Natürlich ist es draußen im November kurz vor 6.00 Uhr noch stockfinstere Nacht. Normale Leute schlafen zu der Zeit wahrscheinlich noch, aber doch nicht im Bus! Der eingesetzte Sausewind-Bus war zugegebenermaßen ein Reisebus, mit dem normalerweise die Leute nach Rüdesheim zum Saufen gekarrt werden.
Da dämmt der Fahrer das Licht bei der Rückfahrt im Dunkeln, weil seine Passagiere einfach nur noch pennen wollen. Aber diejenigen, die noch nicht zu müde oder zu besoffen sind, können über ihrem Kopf eine Leselampe einschalten, eben um noch etwas lesen zu können. Und das Lesen im Zug macht mir nach wie vor sehr viel Spaß. Im Moment lese ich „Sam Phillips - the Man who invented Rock `n`Roll“ von Peter Guralnick..
Aber Leselampen in diesem Bus? Nada, Fehlanzeige! Wer verbaut eine derart schlechte Bordtechnik und warum kauft ein Busunternehmen solch eine Kutsche für Zombies, die bei dem fahlen Licht vor sich hin dämmern und darauf warten, dass beim nächsten Halt endlich mal etwas Frischfleisch an Bord kommt.
Auf der anderen Seite... mit dem Smartphone war das Licht erträglich. Während der gesamten Fahrt spielte ich „Dr. Mario World“ und wurde dank des trüben Oberlichts von nichts abgelenkt, sieht man mal von der unruhigen Straßenlage des Busses ab, wegen der ich diesen Artikel noch nicht beginnen konnte, weil der Fahrer jedes Schlagloch offenbar gezielt ansteuerte.
Erwartungsgemäß dauerte diese Busfahrt länger als sonst der Ritt mit dem Zug. Aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen steuerte der Fahrer zudem mit Immendorf und Watenstedt zwei Bahnhöfe an, die der ausgefallene Zug normalerweise nicht angefahren wäre. Diese werden nur von den Zügen bedient, die 19 Minuten nach einer vollen Stunde fahren.
Schließlich hatte der Fahrer es dann doch geschafft. Nach über 40 Minuten und damit doppelter Fahrtzeit im Vergleich zum Zug hielt er beim Multiplex Kino in Lebenstedt am Bahnhof an. Hier war die Endhaltestelle und alle (inzwischen 4) Passagiere mussten raus.
Der Fahrer unterstrich diese nicht ausgesprochene Bitte, indem er die komplette Innenbeleuchtung einschaltete. Gleißendes Licht fügte meinen Augen ruckartig Schmerzen zu, die aber nach kurzer Zeit verschwanden. Wie die bereits erwähnten Zombies schälten sich die Passagiere aus den Sitzen und strömten über die lange Treppe des Mittelausstiegs in Freie.
Und auch draußen nahmen wir alle unsere Gesichtswindeln nicht ab. Denn seitdem die Zahl der Coronainfizierten in Salzgitter Anfang November auf über 150 Personen pro 100.000 Einwohner schnellte, herrscht auch in der Fußgängerzone Maskenpflicht. Und diese beginnt ab der Bushaltestelle, auf der uns der Sausewind gerade abgeladen hatte.
Passend hierzu ging gerade ein feiner Regen ganz sanft auf uns hernieder. Etwas stärker als ein Morgen in Dublin, möchte ich meinen. Immer noch missmutig schaute ich auf die Anzeigetafel der Bushaltestelle. Der nächste Bus, der mich zum Rathaus (eine Station) fahren könnte, würde noch 12 Minuten bis zur Ankunft brauchen.
Das bedeutete eins: Mir stand ein kleiner Gang durch die Fußgängerzone bevor. Mit Maske und bei Nieselregen morgens kurz nach halb Sieben in Lebenstedt. Kann ein langer Donnerstag im Büro schöner beginnen? Ich glaube nicht. Da sich die Fußgängerzone bei der gerade beginnenden Dämmerung immer noch menschenleer präsentierte, drängten sich mir unwillkürlich Bilder von blutrünstigen Zombies auf, die hinter der Santander Bank hervorkriechen und mich jagen würden. Ich zog meine Mütze tiefer ins Gesicht.
Vorsichtig kämpfte ich mich auf dem glitschigen Pflaster voran. Warum das Pflaster glitschig ist? Na, weil da irgendein Schlaumeier im Bauamt diese wunderschönen rote Pflastersteine bestellt hatte, die so hübsch aussehen. Wenn es nicht regnet, weil dann wird es extrem rutschig. Bei früheren Gelegenheiten hatte ich mich hier bereits fast auf die Fresse gelegt. Da war ich nüchtern! Ich möchte nicht wissen, was los ist, wenn sich die erste Oma bei dieser Witterung flach legt. Dann rollen womöglich Köpfe.
Nach wenigen Minuten hatte ich die Fußgängerzone unbeschadet hinter mir gelassen und ging über die Straße und dem Vorplatz vom Rathaus ins Gebäude hinein. Die Maske nahm ich erst ab, als ich in mein Büro eintrat. Von meiner Kohorte war noch niemand anwesend. Ich fragte mich sofort, ob ich etwas nicht mitgekriegt hatte und wir jetzt komplett im Home Office verschwunden sind. So war es natürlich nicht.
Mit dem Begriff der Kohorte ist nicht der zehnte Teil einer römischen Legion gemeint, wie der fleißige Asterixleser vielleicht vermuten würde. In der Sozialwissenschaft ist die Kohorte eine Gruppe von Personen, die gemeinsam ein bestimmtes längerfristig prägendes Ereignis erlebt haben. Na ja, das passt auch nicht wirklich.
Ich sage es mal so: In unserem Team sind wir 10 Leute, die wegen der Covid 19 Pandemie einfach in zwei Gruppen (Kohorten) aufgeteilt wurde und sich (während der Arbeit) nicht begegnen sollen. So ist immer abwechselnd eine Kohorte im Amt und die andere Kohorte im Home Office. Dadurch wird ein fortlaufender Dienstbetrieb sichergestellt, falls ein Teammitglied positiv auf Coronas getestet wird und der Rest dieser Kohorte deshalb in Quarantäne geht.
Ich bin in Kohorte A. Wie macht das die Deutsche Bahn mit ihren Lokführern? Offenbar nicht in zwei Gruppen wie mein Arbeitgeber, sonst würde ja jede zweite Fahrt ausfallen. Was noch zu ertragen wäre, weil dann wenigstens ein Konzept erkennbar wäre. Davon ist der ehemalige deutsche Staatsbetrieb jedoch befreit.
Wenn ich hier mal ein Zwischenfazit mit meinen persönlichen Erfahrungen im Home Office ziehen darf: Zu Hause schaffe ich tatsächlich mehr als im Büro, weil nicht dauernd das Telefon klingelt oder jemand anders stört. Zu den negativen Aspekten möchte ich mich nicht äußern, weil ich dann speziell meinen Arbeitgeber in ein schlechtes Licht rücken würde, worauf dieser entsprechend reagieren müsste Stattdessen verweise ich an die allgemeinen Kritikpunkte, wie sie Contramann zuletzt beschrieben hatte.
Jedenfalls bin ich gespannt, für wie lange diese Kohortenaufteilung beibehalten wird.
Da dämmt der Fahrer das Licht bei der Rückfahrt im Dunkeln, weil seine Passagiere einfach nur noch pennen wollen. Aber diejenigen, die noch nicht zu müde oder zu besoffen sind, können über ihrem Kopf eine Leselampe einschalten, eben um noch etwas lesen zu können. Und das Lesen im Zug macht mir nach wie vor sehr viel Spaß. Im Moment lese ich „Sam Phillips - the Man who invented Rock `n`Roll“ von Peter Guralnick..
Aber Leselampen in diesem Bus? Nada, Fehlanzeige! Wer verbaut eine derart schlechte Bordtechnik und warum kauft ein Busunternehmen solch eine Kutsche für Zombies, die bei dem fahlen Licht vor sich hin dämmern und darauf warten, dass beim nächsten Halt endlich mal etwas Frischfleisch an Bord kommt.
Auf der anderen Seite... mit dem Smartphone war das Licht erträglich. Während der gesamten Fahrt spielte ich „Dr. Mario World“ und wurde dank des trüben Oberlichts von nichts abgelenkt, sieht man mal von der unruhigen Straßenlage des Busses ab, wegen der ich diesen Artikel noch nicht beginnen konnte, weil der Fahrer jedes Schlagloch offenbar gezielt ansteuerte.
Erwartungsgemäß dauerte diese Busfahrt länger als sonst der Ritt mit dem Zug. Aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen steuerte der Fahrer zudem mit Immendorf und Watenstedt zwei Bahnhöfe an, die der ausgefallene Zug normalerweise nicht angefahren wäre. Diese werden nur von den Zügen bedient, die 19 Minuten nach einer vollen Stunde fahren.
Schließlich hatte der Fahrer es dann doch geschafft. Nach über 40 Minuten und damit doppelter Fahrtzeit im Vergleich zum Zug hielt er beim Multiplex Kino in Lebenstedt am Bahnhof an. Hier war die Endhaltestelle und alle (inzwischen 4) Passagiere mussten raus.
Der Fahrer unterstrich diese nicht ausgesprochene Bitte, indem er die komplette Innenbeleuchtung einschaltete. Gleißendes Licht fügte meinen Augen ruckartig Schmerzen zu, die aber nach kurzer Zeit verschwanden. Wie die bereits erwähnten Zombies schälten sich die Passagiere aus den Sitzen und strömten über die lange Treppe des Mittelausstiegs in Freie.
Und auch draußen nahmen wir alle unsere Gesichtswindeln nicht ab. Denn seitdem die Zahl der Coronainfizierten in Salzgitter Anfang November auf über 150 Personen pro 100.000 Einwohner schnellte, herrscht auch in der Fußgängerzone Maskenpflicht. Und diese beginnt ab der Bushaltestelle, auf der uns der Sausewind gerade abgeladen hatte.
Passend hierzu ging gerade ein feiner Regen ganz sanft auf uns hernieder. Etwas stärker als ein Morgen in Dublin, möchte ich meinen. Immer noch missmutig schaute ich auf die Anzeigetafel der Bushaltestelle. Der nächste Bus, der mich zum Rathaus (eine Station) fahren könnte, würde noch 12 Minuten bis zur Ankunft brauchen.
Das bedeutete eins: Mir stand ein kleiner Gang durch die Fußgängerzone bevor. Mit Maske und bei Nieselregen morgens kurz nach halb Sieben in Lebenstedt. Kann ein langer Donnerstag im Büro schöner beginnen? Ich glaube nicht. Da sich die Fußgängerzone bei der gerade beginnenden Dämmerung immer noch menschenleer präsentierte, drängten sich mir unwillkürlich Bilder von blutrünstigen Zombies auf, die hinter der Santander Bank hervorkriechen und mich jagen würden. Ich zog meine Mütze tiefer ins Gesicht.
Vorsichtig kämpfte ich mich auf dem glitschigen Pflaster voran. Warum das Pflaster glitschig ist? Na, weil da irgendein Schlaumeier im Bauamt diese wunderschönen rote Pflastersteine bestellt hatte, die so hübsch aussehen. Wenn es nicht regnet, weil dann wird es extrem rutschig. Bei früheren Gelegenheiten hatte ich mich hier bereits fast auf die Fresse gelegt. Da war ich nüchtern! Ich möchte nicht wissen, was los ist, wenn sich die erste Oma bei dieser Witterung flach legt. Dann rollen womöglich Köpfe.
Nach wenigen Minuten hatte ich die Fußgängerzone unbeschadet hinter mir gelassen und ging über die Straße und dem Vorplatz vom Rathaus ins Gebäude hinein. Die Maske nahm ich erst ab, als ich in mein Büro eintrat. Von meiner Kohorte war noch niemand anwesend. Ich fragte mich sofort, ob ich etwas nicht mitgekriegt hatte und wir jetzt komplett im Home Office verschwunden sind. So war es natürlich nicht.
Mit dem Begriff der Kohorte ist nicht der zehnte Teil einer römischen Legion gemeint, wie der fleißige Asterixleser vielleicht vermuten würde. In der Sozialwissenschaft ist die Kohorte eine Gruppe von Personen, die gemeinsam ein bestimmtes längerfristig prägendes Ereignis erlebt haben. Na ja, das passt auch nicht wirklich.
aber abends mit dem Zug zurück |
Ich sage es mal so: In unserem Team sind wir 10 Leute, die wegen der Covid 19 Pandemie einfach in zwei Gruppen (Kohorten) aufgeteilt wurde und sich (während der Arbeit) nicht begegnen sollen. So ist immer abwechselnd eine Kohorte im Amt und die andere Kohorte im Home Office. Dadurch wird ein fortlaufender Dienstbetrieb sichergestellt, falls ein Teammitglied positiv auf Coronas getestet wird und der Rest dieser Kohorte deshalb in Quarantäne geht.
Ich bin in Kohorte A. Wie macht das die Deutsche Bahn mit ihren Lokführern? Offenbar nicht in zwei Gruppen wie mein Arbeitgeber, sonst würde ja jede zweite Fahrt ausfallen. Was noch zu ertragen wäre, weil dann wenigstens ein Konzept erkennbar wäre. Davon ist der ehemalige deutsche Staatsbetrieb jedoch befreit.
Wenn ich hier mal ein Zwischenfazit mit meinen persönlichen Erfahrungen im Home Office ziehen darf: Zu Hause schaffe ich tatsächlich mehr als im Büro, weil nicht dauernd das Telefon klingelt oder jemand anders stört. Zu den negativen Aspekten möchte ich mich nicht äußern, weil ich dann speziell meinen Arbeitgeber in ein schlechtes Licht rücken würde, worauf dieser entsprechend reagieren müsste Stattdessen verweise ich an die allgemeinen Kritikpunkte, wie sie Contramann zuletzt beschrieben hatte.
Jedenfalls bin ich gespannt, für wie lange diese Kohortenaufteilung beibehalten wird.
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