Die Jungs kriegten Messerstechereien wie Prügeleien direkt mit. Da wurden Leute auch schon mal im Hinterhof erschossen und zum Sterben liegen gelassen. All dies machte Dale klar, das Entertainment kein leichter Job ist, um sein Geld zu verdienen. Aber die Lust an der Musik hielt die Jungs zusammen und sie hielten es durch.
Gerade das Air Force Personal aus Barksdale versäumte es nicht, jeden Club zu besuchen, wenn Dale und James dort spielten. Gerade diese beiden waren ein ideales Gespann. Beide liebten den Blues und spielten auch mal Country, wenn es sein musste. Gerade diese Fähigkeit zeichnete die Jungs aus. Meistens konnten sie jegliche Musik darbieten, die vom Publikum gewünscht wurde.
Selbstverständlich spielten sie am liebsten Rhythm `n` Blues a la „Got my Mo Jo working“. Die ganze Geschichte funktionierte als Band mit Tuminello und anderen als auch zu zweit, wenn Dale und James mal gänzlich alleine spielten. So geriet Dale Hawkins dann auch an Stan Lewis.
Über seinen Job als Angestellter in Stan`s Record Shop in Bossier City ergab sich für Dale der große Durchbruch, bei dem ihm sein Wissen über die neuesten Rhythm and Blues Scheiben zugute kam. Und deshalb hatte er den Job: Die Kunden, die von einem Song den Titel nicht kannten, brauchten ihn bloß anzusingen, schon hatte Dale die richtige Platte parat.
Ladenbesitzer Stan Lewis erwies sich als signifikante Person in Hawkins`s weiterer Zukunft. Denn sein Laden war nicht nur ein wichtiger R&B Plattenladen. Der clevere Geschäftsmann hatte Connections zu verschiedenen Plattenlabels, die eine Schlüsselrolle in der gerade beginnenden Rock and Roll Bewegung innehatten.
Und nicht nur das: B.B. King höchstpersönlich schaute von Zeit zu Zeit mal kurz in dem Plattenladen vorbei, um zu schauen, wie sich seine Platten so verkauften. Hierüber entstand eine lebenslange Freundschaft zwischen B.B. King und Hawkins.
Deshalb überließ Dale Stan Lewis alle seine geschäftlichen Angelegenheiten als Musiker, bekannte aber später, dass Lewis für ihn eine Zeit lang eine wirkliche Hilfe war. Solange... bis Dale merkte, das er die Kontrolle als auch die Rechte verloren hatte.
Dale half Merle Kilgore und Johnny Horton bei ihren Country Hits „Honky-tonk Man“ und „Whispering Pines“. Hierbei lernte er die Produktionsweise der KWKH Studios kennen. Ein Freund von Dale war auch Bobby Charles, der gerade bei Chess einen Hit mit „See you later, Alligator“ hatte. Über Bobby konnte ich ja schon mehr berichten.
Erwähnen möchte ich jedoch, dass jener Klassiker Dale stark beeindruckt hatte und ihn inspirierte, einen eigenen Song in diesem „Style“ aufzunehmen. „See you soon, Baboon“ wurde natürlich bei KWKH aufgenommen. Stan Lewis verkaufte das Demo praktischerweise an Chess – Bobby Charles hatte ja dort gezeichnet. Schon bald darauf wurde der Song auf deren Unterlabel „Checker“ veröffentlicht. Auch hier greift wieder dieselbe Anekdote wie bei Charles`s Hit. Dale Hawkins meinte hierzu, dass die Gebrüder Chess den Song bloß kauften, weil sie dachten, er wäre ein Schwarzer.
Federführend bei KWKH in Shreveport war der Toningenieur Bob Sullivan, einer der ehrenwerteren in dem Gewerbe. Sullivan betreute das Aufnahmeequipment bei KWKH und zeichnete auch für die Aufnahmen des legendären „Louisiana Hayride“ verantwortlich.
Und dann war es im Mai 1957 auch schon soweit. Suzie Q wurde als zweite Single veröffentlicht und stieg in den Billboard Charts bis auf Platz 27.
James Burton, Dale`s Gitarrist, orientierte für diesen Song das knarzende Gitarrenriff nach dem frühen Sound von Elvis Presley. Hinzu kommt die eindringliche Kuhglocke von A.J. Tuminello, die den Song zu etwas ganz Besonderen machte. Dieser Song ist wahrlich besser als sein Vorläufer und heute einer der ganz großen Klassiker des Rock `n` Roll.
Dale hatte diesen Song schon in den Clubs von Bossier City zum Besten gegeben und kriegte von Publikum viel Beifall für diesen Song. Angeblich hatte Dale „Suzi Q“ als Song schon seit seiner Kindheit auf den Baumwollfeldern in Goldmine im Kopf. Er packte hier zusätzlich noch den Beat von Howlin` Wolf`s „Smoke Stack Lightin`“ rein und erhielt so diesen unnachahmlichen Song. Ob die Idee für das Riff von Dale oder James Burton kam, ist nicht eindeutig feststellbar. Jedoch gilt es als gesichert, das James Burton`s genialer Gitarrenstil den Sound erst perfekt machte.
Und diese Kuhglocke...
Aus auch heute nicht nachvollziehbaren Gründen zögerte Leonard Chess jedoch mit der Veröffentlichung dieses Songs. Erst ein befreundeter DJ namens Chuck Dunaway gab Dale den rettenden Tip. Er solle doch einfach mal bei Atlantic Records und dessen Macher, Jerry Wexler, anfragen. Dieser war sogleich begeistert und hätte den Song auch sofort veröffentlicht.
Als Dale Wexler nun erklären musste, dass Atlantic den Song nicht veröffentlichen könne, weil er bei Chess unterschrieben hatte und die Rechte nun mal dort lagen, riet Wexler ihm, Leonard Chess zu sagen, dass dieser „entweder sch... gehen oder aus dem Quark kommen solle.“ Genau mit diesen Worten sollte Dale dies sagen und tat dies auch – am Telefon.
Nach einer kleinen Pause, in der sich Leonard Chess wohl beriet, sagte dieser nur, dass er Hawkins am nächsten Tag zurückrufen würde. 3 Tage später war „Suzie Q“ in den Läden. So schnell kann das manchmal gehen, wenn man nur die richtigen Worte findet.
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