Heute vor genau einem Jahr bin ich mit dem Kopf auf das Straßenpflaster geknallt. Die Folgen davon haben mich letztes Jahr auf Schritt und Tritt begleitet, auch wenn die schwersten Folgeerscheinungen eher schon älter waren, sprich lange vorher in mir „gebrodelt" hatten und ich dies jahrelang unter Verschluss gehalten hatte.
Das machen wir Menschen in der Regel zwar immer so, aber dank des Unfalls hatte sich bei mir das Ventil geöffnet. Seitdem analysiere ich meine Ängste und Sorgen auch mit Hilfe einer Spezialistin, auch wenn diese erst in der Adventszeit aktiv werden konnte.
Bereits vor dem Unfall hatten mich gerade die Themen Corona Virus und Ukraine Konflikt sehr stark beschäftigt. Richtig gestresst hatten mich allerdings ausufernde Diskussionen mit Kollegen und auch Freunden, da ich in beiden Themen eine gewohnt stark regierungskritische Meinung vertreten hatte. Weil Leitmedien und selbst die Regierung Leute mit abweichender Meinung gerne mal ins „rechte Lager" verortet hatten, groovten sich selbst Kollegen und Freunde auf diese Richtung ein.
Irgendwann in 2022 war ich zwar endlich so weit, dass ich fruchtlosen Diskussionen mit dem „Mainstream" wegen des unnötig entstehenden Stresses aus dem Weg ging, aber gerade diese Flucht wurmte mich sehr. Mittlerweile ernte ich durch meine Zurückhaltung in hitzigen politischen Diskussionen erste Früchte.
Diesbezüglich war es durchaus hilfreich, dass ich endlich erkannt habe, dass ich die Meinung Andersdenkender auch wirklich akzeptiere. Ändern kann ich sowieso niemanden. Sich gegenseitig anzupflaumen ist halt nicht hilfreich im menschlichen Miteinander. Mantramäßig mache ich mir dies in kritischen Situationen immer häufiger bewusst. Wenn das so weitergeht, kann ich da bald selber Kurse geben.
Zu den eben genannten Stimmungskillern kam der übliche Stress des Alltags - also Beruf und Freizeitstress. Dies geht uns ja allen so; deshalb wünsche ich jedem, den ich kenne, dass dies für ihn/sie auch in Zukunft so bleiben möge und sich eben nicht aufgrund eines schockartigen Erlebnisses wie bei mir Bahn bricht und dann vom ganzen schönen Lebensbild die rosarote Brille abnimmt.
Denn da sollten wir uns alle nichts vormachen: Das Unschöne, Hässliche schieben wir alle nur zu gern nach hinten und schließen es weg. Möge der Schlüssel nie gefunden werden.
Als Konsequenz aus all den Ängsten und depressiven Verstimmungen ergab sich für mich die Notwendigkeit, in meinem Lebensstil etwas zu ändern. In meiner Rekonvaleszenz in dem ersten Drittel des letzten Jahres hatte ich mir vor dem Schlafengehen eine Routine angewöhnt, welche ich bis heute nicht missen möchte.
So schaue ich vor der Nachtruhe mindestens eine Folge einer Serie auf Netflix & Co, danach lege ich mich schon einmal hin und lese noch eine knappe halbe Stunde, ehe ich das Licht ausschalte. Daraus ergibt sich eine Verzögerung der Nachtruhe von über einer Stunde, welche zu einem späteren Aufstehen und damit auch Arbeitsbeginn führt.
Ich bin bis heute felsenfest davon überzeugt, dass die Stressmische aus wenig Schlaf und knapper Zeit bis zur Abfahrt des Zuges nach Salzgitter vor einem Jahr wesentlich zu dem Unfall beigetragen hatte.
Und tatsächlich finde ich mittlerweile morgens am Bahnhof noch die Zeit, mir einen Milchkaffee zu ziehen und anschließend im Büro aufzulaufen. Dies dank der Home Office Regelung nunmehr lediglich an drei Tagen die Woche, aus denen aber nach und nach bei Krankheits- oder Urlaubsvertretungen schon einmal 4 Tage werden können.
War ich hierüber anfangs noch äußerst erzürnt, so habe ich mich nach einer längeren Phase der Empörung wieder beruhigt und damit abgefunden. Hier geht die dienstliche Notwendigkeit selbstverständlich vor, zumindest diesbezüglich habe ich meinen inneren Schweinehund in den Griff bekommen können.
Doch logischerweise ergibt sich aus dem späteren Arbeitsbeginn ein Nachteil, an dem ich noch arbeiten muss. Die Rede ist hier von nachmittäglichen Aktivitäten wie Fahrradfahren und vor allen Dingen dem wöchentlichen Schwimmengehen mit Pocke, welches ich in der zweiten Hälfte des letzten Jahres stark vermisst hatte.
2022 gingen Pocke und ich immer am Mittwoch gegen halb Zwei ins Wasser, da war ich dann auch immer gegen 16 Uhr zu Hause gewesen. Nachdem ich letztes Jahr ab Mai wieder im normalen Arbeitsprozess gestanden hatte, „genoss“ ich seitdem jeden Mittwoch vormittags Arzttermine, für die ich das Homeoffice jeweils unterbrechen musste.
Dadurch bin ich mittwochs stellenweise bis 17 Uhr an den Schreibtisch gefesselt. Montags, besser noch Dienstags kurz nach 16 Uhr sollte hier die Lösung sein. Das werde ich mit Pocke noch einmal abklären und dann sollten wir loslegen können.
Last but not least habe ich mich beim Schreiben für den Blog seit Mitte letzten Jahres etwas zurückgenommen. Solltest du diesen Blog regelmäßig verfolgen, hattest du das sicherlich schon bemerkt. Auch diese Maßnahme hat erheblich zu meiner Stressreduzierung beigetragen.
Summa summarum möchte ich abschließend feststellen, dass es mir jetzt, ein Jahr nach meinem Unfall, sogar besser geht als zuvor. Mental zumindest, am Sport muss ich dieses Jahr endlich wieder arbeiten.
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