Donnerstag, 6. August 2020

Contramann: kurz gesehen im August


https://www.neulandrebellen.de/2020/06/die-beschleunigung-der-vereinsamung/
Dieser Beitrag von Roberto De Lapuente stammt vom 5. Juni und ich bin felsenfest davon überzeugt, dass er Anfang August noch aktuell ist. Deshalb kommentiere ich den Artikel entsprechend früh, da er mir irgendwie aus der Seele spricht und ich wie gesagt felsenfest.... Aber manchmal irrt man sich gern.
Egal ob Netflix, Facebook oder neuerdings der Hype ums Homeoffice: Der Trend zur Vereinsamung der Menschen ist schon seit längerem sichtbar, aber wir merken es natürlich nicht. Erst jetzt mit den Verboten von größeren Veranstaltungen dank Corona merkt der eine oder andere vielleicht doch einmal, dass ein gelegentliches „Bad in der Menge“ ein wesentliches Gefühl unserer Spezies vermittelt: Zusammengehörigkeit.
Allein ist das Leben nicht mehr so prickelnd und scheiße vorhersehbar. Es ist eben nur im ersten Moment schön, wenn man sich vor unangenehmen Fragen drücken kann, weil man nur noch über Whatsapp schreibt und nicht mehr im Gespräch kommuniziert. Auf diese Weise verlernt man die Kommunikation mit seinen Mitmenschen sehr schnell.
Meist merkt man dies erst, wenn es zu spät ist. Und Netflix oder auch zig Likes auf Facebook ersetzen nicht den zugegebenermaßen nicht immer schönen Kontakt zu seinen Mitmenschen. Aber: Wo viel Schatten ist, ist eben auch viel Licht. Andernfalls hockt man alleine zu Hause, am Besten noch im Homeoffice, und mutiert zum „Prosumenten“, der seine selbst produzierten „Produkte“ als „Konsument“ z.B. aus dem Netz bezieht.
Zum „Prosumenten“ empfehle ich als Lektüre Isaak Asimov mit seinen frühen Roboter Romanen, in denen die Menschen tatsächlich vereinsamt auf riesigen Ländereien mit Heerscharen von Robotern sitzen und sich nicht mehr gegenseitig treffen. Der Film „Surrogates“ mit Bruce Willis ist da aber auch sehr anschaulich.
Ich selbst bin da leider auch schon fleißig auf dem Weg zum Prosumenten mit dabei.

https://www.spiegel.de/psychologie/baby-boomer-wird-man-im-alter-automatisch-konservativ-die-midlife-kolumne-a-813a0eff-bc58-48c4-959c-fbcd4eac569c#ref=rss
Schon nach den ersten 2 Absätzen fühlte ich mich angesprochen und markierte den Artikel für den August. Frank Patalong versucht hier zu ergründen, wieso „unsere“ Generation der Babyboomer, die mit Punk und Grunge aufgewachsen war, heutzutage einen konservativen Ruck erlebt hat und „Atemlos durch die Nacht“ mitgröhlt.
Er erklärt dass damit, dass diese „Wendehälse“ eigentlich schon immer konservativ dachten, sich damals aber nur aufgrund des vorherrschenden progressiven Zeitgeistes angepasst hatten und jetzt quasi aus ihren Löchern hervorgekrochen kommen, weil sich der Zeitgeist leider zum Negativen gewandelt hat
Einen gewandelten Zeitgeist habe ich auch bemerkt, aber ansonsten liegt Patalong daneben. Wie auch unsere Eltern, gegen deren Lebenseinstellung wir uns in den 80ern gestellt hatten, machten wir im Laufe unseres Lebens Erfahrungen, die uns überzeugten, dass unsere Eltern eben nicht in Allem Unrecht hatten.
Und je mehr Verantwortung wir mit den Jahren im Beruf und in unserem sozialen Umfeld übernahmen, je mehr Geld und Besitz wir anhäuften und bewahrten, desto konservativer wurden wir. Wir haben heute halt was zu verlieren, haben dafür aber auch etwas geleistet. Für uns natürlich, aber auch für die Gesellschaft.
Das erging sicherlich nicht jedem so - Frank Patalong scheint dafür ein Beispiel zu sein, sonst würde er sich nicht solche verquansten Argumente aus dem Kreuz leiern. Nicht jeder hatte damals Punk und Grunge gehört - und heute weiß ich endlich, dass auch die „Normalos“, über die „wir“ in den 80ern gerne hergezogen hatten, genau so ticken wie wir.
Denn schließlich war unser ganzes Gehabe seinerzeit lediglich ein oberflächliches Feeling, um uns von den Alten abzugrenzen. Wie auch jede Generation vor uns. Und wer selbst heute noch, nach über 30 Jahren, den alten Geistern nachhängt, der hat im Leben offenbar das Wichtigste verpasst: Fortschritt geschieht nur durch Wandel.

https://www.spiegel.de/auto/nahverkehr-in-der-corona-krise-so-haben-busse-und-bahnen-gegen-das-auto-keine-chance-a-ff5d96f0-b007-4443-8bc3-10743d61d9ec
Yo. Sehe ich ähnlich. Der öffentliche Nahverkehr braucht neue Konzepte und sollte den Individualverkehr mit PKW zur Bedeutungslosigkeit verdammen. Der Elektroantrieb ist auf jeden Fall das falsche Signal. Und dann noch diese Riesenkarren… Tonnen von Stahlblech huschen über geteerte Straßen, die Lebensräume von Tieren teilen und zerstören.
Das alles kann es nicht sein. Jedoch sehe ich in unserem Wirtschaftssystem das größte Hindernis für die überlebensnotwendigen Änderungen. Wo der Profit im Vordergrund steht – im geschäftlichen wie im persönlichen Bereich – da hat Vernunft keine Chance.

https://www.neulandrebellen.de/2020/07/polizei-im-polizeistaat-oder-so-aehnlich/
Noch einmal etwas zu den letzten Unruhen und Ausschreitungen gegen die Polizei. Am 19. Juli krachte es ja auch in Frankfurt. Roberto Lapuente hat es in diesem Kommentar geschafft, das Ganze auf den Punkt zu bringen. Leute, die lediglich aus Prinzip Gewalt gegen die Polizei gutheißen, weil sie diese als Nazis („Polizeistaat“) ansehen, sind letztlich selber welche. Und eben keine Linken.
Ich finde, dass „Linke“ dies auch vehement herausbrüllen müssen, um sich von solchen Arschlöchern abzugrenzen.

https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/die-daenen-muessen-verrueckt-sein-oder-vielleicht-doch-nicht
Ein schöner Kommentar. In Dänemark, Finnland und Norwegen gibt es keine Maskenpflicht und auch keine schlimmeren Infektions- und Todesraten als in Deutschland. Schweden klammern wir hier kurz aus, weil darüber hat sich der Spiegel schon genug ausgelassen. Die anderen Skandinavier reichen hier als Vergleich völlig.
Als Konsequenz bleibt also die Forderung nach einer Beendigung der Maskenpflicht und Rückkehr zur Normalität. Auch sollte man sein Augenmerk eher auf Hotspots a la Tönnies richten statt alle Menschen in Sippenhaft zu nehmen.

https://www.zeit.de/kultur/2020-07/identitaetspolitik-linke-intoleranz-zensur-demokratie-meinungsfreiheit/komplettansicht
Schöner Artikel über linke Spießer. Ich selbst bin auch kein Freund mehr von Leuten, die sich als tolerant geben, aber bei Anderen lediglich ihre eigene (wenn auch häufig korrekte) Meinung gelten lassen. Solche Leute habe ich früher schon gern als „Berufsbildungsbürger“ bezeichnet.
Und das ist dann nicht mehr „der diskrete Charme der Bourgeoisie“, sondern „das Fegefeuer der Eitelkeiten.“

1 Kommentar:

  1. Zitat "je mehr Geld und Besitz wir anhäuften und bewahrten, desto konservativer wurden wir. Wir haben heute halt was zu verlieren, haben dafür aber auch etwas geleistet. Für uns natürlich, aber auch für die Gesellschaft."
    Geleistet, lieber Udo, haben wir etwas, in dem wir dazu beigetragen haben das die Wehrpflicht abgeschafft wurde, das Abtreibungen straffrei sind, das
    Homosexualität gesellschaftlich einigermaßen anerkannt wird und vieles andere, für das wir damals auf die Straße gegangen sind. Anderes haben wir leider bis heute nicht erreicht, hoffen jedoch weiter, das es anderen gelingen möge. Die Anhäufung von Besitz gehört als "Leistung" sicher nicht dazu und auch der "Fortschritt" ist schlimmer als vieles was z.B. George Orwell in unserer Jugendlektüre "1984" je beschrieben hat.
    Fehlt nur noch die Inschrift auf dem Grabstein " Er hat sein ganzes Leben hart gearbeitet" . Brrr.

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