Die Versuche, den Kontakt mit dem Piloten wieder aufzunehmen, waren die ganze Nacht zum Scheitern verurteilt. An eine Suche auf dem Boden war wegen des schlechten Wetters und der Dunkelheit nicht zu denken. Erst gegen halb Zehn am nächsten Morgen, als sich die Wetterlage etwas entspannt hatte, begab sich der Besitzer der Fluggesellschaft namens Jerry Dwyer mit einer anderen Maschine auf die Suche nach der vermissten Beechcraft.
Bereits 8 Meilen vom Flughafen entfernt wurde Dwyer fündig. Das Wrack des Fliegers befand sich auf dem Feld eines Bauern; alle Insassen waren bereits beim Absturz der Beechcraft ums Leben gekommen. Die eilig zusammengerufenen Rettungskräfte konnten nur noch die Leichen von Buddy Holly, Ritchie Valens, J. P. Richardson und dem Piloten bergen.
England Tour 1958 |
Nach dem Bericht der Luftfahrtbehörde war die Unerfahrenheit des Piloten mit diesem Flugzeugtyp die Ursache für den Unfall gewesen. Die Instrumente einer Beechcraft Bonanza zeigen die Flughöhe im künstlichen Horizont genau andersherum an als in den Maschinen, die der Pilot bislang geflogen war. Wahrscheinlich hatte er beim Blindflug die Flughöhe im künstlichen Horizont deshalb falsch abgelesen und geglaubt, er würde zu hoch fliegen. Daraufhin hatte er wohl die Flughöhe entsprechend korrigiert...
...und den Boden berührt. Beim Aufprall verlor die Beechcraft als erstes eine Tragfläche, schleuderte dann über den Acker mit einer bald 200 Meter langen Trümmerspur und wurde dann von einem Weidezaun endgültig gestoppt. Das Ganze ohne Explosion oder Feuer; das wäre dann ja auch für die Augenzeugen über Meilen hinweg zusehen gewesen.
Das Rock `n` Roll Business hatte an jenem Tag sein bis dahin größtes Opfer zu beklagen. Auch wenn J. P. Richardson und Ritchie Valens national bekannte Interpreten mit bekannten Hits gewesen waren und später in die Rock `n` Roll Hall of Fame aufgenommen wurden, kann die Bedeutung von Buddy für die Rock- und Popmusik nicht hoch genug eingeschätzt werden.
Paul McCartney z.B. sagte einmal, er hätte sich Buddy Hollys Auftritt im März 1958 im Londoner Palladium im Fernsehen ganz genau angesehen, um zu schauen, welche Akkorde Buddy spielt. Das Cover von „Not Fade away“ war die erste Hitsingle für die Rolling Stones. Die Quarrymen / Beatles spielten in ihren Liveshows von 1957 bis 1962 häufig Songs von Buddy Holly; Der Beatles Chronist Aaron Krerowicz kommt in seinem Beatles-Blog auf 13 verschiedene Titel von Buddy. Wer es nachlesen möchte:
https://www.aaronkrerowicz.com/beatles-blog/the-influence-of-buddy-holly-on-the-beatles
Tragisch ist, dass an genau jenem Abend Jerry Allison und Joe B. Maudlin versucht hatten, Buddy zu erreichen, weil sie ihn überreden wollten, wieder gemeinsam zu spielen. Allerdings hatte ich im Netz in einer Biographie auch irgendwo gelesen, dass schon vor Beginn der „Winter Dance Party“ gemeinsame Auftritte von Buddy und den Crickets nach 4 Monaten geplant waren.
Don McLean besang den Absturz in „American Pie“ Die Textzeile „the Day the Music died“ sprach im Februar 1959 sicherlich den meisten Fans des Rock `n` Roll aus der Seele. In nicht einmal drei Jahren begeisterte Buddy Holly mit seinen Crickets Millionen von Fans. Neben seinen genialen Kompositionen - und den Sonny West Covern - verdankte er diesen durchschlagenden Erfolg seinem unnachahmlichen Gesangstil.
Scharen von jungen Kerlen eiferten Buddy Holly nach. Cool und lässig latschten sie die Straße entlang und versuchten dabei, Buddys heute legendären Schluckauf nebst anschließenden Stakkato von Vokalen und Silben nachzuahmen. Das Dehnen der Silben über mehrere Töne hinweg mag dem einen oder anderen Jüngling geholfen haben, seine Traumfrau kennenzulernen.
Von seinen schwindelerregenden Live-Auftritten ist leider nichts überliefert. Einige wenige Aufnahmen aus der Ed Sullivan Show, die auf Youtube rumgeistern, lassen erahnen, mit welch gewaltiger Energie Buddy & the Crickets auf der Bühne standen.
So wie die anderen Großen jener Tage kam natürlich auch Buddy Holly ohne tiefschürfende Texte aus. Wenn es einmal nicht um Mädchen ging, dann ging es um Mädchen. Buddy benötigte keinen technischen Firlefanz wie Verzerrer oder Synthesizer, wenn er mit ruhiger Hand die Saiten streichelte und dann urplötzlich einen harten Akkord anschlug.
Elvis war der King des Rock `n` Roll gewesen, der aber schon früh ins etwas seichtere Schlagerwasser abdriftete und wegen seines Militärdienstes absent war, als Buddy Holly seinen weltweiten Siegeszug begann. Hinzu kam, dass er seine Hits größtenteils selbst geschrieben hatte. Außer Chuck Berry, den Everly Brothers und Eddie Cochran fallen mir da auf Anhieb keine Stars des frühen Rock `n` Roll ein, die mit eigenen Songs vergleichbar erfolgreich waren.
Unfallstelle, nächster Morgen |
Aber Buddy Hollys größter Verdienst an der Rockmusik dürfte die Einführung der klassischen Besetzung einer Rockgruppe sein: Leadgitarre, Rhythmusgitarre, Bass und Schlagzeug. Die Vermarktung als Gruppe - the Crickets - war in diesem Umfang vorher nicht gelungen. Die Everly Brothers kamen dem zwar schon ziemlich nah, aber sie hatten eben nicht den weltweiten Erfolg wie Buddy Holly mit seinen Crickets.
Dass die Ikonen der 60er Beatexplosion sich auf Buddy Holly als Vorbild beriefen, kam nicht von ungefähr. Egal ob Beatles (Käfer - sie nannten sich wg. Buddy auch nach einem Insekt) oder Stones - die Engländer übernahmen die Besetzung der Crickets und eroberten die Welt. Elvis war da schon nur noch derjenige, der den Markt für junge Musiker eröffnet hatte.
Buddy Holly war auf dem Höhepunkt seines Schaffens, als die meisten Helden des Rockabilly in den Charts bereits nicht mehr so erfolgreich waren. Als er dann am 2. Februar 1959 viel zu früh das Zeitliche segnete, hatte der Rockabilly kein Zugpferd mehr und verschwand allmählich aus den vorderen Plätzen der Hitparaden.
Wenn ich jetzt die alten Aufnahmen der Crickets höre - insbesondere auch remastered, dann höre ich perfekt produzierte, schnörkellose Songs, die im Ohr haften bleiben. Zeitlos.
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