Am Donnerstag, dem 19. März, wurde mein Team morgens um 10.00 Uhr zusammengerufen. Aufgrund des Corona Virusses waren in der Woche im Bund und den Ländern bereits verschiedene Maßnahmen an Schließungen von Betrieben wie Restaurants, Cafes, Bars oder auch Ladengeschäften beschlossen worden.
Veranstaltungen, ja selbst die Bundesliga, konnten nicht mehr durchgeführt werden. Mehr und Mehr gingen große wie auch kleine Firmen dazu über, ihren Mitarbeitern Home Office anzubieten. Das ganze öffentliche Leben wurde heruntergefahren, jetzt waren wir dran. Auch wir wurden ins Home Office geschickt. Lediglich eine Notbesetzung musste unabweisbare Hilfen sicher stellen und im Büro erreichbar sein.
Mein erster Notdienst startete gleich am nächsten Tag. Da musste meine Löwin mich sogar noch nach Salzgitter fahren, weil mein Zug passenderweise ausfiel. Angeblich wollten Bahn und Busbetriebe ja den Personennahverkehr sicherstellen. Doch wahrscheinlich hatte die Bahn wieder mal nur das übliche Problem, dass ihnen die Zugführer fehlten. Ist ja nicht so, dass sonst die Züge morgens auch immer fahren.
In Salzgitter angekommen, schlich ich mich in mein Büro und freute mich über die ungewohnte Ruhe. Endlich konnte ich mal ungestört von Kollegen, Telefon oder Kundenkontakt konzentriert am Stück arbeiten und schaffte dadurch mehr als an einem gewöhnlichen Arbeitstag. Von Notfällen blieb ich an diesem Tag verschont; mal sehen, ob dies auch an den nächsten 3 Notdiensten so bleibt.
Bis zur Woche nach Ostern ist dieser Notbetrieb geplant. Vorerst - es kann sein, dass diese Frist noch verlängert wird. Alles hängt von der Anzahl der Infizierten und einer erhofften Entwicklung eines Gegenmittels oder Impfstoffes ab. Ich gehe hier allerdings davon aus, dass es ab 20. April im Normalbetrieb weiter geht, da der wirtschaftliche Schaden andernfalls zu groß würde.
Als ich dann am Sonntagmorgen Brötchen zum Frühstück vom Bäcker um die Ecke besorgt hatte, geriet ich vor dem Eingang auf dem Parkplatz in eine bizarre Situation. Es wurden immer nur 2 Leute gleichzeitig ins Geschäft gelassen und draußen entstand daher eine Schlange. Allerdings hielten alle einen Sicherheitsabstand von ca. zwei Metern ein.
Da standen nun vielleicht 8 - 10 Leute voneinander isoliert auf dem Parkplatz herum und blieben stumm. Eine dystopische Atmosphäre, zumal ja auch kaum Autos auf der Straße unterwegs waren. Eine gespenstische Ruhe lag da über der Stadt, erinnerte mich fast schon an die autofreien Sonntage während der Erdölkrise 1973.
Und während ich da in der eisigen Kälte bei frühlingshafter Sonne stand und wartete, gingen mir wieder mal böse Gedanken durch den Kopf. Was ist, wenn die ganzen Ausgeh- und Versammlungsverbote nur das Ziel haben, kritische Stimmen zur allgemeinen Politik zum Schweigen zu bringen? Es sind in Griechenland wieder viele Flüchtlinge in Europa angekommen. Will die Regierung ein weiteres Erstarken der AfD verhindern, indem sie die Aufmerksamkeit auf ein anderes Thema lenkt?
In der Woche zuvor hielt die Kanzlerin noch eine Fernsehansprache an die Nation. In würdevollen Worten beschwörte sie die Bürger, von Hamsterkäufen abzusehen und wegen der Gefahr einer Ansteckung auch an die Mitbürger zu denken. „Wir schaffen das“ war mal wieder die Botschaft. Und das wir alle zusammenhalten müssen. Mit dieser Einstellung sind die Deutschen schon in zwei Weltkriege gezogen - den konnte ich mir jetzt nicht verkneifen.
Letztendlich wart die Rede ja nicht wirklich verkehrt. Was soll eine Regierungschefin auch anderes sagen? Ruhe bewahren ist zur Zeit sicherlich vernünftig. Zumal wenn ich seit Wochen kein Klopapier oder Seife mehr kaufen kann, weil irgendwelche Hirnis diese Artikel hamstern. Laut Harald kriegt man an der Tankstelle bei ihm um die Ecke tatsächlich noch Klopapier - für 2 € pro Rolle. Ich habe dies nicht nachgeprüft, weil ich Angst habe, wegen Körperverletzung in den Knast zu kommen.
Eins noch zur Rede der Kanzlerin... Ein Wort habe ich da vermisst, dass in den letzten Jahren in fast jeder Rede von ihr auftauchte: Europa! In der Krise ist das „europäische Haus“ offenbar unwichtig geworden. Selbst die Deutschen machten die Grenzen zu ihren Freunden dicht, um eine nicht mehr zu verhindernde „Einreise“ des Virus zu verhindern. Dabei gibt man guten Freunden doch ein Küsschen - oder zwei...
Für Hilfslieferungen war da bislang natürlich kein Platz. Während in Italien oder auch Spanien die Menschen krepieren, muss Deutschland auf seine eigenen Kapazitäten achten. Stattdessen sandten China, Russland und selbst Kuba Hilfe in Form von Menschen und Hilfsgütern nach Italien. Ich warte noch auf die Meldungen der Hugenberg Presse, die uns erklären wird, dass der Iwan versucht, uns zu unterwandern. Wie damals, als wir beide Kriege angeblich allein deshalb verloren hatten. Dieses Abschotten des deutsches Staates finde ich jedenfalls beschämend.
Dienstags waren wir bei Edeka am Bahnhof einkaufen. Der Weg dorthin war schnell überbrückt; es waren ja auch kaum Autos unterwegs. Sowohl bei DM als auch bei Edeka regelte die Security des Centers vom Brawopark den Einlass. Skurril wurde es dann bei Edeka sehr schnell, weil wir zwar zusammen den Supermarkt betreten durften, aber nur mit einem Wagen. Und zwar für jeden von uns. Selbst ein Familienvater mit seiner Teenietochter brauchte einen zweiten Einkaufswagen, um den Laden betreten zu dürfen.
Beim Bezahlen an der Kasse ergab sich ein vergleichbares Bild. Ein Mitarbeiter der Security wies den Kunden nach und nach die Kassen zu und achtete peinlich genau darauf, dass der Sicherheitsabstand von zwei Metern eingehalten wurde. Und genau wie bei DM waren die üblichen Verdächtigen - also Klopapier, Seifen und Mehl - spärlich vorhanden. Obwohl... bei Edeka erstand ich einen Achterriegel Klopapier Marke Regina mit Kamille! Hautfreundlich ist in diesen Tagen ja auch so ein Thema.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen