Dienstag, 9. Dezember 2025
Contramann: kurz gesehen im Dezember
Ein „wir hatten das doch nicht gewusst, mein Junge“ ist also nicht mehr möglich. Aber die Staatsraison verlangt eine Solidarität mit Israel. Und um diese zu unterfüttern, fordert Felix Klein, der Antisemitismusbeauftragte des Bundes, bei den einzelnen Rundfunkanstalten ebenfalls Stellen von Antisemitismusbeauftragten einzustellen.
Weil es beim öffentlich rechtlichen Rundfunk „nicht nur um Fakten“ gehe, „sondern um die Vermittlung von Haltung“. Aha. Und das ist jetzt wichtiger als objektive Berichterstattung? Was ist denn, wenn die Wirklichkeit der Haltung widerspricht?
Die Aussage des Antisemitismusbeauftragten ist maximal unglücklich. Denn wenn Haltung in den Medien an oberster Stelle steht, dann gute Nacht. Hatten wir schon genug in Deutschland gehabt. Brauchen wir nicht.
https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/geopolitik/eu-kallas-de-masi-russland-china-li.10004771
Zugegebenermaßen hat Frau Kallas eine gute Portion Sexappeal, Dummheit würde ich ihr aber trotz der folgenden Aussagen nicht unterstellen wollen:
„China und Russland haben den Zweiten Weltkrieg gewonnen und die Nazis besiegt? Das ist etwas Neues“, sagte die estnische Politikerin auf einer Konferenz des Instituts der Europäischen Union für Sicherheitsstudien.
Es sei ein gefährliches Narrativ, das bei immer mehr Menschen verfange, „die nicht lesen und die sich nicht mehr so sehr an die Geschichte erinnern“, so Kallas.
Wenn ich mir die Todeszahlen auf statita.com: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1055110/umfrage/zahl-der-toten-nach-staaten-im-zweiten-weltkrieg/
einfach mal so anschaue, sehe ich 24 Millionen tote Soldaten und Zivilisten auf Seiten der Sowjetunion und derer 20 Millionen auf Seiten der Chinesen. Und natürlich weiß Frau Kallas, dass weder die Sowjetunion noch die Chinesen auf Seiten der Achsenmächte gekämpft hatten. Das galt schon eher für einen Teil ihrer Landsleute:
https://de.wikipedia.org/wiki/20._Waffen-Grenadier-Division_der_SS_(estnische_Nr._1)
Warum Frau Kallas einen derartigen Hass auf die „Russen“ schiebt, soll ihre Privatsache sein. Wenn diese Frau aber als EU-Außenbeauftragte unterwegs ist und in dieser Funktion derartige falsche Aussagen - besser gesagt Lügen - tätigt, dann wundert es mich nicht, dass die Europäer an den Gesprächen zur Beendigung des Krieges zwischen Amis, Russen und Ukrainern noch nicht einmal am Katzentisch sitzen.
Ein jeder von uns sollte es eigentlich an der allgemeinbildenden Schule gelernt haben, dass der Beitrag der sowjetischen Armee an der Niederlage der Achsenmächte in Europa ein wesentlicher gewesen war, ohne den übrigens die Landungen der Alliierten in Frankreich und in Italien schwer möglich gewesen wären.
Die von ihr praktizierte Geschichtsklitterung disqualifiziert diese Frau für ein politisches Amt; ihre jüngst erhobene Forderung nach Begrenzung der russischen Truppenstärke nach Beilegung des Krieges in der Ukraine zeugt von einer weiten Entfernung zur Realität:
https://overton-magazin.de/top-story/kallas-es-gibt-kaum-kriege-wo-die-situation-so-klar-ist-es-gibt-einen-aggressor-und-ein-opfer/
Wenn das die „wertegeleitete Außenpolitik“ darstellt, von der Frau Baerbock immer gefaselt hatte, dann würde ich mich aber in einem „Schurkenstaat“ a la Putin besser und freier fühlen. Der lügt wenigstens nicht so dreist wie Frau Kallas.
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/sozialstaat-deutschlands-grosszuegigkeit-gegenueber-arbeitslosen-und-fluechtlingen-a-f97dac0a-8d0f-4e68-b75d-889ad3ae26d5
Ich bin erstaunt: Dieser Beitrag erschien im Spiegel, ehemals das Sturmgeschütz der Demokratie. Nun ist Nicholas Blome zugegebenermaßen nicht als Revoluzzer verschrien.
Flüchtlinge aus Syrien über ein Jahr nach Beendigung des Bürgerkrieges dorthin zurückzuführen wollen, bin ich ja vom Grundsatz her bei ihm. Leider ist das neue Regime dort genauso schlimm wie das alte unter Assad, so dass sich hier ein Zwang zur Ausreise aus humanitären Gründen verbietet.
Der Fehler liegt eben am System, vereinfacht dargestellt. Wenn Deutschland kraft seiner Geschichte ein Asylrecht garantiert und eben kein Einwanderungsland sein will, welches lediglich mittels Quoten und vorhandener Arbeitsmöglichkeiten die Leute ins Land lässt, ihnen dann aber auch den dauerhaften Aufenthalt offeriert und damit eine Integration ermöglicht, dann darf man die Asylbewerber eben nicht integrieren, ohne dass diese wirklich eine verlässliche Zukunft in Deutschland besitzen. Ehrlicherweise müsste man diese dann tatsächlich in Sammellagern unterbringen und nach Beendigung des Asylgrundes in ihre Heimat zurückführen.
Dies würde auch Blomes Problem mit dem Bürgergeldbezug lösen: Denn nur wenn der Flüchtling als Einwanderer dem „Deutschen“ gleichgestellt ist, kann dieser vollkommen zu Recht auf die soziale Sicherung unseres Staates pochen.
Es würde natürlich immer noch Idioten geben, die sich vor einer Überfremdung fürchten. Aber die könnten dann vielleicht nach Syrien auswandern.
https://overton-magazin.de/hintergrund/politik/zaehlen-verboten/
Zum Thema Neuauszählung der vergangenen Bundestagswahl wegen des Knappen Scheiterns des BSW an der 5% Hürde gibt es zwei Meinungen. Für mein Dafürhalten gibt es gute Argumente für eine Überprüfung des Wahlergebnisses. Tatsächlich habe ich ein Beispiel für eine Neuauszählung „auf Verdacht“ gefunden:
https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/neuauszaehlung-stimmen-wahl-neukirchenseelscheid-100.html
Allerdings akzeptiere ich (in dieser Frage zumindest) auch die Ansicht „Elfmeter ist, wenn der Schiedsrichter pfeift.“ Denn natürlich wäre bei den sicherlich anderen Mehrheitsverhältnissen im Bundestag eine andere Regierungskoalition nötig, was der Legitimität der bislang erfolgten Beschlüsse schaden würde.
Alsdann: Bleiben Sie links, bleiben Sie kritisch. Und:
„I`m so bored with the USA. But what can I do?“
Mittwoch, 3. Dezember 2025
Udorallala: Meet the Grufties
Bereits im beginnenden Sommer hatte ich eine Karte für das D.A.D. Konzert im Westand geordert. Knapp unter 50 Euro hatte ich bezahlt gehabt und freute mich auf das Konzert; schließlich kenne ich die Gruppe seit Ende der 80er und hatte sie Anfang der 90er auch schon einmal sehen dürfen.
Bereits kurz nach 17.30 Uhr machte ich mich auf den Weg mit dem Bus in die Stadt. Das Konzert sollte zwar erst um 20.00 Uhr mit der Vorgruppe losgehen, aber ich wollte vorher wenigstens etwas gegessen haben. Freitag, 14. November: Genau - Freitags esse ich vor dem Abend nichts. Und da ich im Westand nicht Cola trinken wollte, musste ich meinen Magen notwendigerweise entsprechend vorbereiten.
Ich speiste fürstlich im Asia Bistro (Huhn gebacken, Reis auf Gemüse mit roter Currysauce scharf). Danach noch ne Brezel vom Backwerk und als krönenden Abschluss vom Würger King nen Double-Cheese. Letztere ist ja gleich um die Ecke vom Westand. Derart präpariert, konnte an diesem Abend nichts anbrennen.
Mir war zugegebenermaßen schon etwas schlecht von der Mischung, aber ein erstes Bier half dabei, das Ganze zu ordnen. Da hatte ich die üblichen Verdächtigen längst identifiziert gehabt. Als da wären Pocke und Patti, Wolfgang selbstverständlich, aber auch Carl, dem langjährigen Gitarristen von Pockes Band. Über die Anwesenheit von Klausi und Audrey, welche ich auch nicht so häufig sehe, habe ich mich richtig gefreut.
Bei der Vorgruppe namens 69 Eyes (aus Helsinki) wurde ich gewahr, dass es sich hierbei nicht um die Vorgruppe handelte. Die Band genießt wohl unter den Grufties einen hohen Bekanntheitsgrad. UMD, der überraschend auch noch auftauchte, konnte mir dies verständlich erklären.
Die 69 Eyes waren wirklich nicht schlecht. Beim Anblick des Sängers fiel mir dann doch noch ein, dass Glen Danzig ganz schön abgenommen hatte. Sein Gesang erinnerte doch sehr stark an Danzig, wobei ich ab und an auch an Andrew Eldritch denken musste. Lange, glatte und dunkle Haare. Dazu Sonnenbrille. Das Klischee lebt.
Überhaupt: Das Riff von „This Corrosion“ tauchte des Öfteren auf. Dies konnte von uns alten Hasen nicht unbeobachtet bleiben. Wobei mir der Gitarrist eher dank seiner Klaus Meine Gedächtnismütze ins Auge fiel. Was eine derartige Kopfbedeckung auf der Bühne eines gar nicht mal schlechten Gigs zu suchen hat, bleibt mir aber unverständlich.
Insgesamt fand ich die 69 Eyes dann doch sehr gut, weil sie erkennbar Wert auf gute - sprich eingängige - Songs legen. Diese Band existiert tatsächlich schon seit Ende der 80er, aber sie hatten sich bislang gut vor mir verstecken können. Beim späteren Hören des Studiomaterials der Band konnte ich diesen Eindruck nur bestätigen.
Bereits im beginnenden Sommer hatte ich eine Karte für das D.A.D. Konzert im Westand geordert. Knapp unter 50 Euro hatte ich bezahlt gehabt und freute mich auf das Konzert; schließlich kenne ich die Gruppe seit Ende der 80er und hatte sie Anfang der 90er auch schon einmal sehen dürfen.
Bereits kurz nach 17.30 Uhr machte ich mich auf den Weg mit dem Bus in die Stadt. Das Konzert sollte zwar erst um 20.00 Uhr mit der Vorgruppe losgehen, aber ich wollte vorher wenigstens etwas gegessen haben. Freitag, 14. November: Genau - Freitags esse ich vor dem Abend nichts. Und da ich im Westand nicht Cola trinken wollte, musste ich meinen Magen notwendigerweise entsprechend vorbereiten.
Ich speiste fürstlich im Asia Bistro (Huhn gebacken, Reis auf Gemüse mit roter Currysauce scharf). Danach noch ne Brezel vom Backwerk und als krönenden Abschluss vom Würger King nen Double-Cheese. Letztere ist ja gleich um die Ecke vom Westand. Derart präpariert, konnte an diesem Abend nichts anbrennen.
Mir war zugegebenermaßen schon etwas schlecht von der Mischung, aber ein erstes Bier half dabei, das Ganze zu ordnen. Da hatte ich die üblichen Verdächtigen längst identifiziert gehabt. Als da wären Pocke und Patti, Wolfgang selbstverständlich, aber auch Carl, dem langjährigen Gitarristen von Pockes Band. Über die Anwesenheit von Klausi und Audrey, welche ich auch nicht so häufig sehe, habe ich mich richtig gefreut.
Bei der Vorgruppe namens 69 Eyes (aus Helsinki) wurde ich gewahr, dass es sich hierbei nicht um die Vorgruppe handelte. Die Band genießt wohl unter den Grufties einen hohen Bekanntheitsgrad. UMD, der überraschend auch noch auftauchte, konnte mir dies verständlich erklären.
Die 69 Eyes waren wirklich nicht schlecht. Beim Anblick des Sängers fiel mir dann doch noch ein, dass Glen Danzig ganz schön abgenommen hatte. Sein Gesang erinnerte doch sehr stark an Danzig, wobei ich ab und an auch an Andrew Eldritch denken musste. Lange, glatte und dunkle Haare. Dazu Sonnenbrille. Das Klischee lebt.
Überhaupt: Das Riff von „This Corrosion“ tauchte des Öfteren auf. Dies konnte von uns alten Hasen nicht unbeobachtet bleiben. Wobei mir der Gitarrist eher dank seiner Klaus Meine Gedächtnismütze ins Auge fiel. Was eine derartige Kopfbedeckung auf der Bühne eines gar nicht mal schlechten Gigs zu suchen hat, bleibt mir aber unverständlich.
Insgesamt fand ich die 69 Eyes dann doch sehr gut, weil sie erkennbar Wert auf gute - sprich eingängige - Songs legen. Diese Band existiert tatsächlich schon seit Ende der 80er, aber sie hatten sich bislang gut vor mir verstecken können. Beim späteren Hören des Studiomaterials der Band konnte ich diesen Eindruck nur bestätigen.
Und dass sich an dieser Stelle nicht lediglich die Vorgruppe abgemüht hatte, registrierte ich am Publikum bereits während der ersten Songs. Der Saal wimmelte von jung gebliebenen Milfs, die die Songs mitsangen. Wahrscheinlich kannten sie die Band vom M’era Loona Festival, welches jeden Sommer in Hildesheim stattfindet.
Für die Mädels waren 69 Eyes der Act des Abends. Ich erkannte dies daran, dass die Milfs den Saal verlassen hatten, als es ernst wurde. D.A.D. kamen auf die Bühne und legten los. Warum D.A.D. mit Cowpunk beworben wird, kann ich allerdings immer noch nicht nachvollziehen. Bloß weil da irgendwann mal eine akustische Gitarre auftaucht, kann man die Band doch nicht in die Nähe von z.B. Jason & the Scorchers rücken.
Optisch stach hier der Bassist Stig Pedersen hervor. Mit seinen silberfarbenen Overknee Stiefeln machte er jeder Drag Queen Konkurrenz. Pocke wusste zu berichten, dass er sein Instrument mit lediglich 2 Saiten bestückt hat.
Dazu dann noch die Outfits des Instruments: Den Bass in Form einer Saturn Rakete hatte ich bereits in diversen Videos bewundern dürfen. Aber den Bass in Form eines eisernen Kreuzes inklusive Red Baron fand ich dann doch etwas übertrieben.
Auf jeden Fall schaffte es die Band, das zahlenmäßig dezimierte Publikum mitzunehmen und nach den diversen Bieren zu diesem Heavy Rock Spektakel war es an der Zeit, die letzte Bahn nach Hause zu nehmen.
Um es kurz zu machen: Der Anschlussbus war bereits weg, so das ich eine Tram Richtung Rathaus nehmen musste. Dort angekommen, zeigte die Tafel 52 Minuten bis zum benötigten Bus an. Fluchend ging ich zu Fuß im unangenehmen Regen los, um nach kurzer Zeit in ein Taxi zu steigen. 15 Euro bis nach Hause, der Abend endete unschön.
Von der anschließenden Erkältung mal abgesehen, hatte ich ein hervorragendes Konzert erleben dürfen. Vielleicht komme ich das nächste Mal auch in schwarzen Klamotten. Man möchte ja die geltende Kleiderordnung beachten.
Freitag, 28. November 2025
Uncle Fester: grad gelesen November 2025
Bis vor wenigen Jahren hatte ich Science Fiction Romane, die nicht in den USA oder wenigstens Großbritannien entstanden waren, konsequent unbeachtet liegengelassen. Eine Ausnahme hierfür war vielleicht Andreas Brandhorst, aber sonst… schwierig.
Egal. Nach dem „epischen“ Machwerk von Miles Cameron wollte ich etwas verlässlich Gutes lesen, da kam eigentlich nur einer aus der Riege der „neuen deutschen Welle“ infrage. Der Erik Harlandt mit seiner DoHa Triologie sollte es sein und ich war auch gleich von der ersten Seite an begeistert. Sofort fesselnd. Konsumkritisch. So will ich es haben, aktuell.
Band 1: Galaktische Geschäfte
Der Nerd Phil aus Hamburg träumt von der Zombieapokalypse, als diese 2044 tatsächlich eintritt. Zum Glück kann er sich in einen Drucker einer galaktischen Handelsgesellschaft (DoHa) retten, um sich selbst zu reproduzieren. Und - schwupps - ist der Replikant und damit unser Hauptdarsteller in kniffligen Missionen für die DoHa unterwegs; unterstützt von der KI Kessryn.
Diese befreit sich von den DoHa und nimmt Phil gleich mit zum großen Müllplaneten, welchen er befreien will. Denn dorthin kommt der gesamte Müll aus der von DoHa kontrollierten Zone mittels eines Wurmlochs und zwingt die Bewohner des Planeten, ihre Städte ständig zu erneuern, um nicht unter dem herabregnenden Müll begraben zu werden.
Spätestens hier habe ich mich in den Roman verliebt. Eine wunderbar konsum- wie gesellschafts- und politikkritische Story, wenn auch der Anfang etwas an „Per Anhalter durch die Galaxis“ erinnert. Und die auf dem Müllplaneten hinzukommenden Protagonisten bereichern den Plot in erfreulicher Weise.
701 ist ein originaler DoHa und möchte die gesamte Macht im DoHa Sektor an sich reißen. Die 212s sollen ihn aufhalten - der Replikant 212.591 (geil - klingt nach den Panzerknackern) hat sich selbst verbotenerweise 89mal geklont. Eine Truppe von 5 Söldnern soll Kessryn wieder einhegen. Und dann ist da noch eine Gruppe von Aliens aus der kontrollierten Zone, der Charta, welche den Bewohnern des Planeten helfen wollen.
Sie alle - auch Phil und Kessryn - arbeiten am Ende zusammen, um die Richtung des Wurmlochs umzukehren und mit dem Müll in die DoHa Zone zurückzukehren. Dort startet 701 seinen Umsturz erfolgreich, während Kessryn den doch etwas unbedarften Phil zurück auf die Erde bringt. Ich warte gespannt auf den Fortgang der Story im zweiten Teil.
Band 2: Galaktischer Neustart
Ah - neue Protagonisten. Ohne Phil - Sehr gut, der unbedarfte Phil wirkte auch etwas abgelutscht zuletzt. Dafür ist doch noch ein zweiter Mensch im All unterwegs. Jaques Leclair war in der Legion gewesen und heuerte als Butler und Leibwächter beim Milliardär Diego Miller an. Als Doha dann die Erde mit ihren Dienstleistungen und Alientech überflutete, wurde Jaques arbeitslos und übernahm eine Stelle als Steward auf einem intergalaktischen Kreuzfahrtschiff.
Weit draußen in der Galaxis war die Währung der menschlichen Passagiere wertlos geworden, was bei den dubiosen Geschäftspraktiken von Doha zum Aussetzen der Passagiere auf einem fernen Planeten führte. Jaques war da natürlich auch nicht mehr zu gebrauchen und somit wieder arbeitslos und gestrandet. Rücksturz zur Erde? Sein Problem.
Daher ließ er sich auf ein dubioses Geschäft ein. Er sollte lediglich einen Gegenstand aus einem Depot holen. Nichts Illegales, bloß zwei Kopfgeldjäger wollten ihm den Speicher mit dem Code, der die Erbinformationen der Doha auslesen kann, abjagen. 701 braucht diesen Code, um das den Doha nicht bekannte Verhaltensmuster, dem die Doha beim Erwachen des Leibs, also dem Ursprung dieser Spezies, zu entschlüsseln.
Und der Leib ist erwacht und droht, die Doha von sämtlicher Individualität zu befreien und sämtliches Leben in der Galaxis auszulöschen. Der Leib, ein riesiger Wurm, bewegt sich zu der Sonne in seinem System, um Energie zu tanken, während dessen Flotte die Flotte der Charta, die die Wurmlochverbindung zur Milchstraße überwacht, auslöscht.
All das weiß Jaques natürlich nicht, als er schließlich auch seinen ärgsten Widersacher, den Klek Tukerbo Va, überlistet hat und den Speicher zu 701 bringen kann. Auf diesem Speicher ist auch das System des Leibs verzeichnet, nun muss 701 schnell handeln, will er sich retten und einen Untergang der Galaxis verhindern.
Eine Bombe soll den Leib sprengen, bevor dieser seine Sonne erreicht. Wer ist für diesen Auftrag besser geeignet als Jaques und natürlich - Phil. Ab Seite 124 ist dieser dabei. Gelangweilt von seinem „Ruhestand“ auf der Erde, macht er sich mit Jaques auf den Weg zum Leib. Das mehr als ungleiche Paar muss sich also zusammenraufen, um den Leib zu besiegen.
Die Parallelen zu Douglas Adams werden immer deutlicher. Normalerweise ist dies negativ, hier finde ich das Wechselspiel der gegensätzlichen Charaktere aber positiver als beim „Original“, weil die gesamte Story klarer strukturiert ist als die von Adams.
Doch leider geht das schief. Der Leib setzt einen EMP ein und schon platzt das Vorhaben wie eine Seifenblase. Auf der Erde zurück, entgehen unsere beiden Helden nur knapp einem Attentat von Tukerbo Va. Die Klek sind eine kämpferische Spezies und wie die Klingonen voller Ehre und Rituale. Ein Klek akzeptiert keine Niederlage und stirbt lieber den Heldentod.
So wie Tukerbo Va beim Crash in Phils Wohnung in Hamburg. Ende Teil 2.
Sonntag, 23. November 2025
Hartmudo: Belgien
Und genau da setzte jetzt in Brüssel mein Deja Vu Erlebnis ein. Auf dem Fußweg zu der Polizeistation fühlte ich mich an den Jahreswechsel 2001/2002 erinnert. Meine Löwin war gerade äußerst wütend auf mich; meine Passivität ging ihr richtig auf den Zeiger. Mit vor Tränen erstickter Stimme fragte sie mich, warum ich so still sei und nicht irgendetwas sagen würde. Sie war also so richtig bedient.
Meine Gedanken kreisten und kreisten, ich war in dem Moment gar nicht fähig, eine Konversation zu betreiben. Augenblicklich verband ich 2001/2002 mit der aktuellen Situation. Beide Male alle Karten und Ausweise weg; Und vor 22 Jahren hatte ich meine Löwin kennengelernt, würde ich sie jetzt womöglich gar verlieren?
So bescheuert dies klingt - aber die Parallelität der Ereignisse drängte sich mir förmlich auf. Und während meine Löwin einem Nervenzusammenbruch nahe war, befand ich mich in einer üblen Schockstarre. Angst, etwas Falsches zu sagen oder zu tun.
Nur mühsam reagierte ich wie in Trance.
"Nimm sie in den Arm, Du Idiot! Sag was! Irgendwas!" Und gleich hinterher:
"Scheiße, war's das jetzt? Was mach ich dann nur?"
"Hey, Denk nicht immer nur an Dich. Hilf ihr. Mach was - Lass sie nicht mit ihrem Kummer allein."
Ich weiß nicht, wie lange das so ging. Während wir gingen - zur Polizeistation. Irgendwann schaffte ich es doch noch, mit dem Reden anzufangen. Ich stieg in ihre Überlegung mit ein, wo mir die Brieftasche geklemmt worden sein könnte.
Alles eher emotionslos und staubtrocken sachlich. Zu einem Scherz traute ich mich nicht, so etwas mache ich normalerweise gerne, um meine Löwin aufzuheitern, wenn sie traurig oder schlecht drauf ist. Doch meine Verlustängste ließen mich nicht los, nur mühsam bekam ich mich selbst wieder in den Griff.
Als wir die Polizeistation endlich erreicht hatten, hatten wir gedanklich alles durchgespielt gehabt. Will sagen, meine Löwin hatte die wahrscheinlichsten Stellen eines Diebstahls nach und nach aufgezählt, während ich dies dann zumeist nur noch einsilbig bestätigte, ohne selbst eigene Überlegungen einfließen zu lassen.
Das dichte Gedränge im Eingangsbereich oder vor dem Abstieg auf der stillgelegten Rolltreppe erschienen meiner Löwin als aussichtsreichste Stellen für einen Diebstahl. Auch mein dauerndes Herumhantieren an der U-Bahn Station, als ich die Brieftasche öffnen und den Fahrschein zum Ausstempeln hervorkramen musste, könnte einen Dieb schon interessiert haben.
Also hatte er dann die Verfolgung aufgenommen? Sehr gut möglich. Überhaupt hatte ich laut meiner Löwin permanent an meiner Brieftasche herumgenestelt; Unnötigerweise musste ich sie ja ständig aus der Tasche hervorziehen. Zuletzt auf der Bank bei der Lichtinstallation. Das war dann doch tatsächlich der letzte Moment gewesen, an dem ich die Brieftasche noch voll bewusst wahrgenommen hatte. All diese Spekulationen halfen aber nichts. Die Brieftasche war endgültig weg und wir betraten nun endlich den Ort, wo die uniformierten Beamten saßen.
Die Polizeistation bestand eigentlich aus einem weiß gestrichenen Innenraum, der uns eher an die Geschäftsstelle einer Versicherungsagentur erinnerte. Lediglich das Fenster mit der Durchreiche, welche die Verbindung zum eigentlichen Büro der Polizeistation darstellte, ließ auf die Funktion dieses Raumes schließen.
Wir traten also an die Glasscheibe und brachten der Polizeibeamtin unter Anliegen vor. Natürlich in unserem stark eingerosteten Schulenglisch, denn Französisch oder Flämisch beherrschen wir beide nicht. Mit "Händen und Füßen" mussten wir ein oder zwei Begriffe erläutern, aber insgesamt kamen keine Missverständnisse auf.
Die Polizeibeamtin verhielt sich sowohl emotionslos als auch unaufgeregt; Schon wieder Diebstahl einer Brieftasche beim Atomium? Keine große Sache. Fast schon gelangweilt schob sie mir das auszufüllende Formular unter der Glasscheibe der Durchreiche zu und hatte dazu auch noch einen Kugelschreiber am Start.
Ich wollte diese Aktion nur noch so schnell wie möglich hinter mich bringen und füllte das Formular gewissenhaft aus. Meine Adresse, die verloren gegangenen Papiere und eine kurze Schilderung des Tathergangs… das war es im Wesentlichen.
Meine Löwin hatte sich derweil nach draußen begeben; dieses Wechselbad der Gefühle (erst gut drauf während des Besuchs im Atomium, und dann von einer Sekunde zur anderen der Sturz ins Negative dank des Diebstahls meiner Brieftasche) musste sie für sich erst einmal in Ruhe verarbeiten. Beim Ausfüllen brauchte sie mir nicht zu helfen.
Stattdessen spähte sie die nähere Umgebung nach einem Restaurant aus; der ganze Stress war jetzt ohne Essen endgültig zu viel geworden. Ich musste nach der Rückgabe des Formulars noch etwas warten, bis die Polizeibeamtin alles gecheckt hatte und mir das abgestempelte Dokument über die Verlustmeldung aushändigen konnte.
Dieses Dokument benötigte ich als Persoersatz und zur Vorlage im heimischen Bürgerbüro, um den neuen Personalausweis beantragen zu können. Jetzt hatte ich alles getan, was zu tun war und konnte mich endlich aufs Essen konzentrieren.
Und zu diesem Punkt hatte meine Löwin in der Nähe einen Italiener entdeckt, bei dem sie ein Rumpsteak verzehren wollte. Dies brauchte sie nach dieser Aktion, das konnte ich gut verstehen. Für mich ist Essen bekanntlich eher eine Nebensachen, auf keinen Fall Balsam für meine Seele. Es sei denn Schokolade oder Chipsfrisch, da bin ich relativ einfach gestrickt.
Das Einzige, was für mich nach dieser Pleite im Atomium im Fokus stand, war meine Löwin. Ich hatte sie enttäuscht und dank meiner Unachtsamkeit ihren Tag verhagelt. Meine Frustration, dass ich in den nächsten Wochen eine Menge unnötige Wege erledigen musste, hatte ich in die hinterste Ecke meines Kopfes gepackt. Jetzt musste ich meine Löwin wieder gut drauf bringen; alles andere war zweitrangig.
Montag, 17. November 2025
GuterPlatzzumBiertrinken: Gotta Move On
Bereits seit Anfang Oktober klagte ich über Rückenschmerzen, insbesondere morgens beim Aufstehen. An einem Freitag war das derart schlimm gewesen, dass ich um einen Besuch bei meinem Doc nicht herum kam. Meine Löwin und ich hatten schon ein Problem mit dem Blinddarm befürchtet; zum Glück konnte der Doc meine diesbezüglichen Ängste zerstreuen.
Vielleicht hatte ich es ja auch schon Mal erwähnt, aber das Radfahren zum Beispiel hatte ich in letzter Zeit etwas hinten an gestellt. Da bin ich lieber mit dem Bus nach Salzgitter gefahren, um mehr Zeit zum Lesen zu haben. Dann war das Wetter immer so regnerisch gewesen… Quatsch, ich war einfach nur zu faul gewesen.
Selbst die Matratze hatten wir nicht wie üblich gleich mitgenommen, sondern uns liefern lassen. Okay, hier war die Faulheit berechtigt gewesen. Doch jetzt, an diesem verlängerten Wochenende dank des Reformationstages, leite ich den Turnaround ein. "You Gotta Move On" - ein Song von Toni Braxton (?) - soll hier als Motto dienen.
Zunächst pumpte ich die Reifen auf. Waren ja vorne wie hinten keine 2 Atü drauf! Und dann endlich - kurz nach 11.00 Uhr - schob ich das Rad vom Hof runter und rollte mich auf dem Weg zum Ringgleis erst einmal ein. Bei hoher Luftfeuchtigkeit, oder besser formuliert: Irish Mist, kam ich gemächlich in Schwung.
Anfangs schmerzte der Rücken noch. Schlimm genug, dass er nach der ersten Nacht auf der neuen Matratze überhaupt weh tat. Jammer Jammer. Auf dem Triftweg bog ich ins Ringgleis Richtung Osten ein, und: Die Schmerzen waren weg. Wie ich auch in den letzten 1 - 2 Wochen mitbekommen hatte: Bewegung ist alles.
Ein Ziel hatte ich heuer auch: Das relativ neue St. Leonard-Viertel; dort sollte es hin gehen, da war ich noch nicht gewesen. „Idyllisch‘“ zwischen Schill- und St. Leonardstraße gelegen, sollte hier wohl ein neues Städtebaukonzept ausprobiert werden. Quasi alles digital, so meine Erinnerung. Und die trügt ja doch häufig, wie ich heute auch feststellen musste.
Egal. Ich radelte erst einmal los und genoss die fehlende Präsenz der in letzter Zeit ständig gespürten leichten Schmerzen in der Hüfte und am Rücken. Leicht wie ein Vogel sauste ich dahin. Derart motiviert fiel mir der Entschluss relativ leicht, den Radius meiner heutigen Rutsche etwas auszudehnen.
![]() |
| Das St. Leonard Viertel |
Denn ursprünglich wollte ich das neue Viertel relativ direkt anfahren. Es sollte heute ja nur ein kurzer Trip sein, um meinem Rücken etwas Bewegung zu verschaffen. Nun aber dehnte ich das Ganze in meiner Euphorie weiter aus und fuhr das Ringgleis im Uhrzeigersinn bis Riddagshausen, um dort in die Georg-Westermann-Allee einzubiegen. Den einen oder anderen Umweg inbegriffen, denn üblicherweise fahre ich das Ringgleis in der anderen Richtung.
Als ich bei Westermann vorbeifuhr - ja, genau: In der Georg-Westermann-Allee, verspürte ich einen ausgeprägten Durst auf Kaffee. Der Bäcker gegenüber dem Marienstift hatte geschlossen, also flugs ins neue Viertel um die Ecke. Und da war ich nun, fuhr hinein… und war enttäuscht. Kindergarten, ambulante Pflege und so weiter.
Ein Wohnviertel war dies nicht. Alles neu errichtet in Beton-Brutal, nur mittendrin stand ein altes, herrschaftlich wirkendes Gebäude. Der VW Bully vom CJD Braunschweig davor gemahnte mich jedoch, von der Hoffnung eines neuen Wohnviertels Abstand zu nehmen. Was aber nicht schlimm ist, auch wenn sich das jetzt erst einmal so liest. Positiv bleibt mir aber in Erinnerung, dass ich jetzt wenigstens weiß, wo der CJD Braunschweig residiert.
Bei Sander am Ring, kurz vor der Jasper, kehrte ich für einen Pott Kaffee und zwei sehr trockene Käsebrötchen ein. Hier packte ich meine Ausrüstung aus; das 8 Zoll Tablet und die zusammen klappbare Tastatur, welche ich mal bei Action erworben hatte. Ich fing wie so häufig schon mal an zu schreiben; mit dem Kaffee kam ich bis „Bewegung ist alles“.
Und das ist ja auch so. Hocherfreut, bereits 12 Km abgerissen zu haben, packte ich alles wieder ein und begab mich zurück nach Hause. Meine Löwin hatte über Mittag einen Kreativkurs gebucht gehabt und wollte mich kurz nach 14.00 Uhr abholen, damit wir zum Sparta fahren könnten. Für mich heißt das dann immer Hähnchen-Gyros Teller, ne große Coke Zero und nen Ouzo zum Nachspülen. Den Salat esse ich immer als Erstes auf, der ist dort lecker.
Sonntag, 9. November 2025
Contramann: kurz gesehen im November
Deshalb favorisiert dieser Schmock einen verpflichtenden Sozialdienst für Rentner, damit diese ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden und etwas zur Generationengerechtigkeit beitragen. Fratscher ging da mit gutem Beispiel voran und hat just ein Buch zu diesem Thema veröffentlicht. Von den Tantiemen wird er dann sicherlich den größten Teil zur Unterstützung der „“Jungen“ spenden wollen.
Jetzt mal im Ernst: Was ist das denn für eine Nebelkerze? Ich z.B. habe bereits meinen Grundwehrdienst ableisten müssen; im Gegensatz zu den Generationen nach mir, die entweder gar nicht hin mussten, vom Zivildienst ganz zu schweigen, oder sich wenigstens nicht vor einer Kommission zu verantworten hatten.
Von meinem ehrenamtlichen Engagement für einen selbstverwalteten Sozialhilfeverein ganz zu schweigen. Ich habe also meine Beiträge für die Gesellschaft schon in jungen Jahren geleistet, was machen denn die heutigen „Jungen“?
Dass denen der Arsch auf Grundeis geht, kann ich mir gut vorstellen. Mit der deutschen Wirtschaft geht es sichtlich bergab und die Befürchtung ist nicht ungerechtfertigt, dass später niemand mehr da ist, der ihnen die Rente finanziert. Halt, ein Tipp hierzu: Kinder in die Welt setzen, dann sind genug Beitragszahler für die spätere Rente da.
Wie, das geht nicht? Weil die Frau auch mitarbeiten muss, weil das Leben so teuer ist und die Kinderbetreuung bekanntermaßen vom Staat vernachlässigt wird? Meine Güte, war das denn in unserer Generation anders gewesen? Legt doch etwas Geld rechtzeitig zurück; die Aktienrente ist ja grad voll im Trend und in aller Munde.
Hierzu könnte Herr Fratscher ja auch noch ein Buch schreiben.
https://overton-magazin.de/kommentar/politik-kommentar/das-los-der-korruption/
Noch mal Lapuente. Jetzt drehen unsere Politiker vollkommen frei. Falls sich nicht genügend Freiwillige für den Wehrdienst finden lassen, sollen die Wehrpflichtigen zur Musterung mittels Losverfahrens herangezogen werden.
Selbst ich kann nicht so schräg denken, wie dies unsere Politiker anscheinend tun. Für mich ist dies ein klares Zeichen dafür, dass die Politik eine „Kriegstüchtigkeit“ zwar permanent anmahnt, um die gewaltigen wie sinnlosen Investitionen in die Rüstungsindustrie zu befeuern. „Die“ wissen ganz genau, dass niemand mehr bereit ist, seinen Hintern für diese degenerierte Gesellschaft aufs Spiel zu setzen.
Ist unsere Politik derart weltfremd und abgehoben? Ich denke nicht. Die Wehrpflicht ist hier schlichtweg bereits eingepreist. Ein Losverfahren hielte einer verfassungsrechtlichen Prüfung wohl nicht stand. Also folgt wie üblich die Salamitaktik. Wir dummen Schafe werden es schon nicht merken und irgendwann ist die Wehrpflicht alternativlos.
Wann wachst Du endlich auf, deutscher Michel?
https://taz.de/Klage-gegen-Rundfunkbeitrag/!6114376/#:~:text=Eine%20Klage%20muss%20vor%20Gericht,und%20Vielfalt%20massiv%20verletzt%20habe.
Eine Frau in Bayern hatte vor dem Bundesverwaltungsgericht erfolgreich gegen den Zwang zur Zahlung der Rundfunk- und Fernsehgebühren geklagt, weil der öffentlich-rechtliche Rundfunk (ÖRR) ihrer Ansicht nach unausgewogen berichtet. Erfolgreich meint hier, dass die behauptete unausgewogene Berichterstattung fundiert nachgewiesen werden muss:
„Eine Klage muss vor Gericht nur behandelt werden, wenn sie wissenschaftlich darlegt, dass der gesamte öffentlich-rechtliche Rundfunk – also alle Fernseh- und Hörfunk-Programme und alle Internet-Angebote zusammen – über mindestens zwei Jahre seine Pflicht zu Ausgewogenheit und Vielfalt massiv verletzt habe.“
Der TAZ-Kommentator „weiß“ natürlich, dass die Frau zur Bewegung von Kritikern des ÖRR gehört. Diese wird am Ende des Kommentars zielsicher als Verschwörungstheoretikerin identifiziert. Da ist die Botschaft dann klar:
„Über Impfrisiken kann man kontrovers diskutieren, aber wer von Hunderttausenden vertuschten Impftoten raunt, hat keinen Anspruch im öffentlich-rechtlichen Rundfunk als ernstzunehmender Teil der Meinungs-Vielfalt dargestellt zu werden.“
Woher der Kommentator seine Erkenntnisse über die politische Grundeinstellung der Klägerin gewonnen hat, verrät er uns nicht. Damit könnte er ja sogar tatsächlich bei Lanz, Maischberger oder Illner hausieren gehen und dort seine Verschwörungstheorie von gestörten Kritikern des Systems verbreiten. Und weil dies so ist und Kritiker des Systems im ÖRR grundsätzlich als gefährliche Irre dargestellt werden, ohne dass dies tatsächlich nachgewiesen wird, ist das Urteil begrüßenswert.
Alsdann: Bleiben Sie links, bleiben Sie kritisch. Und:
„I`m so bored with the USA. But what can I do?“
Sonntag, 2. November 2025
Hartmudo: Superwumms
Dies war leider mittlerweile Normalzustand; Tagsüber ging es mir immer relativ gut bis lebensfroh, sei es, weil ich ein schönes Erlebnis mit anderen teilte oder weil ich alleine zu Fuß bzw. mit dem Rad (ab diesem Tag) unterwegs war. Sowie die Sonne weg ging, war meine gute Laune auch verflogen. Zumindest dann, wenn ich Zeit zum Grübeln hatte. Erst die Routine aus Fernsehserien und Lesen vor dem Einschlafen beruhigte mich etwas, Ehe ich dann doch zumindest einschlafen konnte, ehe sich dann das Kopfkino mit dem Toilettengang einzusetzen pflegte.
Auch hatten mich die Schlaftabletten wenigstens im Februar dahingehend nach vorne gebracht, das ich irgendwie doch genug Schlaf des Nachts bekam. Leider fühlte ich mich beim Aufstehen und in den ersten 2-3 Stunden immer noch mau und niedergeschlagen. Also so ganz anders als in den letzten 60 Jahren.
Wenigstens hatte ich die Schlaftabeletten ausschleichen können, aber leider reichte es noch nicht zum Gamechanger. In meiner Not griff ich ab dieser Woche zu Baldriparan ("Stark für die Nacht"), welches ich heute noch konsumiere. Baldrian zur Beruhigung - ein Tip von Randy. Das nehme ich hier mal vorweg: Schaden tut es nicht, ist aber wohl doch eher Placebo.
Am neuen Morgen war dann ein neuer Monat ausgebrochen. 1. März - Danny's Geburtstag mithin. Und in diesem Jahr fand sein Geburtstag nicht draußen am Grill, sondern innen in der Wohnung statt. Bewaffnet mit alkfreiem Bier kämpfte ich mich durch den Abend, unterhielt mich gut mit dem einen oder anderen Kumpel von Danny.
Jela und die anderen Kids waren gut mit sich selbst beschäftigt, so dass auch die Oma lediglich unterstützend eingreifen konnte. Irgendwann sind meine Löwin und ich dann nach Hause gefahren und ließen die "jungen Leute" allein. Mittlerweile sind wir die Generation, die bei Feierlichkeiten eher am Rande sitzt, aber immer wieder eingeladen wird, weil "wir" irgendwie doch mit dazu gehören.
Wie auch bei verschiedenen Aktionen zuvor im Februar war ich jeweils im Nachhinein erstaunt gewesen, dass ich auch ohne Alkohol Spass haben konnte. Dieses Gefühl trug ich wie eine große Fahne vor mir her, bis ich selbst daran glaubte. Doch so richtig ausgelassen und bisweilen stark überschwänglich bin ich erst ab dem dritten Bier. Das war vorher so und zeigte sich dann wieder, als ich mein Zölibat beendet hatte.
2. März und Themenwechsel. Denn an diesem Abend rief ich den Kanonier, meinen alten Kumpel aus Bundeswehrtagen, an. Irgendwann in den Wochen zuvor hatte ich bereits mit ihm telefoniert gehabt und ihn von meiner momentanen Verfassung in Kenntnis gesetzt. Der Kanonier hat eine psychiatrische Praxis innerhalb einer Klinik. Nach dem unschönen Reinfall mit dem Psychiater im Schlosscarree hatte ich wohl irgendwann diesen Strohhalm ergriffen.
Gern hätte ich den Kanonier aus meiner Krankengeschichte herausgehalten, aber allein war ich mit der Situation komplett überfordert gewesen. Trotz aller möglichen Unterstützung durch meine Löwin und anderen Freunden und Verwandten trat ich auf der Stelle und kam nicht aus dem Abwärtssog hinaus.
Ich benötigte also professionelle Hilfe und die sollte ich vom Kanonier dann auch erhalten. Dieser fragte auch nicht lange, sondern bot mir seine Hilfe unverzagt an. Es macht halt doch schon etwas aus, wenn man 15 Monate lang zusammen in einer Achterstube untergebracht ist. Eine komplett zusammengewürfelte Truppe, die sich ansonsten nie freiwillig über den Weg gelaufen wäre, musste beim Barras funktionieren.
Und das taten wir auch - 15 Monate lang. Und dadurch wurden zumindest der Kanonier und ich Freunde fürs Leben - auch wenn das jetzt sehr schwülstig klingt. Das kann man vielleicht auch nicht verstehen, wenn man - oder eher eigentlich Frau - nicht "dort" gewesen war. Der künstlich aufgebaute Druck in der "Schule der Nation" hatte uns alle zusammengeschweißt.
Dabei konnten wir uns am Anfang nicht wirklich aufs Fell gucken. Mir gefiel die kindische und zynische Art von ihm überhaupt nicht; Er störte sich an meiner zur Schau gestellten Arroganz. Doch so nach und nach - beim Stuben- und Revierreinigen, beim Technischen Dienst - kamen wir uns näher und hingen dann auch gern nach Dienstschluss zusammen ab.
Klingt wie eine Liebesgeschichte a la Rosamunde Pilcher; aber hey, Leute: Der Grundwehrdienst hatte den Sinn, die Soldaten durch möglichst viel Druck auf Gehorsam und Funktionieren zu trimmen. Eigenschaften übrigens, die auch im späteren Berufsleben vorausgesetzt werden. Selbstständiges Arbeiten und/oder so zu tun als ob - genau das lernten wir bei der Bundeswehr und sind deshalb auch in der Lage, einen Betrieb am Laufen zu halten.
Und wir machten das Beste draus, insbesondere der Kanonier und ich. Unsere Stube wurde von den Vorgesetzten als Familie definiert: Jeder für jeden und alle zusammen im Wach- oder Bereitschaftsdienst. So wuchsen wir von Monat zu Monat immer mehr zusammen, gerade auch bei unseren "Campingurlauben" oder den Abenden auf der Standortschießanlage. Legendär zu nennen - für mich immer noch ein Schlüsselerlebnis - das Nachtschießen am 8. Mai 1985.
Ein Trauriges, wohlgemerkt. Denn dies war der 40. Jahrestag der Kapitulation Nazideutschlands. Kurz danach - und in den ersten Jahren dieser Republik - hieß es: "Von Deutschem Boden darf nie wieder ein Krieg ausgehen." Was ist bloß aus diesem guten Vorsatz geworden; aktuell rasseln selbst ehemals friedensbewegte Menschen, die Mitte der 80er noch gegen die Stationierung amerikanischer Mittelstreckenraketen auf die Straße gegangen waren, mit dem Säbel. Traurig ist das allemal, aber die heutige Jugend muss ja (noch) nicht zum Bund.
Dienstag, 28. Oktober 2025
Uncle Fester: grad gelesen Oktober 2025
„Die gewaltige Space Opera vom Meister des epischen Erzählens“, so wird es auf der Rückseite dick und fett versprochen. Nach Lektüre dieses ersten Buches von zweien kann ich behaupten, endlich verstanden zu haben, was episch bedeutet: Langes und ausführliches Herumschwafeln zur Verwirrung des Lesers, auf das dieser viel Energie aufwenden muss, um das Buch nicht einfach in die Ecke zu schmeißen. Und immer wieder zurückblättern. „Wie war das doch noch gleich…“
Der ganze Roman wird aus der Sicht der Protagonistin erzählt. Dies ist Marca Nbaro, die in einem Waisenhaus unter einem rigiden Dominus zu leiden hatte. Sie fälscht ein Offizierspatent und flüchtet sich von der Raumstation New London City auf das Großraumschiff Athen, welches sich auf die fünfjährige Handelsreise gen Trade Point, einer anderen wichtigen Raumstation, begibt. Von ihren Häschern wird im Fortgang der Story nichts mehr zu hören sein.
Zur Szenerie: Die DMK (Direktorat Menschlicher Korporationen) kann man sich als Nachfolger der westlichen Demokratien vorstellen, welche mit einer Alienzivilisation, die Seesternen ähneln, Handel treiben. Die Alien liefern Xenoglas, die Menschen Edelmetalle wie Gold, aber auch Kupfer oder Bronze. Dies geschieht dann auf Trade Point, dem anderen Ende der DMK Einflusssphäre. Auf der 3jährigen Reise dorthin tauscht und handelt die Athen, eines von nur 9 mehrere Kilometer langen Großschiffen der DMK, Güter mit den menschlichen Kolonien auf dieser Route.
Privater Handel ist erlaubt - irgendwie erinnert die DMK an die Ferengis. Selbstverständlich gibt es auf dem Weg zum Xenoglas, dem Motor der technischen Innovationen, Feinde zu bekämpfen. Da hätten wir zum einen die PTX, eine andere Menschenfraktion - quasi die Chinesen, als Sozialisten verkleidet. Und die Bläschen, eine andere Alienzivilisation, von denen keiner weiß, woher sie kommen und was sie wollen. Es scheinen aber Feinde der Seesterne zu sein.
Die ersten 200 Seiten plätschern mit endlosen Beschreibungen der Hierarchien an Bord nur so dahin; da war der Drang, das Buch wegzulegen, fast übermächtig. Aber zum Glück ging dann die Aktion langsam los. Viel Gewalt, viele Leichen. Und das Beste: Auch Freunde von Nbaro erwischt es eiskalt.
Die von ständigen Selbstzweifeln geplagte Nbaro macht sich im Laufe der Handlung unentbehrlich und steigt am Ende zum Leutnant auf, nachdem sie zuvor quasi im Alleingang das Schiff vor den Bläschen gerettet hatte. Am Ende dieses Bandes gibt es eine große Schlacht am Trade Point, wo sich die Pilotin Nbaro selbstverständlich auch wieder auszeichnen darf.
Wie Ihr seht, gibt es wenig Handlung. Die junge Nbaro verliebt sich wohl in den Wissenschaftler Dorcas; beide sind irgendwie noch geheimdiensttechnisch unterwegs und in ein Neuralnetzwerk mit der Schiffs KI involviert. Dafür sind mir allerdings noch einige unschöne Eigenarten in diesem Roman ins Auge gesprungen.
Die Zahl der offenbar wichtigen Personen erscheint auf den ersten 200 Seiten übermäßig hoch. Erschwert wird das Verständnis zusätzlich noch dadurch, dass der Autor die einzelnen Personen mal mit Nachnamen, dann mit Spitz- oder Vornamen benennt. Dies dient nicht unbedingt einer angenehmen Lesbarkeit des Buches. Erst nach dem ersten Drittel hört der Autor so nach und nach auf, den Leser mit dieser Eigenart zu quälen.
Dass Transsexuelle Personen mit kruden Pronomen beschrieben werden, finde ich erst recht nicht toll. Und überhaupt sieht mir das Ganze dank der militärischen Ordnung an Bord eher wie Military Science Fiction aus. Der „Sense of Wonder“ ist hier eher gering. Dennoch habe ich mir diesen Wälzer durchgelesen. Ist dann doch eine nette Unterhaltung, mehr aber auch nicht.
Miles Cameron - Deep Black
Der zweite Band knüpft nahtlos an den ersten an. Wobei ich argwöhne, dass es sich bei dem gesamten Werk eigentlich nur um einen Roman handelt, welcher aus verkaufstechnischen Gründen auf zwei Bücher aufgeteilt werden musste.
Nachdem Tradepoint nahezu zerstört worden war und die Seesterne aus dem System als auch aus der Romanhandlung verschwunden sind, konzentriert sich das Geschehen zunächst auf die Bläschen. Sie selbst nennen sich Hinh und bekämpfen die Seesterne, weil diese einen Genozid begangen haben sollen. Hierzu bis zum Schluss keine Aufklärung.
Auf dem Nachhauseweg nach New London folgt nach Trade Point New Texas. Die dortigen Menschen haben sich von der DMK losgesagt und stecken hinter allen bisherigen Anschlägen. Verbündet sind sie mit den Teilen der Hinh, welche nicht mit der Athen verbündet sind. Die - also unsere Freunde - bekommen zusätzlich die Unterstützung eines PTX-Schiffes sowie der Dubai, einem verloren geglaubten Großschiff.
Auch hier steht am Ende eine große Raumschlacht, welche Nbaro und ihre Freunde gewinnen. Jetzt tauchen sogar die Seesterne wieder auf und vertragen sich gar mit den Hinh - der Genozid ist kein Thema mehr, Nbaro und Dorcas machen es möglich. Ganz am Ende wird Nbaro in den Rat der DMK gewählt, Thea Drake an ihrer Seite. Wo ist Dorcas? Hab ich vergessen und ich schlage es auch nicht mehr nach.
Der Schluss dieses fetten Schmökers lässt den Leser enttäuscht zurück. Alle Handlungsstränge bleiben offen, Hintergründe über die Verschwörung bleiben im Dunkeln. Ganz schwaches Finale also. Nur eine Fortsetzung könnte den schlechten Gesamteindruck noch schmälern. Tatsächlich wirkt es so, als ob der Autor keine Lust mehr auf den Stoff gehabt hätte.
Donnerstag, 23. Oktober 2025
Hartmudo: Belgien
Ich kam nicht drauf - aber was waren jetzt die noch möglichen Optionen? In diesem Moment übernahm meine Löwin die Initiative; ich selbst war wie gelähmt und typischerweise in meinen sich im Kreis drehenden Gedanken gefangen. Die Welt um mich herum schien sich von mir zunehmend zu entfernen. Es war wieder so weit: Ich wollte mich nur noch ganz schnell unter einer Decke verkriechen und zusammenrollen.
Wie in Watte beobachtete ich meine Löwin, die zielstrebig zur Mitarbeiterin des Atomiums am Fahrstuhl ging, welcher direkt in die unterste Kugel und damit zum Ausgang führte, um ihr meine missliche Lage zu schildern.
Eher mühsam als achtsam löste ich mich aus meiner Starre und folgte meiner Löwin, um mich am Fahrstuhl in das Gespräch zwischen meiner Löwin und der Mitarbeiterin einzuschalten. Ich musste jetzt aktiv werfen - wie schaute das denn sonst aus? Meine Passivität machte mir zu schaffen; ich schämte mich regelrecht.
Mit meinem sehr brüchigen Englischkenntnissen erklärte ich der Mitarbeiterin die Situation und äußerte die Hoffnung, dass irgendjemand meine Brieftasche gefunden und diese sofort bei ihr abgegeben hätte. Schließlich war ja kein Bargeld drin gewesen und mit den Karten sollte auch nicht sehr viel anzufangen sein.
Leider konnte die Frau meine Löwin und mich nicht mit einer frohen Nachricht beglücken. Dank jahrelanger Tätigkeit im Atomium wusste sie zu berichten, dass sich professionelle Taschendiebe standardmäßig vor dem Atomium aufhalten würden und die Klagen hierüber nicht gerade selten seien. Auch würde die Polizei nicht mehr dagegen ankommen.
Aber ich könnte ja mal an der Information in einem der Pavillons vor dem Atomium nachfragen, vielleicht hätte ich da ja Glück. Freundlicherweise schleuste sie uns an der langen Schlange vor dem Aufzug zum Erdgeschoss vorbei, so dass wir sofort zur Information gelangen konnten. Derweil hatte ich Kredit- und Bankkarte noch nicht sperren lassen, da ich immer noch hoffte, dass sich die Brieftasche wieder von allein anfinden würde.
In Braunschweig war mir Ähnliches bereits ein- oder zweimal widerfahren und die Brieftasche fand sich dann doch wieder an. Hier denke ich vor allem an einen Besuch des Wolfenbütteler Weihnachtsmarktes mit unserem Kegelverein, den Trantüten. Da konnte ich mir meine Brieftasche am folgenden Tag bei der KVG in Wolfenbüttel abholen, weil ein freundlicher Fahrer meine Brieftasche in der Zentrale angegeben hatte.
Im Erdgeschoss angekommen, fragte ich hoffnungsvoll die Kontrolleure im Eingangsbereich, ob nicht vielleicht ein freundlicher Zeitgenosse meine Brieftasche gefunden und dort abgegeben hätte. Achtsam, aber bestimmt, wurden wir an die Information verwiesen. Wir hatten schon den Eindruck, dass die Kontrolleure eine derartige Anfrage nicht zum allerersten Mal in ihrem Berufsalltag zu hören bekommen hatten.
Desillusioniert betraten wir die Information. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich bereits wieder in meinem Schneckenhaus verkrochen und überließ meiner Löwin den aktiven Part, den sie auch souverän bewältigte. Die Dame am Informationsschalter notierte sich artig meine Telefonnummer, um uns zu kontaktieren, falls die Brieftasche überraschenderweise doch wieder auftauchen sollte. Unnötig zu erwähnen, dass sie uns eher mitleidig abfertigte.
Das kann ich aber auch verstehen. Ich möchte nicht wissen, wie viele Touristen pro Tag mit einem ähnlichen Ansinnen bei ihr vor dem Tresen standen. Wenigstens konnte sie mit einer Information dienen, die für uns in dieser Situation unerlässlich war. Meine Löwin hatte gleich dran gedacht, ihr diese Frage zu stellen.
Die nächste Polizeistation befand sich offenbar fußläufig lediglich in zehn Minuten Entfernung. Augenblicklich setzten wir uns dorthin in Bewegung. Jetzt endlich dachte ich daran, Kredit- und Bankkarte zu sperren. Mittlerweile war mir klar geworden, dass der Junge auf dem weißen Pferd nicht mehr kommen und mir meine Brieftasche aushändigen würde.
Düstere Gedanken umwehten mein schütteres Haupt; Da wurde negative Gedanken von Ende 2001 wieder hochgespült. Seinerzeit - es geschah zwischen Weihnachten und Neujahr - hatte ich meinem Freund Klaas bei der notwendigen Renovierung seines neu angemieteten Hauses in Klein Schöppenstedt geholfen.
Sowohl mit Klaas als auch mit Jock verband mich unser Spieleabend, den wir allwöchentlich an den Montagabenden mit der Nintendokonsole verbracht hatten. Da half man sich gegenseitig; insbesondere Jock hatte auch mir 2 Jahre zuvor bei meinem Umzug zum Amalienplatz ohne viel Federlesen geholfen gehabt.
Um es kurz zu machen: Als ich nach der Renovierung erschöpft an der Tanke angehalten hatte, um mir noch einige kalte Biere zur Entspannung zu gönnen, musste ich feststellen, dass meine Geldbörse inklusive sämtlicher Papiere abhanden gekommen war. Und ich hatte auch sofort einen Verdacht gehabt.
Als erstes war ich zu Klaas zurückgefahren, um meine Geldbörse dort noch einmal zu suchen. Natürlich Fehlanzeige. Der Typ jedoch, welcher mit mir ein Zimmer tapeziert hatte und von dem ich aufgrund seines Verhaltens annehmen musste, dass er dem Genuss von Koks oder Speed zumindest nicht ablehnend gegenüber stand, schien mir hinreichend genug verdächtig für einen Diebstahl zu sein.
Klaas konnte mir glaubwürdig versichern, dass dieser es nicht gewesen sein konnte, da er seine Kokainabhängigkeit überwunden und seine Strafe abgesessen hätte. Vielleicht 10 Jahre später erhielt ich einen Anruf der Polizei, die meine Geldtasche anlässlich einer Hausdurchsuchung bei diesem Typen gefunden hatte. Die 300 DM waren da natürlich nicht mehr drin gewesen - wie überraschend!
Nun wurde bekanntlich weniger Tage nach diesem Diebstahl der Euro eingeführt. Und etwas einen Monat später hatte ich meine Löwin auf einer Party kennengelernt gehabt - da gibt es zeitlich also einen Zusammenhang in meinem Leben.
Freitag, 17. Oktober 2025
Hartmudo: Superwumms
Oder besser gleich zum Folgetag - dem 28. Februar. Da hatte ich vormittags - passt an dieser Stelle - einen Termin bei meinem Orthopäden. Die Nachsorge zu meinem rechten Handgelenk. Das war immer noch etwas steif, so dass ich mir 6 Sitzungen einer Ergotherapie verschreiben ließ. Der Orthopäde bot mir das an; an seiner fachlichen Qualifikation ist nicht zu rütteln. Wie immer fühlte ich mich bei ihm gut aufgehoben. So ging ich an diesem Tag noch frohgemut aus seiner Praxis; der nächste Termin: siehe oben.
Selbstverständlich gab es noch einen weiteren Grund, der meine Laune nach vorne gebracht hatte. Denn nachdem mich meine Löwin frühmorgens zum Orthopäden gebracht hatte, um danach einen eigenen Termin wahrzunehmen, hatten wir zwei uns für hinterher im Schloss zum Frühstück verabredet. Das Schloss - also die Schlossarkaden - befindet sich bei meinem Orthopäden um die Ecke. Im Play Off - Obergeschoss - gibt es Frühstücksbuffet.
Um 9.00 Uhr machen sie auf; Wir waren mit die ersten Gäste und saßen dann im typischen Dekor eines amerikanischen Diners. Als da wären die rot-weiß farbene und massive Sitzbank aus leicht zu reinigen den Kunstleder und stabile Stühle mit Armlehnen und roter Kunstledersitzfläche. Plump und massiv, wie der Ami es gern mag. Auf dem dunkelbraunen Tisch war in der Mitte eine kleine Glasvitrine integriert; Sympathischerweise befanden sich einige Eintracht-Devotionalien in dieser Vitrine: Wimpel, Flyer und eine Postkarte der 67er Meistermannschaft.
Allein bei diesem Anblick schlug mein Herz höher; da wurden Erinnerungen wach. An meinen ersten Trip an die Westküste im März 1992, als ich mit Kroll, Pocke und Tesla in San Franzisko angekommen war und wir ein Motel 6 in San Jose bezogen hatten. 2 Queen Size Betten in einem Zimmer für 4 Leute. Würde ich heute nicht mehr so machen.
Und am ersten Morgen frühstückten wir dann bei Denny's, einer der vielen amerikanischen Franchiseketten. Denny's Restaurants sind rund um die Uhr geöffnet und bieten gerade morgens das typisch amerikanische Frühstück an, welches ich dort kennenlernen durfte. Bis heute ist dies mein Lieblingsfrühstück.
Ich hatte seinerzeit ein "All American Grand Slam". Hashed Browns, Scrambled Eggs, Sausages, Bacon, Baked Beans und eine Grilltomaten bildeten das Ensemble auf dem Grund des Tellers. On Top gab es dann noch 3 Pancakes; der Ahornsirup stand stilgerecht mittels einer Plastikflaschen auf dem Tisch zur Verfügung. Der Kaffee (und der war wirklich grausam) wurde von der flinken Bedienung im Vorbeigehen ständig nachgefüllt.
An diesem Tag im Play Off gönnte ich mir von allem einen ordentlichen Teil, Hashed Browns gab es allerdings nicht. Stattdessen schmierte ich mir deutsche Brötchen mit Wurst und Käse dazu. Es war mal wieder schön, den Morgen mit einem tollen Erlebnis füllen zu können statt mit der neuen Routine vom Verzehr von Brot vor dem heimischen Fernseher. Die dazu konsumierten Folgen einer Serie (zu der Zeit Watzmann ermittelt) halfen zwar dabei, meine düsteren Gedanken in den Hintergrund zu drängen, erfüllten mich jedoch nicht Euphorie.
Anders an diesem Morgen. Wir scherzten noch während des ausgiebigen Frühstücks und schlenderten hinterher durch die Stockwerke der Schlossarkaden, ehe wir uns auf den Weg nach Hause begaben. Derart gut aufgelegt, wagte ich mich dann am frühen Nachmittag in den Keller, um mein Fahrrad zum ersten Mal seit Wochen zu begutachten.
Als erstes fiel mir der getrocknete Blutfleck auf dem Mittelträger ins Auge. Beim Abstellen des Rades direkt nach dem Unfall muss da wohl Blut von meiner gebrochenen Nase draufgefallen sein. Jetzt, fast zwei Monate später, wischte ich den Fleck weg. Das Wetter war ansonsten bereits leicht frühlingshaft.
Das schrie förmlich nach einer kleinen Spritztour mit dem Rad, deshalb machte ich dies auch. Nach bald zwei Monaten wieder auf dem Rad; man soll ja so schnell als möglich wieder auf den Drahtesel steigen, um keine bleibenden Ängste zu haben. Meine Ärzte hatten mir dies ein geschärft gehabt, und deshalb ging es an diesem Tag los.
Selbstverständlich fuhr ich sofort die Straße links runter, an deren Ende ich mich auf die Fresse gelegt hatte. Wenn schon denn schon! Mir war schon ein wenig mulmig in der Magengrube gewesen, deshalb nahm ich bereits lange vor Ende der Straße und des Gefälles das Tempo sehr vorsichtig raus und steuerte das Rad dann souverän durch die 90-Grad Kurve.
Geschafft, ich war stolz auf mich. Verstandesgemäß war mir zwar klar gewesen, dass es keinen Sinn machen würde, sich vor dem Fahrradfahren zu fürchten. Doch der Kopf denkt ja bekanntlich nicht rein rationell, insofern verbuchte ich diese erste "Abfahrt" als Erfolg.
Wie lange diese erste Tour nach dem Unfall gedauert hatte und wohin mich der Weg geführt haben könnte, weiß ich heuer nicht mehr. Nur eins: Ich hatte nen Helm auf. Einen Fahrradhelme, eine Reminiszenz an meinen Unfall Anfang Januar. Seitdem fahre ich nie mehr ohne einen Helm, denn da hätte ich dann wohl doch ängstliche Gedanken.
Abends ging es dann zum Geburtstag vom ältesten Sohn von Mary und Charles, welcher diesen mit einem Kegelabend beging. Und das auch noch in der Lokalität, wo unser Kegelverein auch immer tagt.
Zum Glück hatte ich einen schönen Tag erlebt gehabt und war deshalb an diesem Abend auch durchaus ansprechbar gewesen. Hierzu muss man wissen, dass dieser Sohn von Mary und Charles geistige Einschränkungen aufweist und in einer dementsprechenden Einrichtung lebt. Ein eigentlich ganz lieber Bengel, aber sehr anhänglich und auch emotionell. Das wird dann schon mal schnell anstrengend.
Doch da war ja noch der Rest der Familie, die sich sehr liebevoll um ihn kümmert. Tatsächlich ist der Zusammenhalt in dieser Familie außergewöhnlich stark. So saß selbst die rüstige Oma, auch bekannt als Mary's Mutter, mit am Tisch, kegelte allerdings nicht mit. Mit zunehmender Dauer fühlte ich mich zwar übermüdet, fühlte mich aber immer noch als Teil des Geschehens.
Mal wieder ein sehr schöner Abend, der mich kurzzeitig aus meiner Lethargie reißen konnte. Ein Ende der Misere war allerdings noch nicht in Sicht, denn zur Nacht holte mich das übliche Drama aus Grübeleien und panischen Ängsten, nach dem nächtlichen Pinkeln nicht wieder einschlafen zu können, erneut ein.
Donnerstag, 9. Oktober 2025
Contramann: kurz gesehen im Oktober
Ein wunderschöner Vergleich. In Bernau im Landkreis Barnim, nordöstlich von Berlin, hatte eine 62jährige im Edeka Banknoten verschenkt, wohl einen fünfstelligen Betrag. Leider ist der Artikel inzwischen hinter der Bezahlschranke, so dass ich nur einen Satz zitieren möchte:
„In Barnim verteilt eine Frau in einem „psychischen Ausnahmezustand“ Banknoten, bis sie Hilfe bekommt. Den Bundesfinanzminister hat in Kiew niemand gestoppt.“
Unter diesem Satz schüttelt der leicht grinsende Finanzminister Klingbeil Herrn Selenskyj die Hand. Ob unser Finanzminister noch Hilfe bekommt? Ich weiß, eine Mehrzahl der Deutschen hält die Unterstützung der Ukraine für „alternativlos“ (Wer hat’s erfunden, na?), weil ja spätestens 2029 der Russe vor der Tür steht. Und der bringt keinen Wodka Gorbatschov zur Begrüßung mit, auch keine Soljanka.
Nichts desto trotz lösen sich die Milliarden Euros an Unterstützung buchstäblich in Rauch auf. Da ist es auch einerlei, ob die Ukraine das Geld direkt zum Kauf von Waffen benutzt oder den laufenden Staatshaushalt damit finanziert, damit die wenigen Einnahmen für die Rüstung verwandt werden kann.
Die Frau in Bernau hat keine Gegenleistung verlangt, Herr Klingbeil und damit Deutschland und damit Du und ich auch nicht. Höchstens vielleicht, dass noch mehr Ukrainer (und auch Russen) in diesem für die Ukraine nicht zu gewinnenden Krieg krepieren.
Meine Güte, der Chef der SPD als Kämpfer für die Freiheit? Als ich noch SPD gewählt hatte, stand die Partei für Frieden. Selbst ein Gerhard Schröder, der „Genosse der Bosse“, hatte sich 2003 der Koalition der Willigen im Irak verschlossen. Da hatte ich ihn trotz „Agenda 2010“ unterstützt, aber hallo. Wie tief ist die SPD seitdem gesunken, nicht nur in den Wahlergebnissen?
https://overton-magazin.de/kommentar/gesellschaft-kommentar/ruestungskleber-wo-seid-ihr/
Einfach unnachahmlich, wie LaPuente hier die „Klebeaktionen“ der letzten Generation (von den Mainstreammedien übrigens zumindest toleriert, teilweise befürwortet) mit den nicht vorhandenen Protesten gegen die Aufrüstung, hier in Gestalt des Rheinmetall Werkes in Unterlüß, in Beziehung setzt. Stichwort Klimawandel.
Ich glaube auch, dass wenn Tesla noch ein Werk in Unterlüß aufgemacht hätte, die TAZ und Konsorten Zeter und Mordio ob der Umweltschädigung, Ausnutzung von Arbeitnehmern oder auch nur Bereicherung eines Kapitalisten geschrien hätten.
Doppelmoral, wohin man schaut. Aber bald wird diese Jugend ja in die Kasernen einrücken oder in den Feldlazaretten dienen dürfen. Und der eine oder die andere wird nach dem nächsten großen Krieg, so weit es dann überhaupt noch Überlebende gibt, sich wie Paul Bäumer in „Im Westen nichts Neues“ dem Unvermeidlichen stellen müssen.
https://www.welt.de/politik/deutschland/article68b96ad4e741757b51ad78ff/Heidi-Reichinnek-Schaemen-Sie-sich-Scharfe-Kritik-an-Linken-Politikerin-nach-Sozialismus-Aeusserung.html
Meine Güte. Da bekamen unsere „Demokraten" Söder, Aiwanger oder auch Christian Dürr, seines Zeichens Vorsitzender der Kleinpartei FDP, sofort Schnappatmung bei einer Äußerung von der Linken-Chefin Heidi Reichinnek. Aber was hatte sie denn eigentlich Verwerfliches geäußert? Bitteschön:
„In der DDR habe „kein Sozialismus“ geherrscht", sagt die Linken-Politikerin Heidi Reichinnek in einem Interview. Und dann noch: „Unser Ziel ist ein demokratischer Sozialismus, und ich betone immer wieder: Der Kapitalismus ist nicht vom Grundgesetz geschützt.“
DDR = Diktatur = Sozialismus, so unisono der Chor der empörten Demokraten. Hierbei stach folgende Äußerung von Aiwanger heraus. Entlarvend:
„Bitte ersparen Sie unserem Land und den Menschen einen erneuten Versuch (der sich durch Bürgergeld auf für Arbeitsunwillige und Leistungs- und Eigentumsfeindlichkeit schon wieder anbahnt).“
Ja , ich mag die Reichinnek auch nicht und nehme ihr die Liebe zum Sozialismus auch nicht ab. Aber die Art und Weise, wie die Demokraten den Begriff Sozialismus bewusst negativ als Diktatur brandmarken, ist die übliche perfide Propaganda, welche leider bei den meisten Menschen verfängt.
Selber denken ist für viele halt zu anstrengend. Satt und degeneriert er ist, der deutsche Biedermann.
https://www.pressenza.com/de/2025/09/europa-protestiert/
Wow. Eine gute Zustandsbeschreibung der aktuellen Lage; Morgens Halb Zehn in Deutschland.
„Der gesellschaftliche Wandel hin zu einem friedlichen, humanen, sozialen System ist über Wahlen möglich.“
Hhm. Wäre ja schön, aber mir fehlt der Glaube. Und (nur) der versetzt bekanntlich Berge. Wie ich meine Mitmenschen so kenne, geht es den meisten immer noch zu gut oder sie trauen sich einfach nicht, alternativ andere Parteien (nein, ich meine nicht die AfD) zu wählen. Nur wenige sind leider in der Lage, den Kopf aus dem Arsch zu ziehen und einen wirklichen Politikwechsel über Wahlen zu unterstützen.
Alsdann: Bleiben Sie links, bleiben Sie kritisch. Und:
„I`m so bored with the USA. But what can I do?“




