Samstag, 13. April 2019

Buddy Holly 4/7

Sicherlich wurden bereits damals schon Hitsingles durch Promotion gepusht. Hier machten Peer-Southern und Brunswick keine Ausnahme und vor allem einen guten Job, aber das allein war es nicht. Buddy und seine Crickets erreichten ihren einzigartigen Sound durch einfachste Aufnahmetechnik, in diesem Fall das „Double-Tracking“. Hierbei wurde im ersten Schritt die Aufnahme auf einem Band aufgenommen - also Gesang, Gitarre, Bass und Schlagzeug. Im nächsten Arbeitsschritt nahm ein zweiter Recorder die erste Aufnahme und alle im Studio erzeugten Erweiterungen parallel auf.
Durch das Double Tracking war es für Buddy Holly möglich geworden, den Background zu seinen eigenen Leadvocals zu singen. Und die Lead- wie die Rhythmusgitarre konnte er nebenbei sogar selbst spielen, ohne einen zusätzlichen Studiomusiker bemühen zu müssen. Wenn ich da an die moderneren 16- oder gar 32-Spur Geräte denke und dies mit dem Double-Tracking bei „That`ll be the Day“ vergleiche, kann ich nachträglich nur den Hut vor den Sound Zauberern des Jahres 1957 in den Nor Va Jak Studios ziehen.
Ungefähr zur gleichen Zeit wurde „Words of Love“ von Buddy Holly auf Coral Records, ebenfalls eine Tochtergesellschaft von Decca, veröffentlicht. Buddy Holly wurde auf der Single als Solo Künstler vermarktet, weil Norman Petty in seiner neuen Funktion als Manager der Crickets davon überzeugt war, das man Buddy Holly auch noch zusätzlich über seinen Namen vermarkten müsste, so wie das in dem Business in den 50er Jahren üblich war.
in der Ed Sullivan Show

Petty hatte zwar richtigerweise erkannt, dass Buddy Holly das Zeug zum Weltstar hatte, jedoch überschätzte er die momentanen kommerziellen Möglichkeiten von Buddy Holly bei lediglich einem Single Hit mit den Crickets. Erst später sollte sich diese Doppelstrategie auszahlen.
Denn die Coverversion des Songs von den Diamonds, die gerade mit „Little Darlin`“ die Spitze der Charts erklommen hatten, verkaufte sich wesentlich besser als das Original von Buddy Holly. Richtig bekannt allerdings wurde der Song erst wesentlich später: Als Coverversion von den Beatles – vor ihrem großen Erfolg.
So blieb „That`ll be the Day“ der Song, der Buddy Holly`s Weltruhm begründete und ab Sommer 1957 die Charts stürmte. Dank dieses Hits bekamen die Crickets die Chance, auf einer großen Tour über 80 Tage im Package mit Fats Domino und den Everly Brothers viel Geld zu verdienen. Zur Freude aller erwies sich die Tour als ein riesiger Erfolg. Und wie Jerry Allison später erklärte: „Wir waren damals nicht an Geld oder Erfolg interessiert. Wir wollten auf die Straße gehen und spielen.“
Die Crickets schafften es sogar während dieser Tour, an ihrer ersten LP zu arbeiten. Der Longplayer „the chirping Crickets“ wurde mitten im Winter nach der Tour in den Studios der Tanner Air Force Base in Oklahoma City fertiggestellt. Die Band entschied sich, die einzelnen Songs während dieser Session häufig zu modifizieren. Ständige Improvisationen machte den Sound von Buddy Holly & the Crickets aus. Von diesem Album mit seinen inzwischen klassischen Songs des Rock `n` Roll stammt die Single „Oh Boy“, die in den Billboard Charts auf Platz 10 kletterte und in England Anfang 1958 bis auf Platz 3 stürmen konnte.
Dieser Song wurde von Norman Petty mit Sonny West und Bill Tilghman geschrieben und ursprünglich von Sonny West, der wie Buddy Holly aus Lubbock kam, auf Atlantic Records veröffentlicht. Leider blieb Sonny West der verdiente kommerzielle Erfolg mit „Oh Boy“ versagt. Dank Buddy Hollys unwiderstehlichem Gesang und der mittlerweile landesweiten Popularität der Crickets war der Erfolg des Covers vorprogrammiert.
Am 20. September 1957, als „Oh Boy“ schon in aller Munde war, veröffentlichte Buddy Holly als Solokünstler seinen wohl größten Hit „Peggy Sue“ auf Coral Records. Geschrieben wurde der Song von Holly, Jerry Allison und Norman Petty; die Crickets, die den Song mit eingespielt hatten, wurden gar nicht erwähnt. Hier folgte Petty der damals üblichen Vermarktung, auf einen Solokünstler statt einer Band zu setzen. In den 50ern ließen sich die Songs so vermeintlich besser verkaufen, denn das Prinzip eines Kollektivs beim Komponieren und Spielen, also einer Band, war den Plattenbossen noch nicht geläufig.
Der Song wurde eigentlich unter einem anderen Titel geschrieben. „Cindy Lou“ war eine Nichte von Buddy Holly. Aber Jerry Allison überredete Holly, den Song auf „Peggy Sue“ zu ändern, denn Peggy Sue war Allisons Freundin. Dank dieses wunderschönen Liebeslieds konnte Allison seine Freundin zur Heirat überreden. Immerhin hielt die Ehe 11 Jahre.
...mit Ed Sullivan

Bemerkenswert an „Peggy Sue“ ist die Schlagzeugtechnik von Allison. Dank Paradiddles auf der Tom, einem Wechsel von Einzel- und Doppelschlägen, kam ein treibender Rhythmus zustande. Petty verstärkte den Effekt noch, indem er die Dynamik durch rhythmisch Veränderungen der Lautstärke sowie Ein- und Ausschalten der Echokammer verstärkte. Allison spielte dazu dermaßen laut, dass er sein Schlagzeug im Flur des Studios aufstellen musste!
Hinzu kommt die schmachtende Stimme von Buddy Holly samt der klaren Gitarre. Der eigenwillige Sound zahlte sich aus; Mit eineinhalb Millionen verkaufter Singles sollte „Peggy Sue“ der größte Verkaufserfolg von Buddy Holly zu seinen Lebzeiten werden.
Aber nicht nur die Verkaufserfolge der Singles machten Buddy Holly and the Crickets landesweit bekannt. Das Fernsehen hatte seinen Siegeszug angetreten und Musikshows waren ein probates Mittel, um die Menschen vor der Glotze zu fesseln. Legendär wurde hierbei die Ed Sullivan Show, in der Holly mit seinen Crickets zweimal auftreten durfte. Laut Jerry Allison soll die Zeit zwischen diesen beiden Shows die beste Phase in der Karriere der Crickets gewesen sein.

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