Mittwoch, 12. Juni 2019
Contramann: kurz gesehen im Juni
Wenn Ihr wissen wollt, welche Partei Contramann bei den Europawahlen gewählt hat, dann sage ich es Euch hier und jetzt offen heraus: Die Piraten! In der Vergangenheit habe ich die Piraten gern mit Spott überzogen, aber als ich vor der Europawahl überlegte, welche Partei ich statt der sonst von mir gewählten Linken, die mir jetzt zu Kipping-lastig erscheint, wähle, bin ich durchs Netz gehuscht und beim Wahlprogramm der Piraten fündig geworden.
Als einzige Partei werben die Piraten europaweit mit einem Weltraumprogramm, welches unter anderem an zukünftige Nutzung außerirdischer Ressourcen denkt. Allein deshalb sehe ich auch über einige kleinere Schwächen hinweg. Ich überlege sogar ernsthaft, Mitglied bei den Piraten zu werden, sollten sich die Piraten diesbezüglich tatsächlich nennenswert engagieren. Noch traue ich dem Braten nicht, aber wir werden es ja sehen. Ein Pirat ist ja in Brüssel dabei.
https://www.spiegel.de/karriere/coaching-kultur-menschen-verwandeln-sich-in-schmalspur-persoenlichkeiten-a-1263486.html
Eine wunderschöne Glosse aus dem Spiegel, die ich hier unbedingt erwähnen möchte. „Wenn jemand die Hände plötzlich ständig locker verschränkt hält, hat das meistens sehr viel Geld gekostet.“ Ein sehr schöner Satz, denn daran sollt Ihr sie erkennen. Und zwar all diejenigen, die meinen, durchs Coaching ihr Profil schärfen zu können.
Das Gegenteil ist natürlich der Fall, wenn sich alle gleich gebärden und reden. Selbstsicheres Auftreten kann man auch auf die altmodische Art lernen - mit Schmerzen halt. Dabei verbiegt man sich jedoch nicht, was auf alle Fälle einem Karrieresprung auf Kosten der eigenen Erscheinung vorzuziehen ist.
Das ist zumindest meine Meinung. Es gibt garantiert Leute, die auch ohne Coaching Karriere machen können. Nur die haben ein scharfes Profil. Die gecoachten... siehe den Satz oben.
https://www.heise.de/tp/features/Hat-die-aeltere-Generation-alles-verkackt-4403993.html
Die TAZ hatte Ende April eine Sonderausgabe geschaltet, die ausschließlich von der „Jugend“ zusammengestellt und produziert wurde. Der Cut beim Lebensalter lag hierbei mit 24 Jahren erstaunlich hoch, ist aber dem allgemeinen Zeitgeist geschuldet. Ein Redakteur von Telepolis hat zu dieser Sonderausgabe genau die richtige Kritik formuliert.
Den Fokus der Kritik verlegt der Redakteur folgerichtig auf die materiellen Verhältnisse dieser „Jugendlichen“ und eben nicht auf das Alter, ja er verweigert schlichtweg, den von den Jugendlichen an die ältere Generation gerichteten Vorwurf, „es“ verkackt zu haben, mit dem Lebensalter in Verbindung zu bringen.
Indem er die Jugendlichen der „U24“ TAZ als Liberale aus dem Mittelstand, oder anders formuliert: verkopfte Hipster und Kinder des Berufsbildungsbürgertums, bezeichnet, macht er richtigerweise deutlich, dass der Graben eben nicht durch die Generationen, sondern durch die Schichten dieser Gesellschaft geht. Wenn Du als Hartzer unter 25 keine eigene Wohnung anmieten kannst, dann ist Dir diese Einschränkung wichtiger als die Suche nach neuen Autoantrieben, welche das Klima nicht belasten. Ein Auto werden sich diese Menschen eh nie leisten können.
Daher sind die Vorwürfe in der „U24“ TAZ an die „Alten“ auch nicht wirklich ernst zu nehmen. Denn wenn die Generation FFF ihren ersten Job hat, die ersten Kinder, die Familienkutsche um vom Speckgürtel in die unbezahlbar teuere Innenstadt zu gelangen, wo sie ihren Job machen müssen... werden Sie dann immer noch über den Klimawandel klagen?
Und in Urlaub fliegen will man ja auch noch, um sich mal zu erholen! Nein, nein. Bis auf nen paar Enthusiasten, die wirkliche Aktivisten werden und bei gemeinnützigen Institutionen arbeiten, die versuchen Gutes zu tun, werden diese – genau wie ihre Eltern, auf die sie jetzt schimpfen – morgens zur Arbeit gehen und abends ihren Kindern erzählen, wie alternativlos das alles ist. So läuft es in jeder der letzten 3 Generationen, wenn man mal genau hinschaut.
Ich glaube darüber hinaus, dass die Jugend einfach nur Angst hat, dass wir Alten die Ressourcen derart geplündert haben, dass sie nichts mehr vom Kuchen abbekommen und sie die Suppe allein auslöffeln dürfen. Da geht es eigentlich lediglich um Verlustängste. Denn vor allem die Jugend will zuerst konsumieren. So wird u.a. der "menschengemachte Klimawandel" beklagt, gleichzeitig fliegen Abiturklassen nach New York. ...
Volksentscheidungen wie auch Bürgerbefragungen sind zweifelsfrei ein guter theoretischer Ansatz, um mehr Leben in die Demokratie zu befördern. Das haben die Alten auch schon nach 68 gefordert und tun dies bis heute. Der Rest wäre Konsumverzicht und die Antibabypille, beides auch für die 3. Welt, notfalls unter Zwang. Nur dann gäbe es eine reelle Chance, einen Klimawandel zu stoppen. Dies ist allerdings nicht mehrheitsfähig.
So bleibt zuletzt nur eine Erkenntnis: Die böse Realität ist der beste Lehrmeister.
Noch eine Anmerkung sei gestattet: Meine Kritik an der „Jugend“ ziehe ich gerne zurück, wenn ich erkennen könnte, dass diesen Leuten klar ist, dass zu einem Schutz vor dem Klimawandel zumindest die Rückkehr zur Lebensweise meiner Elterngeneration gehört. Falls wir uns darauf einigen könnten, also ALLE Generationen, wäre schon viel gewonnen.
Keine Autos, und wenn, dann schwach motorisierte. Fahrräder, Öffentlicher Nahverkehr. Keine ständigen Flugreisen, Keine Handys. Weg von der Globalisierung, kein Alpenjoghurt im Supermarkt in Flensburg.
Das führt zu dem Schluss, dass wir unsere geliebte Marktwirtschaft eingrenzen, wahrscheinlich sogar überwinden müssen.
https://www.n-tv.de/wirtschaft/Bosch-will-Brennstoffzellen-in-Serie-bauen-article20994153.html
Während VW neuerdings im Werk Salzgitter Geld in die Hand nimmt und eine eigene Fertigung von Akkus für Elektroautos anstrebt, investiert Bosch sein Geld lieber in die Entwicklung von Stacks für Brennstoffzellen. Die Begründung von Bosch hierzu ist interessant.
Kurz gesagt, hat die etablierte Konkurrenz aus Asien bei den Batteriezellen einen großen Entwicklungsvorsprung, dass sich die Zusammenarbeit mit dem kleinen schwedischen Hersteller der Stacks zur Umwandlung von Wasserstoff in Strom eher lohnt. Im Übrigen sieht Bosch die Zukunft des Autoantriebs langfristig eher bei der Brennstoffzelle.
Hier muss man einfach mal sehen, dass sich bei stärkerer Verbreitung die bislang dem Verbrennungsmotor gegenüber hohen Kosten mehr und mehr reduzieren. Und das dann ein Umstieg von Benzin auf Brennstoffzelle dank bestehender Infrastruktur der Tankstellen mehr Sinn macht, da kostengünstiger als über den Zwischenschritt Elektromotor.
https://www.heise.de/tp/features/Neuer-Reform-Furz-4413769.html
Dieses wegweisende Interview kommentiere ich mal nicht. Ich empfehle es aber jedem, der da meint, das Fahrzeuge mit Elektroantrieb ein tragfähiges Konzept für die Zukunft darstellen könnte.
Ist es aber nicht, wie Mehmet Scholl in der Dacia Werbung immer sagt. Die Individualmobilität selbst ist das Problem, nicht die Sicherstellung desselben.
Aus dem Telepolis Forum vom 8.5.2019:
Alles zum Wohle des Umsatz-Plus!
Warum sich ein neues Mobilitäts-Konzept unter Berücksichtigung der Bedürfnisse der Menschen und der Natur ausdenken, wenn man beschissene vorhandene Konzepte zur Umsatzsteigerung der Aktiengesellschaften nur ein wenig mit neuem Murks modifizieren muss?
Anstatt ne Vignette aufs Fenster kleben, fertig ist die Maut, wird in Deutschland ein Wald von Überwachungsanlagen betrieben, die Strom und Material verbrauchen - und so natürlich so hohe Betriebskosten haben, das keine Gewinne für den Steuerzahler übrig sind - eine hervorragende deutsche Innovation!
Anstatt die Güter von der Strasse auf die Schiene zu bringen, bringt man jetzt Schienen auf die Strasse (E-Oberleitungen für Hybrid-LKWs). Anstatt ein paar tausend Züge durch die Gegend zu jagen, jagt man 100.000 LKWs durch die Gegend - ob die dann E sind oder nicht, macht den Scheiß doch nicht sinnvoller!
Anstatt den ÖPNV konsequent zu elektrifizieren, geht man den Bürger auf den Sack und natürlich ans Portemonnaie, bleibt aber schön bei der Autostadt, nur jetzt mit E-Mobilen der Privaten - krank. Die dafür nötige Infrastruktur darf natürlich auch der Bürger bezahlen, beide natürlich - denn über Jahrzehnte werden weiter beide benötigt.
In den DB-Vorständen schickt man konsequent immer Auto-Lobbies, damit ja der Umsatz-Plus bei der Autoindustrie bestehen bleibt, zur Not immer höheren Subventionen aus Steuergeld.
Das ist wohl Kapitalismus 2.0 - der Kunde wird via Steuern zum Bezahler dieser Party, ohne Kunde sein zu wollen - das macht dann die Regierung als freundlicher Dienstleister der global aktiven Konzerne - jetzt gibts dafür noch ne CO2-Steuer on top, damit die Umsätze weiter stabil bleiben, auch wenn der naturverbundene Bürger sich mit Einsparungen und Verzicht müht, Zack kommt ungewollter mitfinanzierter Konsum der Gesellschaft dazu. Gesellschaften sind gemeinschaftliches Zusammenleben von Menschen und kein Selbstbedienungsladen von globalen Konzernen, verdammt!
https://www.heise.de/tp/features/Neuer-Wohntrend-Die-Zukunft-ist-Zugang-nicht-Besitz-4408024.html
Was für ein Grauen. Schöne neue Welt, Aldous Huxley lässt grüßen. Erfahrungs- statt Besitzökonomie lautet das Motto der Stunde. Laut Artikel zahlt man aktuell in San Francisco 3600,- Dollar Miete pro Monat für ein Zimmer. Dank „Podshare“ kann man jetzt in Los Angeles Schlafkabinen oder-kojen mieten – und das für „nur“ 1000 – 1400 Dollar pro Monat!
"Die Zukunft ist Zugang, nicht Besitz" so tönt es in der Werbebroschüre. Das passt der Wirtschaft gut in den Kram. In der modernen Arbeitswelt X.0 muss der Mitarbeiter flexibel einsetzbar sein. Besitz, jegliche persönlichen Gegenstände oder gar noch eine Wohnung stören da nur.
Und das Tolle ist: Die Leute finden das auch noch geil! Und zahlen freudestrahlend bis zu 1400 Dollar für einen Bettplatz im Mehrbettzimmer. Aber zur Bundeswehr will keiner – dabei hat man das dort sogar kostenlos bekommen!
Ich sach nur: Früher bekamen die Sklaven Kost und Logis gestellt.
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