Dienstag, 11. August 2015

Uncle Fester: grad gelesen August 2015

Patrick Lee - Mind Reader
Mit der Triologie um den Exbullen Travis Chase und die Zukunftsforscherin Paige Campbell hatte Lee auf sich aufmerksam gemacht. Nach jener spannungsgeladenen Reihe startet Patrick Lee mit diesem Roman eine Neue Reihe um Sam Dryden, dessen Lebenslauf erst so nach und nach in die Geschichte einsickert.
Dryden, der früher mal Special Agent beim Militär war, joggt wie üblich nachts am Strand, als er Rachel, ein junges Mädchen, vor einer Gruppe von Verfolgern retten muss, die Rachel umbringen wollen. Denn Rachel kann Gedanken hören und wurde von Gangstern gekidnappt und gefangen gehalten, konnte aber gerade noch fliehen, bevor sie kalt gemacht werden konnte.
Martin Gaul, ein krimineller Industriekapitän, hatte die Möglichkeit entdeckt, Menschen mit einem Chemiecocktail derart aufzurüsten, dass sie andere Menschen beeinflussen können. Dies geschieht über Funk; die zumeist einfältigen Opfer werden quasi willenlos, weil sie andernfalls grausam (psychisch) gequält werden. Sie werden dann als Mörder eingesetzt - Widerstand ist zwecklos.
Rachel ist für Gaul eine Gefahr; warum, merkt man erst später im Roman. Anfangs erscheint Rachel als unschuldiges Opfer, die das Pech hat, anderer Menschen Gedanken lesen zu können. Doch es stellt sich heraus, das sie quasi im Auftrag der Regierung (merke: Immer die Guten) festgehalten werden musste, wei9l sie auch ohne Medikamente Menschen zu Mördern machen kann und dies auch tat, ganz ohne Funkunterstützung.
Denn Rachel war mit Hilfe zweier anderer Mädels - Audrey und Sandra - aus einem entsprechenden Regierungsprojekt geflohen und zwang z.B. dank ihres Könnens einige Leute zur Geldüberweisung an die Mädels. Dank eines weiteren Medikaments konnte sie nach ihrer Gefangennahme ruhig gestellt werden; Ihr Gedächtnis verlor sie dabei nur vorübergehend. So beginnt ein Wettlauf mit der Zeit, in dem Dryden Rachel eine Falle stellt, um Schlimmeres zu verhüten.
Zum Schluss sind Audrey und Sandra tot. Rachel ist deren schlechten Einfluss entzogen und hat die Chance, ein eigenes Leben anzufangen. Das hört sich zugegebenermaßen nicht sehr packend an, aber beim Lesen bringt Dich die unerwartete Wendung um 180 Grad doch ziemlich ins Schleudern, wenn Gut und Böse auf einmal die Rollen tauschen.
Angeblich überboten sich die Filmgesellschaften aus Hollywood schon vor Erscheinen dieses Romans um die Filmrechte. Ich denke auch, das der Stoff Hit Potential hat.

Thomas Elbel - Asylon
Neben Brandhorst habe ich jetzt einen weiteren hervorragenden deutschen SF Autor entdeckt, wobei Elbel die SF mehr streift. So ist es auch zu erklären, dass zwei seiner hochgelobten Romane bei Piper erschienen sind. Asylon ist sein zweiter Roman und lässt einen entfernt an die Klapperschlange von Carpenter denken.
Asylon ist nach einer Klimakatastrophe die letzte Stadt der Menschheit. Ein riesiger Moloch, der dank einer Todeszone a la Berliner Mauer von der restlichen Welt abgeschottet ist, um die Einwohner vor marodierenden Horden zu schützen.
Beherrscht wird Asylon von den Clans, besser gesagt verschiedenen Mafia oder auch Yakuza Familien, beherrscht. Tom, der Held des Romans, ist Leveller und sorgt für ein Gleichgewicht der Macht zwischen den verschiedenen Clans. Hierbei schrecken er und sein Partner Scooter auch vor Mord nicht zurück.
Seine hochschwangere Frau „phantasiert“ von einer erholten Umwelt außerhalb der Todeszone; Ihr Kind wird ihr gestohlen und sie selbst begeht angeblich Selbstmord. All dies kriegt Tom gar nicht mit, weil er sich zugesoffen hat und auch ansonsten mehr mit sich selbst beschäftigt ist als wirklich Anteil zu nehmen.
Saina ist Hausmeisterin im Krankenhaus, in dem Toms Frau stirbt und wird zufällig Zeugin des Kinderdiebstahls. Ihre Mitbewohnerin ist in der Todeszone verendet; deren Kind wird ebenfalls entführt. Alle Spuren führen zum Gouverneur, dem eigentlichen Herrscher der Stadt.
Tatsächlich entpuppt sich dieser als fieser Serienmörder, der u.a. seine Sekretärin an ihrem Schreibtisch festnagelt und elend verbluten lässt. Der Polizeichef Rygor weiß um all dies und unternimmt nichts dagegen. Er ist der eigentliche Herrscher der Stadt.
Im Laufe des Romans stellt sich heraus, dass die Bewohner von Asylon eigentlich Gefängnisinsassen einer neuen Art von Gefängnis sind. Allen Gefangenen wurde eine neue Identität eingepflanzt und alle glauben an die Lüge von der Klimakatastrophe.
Hier, wie auch in den anderen Romanen von Elbel, blitzt das große Vorbild Philip K. Dick durch. Auch sind die einzelnen Charaktere sowohl gut als auch böse und entwickeln sich im Laufe der Story.
Saina entpuppt sich als die Wissenschaftlerin, die das Serum zur Änderung der Persönlichkeit erfunden hat. Irgendwann wird ihr das, zusammen mit Tom, der sein Kind sucht, bewusst und dank eines Amuletts schafft sie es schließlich aus Asylon zu entkommen. Ebenso Tom, der sein Kind auch tatsächlich findet. Tom und Saina finden in Los Angeles irgendwie zusammen und töten dort Rygor, der gerade noch Tom eine Spritze in den Arm jagt, der daraufhin sein gesamtes Gedächtnis verliert.
Rührend, wie Saina im Epilog verzweifelt, aber wohl erfolgreich, "John Smith" anbaggert.
Eine schöne Dystopie der anderen Art. Mit diesem „sense of wonder“, obwohl hier die Science Fiction eher klein geschrieben wird. Andernfalls hätte Piper diesen hervorragenden Roman wohl kaum veröffentlicht.


                      

Thomas Elbel - Elysion
Die 17jährige Cooper lebt mit ihren Freunden Stacy und Brent nach der Apokalypse, die nicht näher erklärt wird, in einer nach dem Bürgerkrieg nahezu entvölkerten und vor allem heruntergekommenen Metropole. Zusammen jagen Sie die Malachim, gottgleichen und offenbar außerirdischen Wesen, die den um die Stadt wuchernden Dschungel beherrschen. Werden die Malachim in einem elektrischen Feld getötet, verbrutzeln diese Wesen quasi zu Teer.
Und Teer heißt dann auch die Droge, die aus den Überresten der Malachim gewonnen wird. Der brutale Gangsterboss McCann, ein ehemaliger Arzt, beherrscht die Stadt und jagt irgendwann Cooper und ihre Freunde sowie deren Ziehmutter Big Mama, weil sie einmal bei der Jagd versagt haben. Die 3 können entkommen und ziehen in den Wald, wo Cooper sich Hilfe von einer alten US Forschungseinrichtung verspricht. Big Mama liegt nämlich im Sterben, braucht dringend Medikamente, die es in der Stadt nicht mehr gibt.
Der Wald wird beherrscht von den Malachim, die dort mit alttestamentarischer Härte die Waldbewohner beherrschen. Allerdings sind die Waldbewohner im Gegensatz zu den Städtern mit Nahrung gut versorgt. Die Malachim wiederum entpuppen sich recht schnell nicht als Aliens, sondern als künstlich geschaffene Wesen aus eben dieser Forschungseinrichtung. Der Pontifex, der ehemals leitende Wissenschaftler dort und selbstverständlich Cooper`s Vater, hat die Kontrolle über die Malachim und beherrscht als gottgleicher Diktator in seinem Elysion, den Dorfverband der Waldbewohner.
Zum Showdown treffen sich alle Protagonisten in der Forschungsstation, und natürlich kommen im Laufe der Story mehr und mehr Geheimnisse auf den Tisch. So ist Brent durch seine Abhängigkeit vom Teer ein sehr übler Charakter und wird letztendlich vom Gemeinschaftsbewusstsein der Malachim absorbiert. Cooper ist erst erfreut, ihren Vater wiederzutreffen und dann entsetzt, als der auf grausame Weise geflohene Kinder aus Elysion bestrafen will.
Der Pontifex erkennt in Stacy die verantwortliche Person, die seinerzeit für den Tod seiner Frau und der Verschleppung von Cooper verantwortlich war. Die Malachim hatten sich von ihm auch noch befreit und wollten unter ihrem Anführer, der sich Brents Körper geschnappt hat, alle Menschen vernichten.
Richtig – Es stellt sich heraus, das die Malachim eben nicht künstlich durch eine Maschine in der Forschungseinrichtung entstanden sind, sondern doch Aliens sind, die durch ein schwarzes Loch… Big Mama braucht nur noch eineinhalb Seiten zum Sterben, Irgendwann zwischendurch wird das unnötigerweise noch eingestreut.
Schon tödlich getroffen, schafft es der Pontifex gerade noch, eine Kernschmelze des Reaktors der Forschungsstation zu verhindern. Ach ja, da gibt es noch einen Malachim, der vom Gemeinschaftsbewusstsein abgetrennt ist und eine Verbindung mit Cooper hat. Er hilft Cooper und den anderen Jugendlichen, den "Boten", der in Brents Körper steckt, zu töten. Daraufhin geben sich die Malachim geschlagen und ziehen hinaus in die Wildnis.
Cooper bringt die Jugendlichen mit den Waldbewohnern zusammen und zusammen mit McCann fwollen diese Menschen dann anfangen, die Städte wieder zu bevölkern und die Zivilisation erneut aufzubauen. Doch im Epilog kehrt der Bote zurück und sinnt nach Rache...
Folgt da etwa eine Fortsetzung?

Thomas Elbel - Megapolis
In diesem Roman ist es wie in "Träumen Roboter von elektrischen Schafen", bloß umgekehrt. Denn die Androiden (Novaten) haben in der einzigen Stadt des Mars das Joch der menschlichen Siedler abschütteln können und verfolgen diese jetzt erbarmungslos. Die Androiden selber haben menschliche Gewohnheiten angenommen und leben in einer Diktatur.
Seth ist ein "Menschenjäger" und soll die menschliche Terrorzelle endgültig vernichten. Seine Gegenspielerin ist Tessa, die den menschlichen Untergrund leitet und wie alle Menschen unerkannt unter den Novaten mit ihrem kleinen Bruder Lasse.
Und Lasse ist es auch, der bei einer Verfolgungsjagd in Seth den als verstorben geltenden Ehemann von Tessa namens Finn Lansing erkennt. Und dieser Finn ist natürlich auch noch der Sohn von Jack Lansing, dem ehemaligen Kolonieleiter und Entwickler der Novaten, der irgendwo in der Marswüste seinen Unterschlupf haben soll, weil er wohl während des Novatenaufstandes gerade noch flüchten konnte. Diese Legende erhält den menschlichen Untergrund aufrecht.
Herrlich, wie die Story ab hier in bester "Dick Tradition" durch immer neue Wendungen Fahrt aufnimmt und den Leser in seinen Bann zieht. So vermutet Kharon, der Partner von Seth, nicht ohne Grund, das die Menschen bereits "Entsatztruppen" auf den Mars gebracht haben und nach und nach die sich lichtenden Reihen des Widerstandes auffüllen und die Novaten somit unterwandern. Er ist von dieser Theorie derart überzeugt, das er Seth/Finn bei der Suche nach Jack`s Versteck unterstützen will, um sich den Menschen anzudienen. Es ist ihm auch egal, das Seth mittlerweile dank Tessa von seiner wahren Identität weiß - das Liebespaar ist wieder vereint. Dragan, Tessas sadistischer Stellvertreter und Konkurrent um die Führung des Widerstands wird letztendlich von Tessa mithilfe von einem Novaten mit Spiderman Qualitäten, der von Jack extra zur Suche nach seinem Sohn Finn designt wurde, getötet. Bei den Ermittlungen stellen die Schergen des Novaten Diktators Starbuck überrascht fest, dass es sich bei Dragan um einen Klon und damit um einen Novaten handelt.
Der Unterschlupf von Jack Lansing wird derweil von Seth und Kharon in der Wüste beim Olympus Mons entdeckt. Jack selbst ist einsam und verlassen bereits seit Jahren verstorben; Er hinterlässt lediglich ein Hologramm mit seinem Bewusstsein, welches Kharon, der natürlich erneut die Seiten gewechselt hat, mit Finn verwechselt.
Als letzte Aktion schaffte der lebende Jack gerade noch einen Mars Rover mit einem tödlichen Virus, der nur Novaten befällt, in die Megapolis zu schicken. Das Gegenmittel fällt so an Kharon, der damit einen Handel mit Starbuck, in dessem Geheimauftrag er unterwegs war, schließen will. Doch Seth kann ihn ausschalten und so kommt es zum Showdown in einer Nachbildung des Circus Maximus, in dem menschliche Gefangene als Gladiatoren zur Belustigung der Novaten um ihr Leben kämpfen.
Es stellt sich heraus, das Starbuck den menschlichen Widerstand mit Novaten aufgefüllt hat, um den Widerstand zum eigenen Machterhalt am Leben zu erhalten. Und Seth/Finn selbst ist auch ein Novat; ein Klon des echten Finn, bevor dieser in die Wüste fliehen konnte. Tessa stört dies aber nicht - entpuppte sich doch der echte Finn kurz vor der Revolution zum brutalen Novatenhasser a la Dragan; gemeinsam bringen sie Starbuck zur Strecke und beenden dank des Gegenmittel die Epedemie. Novaten und Menschen leben friedlich zusammen.
Im Epilog landet der echte Finn mit einer ersten Vorhut von Menschen auf dem Mars, um die Megapolis von der Herrschaft der Novaten zu befreien...
Auch hier wieder eine affengeile Story, eigentlich die Beste der 3. Mehr zum Autor demnächst in diesem Blog.

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