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Am 9. Juni dann war es endlich soweit:
Ich hatte die Vermögensaufstellung fertig und schickte diese an das
Amtsgericht, so wie ich es kurz nach Walters Tod mit dem Amtsgericht
besprochen hatte. Den Inahlt der Kassette konnte ich nur grob
beschreiben. Einen Wert angeben ging gar nicht, da hätte ich die
Münzen schätzen lassen müssen. Hierzu wartete ich natürlich auf
eine entsprechende Aufforderung durch das Amtsgericht.
Laut der Testamentskopie in Walters
Unterlagen war das Testament beim Amtsgericht hinterlegt. Eine
Übersendung dieser Kopie erübrigte sich somit in meinen Augen.
Dann stand auch der Termin zur
Seebestattung. 13.Juli in Travemünde. Walters bester Freund und
Trauzeuge nebst Gattin hatte auch Zeit. Ich hatte 2-3 mal mit ihm
telefoniert und freute mich darauf, ihn kennenzulernen. Dann war da
ja noch die Schwägerin aus Florida. Die Schwester seiner
verstorbenen ersten Frau wurde von Walter in der Vergangenheit
erwähnt.
„Ich werde die Tante aus Florida
anrufen. Die steht ja auch im Testament mit drin.“ sagte ich zu
Mutter, denn ich wollte der Frau wenigstens Bescheid sagen.
„Nein, mach das nicht. Die kommt
sowieso nicht.“ erwiderte meine Mutter.
Ich hatte trotzdem vor, diese Frau
anzurufen, kriegte es dann aber nicht auf die Reihe. Dazu schien
diese Frau nicht ganz koscher zu sein. Mutter erwähnte dies immer,
wenn die Sprache auf diese Frau kam. Beim Tode einer anderen
Schwester von Walters erster Frau soll sie einfach nur nach Hannover
gekommen sein, um das Geld abzuholen.
Mit diesen Sachen hatte ich zwar nichts
zu tun, aber irgendwie hielt ich mich dann an Mutters Wunsch, diese
Frau nicht mit einzubeziehen.
Im wesentlichen passierte dann bis zum
13. Juli nichts mehr. Meine Löwin und ich sowie Berta kümmerten uns
um Mutter. Wir freuten uns, das es ihr augenscheinlich wieder besser
ging. Sogar die ersten Reisepläne hatte sie schon wieder. Das klingt
jetzt pietätlos, aber Walter und Mutter sind jahrelang mehrmals pro
Jahr weggefahren. Ob mit dem Schiff über den Jangtsekiang oder 8
Wochen im Winter in Spanien oder der Türkei. Ich denke, dies wäre
auch in Walters Sinne gewesen.
Wir fuhren mit 2 Autos nach Travemünde.
Dort trafen wir auch Walters Freund nebst Gattin. Beim Kaffeetrinken
kamen wir uns etwas näher. Walters Freund war auch nicht mehr der
Jüngste und so verlief die Unterhaltung etwas steif und zäh. So
hatte ich mir das nicht vorgestellt. Schade.
Auf dem Schiff unterhielt ich mich
hauptsächlich mit Walters Freund und trank noch ein Bier und nen
Korn auf Walters Wohl. Der Kapitän sprach noch ein paar schöne
Worte und ließ dann die Urne zu Wasser. Mutter warf einen Strauß
roter Rosen hinterher, wir Anderen hatten einen Korb voller
Blütenblätter, die dann bei der Umkreisung der Bestattungsstelle
das Wasser schmückten.
Die Seebestattung an sich war, kurz
gesagt, würdevoll und Walter war wieder bei seiner ersten Frau, die
auch dort bestattet worden war. Insgesamt 8 Wochen lang hatte uns
diese Beerdigung in Trab gehalten, jetzt fehlte nur noch die
Nachricht vom Amtsgericht, was ich noch tun soll. Dann gäbe es den
Erbschein und wir könnten die Bestattung bezahlen.
Noch am selben Abend, als wir nach
Hause kamen, war der Brief vom Amtsgericht da. Es war ein Schlag ins
Gesicht.
Alleinerbin ist die Frau aus Florida!
Es hing sogar noch die Kopie eines handschriftlichen Testaments aus
dem Jahr 1994 dran, nachdem Walter und seine Frau u.a. diese Frau als
Erben einsetzten. Die anderen waren zwischenzeitlich verstorben.
Dann fragte das Amtsgericht noch, ob
wir denn ein anderes Testament hätten. Dort würde kein anderes
vorliegen. Ich war wie vor den Kopf geschlagen.
Offenbar hatte das Amtsgericht nur
oberflächlich in den Akten nachgeschaut. Und die Krönung des
Ganzen: Testamentseröffnung war am 30. Mai gewesen und keiner hatte
mir Bescheid gesagt! Da hatte das Amtsgericht ja richtig Mist gebaut.
Am Montag wollte ich gleich zum
Amtsgericht hin, um die Sache zu klären. Meiner Mutter sagte ich
erstmal nichts davon. Schließlich wollte ich sie nicht unnötig
aufregen. In den vergangenen Wochen hatte sie sich öfters schon
genug aufgeregt und hörte schon Musik. Also quasi Stimmen.
Am Montag würde
ich alles klären können.
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