Montag, 29. September 2025

Uncle Fester: grad gelesen September 2025

Joshua Tree & Douglas E. Richards - Das Nullpunkt-Artefakt
Wenn sich zwei meiner momentanen Lieblingsautoren zusammentun, kann doch nur ein richtiger Pageturner dabei herauskommen, oder? Ich wurde nicht enttäuscht, obwohl der Einfluss von Richards sicherlich dazu geführt hat, dass in diesen bis jetzt 2 Romanen die Romantik eines Groschenhefts Einzug hält.
Doch das Szenario hört sich erst einmal gut an. 2027. Das Projekt Uru im Bundesstaat Washington - also im Nordwesten der USA - befasst sich mit einem fantastischen Fund: Dem Enigma Würfel, nicht größer als ein Softball, ist ein außerirdisches Artefakt, das Energien aus einer anderen Dimension anzapfen kann, unerhört hell ein pulsierendes Licht ausstrahlt und trotz seiner geringen Größe so schwer ist, dass er nicht transportiert werden kann.
So viel zur „Gegenwart“, aber zunächst startet der Prolog mit dem sechszehnjährigen Genie Otto Richter, der im Jahr 1941 seinen Eltern entrissen und von der SS in ein höchst geheimes Projekt gesteckt wird. So ein Teaser macht natürlich Appetit auf mehr. Immer häppchenweise wird die Geschichte von Otto Richter im Fortlauf des Romans erzählt, passend zur Haupthandlung.
Und in dieser dreht sich alles um Kelly Connolly, einer Wissenschaftlerin des Projekts Uru, und Major Justin Boyd, seines Zeichens hochrangiger Offizier des Geheimdienstes (welcher?), einem dank Gentechnik optimierten Supersoldaten. Der Typ ist eine richtige 1 Mann Armee, dagegen ist Reacher ein Rekrut.
Boyd inspiziert das Projekt Uru, was den Autoren die Gelegenheit gibt, den Enigma Würfel zu präsentieren und den Leser spekulieren zu lassen, woher dieses außerirdische Artefakt stammt und was für Kräfte genau wohl in ihm schlummern mögen. Und erstaunlicherweise wird der Würfel dann ganz stumpf stibitzt. Von Kelly, die ein Geheimnis des Würfels von ihrem Großvater John erfahren hatte; besser gesagt aus dessen Tagebuch.
Doch der Diebstahl bleibt nicht unbeobachtet; der chinesische Geheimdienst unter Führung von Shen Ning konnte dank Drohnenüberwachung Kelly beim Verlassen des Gebäudes erkennen. Nun wird Kelly anstatt des Supersoldaten (a la der Sechsmillionendollarmann?) Justin zum vorrangigen Objekt der chinesischen Begierde.
Während einer Dienstreise werden Kelly und Justin von Shen und seinen Männern festgesetzt und zu einer einsamen Insel verbracht. Bis sie dort angekommen sind, hatte Kelly ausreichend Gelegenheit, Justin und uns Leser mit weiterführenden Informationen zu versorgen.
Auf der Insel können sich Kelly und Justin befreien - Justin tötet sie alle. Sie kommen allerdings nicht von der Insel runter, weil Shen eine Atombombe hochgehen lässt, damit die Amis keinen Würfel mehr haben. Ach ja‘: Die Chinesen haben selber einen in Jordanien gefunden, aber ihnen fehlen die Kenntnisse von Kelly. Man gut, dass Kelly und Justin dank des Würfels in das Jahr 1943 katapultiert werden, um Otto Richter zu retten.
Dessen Story ist schnell erzählt. 1941 wird dieser zu Heinrich Himmler gebracht, der ein Faible für alles Okkulte hatte und irgendwie an den in der kanadischen Wildnis liegenden Würfel gekommen war. Im Geheimen, unerkannt von den Alliierten, forschen Otto und Wissenschaftler des dritten Reiches an dem Würfel. Otto kann schließlich das Geheimnis um die Aufhebung der Gravitation des Würfels lüften, so dass dieser transportabel wird. Unterstützt wird er dabei von dem stellvertretenden Lagerleiter, der insgeheim ein Widerstandskämpfer ist.
Kelly wiederum kann mit dem Würfel telepathisch kommunizieren, weil dieser - eigentlich eine hochentwickelte KI - ihre Hilfe für sein unbekanntes Ziel benötigt. Wie sich alsbald herausstellt, ist Otto der Großvater von Kelly und wird den Würfel nach Washington über die Grenze bringen, so dass er in der Gegenwart gefunden werden kann. Fortan sei sein Name John Connolly.
Vorher jedoch müssen unsere Helden noch bei Adolf Hitler persönlich vorbei. Kelly hat schon die Knarre in der Hand, könnte Hitler einfach abknallen. Aber sie tut es nicht, um die Zeitlinie nicht zu gefährden und kein Zeitparadoxon zu schaffen.
Eine hochinteressante philosophische Frage. Was würdest Du tun, wenn Du Hitler 1943 hättest töten können? Machen sie aber nicht. Hitler wird lediglich betäubt und unsere 3 Freunde entkommen mit dem Würfel. Kelly und Justin kehren in die Gegenwart zurück, während Otto/John sich in den USA ein neues Leben aufbaut. Und den Würfel versteckt.
Eine wirklich rasante Story, Hut ab. Leider nervt die Liebesgeschichte zwischen Kelly und Justin. Ein Schmalzbrot bitte!

Joshua Tree & Douglas E. Richards - Das Zeitparadoxon
Neuer Roman, neue Zeitlinie. Wir starten mit John Connolly, den es ins römische Reich zum charismatischen Senator Marcus Dorso verschlägt, der den despotischen Statthalter Roms, Lucius Selanus, stürzen will. Seine einzige Chance zur Rückkehr ist der uns bekannte Würfel und damit unsere Gegenwart.
Leider hatte John/Otto sich wg. einer unheilbaren Krankheit einfrieren lassen und ist deshalb noch nicht tot. Und es kann nur ein John zur gleichen Zeit existieren. Zum Glück hat das Team um Kelly und Justin einen entsprechenden Trick parat, um John in die Gegenwart zu retten. Sein aktuell tiefgefrorener Körper muss in dem Moment sterben, in dem John in der Gegenwart ankommt. Hier haben die Autoren eine pfiffige Idee gehabt.
Doch damit dies klappt, folgen Justin und Kelly John ins alte Rom. Der geniale Twist ist nun, dass der römische Senator in Wirklichkeit Jesus Christus ist. Er will den Kaiser stürzen, um deine gerechte Welt ohne Sklaverei entstehen zu lassen. Und er hat keine n Bock, zurück ins gelobte Land zu gehen, um als Märtyrer zu sterben und in seinem Leben nichts für die geknechteten Menschen tun zu können.
Am Ende wird alles gut. Unsere Freunde können Marcus Dorso davon überzeugen, den Weg des Märtyrers in Judäa zu gehen. Alle 3 kehren in die Gegenwart zurück. Shen, der Chinese, taucht zwischendurch auch noch einmal gefährlich auf, wird dann aber von den Autoren schlichtweg vergessen.
Ich habe mich mit beiden Romanen gut unterhalten gefühlt. Die „wie sähe unsere Welt aus, wenn…“ Atmosphäre hat mich an der Stange gehalten. Trotz der kitschigen Liebesgeschichte.

Dienstag, 23. September 2025

Hartmudo: Belgien

15
Die unzähligen Effekte machten mich ganz schwummrig im Schädel, da musste ich mich erst einmal setzen. Kann natürlich auch sein, dass mich der Hunger mittlerweile übermäßig stark beeinträchtigt hatte. Auf einer Bank sitzend (scheint wohl mehreren Leuten so gegangen zu sein, deshalb die Bank), traf ich meine Löwin wieder, die ich kurzzeitig aus den Augen verloren hatte. Auch sie wirkte erschöpft.
Wir bestaunten in der Folge das Blitzlichtgewitter noch so gut wie es ging, dann gingen wir weiter in dem Rundgang. Die nächste Rolltreppe führte eine Stufe abwärts zur zentralen Kugel des Atomiums. Dort hatte sich bereits eine lange Schlange gebildet, weil die Rolltreppe defekt war und die Besucher über die unbewegten Stufen steil nach unten klettern mussten.
Selbstverständlich befand sich kurz vor uns eine Dame, die aus lauter Panik die Stufen rückwärts bewältigen musste, weil ihre Ängste übermächtig waren. Dicht an dicht stand ich mit den anderen Besuchern im Gedränge vor der stillstehenden Rolltreppe, bis auch ich mich endlich an den Abstieg heranwagen durfte.
Und ich muss schon sagen, dieser steile und vor allem lange Abstieg zehrte doch etwas an den Nerven. Wie in einem Sog fühlte ich mich von der Tiefe förmlich angesaugt und konnte nur mühsam die Kontrolle über meine urplötzlich puddingweich schlackernden Beine aufrechterhalten. Unten angekommen, atmete ich erst einmal tief durch.
Zunächst einmal war es wieder hell geworden - hatte da etwas jemand die mächtige Sonne wieder eingeschaltet? Über großzügig verteilte Fenster genoss ich einen hervorragenden Panoramablick über die Umgebung des Atomiums, ja sogar über ganz Brüssel. Ein imposanter Anblick, der mich mein leichtes Schwindelgefühl schnell vergessen ließ.
Da fiel mir mein Hunger wieder ein. Idealerweise befand sich in dieser Kugel ein kleines Cafe, in dem sicher auch etwas zum Schnabulieren feilgeboten wurde. Ein schöner Abschluss also zum Besuch dieses sehr unterhaltsamen Museumsbesuchs, hier wollte ich nun meine Löwin zum Kaffee und verspäteten Frühstück einladen.
Etwas erhöht, nur 3 - 4 Stufen galt es zu erklimmen. Dies wäre ein krönender Höhepunkte dieses sehr schönen Urlaubs gewesen, der uns Beiden sichtlich gut getan hatte. Meine Löwin (der ähnliche Gedanken durch den Kopf geschwebt waren, wie sie mir später berichtete) schlich derweil noch an den Panoramafenstern herum.
Vorsichtshalber griff ich schon mal in meine linke Jackentasche, wo ich meine Brieftasche unter der dicke Mütze geparkt hatte. Ich fand sie nicht, da kam mal wieder die übliche Panik in mir auf. Das war wieder mal so typisch für mich; ich konzentrierte mich auf meine Atmung. Jetzt hieß die Losung, achtsam mit der Situation umzugehen.
Nach einigen Atemzügen hatte ich mich gut runter regeln können, wohlwissend, dass ich mich gerade wieder in eine Panik hineinsteigern wollte, wo die meisten Menschen systematisch alle Möglichkeiten durchgehen würden und in Ruhe eine nach der anderen abarbeiten würden, bis sie die Brieftasche in der rechten Tasche entdeckt hätten.
Dies würde also mein Weg sein, danach - mit der gefundenen Brieftasche - würden wir die Stufen hinauf ins Cafe gehen und einen sicher überteuerten Milchkaffee trinken, dazu vielleicht ein getoastetes Sandwich, derweil wir noch einmal den schönen Blick über Brüssel genießen könnten, bevor wir uns in Richtung Europaparlament aufmachen würden.
In der rechten Jackentasche ertastete ich doch tatsächlich mein Smartphone sowie eine Packung Taschentücher, aber nicht die Brieftasche. Ruhig, Brauner… Ich schaute mir noch einmal die linke Tasche an. Zuerst holte ich die zusammengeknüllte Mütze heraus, faltete sie auseinander und wurde nicht fündig. Dort hatte sich die Brieftasche also nicht versteckt.
Puh, war das warm in dieser Jacke. Ah, da war noch was in dieser Tasche… Schade, wieder nur eine Packung Taschentücher. Mist! Jetzt die Hosentaschen - manchmal, wenn es schnell gehen muss - pflege ich dort Brieftasche oder Handy zwischenzuparken. Vorne links, vorne rechts, hinten rechts, hinten links… da war meine Brieftasche nicht.
Mittlerweile lief mir der Schweiß schon den Rücken herunter. Innerlich befand ich mich in höchster Alarmbereitschaft, während ich nach außen kalt wie Hundeschnauze dreinblickte. Mein selbst auferlegtes Achtsamkeitstraining war somit wenigstens zu 50% erfolgreich gewesen, das tröstete mich aber in dieser Situation eher weniger.
Dies wäre der ideale Moment, in dem alles von mir abfällt und ich ruhig und sachlich die Situation analysieren und dann die nächsten Schritte - achtsam selbstverständlich - überlegen würde, bevor ich unerschütterlich zur Tat schreiten könnte.
Unerschütterlich war leider nur die innere Unruhe, welche ich in jenen Minuten, als der Himmel auf mich herabstürzte, verspürte. „Warum ich?" - eine Weltuntergangsstimmung drohte mich zu übermannen. Ich war wie zur Salzsäule erstarrt und griff nach meinem letzten Strohhalm. Die Brieftasche befand sich garantiert in der Handtasche meiner Löwin.
Mit pochendem Herzen ging ich hoffnungsvoll zu ihr hin, berichtete ihr über meinen soeben festgestellten Verlust. Ruhig hörte sie mich an, um dann unaufgeregt und aufgeräumt ihre Handtasche zu durchsuchen. Wie nicht anders zu erwarten war, verlief ihre Suche erfolglos. Anschließend stellte sie mir ruhig und sachlich die naheliegende Frage:
"Wo hast Du denn die Brieftasche zuletzt in der Hand gehabt? Überleg doch mal. Vielleicht beim Eingang vor der Rolltreppe. Oder bei der Lichtinstallation; Du hast doch dauernd an deiner Tasche oder der Brieftasche herumgefummelt."
Angestrengt überlegte ich, wann ich die Brieftasche vor kurzem in der Hand gehalten hatte. Blitzartig ließ ich die Bilder der vergangenen Stunde noch einmal Revue passieren, konnte mich aber nicht wirklich konzentrieren. Permanent schlich sich die Hoffnungslosigkeit des Seins vor meine nüchterne Analyse und verhinderte ein zielführendes Ergebnis.

Mittwoch, 17. September 2025

Contramann: Propaganda

https://www.tagesspiegel.de/politik/wagenknechts-querfront-fest-wer-steckt-hinter-dem-grossprotest-gegen-israel-14310719.html
Zugegeben: Die Sprache im Stürmer seinerzeit war unerreicht aggressiv und mehr als menschenverachtend, daher sehr schwer zu ertragen. Der Tagesspiegel kann die damalige unterirdische Qualität nicht toppen bzw. unterbieten – zum Glück. Oder könnte das einfach auch nur daran liegen, dass der „Deeper State“ inzwischen dazugelernt hat?
US-Amerikanischer Pionier auf dem Gebiet der „Öffentlichkeitsarbeit“ war Edward Louis Bernays:
https://de.wikipedia.org/wiki/Edward_Bernays
Joseph Goebbels zum Beispiel soll sich an den Lehren von Bernays orientiert haben. Obwohl dies nicht wirklich geschichtlich belegt ist, fällt doch eine Gemeinsamkeit von Marketing und Propaganda ins Auge: Gruppen von Menschen werden gezielt, aber nicht individuell, angesprochen, um diese zu einem bestimmten Verhalten zu bewegen. Hierbei geht es um rein zielorientierte Methoden, welche durch Gesetze oder moralische Wertvorstellungen begrenzt werden müssen.
Gibt es diese Grenzen nicht, ist alles erlaubt. Siehe die Propaganda der Nazis.
Im heutigen Deutschland gibt es im Gegensatz zur Nazizeit diese Grenzen und die werden vom Tagesspiegel auch eingehalten. Da werden Sahra Wagenknecht, Hallervorden oder auch Maffay „objektiv“ dargestellt, aber auch Widersprüche aufgezeigt. Persönliche negative Bewertungen (z.B. zu Hallervorden: „Zeigt immer weniger Hemmungen, sich von rechten Akteuren einspannen zu lassen.“) werden als objektive Tatsachen präsentiert und erzeugen so automatisch ein negatives Bild der beschriebenen Person.
Dies zu erkennen schützt einen davor, sich für bestimmte politische Meinungen vereinnahmen zu lassen. Oder auch z.B. Autos mit Elektroantrieb als CO²-neutral oder Klimaretter zu sehen. Denn, um mal kurz auf diesem Thema herumzureiten, die Automobilindustrie bewirbt das Produkt gezielt mit diesem Argument und suggeriert, dass andernfalls beim weiteren Gebrauch von Verbrennermotoren Umweltkatastrophen folgen würden, ja sogar der Planet zerstört wird. Dass die Produktion von E-Autos selbst nicht gerade umweltschonend erfolgt und die dadurch auftretenden Umweltschäden bei den gern bemühten Statistiken nicht eingepreist sind, kann man wissen, wenn man sich mit den Argumenten der Automobilindustrie kritisch auseinandersetzt.
Diese beschriebene Marketingstrategie wird von der Politik entsprechend flankiert. Dieselben Argumente. Bloß hierbei spricht man sozialwissenschaftlich eben nicht von Marketing, sondern von Propaganda. Darf man natürlich nicht so nennen – der Begriff Propaganda ist dank Leuten wie Goebbels, Stalin oder auch Honnecker stark negativ stigmatisiert. Aber man kann unschwer erkennen, dass Marketing und politische Willensbildung (klingt besser als Propaganda, oder?) zwei Seiten ein und derselben Medaille darstellen.
Wie gesagt: Wenn man sich kritisch mit derartigen Informationen – und damit zurück zum unsäglichen Beitrag im Tagesspiegel – auseinandersetzt, kann man die Absicht erkennen, dass ein bestimmtes Bild erzeugt werden soll und der geneigte Leser somit zu einer bestimmtem Meinung – hier der Ablehnung dieser Friedensdemo und besonders der diese repräsentierenden Prominenten – gedrängt werden soll.
Der eigentlich positiv besetzte Begriff „Friedensdemo“ kann so ins Gegenteil verkehrt werden. Und das Schärfste daran ist, so zumindest meine Meinung, dass nicht erklärt werden muss, was denn nun nach Meinung des Tagesspiegels ein positives Eintreten für den Frieden bedeuten würde. Könnte man ja tun, z.B. die Ukraine noch stärker in ihrem Kampf gegen den russischen Aggressor zu unterstützen. Wäre in sich widersprüchlich – DAS könnten die Leute merken.
Macht der Tagesspiegel natürlich nicht, weil dann die Leute womöglich doch noch darüber nachdenken, ob ein Herr Hallervorden oder eine Frau Wagenknecht vielleicht doch eher für den Frieden eintreten als die Journalisten des Tagesspiegels. Allein… ich glaubs nicht, dass die Leute wirklich nachdenken würden. Das haben mich Gespräche in meinem persönlichen Umfeld - bei Arbeit, Sport und Spiel - gelehrt.
Noch ein brandaktuelles Beispiel für Propaganda gefällig? Bitt’schön:
https://www.manova.news/artikel/der-menschenfeind-und-frau-hayali
Als Charlie Kirk, ein arg konservativer und Trump wohl nahestehender Kämpfer gegen Abtreibung und für Schusswaffenbesitz (ein radikaler Christ also) erschossen wurde, kommentierte Hayali im Heute Journal wie folgt:
„Dass es nun Gruppen gibt, die seinen Tod feiern, ist durch nichts zu rechtfertigen - auch nicht mit seinen oftmals abscheulichen, rassistischen, sexistischen und menschenfeindlichen Aussagen. Offensichtlich hat der radikal-religiöse Verschwörungsanhänger (…)“
Hier höre ich auf mit dem Zitat, welches womöglich aus dem Gesamtzusammenhang gerissen ist, aber die Methode deutlich erkennen lässt. So fängt Hayali im ersten Halbsatz objektiv an und nimmt auch gegen die Gewalt an sich klar Stellung, bloß um dann mit persönlicher Meinung ihren (mir unerträglichen) Haltungsjournalismus fortzufahren.
Dafür erntete sie übelste Hasstiraden im Netz und legt jetzt auf Insta eine Pause ein. Darauf steigen die Mainstreammedien natürlich sofort ein. Das signalisiert, wer hier das Opfer ist: Dunya Hayali.
Das wir uns nicht missverstehen: Die wirklich üblen Sprüche im Netz gegen Hayali sind absolut unangebracht und sollten strafrechtlich überprüft werden. Doch trotz allem bleibt beim normalen Otto Normalverbraucher folgendes hängen: Kirk ist ein übler Bursche gewesen, die Hater von Hayali sind (mindestens) genauso schlimm wie Kirk und Dunya Hayali ist eine Kämpferin für Gerechtigkeit, die sich gegen das Böse stemmt.
Und - habt ihr es gemerkt?
Hier habe ich jetzt in den meisten Absätzen ähnlich gearbeitet wie Frau Hayali. Aber im Unterschied zu ihr bin ich nicht Anchorwoman einer der wichtigsten Nachrichtensendungen im TV.

Dienstag, 9. September 2025

Contramann: kurz gesehen im September

https://taz.de/Wolfram-Weimers-Gender-Verbot/!6101942/
Der Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (parteilose Politiker) hat Anfang August 2025 die Verwendung der Gendersprache mit Sonderzeichen in seinem Ministerium verboten. Gut der Mann, so weit meine Meinung.
Doch nicht mit der TAZ. Der hier verlinkte dämliche Kommentar versucht witzig zu sein, indem er Trappatonis bekannte Wutrede als Vorbild nimmt. Absolut unwitzig, aber entlarvend. Die häufig schon sehr abgehobene Blase des (ehemals) linken Medienumfelds in unserer Hauptstadt meint allen Ernstes, Diskriminierungen mit Sprache eindämmen zu können.
Die bekannte Bevormundung durch die Gendersternchen hat allgemein allerdings eher das Gegenteil bewirkt; eben kein Bewusstsein für die Gleichberechtigung oder Minderheitenschutz zu wecken. Ich denke, dass der Bildungsgrad dieser Intelligenzia, die sich als moralische Speerspitze der Gesellschaft begreift, eher niedrig ist.
Nur Wortungetüme, viel Getöse. Die Studis der 60er bis 80er hatten sich auch trotz staatlicher Repressionen für die Gleichberechtigung eingesetzt, dazu noch gegen Krieg und für Abrüstung demonstriert. Dazu fehlen den heutigen Studis die Eier, meinetwegen auch Traute, wem „Eier“ zu maskulin ist.
Die gehen kein Risiko ein. Das Gendern wurde unter der Ampelregierung ja sogar noch unterstützt. Alles nur Gratismut. Aber dass die Studis dank der Aufrüstung bald wieder in die Kasernen einrücken dürfen oder - wenns übel läuft - auch im Kriegseinsatz herumlaufen könnten, scheint diese Idioten nicht zu kümmern.
Da stecken sie den Kopf in den Sand. Armes Deutschland, mit diesen Intellektuellen.

https://lostineu.eu/eu-gipfel-in-washington-selenskyj-friends-reisen-zum-rapport-bei-trump/
Es ist hier ein wenig überspitzt und polemisch formuliert, doch eigentlich isses auch so. Zusammen mit der Biden-Administration sind die EU und die Ukraine vor dem Einmarsch der Russen im Februar 2022 einen harten Konfrontationskurs gefahren. Die Vorgeschichte dieses Krieges, meinetwegen auch die russische Sichtweise, wurde komplett ausgeblendet.
Und jeder, der es wagte, diese russischen Argumente (Minsk II, Unterdrückung der russischen Sprache und Kultur im Donbas etc.) zu erwähnen, wurde als „Putinfreund oder –troll“ verunglimpft. Ein alter Freund hatte mir gar die Selbige gekündigt. Als ob das an der Situation etwas ändern würde; vollkommen übertrieben.
Jetzt hatten sich Trump und Putin Mitte August in Alaska über ein Ende dieses vollkommen unnötigen Sterbens genähert. Anschließend wird Selenskij vom Trump zum Rapport herzitiert. Engländer, Franzosen, der Sauerländer und die Uschi begleiten den ukrainischen Präsidentendarsteller. Sie wollen irgendwie mit dabei sein und sich im Ruhme des Friedensstifters wähnen. Hätten in den dreieinhalb Jahren ja mal selber diplomatisch bei den Russen abklopfen können, was geht. Aber nein, lieber „den Russen“ als Übeltäter festmachen, ja ihn fast als Stalin oder Hitler hinstellen.
Unsere Mainstreammedien waren da immer volle Pulle mit im Boot. Und all diese Kriegstreiber in der EU, den Medien aber auch in meinem größeren Umfeld geifern jetzt nur noch umso heftiger, weil sie sich nicht eingestehen wollen, dass sie von Anfang an den Kriegsgewinnlern von Rheinmetall und Co. auf den Leim gegangen sind. Aber es „tröstet“ mich, dass all diese Menschen eine Erklärung finden werden, warum sie eigentlich richtig lagen. Ganz klar, Trump ist schuld. Wenn der nicht… dann hätte die Ukraine Russland zum Aufgeben gezwungen.
Diese Leute merken nicht, dass auch an ihren Händen das Blut von hunderttausenden Ukrainern und Russen klebt. Hiervon möchte ich nur die Menschen, welche lediglich passiv auf die Meinungsmache von Medien und Politikern gehört hatten, ausnehmen. Auf Propaganda kann man schon mal reinfallen, zumal diese gut gemacht ist. Wer kann das denn auch besser als wir Deutschen?

https://publikumskonferenz.de/blog/kanzler-merz-der-kalte-krieger/
Sehr polemisch, fürwahr. Aber der eine oder andere Link in diesem Kommentar eignet sich gut in schwierigen Diskussionen zum Thema Ukraine-Krieg. Nicht um jemanden zu überzeugen, der Versuch wäre zwecklos. Weil wenn die Kriegsbefürworter wirklich ernsthaft und objektiv an das Thema herangehen würden, könnten sie die Propaganda leicht entwirren. Der Artikel eignet sich lediglich zur Bestätigung der eigenen Meinung.
Schon George Orwell wusste, dass man eine Lüge nur häufig genug wiederholen muss, bis sie als wahr akzeptiert ist. Dass die Russen spätestens 2029 NATO Staaten angreifen würden, würde ich jetzt zwar nicht direkt als Lüge bezeichnen. Vielleicht planen die Russen dies tatsächlich, wer weiß das schon.
Und eben genau das ist das Ding: Belastbare Statements von russischer Seite gibt es eben nicht. Es wird lediglich frisch und fröhlich behauptet. Und „Otto Normalverbraucher“ saugt dies einfach auf, witzigerweise ohne Rücksicht auf den Bildungsgrad.

Alsdann: Bleiben Sie links, bleiben Sie kritisch. Und:
„I`m so bored with the USA. But what can I do?“

Dienstag, 2. September 2025

GuterPlatzzumBiertrinken: Rüningen

Sonntag, 31. August. Ereignisreiche Wochen liegen hinter mir, aber erst heute schaffte ich es zu einer kleinen Runde für diese Kolumne. Sicherlich hätte ich die eigentlich als „Beer & Bike“ geplante Tour vor zwei Wochen hier noch besprechen können. Aber da bis auf den Langen und Henry keiner Zeit gehabt hatte, waren wir nur zu Dritt unterwegs gewesen.
Vielleicht an dieser Stelle doch kurz angerissen: Wir trafen uns am 17. August um 11.00 hinter dem Schloss Richmond und fuhren über die Voets-Tankstelle Melverode (wo wir kalte Wolters Dosen käuflich erwarben) zum Heidberg-See. Besser gesagt zur „Kuhle“, alte Raabeschüler wissen, welche Kultstätte da gemeint ist.
Nachdem jeder seine 2 Dosen leer gesüppelt hatte, radelte ich schnell zur Star Tanke an der Griegstraße, so dass wir jeder noch ein Döschen genießen konnten. Dazu gab es Metal über Youtube - Henry stellte hierfür sein Smartphone bereit. Meine Versuche, einen meiner MP3 Player mit Energie und Sound zu versorgen, waren leider gescheitert.
Trotz einer eher frisch zu nennenden Witterung mit leichtem Niesel möchte ich jene Tour als gelungen bezeichnen. Ich muss mal nach nem Ersatztermin für eine „Beer & Bike“ in diesem Herbst Ausschau halten, damit auch die Anderen in den Genuss einer sportlichen Kulturschaffe kommen können.
Aber zurück zu Heute. Anders als 2 Wochen zuvor knallte die Sonne mal wieder mit voller Kraft auf meinen geschundenen Körper. Die Beine sind zwar fast abgeheilt - die orthopädischen Strümpfe kommen wahrscheinlich erst Mitte September zum Einsatz, aber das Wundpflaster an der linken Schulter war seit gestern leicht mit Blut versifft gewesen.
Meine Motivation war aber auch aus einem anderen Grund nicht gerade stark ausgeprägt. Denn am Vorabend waren meine Löwin und ich zu Hanks 50. Geburtstag geladen gewesen. Der Mann der Nichte meiner Löwin ist ein feiner Kerl. Außerdem gab es gezapftes Wolters, den von meiner Schwägerin Frida selbst angemischten roten Ouzo verdankte ich wohl meine Benommenheit an diesem sommerlichen Sonntagmorgen.
Glücklicherweise wehte schon nach wenigen Metern ein stärkeres Lüftchen, welches auf dieser Fahrt angenehm kühl meine Haut umschmeichelte. Es wäre allerdings schön gewesen, wenn diese Abkühlung nicht die ganze Zeit von vorne auf mich eingeprasselt wäre. Mir blieb leider nichts anderes übrig, als die Strecke bis Rüningen in einer niedrigeren Gangart als gewohnt abzurattern. Aber ich beklag mich ja nicht… Oder doch?
Warum aber Rüningen als Ziel meiner Reise? Tja, weil mir das so in den Sinn gekommen war, als wir Berta letztens nach Hause kutschiert hatten. Nämlich dass ich mir die Nebenstraßen in Rüningen mal anschauen wollte. Einfach so. Weil ich sie nicht kenne. Und damit ein Ziel vor Augen hatte. Jeder Mensch braucht schließlich Ziele.
Ein Besuch bei Berta war übrigens nicht eingeplant, ansonsten würde die Aktion auch zu lange dauern. So rackerte ich mich also das Ringgleis bis zur Gartenstadt hinunter, um dort wie so häufig in den letzten Jahren auf der alten Frankfurter gen Süden zu eilen, um schließlich die Thiedestraße in Rüningen vor Augen zu haben.
Die erste Querstraße rechts war meine; Auf der Straße „Am Westerberge“ betrat ich eine mir unbekannte Welt. Und gleich zu Anfang fuhr ich an einer Polizeistation vorbei. Diese ist wohl nur in der Woche tagsüber besetzt, aber immerhin. Ansonsten fuhr ich an vielen Eigenheimen vorbei. Alles sah sehr gepflegt und nach Geld aus. Gierig sog ich die Atmosphäre dieser mir unbekannten Gegend in mich auf.
Singerstraße... ostig

Für diese Momente brenne ich, wenn der Sattel unter meinem Pöter ist. Ich stelle mir dann immer vor, wie es wäre, in so einer Gegend zu leben. Hier in der Vorort-Hölle oder wenige hundert Meter weiter in der Singerstraße, wo die Wohnblöcke mit den Außenfluren doch stark an die Wohnungen für alleinstehende junge Männer a la Wilhelmstraße erinnern.
Hinter der Singerstraße war die Faszination leider wieder vorbei, denn ich cruiste in mir wieder bekannten Gefilden, nämlich quasi um die Ecke von Bertas Haus. An dieser Stelle wollte ich es gut sein lassen, nicht mehr weiter nach Thiede eiern. Das wäre sicherlich eine Schöne runde Tour geworden, aber so richtig gut fühlte ich mich einfach nicht.
Hinzu kam , dass in Rüningen so kurz vor Mittag am Sonntag die Bürgersteige bereits senkrecht gestellt sind. Einen Kaffee konnte ich jetzt gut vertragen - Bier hingegen nicht, obwohl ich mich nach einer Pause auf ner Parkbank mit ner Dose Wolters förmlich verzehre. Doch bitte nicht heute. Heute war Kaffee angesagt. Zur Not würde ich ohne jegliche Pause nach Hause durchziehen, das hätte ja auch mal Charme.
Doch selbstverständlich gab es eine Alternative. Im Kaffeehaus Braunschweig Ecke Broitzemer und Ring hatte sich der „Breakfast Club“ versammelt. Heidi, Patti und meine Löwin treffen sich gern Samstags oder Sonntags, um zusammen in einem netten Cafe zum Frühstück. Heute im jenen Kaffeehaus, was auch der nächste offene Laden für mich auf dem Nachhauseweg bedeutete. Ich hätte zwar auch über die Innenstadt rutschen können, aber…
Nein, kein Umweg jetzt. Ich fraß noch über den Füllerkamp ein oder zwei zusätzliche Kilometer, bewegte mich dann aber schnurstracks über den Globus-Parkplatz in Richtung Ring. An Hornbach vorbei, links das Arbeitsamt liegengelassen, um kurz darauf zum Kaffeehaus zu gelangen.
Die Frauen saßen dort noch draußen und unterhielten sich angeregt, waren aber erfreut, mich zu sehen. Ich bestellte mir einen Crema mit Milch und fühlte mich auch gleich besser. Das Koffein hatte mir wohl gefehlt. Vielleicht eine halbe Stunde tauschten wir uns aus, ehe sich diese Runde auflöste und ich mich mit meiner Löwin per Rad auf den Weg nach Hause begab.
Ich kam zwar nicht so ganz dem E-Rad meiner Löwin hinterher, aber hatte anfangs noch die Gelegenheit genutzt, mit ihr zusammen den gestrigen Abend zu resümieren. Das war heute zwar nicht die längste Tour, aber ich hatte meinen inneren Schnarchlappen überwunden und konnte mir einbilden, wieder etwas zur Gewichtsreduktion unternommen zu haben.
Demnächst aber wieder Wolters auf Parkbank bitte.