Eigentlich wollten wir abends wieder ins „Irish Arms“, aber Klaus hatte uns im Bus vollgemasselt und das „Roadside Tavern“ empfohlen, weil dort am Abend die Jam Sessions stattfinden sollten und ja, weil das Essen dort am Besten sein sollte. Das Bier brauen sie dort sogar selbst. Sollte dies für Herbert und mich das entscheidende Argument gewesen sein?
Wir gingen früh hin, weil wir wieder rechtzeitig weg sein wollten, wenn die Jaulerei losgeht. Wir stellten schnell fest: Das Essen war wirklich phantastisch. Dora schlürfte lustvoll ihre Muscheln, meine Löwin hatte Räucherlachs auf einem Holzbrett mit einem Wahnsinnsdressing und ich eben diesen Lachs auf einem Sandwich. Nur Herbert hatte es mit dem Salat nicht so gut getroffen; Lustlos stocherte er darin herum.
Das selbstgebraute Bier war ebenfalls sehr lecker, aber zum Ausklang des Abends saßen wir dann doch lieber wieder im Wintergarten des Hotels, tranken unsere Pints und spielten Solo, um die Kasse noch etwas aufzufüllen.
Samstag 18.10.
Hier in Lisdoonvarna hatte ich in zwei Nächten gut schlafen können und mich morgens auch an den Toast mit Marmelade erfreut. Schade, dass wir an diesem Morgen weiterfuhren, aber unsere Tour musste ja weitergehen. Den ersten Stop machten wir in Kilfenora, wo wir ein Museum über die keltische Kultur besuchten. Klaus hatte in diesem Museum seinen stärksten Auftritt, da er hier einen außerordentlich guten Vortrag über die Geschichte der Kelten und ihre Kultur hielt. Die im Museum ausgestellten Exponate lieferten einen sehr anschaulichen Überblick zur stark unterschätzten Kultur dieses Volkes. Nicht von ungefähr wurden im ersten Jahrtausend unserer Zeitrechnung die besten Schwerter bei den Kelten geschmiedet. Diese waren in ganz Europa, auch bei den Arabern, hoch geschätzt. Den Friedhof nebst keltischen Grabsteinen habe ich mir dann aber doch erspart, da ich noch einen Kaffee brauchte. Hatte ich schon erwähnt, dass es gerade anfing zu regnen?
im Museum von Kilfenora |
Weiter, immer weiter ging es mit dem Bus 429. Der nächste Ort hieß Ennis. Hier führte uns Klaus zu einer alten Kirche mitten im Ort. Der ursprüngliche Grundstein dieser Kirche stand quasi als Denkmal auf der anderen Straßenseite, denn die Kirche war wohl irgendwann im Laufe der Geschichte mal abgebrannt und wurde hinterher wieder aufgebaut, wobei der Grundstein als Denkmal nebendran aufgestellt wurde. In Ennis gab es viele kleine Läden zu entdecken, die wunderhübsche Kleidung und auch Nippes anboten. Meine Löwin und Dora waren begeistert.
Leider mussten wir mit der Abfahrt dank einer verstörten Mitreisenden eine Viertelstunde warten. Die dusselige Kuh wurde doch tatsächlich von einem Polizisten begleitet, andernfalls hätte sie den Bus wohl nicht gefunden. Ein schöner Ort, an dem wir leider nur viel zu kurz verweilt hatten – das ist Ennis. Mittlerweile fühlte ich mich immer mehr wie ein Japaner auf Europatournee.
Beim nächsten Halt erreichten wir Limerick, einer der größeren irischen Städte. Limerick ist berühmt für seinen Milchmarkt, zu dem wir logischerweise auch sofort nach Ankunft in der Stadt aufbrachen. So langsam wurden die Städte und Ortschaften austauschbar, da wir eigentlich überall lediglich kurz durchhetzten. Spätestens in Limerick wurde mir das bewußt.
Der Milchmarkt war dennoch interessant anzusehen. Fleisch, Fisch, Käse, Gemüse... viel zu schauen für die Mädels. Herbert und ich blieben gelassen und dürsteten nach den ersten Pints des Tages. Hier in Limerick gingen wir anschließend in einen Tesco Supermarkt, weil wir uns für das nächste Hotel und den für uns ausflugsfreien Folgetag noch bevorraten mussten. Das Hotel lag nämlich laut Klaus abseits einer durchgängigen Besiedelung.
Ennis oder Limerick? Ennis! |
Im Tesco hatten wir zu Käse, Knabbereien, Dosenbier (Carlsberg), Wasser, Schoki und und und... noch eine wunderschöne Tüte erstanden, deren Verbleib bei Schreiben dieser Zeilen ungewiss ist. Beim Tesco war ich ansonsten in meinem Element; Ich bin nun mal ein Supermarkt Junkie reinsten Wassers. Unser Einkauf war derart umfangreich, dass meine Löwin energisch darauf bestand, ihn nicht Mr. Fortune zur Verwahrung im Gepäckfach des Busses zu überlassen. Sie balancierte die Einkaufstüte stattdessen auf der restlichen Fahrt bis zum Hotel auf ihrem Schoß. Gottlob war lediglich eine Flasche Wasser undicht, weil sonst hätten wir weitaus mehr als einen Teil des labbrigen Brotes wegschmeißen müssen.
Laut Reiseunterlagen folgte nach Limerick noch ein Fotostop in Adare, dem „schönsten Dorf Irlands“. Das wird wohl so gewesen sein, ich weiß es heuer schon nicht mehr. Fotos von schönen Damenjacken habe ich zu Adare noch im Bilderstapel gefunden. Aber sonst? Ein schönes Kloster haben sie da. Irgendwann ist es auch vorbei mit der Aufnahmefähigkeit. Zum Glück erreichten wir alsbald unser Hotel für die nächsten zwei Nächte.
Das „Earl of Desmond Hotel“ in – nein, bei! - Tralee liegt direkt neben der Überlandstraße im Nirvana. Das bedeutet: Außer dem Hotel ist da nichts. Dieser Schuppen bestach durch einen megalangen Flur, an dessen äußerstem Ende sich unsere Zimmer befanden. Ich habe ja schon einiges gesehen, aber einen so riesig langen Flur hatte ich nun wirklich noch nie gesehen. Das Ganze dann als Krönung auch noch ebenerdig. Da hatten wir dann zwei Tage lang so richtig „epische“ Wege zu beschreiten.
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