Mittwoch, 18. März 2015

Contramann: kurz gesehen im März

Was musste ich da gleich am Monatsanfang im Spiegel lesen?
http://www.spiegel.de/schulspiegel/wissen/lehrerstreik-schafft-die-schulbeamten-ab-kommentar-a-1021362.html
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/lehrerstreik-nicht-bei-den-falschen-sparen-kommentar-a-1021418.html
Lehrerstreik! Gefahr, Gefahr! Diese beiden Kommentare sind Lehrerbashing at his Best! Und wenn man die Kommentare liest, erkennt man unschwer, das es eigentlich ums Beamtenbashing geht. Das ist für Contramann natürlich der Aufhänger des Monats.
Die GEW (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft) fordert für Lehrer im Angestelltenverhältnis 5,5% mehr Lohn und diese streiken zum Zeitpunkt dieses Beitrages in 5 Bundesländern. Hier ein paar Facts zum Thema Lehrer und und ihr ach so leichtes Leben:

http://www.zeit.de/wirtschaft/2015-03/lehrerstreik-faktencheck-klischees
Bitte lies Dir diesen Artikel der Zeit durch und vergleiche dann die dortigen nackten Zahlen mit den Spiegel Kommentaren. Hanebüchen, wie unwissend manche Zeitgenossen sind. Aber erst mal die Schnauze aufreißen!
Da wird von einem Unterschied im Netto von 500,- € gefaselt und dem sicheren Arbeitsplatz, bla bla bla. Speziell Lehrer arbeiten ja nur vormittags und haben soo viel Urlaub – die Ferien! Wie gesagt – den Artikel der Zeit lesen und danach die Fresse halten.
Übrigens, der Beamte zahlt seine Kranken- und Pflegeversicherung vom Netto selbst. Wenn eine Ehefrau darüber noch versichert werden muss, wird es aber eng.Und die „bessere“ Behandlung beim Arzt... Der kann einfach mehr abrechnen und therapiert auf Teufel komm raus, bringt ja Kohle. Für den Patienten wird die Behandlung damit günstigstenfalls umfangreicher, aber nicht besser.
Sicherer Arbeitsplatz und hohe Pension. Ich seh die Kritiker des Berufsbeamtentums schon mit Schaum vorm Mund da sitzen. Ich sage nur: Im Großbetrieben wird nicht nur besser verdient – das holt ein Beamter im Leben nicht auf – und auch kürzer gearbeitet, da gibt es auch noch eine Betriebsrente. Und zum Thema Unkündbarkeit... Im großen Konzern? Wer will Contramann denn so etwas erzählen?
Schlimm sieht es dagegen in kleineren und mittleren Betrieben aus. Aber wenn sich Kritik von der Seite nur auf Beamte und maximal auf Angestellte im öffentlichen Dienst beschränkt, dann nehm ich dies auch nicht wirklich ernst. Solche Kritiker sollten sich bei ihren Gewerkschaften besser für eine Gleichbehandlung der Bezahlung und auch Arbeitsbedingungen in Groß- wie in kleineren Betrieben stark machen.
Ich weiß, ist vergeben Liebesmüh. Aber wenn man diese Art von Kritikern fragt, warum sie dann nicht selbst im öffentlichen Dienst arbeiten, kommt dann häufig „das ist mir zu langweilig“. Mit derartigen Äußerungen haben sich in der Vergangenheit schon viele mir gegenüber vollkommen entblödet.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/ttip-haelfte-der-deutschen-findet-freihandelsabkommen-mit-usa-gut-a-1000224.html
Allein als ich die Überschrift las, setzte bei mir sofort der Herzschlag aus. 50% der Deutschen sollen laut einer EMNID Umfrage TTIP gut finden. Naja. Liegt wohl eher daran, dass die meisten Leute sich nicht (mehr) für politische Themen interessieren. Tagesschau gucken und ich weiß Bescheid! Oder: „Ficken? Find ich gut!“
Immerhin 32% finden TTIP schlecht. Aber diese Überschrift alleine hat eine ganz andere Aussage. Wenigstens schreibt der Spiegel, das TTIP hauptsächlich wohlhabenden Menschen etwas Positives bringt. Halt – Stop! Darum geht es doch gar nicht!
Alle, auch die Wohlhabenden, werden verlieren. TTIP nützt nur großen, zumeist amerikanischen Konzernen. Der einzelne Mensch kann da nur verlieren, z. B. bei schlechteren Umweltstandards. Aber das merken die Meisten erst dann, wenn es zu spät ist. Und wahrscheinlich noch nicht einmal dann.

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/bahnstreik-ruecksichtslose-lokfuehrer-13247936.html
Es geschah im letzten November. Die bösen Lokführer wollten mal wieder streiken. „Rücksichtslose Lokführer“ titelt die FAZ, sieht sie doch ihre Klientel, den stressgeplagten Mitarbeiter des mittleren Managements eines xbeliebigen internationalen Konzerns auf Dienstreise im Intercity, der die FAZ zwischen 2 Pornofilmen auf dem Laptop liest, in Schwierigkeiten.
Für diese leistungsbereiten Highperformer ist Solidarität nicht nur ein Fremdwort, sondern tatsächlich ein rotes Tuch. Denn das die GDL diesmal gerade für die Zugbegleiter, also nicht nur für die Lokführer selbst gestreikt hat, teilt die FAZ uns natürlich nicht mit.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/tabakrichtline-marlboro-produzent-philip-morris-verklagt-die-eu-a-1000839.html
Und hier ein Sturm im Wasserglas. Philip Morris verklagt die EU, weil diese in ihrer neu beschlossenen Tabakrichtlinie den Mitgliedsländern nicht nur die Möglichkeit einräumt, die Hersteller zum Zeigen von Schockbildern (Raucherbeine, krebsverseuchte Lungen etc.) auf den Packungen zu verdonnern, sondern auch im extremsten Fall zu Einheitsverpackungen zu zwingen. Dann würde der Raucher nicht mehr sehen, ob er Camel oder HB raucht.
Klingt zugegebenermaßen selbst für Contramann als Nichtraucher ziemlich schräg, sollte die Zigarettenindustrie aber nicht wirklich schocken. Das würde einen Raucher immer noch nicht vom Rauchen abhalten. Denn selbst wenn die Schachtel 20,- € kosten würde, hätte dies für die Tabakindustrie kaum nennenswerte Einbußen zur Folge.
Oder doch? Ich bin da skeptisch und halte die Klage für überflüssig. So was macht nur die Anwälte reich.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/bahnstreik-kommentar-zur-lokfuehrergewerkschaft-gdl-a-1001047.html
Da hab ich vorhin doch glatt die Hetze von Spiegel Online zum Lokführerstreik vergessen. Scheinheilig wird in diesem Beitrag zuerst die allgemeine Sympathie des Kommentators Stefan Kuzmany bekundet, um dann die GdL scheinbar objektiv als beleidigte Leberwurst hinzustellen, die sich im Kompetenzgerangel mit der angeblich größeren Gewerkschaft EVG verliert.
Kuzmany leitet den Bereich Meinung und Debatte bei Spiegel Online. Lässt ja tief blicken, das der Spiegel so ein Ressort überhaupt nötig hat. Meinung(smache), pah!

http://www.heise.de/tp/artikel/43/43319/1.html
Hier ein schöner Beitrag auf Telepolis, einer qualitativ wirklich sehr guten Internetquelle. „Leserkommentare abschalten?“ fragt der Kommentator.
Hintergrund ist die Behauptung von Journalisten wie dem Spiegel Autor Neef, das Leserkommentare zu Artikeln gezielt gesteuert wären, um Beiträge zu verunglimpfen und nicht wirklich eine repräsentative Meinung der Leser abbilden würde. Aha. Ich glaube ja eher, das die Berichterstattung gesteuert ist. Schön zeichnet der Autor in diesem lesenswerten Artikel nach, das die Chefredaktionen z. B. In der Ukraine Berichterstattung nicht wirklich nachgeprüft hatte, ob die vorgekommenen Fehler in der Berichterstattung zufällig sind oder vielleicht doch etwas mit Netzwerken zu tun haben, wie sie von Wagner und Uthoff in der Anstalt angesprochen wurden.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/jan-fleischhauer-ueber-wladimir-putin-und-mh17-abschuss-kolumne-a-1004898.html
Aah, ein Leckerli! Gerhard Löwenthal ist wiederauferstanden in der Gestalt des Jan Fleischhauer. Diese Kommentare im wöchentlichen Blog für Spiegel Online triefen nur so von Linkenhass, das es eine Freude ist. Zumindest zieht Fleischhauer in den Kommentaren eine Menge Klicks auf sich, mehr hat bestimmt kein anderer.
Egal, ob „vieles dafür spricht“, das beim Abschuß der malayischen Verkehrsmaschine über der Ukraine „die Waffe aus Rußland stammt“ oder ob „man einem Mann vertrauen soll, der bis heute Lügen verbreiten lässt“. Genau, es geht um Putin.
Fleischhauer spricht in der Folge von dichten Indizienketten, hat aber selbst keine Beweise zu bieten. Stattdessen wirft er der russischen Regierung Halbwahrheiten und Desinformation vor. Bitte lesen, Agitprop at his Best!

http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/dgb-umfrage-mehrheit-der-arbeitnehmer-wuerde-gern-weniger-arbeiten-a-1006511.html
Und dann – überraschenderweise – dieser Artikel. Eine Mehrheit der Arbeitnehmer würde gern weniger arbeiten; Infolge flexibler Arbeitszeiten fallen auch viele (unbezahlte!) Überzeiten an. Darum geht es eigentlich in diesem Artikel, der eine Menge Zahlenmaterial bietet.
Oder anders formuliert: Würden diese Überstunden bezahlt – steuerfrei, versteht sich – würde wohl kein Arbeitnehmer meckern. Das man statt der Überstunden evtl. zusätzliches Personal einstellen könnte, dürfte für die meisten Arbeitnehmer nachrangig sein.
Meint zumindest Contramann und wartet auf entsprechende Statistiken.

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/versuch-russland-zu-verstehen-zusammen-sind-wir-wenigstens-zusammen-13078442.html
Dieser FAZ Artikel ist aus dem August letzten Jahres und somit etwas älter. Anna Prizkau, die Autorin, schreibt fürs Feuilleton der FAZ und hat was gegen Russen und „Friedensbewegte“. Noch ein Beispiel gefällig:
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/verschwoerungstheoretiker-formieren-sich-in-deutschland-13306679.html
Hier geht es um „Verschwörungsjournalisten“, die Putin lieben und partout dem Westen hinterlistige Machenschaften unterstellen. Locker überholt sie Fleischhauer auf der rechten Spur, ohne allerdings dessen Überzeugungskraft zu entwickeln. Einen schönen Kommentar zu den Beiträgen der Frau Prizkau findet sich hier:
http://von-focus-abgelehnt.blog.de/2014/08/04/anna-fritzkau-darf-bloeden-hetzartikel-russland-schreiben-19046851/
Schöner Name für nen Blog. Die Werbung für Ulfkotte auf der linken Seite irritiert mich allerdings etwas.

http://www.focus.de/finanzen/experten/seiwert/work-life-balance-erfolg-fuehrt-nach-innen-die-zeit-des-vertroestens-muss-ein-ende-haben_id_4518868.html
Work-Life-Balance Kurse für Manager? Kann Contramann sich nur so erklären, das diese Typen von Managern schon derart zu Zombies mutiert sein müssen, das sie auch ihre Freizeit von irgendeinem Dussel organisieren lassen müssen.
Spontanität? Bei einem deutschen Manager? Natürlich Fehlanzeige. Schlimm, wenn ich als Arbeitnehmer erkennen muss, das ein Typ, der meinen ganzen Einsatz sehen möchte, nicht einmal Manns genug ist, um sein (Privat)leben allein zu meistern.

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