Donnerstag, 12. September 2019

Hartmudo: Vitalium


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Für dieses Frühstück hatte ich erneut wenig Zeit, da um 9.00 Uhr der beliebte Wechselarmguss anstand. Zudem musste ich wieder eher los, weil ich noch die Toilette aufsuchen wollte. Gerade so rechtzeitig stürmte ich in Bad 2, um beim fröhlichen „Ein - at - men... Aus - aaaat - men!“ wieder dabei sein zu dürfen.
Nach diesem kurzen, fünfminütigen Event hetzte ich zurück in den 3. Stock, weil ich meine Löwin zum Schwimmen abholen wollte. Jawoll, statt Frühsport wollte ich ins Schwimmbad. Da freute ich mich richtig drauf. Wer jedoch nicht da war, war meine Löwin. Sie war beim Frühstück sitzen geblieben und hatte sich wohl mit Patti und Pocke verquatscht.
Mir blieb nichts anderes übrig, als den momentanen Schwung mitzunehmen und ohne meine Löwin in das Schwimmbad im 1. Stock zu gehen. Ich würde schon mal loslegen, meine Löwin fing halt später an. Ein schneller Blick ins Bad überzeugte mich, dass meine Löwin nicht schon vorgegangen war.
Klar, das Bad war mit einer Schwimmerin besetzt. Doch statt meiner Löwin schwamm dort die bereits erwähnte Frau mit schwarzer Dauerkrause im Becken herum. Egal, meine Löwin würde halt etwas später auftauchen. Vor dem Raum mit dem Becken hatte ich rechts eine Dusche entdeckt, die ich augenblicklich in Beschlag nahm.
Meinen Bademantel packte ich dann neben das Becken auf eine Ruheliege und ging über die Stufen ins Becken. Das Wasser hatte eine angenehme Temperatur, die Wassertiefe betrug leider nur 1,30 Meter. Das ist sicher für die dort stattfindende Wassergymnastik von Vorteil, weil dann keiner absäuft.
Hartmudo jedenfalls ist ein Fan der geschwommenen Meter. Deshalb musste ich in diesem 12 mal 15 Meter messenden Becken leider im Kreis schwimmen. Das bedeutete: Immer der Dauerkrause hinterher. Da ich schneller als meine Mitschwimmerin durch das Wasser pflügte, musste ich öfters halbe Runden einbauen, da das Becken zu klein zum Überholen war.
Meine Löwin gesellte sich nach vielleicht 10 Minuten zu uns, was meine Streckenführung zusätzlich verkomplizierte. Hinzu kam, dass ich bereits nach 5 Minuten gemerkt hatte, dass mich das Schwimmen richtig anstrengte, nicht zuletzt, weil ich permanent darauf achten musste, dass meine Beine nicht zu tief im Wasser lagen. Sicherlich war ich auch ein wenig kraftlos. Karottensaft ist zwar sehr lecker, aber davon kriegt Mann keine Tinte auf den Füller.
Deshalb änderte ich meine Taktik und ging alle 5 Minuten meine Runden zu Fuß im Wasser. Dabei vergaß ich nicht, Arme und Schultern zu dehnen. Das sah bestimmt affig aus; so etwas machen normalerweise nur die Typen mit den Rasierklingen unter den Achseln gerne. Ob die Dauerkrause wohl deshalb nach kurzer Zeit verschwand?
Nach einer Dreiviertelstunde hatte auch ich keine Lust mehr, im Gegensatz zu meiner Löwin, die jetzt erst so richtig loslegte. Bevor ich ging, gab sie mir noch den Tipp, mich in einem Nebenraum auf die Waage zu stellen, um mein Gewicht zu kontrollieren. So lernte ich den Saunaraum auch mal kennen. Wenig spektakulär, aber an der Seite stand doch tatsächlich eine alte Waage mit Schiebereglern, ganz so wie beim Doktor.
Wer braucht schon digital, wenn er die Waage auch analog auspendeln lassen kann? 106,5 kg zeigte das Ding an, dass bedeutete einen Gewichtsverlust von 2,5 kg für mich. Beim „Biggest Looser“ wäre das nicht so toll gewesen, doch hier bedeutet dies ein gutes Ergebnis. Ich war hoch erfreut; Meine Motivation, das Fasten auch in der folgenden Woche fortzusetzen, während ich wieder zur Arbeit musste, wuchs dank dieses Ergebnisses stark an. Auch meine Löwin freute sich für mich.
Platz zum Relaxen

Beschwingt ging ich auf mein Zimmer zum Ausduschen, während meine Löwin das Becken für sich alleine hatte. Nach dem Duschen verblieben mir noch bald 2 Stunden bis zum Mittagessen, in denen ich ein wenig chillen konnte. Ich relaxte im Sessel vor den beiden Fenstern des Erkers. Da ich beim Schreiben auf Reihe war, hatte ich genügend Zeit und Muße, um in meinem Buch weiter zu lesen. Dazu arbeitete ich mich am Volvic ab.
Wie üblich holte ich meine Löwin kurz vor 12.00 Uhr zum Mittagessen ab. Außer einem Glas Saft gab es nichts, aber das waren wir ja schon gewohnt. Ungewohnt war allerdings der Geschmack, der war uns neu. Wir hatten Schwierigkeiten, die dazugehörigen Früchte zuzuordnen. Nach langem Überlegen kamen wir auf eine Mischung von Wassermelone, Birne und Gurke. Von der Farbe her kam das ungefähr hin.
Patti hatte nicht so ein schönes Getränk zu Mittag. Sie musste mit einer Kohlroulade vorlieb nehmen, die mit einer Mischung aus Quinoa und Möhren gefüllt war. Dazu eine helle Soße und der Quinoa Möhren Mix nebendran noch bei. Sie fand es lecker, es schmeckte sogar genau wie eine Hackfleischfüllung.
Als Patti dies erwähnte, bekam ich auch Appetit drauf. Ich konnte mich nur schwer beherrschen - meine rechte Hand zuckte schon, und fast hätte ich den Rest, den Patti wieder mal übrig ließ, zu dem Saft in meinem Magen hinzugefügt. Doch meine Tränen trockneten schnell, und schon war das Mittagessen auch wieder vorbei.
Denn es war wieder die Zeit für den Heuwickel gekommen. Für mich hieß das: Ich habe genug Zeit zum Schreiben und zum Lesen, bis sich irgendeiner wieder meldet. Nach kurzer Zeit war ich beim Schreiben wieder auf der Höhe des Geschehens, so dass ich einige Seiten in meinem Buch schaffen konnte. In dem Sessel war es aber auch wirklich bequem; ab halb Zwei döste ich dort friedlich vor mich hin, das Buch hatte ich kurz zur Seite gelegt.
Meine Löwin meldete sich heute kurz vor Zwei und weckte mich auf. Sie hatte bereits mit Patti gesprochen und die Nachmittagsaktion klargesprochen. Wir würden mit Cooper in den Wald gehen. Pocke konnte leider nicht mitkommen, weil er noch einige Dinge mit seiner Tochter klären musste.
In dem Waldspaziergang ergab sich für meine Löwin und mich die Gelegenheit, endlich einmal unsere neuen Wanderschuhe von Skechers einlaufen zu können. In diesen Pötten holten wir Patti und Cooper aus dem Appartement ab. Pocke saß zwar ganz entspannt im Sessel, aber wer ihn kennt, weiß, dass dies ein untrügliches Zeichen für eine innere Unruhe ist, weil er sehr einsilbig blieb.
Wir ließen Pocke mit seinem Vater Tochter Ärger in Ruhe und setzten uns in Bewegung. Anders als zwei Tage zuvor gingen wir diesmal nach rechts den Hang am Vitalium hinauf. Unser Ziel war der Bismarkturm; Patti hatte beim Gassigehen mit Cooper herausgefunden, dass der Weg auf dieser Seite zum Turm führt. Meine Löwin war auch sofort begeistert, konnte sie sich doch noch gut daran erinnern, dass wir dort im letzten Jahr mit Dora und Herbert in der Seilbahn von der Ortsmitte heraus hingefahren waren.
Doch der Weg war nicht nur steil, sondern auch anspruchsvoll. Während Cooper erfreut durch das Gehölz rannte, quälten wir uns mühsam hinauf. Patti und meine Löwin tauschten sich ausführlich über Kindererziehung aus. Beide hatten da als Alleinerziehende genügend Erfahrungen gesammelt.
Meine Wenigkeit dagegen kämpfte mit der Kondition. Am Anfang ging es nach einem ersten steilen Anstieg noch gemächlich bergauf. Links von uns standen noch einige Häuser. Als wir an denen vorbei gingen, wurde es wieder richtig steil. Und nur noch steil. Da kam ich immer mehr ins Hecheln und hing bald hinter den Frauen zurück.
Cooper war immer noch begeistert. Dauernd lief er zwischen den Frauen und mir hin und her. Mit der Zeit wurden unsere Pausen häufiger. Auch die Frauen kamen gewaltig ins Schwitzen. Da kam es mir zupass, dass die Skechers ihren Job machten . Die Knöchel wurden gut gehalten, das „Memory Foam“ Fußbett federte meine Schritte auf der Steigung besser ab als Turnschuhe von Nike oder Adidas. Meine Löwin sah das ebenso; Patti ihrerseits war schon immer mit Wanderschuhen gesegnet gewesen.

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