Alastair Reynolds – Duplikat (Poseidon`s Children 2)
Wir befinden uns im Jahr 2365. Bindeglied zwischen den zwei Handlungssträngen ist Chiku Akinya, die Tochter von Sunday und Jitendra. Chiku hatte sich in jungen Jahren selbst geklont; Seitdem existieren Chiku Grün, Chiku Gelb und Chiku Rot gleichberechtigt nebeneinander. Ein Original gibt es nicht mehr.
Während Chiku Gelb weiterhin auf der Erde mit ihrem Freund Pedro lebt, hat es die beiden Anderen ins Weltall verschlagen. Chiku Rot hatte sich ein Raumschiff mit dem neuen Chibesa Antrieb geschnappt, um ihrer Urgroßmutter Eunice, die nicht wirklich verstorben war, ins All zu folgen. Hierzu wird gleich zu Beginn des Romans erwähnt, dass Chiku Rot das Schiff von Eunice gefunden hatte; jedoch war Eunice im Tiefkühlschlaf endgültig gestorben. Chiku Rot schafft es zwar zurück zur Erde, ist augenscheinlich aber selbst verstorben.
Bleibt noch Chiku Grün. Diese ist auf einem der riesigen Holoschiffe nach Crucible im System 61 Virginis f unterwegs. Die Auswandererschiffe beherbergen jeweils an die eine Million Menschen und sind bereits seit 200 Jahren unterwegs. Chiku Grün ist eine Repräsentantin des Parlaments auf dem Holoschiff Sansibar und mit Noah verheiratet. Ihre Kinder Ndege und Mposi werden im abschließenden dritten Band eine große Rolle spielen.
Wie der erste Band startet Duplikat gemächlich. Die Geschichte um Chiku Gelb ist sehr unspektakulär, um nicht zu sagen langweilig zu nennen. Es beginnt damit, dass sich Mecufi, ein Repräsentant der vereinigten Wassernationen, an Chiku wendet, um ihr eine Schachtel mit Motiokugeln zu überreichen. Diese Kugeln setzen beim Zerbrechen Nanomaschinen frei; sie dienen aber hauptsächlich dazu, emotionelle Eindrücke von Personen zu vermitteln, die dadurch z.B. den Wahrheitsgehalt von Erklärungen etc. verifizieren können.
Die letzte Kugel dieser Box wird am Ende des Romans eine wesentliche Rolle spielen. Mecufi ist darüber hinaus in der Lage, Chiku beim verloren gegangenen Kontakt zwischen ihren einzelnen Inkarnationen zu helfen, bzw. zu Chiku Grün, da Rot (vorerst) als tot gilt. Im Verlauf der Handlung ergibt sich auch eine Annäherung zu ihrem Sohn Kanu, der sich in jungen Jahren den Wasserbewohnern angeschlossen hatte und mit seiner Mutter eigentlich nichts zu tun haben wollte.
Chiku sucht June Wing, eine alte Freundin von Jitendra und Weggefährtin von Arethusa / Lin Wei auf der Venus auf, um ihr von Arachnes falschen Meldungen über Crucible zu berichten; dies hatte sie von Chiku Grün erfahren. Chiku Gelb sucht und findet dort Aufzeichnungen von Okular über Cruncible, die nicht von Arachne manipuliert worden waren. Es zeigt sich, dass 22 ominöse künstliche Objekte um Crucible schweben und das voraus gesandte Roboter von Arachne keine Städte für die Siedler auf Crucible gebaut haben. Stattdessen ist dort das Mandala, ein riesiges stählernes Bauwerk, zu sehen.
Drohen den Siedlern der Sansibar und den anderen Holoschiffen dort ungeahnte Gefahren? Chiku Gelb jedenfalls hat es im Sonnensystem im Verlauf der Handlung nicht einfach. Sowohl auf der Venus als auch später auf der Erde am Kilimandscharo wird sie von Arachne verfolgt und fast getötet. Pedro fällt bei einer Flucht in den Weltraum einem Attentat zum Opfer.
In den Folgejahren kann Chiku Rot dank der Hilfe von Mecufi gesunden und fast wieder normal leben. Auch Kanu söhnt sich mit Chiku Gelb aus; am Ende – im Jahr 2463 – öffnet Chiku Gelb in der Schlussszene des Romans die letzte Motiokugel. Deren Inhalt ist ein Virus, der den gesamten Mechanismus der Erde und damit Arachne auf Erden zerstört.Auch Chiku Gelb kommt dabei um. Ab diesem Zeitpunkt sind die Menschen des Sonnensystems vom Schutz der allgegenwärtigen Maschinen befreit.
Im Roman springt die Handlung selten von Chiku Gelb zu Grün; Immer nur dann, wenn eine ihre Erfahrungen an die andere per Funk versenden kann. Die spannende Frage während des Romans bleibt, welches Geheimnis sich auf Crucible verbirgt. Aber auch sonst ist die Situation auf der Sansibar nach 2 Jahrhunderten nicht entspannt.
Die Siedler sind einst losgeflogen, ohne überhaupt zu wissen, wie sie ihre Holoschiffe abbremsen können, um nicht an Crucible vorbeizurauschen. Um das Problem in den Griff zu kriegen, führt Travertine, ein ehemaliger Freund von Chikus Familie, heimlich Experimente mit der Chibesa Physik, bei der ein kompletter Bereich (Kaverne) von Sansibar zerstört wird. Es bleibt für den Leser unverständlich, warum sich die Siedler nicht intensiv mit dem Problem des Abbremsens beschäftigt hatten. Die vagen Erklärungen, die Reynolds da anbietet, können nicht wirklich überzeugen.
Travertine wird hierfür mit dem Entzug von Verjüngungsmaßnahmen bestraft; er altert als Einziger, ist aber bis zum Schluss noch am Leben und wesentlich am letztendlichen Erfolg der Landung auf Crucible beteiligt. Vorher jedoch entdeckt Chiku bei der Untersuchung der von Travertine zerstörten Kaverne eine zusätzliche und geheime Kaverne, in der das Konstrukt von Eunice lebt und sich um eine Herde von Tantoren, den intelligenten Nachfahren der Elefanten aus dem ersten Band, kümmert. Eunice gibt den entscheidenden Anstoß zum Bau eines Raumgleiters, welcher dank eines verbesserten Chibesa Antriebs der Flotte von Holoschiffen gen Crucible vorauseilt.
Mit an Bord sind selbstverständlich Chiku Grün und Travertine. Die 22 ominösen Gebilde stellen sich als „Wächter“ einer maschinellen Aliengesellschaft heraus, die dort seit Jahrmillionen ausharren und nach anderen Maschinenintelligenzen Ausschau halten, um diese in ihrem uralten Kampf gegen die „Organischen“ zu unterstützen.
Am Ende sind diese Aliens gar nicht so unbarmherzig. Chiku kann mit den Wächtern eine Besiedelung des Planeten durch die Siedler aushandeln. Dafür muss sie sich zusammen mit Eunice und den Wächtern in die Tiefen des Alls ins Ungewisse begeben. Der Part von Arachne auf Crucible bleibt dagegen dort und ist vorerst auch nicht von der Auslöschung wie auf der Erde bedroht. Und enttäuscht, dass er von den Wächtern verschmäht wurde.
Chiku entzweit sich zwischendurch noch mit ihrem Mann und den Kindern, das passte hier jetzt nicht mehr rein. Auch der zweite Band ist insgesamt lesenswert, obgleich ich mich immer noch frage, ob 800 Seiten wirklich sein mussten.
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