Samstag, 30. November 2019
Uncle Fester: grad gelesen November 2019
Ian McDonald - Luna - Drachenmond (Band 3)
Endlich ist er da, der dritte und abschließende Band der Mondsaga. Passt als Vergleich auch gut zu Red Rising. Und ist auf alle Fälle besser, weil tiefgründiger. In diesem Abschluss der Saga versucht die Erde, dem Mond einen Finanzkapitalismus aufzuschwatzen. Auf dem Mond soll eine autarke Börse installiert werden; Menschen werden dazu nicht mehr benötigt. Die Machthaber der Erde könnten dann endlich wieder ruhig schlafen - ohne Angst vor einer wirtschaftlichen Abhängigkeit vom Mond.
Der Roman beginnt gleich mit voller Action. Luna versucht mit Hilfe der Asamoahs, den im Koma liegenden Lucasinho aus Twe zur Universität Farside, welche sich auf der dauernd dunklen Rückseite des Mondes befindet, zu bringen. Nur dort sind die technischen Möglichkeiten vorhanden, um Lucasinho wieder aufwachen zu lassen. Dank des Einsatzes von Amanda Sun, Lucasinhos Mutter, kann der Angriff der Schergen McKenzies abgewehrt werden.
Es entbrennt danach ein juristischer Kampf um den Verbleib von Lucasinho. Sowohl Amanda Sun als auch Lucas Corta ringen um ihren Sohn. Jedoch hat sich Luna, gerade mal 9 Jahre alt, als Vormund eintragen lassen, um mit ihm in der Farside Uni bleiben zu können, wo ihm geholfen wird.
Ariel Corta ist auch wieder da und vertritt Lucasinhos Interessen vor dem Gericht gegen Amanda und ihren Bruder Lucas. Dies allerdings nicht persönlich, das erledigt ihre Praktikantin Abena Asamoah.
Und die erreicht doch tatsächlich, dass Lucasinho in Farside auf der Rückseite des Mondes bleiben kann, sehr zum Ärger von Amanda Sun und ihrem Clan. Tatsächlich gesundet Lucasinho im Laufe des Romans, obwohl sein Erinnerungsvermögen lediglich aus externen Quellen wiederhergestellt werden konnte. Eine wesentliche Rolle in dieser Geschichte spielen aber weder er noch Luna in den letzten beiden Dritteln. Die endgültige Gerichtsentscheidung über die Vormundschaft über Lucasinho ist dort die Bühne zur Vorbereitung des letzten Aktes.
Der eigentliche Konflikt des Romans findet an einer anderen Front statt. Die 3 Delegierten der Lunar Mandate Authority (LMA) sind die offiziellen Vertreter der Erdmächte. Sie versuchen den Clans eine Mondbörse aufzuschwatzen. Der perfide Hintergedanke der schrittweisen Beseitigung menschlicher Siedler, notfalls durch Genozid, wird den Suns und beiden McKenzie Gruppen nach und nach klar und sie wollen dies auch verhindern. Die Asamoahs und Woronzows spielen hierbei eher eine Nebenrolle, außer dass sie sich der Erde eben nicht enrtgegenstellen. Hier gewinnt man schon den Eindruck, dass die Vielzahl an Clans die Story leider nicht straffen kann.
Die sexuelle Gier von Bryce McKenzie löst eine verhängnisvolle Ereigniskette aus. Nachdem bei einem Attentat während einer Versammlung der Clanchefs Bryces Bruder Duncan, der Chef von McKenzie Metal, zu Tode kommt, lässt Bryce Robson Corta, der unter dem Schutz des Wolfes Wagner Corta steht, entführen, um ihn in aller Ruhe vergewaltigen zu können. Wagner kommt zu spät und muss auch noch den Mord an Analiese McKenzie, seiner Freundin, verkraften, die von Bryce gezwungen wurde, Robson zu betäuben Zum Dank wurde ihr die Kehle durchgeschnitten.
Obwohl er bei Lucas schwer gelitten ist, wendet sich Wagner hilfesuchend an seinen Bruder. Und Lucas weiß: Familie geht vor. Er holt sich Unterstützung von der LMA in Form von Söldnern und Hackern, um zu Bryce vordringen zu können. Als Gegenleistung verpflichtet er sich, bei der Abstimmung des Mondparlaments zur Einführung der Mondbörse keine Stimme abzugeben und sich zu enthalten.
Bryce soll dank der Unterstützung einer Giftmischerin der Asamoahs sterben. Die Giftpfeile werden von Haider, dem Liebhaber Robsons, anlässlich seines Besuches bei Bryce eingeschmuggelt. Bryce lässt den Besuch zu, weil Robson offiziell nicht als Gefangener gilt. Begleitet wird Haider von Alexia Corta, der „Eisenfaust“ von Lucas. Die Erdgeborene hatte Lucas im zweiten Band auf der Erde kennengelernt.
Und als Robson sein Höschen ausziehen muss, um zu Bryce in den Whirlpool zu steigen, nimmt er die Spritzen mit den 5 Giften aus seinem Haar und stößt diese in die Augen von Bryce, der qualvoll verendet. Alexia Cortaund und die eingekauften Söldner decken den Rückzug. Lucas Corta steht nun bei den 3 Abgesandten der LMA im Wort.
Zuvor findet jedoch die Gerichtsverhandlung über die Vormundschaft von Lucasinho statt. Wie es auf dem Mond „guter“ Brauch ist, wird hierüber in einem Zweikampf auf Leben und Tod entschieden. Dabei sind Stellvertreter (Saschitnik) erlaubt und auch üblich. Die Saschitnik der Suns hat hierbei im ersten Kampf gegen den professionellen Schwertkämpfer von Lucas keine Chance ist ist bereits nach wenigen Sekunden tot.
Sensationellerweise tritt darauf Ariel selbst in den Ring, um gegen den Profi zu kämpfen. Auf ihren Krücken hätte sie keine Chance. So ist es Lucas höchstpersönlich, der die Situation rettet und gegen Ariel in den Ring steigt. Schon nach kurzer Zeit rammen die beiden Krüppel ihre Schwerter in den Boden und ziehen sich zur Beratung zurück. Ihr Kampf ist das sichtbare Zeichen, dass die archaischen Gerichtskämpfe nicht mehr angezeigt sind.
Schnell handeln beide einen Deal aus. Lucas tritt als Mondadler zugunsten von Ariel, die diesen Job schon immer machen wollte, zurück. Lucas wird sich zukünftig nur noch um den Wiederaufbau von Boa Vista, der alten Metropole der Costa, kümmern. Gleichzeitig umgehen beide das Dilemma mit der LMA, die dadurch entmachtet ist.
Die Mondbörse wird natürlich nicht errichtet. Die Costas stimmen sich stattdessen mit den McKenzies und den Suns ab und verdammen die LMA dadurch zur Bedeutungslosigkeit. Forschungsprojekte der Woronzows im All sollen den Mond vollkommen autark von der Erde machen, die ihrerseits noch abhängiger von den Helium 3 Lieferungen des Mondes wird. Ein schönes Happy End für die Triologie also, oder?
Nein. Denn während des ganzen Romans wird immer mal kurz auf Marina Calzaghe auf der Erde geschaut. Die ehemalige Sekretärin und Freundin von Ariel Corta ist zunächst von ihrer Familie in Brasilien sehr herzlich empfangen worden. Ihre Schwester, Mutter und Nichten leben mit Marina auf dem Land.
Wie Lucas Corta im zweiten Band hat auch Marina mit der mittlerweile ungewohnt hohen Erdanziehungskraft zu kämpfen; und nicht nur das. Die Erdbewohner haben Angst, dass ihnen die Clans des Mondes den Strom abdrehen und feinden die „Mondfrau“ an. Marina wird sogar fast überfahren und entschließt sich , zum Mond zurückzukehren. Zumal sie weiß, dass dort ihre große Liebe - Ariel Corta - ist.
Sie schafft es im letzten Einspieler gerade so, auf ein Raumschiff zum Mond zu gelangen. Allerdings kommt es nicht mehr zum Treffen mit Ariel und auch sonst hat diese Nebengeschichte keine Verbindung zur Haupthandlung. Das riecht ganz stark nach einem vierten Band, wenn ihr mich fragt.
Im Vergleich zum zuvor gelesenen Red Rising Zyklus erreicht McDonald eine wesentlich größere Glaubwürdigkeit. Luna ist eben nicht eine Rittergeschichte im Weltall. So oder so ähnlich, wie McDonald es beschreibt, stelle ich mir unsere Zukunft vor.
Da freue ich mich richtig auf den vierten Band.
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