Mittwoch, 5. September 2018

Thariot Genesis 3 - Post Mortem

Auch der 3. Band startet rasant – mit der Alpha Phase, in der es um Anna geht. Sie fliegt mit Dan’ren zur weitgehend entvölkerten Erde, wir schreiben das Jahr 12387. Mittlerweile leben lediglich noch 7 Millionen Menschen auf der Erde, zumeist in unterirdischen Anlagen unter den ehemaligen Metropolen, welche restauriert eine Touristenattraktion darstellen.
Auf der Erde lernt sie den Prime – quasi den Anführer der Saoirse Organisation – namens Nader kennen. Dieser ist eigentlich eher ein Forscher und plant eine Expedition in die Andromeda Galaxis. Dieses ambitionierte Projekt wurde notwendig, weil eine Kraft in der Mitte unserer Milchstraße die komplette Galaxis zu verschlingen droht. Im schlimmsten Fall bleiben der Menschheit noch ein paar Monate – und Anna soll mit nach Andromeda.
Die ist allerdings zuerst wegen des Prozesses gegen Gregor auf die Erde gekommen. Auf Zeta 7, einer großen Raumstation in der Erdumlaufbahn, auf der auch die mächtigsten KI`s, allesamt hochgeladen auf die dortigen Server, körperlos leben, findet dieser Prozess statt. Und er verläuft nicht nach Anna`s Vorstellungen.
Denn Gregor wird wegen des Mordes an Sequoyah nicht wie erhofft zum Tode verurteilt, weil er mit Nader einen Deal aushandeln konnte. Er läuft zwar mit einem Strafband herum, wird aber ins Andromeda Projekt eingebunden, weil er als Einziger einen sicheren Zugang in die Andromeda Galaxis kennt. Die Aitair Rebellen hatten bereits einen Warpmarker erfolgreich dorthin geschossen und nur Gregor kennt dessen Koordinaten.
Ungeachtetdessen arbeitet Anna beim Projekt mit. Sie fliegt zum Bergbauplaneten Tellar, um den dort lebenden Menschen die für den Bau der neuen Horizon dringend benötigten Metalle abzukaufen. Doch die Tellarer wollen kein Geld, welches beim Untergang der Milchstraße eh wertlos wäre. Nein, sie wollen mit - auf der Horizon in Richtung Andromeda.
Aber wie Anna schließlich vom Master Carrier erfahren muss, haben die mächtigen KI`s gar nicht die Absicht, "Fleischbeutel" mit an Bord zu lassen. Und der Leser erfährt, dass der Master Carrier Kristof heißt und früher mit Nader (war seinerzeit eine Frau) verheiratet war. Anna beschließt, mit Kristof insgeheim gegen Nader zu arbeiten, um auch die letzten 800 Überlebenden der alten Horizon retten zu können.
Doch die Zeit ist extrem knapp. Die "gravitative Anomalie" wird die Milchstraße binnen 10 Tagen zerstört haben. Umso größer ist der Jubel, dass dank Gregors Informationen ein Warpmaker in der Andromeda Galaxis anfliegbar ist. Zuvor werden sämtliche 158 Zeros losgeschickt, um der Gefahr einer Zerstörung oder auch versuchten Besetzung der Horizon zu begegnen. Anfliegende Schiffe wie auch Planeten werden erbarmungslos vernichtet.
Von dem Vorsitzenden der Förderation erpresst Anna die Herausgabe der Master Zertifikate, mit denen sie allein die Horizon kontrolliert. Die KI`s bleiben in ihrem Speicher auf Zeta 7 gefangen, der gerade noch rechtzeitig vor der Zerstörung durch verzweifelte Menschen gerettet werden konnte. Jetzt erfährt der Leser auch, dass die Zeros nicht nur Schiffe wie Planeten zerstört hatten, sondern auch mehr als 300.000 Menschen gerettet hatten, unter anderem die Tellarer und die 800 Leute der alten Horizon.
Mit dem Sprung der Horizon in die Andromeda Galaxis endet Alpha; weiter geht es mit Elias in der Beta Phase. Elias hat Vater noch in seinem Kopf, während Marina sich um die Tochter von Elias kümmert. Passenderweise heißt die Kleine ebenfalls Kezia - nach ihrer Mutter. Langsam führt uns Thariot in diese grüne Welt ein, auf der Elias nach dem Sturz ins schwarze Loch gefallen war. Und es stellt sich heraus, dass es Elias auf eine prähistorische Erde verschlagen hat. Genauer gesagt in die Gegend um Hamburg, bloß wenige Hundert Jahre vor Beginn unserer Zeitrechnung.
Da hat Thariot nochmal einen schönen Schauplatz gefunden, der den Leser auch weiterhin an den Roman fesselt. Nach kurzer Zeit stossen unsere Helden auf einen Germanenstamm, der noch mit Speeren und Bogen jagt.
Elias kann sich schnell mit dem Häuptling Birger und seinem Stamm anfreunden. Er dient sich als Arzt an, was den örtlichen Medizinmann Wiborg naturgemäß nicht schmeckt. Der Stamm hatte kürzlich in einem Gefecht mit dem Stamm von Thoralf, dem mächtigen Bruder von Birger, das Nachsehen gehabt und ist deshalb erheblich geschwächt. Als Elias dann noch den Medizinmann blamiert und Birger Wiborg aus dem Dorf wirft, flieht dieser zu Thoralf.
Dies bessert die Situation von Elias und Co nicht gerade. Gerade Vater ist auf den Zugang zu höherwertiger Technologie angewiesen. Elias ist fast am Verzweifeln, ist doch sein Ziel, dieses Paralleluniversum zu verlassen und zu Anna zurückzukehren, auf dieser vorchristlichen Erde in weite Ferne gerückt.
Nach und nach beeinflusst Kezia die Germanen spürbar. Einerseits wird dadurch die Intelligenz des Stammes enorm gesteigert, aber die blaue Augenfarbe, die die Germanen dank des Eingriffs seitens Kezia erhalten, gilt bei den Germanen als dämonisch und wird dank Wiborg auch Thoralf bekannt. Dieser sieht seine Chance gekommen, Birger und seinen Stamm endgültig vernichten zu können.
Die Zeit wird knapp für Elias; er bricht allein mit Marina und Kezia in die Wildnis auf, um nach kurzem Graben bei ihrer Ankunftstelle auf der Parallelerde eine mit Runen übersähte Steinkugel zu bergen, von der auch Vater glaubt, dass sie das Reisen durch Raum und Zeit ermöglicht. 30 Zentimeter im Durchmesser, dabei 50 Kg schwer und leuchtet noch dabei. Da hat Thariot wirklich eine schöne Idee gehabt.
Kurz darauf steht Thoralf mit 800 Kriegern vor dem notdürftig gesicherten Dorf mit seinen gerade mal 30 Kriegern. Hierbei kann die Steinkugel nicht helfen. Elias ahnt, dass es eng werden wird und schickt Marina mit Kezia von der Kampflinie weg. Dieser Abschnitt endet mit einem weiteren Cliffhanger. Kezia war bereits vor ihrer Geburt eine Persönlichkeit gewesen. Und ihr Name lautet Merith.
Zeit für Gamma und neue Herausforderungen in der Andromeda Galaxis. Anna hat noch während des Transfers durch die Warpverbindung einen Traum von Elias, der sie vor einem Angriff bei der Ankunft warnt. Gegen den Widerstand aller anderen führenden Personen der Horizon setzt sie die Aktivierung des Schutzschirms durch, was ihnen allen den Hals rettet.
Ein gerade mal 200 Meter langes Raumschiff hatte um die Horizon ein Energiefeld bei der Ankunft in Andromeda gespannt, welches die Zeros durch konzentriertes Feuer beschädige konnten. Dadurch brauchte die 7 Km lange Horizon das Schiff bloss zu rammen, schon war die Gefahr vorbei. Ein wenig simpel, nun ja.
Das feindliche Schiff hatte einen Planeten mit der Bezeichnung LV-426 angefunkt; mit der zuvor angewandten Taktik (bloß Eisenprojektile statt der Horizon) kann Anna auch hier die Verteidigung ausschalten. Zusammen mit Thica, der Vertreterin der großen KI's, Dan'ren und Nader erkundet sie die sandige Wüste von LV-426 und bohrt ein Loch in den Boden. Dort bergen sie eine Steinkugel, ähnlich der von Elias, und bringen diese auf die Horizon.
Beim Entziffern der Schriftzeichen auf der Kugel stossen Gregor und Jaden auf einen Namen: Merith. Anna spürt einen Schmerz in der Brust, der von dem Licht der Steinkugel herrührt. Es ist Merith, die Anna dahingehend beeinflusst, dass sie die Zeros koordinieren kann, um die feindliche Flotte komplett auszulöschen. Dadurch wird eine große Raumstation freigelegt.
Diese ist die Heimat von Merith, die sich nur Anna gegenüber als Wesen zeigt. Merith bezeichnet die Station als Herz des Universums. Anna und Merith fliegen dort hin. Merith ist bereits seit 450000 Jahre in diesem Universum. Sie erklärt Anna die Zusammenhänge - es gibt unendlich viele Universen, die parallel im selben Raum existieren. Die Gravitation ist hier der Schlüssel; und dieses Universum stirbt bald. Anna offenbar noch früher, denn die Raumstation driftet dank Merith ab und stürzt in die Sonne.
Rätsel über Rätsel; Thariot gibt richtig Gas. Aber jetzt ist es an der Zeit, die Geschichte von Merith in der Deltaphase zu erzählen. Gut behütet von ihrem Vater Jonas, lebt Merith mit der jüngeren Schwester Casseia auf einem Landsitz, von der Außenwelt abgeschirmt. Eines Tages reist Jonas mit Merith in die Stadt, um sich mit Caspar, dem Leiter ihres Ordens, zu treffen.
Merith erfährt, dass sie eine Kriegerin sei, weil sie in die Gedanken anderer Menschen und Lebewesen eindringen kann. Doch wer der ominöse Gegner ist, erfährt sie nicht. In der Nacht darauf wird Merith von Casseia derart gepiesackt, so dass sie ihre Schwester erschlägt. Merith flieht durch eine Lücke in der Hecke und findet sich in einer trostloosen Wüste wieder; lediglich das Landgrundstück wurde künstlich grün gehalten. zwei „Korrektoren“ (Polizisten) greifen sie auf und bringen das junge 81jährige Mädchen zurück ins Landhaus.
Am nächsten Morgen lebt Casseia noch - alles ist unverändert. Merith rebelliert; sie flieht durch ein Portal in die Stadt, um Trembian zu suchen; einen Jungen, den sie in der Nacht kurz zuvor kennengelernt hatte. Dieser sollte von den Korrektoren getötet werden. In der Stadt lernt sie die alte Nana kennen und erfährt endlich die schreckliche Wahrheit.
Die ganze Welt existiert lediglich virtuell, all die Menschen sind bereits lange tot. Nur die Bewußtseine existieren auf Rechnern einer großen Raumstation am Ende aller Zeiten. Und Nana hat das Ganze mit programmiert. Die „Menschen“ sterben daher nicht wirklich, sondern werden korrigiert. Einige - wie Nana - wollen endgültig gelöscht werden.
Nana ist der Feind, den Merith töten soll. Das tut sie schließlich auch, aber vorher stattet Nana Merith mit blauen Augen und vor allem einer Logikbombe aus, mit der Merith das gesamte Netzwerk zerstören kann. Doch beim Showdown mit Jonas und Casper stellt sich heraus, dass Nana Merith doch nicht alles erzählt hatte.
Denn die letzten Menschen des Universums waren vor der gravitativen Anomalie, welches jedes Universum zwangsläufig ereilt, durch ein schwarzes Loch in ein anderes Universum geflohen. Nun befinden sie sich in der Andromeda Galaxis auf einer Raumstation bzw. dessen Rechnern, während auf der Erde noch 10.000 Jahre bis zur Geburt von Jesus vergehen werden. Merith zündet die Bombe nicht. Sie will der in diesem Universum gerade entstehenden Menschheit helfen, die gravitative Anomalie zu überleben.
Mit Epsilon endet diese dreiteilige Saga von Thariot. Elias steht mit dem Rest von Birgers Stamm gegen die heranrückende Streitmacht von Thoralf auf verlorenem Posten. Auch Merith/Kezia kann daran nichts ändern.
Anna ist nicht gestorben. Sie befindet sich wieder auf der Horizon; besser gesagt in einer Isolierzelle an der Außenwand des Schiffes. Nader vertraut ihr nicht mehr. Als dann die gravitative Anomalie herannaht und bereits die ersten Zeros vernichtet, sammelt Anna dank Merith Energie auf, um diese in einer plötzlichen Entladung abzugeben.
Die Raumstation, und mit ihr die Welt von Caspar und Jonas, wird zerstört. Jetzt endlich hat Merith Nana ihren Wunsch erfüllt. Dadurch erreicht die Horizon ein schwarzes Loch, durch das die Horizon in ein Paralleluniversum fällt. Zur dortigen Erde, wo Elias das Gegenstück der Kugel von Merith hat, welche somit als Marker funktioniert hat.
Und während sich auf der Horizon die einstmals mächtigen KIs dank Gregor den Aufstand gegen Kristof und Dan’ren proben, schlägt sich Anna durch die Reste der Horizon und eilt in einem Kampfanzug im freien Fall zu Elias. Sie schlägt beim Kampfgetümmel auf, wo Thoralf gerade den Tod von Elias, Marina und Meredith/Kezia befiehlt.
Da geht die Kleine auf Thoralf zu und dringt in dessen Gedanken ein. Sichtbar an den blauen Augen, erkennt der Leser nun die ganzen Zusamenhänge. Die Kriegerin Meredith hat jetzt den „Feind“ übernommen. Die Germanen legen die Waffen nieder. Im allerletzten Duell stehen sich Anna und Gregor gegenüber, der Anna auf die Erde gefolgt war und sie jetzt vernichten will.
Doch da greift Vater nochmal ins Geschehen ein. Er übernimmt die gesamten Rechner der Horizon; als Aitair Signatur kein Problem für ihn.
Die Saoirse Organisation hat ihre endgültige Niederlage erlitten und Gregor stirbt an mehreren Messerstichen durch Annas Hand. Rache für Sequoyah also. Thariot hat diesen Handlungsstrang nicht vergessen.
Die überlebenden Menschen, auch die Reste der alten Horizon, verteilten sich über Europa und vernichteten ihre Technologie. Die Zivilisation, so wie wir sie kennen, konnte so aufgebaut werden. Was für ein Ende! Ein absolut lesenswertes Epos, bei dem Thariot mühelos internationales Format erlangt. So wie ein Andreas Brandhorst auch zeigt Thariot, dass sich die Science Fiction Literatur auch im Bereich der Space Operas gemausert hat. Komplexe Handlungsstrukturen und der „Sense of Wonder“ halte ich für fesselnder als jeden noch so gut geschriebenen Krimi.


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