Dienstagmorgen, 05:45 Uhr. Ich sitze in der Lobby, Bar und/oder Frühstücksraum des neuer Augen Hotels Charly's in Leipzig. Meine Löwin ruht noch oben im Hotelzimmer, aber ich konnte nicht mehr schlafen und habe mich angezogen, weil ich jetzt nach zwei leichten Alpträumen nicht mehr schlafen konnte.
Als ich mich soeben hinsetzte und mein Tablet auspackte, konnte ich das Personal beim Aufbau des Frühstücksbuffets beobachten. Aus der Küche erschallten laut hörbar die Toten Hosen. Das hoffte ich zumindest, es könnten aber auch die Onkels oder gar Tollwut sein. Irgendsoeine "rechte" Band halt. Nachdem die Kellner mich wahrgenommen hatten, beschallten sie den Vorraum um die Bar herum mit leichtem Soul, was früher gern als Muzak bezeichnet wurde.
So leise wie möglich hatte ich mich aus dem Zimmer geschlichen, um meine Frau nicht zu stören. Die Schuhe band ich mir im Flur des 5. Stockwerks zu, dann ging ich diesen ab zum Fahrstuhl hin. Dank des Spiegels in der Kabine konnte ich mein wirres wie hoch stehendes Haar betrachten, was mich dazu veranlasste, noch vor Betreten der Bar die Kellerräume zur Tiefgarage aufzusuchen, wo sich Toiletten befanden. Dort konnte ich meine Haarpracht mit Hilfe warmen Wassers glätten.
Nun sitze ich wie geleckt auf einem Barhocker und schlürfe nebenbei an einem Cafe Crema. Die Träume, die mich hierher getrieben hatten, verblassten nach und nach. Ich hatte von der Arbeit geträumt, was mir seit Jahren nicht mehr passiert war. Diese Softwareumstellung Ende letzten Jahres hatte offenbar doch einige Körner gekostet, obwohl ich das im letzten Quartal des Vorjahres nicht so bemerkt haben wollte.
Es könnte allerdings auch sein, dass diese Woche Urlaub - die erste zusammenhängende Woche seit Mai letzten Jahres, der Grund für mein vorzeitiges Erwachen darstellt. Gestartet waren wir mit Urmels 60. Geburtstag am Samstag, von dem aus meine Löwin Pocke und mich sicher über 250 km nach Hause gefahren hatte. Eine sehr schöne Feier mit den üblichen Verdächtigen hatten wir dort erlebt; von der Rückfahrt weiß ich nichts mehr.
Das Paket hier in Leipzig mit zwei Nächten und dem Besuch des Zoos hatten wir irgendwann im Spätherbst letztes Jahr gebucht. Diana und Charles begleiteten uns; Berta und Bud befanden sich ebenfalls mit an Bord. Und in dem Moment mit dem Cafe Crema und dem sich füllenden Frühstücksraum vor Augen ist meine größte Sorge, dass ich später, wenn ich meine Löwin aus dem Zimmer abhole, kein Frühstück mehr bekomme, weil ich bereits hier gesessen hatte.
Die übliche Paranoia halt, die mich 20 Jahre nach Beendigung meiner Laufbahn als Raketentechniker immer noch ab und an befällt. Das ist aber bekanntlich der Preis, den Du bezahlst, wenn Du mit gefährlichen Stoffen hantiert. Zumindest eines hatte die Paranoia an diesem Morgen bewirkt: Meine Gedanken an die Arbeit waren hinfort geweht.
Der nächste Morgen, diesmal um kurz nach 05:00 Uhr. Erneut sitze ich auf dem Barhocker, weil ich nicht mehr schlafen konnte. Mitten im Dschungelcamp hatte ich am vorigen Abend die Glotze abgestellt und das Licht zum Schlafen ausgemacht. Nicht einmal mehr gelesen hatte ich, weil ich mitten in einem Kapitel steckte und mir die letzten Seiten gänzlich unbekannt vorkamen. Trinken und Lesen beträgt sich halt nicht gut, zumindest nicht bei anspruchsvoller Lektüre.
Gehen wir also mal den Vortag durch. Zeitgleich mit dem Klingeln des Weckers hatte ich unser Hotelzimmer betreten und saß kurz darauf mit meiner Löwin und unseren Mitreisenden beim Frühstück. Jawohl, ich durfte noch am Essen teilnehmen. Wie zumeist erwies sich meine Paranoia als unbegründet.
Das Baby ist grad mal 3 Tage alt |
An diesem Tag stand der hauptsächliche Zweck unseres Städtetrips auf dem Programm: Der Leipziger Zoo. Der 26 Hektar große Park zählt zu den artenreichsten Zoos von Europa und wird seit 2000 ständig erweitert. Aktuell existieren sechs Erlebniswelten, in denen verschiedene Regionen unseres Planeten aufgebaut sind.
Fünf davon haben meine Löwin und ich geschafft; das Affenland ersparten wir uns, das gibt es in bald jedem Zoo zu bewundern. Nach dem Besuch würde ich das Resümee ziehen, dass der Zoo in Leipzig die Tierparks in Berlin oder London noch toppt, auch wenn sich dies direkt nach dem Besuch immer leicht sagen lässt.
Wenn überhaupt habe ich Giraffen vermisst, dafür aber konnten wir den gerade 3 Tage alten Elefantenbullen bewundern, der von seiner Mutter und einer älteren Elefantendame betreut und an uns Zweibeiner gewöhnt wurde. Der Kleine versteckte sich zumeist zwischen den Beinen seiner Mutter, lief aber auch schon ohne Scheu zwischen den beiden Mädels umher. Dass der Kleine soo jung war, habe ich erst jetzt beim Lesen auf Google mitbekommen.
Beim Hinausgehen aus dem Zoo hatte ich mit meiner Löwin noch kurz über den Sinn und Zweck der Tierhaltung in einem Zoo geredet. Ist es nicht eine unnötige Qual für die Tiere, außerhalb ihres Lebensraumes in einem Gehege gefangen zu sein und uns Menschen zur Erholung vorgeführt zu werden? Das Ganze im Zeichen des Klimawandels?
Aber genau aus diesem Grund will ich die Tierhaltung in Zoos nicht generell verteufeln, denn die Tiere führen uns Menschen vor Augen, was wir z. B. mit der Brandrodung am Amazonas oder der Überfischung der Weltmeere anrichten. Auf diese Weise werden die Besucher mit dem Verbrechen unserer Spezies an der großen Artenvielfalt an Tieren auf unserem Planeten konfrontiert. Vielleicht hilft das ja, der großen Jagd nach immer mehr materiellen Gewinnen in Form von Geld eine zukunftsträchtige Perspektive entgegenzusetzen.
Völkerschlachtdenkmal |
Schön wäre es zumindest, allein... Ich kann das nicht wirklich glauben. Der Mensch - und da mache ich keine Ausnahme - vergisst sehr schnell und geht dann zur Tagesordnung über. Das Rad dreht sich immer weiter und schneller, bis es irgendwann zum großen Knall kommt und unsere Zivilisation zusammenbricht. Die "Planet der Affen" Filme aus der Hippieära hatten da bereits vor 50 Jahren eine Pionierleistung an Aufklärung geleistet, ohne wirklich etwas bewegen zu können.
So wird auch die "Fridays for Future" Bewegung mit ihrer Ikone Greta Thunberg scheitern, weil die Vielzahl der Unterstützer einfach nicht verstehen wollen, dass sich der Klimawandel nicht ohne Verzicht auf Ressourcen fressende Güter wie Smartphones oder dicke Karren bewältigen läßt. Die unterstützenden Kids werden sich wohl eher von der Bewegung abwenden als auf ihre gewohnte Bequemlichkeit zu verzichten.
Deshalb werden auch die anmutige Gestalt des Seebären oder der Nashörner kaum jemanden zum Widerstand gegen die fortschreitende Zerstörung unser aller Lebensgrundlage bewegen können. Leider. Es bringt allerdings auch nichts, deshalb jetzt in einer trübsinnigen Stimmung zu verharren, weil damit auch niemanden geholfen ist, am allerwenigsten den Tieren. Egal ob im Zoo oder freier Wildbahn.
Am Abreisetag besuchten wir noch das Völkerschlachtdenkmal. Das Denkmal wurde 1913, also taggenau 100 Jahre nach der Schlacht, fertig gestellt bzw. eröffnet und befand sich in Hotelnähe. Mit imposanten 91 Metern an Höhe wirkt es bereits von außen überwältigend. Doch wenn man in der Krypta steht und den riesigen Hohlraum von oben nach unten betrachtet, kann einem schon schwindlig werden. Die schiere Größe dieses Raumes, samt der unheimlichen Stille, erschlägt einen förmlich. Die Tiefe zog mich magisch an und ich musste einen Schritt zurücktreten, weil mir schwindlig wurde.
Mein Fazit dieses Kurztrips lautet: Sowohl der Zoo als auch das Völkerschlachtdenkmal sind absolut sehenswert. Schade nur, dass wir für die Karl-Liebknecht-Straße keine Zeit mehr hatten.
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