Freitag, 8. Mai 2015

H Lecter: Angie 3/x

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Irgendwann Ende 1986/Anfang 1987 hatte es mit Pocke und mir nicht mehr funktioniert, so dass es an der Zeit war, auseinanderzuziehen. Ich für mein Teil war noch nicht bereit, alleine zu wohnen. Da traf es sich gut, dass auch Angie sich einen Wohnungswechsel vorstellen konnte.
So zogen wir zusammen, obwohl mir auch einige Leute hiervon abgeraten hatten. Grund war hier die sich mittlerweile herauskristallisierte Unzuverlässigkeit von Angie, die mich aber seinerzeit nicht wirklich störte. Für mich war es halt okay – ca. 2 Jahre lang. Aber ich will nicht vorgreifen.
Mit einem Umzugswagen schafften wir erst Pockes Plünnen in dessen neue Wohnung in der Gliesmaroder Str.; Dann kamen meine Sachen in die Juliusstr. Angie hatte quasi keine Möbel. Ich glaube, ihr Kram konnten wir mit dem Auto transportieren.
Die Wohnungssuche vorher verlief im Gegensatz zum Hustle, den Pocke und ich 3 Jahre vorher hatten, sehr entspannt. Die Juliusstr. war erst die zweite Wohnung, die wir uns angeschaut hatten.
Wir hatten zuerst eine Wohnung in der Rosenstr. entdeckt. Angie und ich waren beide von dieser Wohnung angetan, weil es im östlichen Ringgebiet lag. Dies hatte freundes- und kneipentechnisch bedeutsame Vorteile. Jene Wohnung besichtigten wir abends bei künstlichem Licht.
„Die Toilette ist eine halbe Treppe tiefer und sie brauchen sie sich bloß mit Herrn Meyer zu teilen. Herr Meyer ist sehr reinlich.“ Soweit die Vermieterin seinerzeit.
Als wir zum Ausmessen etc. die Wohnung dann bei Tage betrachteten, waren wir nicht mehr so ganz überzeugt. Wir hatten zur Feier des Ereignisses etwas Bier mitgenommen und ließen auch schon die eine oder andere Rakete steigen.
Trotzdem checkten wir gerade noch rechtzeitig, das diese Wohnung nicht nur sehr dunkel war. Die Räume waren eher winzig zu nennen und die Sache mit Herrn Meyer … Die Juliusstr. bot sich somit als Alternative an, obwohl sie im nicht so beliebten westlichen Ringgebiet lag.
Der Privatvermieter, ein schlitzohriger Bauer aus dem Wolfenbütteler Kreis, und sein nicht minder pfiffiger Sohn waren von Angie und mir sehr angetan und waren glücklich, uns als Mieter gewinnen zu können. Küche und Bad waren erkennbar nachträglich eingebaut, wobei der lange Schlauch des Bades eher verschenkter Raum war. Dort konnten wir ja sogar den Wäschetrockner voll ausgefahren ständig stehen lassen, obwohl dort auch noch die Waschmaschine drin stand.
Angie entschied sich sofort für den kleinen, quadratischen Raum direkt neben der Küche. War ja auch praktisch und hatte eine Heizung drin. Nachtspeicherofen! Mach ich nie wieder! Aber zurück zur Wohnung. Die andere Hälfte der Wohnung bestand aus dem Wohnzimmer und meinem Zimmer daran angrenzend. Ein Nachtspeicher im Wohnzimmer, nicht im Schlafzimmer. Ich war trotzdem zufrieden.
Zusammen mit dem Portugiesen renovierten wirr die Wohnung. Tapeten abreißen, Decken streichen. Laminat und Teppich verlegen. Heizung und Türen streichen, was man halt normalerweise so macht. Ha ha. Aber wir doch nicht, musste ja schnell gehen. Die Tapeten hatten wir ein- bis zweimal mit Alpina übergepinselt und die Decke war ja noch gut. Will heißen: Komplett mit Styropor geklebt, alle Decken in der Wohnung.
Da diese noch halbwegs weiß oder sowieso hellbraun waren… warum also streichen? Das Risiko, das uns die Styroporplatten um die Ohren flogen, war eh viel zu hoch. Und die Heizungen hatten ein so schönes Bahama-Beige, da wäre ein Überstreichen nun wirklich Sünde gewesen. Der Teppich hatte auch noch keine Löcher und war eigentlich auch ordentlich verlegt. Da die Türen außerdem mit einem elfenbeinfarbenen Glanzlack versehen waren, der auch wirklich nur ganz leicht angegilbt war, machten wir also schnell die Wände weiß und ab dafür.
Nick war mir dann noch beim Bau eines Podestes für das Bett behilflich und fertig war die Laube. Die wenigen Möbel waren schnell reingestellt. Meine Plattensammlung verstaut und die erste Rakete angezündet. Endlich war der Stress vorbei und ich konnte mich wieder entspannen. Das Arbeitsamt, mein damaliger Finanzier, war auch um die Ecke. Alles war also gut.
Angie und ich machten es uns von Anfang an gemütlich. Zum ersten Weihnachten – das muss dann doch 1986 kurz nach unserem Einzug gewesen sein – schichteten wir einen Behelfs Weihnachtsbaum aus melaminbeschichteten Regalbrettern mit Teelichtern auf. Breit wie die Nattern hockten wir hippiemäßig auf dem Teppichboden. Ich weiß noch, dass Lisa 2, die zur besten Freundin von Angie geworden war, auch noch da war.

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