Ich ließ die Außentür der Umkleide zur „Sporthalle“ hinter mir auf; ebenso die Innentür. Wollte sie ja dem Sportskameraden nicht vor der Nase zuhauen, macht man ja auch nicht. Einen Kommentar seinerseits von ihm, wie ein genuscheltes „Danke“, welches ich bei solchen Gelegenheiten abzugeben pflege, erwartete ich nicht wirklich von ihm. Wäre ja auch uncool.
Als ich mich dann vor meinem Spind umdrehte, musste ich allerdings feststellen, dass der Schnösel die Tür einfach offen gelassen hatte! Interessierte ihn offenbar nicht, zumal er sich selbst um 2 Ecken in der Umkleide vor den Blicken anderer „versteckt“ hatte. Im Gegensatz zu mir, der nun mit freiem Oberkörper und dampfender Büchse in den Sportraum gucken durfte.
Butterbrötchen.... |
Nicht das ich Angst hatte, dass die Mädels, die an dieser Außentür zu ihrer Umkleide vorbei stolzieren müssten, mir etwas weggucken könnten. Aber etwas peinlich finde ich es schon – ich bin da nicht so extrovertiert. Grummelnd schloss ich beide Türen ob der Schofeligkeit des Jungspundes.
Übrigens ohne Migrationshintergrund, nicht das mir dies jetzt noch einer vorhält. Jedenfalls kam es, wie es kommen musste: Der Schnösel war vor mir angezogen und verließ mit seiner Superduper Nike Tasche lautlos die Umkleide. Selbstverständlich ließ er die Türen sperrangelweit offen, so dass ich wieder voll im Rampenlicht stand.
Ich plusterte mich auf, war verärgert. Dann – der Typ war eigentlich schon weg – sprach ich lauthals: „Macht der das Zuhause auch so? Ich glaube eher nicht. Kann der nicht mal die Tür zu machen, der Idiot? Solche Idioten brauchen wir hier nicht. Da sollten wir lieber mehr Flüchtlinge aus dem Mittelmeer aufnehmen. Dann kann ja dieser Typ in Syrien die Ziegen hüten und in ein Erdloch kacken!“
Ich diskutierte danach noch ein bisschen mit einem anderen Sportskameraden, der das Ganze etwas lockerer als ich aufnahm. Mich kotzen solche Schnösel wie dieser Möchtegern Gangsta einfach nur noch an, da kann ich nicht anders, da werde ich zum Kinderschreck; zum Motzki.
Das zaghafte Argument des anderen Sportskameraden, dass der junge Typ wahrscheinlich aus einem schwachen Elternhaus kommen würde, lasse ich nicht gelten. Der Kerl war ja kein 12jähriger Teenager mehr! Auch wenn man berücksichtigt, dass die Schulen die Kinder nur noch auf irgendwelche Lernziele hin vorbereiten und evtl. Defizite aus dem Elternhaus nicht mehr angehen.
Ewig dieses Abschieben der Verantwortung. Wenn überhaupt, ist eine schlechte Kinderstube höchstens die Ursache, nicht aber die Entschuldigung für ein derart asoziales Verhalten. Dieses Desinteresse an seinen Mitmenschen legt er garantiert nicht an den Tag, wenn es um seine Haustür geht oder wenn er von Freunden oder Frauen etwas will.
Da kommt dann wahrscheinlich so ein cooles, schleimiges Lächeln mit nem lockeren Spruch rüber. Meine Güte, wie sehr mich solche Typen ankotzen!
Und ich habe noch was zu Motzen: Als ich letztens beim Lokführerstreik den Linienbus nach Salzgitter nehmen musste, stiegen in Bleckenstedt 3 10jährige Jungs zu und versperrten mit ihren Rucksäcken den Ausstieg.
Diese Rucksäcke waren mindestens 2 mal so breit wie die Kiddies selbst! Wer fabriziert so nen Mist und verkauft das noch an die Eltern als Schulranzen? Die Dinger sind ja breiter wie lang; da sind spätere Haltungsschäden vorprogrammiert. Kann man die Dinger nicht wenigstens in der Länge ausdehnen statt in der Breite? Die Kiddies sehen dann zwar aus wie Sherpas, aber wenigstens wird das Gewicht besser verteilt.
Und überhaupt. Wir leben hier in einem der reichsten Länder dieses Planeten und sind noch nicht einmal fähig oder willens, unseren Kindern solche unnötigen Belastungen zu ersparen? Dauernd das Gerede über Schulreformen, um den Bildungsstandard zu verbessern, aber schon früh geschädigte Wirbelsäulen sind des Nachdenkens nicht wert oder was?
Mein "Mensch-ärgere-Dich" Gesicht |
Ich hör schon wieder die Stimmen, die da sagen: „Aber die Kinder brauchen die Bücher und Arbeitshefte doch auch zuhause für die Schularbeiten.“
So ein Blödsinn. Ganztagesschule und Ende. Dann können die Kinder ihre Übungen unter Aufsicht in der Schule machen und können nachmittags unbelastet nach Hause und spielen, weil sie keine Hausaufgaben an der Backe haben. Was hat mich dieser Umstand in der Kindheit belastet, wenn ich daran noch zurückdenke…
Ja, das kostet Geld für mehr Betreuungspersonal. Und ja, das Wohl der Kinder sollte „uns“ in dieser reichen Überflussgesellschaft wichtig genug sein, das wir vielleicht auch mal auf den einen oder anderen Luxusartikel verzichten. Spätestens an diesem Punkt jedoch scheitern alle Überlegungen, weil selbst Eltern – in der Regel die Mütter - häufig genug lieber die Kinder mittags mit dem Auto (SUV !) abholen, um ihren Kindern das Schleppen zu ersparen, als es ihnen „zuzumuten“, ein bisschen länger in der Schule zu bleiben, wo sie dort doch effektiver lernen könnten.
Natürlich nur die Eltern, die es sich leisten können, gelle. Ein Auto meine ich. Die „Abgehängten“, also die „Hartzer“, zählen ja sowieso nicht, oder?
Zum Schluss möchte ich hier nur erwähnen, dass Mutter Kind Parkplätze bei mir Beißreflexe auslösen. Will sagen, dass ich beim Einkaufen gezielt derartige Parkplätze ansteuere, weil sie – überraschenderweise – sehr nahe am Eingang und auch breiter ausgelegt sind.
Mütter mit Kindern sind denn auch keine Behinderten, also körperlich eingeschränkte Menschen. Ein bisschen Bewegung tut den Kindern i.d.R. sicherlich gut. Kleinkinder werden ja auch nicht in eine Karre gepackt, die man noch aus dem Kofferraum holen müsste, sondern gleich in den Einkaufswagen.
Bis jetzt hat mich noch niemand angemotzt, weil ich mich dorthin gestellt habe. Wenn es passiert, fällt mir hoffentlich eine coole Entgegnung ein. Ich werde berichten.
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