Mittwoch, 8. Mai 2019
H. Lecter: Alf
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Und mit Alf haben wir vor allem in den 90ern Sachen gehabt – Holla! Mir fallen da zunächst mal die Reisen mit den Kollegas ein; Insbesondere Malle war seinerzeit um die Jahrtausendwende mehrfach ein gern genommener Ausflug, welcher die Exzesse selbst der heftigsten BiRen locker in den Schatten stellte.
Irgendwann Ende der 90er fingen wir an, in illustrer Runde eine Woche lang wegzufahren. Neben Alf und mir waren Max und Moritz sowie Buck ständige Begleiter. Dazu gehörte seinerzeit auch Klaus-Ewald, der keinen Alkohol trank, aber ebenfalls Eintracht Fan ist. Klaus-Ewald haben wir heute leider aus den Augen verloren; er war die Suffgeschichten leid und zog sich fast über Nacht selbst von Max und Buck, mit denen er im Jobcenter saß, zurück. Ihn traf ich mal vor ein paar Jahren im Stadion – traurigerweise hatten wir uns nichts mehr zu sagen.
So ist das halt manchmal. Auf unseren Reisen hatte ich mich mit ihm noch am besten verstanden. Wahrscheinlich hat ihn der Beruf kaputt gemacht oder verändert. Auch Alf war ja in den letzten 10 Jahren quasi ein anderer Mensch. Aber was war er doch für ein Feierbiest gewesen! Ob in Prag, Malle, Istanbul oder Granni – Alf gab immer Vollgas.
Bei unserem ersten Malle Aufenthalt sind wir aus Paderborn mitten in der Nacht abgeflogen und kamen daher schon vormittags im Hotel Lancaster an. Da waren unsere Zimmer natürlich noch nicht frei, so dass wir das kurze Stück (200 – 300 Meter) zur Strandpromenade gegangen sind und uns im erstbesten Cafe – gegenüber vom Balneario 6 – ein Frühstück gönnten. Ob wir erst gegen 15.00 Uhr ins Hotel konnten, weiß ich nicht mehr, aber eine Happy Hour nahmen wir gleich mal mit.
Und Happy Hour war ja etwas für Alf. Wodka Lemon – aber „gute Mischung“ (O-Ton Alf) musste es sein. Im Gegensatz zu seiner sonstigen, eher gedrungenen, Körperfülle zeigte Alf wahre Sprinterqualitäten. Und so gaben wir dann auch gleich am ersten Tag Vollgas – quasi kurz nach dem Frühstück. Wir waren in euphorischer Stimmung, weil unser Flug so gegen 4.00 Uhr ging. Das bedeutete für uns, dass wir kurz nach Mitternacht aus Salzgitter losfahren mussten, also eine schlaflose Nacht hatten.
So dauerte es auch nicht lange, bis wir die nötige Bettschwere erreicht hatten. Nach und nach verschwanden alle in ihren Zimmern. Es handelte sich um Doppelzimmer und ich war dazu auserkoren, mir das Zimmer mit Alf zu teilen. Das passte auch, da wir beide etwa 5 Jahre älter waren als unsere Mitstreiter und auch sonst schon die eine oder andere Schote zusammen gerissen hatten.
Selbst Alf schaffte es noch, allein aufzustehen und auf das Zimmer zu gehen. Er versprach mir noch hoch und heilig, dass er die Zimmertür offen lassen würde, damit ich in unser Zimmer kommen könnte. Ich selbst wollte nur noch meinen Wodka Lemon austrinken und dann nachkommen.
So saß ich also allein vor dem Cafe an der Strandpromenade, schaute auf das berühmte Balneario 6 und ließ die Szenerie mit den eimersaufenden deutschen Touristen auf mich wirken. Vor mir eine Schachtel Camel ohne, ein schnell nachgeorderter Wodka Lemon und ein Sonnenschirm zum Schutz vor der knallenden Sonne über mir. Da fühlte ich mich vollkommen tiefenentspannt und hing schönen Gedanken nach.
Doch auch für mich wurde es langsam Zeit, in die Horizontale zu gehen. Mit Mühe erhob ich mich und ging die Straße zum Lancaster hoch; weg von der Strandpromenade. Ein Baseballkäppi und die obligatorischen „cheap sunglasses“ schützten mich vor der gleißenden Mittagssonne, als ich das Hotel endlich erreichte und die Türklinke drückte.
Sch…, abgeschlossen! Alf, der Idiot! „Aufwachen, Alf! Mach die Tür auf!“ rief ich erst leise, dann etwas lauter. Zum Brüllen wollte ich mich nicht durchringen, da die anderen bereits an der Matratze horchten. Doch ziemlich schnell bekam ich mit, dass meine Bemühungen, Alf aufzuwecken, damit er die Tür aufschließen möge, nicht von Erfolg gekrönt sein würden. Ziemlich laut hörte ich die Säge aus dem Zimmer; Alf hatte damals bereits eine Lautstärke drauf, da brauchte ich noch mehr als 10 Jahre für, um diese Dezibel im Schnarchen auch nur annähernd zu erreichen.
Deshalb saß ich kurze Zeit später wieder im Cafe an der Strandpromenade und hing meinen nun nicht mehr schönen Gedanken nach. Statt tiefenentspannt war ich jetzt leicht gereizt und schüttete mir nen schwarzen Kaffee hinein. Osborne war dabei und die Camel ohne ebenfalls. Ob und vor allem wann ich an jenem Tag nochmal zum Schlafen kam, weiß ich nicht mehr.
Alf konnte ich hinterher aber nicht wirklich böse sein. Eigentlich war ich doch so gut drauf, dass ich das mühelos wegstecken konnte. In den 90ern konnte ich das noch, heute hätte ich da garantiert so meine Schwierigkeiten. Alf und ich hatten hinterher über die abgeschlossene Tür sogar noch zusammen lachen können. So sollte es halt sein.
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