Freitag, 28. März 2025

Uncle Fester: grad gelesen März 2025

Erik Harlandt - Willkommen auf Gerry
Abgefahren. Seit neuestem stehe ich auf deutsche Science Fiction Autoren. Gerade bei den Briten und US-Amerikanern herrscht auf dem Gebiet gerade Flaute. Wenn die nicht gleich die Filmrechte vergolden können, lassen die wohl den Kuli liegen. Oder liegt es daran, dass der Markt für Bücher dank Streaming und anderen Freizeitvergnügungen geschrumpft ist?
Für Übersetzungen ins Deutsche gibt es wohl auch nicht mehr genügend Moos; da schreiben die Leute lieber eigene Romane im Self-Publishing. Erik Harlandt ist wohl einer dieser erfrischenden Newcomer. Er lebt in Hamburg und hat mit diesem eher kurzen Werk ein schöne „locked Room“ Geschichte geschrieben, die wirklich zu fesseln versteht.
Mitte des 24. Jahrhunderts erreicht eine riesig große Raumstation unser Sonnensystem und sendet ein Willkommenssignal: „Willkommen auf Gerry!“ Die beiden großen Machtblöcke des Sonnensystems - Erde und Mars - entsenden Schiffe nach Gerry; ebenso die „Freien“ von den Ansiedlungen im Asteroidengürtel oder den größeren Monden im äußeren Sonnensystem.
Ein Wettlauf um den Zugang zur Raumstation beginnt. Es gilt, sich als erster die erhofften neuen Technologien zu sichern, um nicht gegenüber dem anderen Machtblock ins Hintertreffen zu geraten. Erst als die Menschen versprechen, friedfertig zu sein, erhalten sie Zugang zu Gerry.
Dieses Geschehen nimmt allerdings nur einen kleinen Raum in der Geschichte ein. Hauptsächlich widmet sich Harlandt dem Schicksal zweier Stoßtrupps, die noch vor Eintreffen der Kontrahenten die Dschungelwelt im Inneren des ausgehöhlten Asteroiden, der Gerry eigentlich ist, erkunden. Zum einen die Gruppe um Unteroffizier Hoffmann, der eigentlich Baur heißt und ein Agent der schwächelnden Amis ist. Dank Bewusstseinstransfers (netter Einfall) ist dies möglich geworden. Die andere Gruppe um Hauptmann Peters soll die verloren geglaubte Gruppe um Hoffmann aufspüren; oder war es umgekehrt?
(Fast) den ganzen Roman über entdecken die beiden Stoßtrupps immer neue Räume hinter der Dschungellandschaft und kommen des Rätsels Lösung doch nicht näher. Mit jeder neuen Erkenntnis tauchen neue Fragen auf, zumal sich nach und nach herausstellt, dass Baur nicht der einzige per Bewusstseinstransfers tätige Agent ist. Gegen Ende vereinen sich beide Trupps, bloß um dann den Bodentruppen von Erde und Mars in die Arme zu laufen.
So baut man natürlich bis zum Schluss Spannung auf - das hat Harlandt prima durchgezogen. Am Ende macht er es dann kurz, aber schmerzhaft: Die sich friedfertig arrangierenden Verbände der menschlichen Machtblöcke nutzen das Potenzial von Gerry, um eine Kolonialisierung auf Gerry einzuleiten.
Im rasch erzählten Romanende wird Gerry zur blühenden Landschaft für glückliche Menschen, während die Erde dank der Massenemigration immer mehr verödet. Baur muss aber am Ende auf der Erde mit ansehen, wie Gerry mitsamt der glücklichen Menschen in einem Augenblick verschwindet. Da wird ihm etwas bewusst, was vorher bereits leicht angedeutet worden war.
Die Dschungelwelt und der Humus auf Gerry basieren auf toten Lebewesen, die wie die Menschen auf Gerry gelockt worden waren. Eine gigantische Fliegenfalle also. Hier hat Harlandt ein schönes Ende gefunden, welches einem Cyril M. Kornbluth zur Ehre gereicht hätte.

Andreas Brandhorst - Zeta
…Und gleich der Altmeister mit einem neueren Werk hinterher. Dass passt wie Arsch auf Eimer, denn die Ähnlichkeiten zu „Gerry“ sind frappierend. Auch hier taucht ein außerirdisches Artefakt unvermittelt im Sonnensystem auf; die Konfrontation zwischen Erde und Mars droht auch hier die Menschheit zu vernichten.
Die Exkursionen der einzelnen Gruppen auf Zeta treibt auch hier die Story voran. So startet die Astronautin Nightingale Loi das neu gebaute Raumschiff Excelsior nicht in Richtung Alpha Centauri, sondern zum Saturn, wo Zeta seine Reise beendet hat. Begleitet wird sie von Effraim Floyd, einem Anhänger von Terra Solar; einer Organisation, welche die alleinige Herrschaft der Erde über das Sonnensystem anstrebt.
Ebenfalls mit dabei sind die Enhus Chen und Newton; 2 genetisch optimierten Menschen, welche sich zu einer eigenen Spezies entwickeln. Und der Mars darf natürlich auch nicht fehlen. Roxa Mahwe ist Mitglied bei Ma Re, der marsianischen Entsprechung von Terra Solar. Ihr „Partner“ Hannibal ist als Schürfer eher zufällig dabei.
Bleiben noch Eusebius und Nora, welche sich vom Saturnmond Titan aus zu Zeta begeben. Und der ehrenwerte Skarabi, ein Mitglied des die Erde beherrschenden Gremiums und Mitglied von Terra Solar, darf hier nicht unerwähnt bleiben. Denn weil er einzelne Artefakte, welche per Transmitter kontinuierlich auf dem Mond ankommen, zu einer vermeintlichen Waffe verbindet, kommt es im Sonnensystem zu einer Raum Zeit Kontinuums Störung, welche gar das gesamte Universum gefährdet.
Kaum sind die genannten Personen auf Zeta mit der Suche nach dem Zentrum unterwegs, fliegt Zeta wieder aus dem Sonnensystem hinaus. Dank Transmitter können zwar Newton und Floyd, wie auch Chen, zwischenzeitlich auf die in der gestörten Raum Zeit Blase gefangenen Erde umsehen, müssen aber erkennen, dass die Rettung der Erde nur auf Zeta möglich ist.
Der Roman endet mit dem Freitod der überlebenden Hauptpersonen auf Zeta, worauf ihre Persönlichkeiten in die Schwarmintelligenz (Konsens) von Zeta eingehen. In Gestalt eines Roboters tritt der Konsens im Epilog des Romans dem Gremium der Erde gegenüber und verkündet ein neues, goldenes Zeitalter dank der Technologien von Zeta.
Halleluja, möchte man meinen. Im Gegensatz zu Harlandt bietet Brandhorst hier ein optimistisches Ende. Das tut der Qualität des Romans zwar keinen Abbruch, aber ich halte den Pessimismus von Gerry für realistischer als die Hoffnung durch Zeta.
Sei’s drum - spannend ist Zeta alle Mal.

Sonntag, 23. März 2025

Hartmudo: Belgien

9
Sonntag, 21. April.
Nach dem Aufstehen war für mich nach dem Badbesuch schnell wieder Aktion angesagt. Während meine Löwin ihrerseits das Badezimmer frequentierte, packte ich die Schlafmaske und den Koffer zusammen. So war ich bereits fertig, als meine Löwin ihre Sachen zusammenpackte. Ein erneuter Ortswechsel war heute wieder angezeigt. Wir wurden in Brüssel erwartet.
Doch wir wollten nicht sofort nach Brüssel durchstarten, zumal ich dort ja für zwei Nächte gebucht hatte. Von der hiesigen Strandpromenade hatten wir noch nicht allzu viel gehabt; zudem war es uns in den Sinn gekommen, in Brügge noch einen kleinen Zwischenstopp einzulegen. Da traf es sich auch an diesem Tag gut, dass wir dank des Intervallfastens nicht noch nach einem Cafe für ein ausgiebiges Frühstück suchen mussten.
Als erstes räumten wir unser zugegebenermaßen schönes Zimmer und checkten aus. 10.00 Uhr mussten wir eh raus, da konnten wir die Sachen nicht mehr im Zimmer lassen, wenn wir noch ans Meer wollten. Die wunderhübsche Scheckkarte fürs Zimmer - aus Echtholz, hatte ich bislang noch nirgendwo erlebt! - behielt meine Löwin selbstverständlich.
Unsere Koffer und Taschen schleppten wir zunächst einmal ins Auto, denn das Parken würde mit 27,- € für 24 Stunden zu Buche schlagen. Da war noch einiges an Parkzeit auf der Glocke; diese Zeit galt es zu nutzen. Keine Zwanzig Meter vom Hoteleingang befand sich die Ausfahrt des Parkhauses. Wir schleppten unsere Sachen in die Tiefgarage hinunter, wo meine Löwin mit den Koffern bei der Ausfahrt stehen blieb, um auf mich zu warten.
Derweil stiefelte ich zu Fuß durch die menschenleere Garage, um den Wagen zu holen. Wir wollten ihn direkt neben der Ausfahrt parken, so dass wir nach unserem Gang zur Promenade nur noch zahlen und losfahren müssten.
Erneut beschlich mich wieder dieses unheimliche Gefühl innerhalb dieser fetten Betonwände. Bald zweihundert Meter musste ich zu Fuß zum Auto zurücklegen, während mich bis dorthin klassische Musik aus den Lautsprechern der Tiefgarage begleitete. Schön auch, wie meine Schritte durch die Garage hallten. Wie im Krimi.
Schnell hatte ich dann zu meiner Löwin zurückgefunden und den Wagen kurz vor der Ausfahrt abgestellt. Wir packten Koffer und Taschen ins Auto und verließen das Parkhaus zu Fuß, um gleich die Strandpromenade zu erreichen.
Dort war es so richtig frisch; eine steife Brise wehte uns entgegen. Meine Löwin schlang ihr Halstuch gleich einmal um ihren Kopf, um ihre Ohren vor dem kalten Wind schützen zu können. Die Jacke hatte sie bis oben hin geschlossen, was bei dem eisigen Wind auch nicht verkehrt gewesen sein konnte.
Meine mehr oder weniger dünne Regenjacke war logischerweise auch geschlossen, konnte allerdings die Kälte nicht komplett überbrücken. Hinzu kam, dass ich in diesen Augenblicken bereut hatte, dass ich vergessen hatte, eine Mütze mit auf die Reise nach Belgien einzupacken. Es war reichlich frisch an meinem Schädel.
Doch dies frische Wetter konnte uns nicht von einem Spaziergang auf der Strandpromenade abhalten. Die Cafes und Restaurants hatten so früh am Morgen - kurz vor 10.00 Uhr - noch geschlossen, als sich die ersten Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke trauten und die Schatten der Häuser umso stärker hervortreten ließen.
Auch andere Paare waren bereits unterwegs, um die Ruhe und das Rauschen des Meeres zu genießen. An einer vielleicht zehn Meter hohen Skulptur machte ich von meiner Löwin noch ein schönes Foto, auf dem dieser sehr gepflegt wirkende Sandstrand den Horizont bis zu den weiter entfernten Hochhäusern ausfüllte.
Sehr lange waren wir dann aber doch nicht unterwegs; die frische Brise forderte ihren Tribut. Auf dem Rückweg zum Auto betrachtete ich die Fassade unseres Hotels noch einmal. Deren schwarze Farbe sticht zwischen den nüchternen Gebäuden links und rechts vom Hotel förmlich ins Auge und versprüht einen edlen Charakter - zumindest aus der Ferne. Wie überall in Belgien darf man halt nicht immer allzu genau hinschauen.
Direkt bei der Parkhausausfahrt betraten wir die Katakomben. Praktisch, dass ich den Wagen nicht nur nahe bei der Ausfahrt, sondern auch am Parkscheinautomaten umgeparkt hatte. Die 27 Euro ließ ich über meine Karte abbuchen, dann verließen wir die Tiefgarage und machten uns auf den Weg zum nächsten Ziel unserer Reise. Brügge also - wir reden da von knapp 30 km und einer halben Stunde über die Autobahn.
Über Brügge wussten wir nicht sehr viel. Alle Freunde und Bekannten, die wir im Vorfeld zu den "must have seen Places" in Belgien befragt hatten, nannten übereinstimmend Brügge und Gent aufgrund der schönen Architektur als unbedingt anzusehende Reiseziele. Wir wollten es bei Brügge belassen, da wir Gent später am Tag auf dem Weg nach Brüssel passieren würden, aber aufgrund dann mangelnder Zeit eben nicht mehr besuchen könnten.
Da mussten wir Abstriche machen. Alternativ hätten wir auch eine Übernachtung in Gent einschieben können und wären dann eben nicht für zwei Nächte in Brüssel gewesen. Oder wir hätten unsere Reise spontan um einen weiteren Tag verlängert. Oder zwei? Nein, das wäre dann zu viel des Guten gewesen.
Dieses "Leben aus dem Koffer" mit dem permanenten Auf- und Abbau der Infrastruktur der nächtlichen Schlafumgebung - sprich Schlafmaske - hatte mich schon sehr genervt; deshalb wollte ich auch zwei Nächte in Brüssel als Abschluss erleben und eben nicht wie die Japaner in Düsseldorf wie ein Getriebener durch Belgien hetzen.
Über eine großzügig bemessene Einfallsstraße fuhren wir nach der Autobahn auf Brügge zu. Schnell hatte meine Löwin eruiert, dass wir im Parkhaus am Bahnhof von Brügge parken sollten, da dieses sich verhältnismäßig nah an der Innenstadt befindet und wir so bequem zu Fuß dorthin laufen könnten, anstatt uns mit einer langwierigen Parkplatzsuche zu beschäftigen.

Mittwoch, 19. März 2025

Hartmudo: Superwumms

27
Samstag, 25. Februar. Der heutige Tag steht ganz klar im Zeichen der Braunkohlwanderung mit den Trantüten. Zum Zeitig aufstehen: Ich weiß auch nicht, warum ich das eben geschrieben habe. Das Treffen bei Berta war wie üblich um 11.00 Uhr angesetzt gewesen, also quasi am Mittag. Da bin ich eigentlich immer schon einsatzbereit gewesen. Allerdings: Morgens fühlte ich mich eben dieser Tage immer kraftlos und matt, ja häufig niedergeschlagen.
Egal. Gegen 11.00 Uhr waren meine Löwin und ich bei Berta in Rüningen eingetroffen. In diesem Jahr richtete meine Schwester das Braunkohlessen allein aus; der Tod meines Schwagers Bud im Vorjahr hatte sie schwer getroffen gehabt, aber sie wollte ganz im BudsˋSinne die liebgewonnene Tradition der Braunkohlwanderung unseres Kegelvereins weiterführen.
Alle Mitglieder des Kegelvereins vermissten Bud, doch keiner ließ sich dies anmerken oder davon die Stimmung verderben. Nachdem alle eingetroffen waren, auch unser Vorsitzender Ralle nebst Frau Josie, konnte es nach einem kurzen Plausch in Bertas Küche losgehen. Ohne Berta - die musste sich um den Braunkohl kümmern. Und meine Löwin und Renate blieben bei ihr, um sie zu unterstützen.
Wir packten unsere Taschen mit Getränken und Snacks in den Bollerwagen, dann zogen Ulf und meine Wenigkeit den Wagen bei diesigem Wetter hinter uns her. Erst die Wanderung, dann der Braunkohl. So ist es Brauch.
Getränke? Bier für die Jungs (für mich alkfrei), Sekt und Glühwein für die Mädchen. Und die kleinen schnuckeligen Stolpermänner für alle. Snacks? Traditionell Käsewürfel, diese kleinen Salamis, Haribo und Schoki. Und ganz wichtig: Edle Tropfen in Nuss. Die in Verbindung mit einer (oder zwei) Halbliter Dose Wolters fand ich immer lecker.
Bloß nicht in diesem Jahr, nächstes Jahr gern wieder. Auch in diesem Jahr wanderten wir nicht ins Geitelder Holz, sondern hielten uns nach der Treppe zu Metro links und zogen die Karre über die Thiedestraße hinweg, um dann hinter der Bebauung am Rand eines Feldes am Thiedebach entlang zu schlendern, ehe wir zum Skateplatz kamen.
Hier, bei einem Unterstand, legten wir unsere erste Pause ein. Sekt, Glühwein und Wolters wurde sogleich gereicht und die Käsewürfel machten die Runde. Für mich halt nicht, dafür konnte ich mich an den Schneeflocken erfreuen, die munter vom Himmel herunterfielen. Ein richtiggehendes Schneegestöber war das gewesen.
Endlich hatten wir das richtige Wetter für eine Braunkohlwanderung. Ich kann mich da an Jahre erinnern, da bin ich mit offener Jeansjacke mitmarschiert. In solchen Situationen kommt einem ja immer der Klimawandel in den Sinn, während bei dem heutigen Winterwetter normalerweise gerne über das schlechte Wetter geschimpft wird.
Und ausgerechnet jetzt hatte ich keine Dose Wolters in der Hand; alkoholfreies Bier hatte ich mir bei der Wanderung erspart. Da schmeckten selbst die Käsewürfel nicht richtig. Nach kurzer Zeit stiefelten wir weiter, an den Eisenbahnenschienen entlang und dann zurück nach Rüningen, ab auf den Kinderspielplatz.
Dieses sehr hügelige Gelände lud zum zweiten und letzten Stop der Wanderung ein. Oben auf dem höchsten Punkt dieser Anlage hielten wir Rast - wir kannten diesen Punkt aber schon seit Jahren. Ich kann mich halbwegs an frühere Gelegenheiten erinnern, an denen ich nach der dritten oder vierten Dose Wolters das dringende Bedürfnis verspürt hatte, mich an einen der zahlreichen Büsche zu stellen.
Egal ob Spaziergänger oder spielende Kinder in der Sandkiste - nichts und niemand konnte mich vom Pieseln abhalten. Wenn ich bei kalter Witterung im Outdoorbereich kaltes Bier trinke, dann wird mein Stoffwechsel eben kräftig angeregt. Jedenfalls hatte ich spätestens da unseren lieben ehemaligen Kegelbruder Heino, der leider seit Jahren im Altersheim ist, als Asi abgelöst.
Sehr gut kann ich mich noch an meine erste Braunkohlwanderung mit unserem Kegelverein erinnern. Da ging es noch in das Geitelder Holz und Heino hatte zu den Pilsdosen noch den einen oder anderen Stolpermann eingeworfen gehabt. Und dann - von einer Minute zur anderen - brach er quasi in sich zusammen.
Ich kannte das ja schon von meinem leider schon verstorbenen Kollegen Alf. Auch den habe ich ab und an tragen, bzw. unterhaken müssen. So wie Heino bei jener Wanderung (übrigens auf gefrorenem und damit rutschigen Boden) auch. Als ob bei ihm ein Schalter umgelegt worden war, lallte er mit einem Mal nur noch unverständlich. Ganz wie Alf!
Und wie früher mit Alf, machten sich meine Mitstreiter schnell aus dem Staub. Nach ein bis zwei Zwischenstops, bei denen ich mir noch nen Stolpermann reindrücke musste, hatten Heino und ich das Heim von Berta und Bud vielleicht ne halbe Stunde nach den anderen erreicht. Viel war ja mit Heino nicht mehr anzufangen gewesen, aber als er den köstlichen Duft des Braunkohls in der Nase verspürte, da war er wieder halbwegs fit. Auf nüchternen Magen soll man sich halt nicht zusaufen, alte Trinkerregel.
Doch zurück in die Gegenwart. Da wir auf dem Hügel des Kinderspielplatzes dem Schneegestöber ungeschützt ausgeliefert waren, gestaltete sich diese Pause als extrem kurz und ungemütlich. Wir beeilten uns anschließend, schnell zurück zu Berta zu kommen. Dort hatten sie, meine Löwin und Renate bereits ganze Arbeit geleistet gehabt.
Hungrig setzten wir uns an den großen Tisch und genossen den Braunkohl samt Bregenwürsten. Hochzeitssuppe vorneweg, Eis hinterher. Getränketechnisch hielt ich mich an Coke Zero und dem alkfreien Wolters fest. Ich sag's mal so: Lieber Coke Zero als die alkfreie Lulle.
Den Braunkohl selbst, welcher eigentlich mangels der "alten" Kohlsorte ein Grünkohl ist, hatte meine Schwester Berta traditionell mit Schmalz zubereitet. Bei den Bregenwürsten verhielt sich das weniger konservativ; die groben und geräucherten Würste hatten bei Aldi in der Kühlung die letzten Wochen gelegen gehabt und wiesen eine essbare Hülle auf. Ausnahmen gab es lediglich für Josie und Ralle; die hatten die "richtigen" Bregenwürsten, deren Pelle nicht essbar ist und die im Inneren mit mehr Fett als allem Anderen versehen sind. Für Charles wiederum gab es Extrawürste - sprich grobe Bratwurst. Und Mary… die isst gar keinen Braunkohl.

Dienstag, 11. März 2025

GuterPlatzzumBiertrinken: Weltfrauentag

Samstag, 8. März. Weltfrauentag. Bereits seit mehreren Tagen habe ich mich auf diesen Samstag gefreut. Nicht wegen des Weltfrauentages oder weil Uli an eben diesen Geburtstag hat, sondern weil ich endlich wieder mit dem Rad auf Tour gehen kann.
Die Voraussetzungen waren aber auch ideal: Der letzte Kälteeinbruch, der mich im Februar bis in den März hinein zum Busfahren statt Radeln zwang, ist in den letzten Tagen ausgelaufen. Seit Tagen ist es morgens sonnig bei knapp unter 10 Grad Celsius und niederschlagsfrei. Meine Löwin ist heute morgen mit Patti und Heidi zum Frühstück verabredet - da bleibe ich doch nicht zu Hause und hüte unsere Katze ein.
Apropos Katze: Das Luder hatte mir doch gestern wieder ins Bett gepisst. Wahrscheinlich in dem kurzen Moment, als ich am frühen Abend nach der anstrengenden Arbeitswoche und dem Einkauf für das Wochenende an meinem Schreibtisch vor mich hindämmerte. Heimlich, still und leise muss sie sich unter meine Bettdecke geschlichen haben, um dann dort eine ordentliche Pfütze hinzusetzen. Schlau gemacht; so bemerkte ich ihre kleine Aufmerksamkeit erst in der Nacht, als ich mich voller Vorfreude auf die heutige Radtour zu Ruhe begeben wollte.
Unsere Abby wurde schließlich nach Abby Sciuto, der genialen Goth-Wissenschaftlerin aus den ersten Staffeln von Navy CIS (als die Serie noch gut war), benannt. Sie weiß nun mal ganz genau, dass ich die Bettdecke immer kontrolliere, wenn ich in meinem Zimmer vor dem Schreibtisch sitze und sie herein kommt, um Streicheleinheiten oder Futter einzufordern.
Wenigstens ließ ich mich von dem Malheur nicht aus der Ruhe bringen; die Psychotherapie hat mir also doch positive Effekte beschert. Und irgendwas ist ja schließlich immer. So tauschte ich dann Bettwäsche und Bettlaken gegen zwei dünne Tagesdecken aus, auf das ich in der Nacht nicht frieren müsste. War natürlich nichts - ich schlief unruhig und war mehrere Male wach gewesen.
Vielleicht war aber die Vorfreude auf heute Vormittag schuld daran, dass ich nicht wie ein Stein durch schlummerte. Egal - jetze sitze ich beim Steinecke in der Georg-Westermann-Allee und schlürfen meinen zweiten Pott Kaffee, während ich diese Zeilen in die Tastatur hämmere.
Der Tag von vorne: Nach dem Aufstehen warf ich zunächst einmal meine Bettdecke in die Waschmaschine und fuhr dann mit meiner Löwin im Bus in die Innenstadt, wo wir dann mit den Linien 3 und 1 weiterfuhren; beide in verschiedene Richtungen. Meine Löwin zum Frühstück, ich zum Bahnhof. Dort stand mein Fahrrad, welches ich gestern nach Feierabend und Zugfahrt dort stehen gelassen hatte, weil wir zum Einkaufen gefahren waren.
So gegen halb Zehn saß ich im Sattel. 9 Grad und Sonnenschein; kein Wölkchen am Himmel, Regen nicht im Anmarsch. Es gibt wohl kaum ein besseres Wetter zum Radfahren. Bereits gestern vor dem Rechner (war es da passiert?) hatte ich mir auf Google Maps Rautheim angeguckt und für gut befunden. Da sollte es hingehen.
Ein Ziel für die nächste Bierjause

Über die langgezogene Helmstedter fuhr ich am Straßenbahndepot und Hauptfriedhof vorbei, um dann beim großen Edeka an der Autobahnausfahrt Rautheim ins Neubauviertel einzubiegen. Hier war ich noch nie gewesen; staunend fuhr ich durch die noch nicht fertig gestellten Straßen. Über eine üble Schotterpiste radelte ich dann ins alte Rautheim hinein.
Ich war auf der Suche nach einem Bäckereicafe, fand aber keins. Auch im Gewerbegebiet von Rautheim wurde ich nicht fündig. Mann, ist das groß! Hätte ich echt nicht gedacht. So blieb mir nichts anderes übrig, als über die Helmstedter wieder zurück zu eiern und hier im Steinecke einzukehren.
So - jetzt bin ich hier durch. Es kann weiter gehen. Nächstes Ziel ist jetzt Ikea. Dort werde ich mir nen neuen Matratzenschoner kaufen. Der alte ist jetzt schon so häufig von Abby zweckentfremdet worden, dass dies jetzt Not tut. Dieser Aktionismus… selten habe ich den in den letzten 20 Jahren zeigen können. Warum eigentlich nicht?
Der Weg bis zur Hansestraße ließ sich ohne Schwierigkeiten bewältigen; es war jetzt wärmer geworden, meine Pumperjacke wirkte nun deplatziert. Eigentlich wollte ich meine Jeans-Joppe geschultert haben, aber… vergessen halt. Ich war immer noch euphorisch ob der langen Tour und bog dann auf das Ikea-Gelände ein.
Ich hatte es mir genau überlegt: Zuerst gehe ich ins Ikea-Restaurant, um mir ein Lachsfrühstück zu genehmigen. Genau, das Intervallfasten bringt mich dazu, Essen wieder geil zu finden. Wer braucht da noch Sex? Denn zur Zeit bekämpfe ich mein Kampfgewicht noch mit Proteindrinks - an drei Tagen in der Woche nur diese Drinks von MetaFlow, lediglich aufgelockert von Quark oder Gemüsesaft. Wenn's schee macht…
Frühstück Ikea

Leider war die Schlange der Ikea-Touris so lang, dass mir dieses Vergnügen genommen wurde. Stattdessen griff ich mir ein kleines Schälchen Tomate-Mozzarella und ne Bowl mit veganen Köttbullar. Hierzu nur ein Wort: Mega! So hatte ich im Endeffekt ein richtig gutes Frühstück genießen dürfen. Wenig Kohlenhydrate, dafür viel Proteine.
Im Anschluss schnappte ich mir den benötigten Matratzenschoner. Und selbstverständlich blieben noch weitere Artikel bei mir "kleben". Topflappen, eine Jutetasche und die unvermeidlichen Teelichter (100er Packung). Dazu fand ich im Food Store noch diese Schmackofatz für meine Löwin… Heißa, heut' ist Weltfrauentag!
Doch ehe ich mich hierzu auslassen oder Witze von Markus Krebs wiedergeben kann, fahre ich lieber nach Hause zurück. Über Lidl, um gemischtes Hack und Dosenbier zu kaufen. Weltfrauentag - ich bekoche meine Löwin. Das Bier ist korrekterweise für die Braunkohlwanderung der Trantüten am Sonntag.
Am Ende des Tages bin ich ob der kurzweiligen Radtour richtiggehend erfreut und wünsche mir für die nähere Zukunft vergleichbare positive Kicks. An diesem Tag war ich wenigstens ob der Distanz von über 25 km äußerst zufrieden mit der Gestaltung des Vormittags. Und das, und nur das, ist es, was zählt.
Weltfrauentag. Jo Mei.

Montag, 3. März 2025

Contramann: kurz gesehen im März

https://overton-magazin.de/top-story/der-mohr-hat-seine-schuldigkeit-getan-der-mohr-kann-gehen/?pk_campaign=feed&pk_kwd=der-mohr-hat-seine-schuldigkeit-getan-der-mohr-kann-gehen
Eine gute Analyse zum aktuellen Geschehen. Da fielen doch Baerbock und Steinmeier die Kinnladen herunter, als der US Amerikanische Außenminister Vance anlässlich der Münchner Sicherheitskonferenz erklärte, dass Deutschland Demokratiedefizite hätte, weil die AfD partout bei der politischen Willensbildung ausgeschlossen wird.
Um so entsetzter reagierten dann europäische Politiker und Medien, als die Amis erklärten, ohne die Europäer Friedensverhandlungen mit Putin und Selenskij einzuleiten. Ein Schlag ins Gesicht gerade der deutschen Polit- und Medienprominenz, hatte doch Deutschland zur bedingungslosen Unterstützung Kiews auf billige russische Energie (hat Deutschlands Aufschwung zur (ehemaligen) Exportnation Nr. 1 erst ermöglicht) verzichtet; ja sogar die Zerstörung wichtiger Infrastruktur (Nord Stream 2) widerspruchslos hingenommen.
In der Tat - America First. Auch gerade auf Kosten Deutschlands und Europas. Dieser Kommentar zeichnet die Zeit seit 2014 sehr schön nach; denn es liegt mitnichten nur an Trump, wenn Europa jetzt abgehängt wird. Bereits unter Obama und Biden war diese Entwicklung sichtbar gewesen.
Meine momentane Schadenfreude hält sich trotzdem in Grenzen. Die Europäer reagieren offenbar mit noch mehr Aufrüstung, um „den Bestand der Ukraine zu sichern.“ Ganz im Sinne der Amis, die sich jetzt auf ihren verzweifelten Kampf gegen China konzentrieren können.

https://www.tagesschau.de/ausland/europa/nato-treffen-scholz-finnland-ostsee-kabel-sabotage-100.html
Da tauchten Anfang des Jahres diese Meldungen auf, dass mehrere wichtige Unterseekabel in der Ostsee mutwillig beschädigt worden seien. Da geriet dann auch gleich die russische Schattenflotte in Verdacht. Ganz klar, Putin war es. Der Tanker Eagle S „soll“ mit seinem Anker ein Stromkabel zwischen Finnland und Estland beschädigt haben. „ Die Ermittler glauben, dass das Schiff zur russischen Schattenflotte gehört.“
Über diese Redewendung war ich dann gestolpert. Wieso „glauben“ das die Ermittler? Wissen sie es denn nicht? Es wäre mir neu, dass die Eigentumsverhältnisse von Schiffen geheim wäre. Und überhaupt: Was ist denn nun mit den zerstörten Kabeln von Nord Stream 2?
Ich finde es erschreckend, wie in unseren Medien vergleichbare Vorgänge mit zweierlei Maß betrachtet werden.

https://www.n-tv.de/politik/Ukraine-Krieg-Ukrainischer-Leopard-zerschiesst-ganze-Kolonne-article25522001.html
Und jetzt soll ich mich als Leser dieses Artikels daran aufgeilen oder was? Am besten noch Mütze-Glatze spielen. Wie krank muss man sein, um sich an diesem Artikel ergötzen zu können?
Die Zeichen stehen ja schon längst auf Waffenstillstand. Wenn überhaupt noch „von der Front" berichtet wird, dann nur noch ganz, ganz dosiert. Selbst die Mainstreammedien räumen mittlerweile ein, dass die Russen unaufhaltsam vorrücken.
Von einem Sieg der Ukraine redet keiner mehr.

https://taz.de/Energieversorgung-in-Deutschland/!6064897/
Hier erklärt uns die TAZ, dass die Ampel-Regierung dank ihrer klugen Politik eine Energiekrise nach dem russischen Überfall auf die Ukraine abgewendet hatte. Ob eine CDU Regierung dies geschafft hätte? …Und vergeblich suchte ich in dem Artikel nach Anzeichen einer Satire; nein - der Kolumnist meinte das ernst.
Dass eine CDU Regierung den Wechsel von russischem Erdgas zu amerikanischen Frackinggas nicht so schnell hinbekommen hätte, sehe ich anders. Irgendwie glaube ich, dass ein Friedrich Merz in den Staaten besser vernetzt ist als Robert Habeck. Und wir hätten dann halt unsere AKWs länger laufen lassen. Nicht schön, nicht umweltgerecht, aber wirksam.
Zu „klugen“ Politik: Der Verzicht auf billiges russisches Erdgas (Nein, Herr Scholz. Putin hat uns nicht das Gas abgedreht) dreht der energieintensiven deutschen Industrie den Saft ab. Die hohen Energiepreise für Privatkunden hatten bereits zuvor der Industrie einen zusätzlichen Wettbewerbsvorteil beschert, dienten diese doch zur Subventionierung der deutschen Industrie. Den Deal mit Putin hatten Schröder und auch Frau Merkel sauber eingefädelt gehabt.
Dies wären die beiden Kanzler, denen zu danken wäre, nicht die Ampel. Diese hatte schlichtweg nicht den Mumm gehabt, amerikanischen Forderungen zu widerstehen. Denn Deutschlands Verzicht auf billiges russisches Erdgas nützt vor allem der amerikanischen Industrie - auf Kosten der Deutschen.
Nicht, dass irgendeine andere deutsche Regierung das hätte verhindern können. Aber deshalb muss man das doch nicht auch noch feiern.

Alsdann: Bleiben Sie links, bleiben Sie kritisch. Und:
„I`m so bored with the USA. But what can I do?“