Warum auch immer, aber am Nachmittag des Silvestertages bin ich auf Nikki Hill gestoßen. Eine Empfehlung auf irgendeiner Seite, also hörte ich per Youtube mal rein. Schon bei den vielen Cover Versionen fielen mir Ac DC (Whole lotta Rosie / Rocker) oder auch Rod the Mod (sweet little Rock `n Roller) auf. Und DU hast Recht, wenn Du sagst, das das ein Song von Chuck the Duck ist. Glaubst DU etwa, das wüsste ich nicht? Sieh Dir das Video auf YouTube an, bzw. HÖR da mal rein, dann verstehst Du es.
Überhaupt erinnert mich der Sound insgesamt an die Faces, als ich dann die Songs von der neuen CD „Heavy Hearts, hard Fists“ hörte, musste ich endgültig an die erste Platte der Black Crowes denken, insbesondere bei den Eigenkompositionen. Es gab gerade Anfang der 90er noch mehr in dem Sound, die London Quireboys oder Company of Wolves fallen mir dabei ein.
Doch bei meinen Recherchen las ich nirgends von diesem Vergleich, was mich in meiner Meinung bestärkt, das die heutigen Musikjournalisten von der Geschichte der Rockmusik absolut unbeleckt sind. Ist ja auch kein Wunder, da sich Rockmusik, die diesen Namen auch verdient, sich spätestens seit Anfang der 90er nicht mehr verkauft.
Seit einem Vierteljahrhundert leidet die Rockmusik darunter, das die meisten Bands weder Songs schreiben noch arrangieren können. Klar gibt es da Ausnahmen, aber ein durchgängig gutes Album von hoher Qualität ist da eher selten. Gin Wigmore oder auch die erste von den Fratellis fallen mir da als angenehme Ausnahme ein, doch die sind in Deutschland weitgehend unbekannt geblieben. Diese ewigen Britbands mit den nölenden Sängern oder selbst die Schweden mit ihrem Garagensound kann ich mittlerweile nur noch schwer ertragen. Aber bleiben wir bei Nikki Hill. Vergleiche mit Tina Turner, Wanda Jackson und Etta James wegen der rauchigen Stimme sind ja in Ordnung, aber die eigentliche Granate für mich ist ihr Ehemann, Gitarrist Matt Hill. Der Gewinner des Blues Music Award 2011 für sein Debüt Album schrammelt auf seiner „abgeranzten“ Telecaster genial zur Stimme seiner Frau.
Der erste Treffer bei Google in Deutsch für Nikki Hill führte mich zu einer Konzertkritik der Südwest Presse aus Ulm über ein Konzert im letzten November in Ulm. Auch hier schreibt wieder einer, der die Rockmusik nicht wirklich verstanden hat. Der Journalist vermisst bei Nikki Hill die Eigenständigkeit, sie sollte dem „Genre etwas hinzufügen“. Häh? Die Rockmusik ist wahrscheinlich älter als dieser Schreiber, der bestenfalls in den 90ern aufgewachsen sein dürfte, ansonsten würde er so einen Mist nicht schreiben.
Und das Bassist und Drummer hier lediglich eine Statistenrolle einnehmen, unterschreibe ich so nicht. Ein Blick auf das von mir verlinkte Video sollte Dich eigentlich vom Gegenteil überzeugen. Zur Ehrenrettung des Journalisten möchte ich noch anmerken, das er ansonsten Nikki Hill in seiner Rezension positiv bewertet hat; nur mit dem Sinn und Zweck von Rockmusik im Allgemeinen könnte er Schwierigkeiten haben.
Bleiben wir mal beim klassischen Produkt, der Scheibe oder auch seit 30 Jahren dem Silberling. Eine Platte ist dann gut, wenn die Songs, und auch alle bis auf ein bis zwei Songs vielleicht, eine einheitliche Stimmungslage rüberbringen können. Das ist bei den Ramones eine andere als bei Joy Division, aber beiden ist die Intensität dieser Stimmung gemeinsam.
Damit die Songs auch „zünden“, sollten Komposition und Arrangement stimmen. Überladener Britpop oder metallisches Gitarrenfideln fällt nicht in diese Kategorie. Einfach aber gut, das ist und bleibt Rockmusik, das ist die Stärke dieses Musikstils, der Millionen Menschen durchs ganze Leben begleitet hat und selbst alte Säcke wie mich oder den Wirt meiner Stammkneipe immer noch begleitet.
Zusammen mit einer fesselnden Bühnenpräsenz, die Nikki Hill zweifelsfrei auch hat, haben sich so manche Bands oder Musiker unsterblich gemacht. Das Ehepaar Hill kommt mit diesem Sound für meine Wenigkeit 25 Jahre (Black Crowes) zu spät, Pocke wird hierzu gerne noch etwas über die Faces erzählen, wenn Du ihn triffst.
Aber Scheiß auf Originalität, die Band ist einfach geil drauf und schreibt dazu gute Songs, die sich vor den Covern nicht verstecken müssen. Wenn ich nochmal 15 wäre, hätte ich den Starschnitt von Nikki Hill an der Wand.
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