Montag, 3. Februar 2025

Hartmudo: Superwumms

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Ich hatte in der Vergangenheit auch mal geäußert gehabt, dass "man" die Kiste gegen die Wand fahren lassen sollte, ehe die vielen Vertretungen für die übermäßig langen Ausfälle der Kollegas - und das über mehrere Jahre - einen selbst krank machen. Könnte gut meine Situation in jenem Sommer beschreiben.
Im Kolleg*innenkreis war dies vereinzelt als Desinteresse oder gar Absicht ausgelegt worden, dabei ging es mir bei meinem Spruch lediglich um den Selbstschutz. Es kann ja nicht angehen, dass die Vertretung für Kollegas, die nicht zuletzt aufgrund einer Überbelastung durch die Arbeit krank geworden waren, dazu führt, dass "man" selbst darüber krank wird.
Hier wäre traditionell der Arbeitgeber gefragt; dass der aufgrund der angespannten Finanzsituation blablabla keine Möglichkeiten gesehen hatte, macht den Job ja nun auch nicht gerade leichter. Wir durften dies so einige Jahre zuvor erleben, als unser Team über Monate mit maximal der Hälfte an Personal über die Runden kommen musste. Mit der Zeit waren einige Kollegas allein wegen der Überbelastung zusammengebrochen und ebenfalls langfristig abwesend gewesen.
Erst an diesem Abend im Lufteck hatte ich dies mit Buck angesprochen; nach meinem Urlaub letztes Jahr hatte ich vor mich hingegrummelt gehabt und jenen Unmut dazu genutzt, meinen Blutdruck und Puls hochzuhalten. Lediglich bei zwei oder drei Gelegenheiten hatte ich da meinen Frust über den letzten Tag vor dem Urlaub rausgelassen.
Dabei hätte mir eigentlich klar gewesen sein müssen, dass meine Kolleg*innen auf meine Sicht auf jenen Tag gar nicht wechseln konnten, weil sie mit einer derartigen Eigenwahrnehmung nichts anfangen können, da ihr Eigenschutz solche Überlegungen verhinderte. Daher war Buck jetzt im Lufteck ob meiner Einlassungen auch konsterniert gewesen, weil für ihn die Angelegenheit schon längst ad Acta gelegt worden war.
Dieses ausführliche Beispiel stand mir im Lufteck natürlich noch als stark prägnant vor der Birne, war allerdings nur die Spitze des Eisbergs. Über die Jahre war da so einiges auf mein Frustkonto eingezahlt worden, ohne dass ich zur Auszahlung geschritten war. Und in meiner Verstörung nach dem Fahrradunfall hatte ich eben unwillkürlich meine Arbeitsplatzsituation für diese Depression verantwortlich gemacht.
"Wir verstecken uns're Ängste in der Zwischenzeit" hatte Nina Hagen einst in ihrem Cover von "Lucky Number" von Lene Lovich gesungen. So würde ich heute meine Sicht der Dinge in jenen Tagen meiner langwierigen Erkrankung beschreiben. Mittlerweile - bald zwei Jahre später - sehe ich das differenzierter.
Aber ich greife vor. Auf jeden Fall unterhielten wir uns an einem kleinen Nebentisch eine geraume Zeit lang, ehe wir uns wieder in die große Runde begaben. Zusammen mit den anderen verfolgten wir die verdiente Auswärtsniederlage der Eintracht bei den Fortunen. Zum Glück blieb uns die Fresse von Campino erspart, die Niederlage allein war genug gewesen.
Schon in der 1. Minute ging Düsseldorf in Führung - bereits danach hätte der Wirt den Fernseher ausschalten können. Eintracht spielte an diesem Abend nicht wirklich schlecht, war vorne allerdings viel zu harmlos und kam lediglich durch ein Eigentor zum zwischenzeitlichen Anschluss, ehe die Düsseldorfer kurz vor Schluss mit dem 3:1 den Deckel drauf machen konnten. Eintracht blieb daher knapp über dem Abstiegsstrich.
Das Spielgeschehen lief für uns an diesem Abend auch eher im Hintergrund, zumal die Niederlage eigentlich bereits nach einer Minute festgestanden hatte. Nach einigem Abstand kann ich jedoch konstatieren, dass sich die Jungs gut unterhalten hatten. Auch ich hatte einen schönen Abend gehabt, auch wenn es mir gerade nicht gut gegangen war. Aber der Talk mit Buck hatte gut getan, obwohl ich zu der Zeit meine Situation mal so gar nicht richtig eingeschätzt hatte. Denn die Arbeit ist zwar Stress, doch ansonsten kratzt jener Stress doch eher an der Oberfläche.
Am Ende des Abends ging ich noch mit Buck und Holzer Richtung Heimat. Ca. 100 Meter waren dies nur, welche wir zusammen schlichen, bis ich in meine Straße abgebogen war, doch irgendwie war ich gut drauf gekommen. Nur der Geier weiß warum.
Allen Beteiligten rechne ich es auch nach dem gebührenden Abstand hoch an, dass sie mich eben nicht wie ein rohes Ei behandelt hatten, sondern einfach normal geblieben waren und mich nicht betüttelt hatten. Sind eben Profis - One for the Boys!
Zuhause angekommen, ging es mir richtig gut. Mal wieder vollkommen unnötig hatte ich mir im Vorhinein einen dicken Kopp gemacht - warum nur? Die Grübelei ziemlich stark in meiner Familie ist, würde Meister Yoda sagen. Wenn ich das einfach so abstellen könnte… wäre schön, doch das wäre dann nicht mehr ich. Also bleibt nur, die negativen Aspekte auszuhalten und sich dann darüber freuen, dass mir der Himmel nicht auf den Kopf gefallen ist.
Meine Löwin war gerade eben noch wach gewesen, so dass ich sie für ne runde halbe Stunde mit meiner (leider wieder nur kurzzeitigen) guten Laune erfreuen konnte. Für Alan und Charlie Harpers' Probleme blieb dann nicht mehr zwei Stunden Zeit; das Lesevergnügen musste ich ebenfalls etwas einschränken.
Schuld daran war allerdings nicht ein extrem länger Abend im Lufteck, sondern die Aktion am Samstag. Da hieß es zeitig aufstehen.

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