Bei sonnigem Wetter kam ich gut voran, nichts tat mir weh. Da war ich gleich guter Dinge und freute mich auf das Spiel. Plötzlich, ich fuhr gerade bei Conrad vorbei, klingelte mein Handy. Die Katze meldete sich und meldete Ulli krank, weil dieser sich voll erkältet hatte. Allein wollte sie auch nicht, so dass ihre Plätze frei geblieben wären.
Ich versuchte erst meine Löwin, dann Pocke zu aktivieren. Keiner von Beiden ließ sich über reden, wahrscheinlich ahnten beide, was für ein Gegurke kurz darauf im Stadion an der Hamburger Straße stattfinden sollte.
Nach dieser Unterbrechung fuhr ich entspannt weiter, ging beschwerdefrei ins Stadion zum Bierstand Nordkurve und orderte den ersten Becher. Nach meinem dritten Becher (Ich war natürlich viel zu früh da) gönnte ich mir eine Bratwurst. Das war der Moment, als Jürgen eintraf.
Bierchen für jeden und ab in den Block, es war kurz vor Spielbeginn. Wir hatten während des müden Kicks über 90 Minuten einige Biere und trotzdem Spaß. Unser Torschrei in der 2. Halbzeit wurde unfairerweise vom Schiedsrichter abseits gepfiffen. Mehr gibt es wohl über das Spiel selbst nicht zu erzählen.
Nach einem Scheidebecher vor dem Stadion fuhr Jürgen direkt zum Bahnhof und ich sattelte meinen Drahtesel. Fast noch bei Helligkeit erreichte ich wohlbehalten unsere Wohnung, etwas enttäuscht vom Spiel aber voller Hoffnung, das die Bewegung meinem Knie gut tat.
Zuhause war vordringlich Ausruhen angesagt, denn das Weekend gestaltete sich dann doch anstrengend. Abends beim Zubettgehen traute ich meinen Augen kaum: Jetzt waren nicht nur Wade und Knöchel leicht geschwollen, sondern auch der rechte Fuß. Und das Wort "leicht" müssen wir hier auch streichen.
Nachdenklich stand ich Montag Morgen auf und machte mich auf den Weg zur Arbeit. Nicht mit dem Fahrrad wie sonst, da die Schwellung beim Aufstehen nicht wirklich zurück gegangen war. Bis, Zug und den Rest bis ins Büro zu Fuß - so der Weg.
Mehrere Kollegas sprachen mich schon auf den rechten Fuß an. Da ich seit geraumer Zeit offene Sandalen im Büro trage, waren zumindest meine Füße sichtbar und offenbar sah der rechte Fuß stark geschwollen aus.
Jetzt endlich fasste ich den Entschluss, am nächsten Tag zum Arzt zu gehen, falls es nicht besser wird. Denn bereits seit dem vorherigen Abend hatte ich angefangen, mir Ibuprofen morgens wie abends einzuwerfen. Und dank der Ibus sollte die Schwellung zurückgehen, oder etwa nicht?
Eine wohlmeinende Kollegin bemerkte hierzu treffend: "Warum gehst Du denn nicht gleich zum Arzt?" Warum? Schmerzen hatte ich doch nicht, nur morgens tat die rechte Wade weh, ebenso nach jedem Aufstehen vom Bürostuhl. Aber bereits nach ein paar Metern hörten die Schmerzen auf. Bewegung hieß also das Zauberwort.
Doch warum blieb die Schwellung? Diesen Montagmorgen war die Schwellung jedenfalls nochmals angewachsen, selbst der Fußrücken war mittlerweile etwas aufgedunsen. Der Arztbesuch ließ sich nicht vermeiden, soviel musste ich nunmehr einsehen.
Die Sprechstundenhilfe gab mir sofort für 15.00 Uhr einen Termin, als ich nach dem ganzen Rumgeeiere endlich mal beim Arzt angerufen hatte. Sofort fühlte ich mich nicht mehr verunsichert, denn jetzt hatte ich eine konkrete Entscheidung getroffen und die Sache würde ihren Lauf nehmen.
Um 13.00 Uhr machte ich Feierabend. 14.00 Uhr Mittagessen bei Burger King, hierbei erlebte ich ein Novum in meiner 40jährigen Karriere als Kunde amerikanischer Fast Food Ketten: Die Bedienung packte mir einen Burger zufiel aufs Tablett, einen leckeren Chiliburger.
Freudestrahlend schickte ich noch eine Whatsapp Nachricht an meine Löwin und verspachtelte die Burger, so dass ich hinterher guter Dinge beim Orthopäden eintraf. Dieser bat mich nach kurzer Zeit in sein Behandlungszimmer. Jetzt würde der mir irgendwelche Pillen oder Salben verschreiben und schon wäre alles gut. Schon in wenigen Tagen...
"Das sieht mir ganz stark nach einer Unterbeinthrombose aus. Damit müssen Sie ins Krankenhaus. Wenn die sich löst, können sie eine Lungenembolie bekommen. Schwester, wer macht heute die Notaufnahme? St. Vinzenz? Gut, ich gebe ihnen die Einweisung mit. Wie sind sie hier? Zu Fuß? Gut, dann nehmen sie sich ein Taxi dort vorn. Ist zwar nur ein kurzer Weg, aber falls die Thrombose sich löst..."
Wo war jetzt bloß der Boden unter meinen Füßen? Warum fiel mir jetzt der Himmel auf den Kopf? Wie in Watte gepackt, oder noch besser: Wie ein Zombie schlich ich zum Taxi und fuhr den knapp halben Kilometer zum St. Vinzenz in die Notaufnahme. Zwischendurch informierte ich noch schnell meine Löwin, damit sie mir die schon gepackte Krankenhaus Tasche packt und auch gleich das Tablet nebst meiner geliebten Schlafmaske mitbringt.
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