Eddie Cochran war auf den Mittagsflug um 1.00 Uhr am Sonntag, den 17. April, von Heathrow in die Staaten gebucht. Ursprünglich plante er, nach der letzten Show den Zug nach London zu nehmen, verwarf aber diese Idee,nachdem er gelernt hatte, dass die Verbindungen nach London von Südwestengland aus des nächtens nicht mehr fuhren. Stattdessen nahmen er, Sharon und Gene ein Taxi für die 100 Meilen lange Strecke.
Das Taxi entpuppte sich als Ford Consul, der vollkommen mit Konfetti übersät war. Der Fahrer, ein 19jähriger namens George Martin (nein, nicht der spätere Produzent der Beatles), erklärte, das der Wagen für eine Hochzeit früher am Tag gebraucht worden war. Nachdem der Großteil des Gepäcks verstaut war, verließen Eddie, Sharon Sheeley, Gene Vincent und Pat Thompkins mit dem Taxi das Grand Hotel um 23.00 Uhr.
Mit voll Karacho fuhr Martin das Taxi in der dunklen Nacht durch Wiltshire. Mit 70 mph rasten sie die kurvenreiche Strecke durch eine Vielzahl kleinerer Städte. Ungefähr um Mitternacht erreichten sie den Stadtrand von Chippenham, ungefähr 20 Meilen von Bristol entfernt. Nachdem sie unter dem schmalen Eisenbahn Viadukt durchgefahren waren, mußte Martin das Taxi durch eine langgezogene Kurve steuern. Hiernach erreichten sie eine sanfte Steigung namens Rowden Lane.
Hal Carter, der dies selbst lediglich später von Pat Thompkins erzählt bekam, äußerte sich dahingehend, dass diese Strasse gerade neu geschottert worden war. Dazu fuhr Martin wie ein Irrer, um Eddie schnell nach London zu bringen. Hierbei nahm er eine falsche Abfahrt und fuhr zurück Richtung Bristol. Pat bemerkte wohl den Fehler des Fahrers an den Straßenschildern und wies Martin darauf hin, dass er irgendwann vorher links hätte abbiegen müssen und sie jetzt zurück nach Bristol fahren würden. Und George Martin latschte auf die Bremse …
Martin unterschätzte die lange Kurve, als das Taxi unter dem Viadukt hindurchgefahren war. Er verlor die Kontrolle und fuhr gegen den Bordstein der anderen Straßenseite, weil die Bremsen blockierten. Daraufhin drehte sich das Auto herum. Rückwärts und unkontrollierbar knallte die Karre gegen die Bordsteinkanten beider Straßenseiten. 150 Yards weit schlingerte das Taxi weiter, bis der Wagen gegen eine Betonlampe knallte. Als Folge wurde die linke Dachhälfte fortgerissen;
Die linke hintere Verkleidung bohrte einen perfekten Abdruck in die Laterne.
Eddie wurde nach oben in Richtung Dach geschleudert. Die Wucht des Aufpralls schleuderte ihn auf die Straße, als die Tür beim Kontakt aufbrach. Gene erlitt einen nachhaltigen Bruch des Schlüsselbeins, während sich Sharon einen Beckenbruch zuzog. Martin und Thompkins blieben wie durch ein Wunder unverletzt.
Die verletzten Fahrzeuginsassen wurden rasch ins St. Martin`s Hospital nach Bath gebracht, wo sie vom Notfallpersonal umgehend versorgt wurden. Für Eddie kam jedoch jede Hilfe zu spät. Eddie Cochran wachte nicht mehr aus der Bewußtlosigkeit auf und starb aufgrund schwerer Gehirnverletzungen um 16.00 Uhr am Ostersonntag, sechzehn Stunden nach dem Unfall. Sein Tod beherrschte die Schlagzeilen in Großbritannien, aber in den Staaten wurde von Eddies Tod kaum Notiz genommen.
Nach gerade mal 3 Tagen in der Klinik entließ sich Gene am 20. April selbst aus der Klinik, um mit Eddies Körper zurück nach Los Angeles zu fliegen. Schnell kontaktierte er seine Mutter in Norfolk, Virginia und erklärte es ihr: „Eddie und ich starteten zusammen und wir kommen zusammen nach Hause.“
Am Montag, den 25. April wurde Eddie Cochran auf dem Friedhof von Glendale in Kalifornien beigesetzt. Der kurz zuvor aufgenommene Song mit dem tragisch-ironischen Titel „Three Steps to Heaven“ wurde zu einem posthumen Nr.1-Hit in Großbritannien. Eine wunderschöne Ballade, die Eddie Cochran im Januar 1960 passenderweise mit Buddy Holly`s Backing Band, den Crickets, aufnahm. In den USA kam die Single nicht mal in die Billboard Hot 100.
Erwähnenswert ist noch, dass der Polizeischüler Dave Dee seinerzeit den Unfall aufnahm. Später quittierte er den Polizeidienst, gründete 1961eine Band und hatte mit „Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick and Tich“ zwischen 1964 und 1968 mehrere Hits.
Überhaupt hatte Eddie wohl in England seine größten Fans gefunden, obwohl er dort nur für diese eine Tour mit Gene Vincent verweilte. In den USA Ende 1959 quasi ad acta gelegt, mutierte Eddie in England zum Vorbild für die englische Beatwelle. Ob die Beatles the Who oder die Stones, Bruce Springsteen oder auch die Stray Cats. Sie alle stehen beispielhaft für eine Vielzahl von Musikern und Bands, die sich auf Eddie Cochran als Inspiration ihrer Arbeit berufen.
Und nachdem die Sex Pistols bzw. Sid Vicious 1979 Eddie mit ihren Versionen von „C´mon Everybody“ und „Something Else“ ein weiteres Denkmal gesetzt hatten, gilt Eddie Cochran gar als Vorläufer des Punk.
Das ist sicherlich Quatsch, aber hört Euch mal das Original von „Something Else“ im Vergleich mit dem Cover von Sid Vicious an. Eddie konnte für die 50er Jahre schon einen ziemlich harten Sound fahren.
Den Amis war dies natürlich egal. Sie nahmen Eddie Cochran erst 1987 in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen.
Der heutige Chairman der BPI (British Phonographic Industrie), Peter Jamieson, beschrieb einen der letzten Auftritte von Eddie Cohran im Manchester Hippodrome am 1. April 1960 folgendermaßen – hier nicht eingedeutscht:
„A wall of sound greeted the opening of the curtain and then came the familiar driving opening of “Something Else”. Wearing a white shirt with grey leather jeans, the star was playing a light brown guitar. With the Wildcats providing a driving backing, he rocked through “Something Else”, “Hallelujah”, “Sweet Little Sixteen”, What’d I say”, “Fever” and “C’mon Everybody”.
His Singing was strong, gritty and powerful, just like the records: his guitar playing superb, flowing through his arms into his guitar. His fingers seemed to glide over the instrument. As he sang and played, he was up on his toes, all the while playing the most driving rock imaginable. Throughout his act, there was a pandemonium, screaming and cheering with the audience on their feet from start to finish. An unforgettable tour-de-force by this incredible artist.“
Schade, dass Eddie mit nur 22 Jahren sterben musste. Eddie Cochran hätte sicherlich noch die eine oder andere Perle geschrieben. Wie hätte er den Übergang zur Rockmusik in den 60ern überstanden oder auch begleitet?
Alles Spekulation, geblieben sind unsterbliche Songs und eine Unzahl von Bands und Musikern insbesondere in England, die ohne Eddie gar nicht erst begonnen hätten.
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