„Whitey“ Dwight Pullen erblickte am 5. März 1931 in Blountsville, Alabama, in ärmlichen Verhältnissen das Licht der Welt. Dwight war schon in der Schule mit der Gitarre unterwegs; stark beeinflusst wurde er hierbei von der Countrymusik eines Red Foley, der sein „Ozark Jubilee“ mittels eines Radiosenders aus Springfield, Missouri,ausstrahlte.
Auch die vier Brüder und vier Schwestern von Dwight waren sehr musikalisch, aber Dwight war wohl der einzige der neun Geschwister, der das Musizieren wirklich ernsthaft verfolgte. Denn nur kurzzeitig waren zwei Schwestern namens Polly und Zera in den 30er und 40er Jahren aktiv, durften sogar neben Eddy Arnold auftreten, der in den späten 40er Jahren mehrere Nummer 1 Hits in den Country Charts verbuchen konnte. Sein „Cattle Call“ ist sogar mir geläufig. Aber da hatten „Polly § Dolly, wie sich die beiden Mädels nannten, die Bühne bereits verlassen.
Dwights Vater war Stahlarbeiter und ging immer der Arbeit hinterher. So verschlug es die Familie nach Kalifornien, als Dwight 10 Jahre alt geworden war. Bis auf eine kurze Periode 2 Jahre später, als die Familie kurzzeitig nach Florida verzog, blieb Vater Pullen mit den Seinen in Kalifornien. Während der kurzen Zeit in Florida arbeitete Dwight nach der Schule nebenbei in einem Restaurant und als Lieferjunge.
Zurück im „Golden State“, gründete Dwight an der Highschool seine erste Band. Cotton Brown, Jimmy Webb und Larry Murphy hießen seine Mitstreiter. Wobei dieser Jimmy Webb nichts gemeinsam mit dem bekannten Songschreiber und Komponisten (u.a. der Supremes) zu tun hat. Dieser Jimmy Webb wurde nicht berühmt und betrieb zeit seines späteren Lebens einen Plattenladen.
Die Band hatte eine eigene Radioshow in Pittsburg, Kalifornien (musste ich googeln, liegt 50 km östlich von San Francisco). Wir befinden uns noch Ende der 40er Jahre, da wurde Country noch mit einer Fiddle gespielt und es konnte vereinzelt zu Jodeleinlagen kommen. Seine Geschwister erinnerten sich später, dass Dwight stets ehrgeizig war und immer noch eine Idee aus dem Hut zauberte, um einige Dollars zu verdienen. Beispiele hierfür habe ich allerdings nicht gefunden.
1951 zog die Familie zurück nach Alabama; Anfang dieses Jahrzehnts wurde Dwight eingezogen und diente der US Marine in Anchorage, Alaska. Auch dort hatte er eine Band und trat in den örtlichen Clubs auf. Bei einem dieser Gigs lernte er Margaret, ein Mädchen aus der Gegend, kennen und heiratete sie auch prompt. 1956 übernahm das Paar das Management des „Red Barn Club“ in Anchorage; Dwight managte auch noch die Hausband des Clubs. Am Tag arbeitete Dwight im Autohaus seines Schwiegervaters, bevor er ein eigenes Autohaus eröffnen konnte. Ende der 50er Jahre war Dwight Pullen der einzige Booking Agent in Alaska, so dass bald sämtliche Künstler nur über ihn nach Anchorage kommen konnten. Seinen eigenen Club konnte er so gut am Leben erhalten.
Viele große Country Stars jener Jahre besuchten dank Dwight Alaska zum allerersten Mal, da sie dort auch in Dwights sehr populären (lokalen) Fernsehsendung auftreten konnten. Seit dieser Zeit verband Dwight mit Größen wie Ray Price, Johnny Cash, Carl Perkins oder Patsy Cline eine dauerhafte Freundschaft. Das hängt sicherlich auch damit zusammen, dass die genannten Musiker während ihres Aufenthaltes in Alaska bei Dwight wohnten.
Daneben machte Dwight auch weiterhin selbst Musik. Unterstützt wurde er hierbei auch immer wieder durch seine Familie. 1955 und 56 half ihm sein Neffe James Noble am Bass. Sein Bruder Brack blieb bei ihm in Alaska und gehörte seiner Band für einige Jahre als Rhythmusgitarrist an. Er beteiligte sich an den Vocals und fungierte auch als Roadie. Dwights Band ging sogar mit Ray Price, den Collins Kids und Johnny Cash auf mehrere Tourneen.
Und Dwight war kein hinterwäldlerischer Hillbilly; er wusste genau, dass er als Musiker keinen Erfolg haben konnte, wenn er dauernd in Anchorage blieb. Deshalb besuchte er 1955 mit James Noble Connecticut für Sessions. Ein Jahr später versuchte er sein Glück in Nashville, Tennessee, dem Mekka der Countrymusic. Dwight hatte sich überlegt, dass er mit Sessionaufnahmen mehr Aufmerksamkeit für seine Person generieren könnte.
Zunächst versuchte er seine Aufnahmen bei einigen größeren Labels unterzubringen, wurde jedoch stets abgelehnt. Endlich konnte er bei der neugegründeten „Delta Record Company“ den begehrten Plattenvertrag ergattern. Witzigerweise gab es damals gleich 5 Labels namens Delta, das Label von Dwight wurde von F.L. „Red“ Wortham in Nashville geführt und existierte lediglich von 1956 bis 1959. Für ein kleines Independent Label war das zwar schon lange, aber tatsächlich gab es nur wenige Veröffentlichungen dieses Labels.
Die erste Single von Dwight war „I`m beggin` your Pardon“ / „broke waiting for a Break“. Die Platte wurde Ende 1956 eingespielt und im Dezember desselben Jahres veröffentlicht. Wie auch bei den meisten seiner späteren Platten waren die Songs von ihm selbst komponiert worden und unter dem Namen Whitey Pullen herausgegeben. „Whitey“ war sein Spitzname, den ihm Freunde wegen seiner hellblonden Haare verpasst hatten.
Diese Country Platte war kommerziell ein Misserfolg, vielleicht auch, weil mit Bob Saxton lediglich ein Gitarrist darauf zu hören war. Dies war 1956 schon zu wenig und Dwight Pullen beließ es auch erst einmal mit der einen Platte.
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