Dienstag, 28. November 2023

Uncle Fester: grad gelesen November 2023

Dennis E. Taylor - Außerirdisch
Ein in sich abgeschlossener Roman vom Autor des Bobiverse-Zyklus. Laut Klappentext der ultimative Mix aus Per Anhalter durch die Galaxis und Men in Black. Da muss man natürlich zugreifen und wird dann auch prompt enttäuscht. Obwohl der Roman nicht wirklich schlecht ist, aber den selbst gestellten Anspruch kann er leider nicht erfüllen.
Jack Kernigan ist vom MIT geflogen und lebt noch bei seinen Eltern im Kaff Dunnville, Ohio. Nun muss er für seine Eltern, die einen Lebensmittelladen führen, Lieferfahrten ausführen. Bei einer dieser Touren knallt er mit einem unsichtbaren Gegenstand zusammen, welches sich kraft des Unfalls als totes Alien entpuppt.
Dank einer gefundenen Vorrichtung wird das Alien sichtbar und wandert erst einmal in eine Tiefkühltruhe, bis Jack das weitere Vorgehen mit seinen Freunden Patrick und Natalie absprechen kann. Insbesondere Patrick ist wie Jack ein Science Fiction Nerd reinsten Wassers; Nat ist dagegen vernünftiger und holt die Jungs ständig auf den Boden der Tatsachen zurück. Wie im echten Leben halt.
Schnell wird sich die Mannschaft einig, dass man erst einmal das Raumschiff des toten Alien sucht, bevor man die Polizei einschaltet. Unweit der Unfallstelle werden Sie fündig; die KI des Raumschiffs spricht sogar unsere Sprache und warnt die Kids vor einer Invasion der Erde durch eine andere, den Menschen feindlich gesonnenen Gruppe von Aliens namens Loranna.
Das mit einer Tarnvorrichtung ausgestattete Raumschiff wird in der Scheune von Jacks Eltern versteckt und die Kids rüsten sich zum Kampf gegen die Loranna. Der Feind hat sich im örtlichen Gewerbegebiet verschanzt und ist gar für die Corona-Pandemie verantwortlich.
Impfgegner und Corona Leugner dienen ihnen zur Verbreitung der tödlichen Krankheit (na ja...). Und gegen Ende kommt endlich die Kavallerie der guten Aliens auf die Erde und sammelt die bösen Aliens ein. Die Exmatrikulation am MIT stellt sich als Irrtum heraus und der gute Jack kann dort wieder studieren.
Happy End für alle, mit tiefgreifenden philosophischen Überlegungen hat sich Taylor den Roman wohl nicht versauen wollen. Dass die Kids das Raumschiff Halo und die KI Sheldon nennen, ist ein nerdiger Gag, der sich dank ständiger Wiederholung leider schnell abnutzt.
Eigentlich ein Jugendroman - und ich werde den Verdacht nicht los, dass es sich bei diesem Roman um ein ganz frühes Erstlingswerk das Autors handelt, welches aufgrund der Popularität seiner Bobbyverse-Romane schnell noch mal verwurstet werden musste.
Man merkt dem Roman förmlich an, dass der Autor nicht über die Technik kommt. Ich denke, dass ich diesen Roman nicht auf eine einsame Insel mitnehmen würde.

Steven Baxter - Galaxias
Ein neuer und abgeschlossener Band von dem beliebten englischen Autor. Baxter war einer meiner Lieblingsautoren und hat mich mit seinen neueren Romanen zunehmend enttäuscht. So auch diesmal.
Beim Schreiben dieser Zeilen bin ich an der Hälfte angelangt und eins nervt mich so richtig: Bis auf einen sind alle Hauptpersonen weiblich, der einzige Mann ist auch noch schwul.
Ein paar Jahrzehnte in der Zukunft. Die Menschheit hat die Klimakrise überstanden, als die Sonne von einer Sekunde zur anderen verschwindet und nach exakt 24 Stunden wieder da ist. Die physikalischen Folgen für das Klima der Erde und damit das Überleben der Menschheit, insbesondere bei einer permanenten Abwesenheit der Sonne, hat Baxter sehr gut und anschaulich beschrieben.
Dies ist die Geschichte dreier alter College Freunde, welche sich selbst als die Insiderwitze (nicht cool) bezeichnen. Tash ist Mitarbeiterin des britischen Wissenschaftsministers Fred Bowles. Mel wiederum ist Wissenschaftlerin und arbeitet der Hofastronomin Charlie Marlowe zu. Dritter im Bunde ist der schwule Astronaut Wu Zhi mit chinesischen Wurzeln.
Zur Vervollständigung der Hauptpersonen fehlen jetzt nur noch Grace Butterworth, eigentlich die Leibwächterin von Bowles, und Wu Yan, eine wichtige Wissenschaftlerin im chinesischen Raumfahrtprogramm und ungeliebte Mutter von Wu Zhi.
Noch bevor ein außerirdisches Artefakt auf dem Mond entdeckt wird, schließen unsere Helden messerscharf, dass die Erde nur von einem interstellaren Einzelwesen bewegt worden sein kann, welches sich vor Äonen auf einem Wasserplaneten entwickelt hat. Und das, obwohl dieses Wesen namens Galaxias im gesamten Buch nicht auftaucht.
Ich finde das nicht nur etwas schwach, das hätte Baxter früher besser gemacht. Stattdessen konzentriert sich der Autor auf die zwischenmenschlichen Befindlichkeiten der Hauptpersonen, ohne auf einen Höhepunkt zusteuern zu können.
Kurz vor Ende stellt sich Grace als Spielverderberin heraus, als sie das Artefakt auf dem Mond in die Luft jagt und Wu Yan tötet. Sie gab Galaxias die Schuld am Tod ihre Nichte in Neapel. Galaxias sollte deshalb erzürnt sein - meinen jedenfalls unsere Helden.
Zum Glück hat Wu Zhi mit seiner Mannschaft unser Sonnensystem verlassen können und Galaxias' Barriere erreicht, wo er dem Alien das Missverständnis erklären soll. Natürlich kommt keine Kommunikation zustande, ist aber auch nicht nötig.
Die Chinesen sind schon dabei, unsere Sonne samt ihrer Planeten aus unserer Galaxis hinauszubewegen, damit Galaxias sich nicht weiter bedroht fühlt. Nach ein paar Millionen Jahren hätten die Menschen die Milchstraße verlassen.
Einen richtigen Schluss gibt es gar nicht - hoffentlich ist dies kein Anzeichen für eine Fortsetzung. Selten habe ich so einen hanebüchenen Quark gelesen.

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