Die im Februar veröffentlichte Single „Sweet sweet Girl / Goodbye Mr. Love“ (Sun #314) war perfekt produzierter Country Pop ohne Ecken und Kanten, wie er 1959 schon angesagt war. Pat Boone, Rick Nelson oder Bobby Darin bieten sich da als Vergleich für das „Sweet sweet Girl“ an. Mit aller Gewalt versuchte Warren hier, einen Hit zu landen.
Doch trotz aller Kommerzialität des Songs floppte die Single in den Läden und Warren Smith sah sich gezwungen, seine Zusammenarbeit mit Sam Phillips und Sun zu beenden. 1959 war die kurze Blüte des Rockabilly eh bereits wieder vorbei und die zuvor genannten Teenieidole mit ihren geföhnten Haaren angesagt.
Die gern aufgestellte These, dass er schon immer lieber Country gespielt hätte aber Sam Phillips daran nicht interessiert gewesen sei, bestritt Warren Smith in einem späteren Interview. Sicherlich hatte Warren Smith einige Country Songs in seinem Repertoire, von denen einige Songs auch nicht schlechter waren als Songs, die Ende der 50er aufgenommen worden waren.
Dennoch wusste er, dass Sam Phillips ihn richtigerweise als Rock `n` Roller produziert hatte, da seine Stimme perfekt zum Rockabilly Sound passte. Sun Records hatte wohl auch Singles für den Hillbilly Markt produziert. Jedoch waren in den fraglichen Jahren die Chancen zum Durchbruch als Star eher im Rockabilly als im Country gegeben. Ein Ernie Chaffin z.B. hatte ebenfalls 4 erfolglose Singles im gleichen Zeitraum bei Sun veröffentlicht.
Warren Smith war sich dessen wohl bewusst gewesen und merkte aber auch nach dem erneuten Flop mit „Sweet sweet Girl“, dass die Zeit für seine Art des Rockabillys mittlerweile vorbei war. Daher folgte er nach der Trennung von Sun Records seinem Freund Johnny Cash nach Kalifornien und ging einen Deal mit Warner Brothers ein, für die er im November 1959 eine Weihnachtssingle (the Meaning of Christmas) unter dem Namen Warren Baker einspielte.
Warren Smith ließ sich in Sherman Oaks nieder und verbrachte viel Zeit mit den Cash`s. Er hätte wohl in irgendeiner Band einsteigen können, aber für das Spiel der zweiten Geige war Warren Smith nicht geschaffen. Und er hatte Glück, denn anlässlich eines Auftritts auf der legendären Town Hall Party in Compton, Kalifornien, entdeckte ihn ein führender Manager von Liberty Records, der noch Künstler für die Abteilung Country suchte.
Warren Smith hatte endlich wieder einen Plattendeal und konnte am 9. März 1960 in den Radio Recorder Studios in Hollywood eine Platte einspielen. Er war 2000 Meilen von Memphis nach Kalifornien gereist, um sich endlich voll und ganz dem Country zu widmen. Da wurde reichlich gefiddelt und gejault; Warren Smith konnte mit den besten Pickern der Westküste 3 Songs einspielen.
Diese Single (I don`t believe I`II fall in Love today) stieg im Spätsommer bis auf Platz 5 der Country Charts. Der Nachzieher „Odds and Ends“ stieg Anfang 1961 auch noch bis auf Platz 7 dieses Genres hinauf. Ob es wohl daran lag, dass Jerry Lee Lewis zu jenem Zeitpunkt gerade nicht mehr en Vogue war?
Leider hielt sein Erfolg nicht lange an. Als er dank Johnny Cash`s Einfluss von Amphetaminen abhängig wurde, begann sein langer Abstieg, der ihn Mitte der 60er Jahre bis ins Staatsgefängnis von Huntsville, Alabama, brachte. Er berappelte sich danach und heiratete eine neue Frau. Er arbeitete als Sicherheitsdirektor in Longview, Texas, und trat nur noch an Wochenenden als Sänger auf.
Im April 1977 spielte er eine Show im Rahmen des Rockabilly Revivals in England mit den alten Recken Jack Scott, Buddy Knox und Charlie Feathers. Warren Smith war von dem Erfolg vollkommen überwältigt. Vielleicht realisierte er, dass er 1960 nicht nach Kalifornien, sondern nach England hätte gehen sollen.
An die Qualitäten von Eddie Cochran oder Gene Vincent wäre er sicherlich auch herangekommen. Leider war Warren Smith dieser späte Erfolg im Rockabilly Revival nicht lange vergönnt gewesen. Am 31. Januar 1980 wurde er mit Brustschmerzen ins Krankenhaus eingeliefert und verstarb dort dank eines schweren Herzinfarkts mit gerade mal 47 Jahren, kurz vor seinem 48. Geburtstag.
Warren Smith war wohl zeitlebens ein schwieriger Charakter und hatte trotz großem Talents leider das Pech, dass er in Jerry Lee Lewis im eigenen Label einen noch erfolgreicheren Künstler vor der Nase hatte, der seine beiden unsterblichen Hits ausgerechnet zur gleichen Zeit wie Warren Smith veröffentlicht hatte.
Die Ressourcen von Sun Records reichten eben nicht aus, um zwei Musiker auf einmal zu pushen. Bei einem anderen Label in einer anderen Stadt hätte Warren Smith wohl eine Chance gehabt, der Star zu werden, der er immer sein wollte. Warren Smith`s Rockabilly Songs hatten die Qualität dazu. Seine Hillbilly Songs, die wohl seine eigentliche Leidenschaft darstellten, waren dagegen nicht wirklich erwähnenswert.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen