Den leckeren Thunfischsalat, den meine Löwin an diesem Tag fabriziert hatte, ließ ich erst mal stehen. Denn von den letzten Arbeitstagen war ich so richtig genervt. Draußen begrüßte mich ein wolkenloser, blauer Himmel. 26° Celsius und kein Regen in Sicht, da war ich mit der neuen Stoffweste, die ich für 7,99 EUR von NKD erstanden hatte, genau richtig eingekleidet.
Für die ersehnte Bierpause im Park hatte ich mir das Buch mitgenommen, in dem ich aktuell lese. Ich nehme es vorweg: im Bus schaffte ich noch ein paar Seiten, aber auf der Parkbank kam ich gar nicht voran. Egal, ich nahm das Rad aus der Radstation und fuhr erst einmal zum Edeka Center im Brawopark.
Ich kaufte noch ein paar Sachen und fand sogar den Kühlschrank, welcher witzigerweise begehbar war. Es handelte sich hierbei um einen abgegrenzten Raum, in dem nur gekühltes Bier vorrätig gehalten wurde. Zwei Wolters, die ich zur Sicherheit in eine Plastiktüte wickelte, und schon konnte es weitergehen.
Die nächste Parkbank würde meine sein, bevor das Bier warm wird. Gleich am Anfang des Prinzenparks mit Blick auf die Georg-Westermann-Allee setzte ich mich nieder und machte die erste Dose auf. Gerade fing ich an, diesen Text zu sprechen, als eine Dame mit ihrem weißen Riesenpudel vorbeikam.
Mika hieß der Racker und legte sich auch sofort neben meinen Füßen ab, weil es ihm zu warm war. Kurz unterhielt ich mich noch mit der netten Frau, bevor sie dann weiter zog. Meine zwei Dosen waren zu schnell alle, das Buch hatte ich schon längst wieder eingepackt, da ich sowieso nicht zum Lesen gekommen war.
Manchmal muss es einfach Bier sein |
Kurz nach 15.00 Uhr war es an der Zeit weiterzufahren. Kurz vor Riddagshausen nahm ich das Ringgleis und ritt es bis zu unserem Lidl ab, weil ich noch eine Sache einkaufen musste. Die saure Sahne fehlte. Kurz nach 16.00 Uhr war ich endlich zu Hause angekommen und das Wochenende konnte beginnen, der Stress war endlich vergessen.
Mittwoch, 9. Juni. Was war das heute nur für ein schlimmer Arbeitstag. Ich würde lügen, wenn ich jetzt behaupte, dass ich mit voller Motivation in mein Büro gefahren wäre. Aber ich hatte nicht viel Post aus dem Homeoffice einzutüten und abzuheften, Telefonate schienen auch wenig aufgelaufen zu sein, da müsste ich doch die Aktenberge, die ich auf dem Schreibtisch gestapelt hatte, abbauen können. Weit gefehlt!
Die Rückrufe der Telefonate auf meinem AB gestalteten sich als langwierig, zudem kamen zusätzlich noch frische Anrufe rein. Weil ich dazu noch Rückfragen an Kollegen zu meiner Post hatte, war ich den ganzen Vormittag lang an drei verschiedenen Vorgängen parallel involviert. Endgültig den Rest gab mir ein Streitgespräch mit einer Kundin, die meinte, das der Bundesminister für Arbeit und Soziales den Selbstständigen, die während der Corona Pandemie schließen mussten, nicht nur die laufenden Betriebskosten und den Lebensunterhalt, sondern auch den Lebensstil sicherstellen wollte.
Das die Grundsicherung bzw Sozialhilfe nicht den Lebensstil sichert, dass wollte sie nicht einsehen. Ca. eine Viertelstunde stritten wir uns freundlich, aber bestimmt. Dieses Gespräch gab mir den Rest, zumal ich dann auch meinen Teamleiter am Telefon unnötigerweise anbölkte. Obwohl ich daraufhin Schluss machen wollte, schleppte ich mich noch bis 2:30 Uhr hin.
Auf dem Rückweg im Zug fasste ich einen Entschluss: Ab mit dem Fahrrad ins Grüne auf eine Parkbank. Zwei kalte Dosen Wolters. Aber wohin? Ich überlegte fieberhaft, dann hatte ich die rettende Idee. Bei uns zu Hause um die Ecke ist doch der Hans-Jörg-Felmy-Weg mit diesem schönen Kinderspielplatz.
Gesagt, getan. Ich fuhr die übliche Strecke Richtung Heimat, bog aber auf die Sophienstraße und dann in den Ring ein. Ich wusste, dass dort auf der linken Seite eine Tankstelle ist. Und tatsächlich: Die Aral hatte kaltes Wolters. Meine schlechte Stimmung war wie weggeblasen, flugs radelte ich über die Kälberwiese zum Spielplatz.
Da ich wenigstens noch etwas Schamgefühl besitze, setzte ich mich auf die Parkbank abseits des Spielplatzes, um das Kindeswohl nicht zu gefährden. Nach den ersten drei Schlucken hatte ich endlich Feierabend bzw. das Feeling. Ich saß im Schatten, der Himmel war strahlend blau mit wenigen weißen Wolken. 24 Grad Celsius, ein sanfter und kühler Wind... Herrlich!
Die Mücken merkte ich erst während der zweiten Dose, so dass ich mich beeilte, um nicht vollkommen durchgestochen zu werden. Trotzdem hatte ich meinen Frieden gefunden und würde am nächsten Tag wieder weiterkämpfen, um den Wust an Arbeit zu bewältigen.
Aber ach wie friedlich ist es doch an diesem Ort. Zwitschernde Vögel und quakende Entlein bilden einen schönen Kontrast zum vereinzelten Kindergeschrei. Was wäre ich froh, wenn ich in knapp sechs Jahren in Pension gehe und dann die Ruhe jeden Tag genießen kann. Und nicht wie an diesem Tag um 5 Uhr aufzustehen und mich vollkommen unnötig wegen der Arbeit zu ärgern.
Bald war auch die zweite Dose alle. Zeit, nach Hause zu fahren und meine Löwin und die Katzen zu begrüßen. Die sind wichtig, nicht die Arbeit. Und je mehr ich mir das selbst aufsage, umso mehr glaube ich daran. Mal schauen, ob es hilft.
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