Samstag, 23. Dezember 2023

Warum spielt denn der Poldi nicht?

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Ich war immer noch am Grübeln ob der Bedeutung dieses Traums, als ich endlich nach einem nervigen Arbeitstag Richtung Braunschweig fuhr. Meine Löwin war gut voran gekommen und fast durch mit der Datei. Ein wenig arbeitete sie noch weiter, doch pünktlich zur Vorberichterstattung der ARD nach der Tagesschau war sie an ihrem Platz auf der Couch.
Jetzt konnten das erste Viertelfinale beginnen. Voller Vorfreude saßen wir vor unserem Schnuckiteller mit Käsewürfeln.
Polen gegen Portugal lautete die Partie. Oder auch die "Bialo-Czerwoni" gegen die "Selecao das Quinas"- nenn mich bei Spitznamen, Baby. Der Schiedsrichter Felix Brych aus München wurde schon vor dem Anpfiff von Opdenhövel und Scholli hochgelobt. Man kann es auch übertreiben, ihr Beiden.
Und los ging es. Nach 100 Sekunden unterschätzte der Rechtsverteidiger der Portugiesen mit Namen Cedric eine weit geschlagene Flanke der Polen. Der hohe Ball kam auf den Boden auf, sprang über den vergeblich hochspringenden Cedric hinweg zu Grosicki, dem Mann auf dem linken polnischen Flügel. Der zog bis zur Grundlinie durch und passte flach in den Strafraum zu Lewandowski, der von Pepe sträflich allein gelassen wurde und keine Mühe hatte, das Leder aus 10 Metern trotz Bedrängnis ins Tor zu ballern.
1:0 also und Lewandowski hatte endlich sein erstes Feldtor erzielt. Dies allerdings nur wegen des amateurhaften Fehlers von Cedric, über dessen Seite die Polen fortan hauptsächlich ihre Angriffe vortrugen, ohne allerdings nachlegen zu können gegen total konsterniert wirkende Portugiesen. Das sah sehr gut aus für die Polen.
Doch die Portugiesen bekamen so nach und nach das Spiel in den Griff. Nicht das sie jetzt auf volle Offensive setzten, aber vor allem der von Anfang an in die Mannschaft gerückte Renato Sanches, 18 Jahre jung und für die nächste Saison für 35 Millionen zu den Bayern gewechselt, verteilte geschickt die Bälle. So nach und nach bekam Portugal das Spiel in den Griff.
Nach einer halben Stunde wurde Ronaldo im gegnerischen Strafraum von Pazdan mit beiden Armen zur Seite gestoßen. Der Pfiff blieb aus, obwohl Brych nicht weit weg war. "Möglicherweise ein Elfmeter. Den könnte man geben. Da haben die Polen Glück gehabt." meinte der Reporter. Hallo? Nimm mal die Tomaten von den Augen, du Idiot. Klarer geht es doch wirklich nicht. Da hatte Brych einen Fehler gemacht.
Kurz danach dann doch das 1:1. Renato Sanches spielt mit Nani an der Strafraumgrenze mehr aus Verlegenheit einen Doppelpass und haut einfach mal drauf. Der noch leicht abgefälschte Ball ging unhaltbar für den polnischen Keeper ins rechte Toreck. Cristiano Ronaldo war an diesem Treffer nicht beteiligt, jubelte deshalb aber trotzdem mit.
In der Folge blieb Portugal das spielbestimmende Team, konnte aber auch in der zweiten Halbzeit die Polen nicht überrumpeln. Eine Unaufmerksamkeit der Polen vermochte Ronaldo nicht zu nutzen, als er nach einer schönen Flanke 4 Minuten vor Schluss vor dem polnischen Tor völlig frei stand und in ein Luftloch trat. Ein Ronaldo in Hochform hätte den Ball reingepustet, aber das ist er dieses Jahr halt nicht.
Der Reporter nervte noch einmal mit der Aussage, dass die Portugiesen nur auf Unentschieden spielen würden und das Tor durch Renato Sanches nicht gefallen wäre, wenn Ronaldo den Elfer zugesprochen bekommen hätte. Der Fehler von Brych war also keiner gewesen, weil nicht spielentscheidend.
Mann, Mann, Mann. Was für eine Lusche! Durch was qualifiziert man sich eigentlich als Fernsehreporter? Geht wohl doch mehr über die Besetzungscouch. Zur deutschen Mannschaft darf ein Reporter ruhig halten, aber ein wenig Objektivität kann ich für meine GEZ-Gebühren schon verlangen, meine ich.
Die Polen jedenfalls stellten in der Schlussphase jegliche Offensivbemühungen ein und verließen sich sichtbar nur auf ein Elfmeterschießen. Gegen die Schweiz hatten ja alle 5 Schützen getroffen, also vertrauten sie auch in diesem Spiel wieder drauf.
Vielleicht konnten sie aber auch nicht mehr und waren schon platt. Die Portugiesen hatten sich im Laufe des Spiels mehr und mehr auf die polnischen Stärken eingestellt, selbst Cedric steigerte sich deutlich und hätte fast sogar den Siegtreffer mit einem Fernschuss erzielt.
Dann aber waren 90 Minuten herum und meine Löwin müde. Den Rest sah ich in meiner geliebten Kemenate. Die Verlängerung an sich war gräuslich und beide Mannschaften gingen keine Risiken ein, so das es sehr zähe 30 Minuten bis zum Elfmeterschießen waren.
Dass der Reporter dies hauptsächlich den Portugiesen vorwarf, machte ihn in meinen Augen endgültig zur Witzfigur. Die Portugiesen suchten sicher nicht bedingungslos die Entscheidung, waren aber bis zum Schluss der Verlängerung das spielbestimmende Team. Die Polen dagegen brachten vorne gar nichts mehr zustande und warteten sichtbar auf das Elfmeterschießen.
Zugegebenermaßen fieberte ich mit den Portugiesen mit, zurückgelehnt in meinem bequemen Schreibtischstuhl. Alle Schützen schossen ihre Elfer vorbildlich, die Torhüter hatten keine Chance. Bis Blaszczykowski antrat und der Torwart den halbhohen Ball aus dem Eck fischen konnte. Einer ist immer der Looser....

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