Dienstag, 13. Februar 2018

Sparkle Moore


Am 6.11.1936 wurde Barbara Morgan, wie Sparkle Moore bürgerlich heißt, in Omaha, Nebraska, geboren. Als eine der wenigen Frauen bewegte sie sich in der Szenerie des Rockabilly der 50er Jahre. Sie veröffentlichte lediglich 2 Singles; ein fünfter Song wurde nicht veröffentlicht und tauchte erst später aus dem Archiv ihres Labels auf.
Bereits im jungen Alter von 10 Jahren interessierte sich Sparkle ernsthaft für Musik. Sie erstand in einem Pfandhaus eine akustische, stählerne Hawaiigitarre, mit der sie sich voller Leidenschaft selbst begleitete. Bald darauf jodelte sie zu den Melodien von Jimmie Rodgers oder arbeitete sich an Hank Williams ab.Bereits in der Grundschule spielte sie im Orchester ein Cello, später wechselte sie im Orchester der Highschool auf Bass und Fagott.
Schon zu Zeiten der Highschool trafen sich die Musiker in ihrem Keller, um dann ab 1954 – mit dem Erfolg von Bill Haley – den Fokus auf diesen neuen Sound namens Rock 'n' Roll zu richten. Sparkle war verrückt nach Rock and Roll und lief einmal sogar von zu Hause weg, um in New Orleans einer Rock 'n' Roll Band beizutreten. Dies war natürlich nur ein kurzer Versuch, welcher mit der Rückkehr ins Elternhaus endete.
Aber immerhin, ab 1955 war Sparkle Moore endgültig auf den Zug aufgesprungen und trat in Clubs und auf Veranstaltungen in Omaha auf, wo sie die neuesten Hits des Rock 'n' Roll spielte. 1956 nahm sich der Disc Jockey des lokalen Radiosenders KOWH, Graham „Crackers“ Richards, ihrer an und übernahm Sparkles Management.
Richards brauchte gerade einmal eine Woche, um sich 5 Angebote von Major Labels an Land zu ziehen, die Sparkle Moore unter Vertrag nehmen wollten. Schließlich unterschrieb Sparkle einen Vertrag beim kleineren Label Fraternity Records aus Cincinnatti. Ich denke mal, weil Cathy Carr gerade bei Fraternity mit „Ivory Tower“ in den Billboard Charts bis auf Platz 2 geschossen war, sahen Richards und Sparkle hier die besten Chancen, ebenfalls einen Hit landen zu können.
Erst bei Fraternity entschied sie sich für den Künstlernamen Sparkle Moore. Abgeleitet hatte sie dies von der Figur „Sparkle Plenty“ aus den Dick Tracy Comics, da Sparkle eine ähnliche Frisur trug.
Noch im selben Jahr erschien Sparkle Moore's erste Single. „Rock-a-bop“ / „Skull and Crossbones“ glänzte mit einer professionellen Produktion und dem abwechslungsreichen und rauen Gesang von Sparkle. Die Songs waren beide gut, doch für damalige Verhältnisse boten sie kein Potential für einen Hit. Ihr Gesangsstil war von allen damaligen Sängerinnen des Rock 'n' Roll dem eines Elvis Presley am nächsten. Egal ob Peggy Lee, Janis Martin oder Wanda Jackson, um nur 3 zu nennen: Alle wurden als „Female Elvis“ bezeichnet, einfach nur, weil sie sich im Rock 'n' Roll Zirkus bewegten.
Aber nur Sparkle Moore verdiente diesen Titel wirklich, dank Schluchzen, Wimmern und Verschlucken von Silben hatte sie Elvis' Gesangsstil perfekt abgebildet. Dazu trat sie als einzige Frau wie ihre männlichen Kollegen in Herrenhosen und Sakkos auf. Dies ging 1956 in den USA schon mal gar nicht, das war selbst den jugendlichen Rockabilly Enthusiasten zu viel. Fast bin ich geneigt, Sparkle Moore als den ersten weiblichen Punk zu bezeichnen.
Die zweite und letzte Single erschien im Mai 1957 und hieß „Killer“ / „Tiger“. Das Songmaterial war hier schlechter und führte auch deshalb wieder nicht zu einer Chartplatzierung. Die erste Single wurde wenigstens noch im Billboard rezensiert, wenn auch als „Rock 'n' Roll Liedchen“ verrissen. Erst Jahre später tauchte mit „Flowers of my Heart“ noch eine Ballade aus den Archiven auf. Die dank Orchesterbegleitung für Sparkle untypische Aufnahme wurde später auf diversen Samplern veröffentlicht.
Sparkle ging auf Touren mit anderen Musikern, um ihre Singles zu bewerben. In dem schon beschriebenen Outfit spielte sie auf Teenager-Bällen, in Clubs, Schulen und Tanzlokalen. Auch in Plattenläden und Events wie Ladeneröffnungen war sie zu sehen. Sie spielte zur Eröffnung einer Tommy Sands Show und tourte mit Ronnie Self und Gene Vincent. Sie knüpfte sogar Kontakte in die Prominenz, Sammy Davis Jr. Wird hier als Beispiel angeführt.
Als ihr auch noch ein Auftritt in der „Grand Ole Opry“ angeboten wurde, schien sie es endlich geschafft zu haben. Doch leider musste sie diesen wegen einer Kehlkopfentzündung absagen. Sparkle Moore beendete ihre Karriere als Berufsmusikerin nach lediglich 2 Jahren, weil sie schwanger war und ihr Kind groß ziehen wollte.
Das lässt selbstverständlich genug Raum für Spekulationen. Ende der 50er Jahre gehörten Frauen noch an den Herd, das war selbst in dem schon etwas toleranteren Metier des Musikbusiness nicht anders. Eine Frau in Männerkleidung; das gerade mal mit 20 Jahren, war nicht nur den etablierten Plattenfirmen zu freizügig, sondern sicherlich auch dem Publikum. Mit 20 durfte sie ja noch nicht mal Alkohol trinken. Eigentlich.
Um so erstaunlicher ist es, dass Sparkle Moore 2011 nach 45 Jahren (!) quasi aus dem Nichts eine CD mit eigenen Songs präsentierte. Der gar nicht mal schlechte Country Pop verkaufte sich natürlich auch nicht und Sparkle versank wieder in der Versenkung. Könnte aber auch an einem Herzinfarkt im Sommer 2012 liegen. Ob sie noch lebt, eventuell in einem Heim, ist ungewiss.
Abschließend bleibt noch eine kleine Anekdote aus der Biographie von ihrer zur CD eingerichteten Webseite. Angeblich war sie als erster Hippie mit einer umgeschnallten Gitarre auf einer Harley in Kalifornien angetroffen worden. Da dies damals in der Presse keine Erwähnung fand, ist der Wahrheitsgehalt dieser Anekdote zumindest zweifelhaft. Allerdings würde so eine Aktion zu Sparkle Moore passen.

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