Samstag, 13. Februar 2016

Johnny Burnette Trio 3/5

Bei Coral kümmerte sich A & R Manager Bob Thiele um die Band. Für die Debut Session im alten Pythian Temple organisierte er ein 32köpfiges Orchester. Bei dieser ersten Session war der Drummer Eddie Grady der einzige Musiker aus der Studio Band, die das Label dem Johnny Burnette Trio zur Verfügung stellte, mit dem die Band etwas anfangen konnte.
Er selber hatte eine eigene, nicht sehr erfolgreiche Band namens Eddie Grady and the Commanders am Start. Bei der Aufnahme von „Tear it up“ sollte Grady lauter spielen, was er überhaupt nicht so gewohnt war. Aus Angst, seine Felle der Drums zu zerstören, schlug er schließlich auf die Kanten der Drums.
Das seinerzeit unveröffentlichte „Shattered Dreams“ war der erste in jener Session aufgenommene Song und verdeutlichte die unterschiedlichen Intentionen von Bob Thiele und der Band. Während sich die von Thiele organisierten Musiker des „Dick Jacobs` Orchestra“ über einen Verdienst von 41,25 € für die schmalzige Nummer freuen durften, überlegte Johnny diese Aufnahme noch zu mastern, um daraus eine Pop Ballade zu zimmern. Allein, dazu kam es nie.
Doch bereits in dieser ersten Session waren sie zu hören, die quasi patentierten Schreie von Johnny Burnette, die stilprägend für das gesamte Genre werden sollten. Wie Paul Burlison später erzählte, begann Johnny Burnette eines Nachts während eines Gigs mit den „Shrieks“, als er beim Zurückspringen auf der Bühne in eine Zigarette sprang, die Burlison gerade während des Spielens von seinem Gitarrenhals wegschnippelte.
Bob Thiele, der alte Fuchs, hatte die frühen Hits von Elvis Presley und Carl Perkins genau analysiert. Er kam zu der Ansicht, das eine Verstärkung der Höhen im Sound der Schlüssel für einen erfolgreichen Rock `n` Roll Song sein müssten. Deshalb sollte Paul Burlison auf seinem Verstärker die Höhen voll reindrehen und die Echos dankenswerterweise zurückhaltend einsetzen. Der Nachhall des Klangs der Gitarre beruhte somit eher auf dem natürlichen Echo des Studioraumes als auf den eher künstlichen Sound der seinerzeit üblichen Echokammern. Das fast schon zwickende Gitarrenspiel von Paul Burlison kam dadurch perfekt zur Geltung.
Trotz oder gerade wegen einiger verpatzter Akkordwechsel machte sich Paul Burlison im Kreise der wenigen frühen Rock `n` Roll Picker unsterblich. Insbesondere ist dies auf der Single „Tear it up“ aus dieser Session zu bewundern, ebenfalls auf der B Seite „You`re undecided“.
Doch auch wenn sich die Single nach ihrer Veröffentlichung im Juni 1956 in den Billboard Charts nicht platzieren konnte, so verkaufte sie sich auf vielen Märkten, gerade auch lokal, sehr gut. Hiervon angespornt, ließ die Gruppe bereits im Juli eine zweite Aufnahmesession folgen, diesmal in Owen Bradley`s Studio in Nashville. Herausragend bei dieser Session war natürlich die Coverversion von Tiny Bradshaw`s „Train kept a rollin`““.
Bei dieser Aufnahme kann man Paul Burlison`s unnachahmlichen, Maßstäbe setzenden Gitarrensound bewundern. DAS ist eine Rock `n` Roll Gitarre und nichts anderes. Der raue Sound beruhte auf einem losen Kabel in Burlison`s Verstärker und war für die frühe Ära der Rockmusik einzigartig. Doch leider erst die Yardbirds machten diese Art von Sound knappe 10 Jahre später hoffähig.
Diese Gitarre hatte nichts mehr mit Country oder Blues zu tun wie bei den anderen Musikern jener frühen Rockabilly Phase; der Sound von Burlison war vielmehr die Verschmelzung beider Stile zu einem eigenen und begeisternden neuen Sound. Und trotzdem wäre diese Aufnahme nicht einer der Mega Klassiker der Rockmusik, wäre da nicht der wilde, fast an die Brandrede eines Predigers erinnernde, hektische Gesang von Johnny Burnette.
Nicht nur Johnny, nein die gesamte Band entfernte sich bei dieser Aufnahme meilenweit von ihren Wurzeln des Hillbilly, mit dem sie noch Monate zuvor ihr Glück versucht hatten. Die Jahre 1954 bis 1957 waren die Zeit der Kreativität und gelten deshalb zu Recht als Geburtsstunde der heutigen Populärmusik. Doch leider erlebte dieser frühe Rockabilly Sound nur eine sehr kurze kommerzielle Blüte. Das große Geld verdienten dann doch andere Musiker, die sich einfach an den neuen Musikstil des Rock `n` Roll dranhängten.
In dieser zweiten Session im Juli 1956, die über vier Tage lief, wurden mehr als zwei Drittel der Aufnahmen des Johnny Burnette Trios aufgenommen. Es gibt leider keine anderen Aufnahmen aus jener Zeit, erst recht keine Live Mitschnitte, was nun wirklich bedauerlich ist. Der Studiobesitzer Owen Bradley ist hier teilweise am Piano zu hören.
In jenen Session nahm die Band auch andere, heute als Klassiker der Rockmusik geltende Songs auf. Die vom Johnny Burnette Trio eingespielten Coverversionen von „Honey Hush“, „Rock Therapy“ oder auch „Lonesome Train“ werden dank des für die damalige Zeit revolutionären Sounds als Originale verehrt. Hinzu kam die Eigenkomposition „Rockbilly Boogie“, dem dieser Teil des Rock `n` Roll seinen Namen verdankt: Rockabilly.

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