Dank eines Jimmy Wilson am Klavier und Roland Janes an der zweiten Gitarre zur Unterstützung von Al Hopson kam ein straighter Rhythmus in den Song. Dieser klassische Mid-Tempo Country Rocker war durchaus chartskompatibel und sollte es auch in die Hot Hundred des Billboard schaffen. Zusätzlich entschied sich Sam Phillips, statt des nun zu erwartenden lahmen Countrysongs auf der B-Seite dort mit „Miss Froggie“ das wohl rockigste und dank der Gitarre von Al Hopson wohl beste Stück von Warren Smith platzierte.
Diese dritte Single von Warren Smith wurde als Sun #268 am 15. April 1957 veröffentlicht und stieg im Mai auf Platz 72 in den Billboard Hot Hundred ein. Endlich! Das musste für Warren Smith doch der Durchbruch gewesen sein. Schließlich war er mit einem mehr als gesunden Selbstbewusstsein ausgestattet; ich kann mir schon vorstellen, dass er sich aufgrund der Chartsplatzierung bereits in Dick Clark`s „American Bandstand“ oder der „Ed Sullivan Show“ wähnte.
Doch das Glück war Warren Smith nicht hold. Ende Mai 1957 veröffentlichte Jerry Lee Lewis seine zweite Single bei Sun. „Whole lotta shakin` goin` on“ (Sun #267) stand sofort an der Spitze der lokalen Charts in Memphis und Sam Phillips und sein Bruder Judd entschieden sich dafür, Jerry Lee und nicht Warren Smith eine Chance im landesweiten Fernsehen zu ermöglichen, da sie hier - nicht zu Unrecht - das größere Hitpotential vermuteten.
Jerry Lee Lewis legte am 28. Juli in der „Steve Allen Show“ mit „Whole lotta Shakin“ eine wilde Show hin, schmiss sogar noch einen Stuhl durch die Gegend. Das kurbelte die Nachfrage nach der Single dermaßen an, dass Sun Records Schwierigkeiten bekam, der Nachfrage nachzukommen. Daher entschied sich Sam Phillips, alle Anstrengungen auf die Vermarktung von Jerry Lee Lewis zu konzentrieren.
Das hatte zur Folge, dass „So long, I`m gone“ nicht mehr unterstützt wurde und eine größere Unterstützung über Airplay durch DJs oder eben einen Fernsehauftritt ausblieben. Die Single blieb ergo hängen und rutschte sofort wieder aus den Hot Hundred heraus.
Warren Smith soll über den Erfolg von Jerry Lee derart empört gewesen sein, dass er alle Kopien der Single des „Killers“, die er fand, sofort wütend zertrümmerte. Laut seinem Drummer Jimmie Lott war Warren zwar ein eher angenehmer Charakter, aber auch ein riesiger Egoist und nach Anerkennung förmlich süchtig. Auf die Rückseite seines Cadillacs hatte Warren Smith sogar den Spruch „Warren Smith - the Rock `n` Roll Ruby Man“ aufgemalt.
Erst im Oktober kehrte Warren Smith in die Sun Studios für neue Aufnahmen zurück. Gerade hier arbeiteten die beiden Gitarristen Hopson und Janes bei „Got Love if You want it“ hervorragend zusammen. Dieses Cover von Slim Harpo gewinnt dadurch gegenüber dem Original, was ansonsten eher selten vorkommt.
Die sanfte Ballade „I fell in Love“ von Hopson wanderte auf die B-Seite und so wurden diese Aufnahmen im Dezember 1957 als Sun #286 veröffentlicht. Im Vorweihnachtsgeschäft gab sich Sun äußerst aktiv und war mit Johnny Cash (Ballad of a Teenage Queen), Roy Orbison (Chicken Hearted), Carl Perkins (Glad all over) oder auch Sonny Burgess (My Bucket`s got a Hole in it) in den Regalen.
Doch dies wurde wieder alles überstrahlt durch Jerry Lee`s „Great Balls of Fire“. Dieser Kracher landete im Billboard erneut auf der zweiten Position. Dank des Erfolges vom „Killer“ war Sam Phillips´s Unterstützung für Warren Smith`s sensationelle Single entsprechend gering. Gerade einmal 7000 Exemplare gingen über die Ladentheken. Bis heute wurde seine Coverversion von „Got love if You want it“ nicht ausreichend gewürdigt.
Nach dem neuerlichen Misserfolg zeigten sich in der Band erste Auflösungstendenzen. Der geniale Bassist Marcus van Story stieg aus und wurde durch Will Hopson, dem Bruder des Gitarristen, ersetzt. Mit Lott ging der nächste Schlagzeuger und wurde in den folgenden Shows durch Drummer von jeweilig lokalen Bands notdürftig ersetzt.
Warren Smth trennte sich auch von seiner Booking Agentur. Statt Stars Inc. versuchte er es nun mit Charlotte G. D. Kemper, der sogleich einige Termine in Kanada festzurrte. Ein Gastspiel in der ruhmreichen Ed Sullivan Show war da schon ein Schritt in die richtige Richtung - denn ohne Fernsehen ging selbst damals nichts. Doch nachdem Smith ohne Kemper selbstständig Termine in Maryland gebucht hatte, brach Kemper die Kontakte zu Warren Smith ab.
In dieser Zeit produzierte Warren Smith einige hervorragende Rockabilly Perlen, ohne sie veröffentlichen zu können. „Golden Rocket“, „Dear John“ und „Do I love“ sind sind solche vergessenen Schätze. Nur „Uranium Rock“ brachte es aus dieser Phase Anfang der 80er Jahre aufgrund einer Cover Version der Cramps zu späten Ehren.
Warren Smith selbst konnte diesen Song erst 1973 veröffentlichen. Unfassbar, dass dieser eingängige wie von der Gitarrenarbeit her saubere Song 1958 nicht veröffentlicht wurde. Aber zu dem Zeitpunkt glaubte wohl niemand mehr bei Sun an Warren Smith als Rock `n` Roll Star, hatte man doch mit dem „Killer“ bereits einen Megaseller im Programm.
Seine letzte Single für Sun nahm Warren Smith am 7. Januar 1959 auf. Von seiner letzten Band war keiner mehr dabei, dafür aber mit Billy Lee Riley und Sid Manker (Co Autor von „Raunchy“) an den Gitarren sowie Charlie Rich am Klavier hatte Warren durchaus eine exquisite Besetzung an den Start gekriegt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen