Dienstag, 1. Dezember 2020

Hartmudo: Amsterdam 4/5

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Sonntagmorgen, der Tag unserer Abreise. Heute schliefen wir etwas länger, weil wir jetzt wussten, dass vor 9.00 Uhr kein Cafe für ein Frühstück verfügbar gewesen wäre. In der letzten Nacht hatten Danny und Jessica wohl Glück gehabt, denn Jela schlief durch und so hatten die Eltern auch etwas Ruhe finden können.
Als wir uns dann alle gesammelt hatten, konnte es losgehen. Unser Weg führte uns zurück ins Zentrum in die Rembrandtplein. Und während Phil auf Google Maps noch nach einem guten Cafe zum Frühstücken suchte, steuerte Danny Jela in der Karre zielsicher auf ein offenes Cafe zu, wo wir uns sogleich platzierten und uns die Karte anschauten.
In dieser Lokalität waren Crepes die Spezialität, was die Prinzessin zum Anlass nahm, um ein Crepes mit Nutella zu verdrücken. Jela ihrerseits war beim Probieren der allseits bekannten Haselnusscreme entzückt. Für die anderen gab es eher herzhafte Crepes ; vielleicht hatte irgendjemand sogar etwas in der Art eines Baguette. So genau weiß ich das nicht mehr - satt geworden sind wir natürlich alle.
Nachdem uns das klischeehafte Betreiberpärchen abkassiert hatte (er dick, kurzhaarig mit Vollbart samt Lederweste, sie drall mit langen blonden Haaren), konnten wir uns endlich in Richtung der nächsten Aktion begeben. Hinter dem Rembrandthaus, fast schon wieder am Bahnhof... Dort ist die City mit den vielen Geschäften (für die Shopping Queens).
relativ unscheinbar

Mittendrin steht das siebenstöckige Body Worlds Museum. In der niederländischen Hauptstadt ist eine der weltweit insgesamt acht Körperwelten Ausstellungen zu sehen. Die einzelnen Standorte sind unterschiedlichen Schwerpunkten gewidmet, die Schau in Amsterdam ist auf das Thema „Glück“ spezialisiert.
Was machen Glück und Unglück mit unserem Körper? Dieser Fragestellung geht die Ausstellung in Amsterdam nach und spürt dem Einfluss der Gefühlswelten auf unsere Körperfunktionen und den Ablauf des täglichen Lebens nach. Der Mediziner Gunther von Hagen gewährte uns hier detaillierte Einblicke in die diversen Körperteile.
Bekanntlich arbeitete von Hagen mit konservierten Körpern von Verstorbenen, deshalb wirkten die Exponate auch eindringlicher als die bekannten Plastikmodellierungen aus dem Biologieunterricht. Mich persönlich hatte ja die vergrößerte Leber mit ihrer Zirrhose angesprochen. Die sah nun wirklich nicht schön aus, da wurde ich doch glatt sehr nachdenklich.
Ansonsten konnte ich der Prinzessin noch einige Fragen beantworten, was ich immer wieder gern mache. An mir ist womöglich ein Lehrer verloren gegangen. Die anderen schauten sich die Exponate ebenfalls mit großem Interesse an, selbst Jela hatte ihren Spaß. Von Hagen hat hier u.a. das Zusammenspiel von Muskeln, Blut- und Nervenkreislauf sehr anschaulich dargestellt, ohne dass man würgend aus der Ausstellung flüchten muss. Denn dies war das Bild, welches ich über die „Körperwelten“ seit Jahren (oder doch schon Jahrzehnten?) im Kopf hatte.
Auf den dreisprachigen Wandtafeln wurde der Zusammenhang zwischen den Emotionen - hier das Thema Glück - und körperlichen Befindlichkeiten deutlich. Diese Zusammenhänge waren der Prinzessin zwar noch etwas unbegreiflich, aber jetzt hat sie dies zumindest schon mal als These mitgekriegt.
Zumindest die Kernaussage, dass Glück lebensverlängernd wirkt, wird die Prinzessin begriffen haben. Das hat sie sich hoffentlich gemerkt. Die auf den sieben Stockwerken ausgestellten Organe und Körperteile wird sie sicherlich im Biologieunterricht noch bewundern dürfen. Was dort leider nicht vermittelt wird, schon zu meiner Schulzeit nicht, ist die gegenseitige Abhängigkeit von Geist und Körper.
Nach bald eineinhalb Stunden waren wir alle durch und trafen uns so nach und nach vor dem Eingang. Direkt nebendran befindet sich ein „Delft Outlet“. Delfter Kacheln - wer kennt sie nicht? Nennen Sie ein typisch holländisches Produkt... Diese blau-weißen Muster sind einfach unverwechselbar.
Die hatten natürlich nicht nur Kacheln, sondern auch Geschirr und was weiß ich noch alles. Jedenfalls saugte der Laden Jessica, Candela und meine Löwin förmlich an. Ich blieb hier vorsichtshalber gleich draußen, denn dieses blau-weiße Muster sieht zwar schön aus, wirkt aber am Besten, wenn man es nicht jeden Tag auf der Toilette vor der Nase hat.
Nachdem wir das nun hinter uns gelassen hatten, ging es (endlich) in einen Käseladen, der eigentlich nur diese kleinen runden Beemster verkauft. Die kennst Du - so groß wie ein normaler Unterteller für Kaffeetassen und rundherum mit Wachs ummantelt. Grün mit Kräutern, Rot mit Chili und orange mit Kurkuma - das Original, welches ich noch aus der Kindheit kenne, ist gelb. Der Laden hieß „By Popular Demand“ - nur zur Info...
Zusätzlich zu den zugegebenermaßen sehr leckeren Käselaibern deckten wir uns noch mit notwendigen Devotionalien wie Messern, Hobeln usw. ein. Anschließend hatten wir eine Menge an Tüten zu tragen, aber Danny und Jessica waren des Shoppens noch nicht müde. Denn genau gegenüber, hinter den Straßenbahnschienen, befand sich mit dem altehrwürdigen De Bijenkorf (oder auch De Buenkorf) der Einkaufstempel der Stadt. Hier hat man die wichtigsten Marken in ihren Stores auf einem Fleck.
Marken, die meiner Löwin und mir etwas sagen, aber die wir nicht benötigen. Phil und Candela wohl auch nicht, denn die warteten mit uns auf einem großen Platz neben De Buenkorf, bis Danny und Jessica dort durch waren. Die Prinzessin nahmen sie mit, Jela blieb bei uns. Phil organisierte für meine Löwin und mich noch Wasser, denn die Sonne schien jetzt doch mit aller Kraft eines schönen Spätsommertages.
Entgegen meinen Befürchtungen waren Jessica und Danny richtig schnell fertig; knapp über eine halbe Stunde hatte ihr kleiner Ausflug gedauert. Viel erbeutet hatten sie nichts, aber nachschauen mussten sie auf alle Fälle. Ich kenne das - ihr sicherlich auch.
An dieser Stelle war die Familienzusammenkunft quasi beendet, weil Danny zur Rückfahrt drängte. Die Prinzessin war am Montag zu einer Mathearbeit gefordert und sollte diese ausgeruht antreten. Zu diesem Argument gibt es immer meine volle Unterstützung, da ich selber dank meines Mathe Leistungskurses in der Oberstufe die Wichtigkeit dieses Fachs kenne. So verabschiedeten wir uns von Danny und seinen drei Mädels herzlich und wünschten ihnen eine gute Heimreise.

 

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