Mittwoch, 17. September 2025

Contramann: Propaganda

https://www.tagesspiegel.de/politik/wagenknechts-querfront-fest-wer-steckt-hinter-dem-grossprotest-gegen-israel-14310719.html
Zugegeben: Die Sprache im Stürmer seinerzeit war unerreicht aggressiv und mehr als menschenverachtend, daher sehr schwer zu ertragen. Der Tagesspiegel kann die damalige unterirdische Qualität nicht toppen bzw. unterbieten – zum Glück. Oder könnte das einfach auch nur daran liegen, dass der „Deeper State“ inzwischen dazugelernt hat?
US-Amerikanischer Pionier auf dem Gebiet der „Öffentlichkeitsarbeit“ war Edward Louis Bernays:
https://de.wikipedia.org/wiki/Edward_Bernays
Joseph Goebbels zum Beispiel soll sich an den Lehren von Bernays orientiert haben. Obwohl dies nicht wirklich geschichtlich belegt ist, fällt doch eine Gemeinsamkeit von Marketing und Propaganda ins Auge: Gruppen von Menschen werden gezielt, aber nicht individuell, angesprochen, um diese zu einem bestimmten Verhalten zu bewegen. Hierbei geht es um rein zielorientierte Methoden, welche durch Gesetze oder moralische Wertvorstellungen begrenzt werden müssen.
Gibt es diese Grenzen nicht, ist alles erlaubt. Siehe die Propaganda der Nazis.
Im heutigen Deutschland gibt es im Gegensatz zur Nazizeit diese Grenzen und die werden vom Tagesspiegel auch eingehalten. Da werden Sahra Wagenknecht, Hallervorden oder auch Maffay „objektiv“ dargestellt, aber auch Widersprüche aufgezeigt. Persönliche negative Bewertungen (z.B. zu Hallervorden: „Zeigt immer weniger Hemmungen, sich von rechten Akteuren einspannen zu lassen.“) werden als objektive Tatsachen präsentiert und erzeugen so automatisch ein negatives Bild der beschriebenen Person.
Dies zu erkennen schützt einen davor, sich für bestimmte politische Meinungen vereinnahmen zu lassen. Oder auch z.B. Autos mit Elektroantrieb als CO²-neutral oder Klimaretter zu sehen. Denn, um mal kurz auf diesem Thema herumzureiten, die Automobilindustrie bewirbt das Produkt gezielt mit diesem Argument und suggeriert, dass andernfalls beim weiteren Gebrauch von Verbrennermotoren Umweltkatastrophen folgen würden, ja sogar der Planet zerstört wird. Dass die Produktion von E-Autos selbst nicht gerade umweltschonend erfolgt und die dadurch auftretenden Umweltschäden bei den gern bemühten Statistiken nicht eingepreist sind, kann man wissen, wenn man sich mit den Argumenten der Automobilindustrie kritisch auseinandersetzt.
Diese beschriebene Marketingstrategie wird von der Politik entsprechend flankiert. Dieselben Argumente. Bloß hierbei spricht man sozialwissenschaftlich eben nicht von Marketing, sondern von Propaganda. Darf man natürlich nicht so nennen – der Begriff Propaganda ist dank Leuten wie Goebbels, Stalin oder auch Honnecker stark negativ stigmatisiert. Aber man kann unschwer erkennen, dass Marketing und politische Willensbildung (klingt besser als Propaganda, oder?) zwei Seiten ein und derselben Medaille darstellen.
Wie gesagt: Wenn man sich kritisch mit derartigen Informationen – und damit zurück zum unsäglichen Beitrag im Tagesspiegel – auseinandersetzt, kann man die Absicht erkennen, dass ein bestimmtes Bild erzeugt werden soll und der geneigte Leser somit zu einer bestimmtem Meinung – hier der Ablehnung dieser Friedensdemo und besonders der diese repräsentierenden Prominenten – gedrängt werden soll.
Der eigentlich positiv besetzte Begriff „Friedensdemo“ kann so ins Gegenteil verkehrt werden. Und das Schärfste daran ist, so zumindest meine Meinung, dass nicht erklärt werden muss, was denn nun nach Meinung des Tagesspiegels ein positives Eintreten für den Frieden bedeuten würde. Könnte man ja tun, z.B. die Ukraine noch stärker in ihrem Kampf gegen den russischen Aggressor zu unterstützen. Wäre in sich widersprüchlich – DAS könnten die Leute merken.
Macht der Tagesspiegel natürlich nicht, weil dann die Leute womöglich doch noch darüber nachdenken, ob ein Herr Hallervorden oder eine Frau Wagenknecht vielleicht doch eher für den Frieden eintreten als die Journalisten des Tagesspiegels. Allein… ich glaubs nicht, dass die Leute wirklich nachdenken würden. Das haben mich Gespräche in meinem persönlichen Umfeld - bei Arbeit, Sport und Spiel - gelehrt.
Noch ein brandaktuelles Beispiel für Propaganda gefällig? Bitt’schön:
https://www.manova.news/artikel/der-menschenfeind-und-frau-hayali
Als Charlie Kirk, ein arg konservativer und Trump wohl nahestehender Kämpfer gegen Abtreibung und für Schusswaffenbesitz (ein radikaler Christ also) erschossen wurde, kommentierte Hayali im Heute Journal wie folgt:
„Dass es nun Gruppen gibt, die seinen Tod feiern, ist durch nichts zu rechtfertigen - auch nicht mit seinen oftmals abscheulichen, rassistischen, sexistischen und menschenfeindlichen Aussagen. Offensichtlich hat der radikal-religiöse Verschwörungsanhänger (…)“
Hier höre ich auf mit dem Zitat, welches womöglich aus dem Gesamtzusammenhang gerissen ist, aber die Methode deutlich erkennen lässt. So fängt Hayali im ersten Halbsatz objektiv an und nimmt auch gegen die Gewalt an sich klar Stellung, bloß um dann mit persönlicher Meinung ihren (mir unerträglichen) Haltungsjournalismus fortzufahren.
Dafür erntete sie übelste Hasstiraden im Netz und legt jetzt auf Insta eine Pause ein. Darauf steigen die Mainstreammedien natürlich sofort ein. Das signalisiert, wer hier das Opfer ist: Dunya Hayali.
Das wir uns nicht missverstehen: Die wirklich üblen Sprüche im Netz gegen Hayali sind absolut unangebracht und sollten strafrechtlich überprüft werden. Doch trotz allem bleibt beim normalen Otto Normalverbraucher folgendes hängen: Kirk ist ein übler Bursche gewesen, die Hater von Hayali sind (mindestens) genauso schlimm wie Kirk und Dunya Hayali ist eine Kämpferin für Gerechtigkeit, die sich gegen das Böse stemmt.
Und - habt ihr es gemerkt?
Hier habe ich jetzt in den meisten Absätzen ähnlich gearbeitet wie Frau Hayali. Aber im Unterschied zu ihr bin ich nicht Anchorwoman einer der wichtigsten Nachrichtensendungen im TV.

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