nicht lange. Irgendwann tauchte die Betonwand der besungenen Strandpromenade von Maspalomas auf. Zwei, drei Stufen bis zur Tür - wir waren endlich am Ziel angekommen.
Den ganzen Weg am Strand lang, weit über eine Stunde lang, hatte uns Wastl von dieser Kneipe, der Strandapotheke, vorgeschwärmt. Er nannte sie immer die „Popostecker-Bar", weil der Laden von einem schwulen Pärchen betrieben wurde. Gran Canaria sei ja auch DIE „Schwuleninsel" schlechthin, wobei sich Wastl bei dieser Erklärung einen Seitenblick in Richtung Onkel Hotte nicht verkneifen konnte.
Die sexuelle Ausrichtung des Barmanns war an seiner säuselnden Aussprache und dem femininen Habitus unschwer zu erkennen. Er bot uns neben einem frisch gezapften Pils auch sogleich die Spezialität des Hauses, ein Bulettchen, an. Ich denke bis heute, dass er die Bulette einfach nur in die Hand zu nehmen brauchte, um sie zu erhitzen.
Dank der Klimaanlage war die Kneipe angenehm temperiert. Für viele von Euch mag der Gedanke, an einem sonnigen Ort wie Granni in der dunklen Kneipe zu hocken, abartig erscheinen, aber ich hatte schon immer etwas Bammel vor Sonnenbrand und eine Abneigung gegen Sonnencremes. Außerdem wird da das Pils nicht so schnell kalt. Das Pils lässt die Mannschaft übrigens aus Deutschland einfliegen, wie mir Wastl glaubhaft versicherte. Also wenn Ihr mal auf Granni seid...
Bier und Wodka Lemon waren meine Getränke, die Anzahl kann ich nicht mehr bestimmen. Wir hatten jedenfalls einen Bärenspaß in dem Laden, bis sich unsere Wege trennten. Während Mike und der Krankenkassenangestellte Sehnsucht nach ihren Mädels hatten und mit der Taxe nach St. Augustin zurückführen, zogen Wastl, Onkel Hotte und ich weiter nach Playa des Ingles in die Cita zu Rosi.
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