20
So. Immer noch 26. Juni
So sah Bela Rethy z. B. kein Foul und erst recht keine gelbe Karte, weil Hummels zuerst den Ball getroffen hatte. Dabei rutschte er mit ausgestreckten Beinen vorneweg, ohne Rücksicht auf die Gesundheit des Gegners, in diesen hinein. Patriotismus ist ja schön und gut, aber bei so einer klaren Angelegenheit wie in diesem Spiel kann man auch mal objektiv bleiben, das erwarte ich eigentlich von einem hochbezahlten Starreporter.
Immer noch drückend überlegen, spielte das deutsche Team fleißig weiter auf ein Tor. Erst nach über einer halben Stunde kamen die Slowaken zu einem schönen Kopfball, den der ansonsten beschäftigungslose Manuel Neuer sicher herunterpflückte. Dann, kurz vor der Pause, war es Mario Gomez, der nach toller Vorbereitung durch Draxler das 2:0 markierte.
In der Pause war es wieder mal Zeit für die Experten. Sebastian Kehl halte ich zwar nach wie vor für Sympathico, sehe ihn aber nicht als Hochkaräter wie Titan Kahn. Sicherlich brauchten sie ein Dortmunder Gegengewicht, soll ja immer alles schön ausgewogen sein.
Felix Neureuther war auch da. Ein Hochkaräter, aber kein Fußballer. Die Auflösung dieses Mysteriums dann noch vor dem Anpfiff. Da zeigten sie uns - Welke, Du Fuchs! - ein Video von Neureuther und Schweinsteiger als Kinder beim Skifahren. Die beiden waren schon als kleine Buben zusammen am Spielen. Mensch, schau an, der Basti!
Da war meine Löwin baff, damit hätte sie nicht gerechnet. Die Äußerungen zum Spiel sehen wir dem Sohn von der Rosi und dem Christian mal nach. Aber einen Spruch von ihm fand ich dann doch gut, weil es selbstironisch und witzig war: "Der Basti hätte beim Skifahren mehr Geld verdienen können. "Wer es glaubt...
Nach der Pause war von einem Aufbäumen der Slowaken nichts zu erkennen. Immerhin standen sie hinten jetzt etwas sicherer, aber offensiv brachten sie nichts zustande. So war es Draxler in der 63. Minute vorbehalten, das 3:0 in einer artistischen Bewegung zu erzielen. Ich glaube die Figur heißt beim Yoga Kranich.
Als dann kurze Zeit später auch noch Podolski für den überragenden Draxler kam, skandierten die deutschen Zuschauer dessen Namen. Der Mann ist schließlich Kult.
Im Vorfeld der EM wurde häufig geargwöhnt, das Jogi Löw den Podolski nur mitgenommen hat, damit er die Mannschaft zusammenhält. Auf Deutsch: Als Pausenclown. Dem widersprach Poldi vehement und nun war seine Stunde gekommen. Da meine Löwin und ich von ihm in den knapp 20 Minuten, die er auf dem Platz stand, nur Fehlpässe sahen, können wir nicht glauben, dass ein weiterer Einsatz von Poldi sinnvoll wäre.
Auch Schweinsteiger durfte noch mal rein, aber es blieb bis zum Schluss beim 3:0. Ein Sieg, der in keiner Phase des Spiels gefährdet schien. Das sahen die Studiogäste Kehl und Neureuther ebenso. Stanislawski mit seiner Konfirmantenkrawatte sowieso. Überhaupt Stanislawski:
Seine Sprüche kommen immer lockerer rüber und im Zusammenspiel mit Welke und Kahn setzt er ganz klar ein Highlight in der diesjährigen Berichterstattung. Trotz Mehmet hat die ARD da das Nachsehen, zumal sie Delling an der falschen Stelle eingesetzt haben. Im Mannschaftsquartier braucht es keinen Reporter, das will heutzutage keiner mehr wissen. Und Arnd Zeigler ist zwar toll, passt aber nicht rein.
Der Holger wird immer besser, wenn ich bedenke, das er nach seinem Scheitern in Hoffenheim und Köln als Trainer aufhörte, um in Hamburg einen Rewe Markt zu leiten. Respekt! Sein bester Spruch war ganz am Ende des Abends sein Kommentar zum belgischen Star Eden Hazard: Der fängt nen Zebra auch mit der Hand ein.
Quadratisch, praktisch, gut. Weiter so, Stani. Geh nicht als Trainer nach Nürnberg, bleib beim TV. Eventuell sogar mit Arnd Zeigler eine eigene Sendung machen, das stelle ich mir gut vor. Oder den Dienstags Fußball Talk auf Sport 1 leiten. Live aus der 11 Freunde Bar in Essen. Dann würde ich mir das sogar ansehen.
21.00 Uhr. Den Tsaziki mit extra frisch hineingeschnippeltem Knoblauch hatte ich in der zweiten Hälfte unseres Sieges gegen die Slowakei eingeatmet; pünktlich zum nächsten Spiel ploppte ich das nächste Pils auf. Ungarn gegen Belgien versprach, das beste Spiel des Tages zu werden.
Die ersten beiden Spiele waren ja schon sehenswert, aber jetzt erwarteten wir eine spannende Auseinandersetzung. Die Ungarn hatten in der Vorrunde beeindruckt und die Belgier haben bekanntlich als Weltranglistenzweiter das Potenzial zum Titel, zeigten es bisher aber nur noch nicht. Wie jede gute Turniermannschaft halt.
Auch hier gleich das frühe Tor. Nach 10 Minuten köpfte der belgische Innenverteidiger, dessen Namen ich mir nicht merken kann, den Ball nach schöner Hereingabe von De Bruyne in die Maschen. In der Folge lag es nicht nur an Kiraly, dem ungarischen Torhüter mit der kultigen grauen Jogginghose (von Kik?), dass die Belgier ihre Führung nicht ausbauen konnten. Nein, sie verballerten einfach klarste Gelegenheiten und so blieb das Spiel lange Zeit spannend.
Denn spätestens in der zweiten Halbzeit wurden die Ungarn mutiger und waren mit ihren Distanzschüssen stets gefährlich.
Erst in der letzten Viertelstunde brachen sie ein und kassierten noch 3 Treffer. Hierbei zeigte sich der belgische Superstar Eden Hazard von seiner Schokoladenseite, bereitete ein Tor vor und machte eine Bude selbst. Da waren die Ungarn wohl auch schon stehend k.o. und hatten sich mit dem Ausscheiden abgefunden. Das Fazit dieses 4:0 für die Belgier kann nur lauten, das sie unschlagbar sind, wenn man ihnen zu viel Räume gibt. Sie tun sich schwer, wenn sie das Spiel selbst machen müssen.
Dennoch sehe ich sie im Halbfinale, mindestens. Um die Ungarn ist es schade, zumal sie in der Vorrunde frisch nach vorne gespielt hatten. Als eine von wenigen Mannschaften übrigens. Aber das reicht halt nicht, spätestens im Viertelfinale wären sie weg gewesen.
Ich leerte in meinem Büro noch ein Pülleken Wolters und hörte dazu frühe Aufnahmen der Undertones. Morgen ist wieder Montag und Arbeit angesagt. Nicht mit Bus und Bahn werde ich fahren, sondern mit dem Auto, da ich meine Löwin ganz früh um 8.00 Uhr zum Arzt fahren muss. Die Schmerzen im Knie waren jetzt immer schlimmer geworden.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen