Dennoch werden SPD und Grüne (Joschka Fischer - der Wandel vom Hausbesetzer zum Adjutant von Madeleine Albright. Krass) immer noch als links verortet. Für den Nachwuchs mag das ja noch hinhauen - bei der SPD. Aber die Politik in der aktuellen Regierung ist von linkem Gedankengut wie Pazifismus oder sozialer Gerechtigkeit weitgehend frei. Selbst die häufig gern genommene Schmähung als "Pseudolinke" ist hier fehl am Platz, weil genau die wesentlichen Positionen "linken" Gedankenguts von der Rest-Ampel noch nicht einmal vorgetäuscht werden. Sozialismus ist aus. Kommt Mittwoch wieder rein.
Nun gut. Die Regierungskoalition ist also am 6. November geplatzt, als die restlichen FDP Minister geschlossen zurückgetreten waren. Halt - nicht Volker Wissing. Der hat die FDP verlassen, um als glaubwürdig zu gelten, da er einen Ministerposten behalten wollte. Er wechselte vom Verkehrs- ins Justizministerium. Genau dort sollte ein integrer Politiker sitzen. Also kein Volker Wissing.
Da verbleibt eine Minderheitsregierung aus SPD und Grünen, der es aus nachvollziehbaren Gründen an Handlungsfähigkeit mangelt. Nun sieht das Grundgesetz zwei Möglichkeiten der Klärung dieser misslichen Situation vor: Da wäre zum einen das konstruktive Misstrauensvotum und zum anderen die Vertrauensfrage.
Das konstruktive Misstrauensvotum war zu Zeiten der alten Bundesrepublik hier ein erstes probates Mittel gewesen, um eine SPD Regierung kippen zu können. Jedoch scheiterte Barzel an Brandt 1972 mit seinem Misstrauensvotum. Brandt wiederum trat 1974 dank dem DDR Spion Günter Guillaume als Kanzler zurück, Ehrenmann, der er war.
10 Jahre später aber hatte Helmut Kohl dann mit seinem konstruktiven Misstrauensvotum gegen Helmut Schmidt Erfolg. Die FDP Minister waren 1982 einer Entlassung durch Schmidt zuvor gekommen und traten geschlossen zurück. Beim Misstrauensvotum unterstützte die FDP Kohl und trat auch gleich folgerichtig in die Regierung ein. Um dieser neuen Regierungskoalition eine glaubwürdiger Legitimation zu verpassen, inszenierte der Bundestag eine Vertrauensfrage seitens Helmut Kohl, die dieser dann absprachegemäß verlor und damit die gewünschte Neuwahl 1983 ermöglichte.
Im Falle der heutigen Regierungskrise kommt ein konstruktives Misstrauensvotum sicher nicht in Betracht, da eine zu erwartende Zusammenarbeit von Union und FDP nicht mehrheitsfähig wäre. Bleibt also nur die Vertrauensfrage, die Olaf Scholz dann wie geplant verlieren dürfte. Und dies letztendlich dank der Stimmen der AfD Fraktion und dem BSW.
Moment mal! Wollten die etablierten Parteien sich nicht jeglicher Zusammenarbeit mit der AfD und BSW verweigern? Das schloss auch Abstimmungen mit ein. Doch Schmerz beiseite: Da gibt es ja keine Absprachen, also wäre das für die Altparteien in Ordnung. Ich stelle mir allerdings gerade vor, die AfD erlaubt sich einen Scherz und unterstützt unerwartet Scholz bei der Vertrauensfrage. Dann wäre wohl der Steinmeier dran und müsste das Parlament Kraft seiner Wassersuppe auflösen.
Zwischen Vertrauensfrage und Neuwahl sind angeblich 60 Tage vorgesehen. Die Union wollte von Scholz die Vertrauensfrage bereits am 13.11. hören, was eine Wahl im Januar ermöglicht hätte. Scholz sah das aber anders und wollte die Vertrauensfrage erst in der ersten Sitzung im neuen Jahr, also im Januar, stellen, was eine Wahl im März zur Folge gehabt hätte.
Geeinigt hatten sich beide Seiten dann am 13. November auf eine Vertrauensfrage noch vor Weihnachten und eine Neuwahl am 23. Februar. Politik lebt halt von Kompromissen; hier trafen sich beide Seiten in der Mitte.
Was mich allerdings fuchsig gemacht hatte, war der dämliche Kommentar der Bundeswahlleiterin zum von der Union erwünschten frühen Wahltermin im Januar nächsten Jahres. Die Zeit für eine geordnete Vorbereitung wäre zu kurz. Außerdem würde es beim benötigten Papier für die Wahlunterlagen zu Engpässen führen. Was für eine Farce. "Die da oben" glauben tatsächlich, sie könnten den Bürgern jeden Mist verkaufen.
Hier ein Link dazu - hoffentlich funktioniert der noch:
https://www.fr.de/politik/ampel-aus-koalition-bruch-vertrauensfrage-kanzler-scholz-bundewahlleiterin-brand-papier-industrie-93403020.html
Was für ein fadenscheiniges Argument. In meiner Tätigkeit im "Sozi" habe ich schon häufig Gesetzesänderungen im Leistungsrecht kurzfristig umsetzen müssen. Da vergingen zwischen Gesetzbeschluss und Inkrafttreten oft nicht mal 60 Tage, sondern eher 60 Stunden. Das geht merkwürdigerweise immer. Warum soll es da nicht möglich sein, eine Bundestagswahl zu organisieren?
Und das Papierargument ist da noch mal die größere Blamage für die Bundeswahlleiterin, da die Papierindustrie es sich nicht nehmen ließ, einen möglichen Papiermangel umgehend zu dementieren.
Und leider hatte der Merz - ich lobe ihn äußerst ungern - noch ein besonders gutes Argument für eine möglichst frühe Neuwahl. Denn es gibt bis dahin keinen genehmigten Haushaltsplan 2025. Bis zur Wahl muss der Staat mit einer vorläufigen Haushaltsführung auskommen. Nicht gerade ideal bei der momentanen Rezession.
Mein Tipp für die Wahl und eine neue Regierung? Ich halte eine erneute große Koalition aus Union und SPD unter einem Unionskanzler für wahrscheinlich. Die Grünen sind abgeraucht, sie werden auf der Oppositionsbank Platz nehmen müssen. Eine leider vorstellbare Koalition aus Union und Grünen (“they're bad, they nationwide") dürfte nicht mehrheitsfähig sein.
Gleiches gilt für Union und FDP. Die Liberalen können sich wahrscheinlich glücklich schätzen, überhaupt ins Parlament zu kommen. Um die Linke mache ich mir dagegen keine Sorgen - sie wird immer noch stärker sein als die Partei bibeltreuer Christen, wenn auch nur knapp. Dafür, also für „Links" und damit soziale Belange statt Kriegsbesoffenheit, ist das BSW da. Die 5% Hürde werden sie schaffen; mehr allerdings auch nicht.
Es bleibt also bis zum 23. Februar spannend, obwohl sich an der Politik nicht wirklich etwas ändern wird. Hüben wie drüben - Trump wird auch nicht viel ändern.
Montag, 18. November 2024
Sonntag, 17. November 2024
Contramann: Die Ampel hat aus 1/2
Der 6. November 2024 wird wohl dank der Entlassung des Bundesfinanzministers Lindner durch Bundeskanzler Scholz und der dadurch motivierten Ankündigung seitens Olaf Scholz, die Vertrauensfrage im Bundestag zu stellen, in die Geschichte eingehen. Und das ausgerechnet an dem Tag der Wiederwahl von Donald Trump als US-Präsident.
Gibt es da gar einen Zusammenhang? Meine Ansicht dazu ist: Kann sein oder auch nicht. Ich bin ja immer gern bei Spekulatius dabei, doch in diesem Fall halte ich den Zusammenbruch der deutschen Regierung als Folge des von den Mainstreammedien befürchteten Wahlerfolgs eines Donald Trump für vernachlässigbar.
Gönnen wir uns aber dennoch kurz den Spaß der Nachbetrachtung der US Wahl. Bereits vor einigen Wochen war mir aufgefallen, dass sowohl die meinungsgebenden Nachrichten von ARD und ZDF als auch die Privaten inklusive der Printmedien Kamela Harris im Aufwind gesehen hatten. Mehr und mehr wurde ihr zugetraut, dass sie auch in den entscheidenden "Swing States" (also die Bundesstaaten, in denen die Demokraten und Republikaner relativ gleichauf liegen) den durch Umfragen zunächst vorne liegenden Trump überholen könnte.
Um so größer war dann die Enttäuschung auch der deutschen Journalisten in der Nacht zum 6. November, als sich die jüngsten Prognosen als Fehlanalysen herauskristallisiert hatten. Trump gewann nicht nur alle sieben Swing States, sondern war nach Herrn Bush Junior vor 20 Jahren der erste republikanische Kandidat, der USA-weit auch die absolut meisten Wählerstimmen auf sich vereinigen konnte. Bei den gleichzeitig stattfindenden Senatswahlen übernahmen die Reps dann auch noch die Mehrheit von den Demokraten.
Und da die Republikaner aktuell auch die Mehrheit im Repräsentantenhaus besitzen, kann Trump über eine Machtfülle verfügen, die nur wenigen US Präsidenten vergönnt war. Was für eine Schmach für die überwiegend im urbanen Milieu angesiedelten Anhänger der Demokraten. Die Konzentration der Mannschaft um Kamela Harris (warum grinst die bloß immer so?) auf die auch in Deutschland angesagten woken Themen und Klimaschutz bei gleichzeitiger bedingungsloser Unterstützung der Ukraine in ihrem Kampf gegen Russland hatte sich nicht ausgezahlt.
Damit haben wir den Bogen nach Deutschland gespannt; hier stehen vor allem die Grünen und die SPD für die Rechte von Minderheiten um jeden Preis; Auch hier wird eine bedingungslose Unterstützung der Ukraine propagiert. Wer da nicht mitzieht, ist rechtslastig, AFD-nah oder ein Putinversteher. Oder alles zusammen.
Und dann kommt da noch dieser Lindner mit seinem Beharren auf der Einhaltung einer von SPD und CDU in der großen Koalition beschlossenen Schuldenbremse, auf welche sich Kanzlerin Merkel und ihr Finanzminister Steinbrück mitten in einer globalen Finanzkrise (2008/09) geeinigt hatten. Dabei wollten doch Kanzler Scholz und sein Vize Habeck die momentane wirtschaftliche Situation nebst der notwendigen Unterstützung der Ukraine (weil sonst ist bald der Russe hier, wie ich vielfach in meinem persönlichen Umfeld vernommen hatte) zur Notlage erklären, um Schulden zur Finanzierung der notwendigen Maßnahmen machen zu können.
Lindner berief sich bei seiner Weigerung auf das Bundesverfassungsgerichturteil vom 15.11. letzten Jahres, nach dem Ausnahmen von der Schuldenbremse nur bei Naturkatastrophen und außergewöhnlichen Notsituationen möglich sein sollen. Und sind wir im Moment in einer derart außergewöhnlichen Notsituation?
Ich bin da tatsächlich eher bei Lindner. Die nicht zuletzt durch die wirtschaftlichen Sanktionen gegen Russland bedingte Rezession, insbesondere der Verzicht auf billige Energie und Rohstoffe aus Russland und damit freiwillige Aufgabe des für die deutsche Wirtschaft notwendigen Vorteils gegenüber der internationalen Konkurrenz, kann ich nicht als außergewöhnliche Notsituation betrachten, zumal sie ja selbst verursacht wurde.
Notwendige Mittel für die Ukraine bereitstellen zu müssen kann in meinen Augen ebenfalls nicht als Argument herhalten, da dieser Krieg bereits im dritten Jahr tobt und somit eine erheblich niedrigere Wichtigkeit einnehmen sollte als ein überraschendes Ereignis wie die Überflutung des Ahrtals. Dass ich Lindner mal Recht geben würde…
Anyway. Olaf Scholz trat am Abend des 6. Novembers vor die Presse und strafte seinem (dank Sebastian Pufpaff) Ruf als "Graf Valium von Schnarchistan" Lügen. Zum ersten Mal legte er eine emotionale wie auch überzeugenden Rede hin. Fast hätte ich ihm seine Empörung abgenommen, wenn da nicht wieder dieses Mantra von der Notwendigkeit höherer Rüstungsausgaben, insbesondere zur Unterstützung der Ukraine, gekommen wäre.
Lindner wollte Einschnitte bei den Sozialausgaben durchdrücken, um Geld für die Ukraine zur Verfügung stellen zu können. Dank der schlechten Wahlergebnisse bei den 3 Landtagswahlen im Herbst konnte die SPD damit nicht leben, zumal Lindner widersinnigerweise auch noch Steuern für Unternehmer senken wollte.
Ja, man glaubt es kaum, wenn man altgediente SPDler wie Gabriel oder auch Pistorius in ihrer aggressiven Manie der Unterstützung der Ukraine mit noch mehr Waffen so anschaut. Die SPD, die alte Partei der "Vaterlandsverräter", läutete unter Willy Brandt die Entspannungsphase gegenüber der Sowjetunion und des zweiten deutschen Staates ein. Dies übrigens unter starker Gegenwehr der Union, aber mit Unterstützung der FDP.
Wie sich die Zeiten geändert haben. Rückblickend betrachtet wirkt ein Gerhard Schröder da wie der legitime Enkel von Willy Brandt, wenn man Olaf Scholz mit seiner "CumEx" Vergangenheit so betrachtet.
Gibt es da gar einen Zusammenhang? Meine Ansicht dazu ist: Kann sein oder auch nicht. Ich bin ja immer gern bei Spekulatius dabei, doch in diesem Fall halte ich den Zusammenbruch der deutschen Regierung als Folge des von den Mainstreammedien befürchteten Wahlerfolgs eines Donald Trump für vernachlässigbar.
Gönnen wir uns aber dennoch kurz den Spaß der Nachbetrachtung der US Wahl. Bereits vor einigen Wochen war mir aufgefallen, dass sowohl die meinungsgebenden Nachrichten von ARD und ZDF als auch die Privaten inklusive der Printmedien Kamela Harris im Aufwind gesehen hatten. Mehr und mehr wurde ihr zugetraut, dass sie auch in den entscheidenden "Swing States" (also die Bundesstaaten, in denen die Demokraten und Republikaner relativ gleichauf liegen) den durch Umfragen zunächst vorne liegenden Trump überholen könnte.
Um so größer war dann die Enttäuschung auch der deutschen Journalisten in der Nacht zum 6. November, als sich die jüngsten Prognosen als Fehlanalysen herauskristallisiert hatten. Trump gewann nicht nur alle sieben Swing States, sondern war nach Herrn Bush Junior vor 20 Jahren der erste republikanische Kandidat, der USA-weit auch die absolut meisten Wählerstimmen auf sich vereinigen konnte. Bei den gleichzeitig stattfindenden Senatswahlen übernahmen die Reps dann auch noch die Mehrheit von den Demokraten.
Und da die Republikaner aktuell auch die Mehrheit im Repräsentantenhaus besitzen, kann Trump über eine Machtfülle verfügen, die nur wenigen US Präsidenten vergönnt war. Was für eine Schmach für die überwiegend im urbanen Milieu angesiedelten Anhänger der Demokraten. Die Konzentration der Mannschaft um Kamela Harris (warum grinst die bloß immer so?) auf die auch in Deutschland angesagten woken Themen und Klimaschutz bei gleichzeitiger bedingungsloser Unterstützung der Ukraine in ihrem Kampf gegen Russland hatte sich nicht ausgezahlt.
Damit haben wir den Bogen nach Deutschland gespannt; hier stehen vor allem die Grünen und die SPD für die Rechte von Minderheiten um jeden Preis; Auch hier wird eine bedingungslose Unterstützung der Ukraine propagiert. Wer da nicht mitzieht, ist rechtslastig, AFD-nah oder ein Putinversteher. Oder alles zusammen.
Und dann kommt da noch dieser Lindner mit seinem Beharren auf der Einhaltung einer von SPD und CDU in der großen Koalition beschlossenen Schuldenbremse, auf welche sich Kanzlerin Merkel und ihr Finanzminister Steinbrück mitten in einer globalen Finanzkrise (2008/09) geeinigt hatten. Dabei wollten doch Kanzler Scholz und sein Vize Habeck die momentane wirtschaftliche Situation nebst der notwendigen Unterstützung der Ukraine (weil sonst ist bald der Russe hier, wie ich vielfach in meinem persönlichen Umfeld vernommen hatte) zur Notlage erklären, um Schulden zur Finanzierung der notwendigen Maßnahmen machen zu können.
Lindner berief sich bei seiner Weigerung auf das Bundesverfassungsgerichturteil vom 15.11. letzten Jahres, nach dem Ausnahmen von der Schuldenbremse nur bei Naturkatastrophen und außergewöhnlichen Notsituationen möglich sein sollen. Und sind wir im Moment in einer derart außergewöhnlichen Notsituation?
Ich bin da tatsächlich eher bei Lindner. Die nicht zuletzt durch die wirtschaftlichen Sanktionen gegen Russland bedingte Rezession, insbesondere der Verzicht auf billige Energie und Rohstoffe aus Russland und damit freiwillige Aufgabe des für die deutsche Wirtschaft notwendigen Vorteils gegenüber der internationalen Konkurrenz, kann ich nicht als außergewöhnliche Notsituation betrachten, zumal sie ja selbst verursacht wurde.
Notwendige Mittel für die Ukraine bereitstellen zu müssen kann in meinen Augen ebenfalls nicht als Argument herhalten, da dieser Krieg bereits im dritten Jahr tobt und somit eine erheblich niedrigere Wichtigkeit einnehmen sollte als ein überraschendes Ereignis wie die Überflutung des Ahrtals. Dass ich Lindner mal Recht geben würde…
Anyway. Olaf Scholz trat am Abend des 6. Novembers vor die Presse und strafte seinem (dank Sebastian Pufpaff) Ruf als "Graf Valium von Schnarchistan" Lügen. Zum ersten Mal legte er eine emotionale wie auch überzeugenden Rede hin. Fast hätte ich ihm seine Empörung abgenommen, wenn da nicht wieder dieses Mantra von der Notwendigkeit höherer Rüstungsausgaben, insbesondere zur Unterstützung der Ukraine, gekommen wäre.
Lindner wollte Einschnitte bei den Sozialausgaben durchdrücken, um Geld für die Ukraine zur Verfügung stellen zu können. Dank der schlechten Wahlergebnisse bei den 3 Landtagswahlen im Herbst konnte die SPD damit nicht leben, zumal Lindner widersinnigerweise auch noch Steuern für Unternehmer senken wollte.
Ja, man glaubt es kaum, wenn man altgediente SPDler wie Gabriel oder auch Pistorius in ihrer aggressiven Manie der Unterstützung der Ukraine mit noch mehr Waffen so anschaut. Die SPD, die alte Partei der "Vaterlandsverräter", läutete unter Willy Brandt die Entspannungsphase gegenüber der Sowjetunion und des zweiten deutschen Staates ein. Dies übrigens unter starker Gegenwehr der Union, aber mit Unterstützung der FDP.
Wie sich die Zeiten geändert haben. Rückblickend betrachtet wirkt ein Gerhard Schröder da wie der legitime Enkel von Willy Brandt, wenn man Olaf Scholz mit seiner "CumEx" Vergangenheit so betrachtet.
Samstag, 9. November 2024
GuterPlatzzumBiertrinken: Letzter Abzweig Thomas Philipps
Samstag, 2. November. An diesem Herbstmorgen strahlte die Sonne um 8.00 Uhr am Morgen schon sehr stark, als ich mich mühsam aus dem Bett gequält hatte. Meine Löwin machte sich gerade reisefertig; sie wollte nach Cremlingen fahren und in Phils Garten klar Schiff machen. Deshalb hatte ich jetzt freien Ausgang.
Und den galt es noch einmal zu nutzen an diesem milden Herbsttag; der Begriff "Indian Summer" kam mir in den Sinn. Dies dürfte in diesem Jahr meine letzte Tour für diesen Blog sein, das riecht doch förmlich nach einem Rückblick auf das Jahr 2024, meine Damen und Herren. Dann lasst uns geschwind beginnen, bevor das Wetter schlecht wird.
Auf dem Weg nach draußen stellte ich vorsichtshalber eine Maschine Wäsche an; Handwäsche war der Modus für die T Shirts von AliExpress sowie meine liebgewonnenen Hoodies. Die Dinger waren zwar äußerst günstig im Einkauf gewesen, aber ich wollte schon, dass die Shirts länger als zwei Wäschen ansehnlich bleiben. Bei den Preisen bin ich halt etwas misstrauisch, was die Qualität des Produkts angeht.
Und dann war ich endlich auf dem Hof und überlegte, wohin ich jetzt radeln könnte. Man greift ja nach jedem Strohhalm, wenn man keinen Plan hat. Warum auch immer - ich entschied mich zu einem Besuch bei Thomas Philipps. In dem Schroppschuppen war ich bereits längere Zeit nicht mehr gewesen; die vermissten mich bestimmt schon.
Ein Alibi war mir hierzu auch gegeben. Ich benötigte noch eine Keksdose aus Porzellan; unsere hatte ich Anfang diesen Jahres leider den Fußboden in der Küche küssen lassen müssen, so dass sich meine Löwin das Anrecht auf eine neue Keksdose erworben hatte. Diesen ihren Anspruch hatte sie jetzt in der beginnenden Vorweihnachtszeit mehrfach eingefordert gehabt.Nun aber los. In meinem momentanen Radfahreroutfit, als da wäre ein Hoodie (gekauft bei Stolz in Burg auf Fehmarn) und die Umhängetasche, die ich von meiner Schwiegertochter Candela zum Geburtstag erhalten hatte. Kühle Witterung, aber Sonnenschein - ideal zum Radfahren. Über das Ringgleis zu Thomas Philipps, den Weg kenne ich im Schlaf.
Auf diesem Weg fühlte ich mich bemüßigt, an das bald zu Ende gehende Jahr zu denken. Doppelkopf, Skat und Solo. Drei Kartenspiele und auch drei feste monatliche Spielerunden mit ihren eigenen Ritualen. Im Kegelverein sind wir ebenfalls aktiv - all dies mit zusätzlichen Freizeiten, teils auch mit Kurztrips am Wochenende.
Schöne Einzelaktionen; das Jahr hatte mit Urmels Geburtstag auf der Kegelbahn in Berlin begonnen. Ich sag mal so: Dringender Wiederholungsbedarf. Im Juni trafen wir uns im Schwarzwald, um den jeweils 60. Geburtstag von Jenny und Kroll nachzufeiern. Dort hatte ich auch Jürgen zum letzten Mal gesehen; seine Beerdigung Anfang Oktober war ein weniger schönes Ereignis gewesen, dafür aber mehr als würdevoll.
Seitdem sitze ich abends ab und an unter dem Kopfhörer, mit einer Bierdose bewaffnet, und höre "mit der Zeit" von Family 5. Immer eine Träne im linken Augenwinkel. Überhaupt Musik: Meine Termine zum Beat-Club Schauen mit Pocke muss ich im Auge behalten, da fehlt aktuell der nächste Termin.
Ah, Thomas Philipps. Rein in den Laden, hoffentlich sieht mich keiner, den ich kenne. Schräger Laden eigentlich, so ein analoger AliExpress oder Temu. Ich mache es kurz: Ich hatte mehrere Keksdosen in der Hand gehabt - was für eine Auswahl! - und mich am Ende für eine schöne runde Blechdose im schwarz-weiß-grün Stil entschieden.
Und, zu meiner besonderen Freude, hatte ich dann in einem Regal eine große Keksdose aus Porzellan gefunden, die förmlich "nimm mich mit" geschrien hatte. Im schlichten Weiß gehalten, aber mit schwarzen Strichzeichnungen von Tannenbäumen verziert. Edel und gut, diese Art von Styling hätte ich eher bei Villeroy & Boch erwartet.
Und dass für nen Heiermann. Wahnsinn. Da hatte ich ein richtiges Schnäpperchen gelandet. Das hatte aber auch eine kleine Planänderung zur Folge. Diese wunderschöne Keksdose würde ich meiner Löwin gern adäquat präsentieren; heißt: mit Inhalt. Deshalb strampelte ich nach Thomas Philipps nicht direkt nach Hause, sondern legte noch einen kleinen Schlenker gen Globus hin. Dort würde ich Kekse und Lebkuchen als Füllung organisieren.
Die hatten dort dann zwar sehr viel, aber nicht das, was ich mir vorgestellt hatte. Besser gesagt hätte ich für den doppelten Preis der Keksdose eine schöne Füllung hinbekommen. Das geht natürlich gar nicht, also kaufte ich zwei Päckchen Lebkuchenherzen. Ist aber auch teuer geworden, dieser verdammte Süßkrams.
Zurück ging es anschließend über den Ring. Ja, die allgemeine Preisentwicklung dieses Jahr ist wirklich bedenklich. Da hat man schon keine Lust mehr auf viele Aktionen. Trotzdem waren wir viel unterwegs gewesen. Der Urlaub in Belgien lag aber noch drin und ein Highlight des Jahres, näheres hierzu jeden 23. des Monats.
In München bei Candela und Phil waren wir Ende August noch gewesen, zwei Cousinentreffen waren im Anschluss auch noch zu absolvieren. Hatte ich schon den Serengetipark mit unserer Enkelin Jela erwähnt? Hatte trotz meines Durchfalls sehr viel Spaß gemacht. Dazu kommt noch der Besuch letzten Monat bei meinem Cousin Oskar und seiner Frau Miriam in Lanzendorf, welcher leider zwei zusätzliche Kilo an meine Hüfte geschweißt hatte.
In diesem Jahr war mir also eine Menge Bewegung auferlegt worden - nicht zu vergessen ist an dieser Stelle die diagnostizierte Diabetes. Jetzt aber aufhören zu jammern. Nachher kommt der Lange zu Besuch, da werden wir bei 60er Jahre Krimis viel Spaß erleben. Und hinterher noch ein Döschen unter dem Kopfhörer. Morgen Eintracht.
Außerdem ist das Jahr noch nicht vorbei. Nur Radtouren für diese Rubrik werden (wahrscheinlich) dieses Jahr nicht mehr erfolgen.
Und den galt es noch einmal zu nutzen an diesem milden Herbsttag; der Begriff "Indian Summer" kam mir in den Sinn. Dies dürfte in diesem Jahr meine letzte Tour für diesen Blog sein, das riecht doch förmlich nach einem Rückblick auf das Jahr 2024, meine Damen und Herren. Dann lasst uns geschwind beginnen, bevor das Wetter schlecht wird.
Auf dem Weg nach draußen stellte ich vorsichtshalber eine Maschine Wäsche an; Handwäsche war der Modus für die T Shirts von AliExpress sowie meine liebgewonnenen Hoodies. Die Dinger waren zwar äußerst günstig im Einkauf gewesen, aber ich wollte schon, dass die Shirts länger als zwei Wäschen ansehnlich bleiben. Bei den Preisen bin ich halt etwas misstrauisch, was die Qualität des Produkts angeht.
Und dann war ich endlich auf dem Hof und überlegte, wohin ich jetzt radeln könnte. Man greift ja nach jedem Strohhalm, wenn man keinen Plan hat. Warum auch immer - ich entschied mich zu einem Besuch bei Thomas Philipps. In dem Schroppschuppen war ich bereits längere Zeit nicht mehr gewesen; die vermissten mich bestimmt schon.
Ein Alibi war mir hierzu auch gegeben. Ich benötigte noch eine Keksdose aus Porzellan; unsere hatte ich Anfang diesen Jahres leider den Fußboden in der Küche küssen lassen müssen, so dass sich meine Löwin das Anrecht auf eine neue Keksdose erworben hatte. Diesen ihren Anspruch hatte sie jetzt in der beginnenden Vorweihnachtszeit mehrfach eingefordert gehabt.Nun aber los. In meinem momentanen Radfahreroutfit, als da wäre ein Hoodie (gekauft bei Stolz in Burg auf Fehmarn) und die Umhängetasche, die ich von meiner Schwiegertochter Candela zum Geburtstag erhalten hatte. Kühle Witterung, aber Sonnenschein - ideal zum Radfahren. Über das Ringgleis zu Thomas Philipps, den Weg kenne ich im Schlaf.
Auf diesem Weg fühlte ich mich bemüßigt, an das bald zu Ende gehende Jahr zu denken. Doppelkopf, Skat und Solo. Drei Kartenspiele und auch drei feste monatliche Spielerunden mit ihren eigenen Ritualen. Im Kegelverein sind wir ebenfalls aktiv - all dies mit zusätzlichen Freizeiten, teils auch mit Kurztrips am Wochenende.
Schöne Einzelaktionen; das Jahr hatte mit Urmels Geburtstag auf der Kegelbahn in Berlin begonnen. Ich sag mal so: Dringender Wiederholungsbedarf. Im Juni trafen wir uns im Schwarzwald, um den jeweils 60. Geburtstag von Jenny und Kroll nachzufeiern. Dort hatte ich auch Jürgen zum letzten Mal gesehen; seine Beerdigung Anfang Oktober war ein weniger schönes Ereignis gewesen, dafür aber mehr als würdevoll.
Seitdem sitze ich abends ab und an unter dem Kopfhörer, mit einer Bierdose bewaffnet, und höre "mit der Zeit" von Family 5. Immer eine Träne im linken Augenwinkel. Überhaupt Musik: Meine Termine zum Beat-Club Schauen mit Pocke muss ich im Auge behalten, da fehlt aktuell der nächste Termin.
Ah, Thomas Philipps. Rein in den Laden, hoffentlich sieht mich keiner, den ich kenne. Schräger Laden eigentlich, so ein analoger AliExpress oder Temu. Ich mache es kurz: Ich hatte mehrere Keksdosen in der Hand gehabt - was für eine Auswahl! - und mich am Ende für eine schöne runde Blechdose im schwarz-weiß-grün Stil entschieden.
Und, zu meiner besonderen Freude, hatte ich dann in einem Regal eine große Keksdose aus Porzellan gefunden, die förmlich "nimm mich mit" geschrien hatte. Im schlichten Weiß gehalten, aber mit schwarzen Strichzeichnungen von Tannenbäumen verziert. Edel und gut, diese Art von Styling hätte ich eher bei Villeroy & Boch erwartet.
Und dass für nen Heiermann. Wahnsinn. Da hatte ich ein richtiges Schnäpperchen gelandet. Das hatte aber auch eine kleine Planänderung zur Folge. Diese wunderschöne Keksdose würde ich meiner Löwin gern adäquat präsentieren; heißt: mit Inhalt. Deshalb strampelte ich nach Thomas Philipps nicht direkt nach Hause, sondern legte noch einen kleinen Schlenker gen Globus hin. Dort würde ich Kekse und Lebkuchen als Füllung organisieren.
Die hatten dort dann zwar sehr viel, aber nicht das, was ich mir vorgestellt hatte. Besser gesagt hätte ich für den doppelten Preis der Keksdose eine schöne Füllung hinbekommen. Das geht natürlich gar nicht, also kaufte ich zwei Päckchen Lebkuchenherzen. Ist aber auch teuer geworden, dieser verdammte Süßkrams.
Zurück ging es anschließend über den Ring. Ja, die allgemeine Preisentwicklung dieses Jahr ist wirklich bedenklich. Da hat man schon keine Lust mehr auf viele Aktionen. Trotzdem waren wir viel unterwegs gewesen. Der Urlaub in Belgien lag aber noch drin und ein Highlight des Jahres, näheres hierzu jeden 23. des Monats.
In München bei Candela und Phil waren wir Ende August noch gewesen, zwei Cousinentreffen waren im Anschluss auch noch zu absolvieren. Hatte ich schon den Serengetipark mit unserer Enkelin Jela erwähnt? Hatte trotz meines Durchfalls sehr viel Spaß gemacht. Dazu kommt noch der Besuch letzten Monat bei meinem Cousin Oskar und seiner Frau Miriam in Lanzendorf, welcher leider zwei zusätzliche Kilo an meine Hüfte geschweißt hatte.
In diesem Jahr war mir also eine Menge Bewegung auferlegt worden - nicht zu vergessen ist an dieser Stelle die diagnostizierte Diabetes. Jetzt aber aufhören zu jammern. Nachher kommt der Lange zu Besuch, da werden wir bei 60er Jahre Krimis viel Spaß erleben. Und hinterher noch ein Döschen unter dem Kopfhörer. Morgen Eintracht.
Außerdem ist das Jahr noch nicht vorbei. Nur Radtouren für diese Rubrik werden (wahrscheinlich) dieses Jahr nicht mehr erfolgen.
Sonntag, 3. November 2024
Contramann: kurz gesehen im November
Guten Morgen, Freunde der Nacht.
https://taz.de/Friedensdemonstration-am-3-Oktober/!6038274/
Heute starten wir mit einem besonders schönen Beispiel von Framing. Der Kommentator der TAZ hat es hier vorbildlich fertig gebracht, sein eigenes „friedensbewegtes Bild“ mit den vorgegebenen Narrativen ins Gegenteil zu verkehren bzw. ad Absurdum zu führen. Das schafft er mit nur vier Sätzen - hier die Kritik im Einzelnen.
„Selbstverständlich handelt es sich bei dem Überfall auf die Ukraine um „einen russischen Angriffskrieg, der jeden Tag Tod und Zerstörung“ bringt.“
Ja, da gehe ich noch mit, obwohl hier bereits unterschwellig der russischen Seite eine negative Rolle zugesprochen wird. Denn:
„Wer schon die Aussprache einer solch unbestreitbaren Tatsache für unerträglich hält, der demonstriert nicht für den Frieden, sondern für den Okkupanten.“
Aha. Stegner wurde wohl ausgepfiffen, weil er von einem russischen Angriffskrieg sprach. Dass diese Störer allein deshalb für den Okkupanten - also die Russen - und eben nicht für den Frieden demonstrieren würden, ist hier der wesentliche Schritt ins Framing.
Stegner redet vom Frieden - positiv. Wer sich dagegen äußert - zwangsläufig negativ. Warum, wieso die Leute gepfiffen hatten, wird besser gar nicht thematisiert. Das blendet der Kommentator bewusst aus. Er will ein klares Schwarz-Weiß Bild zeichnen; evtl. Argumente der Störer (zum Beispiel die Vorgeschichte des Krieges seit 2014) sind da eher hinderlich.
„Putins deutscher Resterampe, die da so lautstark gepfiffen hat, geht es nicht, wie ihre Ikone Sahra Wagenknecht behauptet, um Friedens-, sondern um Kapitulationsverhandlungen.“
Nach dem platten Schwarz-Weiß Trick schmiert er noch etwas Pöbelei (aus Entrüstung? - würg!) hinterher. Die wahre Forderung der Störer wären Kapitulationsverhandlungen. Wagenknecht ginge es also gar nicht um Frieden. Argumente oder Belege für diese steile These bietet der Kommentator vorsichtshalber gar nicht erst an.
Hierzu möchte ich kurz anmerken, dass seinerzeit bei den Verhandlungen in Istanbul die Russen für die Oblasten mit russischer Bevölkerungsmehrheit lediglich eine stärkere Autonomie mit Verbleib in der Ukraine und eben nicht eine Okkupation gefordert hatten. Die Krim stand für die Russen da nicht mehr zur Diskussion; dort hatten sie ja auch eine Volksabstimmung zum Anschluss an Russland durchführen lassen; ähnlich wie das Saarland 1955 zum Anschluss an die Bundesrepublik ab 1957.
Dazu noch den Verzicht auf einen Nato Beitritt. Die Russen hatten sogar zur Einhaltung einer entsprechenden Vereinbarung eine Garantie durch Schutzmächte des Westen vorgeschlagen. Das hatte Selenskij dann jedoch nach einem Besuch von Boris Johnson ausgeschlagen, wurde der Ukraine doch eine starke Waffenunterstützung zugesagt.
Der Krieg musste für den Westen ja weitergehen, andernfalls wären die wertvollen Bodenschätze, welche die Ukraine für Waffenlieferungen quasi an Blackrock und Co. verscherbelt hätten, außerhalb der Kontrolle der westlichen Industriegiganten gewesen.
Und jetzt, zwei Jahre später, will hier im Westen niemand die seinerzeitige Fehleinschätzung der tatsächlichen Möglichkeiten und Lage zugeben. Ähnlich wie nach Corona.
„Mit einer Friedensbewegung, die diesen Namen verdient, hat das nichts mehr zu tun.“
Mit diesem vierten Satz schließt der Kommentator den Kreis. Wer fordert, dass das Töten unbedingt aufhören soll, setzt sich also nicht für Frieden ein. Das wäre ja auch Old School. Dem Leser wird verklickert, dass es nur um Gut gegen Böse geht, keine Zwischentöne. Dass der Russe hierbei den Bösen abgibt, hatte der Kommentator ja bereits im ersten Satz klargestellt. Die Ukraine wehrt sich lediglich, das muss man doch unterstützen.
Was lernen wir daraus? Das Böse muss bekämpft werden, das Gute muss beschützt und unterstützt werden. DAS ist also der wahre Frieden. Diese simple Botschaft kommt lediglich mit den zitierten vier Sätzen aus. Argumente für die steile These des Kommentators sucht man hier vergebens. Wäre allerdings auch schlecht, weil man dann mit Gegenargumenten rechnen müsste und daraufhin sehr bald in Erklärungsnöte kommen würde.
Dieses Muster lässt sich im Fall des Ukraine-Kriegs bei unseren großen Medien durchgängig beobachten. Und wer da aus der Reihe tanzt, wird dann verächtlich gemacht. Die bekannten Mainstreammedien halten ihre Reihen (noch) geschlossen.
Wehe also, wenn diese Wand Risse bekommt.
https://www.manova.news/artikel/der-sinn-von-gesellschaft
Es darf auch ruhig mal etwas Philosophisches sein. Ein Zitat aus dem Artikel:
„Gemeinschaftsgefühl erlebt der westliche Mensch des frühen 21. Jahrhunderts nur, wenn er sich bei X oder anderen Netzwerken mit anderen zusammen auf einen Shitstorm gegen einen Dritten verabredet. Dabei sitzt er alleine in seinem Kämmerlein. Dass jeder in der virtuellen Blase etwas bewegen könne: Das ist das letzte Narrativ, an das sich viele Menschen offenbar noch klammern.“
Also, Verdammte dieser Erde: „Geht’s raus und spielt Fußball!“ (Franz Beckenbauer)
https://monde-diplomatique.de/artikel/!6040380
Hier mal Aktuelles zur Nord Stream Sprengung von vor 2 Jahren. Generell muss ich konstatieren, dass der Blick aus dem Ausland auf Deutschland ein anderer ist als die Eigenwahrnehmung, die von „unseren“ Leitmedien verbreitet wird. Die Le Monde aus Frankreich ist überdies ja nun nicht als linkes Kampfblatt bekannt.
Die zur Zeit hierzulande beliebteste Theorie zur Sprengung von Nord Stream II ist die einer privaten „Initiative“ ohne Beteiligung staatlicher Stellen mit dem Segelschiff Andromeda. Le Monde zitiert hierzu den amerikanischen Journalisten Jeffrey Brodsky:
„Warum sollte eine ohne Dekompressionskammer operierende Tätergruppe ausgerechnet eine 80 Meter tiefe Stelle auswählen, während andere Positionen in unmittelbarer Nähe nur 30 Meter tief sind? Und warum wurde einer der Sprengsätze 75 Kilometer von den drei anderen entfernt angebracht?“
Es gibt im Fall der Sprengung Nord Stream II noch weitere Ungereimtheiten, die in diesem Artikel erwähnt werden. Die daraus resultierenden Fragen werden von den der deutschen Regierung unter Hinweis auf laufende Ermittlungen nicht beantwortet. Ob die Ermittlungen überhaupt jemals abgeschlossen werden?
Mich erinnert das Verhalten unserer Politik eher an James Bond Filme. Möge jeder seine eigenen Schlüsse aus dem Verhalten der Verantwortlichen für die Untersuchung ziehen. Kleiner Tipp: Das Heute Journal stellt noch nicht einmal unbequeme Fragen. Die muss man aber stellen - nach mittlerweile zwei Jahren.
Alsdann: Bleiben Sie links, bleiben Sie kritisch. Und:
„I`m so bored with the USA. But what can I do?“
https://taz.de/Friedensdemonstration-am-3-Oktober/!6038274/
Heute starten wir mit einem besonders schönen Beispiel von Framing. Der Kommentator der TAZ hat es hier vorbildlich fertig gebracht, sein eigenes „friedensbewegtes Bild“ mit den vorgegebenen Narrativen ins Gegenteil zu verkehren bzw. ad Absurdum zu führen. Das schafft er mit nur vier Sätzen - hier die Kritik im Einzelnen.
„Selbstverständlich handelt es sich bei dem Überfall auf die Ukraine um „einen russischen Angriffskrieg, der jeden Tag Tod und Zerstörung“ bringt.“
Ja, da gehe ich noch mit, obwohl hier bereits unterschwellig der russischen Seite eine negative Rolle zugesprochen wird. Denn:
„Wer schon die Aussprache einer solch unbestreitbaren Tatsache für unerträglich hält, der demonstriert nicht für den Frieden, sondern für den Okkupanten.“
Aha. Stegner wurde wohl ausgepfiffen, weil er von einem russischen Angriffskrieg sprach. Dass diese Störer allein deshalb für den Okkupanten - also die Russen - und eben nicht für den Frieden demonstrieren würden, ist hier der wesentliche Schritt ins Framing.
Stegner redet vom Frieden - positiv. Wer sich dagegen äußert - zwangsläufig negativ. Warum, wieso die Leute gepfiffen hatten, wird besser gar nicht thematisiert. Das blendet der Kommentator bewusst aus. Er will ein klares Schwarz-Weiß Bild zeichnen; evtl. Argumente der Störer (zum Beispiel die Vorgeschichte des Krieges seit 2014) sind da eher hinderlich.
„Putins deutscher Resterampe, die da so lautstark gepfiffen hat, geht es nicht, wie ihre Ikone Sahra Wagenknecht behauptet, um Friedens-, sondern um Kapitulationsverhandlungen.“
Nach dem platten Schwarz-Weiß Trick schmiert er noch etwas Pöbelei (aus Entrüstung? - würg!) hinterher. Die wahre Forderung der Störer wären Kapitulationsverhandlungen. Wagenknecht ginge es also gar nicht um Frieden. Argumente oder Belege für diese steile These bietet der Kommentator vorsichtshalber gar nicht erst an.
Hierzu möchte ich kurz anmerken, dass seinerzeit bei den Verhandlungen in Istanbul die Russen für die Oblasten mit russischer Bevölkerungsmehrheit lediglich eine stärkere Autonomie mit Verbleib in der Ukraine und eben nicht eine Okkupation gefordert hatten. Die Krim stand für die Russen da nicht mehr zur Diskussion; dort hatten sie ja auch eine Volksabstimmung zum Anschluss an Russland durchführen lassen; ähnlich wie das Saarland 1955 zum Anschluss an die Bundesrepublik ab 1957.
Dazu noch den Verzicht auf einen Nato Beitritt. Die Russen hatten sogar zur Einhaltung einer entsprechenden Vereinbarung eine Garantie durch Schutzmächte des Westen vorgeschlagen. Das hatte Selenskij dann jedoch nach einem Besuch von Boris Johnson ausgeschlagen, wurde der Ukraine doch eine starke Waffenunterstützung zugesagt.
Der Krieg musste für den Westen ja weitergehen, andernfalls wären die wertvollen Bodenschätze, welche die Ukraine für Waffenlieferungen quasi an Blackrock und Co. verscherbelt hätten, außerhalb der Kontrolle der westlichen Industriegiganten gewesen.
Und jetzt, zwei Jahre später, will hier im Westen niemand die seinerzeitige Fehleinschätzung der tatsächlichen Möglichkeiten und Lage zugeben. Ähnlich wie nach Corona.
„Mit einer Friedensbewegung, die diesen Namen verdient, hat das nichts mehr zu tun.“
Mit diesem vierten Satz schließt der Kommentator den Kreis. Wer fordert, dass das Töten unbedingt aufhören soll, setzt sich also nicht für Frieden ein. Das wäre ja auch Old School. Dem Leser wird verklickert, dass es nur um Gut gegen Böse geht, keine Zwischentöne. Dass der Russe hierbei den Bösen abgibt, hatte der Kommentator ja bereits im ersten Satz klargestellt. Die Ukraine wehrt sich lediglich, das muss man doch unterstützen.
Was lernen wir daraus? Das Böse muss bekämpft werden, das Gute muss beschützt und unterstützt werden. DAS ist also der wahre Frieden. Diese simple Botschaft kommt lediglich mit den zitierten vier Sätzen aus. Argumente für die steile These des Kommentators sucht man hier vergebens. Wäre allerdings auch schlecht, weil man dann mit Gegenargumenten rechnen müsste und daraufhin sehr bald in Erklärungsnöte kommen würde.
Dieses Muster lässt sich im Fall des Ukraine-Kriegs bei unseren großen Medien durchgängig beobachten. Und wer da aus der Reihe tanzt, wird dann verächtlich gemacht. Die bekannten Mainstreammedien halten ihre Reihen (noch) geschlossen.
Wehe also, wenn diese Wand Risse bekommt.
https://www.manova.news/artikel/der-sinn-von-gesellschaft
Es darf auch ruhig mal etwas Philosophisches sein. Ein Zitat aus dem Artikel:
„Gemeinschaftsgefühl erlebt der westliche Mensch des frühen 21. Jahrhunderts nur, wenn er sich bei X oder anderen Netzwerken mit anderen zusammen auf einen Shitstorm gegen einen Dritten verabredet. Dabei sitzt er alleine in seinem Kämmerlein. Dass jeder in der virtuellen Blase etwas bewegen könne: Das ist das letzte Narrativ, an das sich viele Menschen offenbar noch klammern.“
Also, Verdammte dieser Erde: „Geht’s raus und spielt Fußball!“ (Franz Beckenbauer)
https://monde-diplomatique.de/artikel/!6040380
Hier mal Aktuelles zur Nord Stream Sprengung von vor 2 Jahren. Generell muss ich konstatieren, dass der Blick aus dem Ausland auf Deutschland ein anderer ist als die Eigenwahrnehmung, die von „unseren“ Leitmedien verbreitet wird. Die Le Monde aus Frankreich ist überdies ja nun nicht als linkes Kampfblatt bekannt.
Die zur Zeit hierzulande beliebteste Theorie zur Sprengung von Nord Stream II ist die einer privaten „Initiative“ ohne Beteiligung staatlicher Stellen mit dem Segelschiff Andromeda. Le Monde zitiert hierzu den amerikanischen Journalisten Jeffrey Brodsky:
„Warum sollte eine ohne Dekompressionskammer operierende Tätergruppe ausgerechnet eine 80 Meter tiefe Stelle auswählen, während andere Positionen in unmittelbarer Nähe nur 30 Meter tief sind? Und warum wurde einer der Sprengsätze 75 Kilometer von den drei anderen entfernt angebracht?“
Es gibt im Fall der Sprengung Nord Stream II noch weitere Ungereimtheiten, die in diesem Artikel erwähnt werden. Die daraus resultierenden Fragen werden von den der deutschen Regierung unter Hinweis auf laufende Ermittlungen nicht beantwortet. Ob die Ermittlungen überhaupt jemals abgeschlossen werden?
Mich erinnert das Verhalten unserer Politik eher an James Bond Filme. Möge jeder seine eigenen Schlüsse aus dem Verhalten der Verantwortlichen für die Untersuchung ziehen. Kleiner Tipp: Das Heute Journal stellt noch nicht einmal unbequeme Fragen. Die muss man aber stellen - nach mittlerweile zwei Jahren.
Alsdann: Bleiben Sie links, bleiben Sie kritisch. Und:
„I`m so bored with the USA. But what can I do?“
Mittwoch, 30. Oktober 2024
guterPlatzzumBiertrinken: Herbst
Donnerstag, 17. Oktober. Für knapp über eine Woche hatte ich mir Urlaub gegönnt und heute ist mein freier Tag - im Urlaub.
Letzten Freitag war mein letzter Arbeitstag, Samstag waren wir mit dem Kegelverein auf dem Zwiebelmarkt in Weimar. Insgesamt sechseinhalb Stunden im Bus und ein unschönes Gewusel in Weimar. Wenigstens war ich auf der Rückfahrt gut straff gewesen.Gleich am Sonntag sind wir dann zu meinem Cousin Oskar nach Lanzendorf gefahren. Erst gestern sind wir zurückgekommen. Das Ergebnis dieser 3 schönen Tage mit Miriam und Oskar konnte ich heute morgen auf der Waage bewundern. Satte zwei Kilo hatte ich meinem Astralkörper aufsatteln können - die fränkische Küche in Verbindung mit den örtlichen Bierspezialitäten hatte ihre doch unbeabsichtigte Wirkung nicht verfehlt.
Nun fühlte ich mich um so mehr motiviert, die gestern geplante Tour auch tatsächlich anzutreten. Heute war zum Glück regenfrei angesagt. Unter dem von Wolken gesäumten Himmel radelte ich frohgemut gegen 9.00 Uhr los. An diesem wunderschönen Herbsttag habe ich mir mein aktuell liebstes Kleidungsstück übergeworfen. Einen Hoodie, den ersten Hoodie meines Lebens! Ein Basicmodell von Fruit of the Loom, kein unnötiger Schnickschnack mit den leider üblichen Phantasiefirmen oder -universitäten.
Die Temperaturen waren mit knapp 13° Grad schon etwas frischer, aber die Sonne brach immer wieder durch und spiegelte sich in den Pfützen der unzähligen Baustellen in der Stadt. Und anders als in der sonst benutzten Allwetterjacke aus Plastik schwitzte ich mich nicht halbtot während der Tour. Sehr angenehm der 80% Baumwollstoff, muss ich hier mal festhalten.
Jedoch sollte es nicht zu stark regnen, habe ich mir sagen lassen. Dann saugt sich der Hoodie richtig voll. Bei leichtem Regen war ich bis jetzt vom Hoodie begeistert gewesen. Heute wollte ich ein Vollsaugen des Hoodies aber vermeiden, man muss ja nicht immer alles austesten.
Mein heutiges Ziel hatte ich mir erst gestern bei der Rückfahrt aus Lanzendorf ausgesucht. Denn kurz bevor wir zu Hause eingetrudelt waren, fielen mir am Südende von Stöckheim die auffallend weißgewandeten Mietcontainer auf. Sogar eine große Zahl davon - das wollte ich mir heute mal näher anschauen.
Außerdem würde ich aufgrund eines Mangels an Kondition noch eine Kaffeepause benötigen; Oskar war in den vergangenen Tagen so freundlich gewesen, mich mit dem Mönchshof Pils zu beglücken. Für den Nachttrunk hatte ich mir dort drei Flaschen Gampertbräu Hell aus dem schönen Weißenbrunn in Oberfranken gegönnt. Und der absolute Spitzenreiter ist…
Das Flechterla Zwickel aus Weismain. Mann, war das ne Wucht gewesen - diesen angenehmen Biertrunk hatte ich Oskar am Sonntagabend zu verdanken. Die Kochkünste von Miriam waren für meine asketische Lebensweise aber auch nicht gerade förderlich gewesen. Irgendwie hatte ich den Eindruck gewinnen müssen, dass mir heute das Treten in die Pedale ein Stückchen schwerer fiel als üblicherweise.
Gerade bei den eigentlich sanften Steigungen auf dem Ringgleis Richtung Gartenstadt konnte ich den gewohnten sechsten Gang nicht einlegen. Schlichtwegergreifend musste ich da schon ein bisserl prusten. Da kamen mir schon Gedanken an ein E-Bike in den Sinn. Aber nur kurz, wir wollen ja den Teufel nicht gleich an die Wand malen und stattdessen lieber die Kondition weiter verbessern. Muss gehen.
Tatsächlich fiel es mir ab der Gartenstadt leichter. Hinter der Mühle Rüningen, nach Überqueren der Eisenbahntrasse schlug ich mich gleich rechts auf den asphaltierten Wirtschaftsweg, den ich seit Jahren aus der Bimmelbahn auf dem Nachhauseweg aus Salzgitter zu sehen bekommen hatte. Heute endlich hatte ich den Weg unter mir.
Nach einigen Windungen durch die Feldmark erreichte ich ein mir unbekanntes Wohnviertel. War das noch Leiferde oder hatte ich nunmehr bereits Thiede erreicht? Gespannt radelte ich an Häusern wie Mietblöcken entlang, bis ich wieder vertrautes Terrain sichten konnte. Also doch Leiferde, zum Glück.
Denn ich wollte ja nach Stöckheim, da wäre Thiede erheblich zu weit gewesen. Und gleich bei der ersten Baustelle bog ich auch noch falsch ab, merkte meinen Fehler aber noch rechtzeitig und ging wieder in die Spur. Etwas weiter vorn dann die Abzweigung nach Rüningen, die an diesem Tage nicht übermäßig befahren wurde. Genauer: Kein Auto auf dieser Strecke.
Nach der neugebauten Brücke schoss ich auf das Neubauviertel zu und war erst einmal baff erstaunt, das neben den ursprünglichen freistehenden Häusern auch große Blöcke für die weniger Betuchten unter uns errichtet worden waren. Sogar eine KiTa hatten sie hier eingerichtet, schau einer an. Ich quetschte mich durch die "Häuserschluchten."
Diese waren stellenweise noch im Rohbau. Sollte es sein, dass dieses Viertel noch weiter ausgebaut werden soll? Ich weiß es nicht. Jedenfalls schlängelte ich mich zur Endhaltestelle und Wendeschleife der Straßenbahn durch. Ich hatte genug vom Neubauviertel gesehen; jetzt nen Kaffee beim Bäcker im Kaufland.
Ein Löwenbäcker. Egal, zum Essen war es eh noch zu früh. Ein Becher Kaffee Crema war jetzt genau das richtige Maß an Kaffee für mich. Warum die Verkäuferin mir nen Filterkaffee kredenzen wollte, wird wohl ewig ihr Geheimnis bleiben müssen.
Derart gestärkt fuhr ich die Strecke Richtung Mascherode weiter. Das Wetter war mittlerweile etwas schlechter geworden; es regnete aber nicht, obwohl die Wolken schon bedrohlich und dunkel über mir standen. Das war jedoch nicht der Grund, warum ich mich kurz vor Mascherode nach links in die Büsche geschlagen hatte.
Ich wollte die Strecke jetzt doch etwas abkürzen und fuhr deshalb über Jägersruh und an der Südstadt vorbei zur Salzdahlumer, dann Bahnhof und bremste noch einmal schnell beim Edeka an. Für unsere Fahrt nach Fehmarn zum Cousinentreffen brauchte ich noch ein paar Leckerlies für die Autofahrt. Dies konnte ich hier schnell erledigen.
Der Rest der Radtour verlief dann unspektakulär. Die Strecke bis nach Hause fahre ich ja quasi mehrfach die Woche, wenn ich vom Bahnhof Richtung Heimat radle. Um kurz nach Zwölf hatte ich meinen Heimathafen erreicht und konnte endlich frühstücken.
Da war ich ehrlicherweise stolz gewesen, nicht während der Fahrt beim Amerikaner angebremst zu haben, um dort etwas zu schnabulieren. Eine schöne lange Strecke war dies obendrein noch gewesen - ebenfalls eine erfreuliche Erkenntnis, zumal ich mich ja vorher so schlapp gefühlt hatte. Vielleicht schaffe ich dieses Jahr noch eine Tour - die Waage würde es mir danken.
Letzten Freitag war mein letzter Arbeitstag, Samstag waren wir mit dem Kegelverein auf dem Zwiebelmarkt in Weimar. Insgesamt sechseinhalb Stunden im Bus und ein unschönes Gewusel in Weimar. Wenigstens war ich auf der Rückfahrt gut straff gewesen.Gleich am Sonntag sind wir dann zu meinem Cousin Oskar nach Lanzendorf gefahren. Erst gestern sind wir zurückgekommen. Das Ergebnis dieser 3 schönen Tage mit Miriam und Oskar konnte ich heute morgen auf der Waage bewundern. Satte zwei Kilo hatte ich meinem Astralkörper aufsatteln können - die fränkische Küche in Verbindung mit den örtlichen Bierspezialitäten hatte ihre doch unbeabsichtigte Wirkung nicht verfehlt.
Nun fühlte ich mich um so mehr motiviert, die gestern geplante Tour auch tatsächlich anzutreten. Heute war zum Glück regenfrei angesagt. Unter dem von Wolken gesäumten Himmel radelte ich frohgemut gegen 9.00 Uhr los. An diesem wunderschönen Herbsttag habe ich mir mein aktuell liebstes Kleidungsstück übergeworfen. Einen Hoodie, den ersten Hoodie meines Lebens! Ein Basicmodell von Fruit of the Loom, kein unnötiger Schnickschnack mit den leider üblichen Phantasiefirmen oder -universitäten.
Die Temperaturen waren mit knapp 13° Grad schon etwas frischer, aber die Sonne brach immer wieder durch und spiegelte sich in den Pfützen der unzähligen Baustellen in der Stadt. Und anders als in der sonst benutzten Allwetterjacke aus Plastik schwitzte ich mich nicht halbtot während der Tour. Sehr angenehm der 80% Baumwollstoff, muss ich hier mal festhalten.
Jedoch sollte es nicht zu stark regnen, habe ich mir sagen lassen. Dann saugt sich der Hoodie richtig voll. Bei leichtem Regen war ich bis jetzt vom Hoodie begeistert gewesen. Heute wollte ich ein Vollsaugen des Hoodies aber vermeiden, man muss ja nicht immer alles austesten.
Mein heutiges Ziel hatte ich mir erst gestern bei der Rückfahrt aus Lanzendorf ausgesucht. Denn kurz bevor wir zu Hause eingetrudelt waren, fielen mir am Südende von Stöckheim die auffallend weißgewandeten Mietcontainer auf. Sogar eine große Zahl davon - das wollte ich mir heute mal näher anschauen.
Außerdem würde ich aufgrund eines Mangels an Kondition noch eine Kaffeepause benötigen; Oskar war in den vergangenen Tagen so freundlich gewesen, mich mit dem Mönchshof Pils zu beglücken. Für den Nachttrunk hatte ich mir dort drei Flaschen Gampertbräu Hell aus dem schönen Weißenbrunn in Oberfranken gegönnt. Und der absolute Spitzenreiter ist…
Das Flechterla Zwickel aus Weismain. Mann, war das ne Wucht gewesen - diesen angenehmen Biertrunk hatte ich Oskar am Sonntagabend zu verdanken. Die Kochkünste von Miriam waren für meine asketische Lebensweise aber auch nicht gerade förderlich gewesen. Irgendwie hatte ich den Eindruck gewinnen müssen, dass mir heute das Treten in die Pedale ein Stückchen schwerer fiel als üblicherweise.
Das Neubaugebiet Stöckheim ganz hinten |
Gerade bei den eigentlich sanften Steigungen auf dem Ringgleis Richtung Gartenstadt konnte ich den gewohnten sechsten Gang nicht einlegen. Schlichtwegergreifend musste ich da schon ein bisserl prusten. Da kamen mir schon Gedanken an ein E-Bike in den Sinn. Aber nur kurz, wir wollen ja den Teufel nicht gleich an die Wand malen und stattdessen lieber die Kondition weiter verbessern. Muss gehen.
Tatsächlich fiel es mir ab der Gartenstadt leichter. Hinter der Mühle Rüningen, nach Überqueren der Eisenbahntrasse schlug ich mich gleich rechts auf den asphaltierten Wirtschaftsweg, den ich seit Jahren aus der Bimmelbahn auf dem Nachhauseweg aus Salzgitter zu sehen bekommen hatte. Heute endlich hatte ich den Weg unter mir.
Nach einigen Windungen durch die Feldmark erreichte ich ein mir unbekanntes Wohnviertel. War das noch Leiferde oder hatte ich nunmehr bereits Thiede erreicht? Gespannt radelte ich an Häusern wie Mietblöcken entlang, bis ich wieder vertrautes Terrain sichten konnte. Also doch Leiferde, zum Glück.
Denn ich wollte ja nach Stöckheim, da wäre Thiede erheblich zu weit gewesen. Und gleich bei der ersten Baustelle bog ich auch noch falsch ab, merkte meinen Fehler aber noch rechtzeitig und ging wieder in die Spur. Etwas weiter vorn dann die Abzweigung nach Rüningen, die an diesem Tage nicht übermäßig befahren wurde. Genauer: Kein Auto auf dieser Strecke.
Nach der neugebauten Brücke schoss ich auf das Neubauviertel zu und war erst einmal baff erstaunt, das neben den ursprünglichen freistehenden Häusern auch große Blöcke für die weniger Betuchten unter uns errichtet worden waren. Sogar eine KiTa hatten sie hier eingerichtet, schau einer an. Ich quetschte mich durch die "Häuserschluchten."
Diese waren stellenweise noch im Rohbau. Sollte es sein, dass dieses Viertel noch weiter ausgebaut werden soll? Ich weiß es nicht. Jedenfalls schlängelte ich mich zur Endhaltestelle und Wendeschleife der Straßenbahn durch. Ich hatte genug vom Neubauviertel gesehen; jetzt nen Kaffee beim Bäcker im Kaufland.
hier gehts nach Jägersruh |
Ein Löwenbäcker. Egal, zum Essen war es eh noch zu früh. Ein Becher Kaffee Crema war jetzt genau das richtige Maß an Kaffee für mich. Warum die Verkäuferin mir nen Filterkaffee kredenzen wollte, wird wohl ewig ihr Geheimnis bleiben müssen.
Derart gestärkt fuhr ich die Strecke Richtung Mascherode weiter. Das Wetter war mittlerweile etwas schlechter geworden; es regnete aber nicht, obwohl die Wolken schon bedrohlich und dunkel über mir standen. Das war jedoch nicht der Grund, warum ich mich kurz vor Mascherode nach links in die Büsche geschlagen hatte.
Ich wollte die Strecke jetzt doch etwas abkürzen und fuhr deshalb über Jägersruh und an der Südstadt vorbei zur Salzdahlumer, dann Bahnhof und bremste noch einmal schnell beim Edeka an. Für unsere Fahrt nach Fehmarn zum Cousinentreffen brauchte ich noch ein paar Leckerlies für die Autofahrt. Dies konnte ich hier schnell erledigen.
Der Rest der Radtour verlief dann unspektakulär. Die Strecke bis nach Hause fahre ich ja quasi mehrfach die Woche, wenn ich vom Bahnhof Richtung Heimat radle. Um kurz nach Zwölf hatte ich meinen Heimathafen erreicht und konnte endlich frühstücken.
Da war ich ehrlicherweise stolz gewesen, nicht während der Fahrt beim Amerikaner angebremst zu haben, um dort etwas zu schnabulieren. Eine schöne lange Strecke war dies obendrein noch gewesen - ebenfalls eine erfreuliche Erkenntnis, zumal ich mich ja vorher so schlapp gefühlt hatte. Vielleicht schaffe ich dieses Jahr noch eine Tour - die Waage würde es mir danken.
Mittwoch, 23. Oktober 2024
Hartmudo: Belgien
4
Die Fahrt auf der belgischen Autobahn erwies sich als überaus anspruchsvoll. Das lag weniger an den belgischen Autofahrern, die bis heute keinen Fahrschulunterricht zur Erlangung des Führerscheins besuchen müssen. Da ist es bereits ein Fortschritt, dass unsere belgischen Freunde seit einigen Jahren zumindest eine Führerscheinprüfung ablegen müssen.
Nein, es lag eindeutig an der Geschwindigkeitsbegrenzung auf 120 km/h. Edith hatte uns vorgewarnt; eine Überschreitung würde uns teuer zu stehen kommen. Daher galt meine volle Konzentration der Geschwindigkeit; nahezu permanent musste ich das Gaspedal sparsam dosieren, um die 120er Marke nicht zu überschreiten.
Anstrengend war das, keine Frage. Ebenfalls anstrengend erwies sich die Baustelle kurz vor der Abfahrt ins Stadtzentrum von Antwerpen. Bald ne Dreiviertelstunde Stop and Go, da war ich natürlich begeistert gewesen. Dann war ich aber auch froh, als wir die Autobahn verlassen hatten und ins Stadtgebiet von Antwerpen vorstoßen konnten.
Sieht man einmal von den unzähligen Kreisverkehren ab, ist das Autofahren in Belgien abseits der Autobahnen nicht anders als bei "uns". Weniger Ampeln dank der Kreisel möchte ich meinen - könnte man bei "uns" vielleicht mal ausbauen. Dass die Belgier wie die Henker auf den Straßen unterwegs seien, musste ich an diesem Tag (noch) nicht konsternieren.
Gegen halb Zwei angekommen, waren wir zwar noch etwas früh dran, um in unser Hotel einzuziehen (Check-In wurde mit 16.00 Uhr ausgerufen), doch wir fuhren trotzdem schon einmal vor, um nach einem Parkplatz beim Hotel zu schauen. Und tatsächlich hatten wir Glück, dass am Straßenrand schräg gegenüber unseres Hotels ein kostenfreier Parkplatz verfügbar war.
Leider war die Rezeption noch nicht besetzt, so dass wir Zeit und Muße erhielten, um uns schon mal vorab in Antwerpen umzuschauen. Dies verschaffte uns die Gelegenheit, uns zunächst über die Querstraßen Richtung Hafen vorzuarbeiten; Jener ist einer der größten Häfen Europas, den wollte meine Löwin natürlich begutachten.
Jedoch wollten wir uns nach der anstrengenden Fahrt etwas sammeln und nahmen einen Kaffee in einem schönen Cafe namens Cornichon. Antwerpen hat bekanntlich eine Universität und viele Studenten; dies war ein Studentencafe, welches man so auch im Prenzlauer Berg verorten könnte. Und es war tatsächlich gemütlicher als im Aachener Ronnefeldt Tags zuvor.
Nach einem äußerst leckeren Caffee Latte fühlten wir uns fit genug, um in Richtung Hafen aufzubrechen. Wie es sich dann herausstellten, war der Weg doch wesentlich länger als zunächst angenommen, so dass wir uns nach einer kappen halben Stunde des Weges entschieden, uns kurzfristig umzuorientieren und einen ersten Blick in die Innenstadt zu riskieren.
Wir hatten auf dem Weg noch einen sehr schönen Innenhof gesehen. Dunkel glaube ich mich zu erinnern, dass es sich bei der für belgische Verhältnisse extrem gut gepflegte Anlage um eine Kunstschule oder so was in der Richtung gehandelt hatte. Natürlich habe ich mir dies nicht genau gemerkt, weil mir die hohe Schule der Kunst bekanntlich ein Greul ist.
Jedoch… der Preis für den schönsten Ort des Tages geht an die Gaststätte "De Broodwinning" am Paardenmarkt 2, 2000 Antwerpen. Auf unserem Weg in die Innenstadt lachte uns diese Gaststätte förmlich an. Die Uhr hatte sich da auf irgendwas zwischen 14.30 Uhr und 15.00 Uhr eingependelt und wir waren sofort begeistert, als wir durch die schwere Holztür ins Innere dieser Gastwirtschaft traten.
Endlich normale Leute! Freitag, früher Nachmittag und die Kneipe war voller Menschen, die alle gut gelaunt an ihren Bieren nippten und richtig guter Stimmung waren. Der Frauenanteil war unerwartet hoch - das würde es in Deutschland so wohl niemals geben. Wobei ich bezweifle, ob sich heutzutage überhaupt noch eine nennenswerte Anzahl an Leuten auf ein Wochenendbierchen in einer Kneipe treffen würden. Ich selbst kenne dies noch aus Salzgitter in den 90ern; gern denke ich an diese Zeit zurück.
Vorsichtshalber bestellte ich ein Jupiler - auch hier gab es nur wieder diese Einheitsgröße 0,33. Meine Löwin hatte mehr Bock auf eine Coke Zero, erfreute sich aber ebenfalls an der angenehmen Atmosphäre. Längere Zeit wollten wir im De Broodwinning aber dennoch nicht verweilen, weil wir zunächst einmal ins Hotel einchecken mussten und selbst ich nicht die kurze Zeit, die wir in Antwerpen verbringen würden, in einer Kneipe versumpfen wollte. Im Cornichon hatte ich nämlich eine Stunde zuvor das nächste Hotel für den Samstag in Ostende gebucht.
Irgendwie doch schweren Herzens gingen wir dann die langgezogene Rotterdamstraat zum Hotel hinunter. Die stark alkoholisierten Kerle, die sich an der Seite gegenseitig angepöbelt hatten, brachten uns zu der Überzeugung, dass wir nicht nur in keiner Touristenumgebung gelandet waren, sondern stattdessen eine "exquisite" Reeperbahnatmosphäre erleben durften.
Halt, ich vergaß: Am Rande der Innenstadt fielen wir noch in den Grand Bazar, seines Zeichens ein Supermarkt, ein. Wir brauchten noch Getränke für die Nacht, Schnucki war ja dank des Intervallfasten überflüssig.
Aber meine Löwin entdeckte in der Käseabteilung noch einen von ihr lange gesuchten Käse. Der "Port Salut" ist ein dem Chaumes ähnlicher Weichkäse und in Deutschland quasi nicht zu bekommen. Ein Stück dieses Käses nahmen wir natürlich mit; nicht als Schnucki zur Nacht - eher für die Leckerei während der Autofahrt am nächsten Tag.
Da fehlte mir allerdings noch ein Messer - mein schönes französisches Taschenmesser mit Holzgriff hatte ich leider Zuhause verlegt. Also suchte ich im Supermarkt nach einem Messer, leider ohne Erfolg.
Die Fahrt auf der belgischen Autobahn erwies sich als überaus anspruchsvoll. Das lag weniger an den belgischen Autofahrern, die bis heute keinen Fahrschulunterricht zur Erlangung des Führerscheins besuchen müssen. Da ist es bereits ein Fortschritt, dass unsere belgischen Freunde seit einigen Jahren zumindest eine Führerscheinprüfung ablegen müssen.
Nein, es lag eindeutig an der Geschwindigkeitsbegrenzung auf 120 km/h. Edith hatte uns vorgewarnt; eine Überschreitung würde uns teuer zu stehen kommen. Daher galt meine volle Konzentration der Geschwindigkeit; nahezu permanent musste ich das Gaspedal sparsam dosieren, um die 120er Marke nicht zu überschreiten.
Anstrengend war das, keine Frage. Ebenfalls anstrengend erwies sich die Baustelle kurz vor der Abfahrt ins Stadtzentrum von Antwerpen. Bald ne Dreiviertelstunde Stop and Go, da war ich natürlich begeistert gewesen. Dann war ich aber auch froh, als wir die Autobahn verlassen hatten und ins Stadtgebiet von Antwerpen vorstoßen konnten.
Sieht man einmal von den unzähligen Kreisverkehren ab, ist das Autofahren in Belgien abseits der Autobahnen nicht anders als bei "uns". Weniger Ampeln dank der Kreisel möchte ich meinen - könnte man bei "uns" vielleicht mal ausbauen. Dass die Belgier wie die Henker auf den Straßen unterwegs seien, musste ich an diesem Tag (noch) nicht konsternieren.
Gegen halb Zwei angekommen, waren wir zwar noch etwas früh dran, um in unser Hotel einzuziehen (Check-In wurde mit 16.00 Uhr ausgerufen), doch wir fuhren trotzdem schon einmal vor, um nach einem Parkplatz beim Hotel zu schauen. Und tatsächlich hatten wir Glück, dass am Straßenrand schräg gegenüber unseres Hotels ein kostenfreier Parkplatz verfügbar war.
Leider war die Rezeption noch nicht besetzt, so dass wir Zeit und Muße erhielten, um uns schon mal vorab in Antwerpen umzuschauen. Dies verschaffte uns die Gelegenheit, uns zunächst über die Querstraßen Richtung Hafen vorzuarbeiten; Jener ist einer der größten Häfen Europas, den wollte meine Löwin natürlich begutachten.
Jedoch wollten wir uns nach der anstrengenden Fahrt etwas sammeln und nahmen einen Kaffee in einem schönen Cafe namens Cornichon. Antwerpen hat bekanntlich eine Universität und viele Studenten; dies war ein Studentencafe, welches man so auch im Prenzlauer Berg verorten könnte. Und es war tatsächlich gemütlicher als im Aachener Ronnefeldt Tags zuvor.
Nach einem äußerst leckeren Caffee Latte fühlten wir uns fit genug, um in Richtung Hafen aufzubrechen. Wie es sich dann herausstellten, war der Weg doch wesentlich länger als zunächst angenommen, so dass wir uns nach einer kappen halben Stunde des Weges entschieden, uns kurzfristig umzuorientieren und einen ersten Blick in die Innenstadt zu riskieren.
Wir hatten auf dem Weg noch einen sehr schönen Innenhof gesehen. Dunkel glaube ich mich zu erinnern, dass es sich bei der für belgische Verhältnisse extrem gut gepflegte Anlage um eine Kunstschule oder so was in der Richtung gehandelt hatte. Natürlich habe ich mir dies nicht genau gemerkt, weil mir die hohe Schule der Kunst bekanntlich ein Greul ist.
Jedoch… der Preis für den schönsten Ort des Tages geht an die Gaststätte "De Broodwinning" am Paardenmarkt 2, 2000 Antwerpen. Auf unserem Weg in die Innenstadt lachte uns diese Gaststätte förmlich an. Die Uhr hatte sich da auf irgendwas zwischen 14.30 Uhr und 15.00 Uhr eingependelt und wir waren sofort begeistert, als wir durch die schwere Holztür ins Innere dieser Gastwirtschaft traten.
Endlich normale Leute! Freitag, früher Nachmittag und die Kneipe war voller Menschen, die alle gut gelaunt an ihren Bieren nippten und richtig guter Stimmung waren. Der Frauenanteil war unerwartet hoch - das würde es in Deutschland so wohl niemals geben. Wobei ich bezweifle, ob sich heutzutage überhaupt noch eine nennenswerte Anzahl an Leuten auf ein Wochenendbierchen in einer Kneipe treffen würden. Ich selbst kenne dies noch aus Salzgitter in den 90ern; gern denke ich an diese Zeit zurück.
Vorsichtshalber bestellte ich ein Jupiler - auch hier gab es nur wieder diese Einheitsgröße 0,33. Meine Löwin hatte mehr Bock auf eine Coke Zero, erfreute sich aber ebenfalls an der angenehmen Atmosphäre. Längere Zeit wollten wir im De Broodwinning aber dennoch nicht verweilen, weil wir zunächst einmal ins Hotel einchecken mussten und selbst ich nicht die kurze Zeit, die wir in Antwerpen verbringen würden, in einer Kneipe versumpfen wollte. Im Cornichon hatte ich nämlich eine Stunde zuvor das nächste Hotel für den Samstag in Ostende gebucht.
Irgendwie doch schweren Herzens gingen wir dann die langgezogene Rotterdamstraat zum Hotel hinunter. Die stark alkoholisierten Kerle, die sich an der Seite gegenseitig angepöbelt hatten, brachten uns zu der Überzeugung, dass wir nicht nur in keiner Touristenumgebung gelandet waren, sondern stattdessen eine "exquisite" Reeperbahnatmosphäre erleben durften.
Halt, ich vergaß: Am Rande der Innenstadt fielen wir noch in den Grand Bazar, seines Zeichens ein Supermarkt, ein. Wir brauchten noch Getränke für die Nacht, Schnucki war ja dank des Intervallfasten überflüssig.
Aber meine Löwin entdeckte in der Käseabteilung noch einen von ihr lange gesuchten Käse. Der "Port Salut" ist ein dem Chaumes ähnlicher Weichkäse und in Deutschland quasi nicht zu bekommen. Ein Stück dieses Käses nahmen wir natürlich mit; nicht als Schnucki zur Nacht - eher für die Leckerei während der Autofahrt am nächsten Tag.
Da fehlte mir allerdings noch ein Messer - mein schönes französisches Taschenmesser mit Holzgriff hatte ich leider Zuhause verlegt. Also suchte ich im Supermarkt nach einem Messer, leider ohne Erfolg.
Donnerstag, 17. Oktober 2024
guterPlatzzumBiertrinken: Snakebite
Sonntag, 28 Juli. Nachdem wir gestern den Geburtstag meiner Schwester Berta in der Waldgaststätte Schäfersruh gefeiert hatten, waren an diesem Sonntag keine Aktionen angesagt. Meine Löwin, die sich in letzter Zeit für die Gartenarbeit begeistern konnte, ist nach Cremlingen gefahren, wo Phil bei seiner Großmutter einen Teil ihres Gartens bewirtschaften darf.
Das eröffnete mir die willkommene Gelegenheit, am Vormittag eine kleine Runde drehen zu können. Bereits beim Schlafengehen am Vorabend hatte ich mich riesig auf diese Tour gefreut, musste allerdings überlegen, wohin ich eigentlich fahren wollte. Wie so häufig wurde mir die Entscheidung durch den Kollegen Zufall abgenommen.
Denn beim Stöbern durch die DB App drängte sich eine mir unbekannte Verbindung zur Arbeit nach Salzgitter Lebenstedt ins Auge. Vom Hauptbahnhof Braunschweig mit dem Zug nach Broistedt, von dort aus mit dem Bus zum Bahnhof in Lebenstedt. Als reine Fahrzeit waren hier 29 Minuten angegeben. Das klang nach einer machbaren Alternative, zumal zu der Zeit der direkte Zugverkehr nach Lebenstedt aufgrund von Bauarbeiten eingestellt worden war.
Laut Google Maps würde ich 53 Minuten bis zum Bahnhof in Broistedt brauchen, wo ich sicherlich mein Fahrrad abstellen könnte. Dies galt es an diesem Sonntagmorgen zur eventuellen späteren Nutzung anzutesten.
Dementsprechend gut gelaunt pumpte ich kurz vor 9.00 Uhr mein Fahrrad noch mal auf und setzte mich in Bewegung. In der Nacht hatte es stark geregnet , am Tage jedoch sollte es auf jeden Fall niederschlagsfrei bleiben. Diese Wetterkonstellation hatte zur Folge, dass trotz des eigentlich sonnigen Wetters ein leicht kühler Wind wehte, der meinen seit Jahren gestählten Körper sanft umschmeichelte.
Voller Zuversicht war ich in Richtung Vechelde aufgebrochen; diese Strecke hatte ich ja bereits vor einiger Zeit bewältigt gehabt. Bereits nach kurzer Zeit fielen mir die unzähligen Nacktschnecken auf, welche auf dem Fahrradweg an der Bundesstraße in Sicherheit hasteten. So gut es ging, vermied ich das Überfahren der für die Ökologie (oder heißt es Onkologie?) wichtigen Lebewesen. Ich hoffte, nicht all zu viele von ihnen töten zu müssen.
Daher konnte ich meinen Gedanken keinen freien Lauf lassen, was mir bei früheren Touren immer gut getan hatte. Der Westwind schlug mir zwar nicht mit orkanartigen Böen entgegen, schien mich aber dennoch ein wenig einzubremsen.
Anders als sonst war mir die Fahrtzeit an diesem Tag verständlicherweise wichtig gewesen. Denn es wäre ja fatal, wenn ich im Ernstfall den Zug nach Lebenstedt zur Arbeit verpassen würde. So zog sich die Strecke bis Vechelde dank der Schnecken etwas hin. Mit der Zeit tauchten auf dem Fahrradweg auch einige Weinbergschnecken auf; von denen hatte ich nicht eine erwischt, Ehrenwort!
An der großen Kreuzung in der Ortsmitte von Vechelde bog ich links ab und nahm eine für mich neue Strecke in Angriff. Über Köchingen und Vallstedt ging es jetzt nach Broistedt zum Bahnhof; da hatte ich jetzt lediglich noch 5 km vor mir. Dachte ich zumindest. Laut Straßenschildern waren es noch 2 km bis Köchingen, so weit so gut.
Aber als ich Köchingen kurze Zeit später passiert hatte, musste ich leider erkennen, dass die restliche Strecke noch zwei Kilometer bis Vallstedt und sogar 7 km bis Broistedt betrug. Hierbei muss ich erwähnen, dass der Fahrradweg hinter Köchingen leider durch Abwesenheit glänzte. In Vallstedt überlegte ich kurz, die heutige Strecke abzukürzen und gleich links in Richtung Üfingen abzubiegen.
Aber nein, ich hatte doch einen Plan gehabt. Und der sah vor, in Broistedt einem Kaffee zu trinken und dann nach Braunschweig zurückzufahren. Mittagessen beim Vietnamesen am Kohlmarkt - das hörte sich nach vernünftiger Ernährung an. Der Gedanke daran verschaffte mir einen neuen Motivationsschub, welche aber dank der langen Steigung vor Broistedt nicht lange anhielt.
Das eröffnete mir die willkommene Gelegenheit, am Vormittag eine kleine Runde drehen zu können. Bereits beim Schlafengehen am Vorabend hatte ich mich riesig auf diese Tour gefreut, musste allerdings überlegen, wohin ich eigentlich fahren wollte. Wie so häufig wurde mir die Entscheidung durch den Kollegen Zufall abgenommen.
Denn beim Stöbern durch die DB App drängte sich eine mir unbekannte Verbindung zur Arbeit nach Salzgitter Lebenstedt ins Auge. Vom Hauptbahnhof Braunschweig mit dem Zug nach Broistedt, von dort aus mit dem Bus zum Bahnhof in Lebenstedt. Als reine Fahrzeit waren hier 29 Minuten angegeben. Das klang nach einer machbaren Alternative, zumal zu der Zeit der direkte Zugverkehr nach Lebenstedt aufgrund von Bauarbeiten eingestellt worden war.
Laut Google Maps würde ich 53 Minuten bis zum Bahnhof in Broistedt brauchen, wo ich sicherlich mein Fahrrad abstellen könnte. Dies galt es an diesem Sonntagmorgen zur eventuellen späteren Nutzung anzutesten.
Hinfahrt |
Voller Zuversicht war ich in Richtung Vechelde aufgebrochen; diese Strecke hatte ich ja bereits vor einiger Zeit bewältigt gehabt. Bereits nach kurzer Zeit fielen mir die unzähligen Nacktschnecken auf, welche auf dem Fahrradweg an der Bundesstraße in Sicherheit hasteten. So gut es ging, vermied ich das Überfahren der für die Ökologie (oder heißt es Onkologie?) wichtigen Lebewesen. Ich hoffte, nicht all zu viele von ihnen töten zu müssen.
Daher konnte ich meinen Gedanken keinen freien Lauf lassen, was mir bei früheren Touren immer gut getan hatte. Der Westwind schlug mir zwar nicht mit orkanartigen Böen entgegen, schien mich aber dennoch ein wenig einzubremsen.
Anders als sonst war mir die Fahrtzeit an diesem Tag verständlicherweise wichtig gewesen. Denn es wäre ja fatal, wenn ich im Ernstfall den Zug nach Lebenstedt zur Arbeit verpassen würde. So zog sich die Strecke bis Vechelde dank der Schnecken etwas hin. Mit der Zeit tauchten auf dem Fahrradweg auch einige Weinbergschnecken auf; von denen hatte ich nicht eine erwischt, Ehrenwort!
An der großen Kreuzung in der Ortsmitte von Vechelde bog ich links ab und nahm eine für mich neue Strecke in Angriff. Über Köchingen und Vallstedt ging es jetzt nach Broistedt zum Bahnhof; da hatte ich jetzt lediglich noch 5 km vor mir. Dachte ich zumindest. Laut Straßenschildern waren es noch 2 km bis Köchingen, so weit so gut.
Aber als ich Köchingen kurze Zeit später passiert hatte, musste ich leider erkennen, dass die restliche Strecke noch zwei Kilometer bis Vallstedt und sogar 7 km bis Broistedt betrug. Hierbei muss ich erwähnen, dass der Fahrradweg hinter Köchingen leider durch Abwesenheit glänzte. In Vallstedt überlegte ich kurz, die heutige Strecke abzukürzen und gleich links in Richtung Üfingen abzubiegen.
Aber nein, ich hatte doch einen Plan gehabt. Und der sah vor, in Broistedt einem Kaffee zu trinken und dann nach Braunschweig zurückzufahren. Mittagessen beim Vietnamesen am Kohlmarkt - das hörte sich nach vernünftiger Ernährung an. Der Gedanke daran verschaffte mir einen neuen Motivationsschub, welche aber dank der langen Steigung vor Broistedt nicht lange anhielt.
Rückfahrt |
Mittlerweile machten sich meine müden Gesäßknochen bemerkbar; auch konnte mich die Aussicht auf ein langwieriges Abreiten über Üfingen und Thiede nicht wirklich begeistern. Zum Glück überfiel mich auf der Strecke die rettende Idee: Ich würde in Broistedt einfach nur in den Zug nach Braunschweig steigen und mir dadurch die nervige Rückfahrt ersparen.
Gedacht, getan. Am Bahnhof in Broistedt kaufte ich für 2,80 € eine Fahrradkarte und bestieg sensationelle 2 Minuten später den Zug nach Braunschweig. Das hatte ich gut gelöst, jetzt brauchte ich nur noch ein Cafe im östlichen Ringgebiet für die wohlverdiente Pause.
Tatsächlich hatte ich im Zug noch überlegt, bis Weddel durchzufahren und von dort aus noch ein paar Kilometer abzubeißen. Aber scheiß drauf, Olympia ist nur alle vier Jahre. Denn darauf freute ich mich auch die ganze Zeit: Zu Hause in Unterhose bekleidet vor dem Fernseher zu sitzen, dazu die Olympia Berichterstattung mit den Vorrundenspielen im Handball, Fußball und so weiter.
Also Ausstieg in Braunschweig, in die Pedale treten und... ich landete im MC Murphys. Dort angekommen, sprach ich diesen Text komplett ein und genoss mein Frühstück. Dank des Intervallfastens verspätet, genoss ich einen leckeren Tomaten Mozzarella Salat, hierzu bestellte ich ein Snakebite. Meine lieben Freunde der Trinkkultur, an diesem Tag habe ich mein neues Lieblingsgetränk entdeckt!
Snakebite - die geniale Mischung aus Wolters und Strongbow, also Cider und Pils. Zum Nachspülen musste ich noch ein zweites Snakebike nachbestellen, mehr aber auch nicht, denn ich musste ja noch nach Hause radeln. Was für ein klasse Vormittag!
Richtig gut drauf kam ich kurz nach 13 Uhr zu Hause an; heute hatte ich mal eine schöne Strecke geschafft und konnte jetzt die Wettkämpfe in Paris in Ruhe genießen. Ach, könnte nicht jeder Tag so wie dieser sein?
Gedacht, getan. Am Bahnhof in Broistedt kaufte ich für 2,80 € eine Fahrradkarte und bestieg sensationelle 2 Minuten später den Zug nach Braunschweig. Das hatte ich gut gelöst, jetzt brauchte ich nur noch ein Cafe im östlichen Ringgebiet für die wohlverdiente Pause.
Tatsächlich hatte ich im Zug noch überlegt, bis Weddel durchzufahren und von dort aus noch ein paar Kilometer abzubeißen. Aber scheiß drauf, Olympia ist nur alle vier Jahre. Denn darauf freute ich mich auch die ganze Zeit: Zu Hause in Unterhose bekleidet vor dem Fernseher zu sitzen, dazu die Olympia Berichterstattung mit den Vorrundenspielen im Handball, Fußball und so weiter.
Also Ausstieg in Braunschweig, in die Pedale treten und... ich landete im MC Murphys. Dort angekommen, sprach ich diesen Text komplett ein und genoss mein Frühstück. Dank des Intervallfastens verspätet, genoss ich einen leckeren Tomaten Mozzarella Salat, hierzu bestellte ich ein Snakebite. Meine lieben Freunde der Trinkkultur, an diesem Tag habe ich mein neues Lieblingsgetränk entdeckt!
Snakebite - die geniale Mischung aus Wolters und Strongbow, also Cider und Pils. Zum Nachspülen musste ich noch ein zweites Snakebike nachbestellen, mehr aber auch nicht, denn ich musste ja noch nach Hause radeln. Was für ein klasse Vormittag!
Richtig gut drauf kam ich kurz nach 13 Uhr zu Hause an; heute hatte ich mal eine schöne Strecke geschafft und konnte jetzt die Wettkämpfe in Paris in Ruhe genießen. Ach, könnte nicht jeder Tag so wie dieser sein?
Donnerstag, 10. Oktober 2024
Hartmudo: Superwumms
24
Da lagen auch schon mal zwei bis drei Runden Bier im Flohzirkus, dem legendären Club um die Ecke, drin. Auf der Rückfahrt gab es Dosenbier und laute Mukke aus dem Kassettenspieler im Auto. Zuhause waren wir dann gegen 16.00 Uhr, Zeit für den Wohnungsputz. Da hatten wir auch eine schöne Routine.
Während Pocke das schmutzige Geschirr der Woche in unserem kombinierten Küchen- und Badezimmer eingeweicht hatte und nebenbei den Staubsauger spazieren führte, putzte ich unser Klosett, welches sich in einem Bretterverhau in unserem Wohnungsflur befand. Dann säuberte Pocke das schmutzige Geschirr mit einer Spülbürste, worauf ich das Geschirrtuch zum Einsatz brachte.
Keine Sportschau am frühen Abend, stattdessen galt es, die neuen Platten anzuhören. Jetzt nur noch mal so zum besseren Verständnis: Ich kehrte gewöhnlich mit 10 bis 20 Platten aus Hannover zurück; Pockes sammelte in der Regel mindestens die doppelte Menge ein. Hierzu hatten wir einen Conti am Start, TK-Pizza machte uns satt.
Wenn Du jetzt noch wissen willst, was ein Conti gewesen sein könnte.... Wikipedia hilft! So verbrachten wir dann den gesamten Abend und philosophierten über die jeweiligen Scheiben, gern hatten wir auch Gäste bei uns gehabt. Die wussten dann schon, dass ein Conti mitzubringen war. Wolters oder Feldschlösschen, never Wittinger.
„So schön, schön war die Zeit..." Wir ergänzten uns seinerzeit hervorragend, waren „Zwei wie Pech und Schwefel", das Traumpaar der Saison und so weiter. Und diese damalige Harmonie zwischen uns beiden erlebte ich bei diesen zwei Spaziergängen im ausgehenden Winter 2023 erneut.
Wir hatten uns in den Jahrzehnten unterschiedlich entwickelt, uns wie ein altes Ehepaar nach und nach auseinandergelebt. Häufig genug hätten wir uns fast verloren und doch immer wieder zusammengekauft, obwohl die entstandenen Risse immer allgegenwärtig blieben.
All das erinnert an den sensationellen Roman „Stan" von John Comolly, eine fiktive Biographie von Stan Laurel und eine Hommage an diesen großen Schauspieler und seinen kongenialen Partner Oliver Hardy. So verschieden sie auch gewesen waren, aber zusammen waren sie unschlagbar und mehr als die Summe ihrer Teile.
Für Pocke und mich sehe ich dies als passenden Vergleich an. Wie in unserer Wohngemeinschaft schwadronierten wir über die große, mittlerweile vergangene Zeit der Rockmusik. Andere Themen wie unsere Freunde, die Familie oder Politik (dies stark eingeschränkt aufgrund unserer extrem unterschiedlichen Ansichten) ergänzten die Nachmittage hervorragend.
Der erste Spaziergang führte uns durch die Rieselfelder hinter der Mülldeponie. Dieses Gebiet kann man schon fast als Naturschutzgebiet bezeichnen. Nach Müll riecht da im Spätwinter nichts - selbst im Hochsommer braucht man hier keine Atemschutzmaske. Trockenes Wetter bei strahlendem Sonnenschein in freier Natur ohne den Lärm der Straße; auch dies trug bei mir zusätzlich zu einer positiven Stimmung bei.
Der zweite Spaziergang führte uns durch den Lehndorfer Forst. Dies bei vergleichbaren Wetter, nur überwiegend auf Waldwegen. Beide Male rundeten wir den Nachmittag mit Kaffee und Kuchen beim Bäcker ab. Ohne Conti (gibt‘s ja leider nicht mehr im „Original“) und Pizza. Kein Zweifel, wir haben uns tatsächlich weiterentwickelt.
Doch wenn das so toll gewesen sein soll, warum haben Pocke und ich nicht mehr Spaziergänge zusammen unternommen? Ich weiß es nicht - es war wohl gut so, wie es war. Wir kennen uns ja in- und auswendig, anders als Charles und ich. Deshalb waren die Gänge mit Charles richtigerweise häufiger, wenn auch jeweils kürzer.
Anyway: Das Spazieren durch die Rieselfelder und den Lehndorfer Forst war ebenfalls ein weiterer Schritt in die Normalität zurück gewesen. Wo war ich bei der Schilderung meines leidigen Krankheitsverlaufes stehen geblieben? Ach ja, beim Gespräch mit der Psychotherapie Ambulanz am Donnerstag, dann kam...
Freitag, der 24. Februar. Nach dem üblichen Hochquälen aus dem Bett und „Watzmann ermittelt" fuhren meine Löwin und ich zu Berta und einem Kaffee. Wir wollten die von einer Firma durchgeführte Renovierung begutachten.
Meine Schwester Berta hatte sich endlich zur Renovierung ihres Schlafzimmers durchringen können. Mein Schwager Bud war im Vorjahr verstorben und Berta hatte aus ihrer Trauer nicht herauskommen können. Die Renovierung des Schlafzimmers markierte somit einen wichtigen Wendepunkt für meine Schwester.
Und das Schlafzimmer war beileibe nicht alles, wie ich schnell erkennen konnte, als wir bei Berta eintrafen und erst einmal einen Kaffee zu uns nahmen. Denn neben den Malerarbeiten im ersten Stock - Schlafzimmer und Flur - hatte sie in eben diesem Zimmer komplett neue Möbel gekauft. Ich fühlte mich gleich wie in einem Ausstellungsraum bei Porta oder XXXL Lutz versetzt.
Ich äußerte auch gleich einen Verbesserungsvorschlag; Ein Fernseher vor dem Bett fehlte halt noch. Dieser Gedanke war Berta bislang noch nicht gekommen und eben auch Neuland. Ich denke, dass sie meinen Vorschlag nie umsetzen wird. Aber sie hat ihr neues Schlafzimmer stilvoll gestaltet, das kann man so festhalten.
Der eigentliche Hammer aber waren die verputzten Decken unten wie im ersten Stock. Der helle Putz war mit winzigen dunklen Steinchen und ebensolchen Glassplittern vermischt worden. Die entstandene raue Oberfläche verleiht dem gesamten Haus ein edles Ambiente. Wie meine Löwin ist auch Berta mit einem geschickten Händchen für Design gesegnet.
Da war ich wirklich beeindruckt und freute mich für Berta, die über mehrere Wochen mit der Neugestaltung beschäftigt gewesen war. Meine Löwin konnte mir da beipflichten, als wir Berta in der Mittagszeit wieder verließen und über den Supermarkt nach Hause fuhren.
Und der Tag war damit ja nicht beendet gewesen. Denn auf vielfachen Wunsch einiger meiner Kollegen und Ex-Kollegen fand an diesem Abend unsere „Winter-Jam" statt. Ich hatte den Jungs bei unserem letzten Treffen mit Erzählungen über das Lufteck, der hervorragenden Kneipe bei uns um die Ecke, den Mund wässrig gemacht.
Heute Abend gastierte Eintracht in Düsseldorf und dieses Spiel wurde natürlich im Lufteck auf insgesamt vier Bildschirmen gezeigt. Den Tisch hatte ich bereits im Dezember gebucht gehabt - vor meinem Unfall. Ich hatte ein paar Tage vorher noch kurz überlegt, ob ich dort hingehen sollte; schließlich war ich ja krank geschrieben.
Doch dann sagte ich mir... Scheiß drauf! Ich war weder bettlägerig noch sonst wie gehandicapt. Krank wegen Psyche; So schaute es aus. Und das Schlimmste, was man da machen kann, ist sich zu verkriechen.
Da lagen auch schon mal zwei bis drei Runden Bier im Flohzirkus, dem legendären Club um die Ecke, drin. Auf der Rückfahrt gab es Dosenbier und laute Mukke aus dem Kassettenspieler im Auto. Zuhause waren wir dann gegen 16.00 Uhr, Zeit für den Wohnungsputz. Da hatten wir auch eine schöne Routine.
Während Pocke das schmutzige Geschirr der Woche in unserem kombinierten Küchen- und Badezimmer eingeweicht hatte und nebenbei den Staubsauger spazieren führte, putzte ich unser Klosett, welches sich in einem Bretterverhau in unserem Wohnungsflur befand. Dann säuberte Pocke das schmutzige Geschirr mit einer Spülbürste, worauf ich das Geschirrtuch zum Einsatz brachte.
Keine Sportschau am frühen Abend, stattdessen galt es, die neuen Platten anzuhören. Jetzt nur noch mal so zum besseren Verständnis: Ich kehrte gewöhnlich mit 10 bis 20 Platten aus Hannover zurück; Pockes sammelte in der Regel mindestens die doppelte Menge ein. Hierzu hatten wir einen Conti am Start, TK-Pizza machte uns satt.
Wenn Du jetzt noch wissen willst, was ein Conti gewesen sein könnte.... Wikipedia hilft! So verbrachten wir dann den gesamten Abend und philosophierten über die jeweiligen Scheiben, gern hatten wir auch Gäste bei uns gehabt. Die wussten dann schon, dass ein Conti mitzubringen war. Wolters oder Feldschlösschen, never Wittinger.
„So schön, schön war die Zeit..." Wir ergänzten uns seinerzeit hervorragend, waren „Zwei wie Pech und Schwefel", das Traumpaar der Saison und so weiter. Und diese damalige Harmonie zwischen uns beiden erlebte ich bei diesen zwei Spaziergängen im ausgehenden Winter 2023 erneut.
Wir hatten uns in den Jahrzehnten unterschiedlich entwickelt, uns wie ein altes Ehepaar nach und nach auseinandergelebt. Häufig genug hätten wir uns fast verloren und doch immer wieder zusammengekauft, obwohl die entstandenen Risse immer allgegenwärtig blieben.
All das erinnert an den sensationellen Roman „Stan" von John Comolly, eine fiktive Biographie von Stan Laurel und eine Hommage an diesen großen Schauspieler und seinen kongenialen Partner Oliver Hardy. So verschieden sie auch gewesen waren, aber zusammen waren sie unschlagbar und mehr als die Summe ihrer Teile.
Für Pocke und mich sehe ich dies als passenden Vergleich an. Wie in unserer Wohngemeinschaft schwadronierten wir über die große, mittlerweile vergangene Zeit der Rockmusik. Andere Themen wie unsere Freunde, die Familie oder Politik (dies stark eingeschränkt aufgrund unserer extrem unterschiedlichen Ansichten) ergänzten die Nachmittage hervorragend.
Der erste Spaziergang führte uns durch die Rieselfelder hinter der Mülldeponie. Dieses Gebiet kann man schon fast als Naturschutzgebiet bezeichnen. Nach Müll riecht da im Spätwinter nichts - selbst im Hochsommer braucht man hier keine Atemschutzmaske. Trockenes Wetter bei strahlendem Sonnenschein in freier Natur ohne den Lärm der Straße; auch dies trug bei mir zusätzlich zu einer positiven Stimmung bei.
Der zweite Spaziergang führte uns durch den Lehndorfer Forst. Dies bei vergleichbaren Wetter, nur überwiegend auf Waldwegen. Beide Male rundeten wir den Nachmittag mit Kaffee und Kuchen beim Bäcker ab. Ohne Conti (gibt‘s ja leider nicht mehr im „Original“) und Pizza. Kein Zweifel, wir haben uns tatsächlich weiterentwickelt.
Doch wenn das so toll gewesen sein soll, warum haben Pocke und ich nicht mehr Spaziergänge zusammen unternommen? Ich weiß es nicht - es war wohl gut so, wie es war. Wir kennen uns ja in- und auswendig, anders als Charles und ich. Deshalb waren die Gänge mit Charles richtigerweise häufiger, wenn auch jeweils kürzer.
Anyway: Das Spazieren durch die Rieselfelder und den Lehndorfer Forst war ebenfalls ein weiterer Schritt in die Normalität zurück gewesen. Wo war ich bei der Schilderung meines leidigen Krankheitsverlaufes stehen geblieben? Ach ja, beim Gespräch mit der Psychotherapie Ambulanz am Donnerstag, dann kam...
Freitag, der 24. Februar. Nach dem üblichen Hochquälen aus dem Bett und „Watzmann ermittelt" fuhren meine Löwin und ich zu Berta und einem Kaffee. Wir wollten die von einer Firma durchgeführte Renovierung begutachten.
Meine Schwester Berta hatte sich endlich zur Renovierung ihres Schlafzimmers durchringen können. Mein Schwager Bud war im Vorjahr verstorben und Berta hatte aus ihrer Trauer nicht herauskommen können. Die Renovierung des Schlafzimmers markierte somit einen wichtigen Wendepunkt für meine Schwester.
Und das Schlafzimmer war beileibe nicht alles, wie ich schnell erkennen konnte, als wir bei Berta eintrafen und erst einmal einen Kaffee zu uns nahmen. Denn neben den Malerarbeiten im ersten Stock - Schlafzimmer und Flur - hatte sie in eben diesem Zimmer komplett neue Möbel gekauft. Ich fühlte mich gleich wie in einem Ausstellungsraum bei Porta oder XXXL Lutz versetzt.
Ich äußerte auch gleich einen Verbesserungsvorschlag; Ein Fernseher vor dem Bett fehlte halt noch. Dieser Gedanke war Berta bislang noch nicht gekommen und eben auch Neuland. Ich denke, dass sie meinen Vorschlag nie umsetzen wird. Aber sie hat ihr neues Schlafzimmer stilvoll gestaltet, das kann man so festhalten.
Der eigentliche Hammer aber waren die verputzten Decken unten wie im ersten Stock. Der helle Putz war mit winzigen dunklen Steinchen und ebensolchen Glassplittern vermischt worden. Die entstandene raue Oberfläche verleiht dem gesamten Haus ein edles Ambiente. Wie meine Löwin ist auch Berta mit einem geschickten Händchen für Design gesegnet.
Da war ich wirklich beeindruckt und freute mich für Berta, die über mehrere Wochen mit der Neugestaltung beschäftigt gewesen war. Meine Löwin konnte mir da beipflichten, als wir Berta in der Mittagszeit wieder verließen und über den Supermarkt nach Hause fuhren.
Und der Tag war damit ja nicht beendet gewesen. Denn auf vielfachen Wunsch einiger meiner Kollegen und Ex-Kollegen fand an diesem Abend unsere „Winter-Jam" statt. Ich hatte den Jungs bei unserem letzten Treffen mit Erzählungen über das Lufteck, der hervorragenden Kneipe bei uns um die Ecke, den Mund wässrig gemacht.
Heute Abend gastierte Eintracht in Düsseldorf und dieses Spiel wurde natürlich im Lufteck auf insgesamt vier Bildschirmen gezeigt. Den Tisch hatte ich bereits im Dezember gebucht gehabt - vor meinem Unfall. Ich hatte ein paar Tage vorher noch kurz überlegt, ob ich dort hingehen sollte; schließlich war ich ja krank geschrieben.
Doch dann sagte ich mir... Scheiß drauf! Ich war weder bettlägerig noch sonst wie gehandicapt. Krank wegen Psyche; So schaute es aus. Und das Schlimmste, was man da machen kann, ist sich zu verkriechen.
Donnerstag, 3. Oktober 2024
Contramann: kurz gesehen im Oktober
Tag der deutschen Einheit, STILL GE-STAN-DEN ! RÜHRT EUCH; MÄNNER!
„Man vereinzelte das Land, teilte und herrschte, stachelte Gruppen gegeneinander auf: Jung gegen Alt, West gegen Ost, mit und ohne Arbeit, später für oder gegen Flüchtlingsaufnahme im großen Stil, noch später mit oder ohne Maske, Abstand, Desinfektionsmittel, geimpft oder ungeimpft, für Unterstützung der Ukraine oder für Diplomatie mit Russland – zuletzt nun: proisraelisch oder propalästinensisch.“
Angefangen hatte alles mit der Agenda 2010, also u.a. der Hartz IV - Gesetzgebung der ersten rot-grünen Bundesregierung. „Fördern und Fordern“ hieß das offizielle Motto, leider wurden die Mittel zum Fördern sehr schnell zusammengestrichen. Und dass der Arbeitsmarkt bis in die 10er Jahre gut bestückt war und ausgebildete Kräfte eben nicht händeringend gesucht wurden, wurde von den Medien und der Politik gar nicht erst thematisiert.
Und jetzt bzw. seit einigen Jahren wird von einem Facharbeitermangel schwadroniert. Da hauen dann auch gerne die Arbeitnehmer drauf ein, welche noch über einen gut bezahlten Job verfügen dürfen. In der Regel Konzernmitarbeiter, die nicht in kleinen Betrieben oder der Zuliefererindustrie arbeiten müssen.
Diese Mitarbeiter bekommen nämlich häufig erheblich weniger für quasi die gleiche Arbeit als ihre Kollegen bei VW, BMW, Bosch usw. bezahlt. Und Gerhard Schröder prahlte seinerzeit eh schon vom größten Niedriglohnsektor Europas. Wer will da schon für nen Mindestlohn oder unwesentlich darüber arbeiten, wenn er noch ergänzend Bürgergeld beziehen muss?
Das trifft zwar nicht für alle Bürgergeldempfänger zu, aber die von mir getroffene Differenzierung interessiert altgediente und mit Kohle zugeschissene Konzernmitarbeiter eher nicht. Und das ist wiederum die Folge der immer weiter um sich greifenden Ellenbogenmentalität, welche schon seit dem Zusammenbruch des Warschauer Paktes fröhlich Urständ feiert.
Jeder gegen jeden - ein Träumchen für den neuen (Geld)adel, welcher halb im Verborgenen hinter der Politik und unseren Leitmedien steckt. Z.B. demonstrierten im Frühjahr und Sommer eine Masse von Leuten gegen die „Rechten“, gemeint war hier die AFD. Und Regierungsmitglieder, ja selbst der Kanzler, marschierten mit.
Derselbe Kanzler, der zur Zeit alte Forderungen der AFD nach Abschiebungen umsetzt. Krass. Oh, natürlich abgeschwächt. Und die AFD wird weiter verteufelt, aber ein Verbot dieser für die deutsche Verfassung ach so gefährlichen Partei wird immer noch nicht angestrengt. Den Massen reicht es offenbar vollkommen aus, dass Verfassungsschutzbehörden, welche ihren jeweiligen Innenministerien gegenüber weisungsgebunden sind, die AFD für verfassungswidrig halten. Was genau, bleibt da im Dunkeln.
Mich erinnert das eher an autokratische Staaten. Und wer was dagegen sagt, ist aktuell Putin-nah oder noch schlimmeres. Noch sind die Kritiker der vorgegebenen Meinungen in der Minderheit, aber in der schweigenden Masse sind wohl immer mehr Menschen der Meinung, dass die derzeitige Politik eher schädlich für unsere Gesellschaft ist.
Indikator hierfür sind sicherlich die Landtagswahlen dieses Herbstes, bei denen die Parteien der Regierungskoalition förmlich abgeschmiert sind. Die Deutschen stimmen halt nur bei den dafür vorgesehenen Wahlen ab. Die „Gelbwesten“ hätten hier keine Chance. Herr Biedermann und der Untertan - das sind die typischen Deutschen.
Bisher jedenfalls. Mal schauen, ob sich die Lage ändert, wenn die deutsche Industrie vollends gegen die Wand gefahren sein wird. Aber keine Bange, die Industrie in Deutschland wäre dann ja nicht tot. Nur die hier produzierenden Betriebe. Die „Bosse“ produzieren dann halt im Ausland, die Menschen hier können dann sehen, ob sie wenigstens bei Lieferando für den Mindestlohn ackern dürfen.
Vielleicht sehen meine deutschen Mitbürger dann endlich ein, dass man zusammen mehr erreichen kann als gegeneinander. Ich weiß - ich bin ein hoffnungsloser Träumer.
https://overton-magazin.de/hintergrund/politik/ben-stirbt-fuer-deutschland/
Ein wichtiger und angemessener Kommentar zu einem üblen Propaganda-Comic.
Donnerkiesel, wie ist es doch schön bei der Bundeswehr! Alle sind stolz. Ihrem Land und den Menschen zu dienen. Beim Barras geht es zwar hart zu, aber immer gerecht. Dort wird Klartext gesprochen, Jawoll Ja!
Die Hauptfigur Ben ist eigentlich Pazifist. Wahrscheinlich ist er deshalb in Litauen stationiert. Da passt er auf, dass die Bösen, die die Ukraine überfallen haben, nicht noch andere Länder überfallen. Warum dort überhaupt Krieg herrscht - unwichtig. Der Aggressor steht ja fest, näheres zu den Argumenten des „Feindes“ braucht der Leser nicht zu wissen.
Wen aber glaubt die Bundeswehr mit diesem Comic begeistern zu können? Nach der allgemeinen politischen Großwetterlage sieht es eher nicht nach einer Dienstzeit nach dem Motto, ne ruhige Kugel schieben zu können, aus. Das Risiko, tatsächlich in echte Kampfhandlungen verwickelt werden zu können, ist immens real geworden.
Meine Bundeswehrzeit in den 80ern… geschenkt. Aber jetzt zur Bundeswehr, weil man z.B. nicht ins Bürgergeld abrutschen will? Wer macht denn sowas?
Alsdann: Bleiben Sie links, bleiben Sie kritisch. Und:
„I`m so bored with the USA. But what can I do?“
Montag, 30. September 2024
Uncle Fester: grad gelesen September 2024
Marion Herzog: Algorytmica / Terra Nova
Eine deutsche Autorin, welche vorher wohl eher leichte Lektüre geschrieben hatte und jetzt einen Zweibänder vorlegt? Da war ich gespannt und wurde nicht enttäuscht. Die ganze Story ist packend aufgebaut, obwohl mir aufgefallen war, dass Frau Herzog hier aus vielen Klassikern des Genres eine Mixtur zusammengerührt hatte. Das nimmt den Roman natürlich die Exklusivität, konnte aber einen guten Page Turner nicht verhindern. Von der leicht kitschigen Liebesgeschichte abgesehen, oder vielleicht gerade deshalb, haben wir hier ein hervorragendes Einstiegswerk für Neulinge in der Science-Fiction-Literatur vor uns.
Die letzten Menschen leben in riesigen Bunkeranlagen unter der Erde, denn der atomare 3. Weltkrieg hat die Oberfläche unbewohnbar gemacht. Aha - klingt gewaltig nach dem Megaerfolg „Silo“ von Hugh Howey. Und auch der hatte die Idee geklaut - von Philip K. Dick. „The Penultimate Truth“ (dtsch. 10 Jahre nach dem Blitz) solltest Du unbedingt lesen, falls noch nicht geschehen. Eine wunderschöne Gesellschaftskritik.
Doch in Algorytmica können sich die Menschen wenigstens 24/7 in virtuelle Welten einloggen (Surrogates mit Bruce Willis), damit sie vergessen können, dass sie in Wirklichkeit in Kisten an die Lebenserhaltung angeschlossen sind (Matrix). Wie schon gesagt - ein bunter Mix, der aber sehr gut harmoniert.
Kaja Andersson ist privilegiert, denn sie ist die Tochter des obersten Programmierers der staatlichen Hologramme in der Bunkeranlage „Hope of Tomorrow“. In der virtuellen Realität studiert sie Informatik, um es ihren Eltern gleichzutun. Allerdings bringt Kaja nicht das geringste Interesse oder Talent für ihr Studium auf; ihre Leistungen sind dementsprechend.
Jedoch macht sie sich dennoch große Hoffnungen, zum staatlich beschränkten Familienprogramm zugelassen zu werden. In dem Bunker sind die Ressourcen begrenzt, daher ist diese Maßnahme nur allzu verständlich. Und Kaja geht zur Überraschung all ihrer Freundinnen bei der alljährlichen Bekanntgabe der Gewinner/-innen, welche von der allgegenwärtigen KI ausgewählt und als Paare bestimmt werden, leer aus.
Und es kommt sogar noch schlimmer: Gerade als sie Kontakt zu den Dark Surfern, welche die einzige Opposition darstellen und auf die Oberfläche wollen, aufgenommen und sich in deren Kopf, dem genialen Programmierer Liam Turner verliebt hatte, wird dieser ihrer besten Freundin Lora als Partner für das Familienprogramm zugelost.
So nach und nach entfremdet sich Kaja dank Liam und seiner Freunde nicht nur von ihren Eltern, sondern auch Lora. Kaja begreift, dass Lora in den Augen ihres Vaters die Wunschtochter ist, die er in Kaja nicht hat. Lora steht hinter dem System, welches an Orwells 1984 erinnert, und ist eine fähige Programmiererin. Der kaltherzige Andersson hatte an den Fäden gezogen, um Lora und Liam zusammenzubringen.
Kurz bevor die Widerstandsgruppe ihre Flucht an die Oberfläche umsetzen kann, werden Liam und Lora in der virtuellen Realität in ein paradiesisches Appartement gesteckt; die Zeugung des Kindes in der Realität erfolgt künstlich. Liam kann sich dem nicht entziehen, will er nicht als Oppositioneller auffliegen und den gesamten Widerstand gefährden.
Mit Hilfe von Sandra, die Liam schon immer geliebt hatte und Kaja deshalb eher hasserfüllt gegenübersteht, kann Kaja jedoch Liam befreien und aus dem Bunker fliehen. Die beiden Liebenden haben noch die Ärztin Allison und den Piloten Sam dabei, als sie auf die Oberfläche durchstoßen.
Und Rumms! - schon sind wir im zweiten Band. Anders als es die Präsidentin der „Archianer“ Anna Smith immer behauptet hatte, leben Menschen auf der Oberfläche. Diese Outlaws fristen ein spärliches Dasein in einem weitverzweigten Höhlensystem. Dort verstecken sie sich vor Kayne Cole, dem mächtigen Präsidenten der Townships.
In diesen Siedlungen herrscht Cole dank einer eisernen Militärdiktatur. Nur dort können die Nutri-Shots produziert werden, welche auch die Menschen in den Bunkern ernähren. Deshalb ist es das vorrangige Ziel der Outlaws, die Zuliefererleitung des Nutri-Shot zu den Bunkern zu zerstören. Warum muss ich hierbei nur an Nord Stream I und II denken?
In diesem zweiten Band tauchen auch neue Charaktere auf. Zum Beispiel der Outlaw Nathan Turner, der sich als Bruder von Liam herausstellt. Eine Zeit lang scheint sich da ein Verhältnis zwischen Nathan und Kaja anzubahnen, zumal sich Liam mehr und mehr zurückzieht, weil er an sein Kind mit Lora denken muss.
Nathan hat einen wesentlich sanfteren Charakter als sein Bruder; vielleicht drücken sich in dieser Figur Sehnsüchte der Autorin aus. Eine weitere interessante Hauptrolle bekleidet Elisa, eine Amazonin der Outlaws und heimlich verliebt in Nathan. Hier ergibt sich also auch wieder eine Konkurrenzsituation in Liebesdingen für Kaja. Gibt es diesbezüglich etwa auch einen Bezug zum Leben der Autorin?
Fragen über Fragen also, die im Roman selbstverständlich nicht geklärt werden können. Was leider jedoch etwas in den Hintergrund tritt, sind die „Bösewichter“ des Bunkers - Lora sowie Kajas Eltern. Zwar werden kurze Szenen mit diesen Protagonisten vereinzelt eingestreut, dies aber eher etwas unmotiviert abseits der Haupthandlung. Erst zum Schluss offenbart sich da der logische Zusammenhang, was es im Nachhinein wieder gut macht.
Nachdem die Zerstörung der Pipeline gescheitert ist, können unsere Helden am Ende doch die Menschen im Bunker befreien, bevor die Bunkerinsassen getötet und lediglich als Geister ins System hochgeladen werden.
Und ganz am Ende verliert Kaja ihren Liam, weil dieser komplett ins System hochgeladen wurde (um sein Kind zu sehen) und seinen Körper verloren hat. Aber sonst sind die Bunkerbewohner gerettet.
Marion Herzog hat sich noch eine Hintertür für eine Fortsetzung offen gelassen. Kayne Cole treibt immer noch sein Unwesen und Liam ist ja noch in der virtuellen Realität vorhanden. Genug Stoff für ein ganzes Serienuniversum also; aber das ist wahrscheinlich nicht der Plan der Autorin. Auf jeden Fall sind die beiden Bände eine kurzweilige Lektüre mit ernstem Hintergrund.
Eine deutsche Autorin, welche vorher wohl eher leichte Lektüre geschrieben hatte und jetzt einen Zweibänder vorlegt? Da war ich gespannt und wurde nicht enttäuscht. Die ganze Story ist packend aufgebaut, obwohl mir aufgefallen war, dass Frau Herzog hier aus vielen Klassikern des Genres eine Mixtur zusammengerührt hatte. Das nimmt den Roman natürlich die Exklusivität, konnte aber einen guten Page Turner nicht verhindern. Von der leicht kitschigen Liebesgeschichte abgesehen, oder vielleicht gerade deshalb, haben wir hier ein hervorragendes Einstiegswerk für Neulinge in der Science-Fiction-Literatur vor uns.
Die letzten Menschen leben in riesigen Bunkeranlagen unter der Erde, denn der atomare 3. Weltkrieg hat die Oberfläche unbewohnbar gemacht. Aha - klingt gewaltig nach dem Megaerfolg „Silo“ von Hugh Howey. Und auch der hatte die Idee geklaut - von Philip K. Dick. „The Penultimate Truth“ (dtsch. 10 Jahre nach dem Blitz) solltest Du unbedingt lesen, falls noch nicht geschehen. Eine wunderschöne Gesellschaftskritik.
Doch in Algorytmica können sich die Menschen wenigstens 24/7 in virtuelle Welten einloggen (Surrogates mit Bruce Willis), damit sie vergessen können, dass sie in Wirklichkeit in Kisten an die Lebenserhaltung angeschlossen sind (Matrix). Wie schon gesagt - ein bunter Mix, der aber sehr gut harmoniert.
Kaja Andersson ist privilegiert, denn sie ist die Tochter des obersten Programmierers der staatlichen Hologramme in der Bunkeranlage „Hope of Tomorrow“. In der virtuellen Realität studiert sie Informatik, um es ihren Eltern gleichzutun. Allerdings bringt Kaja nicht das geringste Interesse oder Talent für ihr Studium auf; ihre Leistungen sind dementsprechend.
Jedoch macht sie sich dennoch große Hoffnungen, zum staatlich beschränkten Familienprogramm zugelassen zu werden. In dem Bunker sind die Ressourcen begrenzt, daher ist diese Maßnahme nur allzu verständlich. Und Kaja geht zur Überraschung all ihrer Freundinnen bei der alljährlichen Bekanntgabe der Gewinner/-innen, welche von der allgegenwärtigen KI ausgewählt und als Paare bestimmt werden, leer aus.
Und es kommt sogar noch schlimmer: Gerade als sie Kontakt zu den Dark Surfern, welche die einzige Opposition darstellen und auf die Oberfläche wollen, aufgenommen und sich in deren Kopf, dem genialen Programmierer Liam Turner verliebt hatte, wird dieser ihrer besten Freundin Lora als Partner für das Familienprogramm zugelost.
So nach und nach entfremdet sich Kaja dank Liam und seiner Freunde nicht nur von ihren Eltern, sondern auch Lora. Kaja begreift, dass Lora in den Augen ihres Vaters die Wunschtochter ist, die er in Kaja nicht hat. Lora steht hinter dem System, welches an Orwells 1984 erinnert, und ist eine fähige Programmiererin. Der kaltherzige Andersson hatte an den Fäden gezogen, um Lora und Liam zusammenzubringen.
Kurz bevor die Widerstandsgruppe ihre Flucht an die Oberfläche umsetzen kann, werden Liam und Lora in der virtuellen Realität in ein paradiesisches Appartement gesteckt; die Zeugung des Kindes in der Realität erfolgt künstlich. Liam kann sich dem nicht entziehen, will er nicht als Oppositioneller auffliegen und den gesamten Widerstand gefährden.
Mit Hilfe von Sandra, die Liam schon immer geliebt hatte und Kaja deshalb eher hasserfüllt gegenübersteht, kann Kaja jedoch Liam befreien und aus dem Bunker fliehen. Die beiden Liebenden haben noch die Ärztin Allison und den Piloten Sam dabei, als sie auf die Oberfläche durchstoßen.
Und Rumms! - schon sind wir im zweiten Band. Anders als es die Präsidentin der „Archianer“ Anna Smith immer behauptet hatte, leben Menschen auf der Oberfläche. Diese Outlaws fristen ein spärliches Dasein in einem weitverzweigten Höhlensystem. Dort verstecken sie sich vor Kayne Cole, dem mächtigen Präsidenten der Townships.
In diesen Siedlungen herrscht Cole dank einer eisernen Militärdiktatur. Nur dort können die Nutri-Shots produziert werden, welche auch die Menschen in den Bunkern ernähren. Deshalb ist es das vorrangige Ziel der Outlaws, die Zuliefererleitung des Nutri-Shot zu den Bunkern zu zerstören. Warum muss ich hierbei nur an Nord Stream I und II denken?
In diesem zweiten Band tauchen auch neue Charaktere auf. Zum Beispiel der Outlaw Nathan Turner, der sich als Bruder von Liam herausstellt. Eine Zeit lang scheint sich da ein Verhältnis zwischen Nathan und Kaja anzubahnen, zumal sich Liam mehr und mehr zurückzieht, weil er an sein Kind mit Lora denken muss.
Nathan hat einen wesentlich sanfteren Charakter als sein Bruder; vielleicht drücken sich in dieser Figur Sehnsüchte der Autorin aus. Eine weitere interessante Hauptrolle bekleidet Elisa, eine Amazonin der Outlaws und heimlich verliebt in Nathan. Hier ergibt sich also auch wieder eine Konkurrenzsituation in Liebesdingen für Kaja. Gibt es diesbezüglich etwa auch einen Bezug zum Leben der Autorin?
Fragen über Fragen also, die im Roman selbstverständlich nicht geklärt werden können. Was leider jedoch etwas in den Hintergrund tritt, sind die „Bösewichter“ des Bunkers - Lora sowie Kajas Eltern. Zwar werden kurze Szenen mit diesen Protagonisten vereinzelt eingestreut, dies aber eher etwas unmotiviert abseits der Haupthandlung. Erst zum Schluss offenbart sich da der logische Zusammenhang, was es im Nachhinein wieder gut macht.
Nachdem die Zerstörung der Pipeline gescheitert ist, können unsere Helden am Ende doch die Menschen im Bunker befreien, bevor die Bunkerinsassen getötet und lediglich als Geister ins System hochgeladen werden.
Und ganz am Ende verliert Kaja ihren Liam, weil dieser komplett ins System hochgeladen wurde (um sein Kind zu sehen) und seinen Körper verloren hat. Aber sonst sind die Bunkerbewohner gerettet.
Marion Herzog hat sich noch eine Hintertür für eine Fortsetzung offen gelassen. Kayne Cole treibt immer noch sein Unwesen und Liam ist ja noch in der virtuellen Realität vorhanden. Genug Stoff für ein ganzes Serienuniversum also; aber das ist wahrscheinlich nicht der Plan der Autorin. Auf jeden Fall sind die beiden Bände eine kurzweilige Lektüre mit ernstem Hintergrund.
Montag, 23. September 2024
Hartmudo: Belgien
3
Nach diesem kurzen Gang an die frische Luft bestiegen wir das Auto und fuhren nach Belgien hinüber. Edith hatte im altehrwürdigem Pub Grain d'orge in Plombieres einen Tisch für Vier reserviert. Der Ort selbst wirkte abgerockt, was für Belgien typisch sei, wie mir Jürgen glaubhaft versichern konnte.
Das Haus von Grain d'orge selbst war allerdings dank der Strahler zwischen den Fenstern im ersten Stock hell erleuchtet und wirkte auch sonst sehr gepflegt, was so gar nicht zur sonstigen Erscheinung des Ortes passen wollte.
So ruhig, ja beinahe totenstill es draußen im Ort gewesen war, so voll und lebensfroh präsentierte sich der Gastraum im Lokal. Hier kann man mit Fug und Recht behaupten, dass sich in diesem Raum das Herz der Gemeinde, quasi das Wohnzimmer also, befindet.
Bis auf einen hohen Tisch mit vier Barhockern war nicht ein Platz mehr frei. Und richtig - das war der von Edith reservierte Tisch. Günstig gelegen direkt neben der Küche; die Vorratskammer war auch nur zwei Meter entfernt. Das konnte uns allerdings nicht entmutigen, denn wenn ein Lokal voll besetzt ist, kann man ruhigen Gewissens davon ausgehen, dass die Qualität passt.
Es sollte das beste belgische Essen werden, welches uns in diesem Urlaub vorgesetzt wurde. Gut, die Nudeln meiner Löwin waren keine belgische Spezialität, dafür aber ihrer Auffassung nach lecker, wenn auch nicht außergewöhnlich. Dazu probierte sie mit Edith das Fruchtbier der Woche, irgendetwas mit Apfel. War wohl auch lecker, führte allerdings bei meiner Löwin zu akutem Sodbrennen, so dass sie auf ein zweites Glas verzichtete.
Für Jürgen und mich kam selbstverständlich ein Jupiler in Einheitsgröße (0,33 l) angerauscht. Da war ich von der Qualität bzw. der Süffigkeit hellauf begeistert. Fast so begeistert wie von meinem Essen: Ich hatte micht von Edith und Jürgen von den Frikadellen nach Lütticher Art überzeugen lassen.
Die Frikadellen selbst wiesen eine Konsistenz der beliebten Königsberger Klopse auf, doch die Sauce war der Hammer. Diese geschmacksintensive dunkle Sauce Lapin besteht u.a. aus belgischem Bier, Lütticher Sirup (aus eingekochten Äpfeln, Birnen und/oder Datteln sowie Quark) und lecker Rosinen. Richtiger Schweinkram also und deshalb meine Lieblingssauce des Jahres; da lege ich mich schon einmal fest.
Mit allerletzter Kraft konnte ich noch an mich halten und es vermeiden, die restliche Sauce vom Teller abzulecken. Die belgischen Pommes (dick geschnitten und in Rindertalg frittiert) schmeckten mit der Sauce Lapin besser als mit der handelsüblichen Mayonnaise. Da mundete mir der zweite Becher Jupiler um so mehr.
Wer so gut speist wie wir an diesem Abend, ist in der Regel gut gelaunt und führt anregende Gespräche. Doch leider ging auch dieser wunderbaren Abend dem Ende entgegen und so begaben wir uns auf den Rückweg. Edith fuhr uns noch am Hotel vorbei; nach dem Aufstehen wollten sich meine Löwin und ich bei den beiden noch persönlich bei einer Tasse Kaffee verabschieden.
Müde nach diesem langen Tag asteten meine Löwin und ich die enge Treppe in unser Zimmer hinauf. Ans gemütliche Schauen einer Serie war nicht mehr zu denken, ich schaffte nur noch ein paar Seiten in meinem Roman, ehe ich meine Schlafmaske umschnallte und das Licht löschte.
Freitag, 19. April.
Es war bereits hell, als ich die Augen aufschlug. 08.00 Uhr und meine Löwin horchte noch an der Matratze. Ziemlich zügig erhob ich mich aus dem Bett, welches mir eine zufriedenstellende Nachtruhe beschert hatte. Das Klo gehörte also mir und ich konnte in aller Ruhe die Toilette und die Dusche benutzen, ehe meine Löwin ebenfalls ready war.
In der Zeit, die sie in dem dreiviertelhoch weiß gekachelten Raum (darüber weiße Rauhfaser) verbrachte, räumte ich schnell meine Plünnen zusammen. Meine Badutensilien hatte ich nach Verlassen desselben bereits eingesammelt. Das Verstauen der Schlafmaske dauerte wie üblich am Längsten; das Polo-Shirt vom Vortag packte ich nicht in den Koffer, sondern in eine dafür vorgesehene Wäschetasche in den Kofferraum des Autos.
Alsbald war meine Löwin ebenfalls reisefertig und wir verließen das Hotel per ultraschnellem Check-Out. Will sagen: Wir quälten uns die engen Treppen hinab und warfen den Zimmerschlüssel in einen dafür bereitstehenden Einwurfkasten am Hauseingang. Da es leicht nieselte, beeilen wir uns mit dem Verstauen des Gepäcks und fuhren zügig zum Haus von Edith und Jürgen, wo wir auch direkt vor ihrer Garage parken konnten.
Edith war bereits ebenfalls auf Sendung und bat uns herein. Jürgen hatte es leider nicht geschafft, da sein kränkelnder Körper noch eine längere Ruhepause benötigte. Im Wohnzimmer, am Tisch, schlürfte ich meinen ersten Kaffee des Tages, währenddessen Edith uns von den Vorzügen des Ingwertees erzählte, von dem sie jeden Vormittag einen Liter weghaut.
Das ist gut gegen Entzündungen im Körper, was die Neugier meiner Löwin weckte und einen Becher auf Verdacht trinken ließ. Bis wir nach zwei netten Stunden auseinandergingen, hatten wir einen schönen Vormittag und freuten uns auf unser Wiedersehen zwei Monate später, wenn Jenny und Kroll ihre Party im Schwarzwald feiern würden.
12.00 Uhr mittags war es geworden - High Noon also. Zeit, um in Belgien einzutauchen. Knapp eineinhalb Stunden würden wir laut Google Maps bis Antwerpen benötigen - dort hatte ich am Nachmittag des Vortages beim Kaffeetrinken im Ronnefeldt eine Unterkunft in den City Appartements Antwerpen klargesprochen.
Nach diesem kurzen Gang an die frische Luft bestiegen wir das Auto und fuhren nach Belgien hinüber. Edith hatte im altehrwürdigem Pub Grain d'orge in Plombieres einen Tisch für Vier reserviert. Der Ort selbst wirkte abgerockt, was für Belgien typisch sei, wie mir Jürgen glaubhaft versichern konnte.
Das Haus von Grain d'orge selbst war allerdings dank der Strahler zwischen den Fenstern im ersten Stock hell erleuchtet und wirkte auch sonst sehr gepflegt, was so gar nicht zur sonstigen Erscheinung des Ortes passen wollte.
So ruhig, ja beinahe totenstill es draußen im Ort gewesen war, so voll und lebensfroh präsentierte sich der Gastraum im Lokal. Hier kann man mit Fug und Recht behaupten, dass sich in diesem Raum das Herz der Gemeinde, quasi das Wohnzimmer also, befindet.
Bis auf einen hohen Tisch mit vier Barhockern war nicht ein Platz mehr frei. Und richtig - das war der von Edith reservierte Tisch. Günstig gelegen direkt neben der Küche; die Vorratskammer war auch nur zwei Meter entfernt. Das konnte uns allerdings nicht entmutigen, denn wenn ein Lokal voll besetzt ist, kann man ruhigen Gewissens davon ausgehen, dass die Qualität passt.
Es sollte das beste belgische Essen werden, welches uns in diesem Urlaub vorgesetzt wurde. Gut, die Nudeln meiner Löwin waren keine belgische Spezialität, dafür aber ihrer Auffassung nach lecker, wenn auch nicht außergewöhnlich. Dazu probierte sie mit Edith das Fruchtbier der Woche, irgendetwas mit Apfel. War wohl auch lecker, führte allerdings bei meiner Löwin zu akutem Sodbrennen, so dass sie auf ein zweites Glas verzichtete.
Für Jürgen und mich kam selbstverständlich ein Jupiler in Einheitsgröße (0,33 l) angerauscht. Da war ich von der Qualität bzw. der Süffigkeit hellauf begeistert. Fast so begeistert wie von meinem Essen: Ich hatte micht von Edith und Jürgen von den Frikadellen nach Lütticher Art überzeugen lassen.
Die Frikadellen selbst wiesen eine Konsistenz der beliebten Königsberger Klopse auf, doch die Sauce war der Hammer. Diese geschmacksintensive dunkle Sauce Lapin besteht u.a. aus belgischem Bier, Lütticher Sirup (aus eingekochten Äpfeln, Birnen und/oder Datteln sowie Quark) und lecker Rosinen. Richtiger Schweinkram also und deshalb meine Lieblingssauce des Jahres; da lege ich mich schon einmal fest.
Mit allerletzter Kraft konnte ich noch an mich halten und es vermeiden, die restliche Sauce vom Teller abzulecken. Die belgischen Pommes (dick geschnitten und in Rindertalg frittiert) schmeckten mit der Sauce Lapin besser als mit der handelsüblichen Mayonnaise. Da mundete mir der zweite Becher Jupiler um so mehr.
Wer so gut speist wie wir an diesem Abend, ist in der Regel gut gelaunt und führt anregende Gespräche. Doch leider ging auch dieser wunderbaren Abend dem Ende entgegen und so begaben wir uns auf den Rückweg. Edith fuhr uns noch am Hotel vorbei; nach dem Aufstehen wollten sich meine Löwin und ich bei den beiden noch persönlich bei einer Tasse Kaffee verabschieden.
Müde nach diesem langen Tag asteten meine Löwin und ich die enge Treppe in unser Zimmer hinauf. Ans gemütliche Schauen einer Serie war nicht mehr zu denken, ich schaffte nur noch ein paar Seiten in meinem Roman, ehe ich meine Schlafmaske umschnallte und das Licht löschte.
Freitag, 19. April.
Es war bereits hell, als ich die Augen aufschlug. 08.00 Uhr und meine Löwin horchte noch an der Matratze. Ziemlich zügig erhob ich mich aus dem Bett, welches mir eine zufriedenstellende Nachtruhe beschert hatte. Das Klo gehörte also mir und ich konnte in aller Ruhe die Toilette und die Dusche benutzen, ehe meine Löwin ebenfalls ready war.
In der Zeit, die sie in dem dreiviertelhoch weiß gekachelten Raum (darüber weiße Rauhfaser) verbrachte, räumte ich schnell meine Plünnen zusammen. Meine Badutensilien hatte ich nach Verlassen desselben bereits eingesammelt. Das Verstauen der Schlafmaske dauerte wie üblich am Längsten; das Polo-Shirt vom Vortag packte ich nicht in den Koffer, sondern in eine dafür vorgesehene Wäschetasche in den Kofferraum des Autos.
Alsbald war meine Löwin ebenfalls reisefertig und wir verließen das Hotel per ultraschnellem Check-Out. Will sagen: Wir quälten uns die engen Treppen hinab und warfen den Zimmerschlüssel in einen dafür bereitstehenden Einwurfkasten am Hauseingang. Da es leicht nieselte, beeilen wir uns mit dem Verstauen des Gepäcks und fuhren zügig zum Haus von Edith und Jürgen, wo wir auch direkt vor ihrer Garage parken konnten.
Edith war bereits ebenfalls auf Sendung und bat uns herein. Jürgen hatte es leider nicht geschafft, da sein kränkelnder Körper noch eine längere Ruhepause benötigte. Im Wohnzimmer, am Tisch, schlürfte ich meinen ersten Kaffee des Tages, währenddessen Edith uns von den Vorzügen des Ingwertees erzählte, von dem sie jeden Vormittag einen Liter weghaut.
Das ist gut gegen Entzündungen im Körper, was die Neugier meiner Löwin weckte und einen Becher auf Verdacht trinken ließ. Bis wir nach zwei netten Stunden auseinandergingen, hatten wir einen schönen Vormittag und freuten uns auf unser Wiedersehen zwei Monate später, wenn Jenny und Kroll ihre Party im Schwarzwald feiern würden.
12.00 Uhr mittags war es geworden - High Noon also. Zeit, um in Belgien einzutauchen. Knapp eineinhalb Stunden würden wir laut Google Maps bis Antwerpen benötigen - dort hatte ich am Nachmittag des Vortages beim Kaffeetrinken im Ronnefeldt eine Unterkunft in den City Appartements Antwerpen klargesprochen.
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