Dienstag, 28. Oktober 2025

Uncle Fester: grad gelesen Oktober 2025

Miles Cameron - Artifact Space
„Die gewaltige Space Opera vom Meister des epischen Erzählens“, so wird es auf der Rückseite dick und fett versprochen. Nach Lektüre dieses ersten Buches von zweien kann ich behaupten, endlich verstanden zu haben, was episch bedeutet: Langes und ausführliches Herumschwafeln zur Verwirrung des Lesers, auf das dieser viel Energie aufwenden muss, um das Buch nicht einfach in die Ecke zu schmeißen. Und immer wieder zurückblättern. „Wie war das doch noch gleich…“
Der ganze Roman wird aus der Sicht der Protagonistin erzählt. Dies ist Marca Nbaro, die in einem Waisenhaus unter einem rigiden Dominus zu leiden hatte. Sie fälscht ein Offizierspatent und flüchtet sich von der Raumstation New London City auf das Großraumschiff Athen, welches sich auf die fünfjährige Handelsreise gen Trade Point, einer anderen wichtigen Raumstation, begibt. Von ihren Häschern wird im Fortgang der Story nichts mehr zu hören sein.
Zur Szenerie: Die DMK (Direktorat Menschlicher Korporationen) kann man sich als Nachfolger der westlichen Demokratien vorstellen, welche mit einer Alienzivilisation, die Seesternen ähneln, Handel treiben. Die Alien liefern Xenoglas, die Menschen Edelmetalle wie Gold, aber auch Kupfer oder Bronze. Dies geschieht dann auf Trade Point, dem anderen Ende der DMK Einflusssphäre. Auf der 3jährigen Reise dorthin tauscht und handelt die Athen, eines von nur 9 mehrere Kilometer langen Großschiffen der DMK, Güter mit den menschlichen Kolonien auf dieser Route.
Privater Handel ist erlaubt - irgendwie erinnert die DMK an die Ferengis. Selbstverständlich gibt es auf dem Weg zum Xenoglas, dem Motor der technischen Innovationen, Feinde zu bekämpfen. Da hätten wir zum einen die PTX, eine andere Menschenfraktion - quasi die Chinesen, als Sozialisten verkleidet. Und die Bläschen, eine andere Alienzivilisation, von denen keiner weiß, woher sie kommen und was sie wollen. Es scheinen aber Feinde der Seesterne zu sein.
Die ersten 200 Seiten plätschern mit endlosen Beschreibungen der Hierarchien an Bord nur so dahin; da war der Drang, das Buch wegzulegen, fast übermächtig. Aber zum Glück ging dann die Aktion langsam los. Viel Gewalt, viele Leichen. Und das Beste: Auch Freunde von Nbaro erwischt es eiskalt.
Die von ständigen Selbstzweifeln geplagte Nbaro macht sich im Laufe der Handlung unentbehrlich und steigt am Ende zum Leutnant auf, nachdem sie zuvor quasi im Alleingang das Schiff vor den Bläschen gerettet hatte. Am Ende dieses Bandes gibt es eine große Schlacht am Trade Point, wo sich die Pilotin Nbaro selbstverständlich auch wieder auszeichnen darf.
Wie Ihr seht, gibt es wenig Handlung. Die junge Nbaro verliebt sich wohl in den Wissenschaftler Dorcas; beide sind irgendwie noch geheimdiensttechnisch unterwegs und in ein Neuralnetzwerk mit der Schiffs KI involviert. Dafür sind mir allerdings noch einige unschöne Eigenarten in diesem Roman ins Auge gesprungen.
Die Zahl der offenbar wichtigen Personen erscheint auf den ersten 200 Seiten übermäßig hoch. Erschwert wird das Verständnis zusätzlich noch dadurch, dass der Autor die einzelnen Personen mal mit Nachnamen, dann mit Spitz- oder Vornamen benennt. Dies dient nicht unbedingt einer angenehmen Lesbarkeit des Buches. Erst nach dem ersten Drittel hört der Autor so nach und nach auf, den Leser mit dieser Eigenart zu quälen.
Dass Transsexuelle Personen mit kruden Pronomen beschrieben werden, finde ich erst recht nicht toll. Und überhaupt sieht mir das Ganze dank der militärischen Ordnung an Bord eher wie Military Science Fiction aus. Der „Sense of Wonder“ ist hier eher gering. Dennoch habe ich mir diesen Wälzer durchgelesen. Ist dann doch eine nette Unterhaltung, mehr aber auch nicht.

Miles Cameron - Deep Black
Der zweite Band knüpft nahtlos an den ersten an. Wobei ich argwöhne, dass es sich bei dem gesamten Werk eigentlich nur um einen Roman handelt, welcher aus verkaufstechnischen Gründen auf zwei Bücher aufgeteilt werden musste.
Nachdem Tradepoint nahezu zerstört worden war und die Seesterne aus dem System als auch aus der Romanhandlung verschwunden sind, konzentriert sich das Geschehen zunächst auf die Bläschen. Sie selbst nennen sich Hinh und bekämpfen die Seesterne, weil diese einen Genozid begangen haben sollen. Hierzu bis zum Schluss keine Aufklärung.
Auf dem Nachhauseweg nach New London folgt nach Trade Point New Texas. Die dortigen Menschen haben sich von der DMK losgesagt und stecken hinter allen bisherigen Anschlägen. Verbündet sind sie mit den Teilen der Hinh, welche nicht mit der Athen verbündet sind. Die - also unsere Freunde - bekommen zusätzlich die Unterstützung eines PTX-Schiffes sowie der Dubai, einem verloren geglaubten Großschiff.
Auch hier steht am Ende eine große Raumschlacht, welche Nbaro und ihre Freunde gewinnen. Jetzt tauchen sogar die Seesterne wieder auf und vertragen sich gar mit den Hinh - der Genozid ist kein Thema mehr, Nbaro und Dorcas machen es möglich. Ganz am Ende wird Nbaro in den Rat der DMK gewählt, Thea Drake an ihrer Seite. Wo ist Dorcas? Hab ich vergessen und ich schlage es auch nicht mehr nach.
Der Schluss dieses fetten Schmökers lässt den Leser enttäuscht zurück. Alle Handlungsstränge bleiben offen, Hintergründe über die Verschwörung bleiben im Dunkeln. Ganz schwaches Finale also. Nur eine Fortsetzung könnte den schlechten Gesamteindruck noch schmälern. Tatsächlich wirkt es so, als ob der Autor keine Lust mehr auf den Stoff gehabt hätte.

Donnerstag, 23. Oktober 2025

Hartmudo: Belgien

16
Ich kam nicht drauf - aber was waren jetzt die noch möglichen Optionen? In diesem Moment übernahm meine Löwin die Initiative; ich selbst war wie gelähmt und typischerweise in meinen sich im Kreis drehenden Gedanken gefangen. Die Welt um mich herum schien sich von mir zunehmend zu entfernen. Es war wieder so weit: Ich wollte mich nur noch ganz schnell unter einer Decke verkriechen und zusammenrollen.
Wie in Watte beobachtete ich meine Löwin, die zielstrebig zur Mitarbeiterin des Atomiums am Fahrstuhl ging, welcher direkt in die unterste Kugel und damit zum Ausgang führte, um ihr meine missliche Lage zu schildern.
Eher mühsam als achtsam löste ich mich aus meiner Starre und folgte meiner Löwin, um mich am Fahrstuhl in das Gespräch zwischen meiner Löwin und der Mitarbeiterin einzuschalten. Ich musste jetzt aktiv werfen - wie schaute das denn sonst aus? Meine Passivität machte mir zu schaffen; ich schämte mich regelrecht.
Mit meinem sehr brüchigen Englischkenntnissen erklärte ich der Mitarbeiterin die Situation und äußerte die Hoffnung, dass irgendjemand meine Brieftasche gefunden und diese sofort bei ihr abgegeben hätte. Schließlich war ja kein Bargeld drin gewesen und mit den Karten sollte auch nicht sehr viel anzufangen sein.
Leider konnte die Frau meine Löwin und mich nicht mit einer frohen Nachricht beglücken. Dank jahrelanger Tätigkeit im Atomium wusste sie zu berichten, dass sich professionelle Taschendiebe standardmäßig vor dem Atomium aufhalten würden und die Klagen hierüber nicht gerade selten seien. Auch würde die Polizei nicht mehr dagegen ankommen.
Aber ich könnte ja mal an der Information in einem der Pavillons vor dem Atomium nachfragen, vielleicht hätte ich da ja Glück. Freundlicherweise schleuste sie uns an der langen Schlange vor dem Aufzug zum Erdgeschoss vorbei, so dass wir sofort zur Information gelangen konnten. Derweil hatte ich Kredit- und Bankkarte noch nicht sperren lassen, da ich immer noch hoffte, dass sich die Brieftasche wieder von allein anfinden würde.
In Braunschweig war mir Ähnliches bereits ein- oder zweimal widerfahren und die Brieftasche fand sich dann doch wieder an. Hier denke ich vor allem an einen Besuch des Wolfenbütteler Weihnachtsmarktes mit unserem Kegelverein, den Trantüten. Da konnte ich mir meine Brieftasche am folgenden Tag bei der KVG in Wolfenbüttel abholen, weil ein freundlicher Fahrer meine Brieftasche in der Zentrale angegeben hatte.
Im Erdgeschoss angekommen, fragte ich hoffnungsvoll die Kontrolleure im Eingangsbereich, ob nicht vielleicht ein freundlicher Zeitgenosse meine Brieftasche gefunden und dort abgegeben hätte. Achtsam, aber bestimmt, wurden wir an die Information verwiesen. Wir hatten schon den Eindruck, dass die Kontrolleure eine derartige Anfrage nicht zum allerersten Mal in ihrem Berufsalltag zu hören bekommen hatten.
Desillusioniert betraten wir die Information. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich bereits wieder in meinem Schneckenhaus verkrochen und überließ meiner Löwin den aktiven Part, den sie auch souverän bewältigte. Die Dame am Informationsschalter notierte sich artig meine Telefonnummer, um uns zu kontaktieren, falls die Brieftasche überraschenderweise doch wieder auftauchen sollte. Unnötig zu erwähnen, dass sie uns eher mitleidig abfertigte.
Das kann ich aber auch verstehen. Ich möchte nicht wissen, wie viele Touristen pro Tag mit einem ähnlichen Ansinnen bei ihr vor dem Tresen standen. Wenigstens konnte sie mit einer Information dienen, die für uns in dieser Situation unerlässlich war. Meine Löwin hatte gleich dran gedacht, ihr diese Frage zu stellen.
Die nächste Polizeistation befand sich offenbar fußläufig lediglich in zehn Minuten Entfernung. Augenblicklich setzten wir uns dorthin in Bewegung. Jetzt endlich dachte ich daran, Kredit- und Bankkarte zu sperren. Mittlerweile war mir klar geworden, dass der Junge auf dem weißen Pferd nicht mehr kommen und mir meine Brieftasche aushändigen würde.
Düstere Gedanken umwehten mein schütteres Haupt; Da wurde negative Gedanken von Ende 2001 wieder hochgespült. Seinerzeit - es geschah zwischen Weihnachten und Neujahr - hatte ich meinem Freund Klaas bei der notwendigen Renovierung seines neu angemieteten Hauses in Klein Schöppenstedt geholfen.
Sowohl mit Klaas als auch mit Jock verband mich unser Spieleabend, den wir allwöchentlich an den Montagabenden mit der Nintendokonsole verbracht hatten. Da half man sich gegenseitig; insbesondere Jock hatte auch mir 2 Jahre zuvor bei meinem Umzug zum Amalienplatz ohne viel Federlesen geholfen gehabt.
Um es kurz zu machen: Als ich nach der Renovierung erschöpft an der Tanke angehalten hatte, um mir noch einige kalte Biere zur Entspannung zu gönnen, musste ich feststellen, dass meine Geldbörse inklusive sämtlicher Papiere abhanden gekommen war. Und ich hatte auch sofort einen Verdacht gehabt.
Als erstes war ich zu Klaas zurückgefahren, um meine Geldbörse dort noch einmal zu suchen. Natürlich Fehlanzeige. Der Typ jedoch, welcher mit mir ein Zimmer tapeziert hatte und von dem ich aufgrund seines Verhaltens annehmen musste, dass er dem Genuss von Koks oder Speed zumindest nicht ablehnend gegenüber stand, schien mir hinreichend genug verdächtig für einen Diebstahl zu sein.
Klaas konnte mir glaubwürdig versichern, dass dieser es nicht gewesen sein konnte, da er seine Kokainabhängigkeit überwunden und seine Strafe abgesessen hätte. Vielleicht 10 Jahre später erhielt ich einen Anruf der Polizei, die meine Geldtasche anlässlich einer Hausdurchsuchung bei diesem Typen gefunden hatte. Die 300 DM waren da natürlich nicht mehr drin gewesen - wie überraschend!
Nun wurde bekanntlich weniger Tage nach diesem Diebstahl der Euro eingeführt. Und etwas einen Monat später hatte ich meine Löwin auf einer Party kennengelernt gehabt - da gibt es zeitlich also einen Zusammenhang in meinem Leben.

Freitag, 17. Oktober 2025

Hartmudo: Superwumms

32
Oder besser gleich zum Folgetag - dem 28. Februar. Da hatte ich vormittags - passt an dieser Stelle - einen Termin bei meinem Orthopäden. Die Nachsorge zu meinem rechten Handgelenk. Das war immer noch etwas steif, so dass ich mir 6 Sitzungen einer Ergotherapie verschreiben ließ. Der Orthopäde bot mir das an; an seiner fachlichen Qualifikation ist nicht zu rütteln. Wie immer fühlte ich mich bei ihm gut aufgehoben. So ging ich an diesem Tag noch frohgemut aus seiner Praxis; der nächste Termin: siehe oben.
Selbstverständlich gab es noch einen weiteren Grund, der meine Laune nach vorne gebracht hatte. Denn nachdem mich meine Löwin frühmorgens zum Orthopäden gebracht hatte, um danach einen eigenen Termin wahrzunehmen, hatten wir zwei uns für hinterher im Schloss zum Frühstück verabredet. Das Schloss - also die Schlossarkaden - befindet sich bei meinem Orthopäden um die Ecke. Im Play Off - Obergeschoss - gibt es Frühstücksbuffet.
Um 9.00 Uhr machen sie auf; Wir waren mit die ersten Gäste und saßen dann im typischen Dekor eines amerikanischen Diners. Als da wären die rot-weiß farbene und massive Sitzbank aus leicht zu reinigen den Kunstleder und stabile Stühle mit Armlehnen und roter Kunstledersitzfläche. Plump und massiv, wie der Ami es gern mag. Auf dem dunkelbraunen Tisch war in der Mitte eine kleine Glasvitrine integriert; Sympathischerweise befanden sich einige Eintracht-Devotionalien in dieser Vitrine: Wimpel, Flyer und eine Postkarte der 67er Meistermannschaft.
Allein bei diesem Anblick schlug mein Herz höher; da wurden Erinnerungen wach. An meinen ersten Trip an die Westküste im März 1992, als ich mit Kroll, Pocke und Tesla in San Franzisko angekommen war und wir ein Motel 6 in San Jose bezogen hatten. 2 Queen Size Betten in einem Zimmer für 4 Leute. Würde ich heute nicht mehr so machen.
Und am ersten Morgen frühstückten wir dann bei Denny's, einer der vielen amerikanischen Franchiseketten. Denny's Restaurants sind rund um die Uhr geöffnet und bieten gerade morgens das typisch amerikanische Frühstück an, welches ich dort kennenlernen durfte. Bis heute ist dies mein Lieblingsfrühstück.
Ich hatte seinerzeit ein "All American Grand Slam". Hashed Browns, Scrambled Eggs, Sausages, Bacon, Baked Beans und eine Grilltomaten bildeten das Ensemble auf dem Grund des Tellers. On Top gab es dann noch 3 Pancakes; der Ahornsirup stand stilgerecht mittels einer Plastikflaschen auf dem Tisch zur Verfügung. Der Kaffee (und der war wirklich grausam) wurde von der flinken Bedienung im Vorbeigehen ständig nachgefüllt.
An diesem Tag im Play Off gönnte ich mir von allem einen ordentlichen Teil, Hashed Browns gab es allerdings nicht. Stattdessen schmierte ich mir deutsche Brötchen mit Wurst und Käse dazu. Es war mal wieder schön, den Morgen mit einem tollen Erlebnis füllen zu können statt mit der neuen Routine vom Verzehr von Brot vor dem heimischen Fernseher. Die dazu konsumierten Folgen einer Serie (zu der Zeit Watzmann ermittelt) halfen zwar dabei, meine düsteren Gedanken in den Hintergrund zu drängen, erfüllten mich jedoch nicht Euphorie.
Anders an diesem Morgen. Wir scherzten noch während des ausgiebigen Frühstücks und schlenderten hinterher durch die Stockwerke der Schlossarkaden, ehe wir uns auf den Weg nach Hause begaben. Derart gut aufgelegt, wagte ich mich dann am frühen Nachmittag in den Keller, um mein Fahrrad zum ersten Mal seit Wochen zu begutachten.
Als erstes fiel mir der getrocknete Blutfleck auf dem Mittelträger ins Auge. Beim Abstellen des Rades direkt nach dem Unfall muss da wohl Blut von meiner gebrochenen Nase draufgefallen sein. Jetzt, fast zwei Monate später, wischte ich den Fleck weg. Das Wetter war ansonsten bereits leicht frühlingshaft.
Das schrie förmlich nach einer kleinen Spritztour mit dem Rad, deshalb machte ich dies auch. Nach bald zwei Monaten wieder auf dem Rad; man soll ja so schnell als möglich wieder auf den Drahtesel steigen, um keine bleibenden Ängste zu haben. Meine Ärzte hatten mir dies ein geschärft gehabt, und deshalb ging es an diesem Tag los.
Selbstverständlich fuhr ich sofort die Straße links runter, an deren Ende ich mich auf die Fresse gelegt hatte. Wenn schon denn schon! Mir war schon ein wenig mulmig in der Magengrube gewesen, deshalb nahm ich bereits lange vor Ende der Straße und des Gefälles das Tempo sehr vorsichtig raus und steuerte das Rad dann souverän durch die 90-Grad Kurve.
Geschafft, ich war stolz auf mich. Verstandesgemäß war mir zwar klar gewesen, dass es keinen Sinn machen würde, sich vor dem Fahrradfahren zu fürchten. Doch der Kopf denkt ja bekanntlich nicht rein rationell, insofern verbuchte ich diese erste "Abfahrt" als Erfolg.
Wie lange diese erste Tour nach dem Unfall gedauert hatte und wohin mich der Weg geführt haben könnte, weiß ich heuer nicht mehr. Nur eins: Ich hatte nen Helm auf. Einen Fahrradhelme, eine Reminiszenz an meinen Unfall Anfang Januar. Seitdem fahre ich nie mehr ohne einen Helm, denn da hätte ich dann wohl doch ängstliche Gedanken.
Abends ging es dann zum Geburtstag vom ältesten Sohn von Mary und Charles, welcher diesen mit einem Kegelabend beging. Und das auch noch in der Lokalität, wo unser Kegelverein auch immer tagt.
Zum Glück hatte ich einen schönen Tag erlebt gehabt und war deshalb an diesem Abend auch durchaus ansprechbar gewesen. Hierzu muss man wissen, dass dieser Sohn von Mary und Charles geistige Einschränkungen aufweist und in einer dementsprechenden Einrichtung lebt. Ein eigentlich ganz lieber Bengel, aber sehr anhänglich und auch emotionell. Das wird dann schon mal schnell anstrengend.
Doch da war ja noch der Rest der Familie, die sich sehr liebevoll um ihn kümmert. Tatsächlich ist der Zusammenhalt in dieser Familie außergewöhnlich stark. So saß selbst die rüstige Oma, auch bekannt als Mary's Mutter, mit am Tisch, kegelte allerdings nicht mit. Mit zunehmender Dauer fühlte ich mich zwar übermüdet, fühlte mich aber immer noch als Teil des Geschehens.
Mal wieder ein sehr schöner Abend, der mich kurzzeitig aus meiner Lethargie reißen konnte. Ein Ende der Misere war allerdings noch nicht in Sicht, denn zur Nacht holte mich das übliche Drama aus Grübeleien und panischen Ängsten, nach dem nächtlichen Pinkeln nicht wieder einschlafen zu können, erneut ein.

Donnerstag, 9. Oktober 2025

Contramann: kurz gesehen im Oktober

https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/geld-verteilen-bis-der-arzt-kommt-wenn-irrsinn-methode-hat-li.2353152
Ein wunderschöner Vergleich. In Bernau im Landkreis Barnim, nordöstlich von Berlin, hatte eine 62jährige im Edeka Banknoten verschenkt, wohl einen fünfstelligen Betrag. Leider ist der Artikel inzwischen hinter der Bezahlschranke, so dass ich nur einen Satz zitieren möchte:
„In Barnim verteilt eine Frau in einem „psychischen Ausnahmezustand“ Banknoten, bis sie Hilfe bekommt. Den Bundesfinanzminister hat in Kiew niemand gestoppt.“
Unter diesem Satz schüttelt der leicht grinsende Finanzminister Klingbeil Herrn Selenskyj die Hand. Ob unser Finanzminister noch Hilfe bekommt? Ich weiß, eine Mehrzahl der Deutschen hält die Unterstützung der Ukraine für „alternativlos“ (Wer hat’s erfunden, na?), weil ja spätestens 2029 der Russe vor der Tür steht. Und der bringt keinen Wodka Gorbatschov zur Begrüßung mit, auch keine Soljanka.
Nichts desto trotz lösen sich die Milliarden Euros an Unterstützung buchstäblich in Rauch auf. Da ist es auch einerlei, ob die Ukraine das Geld direkt zum Kauf von Waffen benutzt oder den laufenden Staatshaushalt damit finanziert, damit die wenigen Einnahmen für die Rüstung verwandt werden kann.
Die Frau in Bernau hat keine Gegenleistung verlangt, Herr Klingbeil und damit Deutschland und damit Du und ich auch nicht. Höchstens vielleicht, dass noch mehr Ukrainer (und auch Russen) in diesem für die Ukraine nicht zu gewinnenden Krieg krepieren.
Meine Güte, der Chef der SPD als Kämpfer für die Freiheit? Als ich noch SPD gewählt hatte, stand die Partei für Frieden. Selbst ein Gerhard Schröder, der „Genosse der Bosse“, hatte sich 2003 der Koalition der Willigen im Irak verschlossen. Da hatte ich ihn trotz „Agenda 2010“ unterstützt, aber hallo. Wie tief ist die SPD seitdem gesunken, nicht nur in den Wahlergebnissen?

https://overton-magazin.de/kommentar/gesellschaft-kommentar/ruestungskleber-wo-seid-ihr/
Einfach unnachahmlich, wie LaPuente hier die „Klebeaktionen“ der letzten Generation (von den Mainstreammedien übrigens zumindest toleriert, teilweise befürwortet) mit den nicht vorhandenen Protesten gegen die Aufrüstung, hier in Gestalt des Rheinmetall Werkes in Unterlüß, in Beziehung setzt. Stichwort Klimawandel.
Ich glaube auch, dass wenn Tesla noch ein Werk in Unterlüß aufgemacht hätte, die TAZ und Konsorten Zeter und Mordio ob der Umweltschädigung, Ausnutzung von Arbeitnehmern oder auch nur Bereicherung eines Kapitalisten geschrien hätten.
Doppelmoral, wohin man schaut. Aber bald wird diese Jugend ja in die Kasernen einrücken oder in den Feldlazaretten dienen dürfen. Und der eine oder die andere wird nach dem nächsten großen Krieg, so weit es dann überhaupt noch Überlebende gibt, sich wie Paul Bäumer in „Im Westen nichts Neues“ dem Unvermeidlichen stellen müssen.

https://www.welt.de/politik/deutschland/article68b96ad4e741757b51ad78ff/Heidi-Reichinnek-Schaemen-Sie-sich-Scharfe-Kritik-an-Linken-Politikerin-nach-Sozialismus-Aeusserung.html
Meine Güte. Da bekamen unsere „Demokraten" Söder, Aiwanger oder auch Christian Dürr, seines Zeichens Vorsitzender der Kleinpartei FDP, sofort Schnappatmung bei einer Äußerung von der Linken-Chefin Heidi Reichinnek. Aber was hatte sie denn eigentlich Verwerfliches geäußert? Bitteschön:
„In der DDR habe „kein Sozialismus“ geherrscht", sagt die Linken-Politikerin Heidi Reichinnek in einem Interview. Und dann noch: „Unser Ziel ist ein demokratischer Sozialismus, und ich betone immer wieder: Der Kapitalismus ist nicht vom Grundgesetz geschützt.“
DDR = Diktatur = Sozialismus, so unisono der Chor der empörten Demokraten. Hierbei stach folgende Äußerung von Aiwanger heraus. Entlarvend:
„Bitte ersparen Sie unserem Land und den Menschen einen erneuten Versuch (der sich durch Bürgergeld auf für Arbeitsunwillige und Leistungs- und Eigentumsfeindlichkeit schon wieder anbahnt).“
Ja , ich mag die Reichinnek auch nicht und nehme ihr die Liebe zum Sozialismus auch nicht ab. Aber die Art und Weise, wie die Demokraten den Begriff Sozialismus bewusst negativ als Diktatur brandmarken, ist die übliche perfide Propaganda, welche leider bei den meisten Menschen verfängt.
Selber denken ist für viele halt zu anstrengend. Satt und degeneriert er ist, der deutsche Biedermann.

https://www.pressenza.com/de/2025/09/europa-protestiert/
Wow. Eine gute Zustandsbeschreibung der aktuellen Lage; Morgens Halb Zehn in Deutschland.
„Der gesellschaftliche Wandel hin zu einem friedlichen, humanen, sozialen System ist über Wahlen möglich.“
Hhm. Wäre ja schön, aber mir fehlt der Glaube. Und (nur) der versetzt bekanntlich Berge. Wie ich meine Mitmenschen so kenne, geht es den meisten immer noch zu gut oder sie trauen sich einfach nicht, alternativ andere Parteien (nein, ich meine nicht die AfD) zu wählen. Nur wenige sind leider in der Lage, den Kopf aus dem Arsch zu ziehen und einen wirklichen Politikwechsel über Wahlen zu unterstützen.

Alsdann: Bleiben Sie links, bleiben Sie kritisch. Und:
„I`m so bored with the USA. But what can I do?“

Freitag, 3. Oktober 2025

GuterPlatzzumBiertrinken: Eisern durchhalten

Montag, 29. September. Heute ist einer der letzten schönen Tage, das wollte ich noch mal für eine kurze Runde nutzen. Am gerade zu Ende gegangenen Wochenende war es leider nichts mit ein wenig Radeln gewesen. Mein Lieblingsschwager Herbert hatte am Samstag die 75 gefeiert und anschließend hatten wir Jela zur Übernachtung bei uns. Über das Eintrachtspiel in Münster, welches mit 1:3 in die Hose ging, möchte ich mich nicht äußern.
Das Wochenende vorher hätte mit der Beer & Bike Tour gekrönt werden sollen. Meine Löwin war übers Wochenende mit ihren Freundinnen in Meckpomm gewesen und ich freute mich am Freitag nach Dienstschluss auf die Beer & Bike und den Besuch im Löwenbiergarten mit Henry zu BTSV gegen Elversberg (1:4 übrigens).
So saß ich freudestrahlend an der Bushalte bei meinem Dienstherrn und wartete auf den Bus, als es mich bei angenehmen 24 Grad im Schatten stark fröstelte. Zuhause, eingemummelt unter meiner Bettdecke, starb ich fast drei Stunden vor mich hin, ehe ich mich aufrappelte und das Fieberthermometer bemühte. 38,7° Celsius sprachen eine eindeutige Sprache (häh?); ergo musste ich alle Termine am Wochenende absagen.
Zum Glück waren die Corona-Symptome am nächsten Morgen wieder weg. Dennoch… Ich ging auf Nummer Sicher und chillte zu Hause. Highlight war dann das Frühstück Samstag Mittag mit Mettbrötchen und der dritten Staffel Foundation. Dass es mir überhaupt besser gegangen war, lag vielleicht auch an den Fischstäbchen, welche ich mir nach der Temperaturmessung reingepfiffen hatte. War ja schließlich Freitag gewesen.
Und überhaupt: Anfang September kam ich nicht umhin festzustellen, dass mein Körpergewicht am Ansteigen war - quasi reziprok umgekehrt im Verhältnis zur Form des BTSV. Eisern (nein, nicht Union!) griff ich erneut an drei Tagen pro Woche zu den Metaflow Drinks und konnte auch sofort Ergebnisse liefern (Eintracht!).
Abends gönne ich mir seitdem dann kohlenhydratarme Snacks; Oliven, Joghurt, Feta und allerlei so’nen Zeugs. Und ich garantiere Euch: Wenn der Magen knurrt, dann ist ein Seetangsalat oder selbst der billige Weißkrautsalat (griechischer Art) von Gut und Günstig eine Delikatesse, die Dich glücklicher macht als eine Lore Kaviar in „normalen“ Zeiten.
Aber zurück zum „heute“. Ausnahmsweise hatte ich heute einen Home Office Tag, weil ich am Freitag vertretungsbedingt nach Salzgitter ins Büro musste bzw. mich dann fügte, weil Donnerstag Abend noch nicht klar war, ob ich am Freitag im Home Office verbleiben konnte und ich mich daher entschied, Freitag ins Büro zu gehen und am Montag…
Nicht so kompliziert, Brauner. Heute war ich halt im Home Office und es war Scheiße. Schon seit Tagen hänge ich in einer Sache fest und das nervt mich, weil ich dadurch andernorts in Zeitdruck gerate und es für Andere zu Verzögerungen kommt. Das stresst mich ungemein, so dass ich mal wieder häusliche Gewalt gegenüber meinem Schreibtisch ausüben musste.
Kurz nach halb Drei machte ich Feierabend; ich musste jetzt RAUS, und zwar schnell. Noch einmal strahlte die Sonne in voller Pracht, man nennt dies auch Indian Summer. Dies ist in meinen Augen die schönste Zeit des Jahres, wenn Du mit offener Jeansjacke an der frischen Luft verweilst und die letzten Tage im Jahr in der Außenbestuhlung eines Cafes verharrst, wohlwissend, dass es bei Sonnenuntergang gilt, die Jacke zuzuknöpfen.
Montag bedeutet für mich im Moment Metaflow; diesen Drink (Vanille) hatte ich mir bereits gegönnt und musste nun bis zum Abend warten, ehe ich mich mit Oliven beglücken könnte. Doch dieser kleine Wicht in meinem Kopf versuchte mich zu verführen; ich sollte mein Gelübde brechen und eine Ausnahme machen. Eine Kleinigkeit essen.
Denn ich hatte ja Euch, meinen Lesern, versprochen, während meiner nächsten Radtour (also dieser) eine Bierpause einzulegen. Mein zielloses Fahren an diesem Nachmittag sollte somit einen Sinn mittels eines Fischbrötchens von Edeka erhalten. Danach würde ich eine nette Gaststätte aufsuchen und mir ein Gezapftes genehmigen.
Das klang nach einem Plan. Mir kam der Edeka auf der Hamburger Straße in den Sinn, vorher wollte ich mir natürlich den Matjes verdienen und fuhr über Ölper zum Schwarzen Berg. Dort ist praktischerweise ein großer Rewe, bei dem ich ja auch die von meiner Löwin benötigten Lebensmittel (den Auftrag hatte sie mir noch erteilt) besorgen könnte.
Vor Ort einen kleinen Snack, eine kalte Bierdose… oder zwei… und dann auf ne Parkbank. Machte ich nicht. Ich fuhr weiter Richtung Edeka und Fischbrötchen. Auch daran vorbei, ein Dürüm mit Falafel auf der Mühlenpfordtstr. lockte. Danach ein Bier im Heinrich? Irgendwie war dies auch nicht der Burner und es blieb die Hoffnung. Ergo Göthe am Hagenmarkt.
Dort eine Leberkässemmel und anschließend ins Hopfen-Gärtchen. Lecker, bloß leider verhinderte die Baustelle am Hagenmarkt diesen Plan. Da hieß es dann eisern durchhalten bis zuhause. Hier holte ich eine Dose Wolters 0,568 Liter aus dem Kühlschrank und schon ging es los mit diesem kleinen Bericht.
Fazit: Endlich wieder eine kleine Tour, wenn auch nicht allzu lang. Meinen Dämon (Heißhunger) konnte ich über die gesamte Fahrt in Schach halten. Und das versprochene Bier schlorkte ich dann am schönsten der guten Plätze zum Biertrinken: In meiner Kemenate vorm Rechner.