Vielleicht an dieser Stelle doch kurz angerissen: Wir trafen uns am 17. August um 11.00 hinter dem Schloss Richmond und fuhren über die Voets-Tankstelle Melverode (wo wir kalte Wolters Dosen käuflich erwarben) zum Heidberg-See. Besser gesagt zur „Kuhle“, alte Raabeschüler wissen, welche Kultstätte da gemeint ist.
Nachdem jeder seine 2 Dosen leer gesüppelt hatte, radelte ich schnell zur Star Tanke an der Griegstraße, so dass wir jeder noch ein Döschen genießen konnten. Dazu gab es Metal über Youtube - Henry stellte hierfür sein Smartphone bereit. Meine Versuche, einen meiner MP3 Player mit Energie und Sound zu versorgen, waren leider gescheitert.
Trotz einer eher frisch zu nennenden Witterung mit leichtem Niesel möchte ich jene Tour als gelungen bezeichnen. Ich muss mal nach nem Ersatztermin für eine „Beer & Bike“ in diesem Herbst Ausschau halten, damit auch die Anderen in den Genuss einer sportlichen Kulturschaffe kommen können.
Aber zurück zu Heute. Anders als 2 Wochen zuvor knallte die Sonne mal wieder mit voller Kraft auf meinen geschundenen Körper. Die Beine sind zwar fast abgeheilt - die orthopädischen Strümpfe kommen wahrscheinlich erst Mitte September zum Einsatz, aber das Wundpflaster an der linken Schulter war seit gestern leicht mit Blut versifft gewesen.
Meine Motivation war aber auch aus einem anderen Grund nicht gerade stark ausgeprägt. Denn am Vorabend waren meine Löwin und ich zu Hanks 50. Geburtstag geladen gewesen. Der Mann der Nichte meiner Löwin ist ein feiner Kerl. Außerdem gab es gezapftes Wolters, den von meiner Schwägerin Frida selbst angemischten roten Ouzo verdankte ich wohl meine Benommenheit an diesem sommerlichen Sonntagmorgen.
Glücklicherweise wehte schon nach wenigen Metern ein stärkeres Lüftchen, welches auf dieser Fahrt angenehm kühl meine Haut umschmeichelte. Es wäre allerdings schön gewesen, wenn diese Abkühlung nicht die ganze Zeit von vorne auf mich eingeprasselt wäre. Mir blieb leider nichts anderes übrig, als die Strecke bis Rüningen in einer niedrigeren Gangart als gewohnt abzurattern. Aber ich beklag mich ja nicht… Oder doch?
Warum aber Rüningen als Ziel meiner Reise? Tja, weil mir das so in den Sinn gekommen war, als wir Berta letztens nach Hause kutschiert hatten. Nämlich dass ich mir die Nebenstraßen in Rüningen mal anschauen wollte. Einfach so. Weil ich sie nicht kenne. Und damit ein Ziel vor Augen hatte. Jeder Mensch braucht schließlich Ziele.
Ein Besuch bei Berta war übrigens nicht eingeplant, ansonsten würde die Aktion auch zu lange dauern. So rackerte ich mich also das Ringgleis bis zur Gartenstadt hinunter, um dort wie so häufig in den letzten Jahren auf der alten Frankfurter gen Süden zu eilen, um schließlich die Thiedestraße in Rüningen vor Augen zu haben.
Die erste Querstraße rechts war meine; Auf der Straße „Am Westerberge“ betrat ich eine mir unbekannte Welt. Und gleich zu Anfang fuhr ich an einer Polizeistation vorbei. Diese ist wohl nur in der Woche tagsüber besetzt, aber immerhin. Ansonsten fuhr ich an vielen Eigenheimen vorbei. Alles sah sehr gepflegt und nach Geld aus. Gierig sog ich die Atmosphäre dieser mir unbekannten Gegend in mich auf.
![]() |
Singerstraße... ostig |
Für diese Momente brenne ich, wenn der Sattel unter meinem Pöter ist. Ich stelle mir dann immer vor, wie es wäre, in so einer Gegend zu leben. Hier in der Vorort-Hölle oder wenige hundert Meter weiter in der Singerstraße, wo die Wohnblöcke mit den Außenfluren doch stark an die Wohnungen für alleinstehende junge Männer a la Wilhelmstraße erinnern.
Hinter der Singerstraße war die Faszination leider wieder vorbei, denn ich cruiste in mir wieder bekannten Gefilden, nämlich quasi um die Ecke von Bertas Haus. An dieser Stelle wollte ich es gut sein lassen, nicht mehr weiter nach Thiede eiern. Das wäre sicherlich eine Schöne runde Tour geworden, aber so richtig gut fühlte ich mich einfach nicht.
Hinzu kam , dass in Rüningen so kurz vor Mittag am Sonntag die Bürgersteige bereits senkrecht gestellt sind. Einen Kaffee konnte ich jetzt gut vertragen - Bier hingegen nicht, obwohl ich mich nach einer Pause auf ner Parkbank mit ner Dose Wolters förmlich verzehre. Doch bitte nicht heute. Heute war Kaffee angesagt. Zur Not würde ich ohne jegliche Pause nach Hause durchziehen, das hätte ja auch mal Charme.
Doch selbstverständlich gab es eine Alternative. Im Kaffeehaus Braunschweig Ecke Broitzemer und Ring hatte sich der „Breakfast Club“ versammelt. Heidi, Patti und meine Löwin treffen sich gern Samstags oder Sonntags, um zusammen in einem netten Cafe zum Frühstück. Heute im jenen Kaffeehaus, was auch der nächste offene Laden für mich auf dem Nachhauseweg bedeutete. Ich hätte zwar auch über die Innenstadt rutschen können, aber…
Nein, kein Umweg jetzt. Ich fraß noch über den Füllerkamp ein oder zwei zusätzliche Kilometer, bewegte mich dann aber schnurstracks über den Globus-Parkplatz in Richtung Ring. An Hornbach vorbei, links das Arbeitsamt liegengelassen, um kurz darauf zum Kaffeehaus zu gelangen.
Die Frauen saßen dort noch draußen und unterhielten sich angeregt, waren aber erfreut, mich zu sehen. Ich bestellte mir einen Crema mit Milch und fühlte mich auch gleich besser. Das Koffein hatte mir wohl gefehlt. Vielleicht eine halbe Stunde tauschten wir uns aus, ehe sich diese Runde auflöste und ich mich mit meiner Löwin per Rad auf den Weg nach Hause begab.
Ich kam zwar nicht so ganz dem E-Rad meiner Löwin hinterher, aber hatte anfangs noch die Gelegenheit genutzt, mit ihr zusammen den gestrigen Abend zu resümieren. Das war heute zwar nicht die längste Tour, aber ich hatte meinen inneren Schnarchlappen überwunden und konnte mir einbilden, wieder etwas zur Gewichtsreduktion unternommen zu haben.
Demnächst aber wieder Wolters auf Parkbank bitte.