Freitag, 28. März 2025

Uncle Fester: grad gelesen März 2025

Erik Harlandt - Willkommen auf Gerry
Abgefahren. Seit neuestem stehe ich auf deutsche Science Fiction Autoren. Gerade bei den Briten und US-Amerikanern herrscht auf dem Gebiet gerade Flaute. Wenn die nicht gleich die Filmrechte vergolden können, lassen die wohl den Kuli liegen. Oder liegt es daran, dass der Markt für Bücher dank Streaming und anderen Freizeitvergnügungen geschrumpft ist?
Für Übersetzungen ins Deutsche gibt es wohl auch nicht mehr genügend Moos; da schreiben die Leute lieber eigene Romane im Self-Publishing. Erik Harlandt ist wohl einer dieser erfrischenden Newcomer. Er lebt in Hamburg und hat mit diesem eher kurzen Werk ein schöne „locked Room“ Geschichte geschrieben, die wirklich zu fesseln versteht.
Mitte des 24. Jahrhunderts erreicht eine riesig große Raumstation unser Sonnensystem und sendet ein Willkommenssignal: „Willkommen auf Gerry!“ Die beiden großen Machtblöcke des Sonnensystems - Erde und Mars - entsenden Schiffe nach Gerry; ebenso die „Freien“ von den Ansiedlungen im Asteroidengürtel oder den größeren Monden im äußeren Sonnensystem.
Ein Wettlauf um den Zugang zur Raumstation beginnt. Es gilt, sich als erster die erhofften neuen Technologien zu sichern, um nicht gegenüber dem anderen Machtblock ins Hintertreffen zu geraten. Erst als die Menschen versprechen, friedfertig zu sein, erhalten sie Zugang zu Gerry.
Dieses Geschehen nimmt allerdings nur einen kleinen Raum in der Geschichte ein. Hauptsächlich widmet sich Harlandt dem Schicksal zweier Stoßtrupps, die noch vor Eintreffen der Kontrahenten die Dschungelwelt im Inneren des ausgehöhlten Asteroiden, der Gerry eigentlich ist, erkunden. Zum einen die Gruppe um Unteroffizier Hoffmann, der eigentlich Baur heißt und ein Agent der schwächelnden Amis ist. Dank Bewusstseinstransfers (netter Einfall) ist dies möglich geworden. Die andere Gruppe um Hauptmann Peters soll die verloren geglaubte Gruppe um Hoffmann aufspüren; oder war es umgekehrt?
(Fast) den ganzen Roman über entdecken die beiden Stoßtrupps immer neue Räume hinter der Dschungellandschaft und kommen des Rätsels Lösung doch nicht näher. Mit jeder neuen Erkenntnis tauchen neue Fragen auf, zumal sich nach und nach herausstellt, dass Baur nicht der einzige per Bewusstseinstransfers tätige Agent ist. Gegen Ende vereinen sich beide Trupps, bloß um dann den Bodentruppen von Erde und Mars in die Arme zu laufen.
So baut man natürlich bis zum Schluss Spannung auf - das hat Harlandt prima durchgezogen. Am Ende macht er es dann kurz, aber schmerzhaft: Die sich friedfertig arrangierenden Verbände der menschlichen Machtblöcke nutzen das Potenzial von Gerry, um eine Kolonialisierung auf Gerry einzuleiten.
Im rasch erzählten Romanende wird Gerry zur blühenden Landschaft für glückliche Menschen, während die Erde dank der Massenemigration immer mehr verödet. Baur muss aber am Ende auf der Erde mit ansehen, wie Gerry mitsamt der glücklichen Menschen in einem Augenblick verschwindet. Da wird ihm etwas bewusst, was vorher bereits leicht angedeutet worden war.
Die Dschungelwelt und der Humus auf Gerry basieren auf toten Lebewesen, die wie die Menschen auf Gerry gelockt worden waren. Eine gigantische Fliegenfalle also. Hier hat Harlandt ein schönes Ende gefunden, welches einem Cyril M. Kornbluth zur Ehre gereicht hätte.

Andreas Brandhorst - Zeta
…Und gleich der Altmeister mit einem neueren Werk hinterher. Dass passt wie Arsch auf Eimer, denn die Ähnlichkeiten zu „Gerry“ sind frappierend. Auch hier taucht ein außerirdisches Artefakt unvermittelt im Sonnensystem auf; die Konfrontation zwischen Erde und Mars droht auch hier die Menschheit zu vernichten.
Die Exkursionen der einzelnen Gruppen auf Zeta treibt auch hier die Story voran. So startet die Astronautin Nightingale Loi das neu gebaute Raumschiff Excelsior nicht in Richtung Alpha Centauri, sondern zum Saturn, wo Zeta seine Reise beendet hat. Begleitet wird sie von Effraim Floyd, einem Anhänger von Terra Solar; einer Organisation, welche die alleinige Herrschaft der Erde über das Sonnensystem anstrebt.
Ebenfalls mit dabei sind die Enhus Chen und Newton; 2 genetisch optimierten Menschen, welche sich zu einer eigenen Spezies entwickeln. Und der Mars darf natürlich auch nicht fehlen. Roxa Mahwe ist Mitglied bei Ma Re, der marsianischen Entsprechung von Terra Solar. Ihr „Partner“ Hannibal ist als Schürfer eher zufällig dabei.
Bleiben noch Eusebius und Nora, welche sich vom Saturnmond Titan aus zu Zeta begeben. Und der ehrenwerte Skarabi, ein Mitglied des die Erde beherrschenden Gremiums und Mitglied von Terra Solar, darf hier nicht unerwähnt bleiben. Denn weil er einzelne Artefakte, welche per Transmitter kontinuierlich auf dem Mond ankommen, zu einer vermeintlichen Waffe verbindet, kommt es im Sonnensystem zu einer Raum Zeit Kontinuums Störung, welche gar das gesamte Universum gefährdet.
Kaum sind die genannten Personen auf Zeta mit der Suche nach dem Zentrum unterwegs, fliegt Zeta wieder aus dem Sonnensystem hinaus. Dank Transmitter können zwar Newton und Floyd, wie auch Chen, zwischenzeitlich auf die in der gestörten Raum Zeit Blase gefangenen Erde umsehen, müssen aber erkennen, dass die Rettung der Erde nur auf Zeta möglich ist.
Der Roman endet mit dem Freitod der überlebenden Hauptpersonen auf Zeta, worauf ihre Persönlichkeiten in die Schwarmintelligenz (Konsens) von Zeta eingehen. In Gestalt eines Roboters tritt der Konsens im Epilog des Romans dem Gremium der Erde gegenüber und verkündet ein neues, goldenes Zeitalter dank der Technologien von Zeta.
Halleluja, möchte man meinen. Im Gegensatz zu Harlandt bietet Brandhorst hier ein optimistisches Ende. Das tut der Qualität des Romans zwar keinen Abbruch, aber ich halte den Pessimismus von Gerry für realistischer als die Hoffnung durch Zeta.
Sei’s drum - spannend ist Zeta alle Mal.

Sonntag, 23. März 2025

Hartmudo: Belgien

9
Sonntag, 21. April.
Nach dem Aufstehen war für mich nach dem Badbesuch schnell wieder Aktion angesagt. Während meine Löwin ihrerseits das Badezimmer frequentierte, packte ich die Schlafmaske und den Koffer zusammen. So war ich bereits fertig, als meine Löwin ihre Sachen zusammenpackte. Ein erneuter Ortswechsel war heute wieder angezeigt. Wir wurden in Brüssel erwartet.
Doch wir wollten nicht sofort nach Brüssel durchstarten, zumal ich dort ja für zwei Nächte gebucht hatte. Von der hiesigen Strandpromenade hatten wir noch nicht allzu viel gehabt; zudem war es uns in den Sinn gekommen, in Brügge noch einen kleinen Zwischenstopp einzulegen. Da traf es sich auch an diesem Tag gut, dass wir dank des Intervallfastens nicht noch nach einem Cafe für ein ausgiebiges Frühstück suchen mussten.
Als erstes räumten wir unser zugegebenermaßen schönes Zimmer und checkten aus. 10.00 Uhr mussten wir eh raus, da konnten wir die Sachen nicht mehr im Zimmer lassen, wenn wir noch ans Meer wollten. Die wunderhübsche Scheckkarte fürs Zimmer - aus Echtholz, hatte ich bislang noch nirgendwo erlebt! - behielt meine Löwin selbstverständlich.
Unsere Koffer und Taschen schleppten wir zunächst einmal ins Auto, denn das Parken würde mit 27,- € für 24 Stunden zu Buche schlagen. Da war noch einiges an Parkzeit auf der Glocke; diese Zeit galt es zu nutzen. Keine Zwanzig Meter vom Hoteleingang befand sich die Ausfahrt des Parkhauses. Wir schleppten unsere Sachen in die Tiefgarage hinunter, wo meine Löwin mit den Koffern bei der Ausfahrt stehen blieb, um auf mich zu warten.
Derweil stiefelte ich zu Fuß durch die menschenleere Garage, um den Wagen zu holen. Wir wollten ihn direkt neben der Ausfahrt parken, so dass wir nach unserem Gang zur Promenade nur noch zahlen und losfahren müssten.
Erneut beschlich mich wieder dieses unheimliche Gefühl innerhalb dieser fetten Betonwände. Bald zweihundert Meter musste ich zu Fuß zum Auto zurücklegen, während mich bis dorthin klassische Musik aus den Lautsprechern der Tiefgarage begleitete. Schön auch, wie meine Schritte durch die Garage hallten. Wie im Krimi.
Schnell hatte ich dann zu meiner Löwin zurückgefunden und den Wagen kurz vor der Ausfahrt abgestellt. Wir packten Koffer und Taschen ins Auto und verließen das Parkhaus zu Fuß, um gleich die Strandpromenade zu erreichen.
Dort war es so richtig frisch; eine steife Brise wehte uns entgegen. Meine Löwin schlang ihr Halstuch gleich einmal um ihren Kopf, um ihre Ohren vor dem kalten Wind schützen zu können. Die Jacke hatte sie bis oben hin geschlossen, was bei dem eisigen Wind auch nicht verkehrt gewesen sein konnte.
Meine mehr oder weniger dünne Regenjacke war logischerweise auch geschlossen, konnte allerdings die Kälte nicht komplett überbrücken. Hinzu kam, dass ich in diesen Augenblicken bereut hatte, dass ich vergessen hatte, eine Mütze mit auf die Reise nach Belgien einzupacken. Es war reichlich frisch an meinem Schädel.
Doch dies frische Wetter konnte uns nicht von einem Spaziergang auf der Strandpromenade abhalten. Die Cafes und Restaurants hatten so früh am Morgen - kurz vor 10.00 Uhr - noch geschlossen, als sich die ersten Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke trauten und die Schatten der Häuser umso stärker hervortreten ließen.
Auch andere Paare waren bereits unterwegs, um die Ruhe und das Rauschen des Meeres zu genießen. An einer vielleicht zehn Meter hohen Skulptur machte ich von meiner Löwin noch ein schönes Foto, auf dem dieser sehr gepflegt wirkende Sandstrand den Horizont bis zu den weiter entfernten Hochhäusern ausfüllte.
Sehr lange waren wir dann aber doch nicht unterwegs; die frische Brise forderte ihren Tribut. Auf dem Rückweg zum Auto betrachtete ich die Fassade unseres Hotels noch einmal. Deren schwarze Farbe sticht zwischen den nüchternen Gebäuden links und rechts vom Hotel förmlich ins Auge und versprüht einen edlen Charakter - zumindest aus der Ferne. Wie überall in Belgien darf man halt nicht immer allzu genau hinschauen.
Direkt bei der Parkhausausfahrt betraten wir die Katakomben. Praktisch, dass ich den Wagen nicht nur nahe bei der Ausfahrt, sondern auch am Parkscheinautomaten umgeparkt hatte. Die 27 Euro ließ ich über meine Karte abbuchen, dann verließen wir die Tiefgarage und machten uns auf den Weg zum nächsten Ziel unserer Reise. Brügge also - wir reden da von knapp 30 km und einer halben Stunde über die Autobahn.
Über Brügge wussten wir nicht sehr viel. Alle Freunde und Bekannten, die wir im Vorfeld zu den "must have seen Places" in Belgien befragt hatten, nannten übereinstimmend Brügge und Gent aufgrund der schönen Architektur als unbedingt anzusehende Reiseziele. Wir wollten es bei Brügge belassen, da wir Gent später am Tag auf dem Weg nach Brüssel passieren würden, aber aufgrund dann mangelnder Zeit eben nicht mehr besuchen könnten.
Da mussten wir Abstriche machen. Alternativ hätten wir auch eine Übernachtung in Gent einschieben können und wären dann eben nicht für zwei Nächte in Brüssel gewesen. Oder wir hätten unsere Reise spontan um einen weiteren Tag verlängert. Oder zwei? Nein, das wäre dann zu viel des Guten gewesen.
Dieses "Leben aus dem Koffer" mit dem permanenten Auf- und Abbau der Infrastruktur der nächtlichen Schlafumgebung - sprich Schlafmaske - hatte mich schon sehr genervt; deshalb wollte ich auch zwei Nächte in Brüssel als Abschluss erleben und eben nicht wie die Japaner in Düsseldorf wie ein Getriebener durch Belgien hetzen.
Über eine großzügig bemessene Einfallsstraße fuhren wir nach der Autobahn auf Brügge zu. Schnell hatte meine Löwin eruiert, dass wir im Parkhaus am Bahnhof von Brügge parken sollten, da dieses sich verhältnismäßig nah an der Innenstadt befindet und wir so bequem zu Fuß dorthin laufen könnten, anstatt uns mit einer langwierigen Parkplatzsuche zu beschäftigen.

Mittwoch, 19. März 2025

Hartmudo: Superwumms

27
Samstag, 25. Februar. Der heutige Tag steht ganz klar im Zeichen der Braunkohlwanderung mit den Trantüten. Zum Zeitig aufstehen: Ich weiß auch nicht, warum ich das eben geschrieben habe. Das Treffen bei Berta war wie üblich um 11.00 Uhr angesetzt gewesen, also quasi am Mittag. Da bin ich eigentlich immer schon einsatzbereit gewesen. Allerdings: Morgens fühlte ich mich eben dieser Tage immer kraftlos und matt, ja häufig niedergeschlagen.
Egal. Gegen 11.00 Uhr waren meine Löwin und ich bei Berta in Rüningen eingetroffen. In diesem Jahr richtete meine Schwester das Braunkohlessen allein aus; der Tod meines Schwagers Bud im Vorjahr hatte sie schwer getroffen gehabt, aber sie wollte ganz im BudsˋSinne die liebgewonnene Tradition der Braunkohlwanderung unseres Kegelvereins weiterführen.
Alle Mitglieder des Kegelvereins vermissten Bud, doch keiner ließ sich dies anmerken oder davon die Stimmung verderben. Nachdem alle eingetroffen waren, auch unser Vorsitzender Ralle nebst Frau Josie, konnte es nach einem kurzen Plausch in Bertas Küche losgehen. Ohne Berta - die musste sich um den Braunkohl kümmern. Und meine Löwin und Renate blieben bei ihr, um sie zu unterstützen.
Wir packten unsere Taschen mit Getränken und Snacks in den Bollerwagen, dann zogen Ulf und meine Wenigkeit den Wagen bei diesigem Wetter hinter uns her. Erst die Wanderung, dann der Braunkohl. So ist es Brauch.
Getränke? Bier für die Jungs (für mich alkfrei), Sekt und Glühwein für die Mädchen. Und die kleinen schnuckeligen Stolpermänner für alle. Snacks? Traditionell Käsewürfel, diese kleinen Salamis, Haribo und Schoki. Und ganz wichtig: Edle Tropfen in Nuss. Die in Verbindung mit einer (oder zwei) Halbliter Dose Wolters fand ich immer lecker.
Bloß nicht in diesem Jahr, nächstes Jahr gern wieder. Auch in diesem Jahr wanderten wir nicht ins Geitelder Holz, sondern hielten uns nach der Treppe zu Metro links und zogen die Karre über die Thiedestraße hinweg, um dann hinter der Bebauung am Rand eines Feldes am Thiedebach entlang zu schlendern, ehe wir zum Skateplatz kamen.
Hier, bei einem Unterstand, legten wir unsere erste Pause ein. Sekt, Glühwein und Wolters wurde sogleich gereicht und die Käsewürfel machten die Runde. Für mich halt nicht, dafür konnte ich mich an den Schneeflocken erfreuen, die munter vom Himmel herunterfielen. Ein richtiggehendes Schneegestöber war das gewesen.
Endlich hatten wir das richtige Wetter für eine Braunkohlwanderung. Ich kann mich da an Jahre erinnern, da bin ich mit offener Jeansjacke mitmarschiert. In solchen Situationen kommt einem ja immer der Klimawandel in den Sinn, während bei dem heutigen Winterwetter normalerweise gerne über das schlechte Wetter geschimpft wird.
Und ausgerechnet jetzt hatte ich keine Dose Wolters in der Hand; alkoholfreies Bier hatte ich mir bei der Wanderung erspart. Da schmeckten selbst die Käsewürfel nicht richtig. Nach kurzer Zeit stiefelten wir weiter, an den Eisenbahnenschienen entlang und dann zurück nach Rüningen, ab auf den Kinderspielplatz.
Dieses sehr hügelige Gelände lud zum zweiten und letzten Stop der Wanderung ein. Oben auf dem höchsten Punkt dieser Anlage hielten wir Rast - wir kannten diesen Punkt aber schon seit Jahren. Ich kann mich halbwegs an frühere Gelegenheiten erinnern, an denen ich nach der dritten oder vierten Dose Wolters das dringende Bedürfnis verspürt hatte, mich an einen der zahlreichen Büsche zu stellen.
Egal ob Spaziergänger oder spielende Kinder in der Sandkiste - nichts und niemand konnte mich vom Pieseln abhalten. Wenn ich bei kalter Witterung im Outdoorbereich kaltes Bier trinke, dann wird mein Stoffwechsel eben kräftig angeregt. Jedenfalls hatte ich spätestens da unseren lieben ehemaligen Kegelbruder Heino, der leider seit Jahren im Altersheim ist, als Asi abgelöst.
Sehr gut kann ich mich noch an meine erste Braunkohlwanderung mit unserem Kegelverein erinnern. Da ging es noch in das Geitelder Holz und Heino hatte zu den Pilsdosen noch den einen oder anderen Stolpermann eingeworfen gehabt. Und dann - von einer Minute zur anderen - brach er quasi in sich zusammen.
Ich kannte das ja schon von meinem leider schon verstorbenen Kollegen Alf. Auch den habe ich ab und an tragen, bzw. unterhaken müssen. So wie Heino bei jener Wanderung (übrigens auf gefrorenem und damit rutschigen Boden) auch. Als ob bei ihm ein Schalter umgelegt worden war, lallte er mit einem Mal nur noch unverständlich. Ganz wie Alf!
Und wie früher mit Alf, machten sich meine Mitstreiter schnell aus dem Staub. Nach ein bis zwei Zwischenstops, bei denen ich mir noch nen Stolpermann reindrücke musste, hatten Heino und ich das Heim von Berta und Bud vielleicht ne halbe Stunde nach den anderen erreicht. Viel war ja mit Heino nicht mehr anzufangen gewesen, aber als er den köstlichen Duft des Braunkohls in der Nase verspürte, da war er wieder halbwegs fit. Auf nüchternen Magen soll man sich halt nicht zusaufen, alte Trinkerregel.
Doch zurück in die Gegenwart. Da wir auf dem Hügel des Kinderspielplatzes dem Schneegestöber ungeschützt ausgeliefert waren, gestaltete sich diese Pause als extrem kurz und ungemütlich. Wir beeilten uns anschließend, schnell zurück zu Berta zu kommen. Dort hatten sie, meine Löwin und Renate bereits ganze Arbeit geleistet gehabt.
Hungrig setzten wir uns an den großen Tisch und genossen den Braunkohl samt Bregenwürsten. Hochzeitssuppe vorneweg, Eis hinterher. Getränketechnisch hielt ich mich an Coke Zero und dem alkfreien Wolters fest. Ich sag's mal so: Lieber Coke Zero als die alkfreie Lulle.
Den Braunkohl selbst, welcher eigentlich mangels der "alten" Kohlsorte ein Grünkohl ist, hatte meine Schwester Berta traditionell mit Schmalz zubereitet. Bei den Bregenwürsten verhielt sich das weniger konservativ; die groben und geräucherten Würste hatten bei Aldi in der Kühlung die letzten Wochen gelegen gehabt und wiesen eine essbare Hülle auf. Ausnahmen gab es lediglich für Josie und Ralle; die hatten die "richtigen" Bregenwürsten, deren Pelle nicht essbar ist und die im Inneren mit mehr Fett als allem Anderen versehen sind. Für Charles wiederum gab es Extrawürste - sprich grobe Bratwurst. Und Mary… die isst gar keinen Braunkohl.

Dienstag, 11. März 2025

GuterPlatzzumBiertrinken: Weltfrauentag

Samstag, 8. März. Weltfrauentag. Bereits seit mehreren Tagen habe ich mich auf diesen Samstag gefreut. Nicht wegen des Weltfrauentages oder weil Uli an eben diesen Geburtstag hat, sondern weil ich endlich wieder mit dem Rad auf Tour gehen kann.
Die Voraussetzungen waren aber auch ideal: Der letzte Kälteeinbruch, der mich im Februar bis in den März hinein zum Busfahren statt Radeln zwang, ist in den letzten Tagen ausgelaufen. Seit Tagen ist es morgens sonnig bei knapp unter 10 Grad Celsius und niederschlagsfrei. Meine Löwin ist heute morgen mit Patti und Heidi zum Frühstück verabredet - da bleibe ich doch nicht zu Hause und hüte unsere Katze ein.
Apropos Katze: Das Luder hatte mir doch gestern wieder ins Bett gepisst. Wahrscheinlich in dem kurzen Moment, als ich am frühen Abend nach der anstrengenden Arbeitswoche und dem Einkauf für das Wochenende an meinem Schreibtisch vor mich hindämmerte. Heimlich, still und leise muss sie sich unter meine Bettdecke geschlichen haben, um dann dort eine ordentliche Pfütze hinzusetzen. Schlau gemacht; so bemerkte ich ihre kleine Aufmerksamkeit erst in der Nacht, als ich mich voller Vorfreude auf die heutige Radtour zu Ruhe begeben wollte.
Unsere Abby wurde schließlich nach Abby Sciuto, der genialen Goth-Wissenschaftlerin aus den ersten Staffeln von Navy CIS (als die Serie noch gut war), benannt. Sie weiß nun mal ganz genau, dass ich die Bettdecke immer kontrolliere, wenn ich in meinem Zimmer vor dem Schreibtisch sitze und sie herein kommt, um Streicheleinheiten oder Futter einzufordern.
Wenigstens ließ ich mich von dem Malheur nicht aus der Ruhe bringen; die Psychotherapie hat mir also doch positive Effekte beschert. Und irgendwas ist ja schließlich immer. So tauschte ich dann Bettwäsche und Bettlaken gegen zwei dünne Tagesdecken aus, auf das ich in der Nacht nicht frieren müsste. War natürlich nichts - ich schlief unruhig und war mehrere Male wach gewesen.
Vielleicht war aber die Vorfreude auf heute Vormittag schuld daran, dass ich nicht wie ein Stein durch schlummerte. Egal - jetze sitze ich beim Steinecke in der Georg-Westermann-Allee und schlürfen meinen zweiten Pott Kaffee, während ich diese Zeilen in die Tastatur hämmere.
Der Tag von vorne: Nach dem Aufstehen warf ich zunächst einmal meine Bettdecke in die Waschmaschine und fuhr dann mit meiner Löwin im Bus in die Innenstadt, wo wir dann mit den Linien 3 und 1 weiterfuhren; beide in verschiedene Richtungen. Meine Löwin zum Frühstück, ich zum Bahnhof. Dort stand mein Fahrrad, welches ich gestern nach Feierabend und Zugfahrt dort stehen gelassen hatte, weil wir zum Einkaufen gefahren waren.
So gegen halb Zehn saß ich im Sattel. 9 Grad und Sonnenschein; kein Wölkchen am Himmel, Regen nicht im Anmarsch. Es gibt wohl kaum ein besseres Wetter zum Radfahren. Bereits gestern vor dem Rechner (war es da passiert?) hatte ich mir auf Google Maps Rautheim angeguckt und für gut befunden. Da sollte es hingehen.
Ein Ziel für die nächste Bierjause

Über die langgezogene Helmstedter fuhr ich am Straßenbahndepot und Hauptfriedhof vorbei, um dann beim großen Edeka an der Autobahnausfahrt Rautheim ins Neubauviertel einzubiegen. Hier war ich noch nie gewesen; staunend fuhr ich durch die noch nicht fertig gestellten Straßen. Über eine üble Schotterpiste radelte ich dann ins alte Rautheim hinein.
Ich war auf der Suche nach einem Bäckereicafe, fand aber keins. Auch im Gewerbegebiet von Rautheim wurde ich nicht fündig. Mann, ist das groß! Hätte ich echt nicht gedacht. So blieb mir nichts anderes übrig, als über die Helmstedter wieder zurück zu eiern und hier im Steinecke einzukehren.
So - jetzt bin ich hier durch. Es kann weiter gehen. Nächstes Ziel ist jetzt Ikea. Dort werde ich mir nen neuen Matratzenschoner kaufen. Der alte ist jetzt schon so häufig von Abby zweckentfremdet worden, dass dies jetzt Not tut. Dieser Aktionismus… selten habe ich den in den letzten 20 Jahren zeigen können. Warum eigentlich nicht?
Der Weg bis zur Hansestraße ließ sich ohne Schwierigkeiten bewältigen; es war jetzt wärmer geworden, meine Pumperjacke wirkte nun deplatziert. Eigentlich wollte ich meine Jeans-Joppe geschultert haben, aber… vergessen halt. Ich war immer noch euphorisch ob der langen Tour und bog dann auf das Ikea-Gelände ein.
Ich hatte es mir genau überlegt: Zuerst gehe ich ins Ikea-Restaurant, um mir ein Lachsfrühstück zu genehmigen. Genau, das Intervallfasten bringt mich dazu, Essen wieder geil zu finden. Wer braucht da noch Sex? Denn zur Zeit bekämpfe ich mein Kampfgewicht noch mit Proteindrinks - an drei Tagen in der Woche nur diese Drinks von MetaFlow, lediglich aufgelockert von Quark oder Gemüsesaft. Wenn's schee macht…
Frühstück Ikea

Leider war die Schlange der Ikea-Touris so lang, dass mir dieses Vergnügen genommen wurde. Stattdessen griff ich mir ein kleines Schälchen Tomate-Mozzarella und ne Bowl mit veganen Köttbullar. Hierzu nur ein Wort: Mega! So hatte ich im Endeffekt ein richtig gutes Frühstück genießen dürfen. Wenig Kohlenhydrate, dafür viel Proteine.
Im Anschluss schnappte ich mir den benötigten Matratzenschoner. Und selbstverständlich blieben noch weitere Artikel bei mir "kleben". Topflappen, eine Jutetasche und die unvermeidlichen Teelichter (100er Packung). Dazu fand ich im Food Store noch diese Schmackofatz für meine Löwin… Heißa, heut' ist Weltfrauentag!
Doch ehe ich mich hierzu auslassen oder Witze von Markus Krebs wiedergeben kann, fahre ich lieber nach Hause zurück. Über Lidl, um gemischtes Hack und Dosenbier zu kaufen. Weltfrauentag - ich bekoche meine Löwin. Das Bier ist korrekterweise für die Braunkohlwanderung der Trantüten am Sonntag.
Am Ende des Tages bin ich ob der kurzweiligen Radtour richtiggehend erfreut und wünsche mir für die nähere Zukunft vergleichbare positive Kicks. An diesem Tag war ich wenigstens ob der Distanz von über 25 km äußerst zufrieden mit der Gestaltung des Vormittags. Und das, und nur das, ist es, was zählt.
Weltfrauentag. Jo Mei.

Montag, 3. März 2025

Contramann: kurz gesehen im März

https://overton-magazin.de/top-story/der-mohr-hat-seine-schuldigkeit-getan-der-mohr-kann-gehen/?pk_campaign=feed&pk_kwd=der-mohr-hat-seine-schuldigkeit-getan-der-mohr-kann-gehen
Eine gute Analyse zum aktuellen Geschehen. Da fielen doch Baerbock und Steinmeier die Kinnladen herunter, als der US Amerikanische Außenminister Vance anlässlich der Münchner Sicherheitskonferenz erklärte, dass Deutschland Demokratiedefizite hätte, weil die AfD partout bei der politischen Willensbildung ausgeschlossen wird.
Um so entsetzter reagierten dann europäische Politiker und Medien, als die Amis erklärten, ohne die Europäer Friedensverhandlungen mit Putin und Selenskij einzuleiten. Ein Schlag ins Gesicht gerade der deutschen Polit- und Medienprominenz, hatte doch Deutschland zur bedingungslosen Unterstützung Kiews auf billige russische Energie (hat Deutschlands Aufschwung zur (ehemaligen) Exportnation Nr. 1 erst ermöglicht) verzichtet; ja sogar die Zerstörung wichtiger Infrastruktur (Nord Stream 2) widerspruchslos hingenommen.
In der Tat - America First. Auch gerade auf Kosten Deutschlands und Europas. Dieser Kommentar zeichnet die Zeit seit 2014 sehr schön nach; denn es liegt mitnichten nur an Trump, wenn Europa jetzt abgehängt wird. Bereits unter Obama und Biden war diese Entwicklung sichtbar gewesen.
Meine momentane Schadenfreude hält sich trotzdem in Grenzen. Die Europäer reagieren offenbar mit noch mehr Aufrüstung, um „den Bestand der Ukraine zu sichern.“ Ganz im Sinne der Amis, die sich jetzt auf ihren verzweifelten Kampf gegen China konzentrieren können.

https://www.tagesschau.de/ausland/europa/nato-treffen-scholz-finnland-ostsee-kabel-sabotage-100.html
Da tauchten Anfang des Jahres diese Meldungen auf, dass mehrere wichtige Unterseekabel in der Ostsee mutwillig beschädigt worden seien. Da geriet dann auch gleich die russische Schattenflotte in Verdacht. Ganz klar, Putin war es. Der Tanker Eagle S „soll“ mit seinem Anker ein Stromkabel zwischen Finnland und Estland beschädigt haben. „ Die Ermittler glauben, dass das Schiff zur russischen Schattenflotte gehört.“
Über diese Redewendung war ich dann gestolpert. Wieso „glauben“ das die Ermittler? Wissen sie es denn nicht? Es wäre mir neu, dass die Eigentumsverhältnisse von Schiffen geheim wäre. Und überhaupt: Was ist denn nun mit den zerstörten Kabeln von Nord Stream 2?
Ich finde es erschreckend, wie in unseren Medien vergleichbare Vorgänge mit zweierlei Maß betrachtet werden.

https://www.n-tv.de/politik/Ukraine-Krieg-Ukrainischer-Leopard-zerschiesst-ganze-Kolonne-article25522001.html
Und jetzt soll ich mich als Leser dieses Artikels daran aufgeilen oder was? Am besten noch Mütze-Glatze spielen. Wie krank muss man sein, um sich an diesem Artikel ergötzen zu können?
Die Zeichen stehen ja schon längst auf Waffenstillstand. Wenn überhaupt noch „von der Front" berichtet wird, dann nur noch ganz, ganz dosiert. Selbst die Mainstreammedien räumen mittlerweile ein, dass die Russen unaufhaltsam vorrücken.
Von einem Sieg der Ukraine redet keiner mehr.

https://taz.de/Energieversorgung-in-Deutschland/!6064897/
Hier erklärt uns die TAZ, dass die Ampel-Regierung dank ihrer klugen Politik eine Energiekrise nach dem russischen Überfall auf die Ukraine abgewendet hatte. Ob eine CDU Regierung dies geschafft hätte? …Und vergeblich suchte ich in dem Artikel nach Anzeichen einer Satire; nein - der Kolumnist meinte das ernst.
Dass eine CDU Regierung den Wechsel von russischem Erdgas zu amerikanischen Frackinggas nicht so schnell hinbekommen hätte, sehe ich anders. Irgendwie glaube ich, dass ein Friedrich Merz in den Staaten besser vernetzt ist als Robert Habeck. Und wir hätten dann halt unsere AKWs länger laufen lassen. Nicht schön, nicht umweltgerecht, aber wirksam.
Zu „klugen“ Politik: Der Verzicht auf billiges russisches Erdgas (Nein, Herr Scholz. Putin hat uns nicht das Gas abgedreht) dreht der energieintensiven deutschen Industrie den Saft ab. Die hohen Energiepreise für Privatkunden hatten bereits zuvor der Industrie einen zusätzlichen Wettbewerbsvorteil beschert, dienten diese doch zur Subventionierung der deutschen Industrie. Den Deal mit Putin hatten Schröder und auch Frau Merkel sauber eingefädelt gehabt.
Dies wären die beiden Kanzler, denen zu danken wäre, nicht die Ampel. Diese hatte schlichtweg nicht den Mumm gehabt, amerikanischen Forderungen zu widerstehen. Denn Deutschlands Verzicht auf billiges russisches Erdgas nützt vor allem der amerikanischen Industrie - auf Kosten der Deutschen.
Nicht, dass irgendeine andere deutsche Regierung das hätte verhindern können. Aber deshalb muss man das doch nicht auch noch feiern.

Alsdann: Bleiben Sie links, bleiben Sie kritisch. Und:
„I`m so bored with the USA. But what can I do?“

Freitag, 28. Februar 2025

Uncle Fester: grad gelesen Februar 2025

Joshua Tree - Behemoth 2033-Zyklus
Wieder ein deutscher Autor, den ich bislang noch nicht gelesen hatte. Und von dem ich mir schon während der Lektüre des ersten Bandes sogleich weiteres Material bestellt habe. Diesen ursprünglich achtbändigen Zyklus hatte ich mir in einer Neuauflage als vierbändige Ausgabe gekauft und war bereits nach wenigen Seiten begeistert gewesen.
Das Ausgangsszenario - ein geschlossenes Sonnensystem,und der Erstkontakt mit einer Alienrasse - ist sicherlich keine vollkommene Neuheit in dieser Literaturgattung. Aber Joshua Tree gelingt es dank verschiedener Geheimnisse, die es zu lüften gilt, den „Sense of Wonder“ zu entfachen, der einen Science Fiction Roman zum Pageturner macht.
Die Handlung des Zyklus beginnt im Jahr 2333 in dem von den Menschen seit mehr als 100 Jahren besiedelten Archimedes System, welches seit 40 Jahren von der Erde abgeschnitten ist, weil das Wurmloch beim Jupiter zusammengebrochen war und damit keine Kommunikation mit der Erde mehr möglich ist.
Die Menschen im Archimedes System sind auf sich allein gestellt, denn einen Hyperraumantrieb gibt es nicht und die dank Antimaterie erzeugten Wurmlöcher lassen gerade mal Drohnen und Funk in den Hyperraum. Dank einer umfangreichen Zeittafel erfährt der geneigte Leser vom Umfang der Besiedelung des Systems, einem niedergeschlagenen Aufstand der künstlichen Intelligenzen und einem großen Unfall dank Experimenten mit Antimaterie, bei dem Millionen Menschen ihr Leben verlieren.
Als Folge davon bilden sich zwei große politische Lager - die Konservativen und die Progressiven. Letztere setzen die Experimente zur Erzeugung von größeren Wurmlöchern mit Antimaterie in aller Geheimhaltung fort; die Schmuggelei von Antimaterie ist ein gefährlicher, aber auch lukrativer Job. Auch für den ehemaligen Raumkadetten der Streitkräfte Jeremy Brandt, dessen Eltern beide hochdekorierte Soldaten sind.
Jeremy Brandt hat sich allerdings mit seinen Eltern überworfen und führt lieber ein Leben als Outlaw mit seiner treuen Crew zwischen den bewohnten Monden des Systems namens DeGaulle, Bismarck oder Trafalgar. Und richtig geraten: Die Nationalitäten auf diesen drei Monden (es gibt noch mehr) gehen auf jeweils europäische Vorfahren zurück.
So einen Plot kann sich nur ein Deutscher ausdenken; eine willkommene Abwechslung zu den anglo-amerikanischen Schriftstellern. Dagegen ist die Crew von Jeremy bunt gemischt; Walter ist ebenfalls Deutscher, aber Felicity, Agatha Simmons oder Agiou „WizKid“ repräsentieren andere Nationen des alten Kontinents.
Als großer Bösewicht wird Behemoth vorgestellt. Ein riesiges Lebewesen im Weltraum, welches urplötzlich ins Archimedes System hineinspringt und die Menschen angreift. Nur mit viel Mühe und Risiko kann Jeremy mit seiner Crew Behemoth vertreiben; bei dem gewagten Sprung durch den Hyperraum wird die Crew jedoch verstrahlt und hat nur noch ca. zwei Wochen zu leben.
Parallel hierzu macht der Autor einen zweiten Strang auf. Der Sonderermittler des Geheimdienstes Pascal Takahashi ermittelt mit seiner Kollegin Thisbe in Sachen ungeklärter Entführungsfälle. In mehreren Wellen waren in den Jahren zuvor Millionen von Menschen spurlos verschwunden. Doch kurz vor der Lösung wird Thisbe beim Angriff von Behemoth auf den Mond DaVinci getötet.
Ebenfalls relativ schnell verstirbt Jeremys Geliebte Simmons bei der Flucht aus einem anderen Sternensystem, wo die Crew vergeblich versucht hatte, ein EI von Behemoth zu stibitzen. Dies wurde nur dank der Flotte der Erde möglich, welche im letzten Moment unerwartet ins Archimedes System gesprungen war und diese Technik beherrscht.
Diese Technik hat das Alienvolk der Locusts ebenfalls drauf. Diese Wesen kommunizieren nicht mit Worten, sondern mit Bildern und telepathisch über ein biologisches Netzwerk namens Gaia. Das menschliche Netzwerk, quasi das Pendant dazu, heißt Sensenet und ist aus dem Internet weiterentwickelt worden.
Um das Geschehen noch etwas zu verkomplizieren, kristallisiert sich der Sprecher der Progressiven namens Alexander Moreau als wesentlicher Faktor heraus. Tatsächlich hatte er Kontakt mit der Erde gehalten und der dort alles beherrschenden KI, welche sich selbst Alpha nennt, in die Hände gespielt.
Alpha hat alle Menschen im Heimatsystem in Kryostasekammern gelegt - Matrix lässt grüßen und möchte auch die Menschen in den anderen Systemen schlafen legen. Das jeweilige Bewusstsein der Menschen überträgt Alpha auf Klone, welche bei Bedarf von Alpha kontrolliert werden können, Als Gegenspieler zu Alpha ist Behemoth aus dem biologischen Netzwerk der Locusts entstanden, wurde aber dank Moreau durch eine Kopie von Alpha unterwandert.
Die Symbiose aus künstlicher menschlicher Intelligenz und dem visuell orientierten biologischen Netzwerk der Locusts ist als einzige in der Lage, Alpha Paroli zu bieten. Im Fortgang der Handlung entwickelt sich Behemoth vom zu bekämpfenden Unhold a la Godzilla zur einzigen Hoffnung der Menschen, welche um ihre Unabhängigkeit von Alpha kämpfen.
So wandeln sich auch Jeremy und seine Crew, zu der im zweiten Band auch Pascal Takahashi dazugestoßen ist, von erbitterten Gegnern Behemoths zu dessen Verbündeten, als sie erkennen, dass die nüchterne algorithmische Intelligenz eines Alpha Feind allen biologischen Lebens ist. Und auch der Menschen.
Am Ende der vier spannenden Bände muss die Erde samt Sonnensystem zerstört werden, weil nur so Alpha gestoppt werden kann. Bis auf Takahashi sterben all unsere Helden hierbei den Heldentod, um anschließend in Klone geladen zu werden. Dann nach Andromeda - folgt da noch ein zweiter Zyklus?
Wäre gut, denn die Charaktere hat Joshua Tree differenziert und damit glaubwürdig gestaltet. Überhaupt ist dieser Zyklus durchgehend spannend. Er liefert die Action einer Space Opera, ohne sich in langwierigen Schilderungen von Weltraumschlachten zu verlieren. Ein schönes Bekenntnis zur Fehlbarkeit des Menschlichen anstatt der kalten Effizienz einer KI.
Diese Moral nimmt man doch gerne mit.

Sonntag, 23. Februar 2025

Hartmudo: Belgien

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Hoegaarden hatte ich bei einem früheren Urlaub in Holland schätzen gelernt. Dieses belgische Weißbier in der 0,33 l Flasche ist auch aus derselben gut trinkbar und erinnert im Geschmack stark an Erdinger Champ, falls das noch jemand kennen sollte. Schade, dass die Erdinger Brauerei das Getränk irgendwann eingestellt hatte.
Da wir in einem Restaurant verweilten, genoss ich mein Hoegaarden selbstverständlich aus einem Glas. Und während meine Löwin zu ihrer Coke Zero Spaghetti Carbonara bestellte, wagte ich mich an eine belgische Spezialität: Bitterballen.
Wie ich erst später recherchiert hatte, besteht der Inhalt dieser ca. 3 cm großen frittierten Kroketten entweder aus einem Ragout aus Rind- oder Kalbfleischmasse oder ersatzweise einer Masse aus Hühnerfleisch und Pilzen. Vom Geschmack her würde ich bei der mir angelieferten Garnitur auf die zweite Alternative tippen.
Ganz wichtig war hier das mitgelieferte Senfschälchen. Mir schmeckte es vorzüglich, der Salat unter den Kroketten machte das Ganze etwas gesünder. Meine Löwin erhielt leider keine Spaghetti Carbonara, sondern die weltweit ebenfalls bekannte Bolognese. Sie beschwerte sich zwar, behielt aber ihre Bolognese aufgrund ihres großen Appetits.
Die Wartezeit auf unser Essen war nicht überlang gewesen, reichte jedoch aus, dass wir die erste Halbzeit des Spiels in diesem Lokal schauen mussten. Tatsächlich war dies auch gar nicht so schlimm, weil sich niemand an den deutschen Touristen, welche vor dem Smartphone hingen, gestört hatte. Der Kellner erst Recht nicht, der war durch nichts zu erschüttert und mir spontan ans Herz gewachsen.
Da Eintracht souverän auftrat und das Ergebnis zur Halbzeit dank zweier Tore von Donkor und Philippe auf eine 2:0 Führung stellen konnte, ließ ich noch ein zweites Hoegaarden einlaufen, ehe ich bezahlte und mit meiner Löwin in der Halbzeitpause aufs Zimmer ging.
Hier hockten wir nun vor dem kleinen Schreibtisch und schauten gebannt auf das Smartphone. Gomez setzte in der 60. Minute mit seinem Treffer zum 3:0 den Schlusspunkt, der Eintracht von den Abstiegsrängen vertrieb und Osnabrück wohl endgültig in die 3. Liga beförderte. Schade um Osna, aber der HSV war leider zu gut für den Abstieg.
Kurz ruhten wir uns noch aus, ehe wir uns zu einem Bummel durch die Einkaufsmeile von Ostende aufmachten. Auch hier trafen wir auf die bekannten Ladenketten, die überall in Europas Städten zu finden sind. Nur wieder diese netten Schoki-Läden ließen uns erkennen, dass wir uns in Belgien befanden. Hier wurde meine Löwin auch an diesem Tag fündig.
Ich für mein Teil war auf der Suche nach einer Jacke, besser noch einem Jacket, sprich Sakko. Hier schaute ich in mehreren Läden - auch bei Charme & Anmut, was ja meine Preisklasse sein tut, doch ich hatte keinen Erfolg zu vermelden. Im Gegensatz zu meiner Löwin, die noch zwei schöne Blusen entdeckt hatte.
Ein Leinensakko hätte mir schon gefallen, zumal da Erinnerungen an die 90er bei mir aufkamen. Seinerzeit hatte ich im Sommer gerne Leinensakkos (ungebügelt) über T-Shirts (ungebügelt) getragen. Dazu 501er und Frotteesocken! Schade, dass ich davon keine Bilder mehr habe. Obwohl… meine Löwin würde mir dann wohl den Gnadenschuss verpassen.
So blieb mir an diesem Nachmittag nichts anderes übrig, als meiner Löwin beim Shoppen zu assistieren. Ein wenig Abwechslung gab es dann aber doch noch: Am Ende der Touristenrennbahn bogen wir kurz ab, um den Jachthafen von Ostende bewundern zu können. Da lagen die schönsten Jachten; bereit, um in den Ärmelkanal schippern zu können.
Dazu wurde der Jachthafen noch von Stahlbeton - Hochhäusern, die einzelnen Appartements typischerweise mit vollverglasten Wänden ausgestattet, sanft und aufdringlich ummantelt. Diese Brachialarchitektur wurde nur vereinzelt durch die typischen Backsteinbauten mit den üblichen flämischen Verzierungen aufgelockert.
Hier war es ansonsten - ähnlich wie in Antwerpen - ruhig. Da es im Jachthafen nichts weiter zu bestaunen gab, wandten wir uns wieder der Innenstadt zu. Mittlerweile war es Zeit fürs Abendessen geworden. Da hatte ich doch auf dem Hinweg dieses eine Restaurant mit den Hühnerteilen gesehen gehabt. Da wollten wir hin.
Und das Belchicken Ostende stellte sich als Franchise heraus - eine Art belgisches KFC. In vergleichbarer Verpackung (Pappkartons und ein Bucket) bekamen wir unser Essen vorgesetzt. Die Preise waren hier ähnlich gesalzen wie beim amerikanischen Vorbild. Nur… Die Würzung der Panade war schlechter.
Egal, wir sind am Ende satt geworden. Entschädigt wurden wir hier durch das witzige Ambiente. Über der Treppe zum Klo hatten sie doch tatsächlich ein Fahrrad aufgehängt. Ansonsten blieb uns die befürchtete Augenüberreizung durch bunte Plakate oder blinkende Anzeigen oder Bildschirme erspart.
Gut gesättigt bewältigten wir den kurzen Weg zum Hotel schnurstracks ohne Umschweife. Auf dem Zimmer spielten wir noch zwei Partien Take Five. Anschließend packte ich mein Tablet aus und schaute mit meiner Löwin die nächste Folge von Kobra übernehmen sie zusammen an. Hier zeigte sich meine Löwin begeistert, bevor sie sich kurzentschlossen umdrehte und einnickte.
Ich bewunderte noch die Decke aus Dämmfaserplatten sowie die "Oh Baby" Lichtinstallation, um dann nach wenigen Seiten des Buches von Uschmann meine Schlafmaske überzustülpen und das Licht zu löschen.

Dienstag, 18. Februar 2025

Contramann: nun wählt mal schön

Zur (außerordentlichen) Bundestagswahl am 23. Februar habe ich hier mal schnell drei Statements gesammelt, die meine Aufregungen und vor allem Hoffnungen auf ein überschaubares Maß runter regeln konnten. Vielleicht helfen Sie Dir auch, endlich mal wieder locker durch die Hose zu atmen. Und wer jetzt noch mit der Regierung gegen rechts demonstriert, hat seinen George Orwell nicht verstanden.
Faschist ist immer nur derjenige, der keine andere Meinung zulässt bzw. diese verteufelt. Ob zu Zeiten von Corona, dem Krieg in der Ukraine oder aktuell der Migrationspolitik: Wenn die Regierung hinter den Protesten steht, regierungsnahe Organisationen und NGOs diese Demos organisieren und das Ganze entsprechend von den Leitmedien orchestriert wird, dann passiert ja genau das, was man der DDR immer vorgeworfen hatte: Inszenierte Demonstrationen zur Rechtfertigung der herrschenden Politikerkaste.
Es waren vor der Wahl schon wieder Hasswochen gewesen. Lest dies bei Orwell ruhig mal nach; auch wenn man wie ich die AfD nicht mag, kann man sich doch eingestehen, dass hier in höchstem Maße einseitig geurteilt wird.

https://overton-magazin.de/top-story/demokratie-ist-wenn-das-ergebnis-stimmt/
November 2024, kurz vor der Präsidentschaftswahl in Rumänien. Die Wahlen in Moldawien und Georgien liefen nicht wirklich vielversprechend für unseren demokratischen Wertewesten. Ganz klar, da musste der Autokrat Putin nachgeholfen haben.
Ein Autokrat ist ja nichts anderes als ein Diktator - da assoziieren wir sofort Stalin und Hitler mit diesem Begriff. Aber ist das bei Putin tatsächlich so? In der Mitte dieses Beitrages wird das sehr schön auseinandergepflückt. Auch Putin wurde demokratisch gewählt; ein Wahlbetrug wurde ihm nicht nachgewiesen, ja noch nicht einmal von Caren Miosga unterstellt. Und selbstgefällige Entscheidungen (man denke da an den Film „der Untergang“) wird er auch nicht fällen - wozu bräuchte er sonst einen großen Beraterstab?
Der Autor stellt hier schön heraus, dass in missliebigen „Regimen“ wie Russland, China u.s.w. in den Augen unserer westlichen Politiker grundsätzlich keine Demokratie, wie sie „unseren“ Staatsgebilden zumindest immer unterstellt wird, existieren kann. Oder um es einfach auszudrücken: Wer nicht auf Linie der G7 Staaten liegt, muss ja undemokratisch sein.
Als dann die Wahl in Rumänien Ende November annulliert werden musste, weil ein angeblicher hybrider Angriff der Russen den prorussischen Kandidaten Georgescu zum Sieg verholfen haben soll, stellte sich mir die Frage, ob hier nicht die angeblichen Demokraten undemokratisch, besser noch autokratisch, reagiert hatten.
Demokratie ist ja die Herrschaft des Volkes und nicht die Diktatur des Proletariats. Habe ich auf dem Gymnasium mal so gelernt. Aber anscheinend bedeutet Demokratie ja die Diktatur des Finanzkapitals, so jedenfalls formulierte es neulich ein alter Freund von mir.

https://overton-magazin.de/top-story/juchhu-wir-duerfen-wieder-waehlen/?pk_campaign=feed&pk_kwd=juchhu-wir-duerfen-wieder-waehlen
Demokratie ist, wenn das Ergebnis stimmt. Auch ein schönes Motto. Die Frage ist dann natürlich: „Für wen muss das Ergebnis stimmen?“
Da hat der Bürger ja jedes Mal die Qual der Wahl. Und damit er sich besser - vor allen Dingen aber schneller - zurecht findet, sind die Wahlplakate zur diesjährigen, kurzfristig angesetzten Wahl zum Bundestag mit griffigen Slogans versehen. In Zeiten von Insta und TicToc werden langwierige Argumente als ausschweifend empfunden und langweilen beim Surfen über das Smartphone. Leere Worthülsen sind die Folge. Das war in früheren Wahlen zwar nicht wirklich besser gewesen, wirkte aber noch ein Stückchen weit seriöser.
Peter Hein sang in einer seiner besten Songs von der „Wahl der Qual.“ Das trifft es meiner Ansicht nach besser.
Im Vordergrund (nicht nur auf den Plakaten) stehen die Spitzenkandidaten, davon vier als offizielle Kanzlerkandidaten. Und so darf Günter Jauch, die Allzweckwaffe von RTL, in diesem „Quadrell“ genannten Fernsehduell, Olaf „Mr. Magoo“ Scholz (Titelverteidiger), Friedrich „Blackrock“ Merz, Robert „Schmusebär“ Habeck und Alice „die Strenge“ Weidel begrüßen.
Christian Lindner und Sahra Wagenknecht fallen da etwas ab, leuchten aber dennoch wie ihre Konkurrenten mit prägnanten wie unbestimmten Worthülsen. Absolutes Highlight hierbei stellt ein Plakat von Annalena Baerbock dar: „In Europa darf nur einer herrschen: Der Frieden.“ Alles klar - und Claude Oliver Rudolph eröffnet demnächst ein Frauencafe in Riad.
Ich selbst habe mich für das Kreuzchen beim BSW entschieden, die Beendigung des Krieges in der Ukraine und der Stopp von Waffenlieferungen haben in meinen Augen momentan die absolute Priorität. Soziale Gerechtigkeit macht die Republik sicherer als Brandmauern - ebenfalls ein gutes Argument für meine Wahl.
Aber warten wir den Sonntag ab. Wenn Schwarz-Grün hinterher regieren sollte, können wir uns eh alle warm anziehen.

https://www.rationalgalerie.de/home/wagenknecht-partei-2
Uli Gellermann von der Rationalgalerie lese ich immer gern, obwohl er häufig überreagiert und übers Ziel hinausschießt. Aber gerade das regt ja bekanntlich zum Nachdenken an. In diesem Artikel relativiert er den Hype um Sahra Wagenknecht und das BSW als „letzte Hoffnung“, weil alle anderen Parteien hinterher stets eine andere Politik (als vor der Wahl versprochen) betrieben hatten. Das BSW scheint da noch frisch und glaubwürdig zu sein.
Für mich ein weiterer Grund, das BSW zu wählen. Selbst die mitunter kritisch zu sehenden Koalitionen in Thüringen und Brandenburg hatten mich nicht davon abhalten können. Jedoch bin ich aktuell schon etwas ernüchtert und ganz bei Gellermanns Skepsis.
Abgesehen davon ist es natürlich wenig zielführend, wenn man den Wahlversprechen gegenüber komplett negativ eingestellt ist. Dann sollte man das Feld der Politik meiden und die Sportschau sehen.
Denn wenn das Vertrauen an Wahlversprechen nicht mehr da ist, ist auch der Glaube an die Demokratie an sich dahin. Und damit eben auch die Demokratie selbst; dann wäre selbst eine Autokratie effizienter.
In diesem Sinne sind Fridays for Future, Omas gegen Rechts, reife Swinger und wie sie alle heißen wichtig. Selbst die Demonstrationen gegen rechts würde ich noch als Lebenszeichen einer demokratischen Gesellschaft begreifen wollen, auch wenn ich sie für verlogen halte.
Andere Meinungen gilt es halt auszuhalten. Gelingt mir zwar auch nicht immer, aber ich arbeite dran. Wenn es auch schwerfällt. Auch unter einer Schwarz-Grünen Regierung.

Sonntag, 9. Februar 2025

Contramann: kurz gesehen im Februar

https://reitschuster.de/post/das-a-wort-das-keiner-sagen-darf-ausser-den-gruenen/
Die Grünen Politikerin Paula Piechotta hatte Ende letzten Jahres in einem Podcast behauptet, Olaf Scholz würde innerhalb der SPD insgeheim als Arschloch bezeichnet. Das hatte natürlich einige Aufreger seitens der SPD zur Folge. Woraufhin die Grüne sich lediglich dahin korrigierte, dass sie ja nur eine interne Bewertung der SPD wiedergegeben hätte.
Für einen Rentner, der wegen des bloßen Teilen eines Memes, in dem „Werbeikone“ Robert Habeck als „Schwachkopf“ tituliert wurde, eine Anzeige bekam und sich gar über eine spannende Hausdurchsuchung freuen durfte, ging die Sache nicht so glimpflich ab.
Mal wieder zweierlei Maß bei den Grünen. Und in den Umfragen vor der Bundestagswahl liegen die immer noch bei ca. 13%. Wer wählt diese Partei noch? Warum hatte ich die früher mal gewählt gehabt? Fragen über Fragen - am 23.2. ist Zappo!
…Und dann eine CDU/CSU Koalition mit den Grünen, so meine Befürchtung. Das hatten wir noch nicht. Dann sind Blackrock und Klaus Schwab endlich vereint. Verstehst Du nicht? Dann recherchier dazu im Netz. Mir glaubst Du das ja eh nicht.

https://taz.de/Weidel-Musk-Talk-auf-X/!6061470/
Das Online geführte Gespräch zwischen Elon Musk und Alice Weidel vom 09. Januar 2025 schlug erwartungsgemäß hohe Wellen bei den anderen Parteien und dem allgemeinen Mainstream. Im Zuge des Wahlkampfes durfte Frau Weidel natürlich nicht positiv geschildert werden. Die Verweigerung der Mainstreammedien (gerade des von der Allgemeinheit finanzierten ÖRR), Alice Weidel eine der den anderen Spitzenkandidaten vergleichbare Bühne zu geben, befeuerte dieses Gespräch umso mehr.
Der TAZ Kommentar vom Folgetag trieft daher erwartungsgemäß von Häme. Dies sicherlich noch nicht einmal unberechtigt, aber ein Absatz ist mir dann doch übel aufgestoßen, zeigt er doch das unverblümt betriebene Framing einer ehemaligen Speerspitze der linken Medien.
„Diese (Anm. Weidel) bauchpinselte Musk dafür, dass er sich für die Meinungsfreiheit einsetze – wohlgemerkt, nachdem dieser die Community-Regeln seiner Social-Media-Plattform geschliffen und unzählige Accounts von Neonazis und Rechtsextremen reaktiviert hat. Die Hassrede ist auf X seither regelrecht explodiert.“
Hier wird unterschwellig suggeriert, Musk hätte durch die Reaktivierung rechter Inhalte unzulässige Meinungen zugelassen, mithin die Meinungsfreiheit nicht beachtet. Da schimmert die Hybris von Journalisten durch, welche ich jetzt frecherweise einfach mal im grünen Milieu verorte.
Denn natürlich ist gerade die Öffnung für rechte Inhalte ein Paradebeispiel für eine größere Meinungsfreiheit. Das mag nicht jeden schmecken, mir übrigens auch nicht wirklich, aber nach 13 Jahren allgemeinbildender Schule sollte man das erkennen können.
Aber das will „man“ ja gar nicht. Draufhauen auf den politischen Gegner, wo es nur geht. Diese Vorgehensweise kenne ich sonst nur von politischen Systemen (3. Reich, DDR), welche wir für überwunden geglaubt haben. Dies ist hierbei lediglich ein Beispiel, wie „der kleine Mann durch die herrschende Klasse manipuliert wird“, um einmal mehr eine klassisch marxistisch-leninistische Phrase zu bemühen.
Wo ich schon einmal dabei bin: Hitler als Kommunisten hinzustellen, der die deutsche Industrie verstaatlicht habe, ist natürlich eine historisch mehr als abenteuerliche Sichtweise von Weidel und Musk. Nicht einmal der Postillion kann sich einen solchen Schmarrn ausdenken. Das Eigentum der Unternehmer und Aktionäre (gerade auch US-amerikanische) wurde bei den Nazis ja gerade nicht angetastet. Allein der Holocaust und die damit einhergehende Stigmatisierung ist ja die Definition von Faschismus, also rechts.
Man kann das eher mit der heutigen Vorgehensweise der chinesischen KP vergleichen. Das Motto in China lautet halt Staatskapitalismus statt Kommunismus. Das will Musk erwartbar nicht so sehen, vielleicht kann er es ja auch gar nicht, hat er doch das amerikanische Bildungssystem durchlaufen.
Abschätzige Aussagen zu einer eventuellen Besiedelung des Mars, die andernorts gern in höchst gehässiger Weise als Diskreditierung des Gesprächs und von Musk wie Weidel bemüht wird, kann ich als alter Science Fiction Fan verständlicherweise weder teilen noch unkommentiert lassen. Da fehlt vielen leider die Vorstellungskraft.
Wenn denn die Erde vor dem Klimakollaps steht und gerettet werden muss, dann geht das nur durch eine weitestgehende Deindustrialisierung mit all ihren negativen Konsequenzen oder durch den in der Science Fiction seit über 100 Jahren bevorzugten Ansatz des Sprungs ins All. Wer wie die Grünen meint, eine ökologische Kehrtwende zur Rettung des Planeten durch eine simple Umstellung des ökonomischen Apparates auf „grüne“ Technologien hinzubekommen, der ist genau so „cringe“ wie Musk und Weidel.
Der Kapitalismus, ja selbst eine Demokratie, ist nicht geeignet, die notwendige Umgestaltung der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Prozesse vorzunehmen. Das Raubtier Mensch ist von Natur aus nicht dazu geschaffen, sich selbst zum Nutzen des Ganzen zu beschränken.
Insgesamt strotzt der Artikel nur so von persönlicher Geringschätzung gerade auch von Frau Weidel, einer offen homosexuellen Frau. Und das in einer überregionalen Zeitung, die ansonsten queere Menschen bedingungslos in Schutz nimmt, ob es gerechtfertigt ist oder nicht. Mag sein, dass das Gespräch zwischen Musk und Weidel, welches ich mir erspart habe, ein Armutszeugnis für beide darstellt.
Der Kommentar in der TAZ ist es für die TAZ ganz bestimmt.

Alsdann: Bleiben Sie links, bleiben Sie kritisch. Und:
„I`m so bored with the USA. But what can I do?“

Montag, 3. Februar 2025

Hartmudo: Superwumms

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Ich hatte in der Vergangenheit auch mal geäußert gehabt, dass "man" die Kiste gegen die Wand fahren lassen sollte, ehe die vielen Vertretungen für die übermäßig langen Ausfälle der Kollegas - und das über mehrere Jahre - einen selbst krank machen. Könnte gut meine Situation in jenem Sommer beschreiben.
Im Kolleg*innenkreis war dies vereinzelt als Desinteresse oder gar Absicht ausgelegt worden, dabei ging es mir bei meinem Spruch lediglich um den Selbstschutz. Es kann ja nicht angehen, dass die Vertretung für Kollegas, die nicht zuletzt aufgrund einer Überbelastung durch die Arbeit krank geworden waren, dazu führt, dass "man" selbst darüber krank wird.
Hier wäre traditionell der Arbeitgeber gefragt; dass der aufgrund der angespannten Finanzsituation blablabla keine Möglichkeiten gesehen hatte, macht den Job ja nun auch nicht gerade leichter. Wir durften dies so einige Jahre zuvor erleben, als unser Team über Monate mit maximal der Hälfte an Personal über die Runden kommen musste. Mit der Zeit waren einige Kollegas allein wegen der Überbelastung zusammengebrochen und ebenfalls langfristig abwesend gewesen.
Erst an diesem Abend im Lufteck hatte ich dies mit Buck angesprochen; nach meinem Urlaub letztes Jahr hatte ich vor mich hingegrummelt gehabt und jenen Unmut dazu genutzt, meinen Blutdruck und Puls hochzuhalten. Lediglich bei zwei oder drei Gelegenheiten hatte ich da meinen Frust über den letzten Tag vor dem Urlaub rausgelassen.
Dabei hätte mir eigentlich klar gewesen sein müssen, dass meine Kolleg*innen auf meine Sicht auf jenen Tag gar nicht wechseln konnten, weil sie mit einer derartigen Eigenwahrnehmung nichts anfangen können, da ihr Eigenschutz solche Überlegungen verhinderte. Daher war Buck jetzt im Lufteck ob meiner Einlassungen auch konsterniert gewesen, weil für ihn die Angelegenheit schon längst ad Acta gelegt worden war.
Dieses ausführliche Beispiel stand mir im Lufteck natürlich noch als stark prägnant vor der Birne, war allerdings nur die Spitze des Eisbergs. Über die Jahre war da so einiges auf mein Frustkonto eingezahlt worden, ohne dass ich zur Auszahlung geschritten war. Und in meiner Verstörung nach dem Fahrradunfall hatte ich eben unwillkürlich meine Arbeitsplatzsituation für diese Depression verantwortlich gemacht.
"Wir verstecken uns're Ängste in der Zwischenzeit" hatte Nina Hagen einst in ihrem Cover von "Lucky Number" von Lene Lovich gesungen. So würde ich heute meine Sicht der Dinge in jenen Tagen meiner langwierigen Erkrankung beschreiben. Mittlerweile - bald zwei Jahre später - sehe ich das differenzierter.
Aber ich greife vor. Auf jeden Fall unterhielten wir uns an einem kleinen Nebentisch eine geraume Zeit lang, ehe wir uns wieder in die große Runde begaben. Zusammen mit den anderen verfolgten wir die verdiente Auswärtsniederlage der Eintracht bei den Fortunen. Zum Glück blieb uns die Fresse von Campino erspart, die Niederlage allein war genug gewesen.
Schon in der 1. Minute ging Düsseldorf in Führung - bereits danach hätte der Wirt den Fernseher ausschalten können. Eintracht spielte an diesem Abend nicht wirklich schlecht, war vorne allerdings viel zu harmlos und kam lediglich durch ein Eigentor zum zwischenzeitlichen Anschluss, ehe die Düsseldorfer kurz vor Schluss mit dem 3:1 den Deckel drauf machen konnten. Eintracht blieb daher knapp über dem Abstiegsstrich.
Das Spielgeschehen lief für uns an diesem Abend auch eher im Hintergrund, zumal die Niederlage eigentlich bereits nach einer Minute festgestanden hatte. Nach einigem Abstand kann ich jedoch konstatieren, dass sich die Jungs gut unterhalten hatten. Auch ich hatte einen schönen Abend gehabt, auch wenn es mir gerade nicht gut gegangen war. Aber der Talk mit Buck hatte gut getan, obwohl ich zu der Zeit meine Situation mal so gar nicht richtig eingeschätzt hatte. Denn die Arbeit ist zwar Stress, doch ansonsten kratzt jener Stress doch eher an der Oberfläche.
Am Ende des Abends ging ich noch mit Buck und Holzer Richtung Heimat. Ca. 100 Meter waren dies nur, welche wir zusammen schlichen, bis ich in meine Straße abgebogen war, doch irgendwie war ich gut drauf gekommen. Nur der Geier weiß warum.
Allen Beteiligten rechne ich es auch nach dem gebührenden Abstand hoch an, dass sie mich eben nicht wie ein rohes Ei behandelt hatten, sondern einfach normal geblieben waren und mich nicht betüttelt hatten. Sind eben Profis - One for the Boys!
Zuhause angekommen, ging es mir richtig gut. Mal wieder vollkommen unnötig hatte ich mir im Vorhinein einen dicken Kopp gemacht - warum nur? Die Grübelei ziemlich stark in meiner Familie ist, würde Meister Yoda sagen. Wenn ich das einfach so abstellen könnte… wäre schön, doch das wäre dann nicht mehr ich. Also bleibt nur, die negativen Aspekte auszuhalten und sich dann darüber freuen, dass mir der Himmel nicht auf den Kopf gefallen ist.
Meine Löwin war gerade eben noch wach gewesen, so dass ich sie für ne runde halbe Stunde mit meiner (leider wieder nur kurzzeitigen) guten Laune erfreuen konnte. Für Alan und Charlie Harpers' Probleme blieb dann nicht mehr zwei Stunden Zeit; das Lesevergnügen musste ich ebenfalls etwas einschränken.
Schuld daran war allerdings nicht ein extrem länger Abend im Lufteck, sondern die Aktion am Samstag. Da hieß es zeitig aufstehen.

Mittwoch, 29. Januar 2025

Hartmudo: Superwumms

25
Und an diesem Abend war er wieder da, dieser Moment. Mir wäre es schon Recht gewesen, wenn das Treffen ausgefallen wäre. Aber dies war eben einer der Momente, wo ich meine Ängste einfach ignorierte. Lieber mich unwohl fühlen als den Kopf in den Sand zu stecken.
Vornehmlich in den 80er Jahren im letzten Jahrhundert hatte ich öfters solche Situationen erlebt, in denen ich mich z. B. Freitags gegen Neune alleine zum Pano und Koka aufmachte, weil mir zu Hause die Decke auf den Kopf gefallen war. Und dann ging ich durchs Pano, Kottan und das Koka, setzte mich an die Theke, trank mindestens ein bis zwei Biere und ging dann unverrichteter Dinge nach Hause. Da lief mir nicht selten kein bekanntes Gesicht über den Weg, trotzdem zog ich das häufig durch.
Anfangs zitterte ich noch wie Espenlaub, doch das gab sich mit der Zeit. Der Abend im Lufteck war da natürlich eine andere Situation, da ich wusste, wen ich da treffe.
Um 18.00 Uhr hatten wir uns verabredet; ich erschien auf die Minute pünktlich und war dennoch der Letzte. Es saßen bereits alle 7 - 8 Leute unseres illustren Kreises zusammen. Mit meiner Ankunft wurde sogar schon die zweite Runde bestellt.
Noch eine halbe Stunde bis zum Anpfiff des Spiels. Eintracht steckte mitten im Abstiegskampf und brauchte jeden Punkt; auch bei den Düsseldorfern, die im Rennen um die Aufstiegsplätze etwas ins Hintertreffen geraten waren.
Ich setzte mich neben Buck und bestellte mir ein Pils - alkoholfrei! Wolters alkoholfrei ist zwar noch eins der besseren Bier-Surrogate, aber wer davon mehr als eine Flasche mit Genuss konsumiert, der leidet an Geschmacksverirrung. Ich quälte mir an diesem Abend doch tatsächlich drei Pullen in meinen geschundenen Magen, ohne spucken zu müssen, ehe ich zum sprudelnden Mineralwasser übergegangen war.
Das war allerdings nicht der Grund, weshalb ich relativ schwer in die Gespräche reinkam. In allzu vielen Momenten fühlte ich mich wie ein Fremdkörper, war in meinen eigenen Gedanken versunken. Die übliche Lockerheit ging mir an diesem Abend ab; meine Mimik war eher an Bela Lugosi angelehnt.
Meine Kollegen fragten mich interessiert nach meiner Befindlichkeit, aber so genau erklären konnte ich es nicht, was da in mir vorging. Heute weiß ich, dass meine Erklärungsversuche nicht wirklich Erfolgsaussichten gehabt hatten.
Denn wenn man es nicht selbst erlebt hat, kann man es nicht nachempfinden, da hilft auch keine noch so umfangreiche und ausführliche Beschreibung. Ergo gingen die Jungs schnell zu den üblichen Themen über.
Einzig Buck hörte mir längere Zeit zu, was aber nicht verwunderlich war. Schließlich ist er auch mein Teamleiter - und ein guter, wohlgemerkt. Der Mann kümmert sich um seine Leute. An dieser Stelle ist festzuhalten, dass ich nach dem wochenlangen Grübeln zu dem Schluss gekommen war, dass meine psychische Niedergeschlagenheit zumindest zu einem großen Teil auf meine Arbeit und dem dortigen Umfeld zurückzuführen sei.
Im Jahr zuvor hatte ich auf der Arbeit die eine oder andere Enttäuschung erleben dürfen. Vor allen Dingen fiel mir da die Urlaubsvertretung für zwei meiner Kolleginnen im Sommer ein, als mit einem Mal ein ganzer Schwung an Betriebskostenabrechnungen eingetrudelt war und ich zudem noch eine Woche wegen einer Corona-artigen Erkrankung (der Test war zwar negativ gewesen, aber die Symptome wie Schüttelfrost und Fieber zogen mir den Stecker) nicht auf Sendung gewesen. Als alle Vertreterinnen wieder da waren (auch ich), hatte ich gerade noch eine Woche Zeit gehabt, um mein Sachgebiet aufzuräumen.
Wir reden da über einen zwei Finger breiten, dicken Stapel an Posteingängen; die entsprechend größere Menge an übrig gebliebenen Eingängen meiner Vertreterinnen, die ich nicht geschafft und nunmehr den wieder anwesenden Kolleginnen anvertraut hatte, wurde mir zum Vorwurf gemacht. Im Gespräch am letzten Arbeitstag vor meinem Jahresurlaub.
Dabei war ich unmittelbar vor jenem Gespräch noch so glücklich und guter Laune gewesen, weil ich nicht nur meinen Postberg innerhalb nur einer Woche dank zweier Home Office Tage abgebaut hatte, sondern zusätzlich noch die Anschreiben für die Verlängerungsanträge hinbekommen hatte. Die Kritik stand im krassen Gegensatz zu meiner eigenen Wahrnehmung an jenem Tag - als ob der Stöpsel aus der Badewanne gezogen worden war und ich dadurch fröstelnd in der Wanne vor mich hin bibberte.
Entsprechend war die Stimmung in meinem zweiwöchigen Urlaub gewesen; Erholung geht anders. Sicherlich hätte ich in dem Gespräch meine Sicht der Dinge darstellen sollen; mein Teamleiter konnte das ja schließlich nicht riechen. Aber jetzt mal im Ernst: Wer fängt 10 Minuten vor Urlaubsantritt an, sich auf ein tiefschürfendes Gespräch einzulassen bzw. sich über Kolleg*innen aufzuregen?