Grindel bei seinen diffusen Äußerungen zu Özil wie auch der Aufsichtsrat bei der letzten Pressekonferenz der Eintracht vom 28. August gaben hierbei keine souveräne Vorstellung ab. Hieran merkt man, was für Apparatschiks über eigentlich mittelständische Unternehmen so bestimmen. Aber das ist ja in der großen wie Lokalpolitik auch nicht anders. Die von den Fans verschmähten Gestalten wie Roman Abramovich (Chelsea) oder Dietrich Mateschitz (Red Bull Salzburg / Leipzig) kriegen das glaubwürdiger hin.
Bei Grindel wie dem Aufsichtsrat von Eintracht wirkt das Ganze eher wie ne Pimmelbude an einer Ausfallstraße Richtung Autobahn. Da sollten sich zumindest die "wahren" Fans der Braunschweiger Eintracht mal fragen, was sie eigentlich wollen. Einen bodenständigen Verein, bei dem Geld und Business nicht im Vordergrund stehen - dann toleriert wenigstens einige amateurhaft wirkende Auftritte der Verantwortlichen, denn das gehört dann einfach mit dazu. Oder aber einen gut laufenden Verein, wo ein Rad perfekt in das andere greift - vergleichbar mit Ikea oder auch Amazon. Das geht nur mit Leuten, die das können. Mateschitz kann das; Red Bull Leipzig hat, nebenbei bemerkt, viel in junge Spieler investiert.
Überhaupt sind es die sogenannten Fans der Eintracht, die dieses Jahr den Verein durch ihr Verhalten wesentlich beeinflusst haben. Erst wurde Lieberknecht wegen seiner Treue zu Eintracht bedingungslos unterstützt - jegliche Kritik wurde in den Foren teils fäkal niedergebrüllt. Erinnert mich fatal an die unglückliche deutsche Geschichte, das nur mal so am Rande.
Die Choreo im letzten Heimspiel pro Lieberknecht bis hin zum Abwenden von der Mannschaft im Spiel gegen Köln (was können die denn dafür?) waren auch typische Aktionen. "Arnold raus" und "Lieberknecht" schrien sie dazu. Und die Verantwortlichen im Präsidium reagierten dann auch prompt.
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Was wollen diese Leute eigentlich? Es gab doch jetzt die gewünschte Reaktion. Doch genau wie bei der französischen Revolution immer mehr Köpfe rollen mussten, um den Blutdurst des Pöbels zu stillen, werden bei Eintracht noch weitere Entlassungen gefordert. Der Geschäftsführer Voigt soll ebenfalls weg, dazu der komplette Aufsichtsrat nebst Präsidenten. Und dann? Soll Torsten Lieberknecht als Lichtgestalt zum Herrscher aller Reusen gekürt werden? Ich denke, da haben viele Leute in den Blöcken 8 und 9 außer Eintracht nicht viel im Leben, was sie wirklich ausfüllt.
Es gibt aber noch weitere Gemeinsamkeiten zwischen dem DFB und der Eintracht. Da hätten wir die smarten Sportdirektoren Bierhoff wie Arnold, die sich vor der Kamera eloquent wie nichtssagend äußern und deshalb von den Fans gern gedisst werden. Zumindest Arnold ist nunmehr Geschichte, wobei der Zeitpunkt der Trennung verwundert, sollte ein Ende doch schon nach dem Abstieg im Mai angedacht gewesen sein. Hierzu kursieren massig Spekulationen, die Wahrheit kommt wie in der Politik eh nie ans Licht.
Überhaupt die Pressekonferenzen. Schaut Euch das Statement von Löw (Link steht am Anfang) mal an. Gleichwertig dazu wären auch die Interviews mit Lieberknecht als auch aktuell Petersen zu nennen. Alles leeres Gerede, nichtssagend und überflüssig. Der nächste Gegner ist immer der Stärkste und eminent gefährlich. Die eigene Mannschaft hat gut gespielt (trotz Niederlage) oder kam eben nicht ins Spiel. Sprechblasen, wohin man schaut.
Wie wohltuend ist da ein Mann wie Pele Wollitz, der sich nicht verbiegen läßt. Highlights an Kommentaren wie einst Trappatoni und auch mal Lieberknecht ("Pissverein") sucht man hier vergebens. Insbesondere Petersen macht mir im Moment Angst. Was macht die Presseabteilung der Eintracht eigentlich die ganze Zeit. Empfehlen diese dem Trainer, derart geistigen Dünnpfiff abzusondern? So wird das nichts mit der Authenzität, die dieser Verein nach außen hin gerne ausstrahlen möchte.
Zum Schluß komme ich auf eine Gemeinsamkeit bezüglich der Trainer. Sowohl Löw wie auch Torsten Lieberknecht (Spitzname: der Boss) sind bzw. waren unantastbar. Sämtliche Erfolge der Vergangenheit wurden immer ihnen zugeschrieben. Und wenn es mal hakte, waren andere (Präsidium oder Management) daran schuld. Nach den Pleiten im Mai und Juni bekamen die Statuen der beiden Risse.
Eintracht Braunschweig hat Konsequenzen und einen Schlussstrich unter die vergangenen 10 Jahre gezogen. Ob das die richtige Wahl war, muss die Zukunft zeigen. Im Moment schien dies ein Fehler gewesen zu sein und die ersten Verblendeten wollen Lieberknecht zurück. Doch das kann nicht gut gehen, da gibt es Beispiele zu Hauf. Denn nur bei Heynckes in München war das anders. Der hatte nämlich immer rechtzeitig von sich aus aufgehört. Und das stets auch noch erfolgreich.
Torsten Lieberknecht war dies leider nicht vergönnt. Ich will hoffen, dass er jetzt wieder Lust auf Fußball tanken kann und eine neue Aufgabe wahrnimmt. Ob irgendwo als Trainer oder gern auch bei der Eintracht in wichtiger Position - dann bitte nicht als Trainer, da ist er hier verbrannt. Gleiches würde ich auch über Arnold sagen. Der Sparfuchs hat jahrelang auch vieles richtig gemacht, sonst hätte es die Eintracht nicht bis in die erste Liga geschafft.
Wenigstens das haben viele der sogenannten Fans inzwischen begriffen. Und der DFB? Da ist alles beim alten geblieben. Ob das die richtige Wahl war, wird sich zeigen. Auf alle Fälle werde ich den schweren Gang der Eintracht diese Saison weiter beobachten. Und wer weiß, wie oft ich noch meine Meinung zu einzelnen Personen ändern werde. Selbiges möchte ich den von mir kritisierten Fans auch zugestehen.
Kommt der Erfolg, sind alle wieder happy.
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