Donnerstag, 28. Januar 2016

Hartmudo: Fargo

Als ich im November/Dezember krank darniederlag, startete ich noch schnell mit der zweiten Staffel von Fargo durch. Netflix hatte jeden Mittwoch eine neue Folge eingestellt, und ich war von Anfang an begeistert. Die erste Staffel war ja schon toll, aber diese zweite Staffel brachte nochmals eine Steigerung.
Die zweite Staffel spielt im März des Jahres 1979 im tief verschneiten Fargo, North Dakota sowie in Minnesota und South Dakota. Wir erleben hier ein Wiedersehen mit Lou Solverson, dem Vater des State Trooper Molly Solverson aus der ersten Staffel, allerdings knapp 25 Jahre jünger. Molly taucht lediglich als krabbelndes Baby auf.
Diesmal wird das Ehepaar Peggy und Ed Blumquist unfreiwillig in die blutigen Machenschaften der organisierten Kriminalität hineingezogen. Die deutschstämmige Familie Gerhardt hat das Geschehen in Fargo fest in ihrer Hand und über 2 Generationen ein örtliches Syndikat mit Prostitution und Drogenhandel aufgebaut. Patriarch Otto ist dank eines Schlaganfalls nicht mehr handlungsfähig, so dass seine Frau Floyd als „Grand ole Dame“ die Entscheidungen treffen muss. Ihre 3 Söhne Dodd, Bear und Rye wetteifern derweil um die Nachfolge des Vaters.
Der Schlamassel beginnt, als Rye, der jüngste der 3 Brüder, in einem Wafle Diner ein Blutbad anrichtet und dann von Peggy Blumquist, einer Frisörin mit dem Drang zur Selbstverwirklichung, auf dem Parkplatz überfahren und mitgeschleift wird, weil er nach dem letzten Schuss durch ein vorbeifliegendes UFO abgelenkt wird.
ein Wetter wie in Fargo

Peggy (Kirsten Dunst mit einer steinstarken Leistung) macht das, was eine Frau in so einer Situation als erstes tut: Sie fährt gemütlich nach Hause, parkt den Wagen in der Garage und macht ihrem Mann Ed, einem Schlachter aus Fargo, der davon träumt, das Geschäft seines Chefs zu übernehmen und mit seiner geliebten Peggy eine Familie zu gründen, das Abendessen. Dies kriegt der Zuschauer aber genialerweise erst am Ende der ersten Folge mit, als Ed in der Garage den schwerverletzten Rye totschlägt und dessen Leiche in der Tiefkühltruhe zwischenlagert.
In der Folge suchen nicht nur Dodd und Bear nach ihrem Bruder, sondern auch das Syndikat aus Kansas City, welches ihren Einfluss auf Kosten der Gerhardts weiter ausdehnen möchte. Vor Ort werden hier Mike Mulligan und die Kitchen Zwillinge aktiv. Nachdem die Gerhardts dank eines Hinterhalts einen Trupp des Syndikats auslöschen können, geraten sie langfristig ins Hintertreffen, zumal Mulligan Dodds Tochter Simone vögelt und daher immer gut informiert ist.
Auch die Polizei, vor allem Lou Solverson und sein Schwiegervater Hank Larsson, sind jetzt hinter Rye wegen des Blutbads im Diner her. Derweil steckt dieser schon längst im Fleischwolf von Ed und wird so vollständig entsorgt. Doch nach und nach zieht sich das Netz immer enger um das Ehepaar Blumquist, bis nach einem längeren Showdown in einem Motel fast alle Protagonisten ihr Leben verlieren.
Bei dieser Schießerei wird Lou Solverson lediglich durch ein am Himmel auftauchendes UFO gerettet, so dass er Bear erledigen kann. Ed stirbt auf der Flucht in einem Kühlhaus in den Armen von Peggy, nachdem ihm ganz am Ende endlich klar geworden war, das Peggy nicht wirklich die Frau seines Lebens ist. Peggy hat die Vorgänge nicht wirklich verstanden und wird von Lou verhaftet.
In einem überragenden Ensemble stechen für mich 3 Charaktere hervor. Da wäre zunächst Dodd Gerhardt, dessen Macho Gehabe gepaart mit der Gewitztheit und Brutalität eines Hinterwäldlers von Jeffrey Donovan, der hier einen erfrischend anderen Charakter spielt als in „Burning Notice“, einer leider total unterbewerten Serie des letzten Jahrzehnts. Dieser stechende Blick, die Arroganz zu glauben, dem Syndikat aus Kansas City gewachsen zu sein… Klasse.
Hanzee (gesprochen Hansi), ist die rechte Hand von Dodd und ein Sioux, der von den Gerhardts als Kind aufgenommen wurde und letztlich für die Auslöschung dieser Familie sorgt, einfach weil er alle Weißen hasst. Der Auslöser dieses Hasses bleibt ungewiss, aber diese Coolness und Lässigkeit, mit der er die Leute in die ewigen Jagdgründe schickt, jagt mir einen Schauer über den Rücken. Seitdem gehe ich immer sehr wachsam zu Kaufland, weil der Marokkaner am Kleiderstand davor nicht nur aussieht wie Hanzee, sondern auch so guckt. Hanzee ist einer der wenigen Überlebenden und taucht hoffentlich in der 3. Staffel wieder auf. Dodd knallt er einfach mal so eben ab, weil er ihn nervt.
Und dann ist da noch Mike Mulligan. Bokeem Woodbine spielt diese Figur haargenau wie Samuel L. Jackson in Pulp Fiction, bloß die Koteletten fehlen. Die Kopie von Jackson wäre hier der einzige Kritikpunkt, aber Samuel L. Jackson hatte das seinerzeit so gut hingekriegt, das auch eine Kopie immer noch gut aussieht. Auch Mulligan überlebt das Gemetzel und steigt im Syndikat in der Hierarchie auf. Ironischerweise besteht seine Beförderung in einem kleinen Büro in der Hauptverwaltung des Syndikats. Ein Buchhaltertyp macht Mulligan in deutlichen Tönen klar, das die 70er und die Zeit der offenen und bewaffneten Konflikte vorbei sind, das machen jetzt austauschbare Schläger. Buchhalter sind jetzt gefragt.
Und diese Stelle im letzten Teil der Serie hat mich dann nochmals frösteln lassen, weil so isses ja halt. Es gäbe jetzt noch viel mehr über die 2. Staffel zu erzählen, aber schaut es euch selber an. Wer Tarantino oder auch Rodriguez für gut befindet, egal was sie drehen, der darf sich dieses Highlight nicht entgehen lassen oder hat den Schuss nicht gehört. So wie der Tankwart im letzten Teil, als Hanzee ihn abknallt.
Die letzten beide Teile hatte ich mir witzigerweise 3 Wochen lang zurückgelegt, damit ich sie mir im Flixbus auf der Fahrt nach Berlin zu Urmels Geburtstag ansehen konnte. Das WLAN war zwar leider zu langsam für den Stream, aber ich hatte auf meiner Online Flat noch genügend Reserve, um mir Fargo auf der Hinfahrt reinzuziehen. Die Party von Urmel war übrigens klasse, selbst Kroll war hinzugekommen und half Pocke und mir beim Mümmelmann. Angeregt unterhielt ich mich mit einigen Gästen, die ich gar nicht kannte.
die Stadtmusikanten

Vielleicht liegt meine Lockerheit derzeit auch an der offenbar erfolgreichen Behandlung mit den Metex Spritzen. Ich bin zwar nicht schmerzfrei, aber erheblich beweglicher und sicherer als vorher. Bloß auf die Waage traue ich mich zur Zeit nicht, aber egal. Ich will partout nicht mehr wegen so ner Sch… ins Krankenhaus.
Auf der Rückfahrt reichte es übrigens noch für Clone Wars. Das war wirklich die entspannteste Fahrt nach Berlin seit Ewigkeiten, da kommt die Bahn nicht mit. Mit der Bahn war ich am Tag vor Silvester mit meiner Löwin in Bremen. Bremen selbst hat Spaß gemacht, die Fahrt nicht. Voll war es dort und vor allem laut. Auf der Rückfahrt waren die Klos kaputt und im Bus sitzt man einfach besser. Ist so.
Viel ist passiert zum Jahreswechsel, die beiden Aktionen Bremen und Berlin habe ich wenigstens kurz angesprochen. Nächstes Mal mehr über unsere abgesagte Tour nach Dubai und meine Ängste, mir die Spritzen selbst zu setzen. Die schöne Gartenparty beim ehemaligen DJ meiner Löwin im Schnee will ich nicht vergessen; mit Max und Wittkamp war ich auch noch unterwegs, weil die Weihnachtsfeier Mitte Januar unseres Kegelvereins ausgefallen war.
Gemach, Gemach. Das Jahr ist noch jung.

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