Evan Currie – Unter der Sonne
Der dritte Band von bisher Vieren. Selbst einen Fünften würde ich noch lesen - aber nur, weil ich schon so viel Zeit dafür investiert habe. Wenn ihr Euch meine Kritik zu den ersten beiden Romanen aus dem Februar 2014 noch einmal anschauen mögt, wisst ihr gleich Bescheid und könnt mir beim weiteren Ablauf der Handlung folgen.
Neu im dritten Band ist die PLASF Weifang, ein interstellares Schiff der Volksbefreiungsarmee des chinesisch indischen Blockes unter dem Kommando von Kapitän Sun Ang Wen. Die Kommunisten haben zwar den 3. Weltkrieg verloren, dürfen aber wieder mitspielen, da es ja gilt, die Draisin – quasi die Bugs – zu vernichten.
Der Block hat eine andere Antriebsart als die Amis entwickelt. Sie gehen nicht durch den Hyperraum, sondern fliegen einfach mal so 100fache Lichtgeschwindigkeit.Außerhalb des Sonnensystems werden sie von den Draisins entdeckt mit der Folge, das nicht nur die Draisins und das dahinterstehende, geheimnisvolle Imperium die Koordinaten der Erde erfährt, sondern auch die mit den Menschen alliierten Priminae.
Ich will es kurz machen: Die Draisins drehen durch, vernichten wohl die sie kontrollierenden (Menschen?) des Imperiums des Raumabschnitts und stürmen mit 2500 Schiffen unser Sonnensystem, um die Menschen zu vernichten.
Nur Eric Weston und seine unerschrockene Crew der Odyssey können die Erde jetzt noch retten. Was dann folgt, ist hanebüchen und offensichtlich den pubertären Fantasien eines 12jährigen Teenagers entsprungen. Die Weifang vernichtet erst mal 1500 gegnerische Schiffe einfach so durch Ablassen und Entzünden ihres Treibstoffes vom Überlichtantrieb, wo doch ein einziger Schuss eines Draisin Kreuzers ausreichen würde, um die Weifang wegzufegen.
Die (Ami)menschen haben noch ein zweites Raumschiff namens Enterprise fertigstellen können. Ein Name, der die Kindheit des Autors schonungslos offenlegt. Leider verstehen 12jährige noch nicht den moralischen Anspruch dieser großen Fernsehserien. Blind geballert wird in Star Wars, da ist das Gemüt des kleinen Evan besser aufgehoben gewesen.
Stephanos Michaels und seine Fliegerstaffel stiften mit ihren 5 (!) Jägern auch noch genug Verwirrung. Die Raumstation Liberty feuert aus allen Rohren, aber im heldenhaften Abwehrkampf fällt die Odyssey, nur noch mit Weston an Bord, munitions- und hoffnungslos dem Erdboden entgegen.
Ja, jetzt stirbt er endlich. Oh nein, eine mysteriöse Erscheinung rettet ihn noch einmal und er knallt lebend auf die Erde. Schiff ist hin, Raumstation und alle Waffen der Erde sind hin. Die Draisins setzen Landetruppen ab, aber Weston lebt.
Leider kann ich immer noch keine Ironie erkennen, wodurch die extrem flache Darstellung der Charaktere und die kindliche Storyentwicklung aufgebrochen werden könnte. „Starship Troopers“ hatte dies gegen Ende, auch die TV Serie Space.
Evan Currie – Jenseits der Erde
...zum Vierten. Jetzt ist erst einmal wieder Bodenkampf angesagt. Eric Weston hat noch ein paar Einzelkämpferanzüge aus der geschrotteten Odyssey retten können und stattet einige alte Kumpel und andere toughe Typen damit aus. Zusammen mit der US Army, die mit schwerem Gerät (was anderes hilft gegen die Draisins nicht) unterwegs ist, drängen sie die Draisins erst aus New York bzw. vernichten sie alle und dann in anderen Metropolen der USA.
Unnötig zu erwähnen, das die Amis natürlich mit Leidenschaft und großer Opferbereitschaft bei der Sache sind. Ja sie unterstützen sogar noch die anderen Nationen, insbesondere die Inder und Chinesen. Die können es ja auch nicht alleine, wie wir alle wissen.
Dieser Patriotismus erstaunt mich immer wieder. Erinnert mich an die Landser Heftchen. Das die Draisins komplett vernichtet werden müssen, weil sie quasi den Planeten auffressen und sich darüber vermehren, das ist soweit plausibel. Aber trotzdem... Dieses Schwarz Weiß Getue nervt bei der Lektüre, von Seite zu Seite mehr.
Admiralin Gracen hatte sich am Ende des dritten Bandes mit Teilen der Besatzung der Odyssey sowie der Enterprise zu den Priminae retten können. Diese stellen ihr 5 Schiffe zur Verfügung, die natürlich denen der Draisins haushoch überlegen sind.So schnell wie möglich, immer mit Angst, zu spät zu kommen und eine zerstörte Erde vorzufinden, dringt Gracen mit den 5 Schiffen sowie der Enterprise ins Sonnensystem ein.
Sie sieht sich über eintausend Draisin Schiffen gegenüber und vernichtet so viel wie es nur geht, aber irgendwann wird es dann doch eng. Doch 10 Seiten vor Schluss widersetzt sich Admiral Tanner, der Befehlshaber der Priminae Flotte, dem Stillhalte Befehl und unterstützt die Odysseus (das Flaggschiff der Admiralin) und Weston, der irgendwie wieder auf ein Schiff gekommen ist. Im Epilog sind dann alle Draisin auf der Erde und um die Erde herum platt gemacht.
Puh, geschafft. Diesen Roman meine ich. Im fünften Band wird wohl ein Schiffsbewußtsein Schwierigkeiten machen und Gaia, die ominöse Wesenheit, die auf der Erde lebt oder die Erde ist, wird wieder aktiv dabei sein.
Nach diesen beiden Currie Romanen hintereinander weiß ich, warum ich nicht auf Military SF stehe. Ist wirklich nur etwas für schlichte Gemüter.
Thomas Wieczorek – Die Profitgeier
„Wie unfähige Manager unser Land ruinieren“ heißt der Untertitel dieses mal wieder sehr lesenswerten Buches von Wieczorek. Eine Wohltat nach dem Gemetzel der letzten beiden Romane von Currie.
Eindrucksvoll und schonungslos deckt der Autor die Schwächen und Unfähigkeit des deutschen Managements, nicht nur des Spitzenmanagements, auf. Auch die von mir heißgeliebten Optimierer von Kinsey bekommen ihr Fett weg. Bei der Lektüre dieser Mahnschrift, so möchte ich sie mal bezeichnen, lief mir ein wohliger Schauer den Rücken hinunter.
Der Autor untermauert die einzelnen Abschnitte mit konkretem Zahlenmaterial, was sich vorzüglich bei Diskussionen mit Freunden und Bekannten verwenden lässt. Leider ist das so viel Information, das man sich nicht alles merken kann.
Trotzdem lesen.
Ronald Reng – Der Traumhüter
Reng ist Sportreporter und hat lange Jahre in London und Barcelona gearbeitet. Dieser „Roman“ wurde 2002 zum Bestseller und in England sogar zum „Sportsbook of the Year“ gewählt. Alles nach einer wahren Geschichte.
Der Torhüter Lars Leese, dessen Geschichte hier erzählt wird, hat mit Reng zusammengearbeitet und steuert in einigen Passagen, die er aus seiner persönlichen Sicht schildert, wichtige Farbtupfer mit ein.
Mit 16 stand Leese im Tor der B Jugend des 1. FC Köln und träumte von einer Profikarriere. Dies war längst vorbei, als er mit 22 in der Kreisliga Westerwald das Tor hütete. Durch Zufall landete er über Bayer Leverkusen dann aber doch beim FC Barnsley, der ein kurzes (einjähriges) Gastspiel in der Premier League gab.
Er war 28, als er in einem von 22 Spielen für Barnsley sein größtes Spiel machte. Barnsley gewann im FA Cup 1:0 beim FC Liverpool und Leese hielt einfach alles. Nach dem Abstieg fiel er in Ungnade und wurde schließlich arbeitslos.
Als Amateur ließ er seine Karriere ausklingen und ist heute Trainer, also dem Fußball verbunden geblieben. Aktuell trainiert er den DSK Köln in der siebtklassigen Bezirksliga.
Schön ist auch die persönlicher Lebensgeschichte von Leese und seiner Frau Daniela, die auch zu Wort kommt und trotz vieler Schwierigkeiten zu Leese gehalten hat in all den Jahren. Ein Leben voller Höhen und Tiefen, aber dies ist keine Tragödie. Es ist eine Liebeserklärung an den Fußball an sich.
Der Traumhüter wurde oft mit „Fever Pitch“ verglichen. Meine Meinung: Der Traumhüter ist besser.
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