Stefan Tillmann – Nie wieder
Fußball
Noch
vor Beginn der WM wollte ich noch einen Fußballroman lesen. Da Fever
Pitch mich ja nicht so begeistern konnte, sollte es diesmal wieder
etwas „bodenständiger“ sein.
Und
die Story hört sich auch gleich gut an: Vier fußballverrückte
Fans, die alle in Düsseldorf wohnen, wollen ihre Sucht besiegen und
gründen die Selbsthilfegruppe „nie wieder Fußball.“
Sven
ist Werder Fan und arbeitet als Paketsortierer bei der Post. Ralf ist
ehemaliger Hertha Hool und will einfach nur seine Ruhe. Karl ist der
einzige Düsseldorfer und die Aufregung um seine frisch aufgestiegene
Fortuna droht ihn ins Grab zu bringen.
Daniel,
der Ich-Erzähler, hat es aus Nürnberg an den Rhein gezogen. Bei
Frauen hat er den Anschluß verpaßt und ja, genau das ist hinterher
auch das Heilmittel gegen die Fußballsucht. Man ahnt dies allerdings
schon nach den erstern 10 Seiten.
Eine
hübsche Idee: 4 Leute versuchen, vom Fußball loszukommen und werden
dabei immer extremer in ihren Aktionen, was urkomisch ist und nach
einer Verfilmung mit Ulmen und Schweighöfl schreit. Und ganz zum
Schluß wird Daniels Wohnung noch von einem SEK der olizei gestürmt.
Doch
leider, leider trübt das überhastete Ende den positiven
Gesamteindruck. Auf knapp eineinhalb Seiten löst sich nach dem
Polizeieinsatz alles in Wohlgefallen auf. Man sieht förmlich, das
dem Autor am Ende die Ideen verlassen oder die Lust am Schreiben.
Wahrscheinlich Beides.
Schade
drum. Kurz der Roman, aber trotzdem lesenswert, weil die Charaktere
liebenswert sind.
Arwen
Elys Dayton – Resurrection, Verlorenes Licht
Die
Autorin lebt in Südkalifornien und das Buch erschien bei Amazon
Crossing. Genau, der Verlag von Amazon. Papier und Druckbild sind
erfrischend anders als gewohnt und Hinweise am Ende auf andere Bücher
– wie sonst üblich – fehlen.
Aber
nicht deshalb empfehle ich das Buch gerne zum Lesen. Trotz
stellenweiser vernichtender Kritiken hatte ich mich wegen der Story
zum Kauf entschlossen und nicht bereut.
Vor
über 4600 Jahren sandte das menschenähnliche Volk der Kinley eine
Expedition zur Erde. Hierbei strandete das Team der Kinley im alten
Ägypten und mußte sich fortan in die menschliche Zivilisation
einfügen. Rettung war nicht in Sicht, das Wissen um die Nutzung
eines überlichtschnellen Antriebes ging bei den Kinley verloren.
Seit
jener Zeit beharken sich die Kinley mit den Lucien und drohen
mittlerweile, von den Lucien ausgelöscht zu werden. Die Soldatin
Pruit ist ergo die letzte Hoffnung und bricht zum jahrzehntelangen
Flug zur Erde auf, um nach dem Schiff und dem Antrieb der ersten
Mission zu suchen. Ein Lucien nebst einem geklonten Kinley-Sklaven
verfolgt sie. Unterstützung auf der Erde hat sie lediglich von
Eddie, einem anfangs versnobten Archäologen.
Begeistert
beim Lesen, ja richtig gefesselt war ich von der Schilderung des
Schicksals der ersten Expedition, die selbstverständlich für den
Pyramidenbau verantwortlich zeichneten und den Kult um Isis und
Osiris begründeten. Die Tragödie um diese Leute und die Spannung um
den Verbleib der Fornmel des Antriebes in der Gegenwart hielt mich
beim Lesen wach. Ein echter Pageturner also.
Leider
geht das Buch viel zu schnell zu Ende, aber vielleicht gibt es ja
mehr von der Autorin. Im Netz habe ich erstmal nichts entdeckt.
Peter
Ward – Invaders
Und
nun ein englischer Newcomer. Douglas Adams und Terry Pratchet lassen
in diesem bei Piper (!) erschienenen Buch grüßen. Obwohl
größtenteils vorhersehbar, liest sich das Buch dann doch sehr
flüssig und belastet den Leser nicht mit unnötigen technischen
Erklärungen. Man merkt, der Autor hat nichts Wissenschaftliches,
sondern Literatur studiert.
Der
Protagonist des Romans, Geoff Stamp, ist ein Looser, der früher als
Zeitungsausträger arbeitete und, nunmehr arbeitslos, bei einem
seiner früheren Kunden, einem gewissen Tim , wohnt. Insofern eine
Steigerung zum Arthur Dent eines Douglas Adams, und auch bei Peter
Ward wird es schnell bunt.
Eben
weil Geoff so nichtssagend ist, das die Welt sich auch in Tausenden
Jahren nicht ändert, falls er gar nicht existieren würde, ist er
haargenau der Richtige für den Job als Zeitreiseführer.
Denn
diese Branche boomt in ca. 1000 Jahren; Die Leute reisen gerne in die
Vergangenheit, brauchen dort aber einen Reiseführer aus der
jeweiligen Epoche, der sich auskennt. Da kommt Geoff ins Spiel.
Dass
Außerirdische die Erde erobern wollen und nur dank der Erfindung
eines Labors auf Malta, dem Zeitwirbel, unbemerkt mehrere Hundert
Jahre in die Zukunft versetzt werden konnten, wo sie von den
mittlerweile technisch überlegenen Menschen vernichtet werden
konnten, bis auf ein kleines Schiff, dessen Insassen die Gestalt von
Menschen annehmen konnten und jetzt versuchen, sich dank der
Zeittourismusbranche in die Vergangenheit zu begeben, um dort die
Versetzung ihrer Flotte in die entfernte Zukunft zu verhindern …
Nur
Geoff kann jetzt noch die Aliens aufhalten.
Das
liest sich im ersten Moment verwirrend, ist aber bis ins Detail
logisch durchdacht und macht einfach nur Spaß zu lesen. So ein
erfrischender Roman hat mir seit den Hochzeiten von Adams gefehlt.
Endlich mal etwas Lustiges, ohne gleich in Klamauk zu verfallen, wie
es Pratchett leider häufig passiert. Unbedingt Lesen!
Frank
Goosen – Sommerfest
Aaah,
ein neues Buch von Goosen. Und diesmal wieder ein Hit! „So viel
Zeit“ und „Liegen Lernen“, letzterer mit Abstrichen, waren ja
schon Balsam für die Seele eines Mannes um die 50 (mich). Fußball,
Musik … 70er und 80er – schöne Jugendzeit bzw. Zeit als
Berufsjugendlicher, da fühl ich mich bei Goosen zuhause. Er spricht
die Themen an, die mich, die uns bewegen.
In
diesem Roman kehrt Stefan für ein Wochenende nach Bochum zurück, um
nach dem Tode von Onkel Hermann das elterliche Haus zu verkaufen.
Denn inzwischen lebt der Schauspieler in München, zwar in einer
unglücklichen Beziehung, aber er ist schließlich vor Jahren aus
Bochum, seiner Herimat, geflüchtet.
Geflüchtet
vor seinen halbkriminellen Kumpels und vor allem vor Charlie, mit der
er aufgewachsen ist und die ihm so wichtig ist, das er vor der sich
anbahnenden Beziehung nach München floh. Weil er Angst hatte, sie
als Freundin durch die Beziehung zu verlieren. An 2 Tagen trifft er
sie alle wieder, frischt Erinnerungen auf und steht schließlich vor
der Entscheidung, nach München zurückzukehren oder dazubleiben, in
der Heimat.
Eine
wunderschöne Geschichte, die nicht so blutarm daherkommt wie ein
Tommy Jaud und die auf die britische Arroganz eines Nick Hornby gut
verzichten kann.
Allein
der kurz eingeworfene Umstand, dass Stefan auf Programmplatz 3 seiner
Fernbedienung das „einheimische“ Dritte – hier WDR, bei Uncle
Fester natürlich NDR – eingestellt hat, weil er es aus seiner
Kindheit so gewohnt ist und dort eben nicht RTL abgespeichert hat, so
wie es bei den Menschen üblich ist, die von Kindesbeinen an mit dem
Privatfernsehen aufgewachsen sind … Das spricht mir so sehr aus der
Seele, klasse beobachtet.
Das
Schöne an Goosen ist, das er darüber schreibt, das wir uns
letztlich doch gegenseitig brauchen. Seine Herkunft kann man nicht
verleugnen und wer es trotzdem tut, ist ein armer Wicht. Das nächste
Buch von Goosen habe ich vorhin bestellt!
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