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Montag, 5. August. Berta und Bud sind aus ihrem Urlaub zurück . Abends rief ich sie an, um ihnen zu sagen, das die Buchung für Fehmarn am Nikolaus geklappt hat.
Berta überraschte mich dann mit der Ansage, das Mutter jetzt mir das Geld für die Beerdigung geben wolle. 3000 €, mehr hätte sie nicht. Berta hatte dankenswerterweise intensiv auf Mutter eingeredet, mir das Geld zu geben. Da hatte Mutter dann wohl ein Einsehen. Dafür sollte ich Mutter persönliche Sachen wie Personalausweis und Kontokarten von Walter überlassen. Insbesondere natürlich das ominöse Notizbuch mit der Adresse der Frau aus Florida.
Damit konnte ich mich einverstanden erklären. Mutter war zu dem Zeitpunkt wohl noch im Riesengebirge, mal wieder im Urlaub. Aber Berta wollte sich melden, wenn sie nach Mutters Rückkehr Näheres weiß.
Bis Dienstag dem 13. dauerte es dann, als Berta mich im Büro anrief. Mutter wollte, das ich mir das Geld persönlich abhole. Das war ja ok, aber ich fuhr schon wieder hoch, als Berta mir sagte, das Mutter auch noch die Stahlkassette haben wollte. Schließlich habe ich den Inhalt in der Vermögensaufstellung, die ich ja gar nicht machen durfte, angegeben. Und jetzt liegt das beim Amtsgericht. Geht also gar nicht.
Ich beruhigte mich dann aber, als Berta klarstellte, das Mutter die „leere“ Kassette meinte, also ohne den Inhalt, den ich ja eventuell der Erbin aushändigen muß. Darüberhinaus sollte ich Mutter noch schriftlich erklären, das ich ihr die 3000 € zurückzahlen werde, wenn ich das Geld aus Florida kriege. Kein Problem – falls ich wieder allen Erwartens aus Florida Geld bekomme, zahl ich Mutter die 3000 € gern zurück – auch ohne Schriftsatz.
Da Mutter wohl noch beim Arzt war, rief ich sie am nächsten Morgen an. Sie war ruhig, als ob überhaupt nichts geschehen wäre. Ich wollte abends gegen halb acht vorbeifahren. Damit erklärte sie sich auch sofort einverstanden. Ein kurzes Telefonat ohne Streit und Ärger. Wie gesagt, als ob nichts gewesen wäre.
Nachmittags habe ich mich dann erst mal hingelegt, um hinterher den gesamten Schriftverkehr seit der Beisetzung für Mutter auszudrucken. Ich wollte, das sie es selbst nachliest und hoffte, das sie wenigstens ein ganz klein wenig begreift, warum meine Löwin und ich so enttäuscht von ihr und Walter sind. Die Papiere von Walter packte ich mit dazu. Die Stahlkassette dann doch nicht, da ich sie in der Vermögensaufstellung beim Amtsgericht erwähnt hatte.
Ich fuhr nach Melverode los. Wild entschlossen, ruhig zu bleiben und einen Streit zu vermeiden. Mutter empfing mich dann auch sehr aufgeräumt. Sie war ruhig, ja eigentlich auch freundlich. Überraschen konnte sie mich damit nicht mehr, dazu waren die letzten Wochen abwechslungsreich genug.
Zuerst zeigte sie Fotos von ihrem gerade zu Ende gegangenen Urlaub im Riesengebirge. Wie sie da so mit einem Typen im Rübezahlkostüm tanzte, ganz entspannt... Da dachte ich: Jau, das Leben geht weiter. Kein Grund, schlecht drauf zu sein. Warum bin ich dann eigentlich schlecht drauf?
Sie wollte alsbald wieder nach Alexisbad fahren, da es ihr nicht so gut gehe. Sie mußte wohl auch den Notarzt rufen, weil sie in der Wohnung zusammengeklappt war. Dem hatte sie natürlich den Brief meiner Löwin gezeigt. Mutter beschwerte sich also nochmals über den Brief. Der Notarzt hätte auch gemeint, das meine Löwin verrückt sei.
Ich sagte Mutter klipp und klar, dass ich voll die Meinung meiner Löwin vertrete. „Du bist ja mit ihr verheiratet.
Dann gab sie mir das Geld in einem Umschlag. Sie sagte nochmal, das sie sehr enttäuscht von meiner Löwin sei. „Und jetzt Schluß. Ich will nicht mehr darüber reden.“ meinte sie als Abschluß.
Ich sagte ihr noch, mich mühsam zusammenreißend, das sie erst mal wegfahren und zur Ruhe kommen soll. Dann könnten wir später reden, wenn es ihr besser geht.
Nein, das wolle sie nicht. Ich sagte ihr daraufhin, das es nicht um Meine Löwin und sie ginge, sondern um sie und mich. Denn ich wollte mit Mutter darüber reden, warum ich so enttäuscht bin.
Das wollte sie auch nicht. Jetzt wurde es etwas hitziger, ich stand vorsichtshalber schon mal auf, weil es jetzt Zeit zum Gehen war, bevor die Situation weiter eskalierte.
Keiner hätte sich um sie gekümmert, nur Sunny würde öfters anrufen. Ich entgegnete, das sie sich alles so zurechtlegt, wie es ihr gerade passt. Schließlich hatten meine Löwin und ich Walter und sie ca. einmal pro Monat abgeholt, um zum Essen zu fahren. Hierzu meinte Mutter dann wieder, das sie ja immer bezahlt hätte und wir davon profitiert hätten.
Das ich dies immer abgelehnt hatte und dann nur annahm, weil sie einfach nicht aufhörte, mir ihr Geld zur Bezahlung aufzudrängen, interessierte sie schon nicht mehr. War ja klar.
Ich erwähnte auch, das wir die Beiden ja immer abgeholt hatten zu Familienfeiern, Weihnachten, Hochzeit etc. Und da verblüffte Mutter mich dann doch noch. Das war Walter sowieso schon immer zuviel. Er wollte seine Ruhe haben. Mutter sagte dann noch, wie schön es gewesen sei, das beide letzten Heiligabend allein bei Walter sein konnten .- ohne uns.
Zum Abschluß warf ich Mutter dann ihre Unehrlichkeit vor. Wenn sie die ganze Zeit ehrlich gewesen wäre, könnten wir alle noch gute Freunde sein und alles ist gut. Aber das kenne ich seit meiner Kindheit von ihr – wie auch von meinem Vater, was ich nicht vergaß zu erwähnen, weil ich ihr nicht die Alleinschuld für Versäumnisse der Vergangenheit zuschustern wollte.
Und die Geschichte mit Heiligabend – eine Frechheit. Ich fragte Mutter, warum sie nicht eher etwas gesagt hatte, dann hätten wir den Beiden einige offenbar langweilige Abende ersparen können. Sie hätte das vorher nicht gewußt, meinte sie.
So ein Käse. Als ob meine Löwin und ich die Beiden immer wieder mit einbezogen hatten, um sie zu quälen. Nun gut. Ich beruhigte mich wieder, ging aus der Tür, die Treppe runter und gut. Bringt ja nichts, diese Streitereien.
Mein Puls lief schneller, aber jetzt hatte ich wenigstens einen Teil des Geldes von ihr erhalten. An der reinen Rechnung fehlen immer noch 260,-€, aber wenigstens brauche ich keinen Kredit aufzunehmen. Zuhause saßen meine Löwin und ich noch eine ganze Zeit und redeten und redeten. Wieder ein Abend nur Nerv wegen der dummen Geschichte. Aber jetzt waren ja endlich die Fronten geklärt.
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