Dienstag, 28. Oktober 2025

Uncle Fester: grad gelesen Oktober 2025

Miles Cameron - Artifact Space
„Die gewaltige Space Opera vom Meister des epischen Erzählens“, so wird es auf der Rückseite dick und fett versprochen. Nach Lektüre dieses ersten Buches von zweien kann ich behaupten, endlich verstanden zu haben, was episch bedeutet: Langes und ausführliches Herumschwafeln zur Verwirrung des Lesers, auf das dieser viel Energie aufwenden muss, um das Buch nicht einfach in die Ecke zu schmeißen. Und immer wieder zurückblättern. „Wie war das doch noch gleich…“
Der ganze Roman wird aus der Sicht der Protagonistin erzählt. Dies ist Marca Nbaro, die in einem Waisenhaus unter einem rigiden Dominus zu leiden hatte. Sie fälscht ein Offizierspatent und flüchtet sich von der Raumstation New London City auf das Großraumschiff Athen, welches sich auf die fünfjährige Handelsreise gen Trade Point, einer anderen wichtigen Raumstation, begibt. Von ihren Häschern wird im Fortgang der Story nichts mehr zu hören sein.
Zur Szenerie: Die DMK (Direktorat Menschlicher Korporationen) kann man sich als Nachfolger der westlichen Demokratien vorstellen, welche mit einer Alienzivilisation, die Seesternen ähneln, Handel treiben. Die Alien liefern Xenoglas, die Menschen Edelmetalle wie Gold, aber auch Kupfer oder Bronze. Dies geschieht dann auf Trade Point, dem anderen Ende der DMK Einflusssphäre. Auf der 3jährigen Reise dorthin tauscht und handelt die Athen, eines von nur 9 mehrere Kilometer langen Großschiffen der DMK, Güter mit den menschlichen Kolonien auf dieser Route.
Privater Handel ist erlaubt - irgendwie erinnert die DMK an die Ferengis. Selbstverständlich gibt es auf dem Weg zum Xenoglas, dem Motor der technischen Innovationen, Feinde zu bekämpfen. Da hätten wir zum einen die PTX, eine andere Menschenfraktion - quasi die Chinesen, als Sozialisten verkleidet. Und die Bläschen, eine andere Alienzivilisation, von denen keiner weiß, woher sie kommen und was sie wollen. Es scheinen aber Feinde der Seesterne zu sein.
Die ersten 200 Seiten plätschern mit endlosen Beschreibungen der Hierarchien an Bord nur so dahin; da war der Drang, das Buch wegzulegen, fast übermächtig. Aber zum Glück ging dann die Aktion langsam los. Viel Gewalt, viele Leichen. Und das Beste: Auch Freunde von Nbaro erwischt es eiskalt.
Die von ständigen Selbstzweifeln geplagte Nbaro macht sich im Laufe der Handlung unentbehrlich und steigt am Ende zum Leutnant auf, nachdem sie zuvor quasi im Alleingang das Schiff vor den Bläschen gerettet hatte. Am Ende dieses Bandes gibt es eine große Schlacht am Trade Point, wo sich die Pilotin Nbaro selbstverständlich auch wieder auszeichnen darf.
Wie Ihr seht, gibt es wenig Handlung. Die junge Nbaro verliebt sich wohl in den Wissenschaftler Dorcas; beide sind irgendwie noch geheimdiensttechnisch unterwegs und in ein Neuralnetzwerk mit der Schiffs KI involviert. Dafür sind mir allerdings noch einige unschöne Eigenarten in diesem Roman ins Auge gesprungen.
Die Zahl der offenbar wichtigen Personen erscheint auf den ersten 200 Seiten übermäßig hoch. Erschwert wird das Verständnis zusätzlich noch dadurch, dass der Autor die einzelnen Personen mal mit Nachnamen, dann mit Spitz- oder Vornamen benennt. Dies dient nicht unbedingt einer angenehmen Lesbarkeit des Buches. Erst nach dem ersten Drittel hört der Autor so nach und nach auf, den Leser mit dieser Eigenart zu quälen.
Dass Transsexuelle Personen mit kruden Pronomen beschrieben werden, finde ich erst recht nicht toll. Und überhaupt sieht mir das Ganze dank der militärischen Ordnung an Bord eher wie Military Science Fiction aus. Der „Sense of Wonder“ ist hier eher gering. Dennoch habe ich mir diesen Wälzer durchgelesen. Ist dann doch eine nette Unterhaltung, mehr aber auch nicht.

Miles Cameron - Deep Black
Der zweite Band knüpft nahtlos an den ersten an. Wobei ich argwöhne, dass es sich bei dem gesamten Werk eigentlich nur um einen Roman handelt, welcher aus verkaufstechnischen Gründen auf zwei Bücher aufgeteilt werden musste.
Nachdem Tradepoint nahezu zerstört worden war und die Seesterne aus dem System als auch aus der Romanhandlung verschwunden sind, konzentriert sich das Geschehen zunächst auf die Bläschen. Sie selbst nennen sich Hinh und bekämpfen die Seesterne, weil diese einen Genozid begangen haben sollen. Hierzu bis zum Schluss keine Aufklärung.
Auf dem Nachhauseweg nach New London folgt nach Trade Point New Texas. Die dortigen Menschen haben sich von der DMK losgesagt und stecken hinter allen bisherigen Anschlägen. Verbündet sind sie mit den Teilen der Hinh, welche nicht mit der Athen verbündet sind. Die - also unsere Freunde - bekommen zusätzlich die Unterstützung eines PTX-Schiffes sowie der Dubai, einem verloren geglaubten Großschiff.
Auch hier steht am Ende eine große Raumschlacht, welche Nbaro und ihre Freunde gewinnen. Jetzt tauchen sogar die Seesterne wieder auf und vertragen sich gar mit den Hinh - der Genozid ist kein Thema mehr, Nbaro und Dorcas machen es möglich. Ganz am Ende wird Nbaro in den Rat der DMK gewählt, Thea Drake an ihrer Seite. Wo ist Dorcas? Hab ich vergessen und ich schlage es auch nicht mehr nach.
Der Schluss dieses fetten Schmökers lässt den Leser enttäuscht zurück. Alle Handlungsstränge bleiben offen, Hintergründe über die Verschwörung bleiben im Dunkeln. Ganz schwaches Finale also. Nur eine Fortsetzung könnte den schlechten Gesamteindruck noch schmälern. Tatsächlich wirkt es so, als ob der Autor keine Lust mehr auf den Stoff gehabt hätte.

Donnerstag, 23. Oktober 2025

Hartmudo: Belgien

16
Ich kam nicht drauf - aber was waren jetzt die noch möglichen Optionen? In diesem Moment übernahm meine Löwin die Initiative; ich selbst war wie gelähmt und typischerweise in meinen sich im Kreis drehenden Gedanken gefangen. Die Welt um mich herum schien sich von mir zunehmend zu entfernen. Es war wieder so weit: Ich wollte mich nur noch ganz schnell unter einer Decke verkriechen und zusammenrollen.
Wie in Watte beobachtete ich meine Löwin, die zielstrebig zur Mitarbeiterin des Atomiums am Fahrstuhl ging, welcher direkt in die unterste Kugel und damit zum Ausgang führte, um ihr meine missliche Lage zu schildern.
Eher mühsam als achtsam löste ich mich aus meiner Starre und folgte meiner Löwin, um mich am Fahrstuhl in das Gespräch zwischen meiner Löwin und der Mitarbeiterin einzuschalten. Ich musste jetzt aktiv werfen - wie schaute das denn sonst aus? Meine Passivität machte mir zu schaffen; ich schämte mich regelrecht.
Mit meinem sehr brüchigen Englischkenntnissen erklärte ich der Mitarbeiterin die Situation und äußerte die Hoffnung, dass irgendjemand meine Brieftasche gefunden und diese sofort bei ihr abgegeben hätte. Schließlich war ja kein Bargeld drin gewesen und mit den Karten sollte auch nicht sehr viel anzufangen sein.
Leider konnte die Frau meine Löwin und mich nicht mit einer frohen Nachricht beglücken. Dank jahrelanger Tätigkeit im Atomium wusste sie zu berichten, dass sich professionelle Taschendiebe standardmäßig vor dem Atomium aufhalten würden und die Klagen hierüber nicht gerade selten seien. Auch würde die Polizei nicht mehr dagegen ankommen.
Aber ich könnte ja mal an der Information in einem der Pavillons vor dem Atomium nachfragen, vielleicht hätte ich da ja Glück. Freundlicherweise schleuste sie uns an der langen Schlange vor dem Aufzug zum Erdgeschoss vorbei, so dass wir sofort zur Information gelangen konnten. Derweil hatte ich Kredit- und Bankkarte noch nicht sperren lassen, da ich immer noch hoffte, dass sich die Brieftasche wieder von allein anfinden würde.
In Braunschweig war mir Ähnliches bereits ein- oder zweimal widerfahren und die Brieftasche fand sich dann doch wieder an. Hier denke ich vor allem an einen Besuch des Wolfenbütteler Weihnachtsmarktes mit unserem Kegelverein, den Trantüten. Da konnte ich mir meine Brieftasche am folgenden Tag bei der KVG in Wolfenbüttel abholen, weil ein freundlicher Fahrer meine Brieftasche in der Zentrale angegeben hatte.
Im Erdgeschoss angekommen, fragte ich hoffnungsvoll die Kontrolleure im Eingangsbereich, ob nicht vielleicht ein freundlicher Zeitgenosse meine Brieftasche gefunden und dort abgegeben hätte. Achtsam, aber bestimmt, wurden wir an die Information verwiesen. Wir hatten schon den Eindruck, dass die Kontrolleure eine derartige Anfrage nicht zum allerersten Mal in ihrem Berufsalltag zu hören bekommen hatten.
Desillusioniert betraten wir die Information. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich bereits wieder in meinem Schneckenhaus verkrochen und überließ meiner Löwin den aktiven Part, den sie auch souverän bewältigte. Die Dame am Informationsschalter notierte sich artig meine Telefonnummer, um uns zu kontaktieren, falls die Brieftasche überraschenderweise doch wieder auftauchen sollte. Unnötig zu erwähnen, dass sie uns eher mitleidig abfertigte.
Das kann ich aber auch verstehen. Ich möchte nicht wissen, wie viele Touristen pro Tag mit einem ähnlichen Ansinnen bei ihr vor dem Tresen standen. Wenigstens konnte sie mit einer Information dienen, die für uns in dieser Situation unerlässlich war. Meine Löwin hatte gleich dran gedacht, ihr diese Frage zu stellen.
Die nächste Polizeistation befand sich offenbar fußläufig lediglich in zehn Minuten Entfernung. Augenblicklich setzten wir uns dorthin in Bewegung. Jetzt endlich dachte ich daran, Kredit- und Bankkarte zu sperren. Mittlerweile war mir klar geworden, dass der Junge auf dem weißen Pferd nicht mehr kommen und mir meine Brieftasche aushändigen würde.
Düstere Gedanken umwehten mein schütteres Haupt; Da wurde negative Gedanken von Ende 2001 wieder hochgespült. Seinerzeit - es geschah zwischen Weihnachten und Neujahr - hatte ich meinem Freund Klaas bei der notwendigen Renovierung seines neu angemieteten Hauses in Klein Schöppenstedt geholfen.
Sowohl mit Klaas als auch mit Jock verband mich unser Spieleabend, den wir allwöchentlich an den Montagabenden mit der Nintendokonsole verbracht hatten. Da half man sich gegenseitig; insbesondere Jock hatte auch mir 2 Jahre zuvor bei meinem Umzug zum Amalienplatz ohne viel Federlesen geholfen gehabt.
Um es kurz zu machen: Als ich nach der Renovierung erschöpft an der Tanke angehalten hatte, um mir noch einige kalte Biere zur Entspannung zu gönnen, musste ich feststellen, dass meine Geldbörse inklusive sämtlicher Papiere abhanden gekommen war. Und ich hatte auch sofort einen Verdacht gehabt.
Als erstes war ich zu Klaas zurückgefahren, um meine Geldbörse dort noch einmal zu suchen. Natürlich Fehlanzeige. Der Typ jedoch, welcher mit mir ein Zimmer tapeziert hatte und von dem ich aufgrund seines Verhaltens annehmen musste, dass er dem Genuss von Koks oder Speed zumindest nicht ablehnend gegenüber stand, schien mir hinreichend genug verdächtig für einen Diebstahl zu sein.
Klaas konnte mir glaubwürdig versichern, dass dieser es nicht gewesen sein konnte, da er seine Kokainabhängigkeit überwunden und seine Strafe abgesessen hätte. Vielleicht 10 Jahre später erhielt ich einen Anruf der Polizei, die meine Geldtasche anlässlich einer Hausdurchsuchung bei diesem Typen gefunden hatte. Die 300 DM waren da natürlich nicht mehr drin gewesen - wie überraschend!
Nun wurde bekanntlich weniger Tage nach diesem Diebstahl der Euro eingeführt. Und etwas einen Monat später hatte ich meine Löwin auf einer Party kennengelernt gehabt - da gibt es zeitlich also einen Zusammenhang in meinem Leben.

Freitag, 17. Oktober 2025

Hartmudo: Superwumms

32
Oder besser gleich zum Folgetag - dem 28. Februar. Da hatte ich vormittags - passt an dieser Stelle - einen Termin bei meinem Orthopäden. Die Nachsorge zu meinem rechten Handgelenk. Das war immer noch etwas steif, so dass ich mir 6 Sitzungen einer Ergotherapie verschreiben ließ. Der Orthopäde bot mir das an; an seiner fachlichen Qualifikation ist nicht zu rütteln. Wie immer fühlte ich mich bei ihm gut aufgehoben. So ging ich an diesem Tag noch frohgemut aus seiner Praxis; der nächste Termin: siehe oben.
Selbstverständlich gab es noch einen weiteren Grund, der meine Laune nach vorne gebracht hatte. Denn nachdem mich meine Löwin frühmorgens zum Orthopäden gebracht hatte, um danach einen eigenen Termin wahrzunehmen, hatten wir zwei uns für hinterher im Schloss zum Frühstück verabredet. Das Schloss - also die Schlossarkaden - befindet sich bei meinem Orthopäden um die Ecke. Im Play Off - Obergeschoss - gibt es Frühstücksbuffet.
Um 9.00 Uhr machen sie auf; Wir waren mit die ersten Gäste und saßen dann im typischen Dekor eines amerikanischen Diners. Als da wären die rot-weiß farbene und massive Sitzbank aus leicht zu reinigen den Kunstleder und stabile Stühle mit Armlehnen und roter Kunstledersitzfläche. Plump und massiv, wie der Ami es gern mag. Auf dem dunkelbraunen Tisch war in der Mitte eine kleine Glasvitrine integriert; Sympathischerweise befanden sich einige Eintracht-Devotionalien in dieser Vitrine: Wimpel, Flyer und eine Postkarte der 67er Meistermannschaft.
Allein bei diesem Anblick schlug mein Herz höher; da wurden Erinnerungen wach. An meinen ersten Trip an die Westküste im März 1992, als ich mit Kroll, Pocke und Tesla in San Franzisko angekommen war und wir ein Motel 6 in San Jose bezogen hatten. 2 Queen Size Betten in einem Zimmer für 4 Leute. Würde ich heute nicht mehr so machen.
Und am ersten Morgen frühstückten wir dann bei Denny's, einer der vielen amerikanischen Franchiseketten. Denny's Restaurants sind rund um die Uhr geöffnet und bieten gerade morgens das typisch amerikanische Frühstück an, welches ich dort kennenlernen durfte. Bis heute ist dies mein Lieblingsfrühstück.
Ich hatte seinerzeit ein "All American Grand Slam". Hashed Browns, Scrambled Eggs, Sausages, Bacon, Baked Beans und eine Grilltomaten bildeten das Ensemble auf dem Grund des Tellers. On Top gab es dann noch 3 Pancakes; der Ahornsirup stand stilgerecht mittels einer Plastikflaschen auf dem Tisch zur Verfügung. Der Kaffee (und der war wirklich grausam) wurde von der flinken Bedienung im Vorbeigehen ständig nachgefüllt.
An diesem Tag im Play Off gönnte ich mir von allem einen ordentlichen Teil, Hashed Browns gab es allerdings nicht. Stattdessen schmierte ich mir deutsche Brötchen mit Wurst und Käse dazu. Es war mal wieder schön, den Morgen mit einem tollen Erlebnis füllen zu können statt mit der neuen Routine vom Verzehr von Brot vor dem heimischen Fernseher. Die dazu konsumierten Folgen einer Serie (zu der Zeit Watzmann ermittelt) halfen zwar dabei, meine düsteren Gedanken in den Hintergrund zu drängen, erfüllten mich jedoch nicht Euphorie.
Anders an diesem Morgen. Wir scherzten noch während des ausgiebigen Frühstücks und schlenderten hinterher durch die Stockwerke der Schlossarkaden, ehe wir uns auf den Weg nach Hause begaben. Derart gut aufgelegt, wagte ich mich dann am frühen Nachmittag in den Keller, um mein Fahrrad zum ersten Mal seit Wochen zu begutachten.
Als erstes fiel mir der getrocknete Blutfleck auf dem Mittelträger ins Auge. Beim Abstellen des Rades direkt nach dem Unfall muss da wohl Blut von meiner gebrochenen Nase draufgefallen sein. Jetzt, fast zwei Monate später, wischte ich den Fleck weg. Das Wetter war ansonsten bereits leicht frühlingshaft.
Das schrie förmlich nach einer kleinen Spritztour mit dem Rad, deshalb machte ich dies auch. Nach bald zwei Monaten wieder auf dem Rad; man soll ja so schnell als möglich wieder auf den Drahtesel steigen, um keine bleibenden Ängste zu haben. Meine Ärzte hatten mir dies ein geschärft gehabt, und deshalb ging es an diesem Tag los.
Selbstverständlich fuhr ich sofort die Straße links runter, an deren Ende ich mich auf die Fresse gelegt hatte. Wenn schon denn schon! Mir war schon ein wenig mulmig in der Magengrube gewesen, deshalb nahm ich bereits lange vor Ende der Straße und des Gefälles das Tempo sehr vorsichtig raus und steuerte das Rad dann souverän durch die 90-Grad Kurve.
Geschafft, ich war stolz auf mich. Verstandesgemäß war mir zwar klar gewesen, dass es keinen Sinn machen würde, sich vor dem Fahrradfahren zu fürchten. Doch der Kopf denkt ja bekanntlich nicht rein rationell, insofern verbuchte ich diese erste "Abfahrt" als Erfolg.
Wie lange diese erste Tour nach dem Unfall gedauert hatte und wohin mich der Weg geführt haben könnte, weiß ich heuer nicht mehr. Nur eins: Ich hatte nen Helm auf. Einen Fahrradhelme, eine Reminiszenz an meinen Unfall Anfang Januar. Seitdem fahre ich nie mehr ohne einen Helm, denn da hätte ich dann wohl doch ängstliche Gedanken.
Abends ging es dann zum Geburtstag vom ältesten Sohn von Mary und Charles, welcher diesen mit einem Kegelabend beging. Und das auch noch in der Lokalität, wo unser Kegelverein auch immer tagt.
Zum Glück hatte ich einen schönen Tag erlebt gehabt und war deshalb an diesem Abend auch durchaus ansprechbar gewesen. Hierzu muss man wissen, dass dieser Sohn von Mary und Charles geistige Einschränkungen aufweist und in einer dementsprechenden Einrichtung lebt. Ein eigentlich ganz lieber Bengel, aber sehr anhänglich und auch emotionell. Das wird dann schon mal schnell anstrengend.
Doch da war ja noch der Rest der Familie, die sich sehr liebevoll um ihn kümmert. Tatsächlich ist der Zusammenhalt in dieser Familie außergewöhnlich stark. So saß selbst die rüstige Oma, auch bekannt als Mary's Mutter, mit am Tisch, kegelte allerdings nicht mit. Mit zunehmender Dauer fühlte ich mich zwar übermüdet, fühlte mich aber immer noch als Teil des Geschehens.
Mal wieder ein sehr schöner Abend, der mich kurzzeitig aus meiner Lethargie reißen konnte. Ein Ende der Misere war allerdings noch nicht in Sicht, denn zur Nacht holte mich das übliche Drama aus Grübeleien und panischen Ängsten, nach dem nächtlichen Pinkeln nicht wieder einschlafen zu können, erneut ein.

Donnerstag, 9. Oktober 2025

Contramann: kurz gesehen im Oktober

https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/geld-verteilen-bis-der-arzt-kommt-wenn-irrsinn-methode-hat-li.2353152
Ein wunderschöner Vergleich. In Bernau im Landkreis Barnim, nordöstlich von Berlin, hatte eine 62jährige im Edeka Banknoten verschenkt, wohl einen fünfstelligen Betrag. Leider ist der Artikel inzwischen hinter der Bezahlschranke, so dass ich nur einen Satz zitieren möchte:
„In Barnim verteilt eine Frau in einem „psychischen Ausnahmezustand“ Banknoten, bis sie Hilfe bekommt. Den Bundesfinanzminister hat in Kiew niemand gestoppt.“
Unter diesem Satz schüttelt der leicht grinsende Finanzminister Klingbeil Herrn Selenskyj die Hand. Ob unser Finanzminister noch Hilfe bekommt? Ich weiß, eine Mehrzahl der Deutschen hält die Unterstützung der Ukraine für „alternativlos“ (Wer hat’s erfunden, na?), weil ja spätestens 2029 der Russe vor der Tür steht. Und der bringt keinen Wodka Gorbatschov zur Begrüßung mit, auch keine Soljanka.
Nichts desto trotz lösen sich die Milliarden Euros an Unterstützung buchstäblich in Rauch auf. Da ist es auch einerlei, ob die Ukraine das Geld direkt zum Kauf von Waffen benutzt oder den laufenden Staatshaushalt damit finanziert, damit die wenigen Einnahmen für die Rüstung verwandt werden kann.
Die Frau in Bernau hat keine Gegenleistung verlangt, Herr Klingbeil und damit Deutschland und damit Du und ich auch nicht. Höchstens vielleicht, dass noch mehr Ukrainer (und auch Russen) in diesem für die Ukraine nicht zu gewinnenden Krieg krepieren.
Meine Güte, der Chef der SPD als Kämpfer für die Freiheit? Als ich noch SPD gewählt hatte, stand die Partei für Frieden. Selbst ein Gerhard Schröder, der „Genosse der Bosse“, hatte sich 2003 der Koalition der Willigen im Irak verschlossen. Da hatte ich ihn trotz „Agenda 2010“ unterstützt, aber hallo. Wie tief ist die SPD seitdem gesunken, nicht nur in den Wahlergebnissen?

https://overton-magazin.de/kommentar/gesellschaft-kommentar/ruestungskleber-wo-seid-ihr/
Einfach unnachahmlich, wie LaPuente hier die „Klebeaktionen“ der letzten Generation (von den Mainstreammedien übrigens zumindest toleriert, teilweise befürwortet) mit den nicht vorhandenen Protesten gegen die Aufrüstung, hier in Gestalt des Rheinmetall Werkes in Unterlüß, in Beziehung setzt. Stichwort Klimawandel.
Ich glaube auch, dass wenn Tesla noch ein Werk in Unterlüß aufgemacht hätte, die TAZ und Konsorten Zeter und Mordio ob der Umweltschädigung, Ausnutzung von Arbeitnehmern oder auch nur Bereicherung eines Kapitalisten geschrien hätten.
Doppelmoral, wohin man schaut. Aber bald wird diese Jugend ja in die Kasernen einrücken oder in den Feldlazaretten dienen dürfen. Und der eine oder die andere wird nach dem nächsten großen Krieg, so weit es dann überhaupt noch Überlebende gibt, sich wie Paul Bäumer in „Im Westen nichts Neues“ dem Unvermeidlichen stellen müssen.

https://www.welt.de/politik/deutschland/article68b96ad4e741757b51ad78ff/Heidi-Reichinnek-Schaemen-Sie-sich-Scharfe-Kritik-an-Linken-Politikerin-nach-Sozialismus-Aeusserung.html
Meine Güte. Da bekamen unsere „Demokraten" Söder, Aiwanger oder auch Christian Dürr, seines Zeichens Vorsitzender der Kleinpartei FDP, sofort Schnappatmung bei einer Äußerung von der Linken-Chefin Heidi Reichinnek. Aber was hatte sie denn eigentlich Verwerfliches geäußert? Bitteschön:
„In der DDR habe „kein Sozialismus“ geherrscht", sagt die Linken-Politikerin Heidi Reichinnek in einem Interview. Und dann noch: „Unser Ziel ist ein demokratischer Sozialismus, und ich betone immer wieder: Der Kapitalismus ist nicht vom Grundgesetz geschützt.“
DDR = Diktatur = Sozialismus, so unisono der Chor der empörten Demokraten. Hierbei stach folgende Äußerung von Aiwanger heraus. Entlarvend:
„Bitte ersparen Sie unserem Land und den Menschen einen erneuten Versuch (der sich durch Bürgergeld auf für Arbeitsunwillige und Leistungs- und Eigentumsfeindlichkeit schon wieder anbahnt).“
Ja , ich mag die Reichinnek auch nicht und nehme ihr die Liebe zum Sozialismus auch nicht ab. Aber die Art und Weise, wie die Demokraten den Begriff Sozialismus bewusst negativ als Diktatur brandmarken, ist die übliche perfide Propaganda, welche leider bei den meisten Menschen verfängt.
Selber denken ist für viele halt zu anstrengend. Satt und degeneriert er ist, der deutsche Biedermann.

https://www.pressenza.com/de/2025/09/europa-protestiert/
Wow. Eine gute Zustandsbeschreibung der aktuellen Lage; Morgens Halb Zehn in Deutschland.
„Der gesellschaftliche Wandel hin zu einem friedlichen, humanen, sozialen System ist über Wahlen möglich.“
Hhm. Wäre ja schön, aber mir fehlt der Glaube. Und (nur) der versetzt bekanntlich Berge. Wie ich meine Mitmenschen so kenne, geht es den meisten immer noch zu gut oder sie trauen sich einfach nicht, alternativ andere Parteien (nein, ich meine nicht die AfD) zu wählen. Nur wenige sind leider in der Lage, den Kopf aus dem Arsch zu ziehen und einen wirklichen Politikwechsel über Wahlen zu unterstützen.

Alsdann: Bleiben Sie links, bleiben Sie kritisch. Und:
„I`m so bored with the USA. But what can I do?“

Freitag, 3. Oktober 2025

GuterPlatzzumBiertrinken: Eisern durchhalten

Montag, 29. September. Heute ist einer der letzten schönen Tage, das wollte ich noch mal für eine kurze Runde nutzen. Am gerade zu Ende gegangenen Wochenende war es leider nichts mit ein wenig Radeln gewesen. Mein Lieblingsschwager Herbert hatte am Samstag die 75 gefeiert und anschließend hatten wir Jela zur Übernachtung bei uns. Über das Eintrachtspiel in Münster, welches mit 1:3 in die Hose ging, möchte ich mich nicht äußern.
Das Wochenende vorher hätte mit der Beer & Bike Tour gekrönt werden sollen. Meine Löwin war übers Wochenende mit ihren Freundinnen in Meckpomm gewesen und ich freute mich am Freitag nach Dienstschluss auf die Beer & Bike und den Besuch im Löwenbiergarten mit Henry zu BTSV gegen Elversberg (1:4 übrigens).
So saß ich freudestrahlend an der Bushalte bei meinem Dienstherrn und wartete auf den Bus, als es mich bei angenehmen 24 Grad im Schatten stark fröstelte. Zuhause, eingemummelt unter meiner Bettdecke, starb ich fast drei Stunden vor mich hin, ehe ich mich aufrappelte und das Fieberthermometer bemühte. 38,7° Celsius sprachen eine eindeutige Sprache (häh?); ergo musste ich alle Termine am Wochenende absagen.
Zum Glück waren die Corona-Symptome am nächsten Morgen wieder weg. Dennoch… Ich ging auf Nummer Sicher und chillte zu Hause. Highlight war dann das Frühstück Samstag Mittag mit Mettbrötchen und der dritten Staffel Foundation. Dass es mir überhaupt besser gegangen war, lag vielleicht auch an den Fischstäbchen, welche ich mir nach der Temperaturmessung reingepfiffen hatte. War ja schließlich Freitag gewesen.
Und überhaupt: Anfang September kam ich nicht umhin festzustellen, dass mein Körpergewicht am Ansteigen war - quasi reziprok umgekehrt im Verhältnis zur Form des BTSV. Eisern (nein, nicht Union!) griff ich erneut an drei Tagen pro Woche zu den Metaflow Drinks und konnte auch sofort Ergebnisse liefern (Eintracht!).
Abends gönne ich mir seitdem dann kohlenhydratarme Snacks; Oliven, Joghurt, Feta und allerlei so’nen Zeugs. Und ich garantiere Euch: Wenn der Magen knurrt, dann ist ein Seetangsalat oder selbst der billige Weißkrautsalat (griechischer Art) von Gut und Günstig eine Delikatesse, die Dich glücklicher macht als eine Lore Kaviar in „normalen“ Zeiten.
Aber zurück zum „heute“. Ausnahmsweise hatte ich heute einen Home Office Tag, weil ich am Freitag vertretungsbedingt nach Salzgitter ins Büro musste bzw. mich dann fügte, weil Donnerstag Abend noch nicht klar war, ob ich am Freitag im Home Office verbleiben konnte und ich mich daher entschied, Freitag ins Büro zu gehen und am Montag…
Nicht so kompliziert, Brauner. Heute war ich halt im Home Office und es war Scheiße. Schon seit Tagen hänge ich in einer Sache fest und das nervt mich, weil ich dadurch andernorts in Zeitdruck gerate und es für Andere zu Verzögerungen kommt. Das stresst mich ungemein, so dass ich mal wieder häusliche Gewalt gegenüber meinem Schreibtisch ausüben musste.
Kurz nach halb Drei machte ich Feierabend; ich musste jetzt RAUS, und zwar schnell. Noch einmal strahlte die Sonne in voller Pracht, man nennt dies auch Indian Summer. Dies ist in meinen Augen die schönste Zeit des Jahres, wenn Du mit offener Jeansjacke an der frischen Luft verweilst und die letzten Tage im Jahr in der Außenbestuhlung eines Cafes verharrst, wohlwissend, dass es bei Sonnenuntergang gilt, die Jacke zuzuknöpfen.
Montag bedeutet für mich im Moment Metaflow; diesen Drink (Vanille) hatte ich mir bereits gegönnt und musste nun bis zum Abend warten, ehe ich mich mit Oliven beglücken könnte. Doch dieser kleine Wicht in meinem Kopf versuchte mich zu verführen; ich sollte mein Gelübde brechen und eine Ausnahme machen. Eine Kleinigkeit essen.
Denn ich hatte ja Euch, meinen Lesern, versprochen, während meiner nächsten Radtour (also dieser) eine Bierpause einzulegen. Mein zielloses Fahren an diesem Nachmittag sollte somit einen Sinn mittels eines Fischbrötchens von Edeka erhalten. Danach würde ich eine nette Gaststätte aufsuchen und mir ein Gezapftes genehmigen.
Das klang nach einem Plan. Mir kam der Edeka auf der Hamburger Straße in den Sinn, vorher wollte ich mir natürlich den Matjes verdienen und fuhr über Ölper zum Schwarzen Berg. Dort ist praktischerweise ein großer Rewe, bei dem ich ja auch die von meiner Löwin benötigten Lebensmittel (den Auftrag hatte sie mir noch erteilt) besorgen könnte.
Vor Ort einen kleinen Snack, eine kalte Bierdose… oder zwei… und dann auf ne Parkbank. Machte ich nicht. Ich fuhr weiter Richtung Edeka und Fischbrötchen. Auch daran vorbei, ein Dürüm mit Falafel auf der Mühlenpfordtstr. lockte. Danach ein Bier im Heinrich? Irgendwie war dies auch nicht der Burner und es blieb die Hoffnung. Ergo Göthe am Hagenmarkt.
Dort eine Leberkässemmel und anschließend ins Hopfen-Gärtchen. Lecker, bloß leider verhinderte die Baustelle am Hagenmarkt diesen Plan. Da hieß es dann eisern durchhalten bis zuhause. Hier holte ich eine Dose Wolters 0,568 Liter aus dem Kühlschrank und schon ging es los mit diesem kleinen Bericht.
Fazit: Endlich wieder eine kleine Tour, wenn auch nicht allzu lang. Meinen Dämon (Heißhunger) konnte ich über die gesamte Fahrt in Schach halten. Und das versprochene Bier schlorkte ich dann am schönsten der guten Plätze zum Biertrinken: In meiner Kemenate vorm Rechner.

Montag, 29. September 2025

Uncle Fester: grad gelesen September 2025

Joshua Tree & Douglas E. Richards - Das Nullpunkt-Artefakt
Wenn sich zwei meiner momentanen Lieblingsautoren zusammentun, kann doch nur ein richtiger Pageturner dabei herauskommen, oder? Ich wurde nicht enttäuscht, obwohl der Einfluss von Richards sicherlich dazu geführt hat, dass in diesen bis jetzt 2 Romanen die Romantik eines Groschenhefts Einzug hält.
Doch das Szenario hört sich erst einmal gut an. 2027. Das Projekt Uru im Bundesstaat Washington - also im Nordwesten der USA - befasst sich mit einem fantastischen Fund: Dem Enigma Würfel, nicht größer als ein Softball, ist ein außerirdisches Artefakt, das Energien aus einer anderen Dimension anzapfen kann, unerhört hell ein pulsierendes Licht ausstrahlt und trotz seiner geringen Größe so schwer ist, dass er nicht transportiert werden kann.
So viel zur „Gegenwart“, aber zunächst startet der Prolog mit dem sechszehnjährigen Genie Otto Richter, der im Jahr 1941 seinen Eltern entrissen und von der SS in ein höchst geheimes Projekt gesteckt wird. So ein Teaser macht natürlich Appetit auf mehr. Immer häppchenweise wird die Geschichte von Otto Richter im Fortlauf des Romans erzählt, passend zur Haupthandlung.
Und in dieser dreht sich alles um Kelly Connolly, einer Wissenschaftlerin des Projekts Uru, und Major Justin Boyd, seines Zeichens hochrangiger Offizier des Geheimdienstes (welcher?), einem dank Gentechnik optimierten Supersoldaten. Der Typ ist eine richtige 1 Mann Armee, dagegen ist Reacher ein Rekrut.
Boyd inspiziert das Projekt Uru, was den Autoren die Gelegenheit gibt, den Enigma Würfel zu präsentieren und den Leser spekulieren zu lassen, woher dieses außerirdische Artefakt stammt und was für Kräfte genau wohl in ihm schlummern mögen. Und erstaunlicherweise wird der Würfel dann ganz stumpf stibitzt. Von Kelly, die ein Geheimnis des Würfels von ihrem Großvater John erfahren hatte; besser gesagt aus dessen Tagebuch.
Doch der Diebstahl bleibt nicht unbeobachtet; der chinesische Geheimdienst unter Führung von Shen Ning konnte dank Drohnenüberwachung Kelly beim Verlassen des Gebäudes erkennen. Nun wird Kelly anstatt des Supersoldaten (a la der Sechsmillionendollarmann?) Justin zum vorrangigen Objekt der chinesischen Begierde.
Während einer Dienstreise werden Kelly und Justin von Shen und seinen Männern festgesetzt und zu einer einsamen Insel verbracht. Bis sie dort angekommen sind, hatte Kelly ausreichend Gelegenheit, Justin und uns Leser mit weiterführenden Informationen zu versorgen.
Auf der Insel können sich Kelly und Justin befreien - Justin tötet sie alle. Sie kommen allerdings nicht von der Insel runter, weil Shen eine Atombombe hochgehen lässt, damit die Amis keinen Würfel mehr haben. Ach ja‘: Die Chinesen haben selber einen in Jordanien gefunden, aber ihnen fehlen die Kenntnisse von Kelly. Man gut, dass Kelly und Justin dank des Würfels in das Jahr 1943 katapultiert werden, um Otto Richter zu retten.
Dessen Story ist schnell erzählt. 1941 wird dieser zu Heinrich Himmler gebracht, der ein Faible für alles Okkulte hatte und irgendwie an den in der kanadischen Wildnis liegenden Würfel gekommen war. Im Geheimen, unerkannt von den Alliierten, forschen Otto und Wissenschaftler des dritten Reiches an dem Würfel. Otto kann schließlich das Geheimnis um die Aufhebung der Gravitation des Würfels lüften, so dass dieser transportabel wird. Unterstützt wird er dabei von dem stellvertretenden Lagerleiter, der insgeheim ein Widerstandskämpfer ist.
Kelly wiederum kann mit dem Würfel telepathisch kommunizieren, weil dieser - eigentlich eine hochentwickelte KI - ihre Hilfe für sein unbekanntes Ziel benötigt. Wie sich alsbald herausstellt, ist Otto der Großvater von Kelly und wird den Würfel nach Washington über die Grenze bringen, so dass er in der Gegenwart gefunden werden kann. Fortan sei sein Name John Connolly.
Vorher jedoch müssen unsere Helden noch bei Adolf Hitler persönlich vorbei. Kelly hat schon die Knarre in der Hand, könnte Hitler einfach abknallen. Aber sie tut es nicht, um die Zeitlinie nicht zu gefährden und kein Zeitparadoxon zu schaffen.
Eine hochinteressante philosophische Frage. Was würdest Du tun, wenn Du Hitler 1943 hättest töten können? Machen sie aber nicht. Hitler wird lediglich betäubt und unsere 3 Freunde entkommen mit dem Würfel. Kelly und Justin kehren in die Gegenwart zurück, während Otto/John sich in den USA ein neues Leben aufbaut. Und den Würfel versteckt.
Eine wirklich rasante Story, Hut ab. Leider nervt die Liebesgeschichte zwischen Kelly und Justin. Ein Schmalzbrot bitte!

Joshua Tree & Douglas E. Richards - Das Zeitparadoxon
Neuer Roman, neue Zeitlinie. Wir starten mit John Connolly, den es ins römische Reich zum charismatischen Senator Marcus Dorso verschlägt, der den despotischen Statthalter Roms, Lucius Selanus, stürzen will. Seine einzige Chance zur Rückkehr ist der uns bekannte Würfel und damit unsere Gegenwart.
Leider hatte John/Otto sich wg. einer unheilbaren Krankheit einfrieren lassen und ist deshalb noch nicht tot. Und es kann nur ein John zur gleichen Zeit existieren. Zum Glück hat das Team um Kelly und Justin einen entsprechenden Trick parat, um John in die Gegenwart zu retten. Sein aktuell tiefgefrorener Körper muss in dem Moment sterben, in dem John in der Gegenwart ankommt. Hier haben die Autoren eine pfiffige Idee gehabt.
Doch damit dies klappt, folgen Justin und Kelly John ins alte Rom. Der geniale Twist ist nun, dass der römische Senator in Wirklichkeit Jesus Christus ist. Er will den Kaiser stürzen, um deine gerechte Welt ohne Sklaverei entstehen zu lassen. Und er hat keine n Bock, zurück ins gelobte Land zu gehen, um als Märtyrer zu sterben und in seinem Leben nichts für die geknechteten Menschen tun zu können.
Am Ende wird alles gut. Unsere Freunde können Marcus Dorso davon überzeugen, den Weg des Märtyrers in Judäa zu gehen. Alle 3 kehren in die Gegenwart zurück. Shen, der Chinese, taucht zwischendurch auch noch einmal gefährlich auf, wird dann aber von den Autoren schlichtweg vergessen.
Ich habe mich mit beiden Romanen gut unterhalten gefühlt. Die „wie sähe unsere Welt aus, wenn…“ Atmosphäre hat mich an der Stange gehalten. Trotz der kitschigen Liebesgeschichte.

Dienstag, 23. September 2025

Hartmudo: Belgien

15
Die unzähligen Effekte machten mich ganz schwummrig im Schädel, da musste ich mich erst einmal setzen. Kann natürlich auch sein, dass mich der Hunger mittlerweile übermäßig stark beeinträchtigt hatte. Auf einer Bank sitzend (scheint wohl mehreren Leuten so gegangen zu sein, deshalb die Bank), traf ich meine Löwin wieder, die ich kurzzeitig aus den Augen verloren hatte. Auch sie wirkte erschöpft.
Wir bestaunten in der Folge das Blitzlichtgewitter noch so gut wie es ging, dann gingen wir weiter in dem Rundgang. Die nächste Rolltreppe führte eine Stufe abwärts zur zentralen Kugel des Atomiums. Dort hatte sich bereits eine lange Schlange gebildet, weil die Rolltreppe defekt war und die Besucher über die unbewegten Stufen steil nach unten klettern mussten.
Selbstverständlich befand sich kurz vor uns eine Dame, die aus lauter Panik die Stufen rückwärts bewältigen musste, weil ihre Ängste übermächtig waren. Dicht an dicht stand ich mit den anderen Besuchern im Gedränge vor der stillstehenden Rolltreppe, bis auch ich mich endlich an den Abstieg heranwagen durfte.
Und ich muss schon sagen, dieser steile und vor allem lange Abstieg zehrte doch etwas an den Nerven. Wie in einem Sog fühlte ich mich von der Tiefe förmlich angesaugt und konnte nur mühsam die Kontrolle über meine urplötzlich puddingweich schlackernden Beine aufrechterhalten. Unten angekommen, atmete ich erst einmal tief durch.
Zunächst einmal war es wieder hell geworden - hatte da etwas jemand die mächtige Sonne wieder eingeschaltet? Über großzügig verteilte Fenster genoss ich einen hervorragenden Panoramablick über die Umgebung des Atomiums, ja sogar über ganz Brüssel. Ein imposanter Anblick, der mich mein leichtes Schwindelgefühl schnell vergessen ließ.
Da fiel mir mein Hunger wieder ein. Idealerweise befand sich in dieser Kugel ein kleines Cafe, in dem sicher auch etwas zum Schnabulieren feilgeboten wurde. Ein schöner Abschluss also zum Besuch dieses sehr unterhaltsamen Museumsbesuchs, hier wollte ich nun meine Löwin zum Kaffee und verspäteten Frühstück einladen.
Etwas erhöht, nur 3 - 4 Stufen galt es zu erklimmen. Dies wäre ein krönender Höhepunkte dieses sehr schönen Urlaubs gewesen, der uns Beiden sichtlich gut getan hatte. Meine Löwin (der ähnliche Gedanken durch den Kopf geschwebt waren, wie sie mir später berichtete) schlich derweil noch an den Panoramafenstern herum.
Vorsichtshalber griff ich schon mal in meine linke Jackentasche, wo ich meine Brieftasche unter der dicke Mütze geparkt hatte. Ich fand sie nicht, da kam mal wieder die übliche Panik in mir auf. Das war wieder mal so typisch für mich; ich konzentrierte mich auf meine Atmung. Jetzt hieß die Losung, achtsam mit der Situation umzugehen.
Nach einigen Atemzügen hatte ich mich gut runter regeln können, wohlwissend, dass ich mich gerade wieder in eine Panik hineinsteigern wollte, wo die meisten Menschen systematisch alle Möglichkeiten durchgehen würden und in Ruhe eine nach der anderen abarbeiten würden, bis sie die Brieftasche in der rechten Tasche entdeckt hätten.
Dies würde also mein Weg sein, danach - mit der gefundenen Brieftasche - würden wir die Stufen hinauf ins Cafe gehen und einen sicher überteuerten Milchkaffee trinken, dazu vielleicht ein getoastetes Sandwich, derweil wir noch einmal den schönen Blick über Brüssel genießen könnten, bevor wir uns in Richtung Europaparlament aufmachen würden.
In der rechten Jackentasche ertastete ich doch tatsächlich mein Smartphone sowie eine Packung Taschentücher, aber nicht die Brieftasche. Ruhig, Brauner… Ich schaute mir noch einmal die linke Tasche an. Zuerst holte ich die zusammengeknüllte Mütze heraus, faltete sie auseinander und wurde nicht fündig. Dort hatte sich die Brieftasche also nicht versteckt.
Puh, war das warm in dieser Jacke. Ah, da war noch was in dieser Tasche… Schade, wieder nur eine Packung Taschentücher. Mist! Jetzt die Hosentaschen - manchmal, wenn es schnell gehen muss - pflege ich dort Brieftasche oder Handy zwischenzuparken. Vorne links, vorne rechts, hinten rechts, hinten links… da war meine Brieftasche nicht.
Mittlerweile lief mir der Schweiß schon den Rücken herunter. Innerlich befand ich mich in höchster Alarmbereitschaft, während ich nach außen kalt wie Hundeschnauze dreinblickte. Mein selbst auferlegtes Achtsamkeitstraining war somit wenigstens zu 50% erfolgreich gewesen, das tröstete mich aber in dieser Situation eher weniger.
Dies wäre der ideale Moment, in dem alles von mir abfällt und ich ruhig und sachlich die Situation analysieren und dann die nächsten Schritte - achtsam selbstverständlich - überlegen würde, bevor ich unerschütterlich zur Tat schreiten könnte.
Unerschütterlich war leider nur die innere Unruhe, welche ich in jenen Minuten, als der Himmel auf mich herabstürzte, verspürte. „Warum ich?" - eine Weltuntergangsstimmung drohte mich zu übermannen. Ich war wie zur Salzsäule erstarrt und griff nach meinem letzten Strohhalm. Die Brieftasche befand sich garantiert in der Handtasche meiner Löwin.
Mit pochendem Herzen ging ich hoffnungsvoll zu ihr hin, berichtete ihr über meinen soeben festgestellten Verlust. Ruhig hörte sie mich an, um dann unaufgeregt und aufgeräumt ihre Handtasche zu durchsuchen. Wie nicht anders zu erwarten war, verlief ihre Suche erfolglos. Anschließend stellte sie mir ruhig und sachlich die naheliegende Frage:
"Wo hast Du denn die Brieftasche zuletzt in der Hand gehabt? Überleg doch mal. Vielleicht beim Eingang vor der Rolltreppe. Oder bei der Lichtinstallation; Du hast doch dauernd an deiner Tasche oder der Brieftasche herumgefummelt."
Angestrengt überlegte ich, wann ich die Brieftasche vor kurzem in der Hand gehalten hatte. Blitzartig ließ ich die Bilder der vergangenen Stunde noch einmal Revue passieren, konnte mich aber nicht wirklich konzentrieren. Permanent schlich sich die Hoffnungslosigkeit des Seins vor meine nüchterne Analyse und verhinderte ein zielführendes Ergebnis.

Mittwoch, 17. September 2025

Contramann: Propaganda

https://www.tagesspiegel.de/politik/wagenknechts-querfront-fest-wer-steckt-hinter-dem-grossprotest-gegen-israel-14310719.html
Zugegeben: Die Sprache im Stürmer seinerzeit war unerreicht aggressiv und mehr als menschenverachtend, daher sehr schwer zu ertragen. Der Tagesspiegel kann die damalige unterirdische Qualität nicht toppen bzw. unterbieten – zum Glück. Oder könnte das einfach auch nur daran liegen, dass der „Deeper State“ inzwischen dazugelernt hat?
US-Amerikanischer Pionier auf dem Gebiet der „Öffentlichkeitsarbeit“ war Edward Louis Bernays:
https://de.wikipedia.org/wiki/Edward_Bernays
Joseph Goebbels zum Beispiel soll sich an den Lehren von Bernays orientiert haben. Obwohl dies nicht wirklich geschichtlich belegt ist, fällt doch eine Gemeinsamkeit von Marketing und Propaganda ins Auge: Gruppen von Menschen werden gezielt, aber nicht individuell, angesprochen, um diese zu einem bestimmten Verhalten zu bewegen. Hierbei geht es um rein zielorientierte Methoden, welche durch Gesetze oder moralische Wertvorstellungen begrenzt werden müssen.
Gibt es diese Grenzen nicht, ist alles erlaubt. Siehe die Propaganda der Nazis.
Im heutigen Deutschland gibt es im Gegensatz zur Nazizeit diese Grenzen und die werden vom Tagesspiegel auch eingehalten. Da werden Sahra Wagenknecht, Hallervorden oder auch Maffay „objektiv“ dargestellt, aber auch Widersprüche aufgezeigt. Persönliche negative Bewertungen (z.B. zu Hallervorden: „Zeigt immer weniger Hemmungen, sich von rechten Akteuren einspannen zu lassen.“) werden als objektive Tatsachen präsentiert und erzeugen so automatisch ein negatives Bild der beschriebenen Person.
Dies zu erkennen schützt einen davor, sich für bestimmte politische Meinungen vereinnahmen zu lassen. Oder auch z.B. Autos mit Elektroantrieb als CO²-neutral oder Klimaretter zu sehen. Denn, um mal kurz auf diesem Thema herumzureiten, die Automobilindustrie bewirbt das Produkt gezielt mit diesem Argument und suggeriert, dass andernfalls beim weiteren Gebrauch von Verbrennermotoren Umweltkatastrophen folgen würden, ja sogar der Planet zerstört wird. Dass die Produktion von E-Autos selbst nicht gerade umweltschonend erfolgt und die dadurch auftretenden Umweltschäden bei den gern bemühten Statistiken nicht eingepreist sind, kann man wissen, wenn man sich mit den Argumenten der Automobilindustrie kritisch auseinandersetzt.
Diese beschriebene Marketingstrategie wird von der Politik entsprechend flankiert. Dieselben Argumente. Bloß hierbei spricht man sozialwissenschaftlich eben nicht von Marketing, sondern von Propaganda. Darf man natürlich nicht so nennen – der Begriff Propaganda ist dank Leuten wie Goebbels, Stalin oder auch Honnecker stark negativ stigmatisiert. Aber man kann unschwer erkennen, dass Marketing und politische Willensbildung (klingt besser als Propaganda, oder?) zwei Seiten ein und derselben Medaille darstellen.
Wie gesagt: Wenn man sich kritisch mit derartigen Informationen – und damit zurück zum unsäglichen Beitrag im Tagesspiegel – auseinandersetzt, kann man die Absicht erkennen, dass ein bestimmtes Bild erzeugt werden soll und der geneigte Leser somit zu einer bestimmtem Meinung – hier der Ablehnung dieser Friedensdemo und besonders der diese repräsentierenden Prominenten – gedrängt werden soll.
Der eigentlich positiv besetzte Begriff „Friedensdemo“ kann so ins Gegenteil verkehrt werden. Und das Schärfste daran ist, so zumindest meine Meinung, dass nicht erklärt werden muss, was denn nun nach Meinung des Tagesspiegels ein positives Eintreten für den Frieden bedeuten würde. Könnte man ja tun, z.B. die Ukraine noch stärker in ihrem Kampf gegen den russischen Aggressor zu unterstützen. Wäre in sich widersprüchlich – DAS könnten die Leute merken.
Macht der Tagesspiegel natürlich nicht, weil dann die Leute womöglich doch noch darüber nachdenken, ob ein Herr Hallervorden oder eine Frau Wagenknecht vielleicht doch eher für den Frieden eintreten als die Journalisten des Tagesspiegels. Allein… ich glaubs nicht, dass die Leute wirklich nachdenken würden. Das haben mich Gespräche in meinem persönlichen Umfeld - bei Arbeit, Sport und Spiel - gelehrt.
Noch ein brandaktuelles Beispiel für Propaganda gefällig? Bitt’schön:
https://www.manova.news/artikel/der-menschenfeind-und-frau-hayali
Als Charlie Kirk, ein arg konservativer und Trump wohl nahestehender Kämpfer gegen Abtreibung und für Schusswaffenbesitz (ein radikaler Christ also) erschossen wurde, kommentierte Hayali im Heute Journal wie folgt:
„Dass es nun Gruppen gibt, die seinen Tod feiern, ist durch nichts zu rechtfertigen - auch nicht mit seinen oftmals abscheulichen, rassistischen, sexistischen und menschenfeindlichen Aussagen. Offensichtlich hat der radikal-religiöse Verschwörungsanhänger (…)“
Hier höre ich auf mit dem Zitat, welches womöglich aus dem Gesamtzusammenhang gerissen ist, aber die Methode deutlich erkennen lässt. So fängt Hayali im ersten Halbsatz objektiv an und nimmt auch gegen die Gewalt an sich klar Stellung, bloß um dann mit persönlicher Meinung ihren (mir unerträglichen) Haltungsjournalismus fortzufahren.
Dafür erntete sie übelste Hasstiraden im Netz und legt jetzt auf Insta eine Pause ein. Darauf steigen die Mainstreammedien natürlich sofort ein. Das signalisiert, wer hier das Opfer ist: Dunya Hayali.
Das wir uns nicht missverstehen: Die wirklich üblen Sprüche im Netz gegen Hayali sind absolut unangebracht und sollten strafrechtlich überprüft werden. Doch trotz allem bleibt beim normalen Otto Normalverbraucher folgendes hängen: Kirk ist ein übler Bursche gewesen, die Hater von Hayali sind (mindestens) genauso schlimm wie Kirk und Dunya Hayali ist eine Kämpferin für Gerechtigkeit, die sich gegen das Böse stemmt.
Und - habt ihr es gemerkt?
Hier habe ich jetzt in den meisten Absätzen ähnlich gearbeitet wie Frau Hayali. Aber im Unterschied zu ihr bin ich nicht Anchorwoman einer der wichtigsten Nachrichtensendungen im TV.

Dienstag, 9. September 2025

Contramann: kurz gesehen im September

https://taz.de/Wolfram-Weimers-Gender-Verbot/!6101942/
Der Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (parteilose Politiker) hat Anfang August 2025 die Verwendung der Gendersprache mit Sonderzeichen in seinem Ministerium verboten. Gut der Mann, so weit meine Meinung.
Doch nicht mit der TAZ. Der hier verlinkte dämliche Kommentar versucht witzig zu sein, indem er Trappatonis bekannte Wutrede als Vorbild nimmt. Absolut unwitzig, aber entlarvend. Die häufig schon sehr abgehobene Blase des (ehemals) linken Medienumfelds in unserer Hauptstadt meint allen Ernstes, Diskriminierungen mit Sprache eindämmen zu können.
Die bekannte Bevormundung durch die Gendersternchen hat allgemein allerdings eher das Gegenteil bewirkt; eben kein Bewusstsein für die Gleichberechtigung oder Minderheitenschutz zu wecken. Ich denke, dass der Bildungsgrad dieser Intelligenzia, die sich als moralische Speerspitze der Gesellschaft begreift, eher niedrig ist.
Nur Wortungetüme, viel Getöse. Die Studis der 60er bis 80er hatten sich auch trotz staatlicher Repressionen für die Gleichberechtigung eingesetzt, dazu noch gegen Krieg und für Abrüstung demonstriert. Dazu fehlen den heutigen Studis die Eier, meinetwegen auch Traute, wem „Eier“ zu maskulin ist.
Die gehen kein Risiko ein. Das Gendern wurde unter der Ampelregierung ja sogar noch unterstützt. Alles nur Gratismut. Aber dass die Studis dank der Aufrüstung bald wieder in die Kasernen einrücken dürfen oder - wenns übel läuft - auch im Kriegseinsatz herumlaufen könnten, scheint diese Idioten nicht zu kümmern.
Da stecken sie den Kopf in den Sand. Armes Deutschland, mit diesen Intellektuellen.

https://lostineu.eu/eu-gipfel-in-washington-selenskyj-friends-reisen-zum-rapport-bei-trump/
Es ist hier ein wenig überspitzt und polemisch formuliert, doch eigentlich isses auch so. Zusammen mit der Biden-Administration sind die EU und die Ukraine vor dem Einmarsch der Russen im Februar 2022 einen harten Konfrontationskurs gefahren. Die Vorgeschichte dieses Krieges, meinetwegen auch die russische Sichtweise, wurde komplett ausgeblendet.
Und jeder, der es wagte, diese russischen Argumente (Minsk II, Unterdrückung der russischen Sprache und Kultur im Donbas etc.) zu erwähnen, wurde als „Putinfreund oder –troll“ verunglimpft. Ein alter Freund hatte mir gar die Selbige gekündigt. Als ob das an der Situation etwas ändern würde; vollkommen übertrieben.
Jetzt hatten sich Trump und Putin Mitte August in Alaska über ein Ende dieses vollkommen unnötigen Sterbens genähert. Anschließend wird Selenskij vom Trump zum Rapport herzitiert. Engländer, Franzosen, der Sauerländer und die Uschi begleiten den ukrainischen Präsidentendarsteller. Sie wollen irgendwie mit dabei sein und sich im Ruhme des Friedensstifters wähnen. Hätten in den dreieinhalb Jahren ja mal selber diplomatisch bei den Russen abklopfen können, was geht. Aber nein, lieber „den Russen“ als Übeltäter festmachen, ja ihn fast als Stalin oder Hitler hinstellen.
Unsere Mainstreammedien waren da immer volle Pulle mit im Boot. Und all diese Kriegstreiber in der EU, den Medien aber auch in meinem größeren Umfeld geifern jetzt nur noch umso heftiger, weil sie sich nicht eingestehen wollen, dass sie von Anfang an den Kriegsgewinnlern von Rheinmetall und Co. auf den Leim gegangen sind. Aber es „tröstet“ mich, dass all diese Menschen eine Erklärung finden werden, warum sie eigentlich richtig lagen. Ganz klar, Trump ist schuld. Wenn der nicht… dann hätte die Ukraine Russland zum Aufgeben gezwungen.
Diese Leute merken nicht, dass auch an ihren Händen das Blut von hunderttausenden Ukrainern und Russen klebt. Hiervon möchte ich nur die Menschen, welche lediglich passiv auf die Meinungsmache von Medien und Politikern gehört hatten, ausnehmen. Auf Propaganda kann man schon mal reinfallen, zumal diese gut gemacht ist. Wer kann das denn auch besser als wir Deutschen?

https://publikumskonferenz.de/blog/kanzler-merz-der-kalte-krieger/
Sehr polemisch, fürwahr. Aber der eine oder andere Link in diesem Kommentar eignet sich gut in schwierigen Diskussionen zum Thema Ukraine-Krieg. Nicht um jemanden zu überzeugen, der Versuch wäre zwecklos. Weil wenn die Kriegsbefürworter wirklich ernsthaft und objektiv an das Thema herangehen würden, könnten sie die Propaganda leicht entwirren. Der Artikel eignet sich lediglich zur Bestätigung der eigenen Meinung.
Schon George Orwell wusste, dass man eine Lüge nur häufig genug wiederholen muss, bis sie als wahr akzeptiert ist. Dass die Russen spätestens 2029 NATO Staaten angreifen würden, würde ich jetzt zwar nicht direkt als Lüge bezeichnen. Vielleicht planen die Russen dies tatsächlich, wer weiß das schon.
Und eben genau das ist das Ding: Belastbare Statements von russischer Seite gibt es eben nicht. Es wird lediglich frisch und fröhlich behauptet. Und „Otto Normalverbraucher“ saugt dies einfach auf, witzigerweise ohne Rücksicht auf den Bildungsgrad.

Alsdann: Bleiben Sie links, bleiben Sie kritisch. Und:
„I`m so bored with the USA. But what can I do?“

Dienstag, 2. September 2025

GuterPlatzzumBiertrinken: Rüningen

Sonntag, 31. August. Ereignisreiche Wochen liegen hinter mir, aber erst heute schaffte ich es zu einer kleinen Runde für diese Kolumne. Sicherlich hätte ich die eigentlich als „Beer & Bike“ geplante Tour vor zwei Wochen hier noch besprechen können. Aber da bis auf den Langen und Henry keiner Zeit gehabt hatte, waren wir nur zu Dritt unterwegs gewesen.
Vielleicht an dieser Stelle doch kurz angerissen: Wir trafen uns am 17. August um 11.00 hinter dem Schloss Richmond und fuhren über die Voets-Tankstelle Melverode (wo wir kalte Wolters Dosen käuflich erwarben) zum Heidberg-See. Besser gesagt zur „Kuhle“, alte Raabeschüler wissen, welche Kultstätte da gemeint ist.
Nachdem jeder seine 2 Dosen leer gesüppelt hatte, radelte ich schnell zur Star Tanke an der Griegstraße, so dass wir jeder noch ein Döschen genießen konnten. Dazu gab es Metal über Youtube - Henry stellte hierfür sein Smartphone bereit. Meine Versuche, einen meiner MP3 Player mit Energie und Sound zu versorgen, waren leider gescheitert.
Trotz einer eher frisch zu nennenden Witterung mit leichtem Niesel möchte ich jene Tour als gelungen bezeichnen. Ich muss mal nach nem Ersatztermin für eine „Beer & Bike“ in diesem Herbst Ausschau halten, damit auch die Anderen in den Genuss einer sportlichen Kulturschaffe kommen können.
Aber zurück zu Heute. Anders als 2 Wochen zuvor knallte die Sonne mal wieder mit voller Kraft auf meinen geschundenen Körper. Die Beine sind zwar fast abgeheilt - die orthopädischen Strümpfe kommen wahrscheinlich erst Mitte September zum Einsatz, aber das Wundpflaster an der linken Schulter war seit gestern leicht mit Blut versifft gewesen.
Meine Motivation war aber auch aus einem anderen Grund nicht gerade stark ausgeprägt. Denn am Vorabend waren meine Löwin und ich zu Hanks 50. Geburtstag geladen gewesen. Der Mann der Nichte meiner Löwin ist ein feiner Kerl. Außerdem gab es gezapftes Wolters, den von meiner Schwägerin Frida selbst angemischten roten Ouzo verdankte ich wohl meine Benommenheit an diesem sommerlichen Sonntagmorgen.
Glücklicherweise wehte schon nach wenigen Metern ein stärkeres Lüftchen, welches auf dieser Fahrt angenehm kühl meine Haut umschmeichelte. Es wäre allerdings schön gewesen, wenn diese Abkühlung nicht die ganze Zeit von vorne auf mich eingeprasselt wäre. Mir blieb leider nichts anderes übrig, als die Strecke bis Rüningen in einer niedrigeren Gangart als gewohnt abzurattern. Aber ich beklag mich ja nicht… Oder doch?
Warum aber Rüningen als Ziel meiner Reise? Tja, weil mir das so in den Sinn gekommen war, als wir Berta letztens nach Hause kutschiert hatten. Nämlich dass ich mir die Nebenstraßen in Rüningen mal anschauen wollte. Einfach so. Weil ich sie nicht kenne. Und damit ein Ziel vor Augen hatte. Jeder Mensch braucht schließlich Ziele.
Ein Besuch bei Berta war übrigens nicht eingeplant, ansonsten würde die Aktion auch zu lange dauern. So rackerte ich mich also das Ringgleis bis zur Gartenstadt hinunter, um dort wie so häufig in den letzten Jahren auf der alten Frankfurter gen Süden zu eilen, um schließlich die Thiedestraße in Rüningen vor Augen zu haben.
Die erste Querstraße rechts war meine; Auf der Straße „Am Westerberge“ betrat ich eine mir unbekannte Welt. Und gleich zu Anfang fuhr ich an einer Polizeistation vorbei. Diese ist wohl nur in der Woche tagsüber besetzt, aber immerhin. Ansonsten fuhr ich an vielen Eigenheimen vorbei. Alles sah sehr gepflegt und nach Geld aus. Gierig sog ich die Atmosphäre dieser mir unbekannten Gegend in mich auf.
Singerstraße... ostig

Für diese Momente brenne ich, wenn der Sattel unter meinem Pöter ist. Ich stelle mir dann immer vor, wie es wäre, in so einer Gegend zu leben. Hier in der Vorort-Hölle oder wenige hundert Meter weiter in der Singerstraße, wo die Wohnblöcke mit den Außenfluren doch stark an die Wohnungen für alleinstehende junge Männer a la Wilhelmstraße erinnern.
Hinter der Singerstraße war die Faszination leider wieder vorbei, denn ich cruiste in mir wieder bekannten Gefilden, nämlich quasi um die Ecke von Bertas Haus. An dieser Stelle wollte ich es gut sein lassen, nicht mehr weiter nach Thiede eiern. Das wäre sicherlich eine Schöne runde Tour geworden, aber so richtig gut fühlte ich mich einfach nicht.
Hinzu kam , dass in Rüningen so kurz vor Mittag am Sonntag die Bürgersteige bereits senkrecht gestellt sind. Einen Kaffee konnte ich jetzt gut vertragen - Bier hingegen nicht, obwohl ich mich nach einer Pause auf ner Parkbank mit ner Dose Wolters förmlich verzehre. Doch bitte nicht heute. Heute war Kaffee angesagt. Zur Not würde ich ohne jegliche Pause nach Hause durchziehen, das hätte ja auch mal Charme.
Doch selbstverständlich gab es eine Alternative. Im Kaffeehaus Braunschweig Ecke Broitzemer und Ring hatte sich der „Breakfast Club“ versammelt. Heidi, Patti und meine Löwin treffen sich gern Samstags oder Sonntags, um zusammen in einem netten Cafe zum Frühstück. Heute im jenen Kaffeehaus, was auch der nächste offene Laden für mich auf dem Nachhauseweg bedeutete. Ich hätte zwar auch über die Innenstadt rutschen können, aber…
Nein, kein Umweg jetzt. Ich fraß noch über den Füllerkamp ein oder zwei zusätzliche Kilometer, bewegte mich dann aber schnurstracks über den Globus-Parkplatz in Richtung Ring. An Hornbach vorbei, links das Arbeitsamt liegengelassen, um kurz darauf zum Kaffeehaus zu gelangen.
Die Frauen saßen dort noch draußen und unterhielten sich angeregt, waren aber erfreut, mich zu sehen. Ich bestellte mir einen Crema mit Milch und fühlte mich auch gleich besser. Das Koffein hatte mir wohl gefehlt. Vielleicht eine halbe Stunde tauschten wir uns aus, ehe sich diese Runde auflöste und ich mich mit meiner Löwin per Rad auf den Weg nach Hause begab.
Ich kam zwar nicht so ganz dem E-Rad meiner Löwin hinterher, aber hatte anfangs noch die Gelegenheit genutzt, mit ihr zusammen den gestrigen Abend zu resümieren. Das war heute zwar nicht die längste Tour, aber ich hatte meinen inneren Schnarchlappen überwunden und konnte mir einbilden, wieder etwas zur Gewichtsreduktion unternommen zu haben.
Demnächst aber wieder Wolters auf Parkbank bitte.

Mittwoch, 27. August 2025

Uncle Fester: grad gelesen August 2025

Erik Harlandt - 1000 Jahre mehr oder weniger (Band 1 von 2)
Nach den beiden großen Hypes um Mickey 7 und Killerbot , welche mich ja eher weniger überzeugen konnten, wollte ich endlich wieder einen richtigen Pageturner in die Kralle bekommen. Was lag da näher, als ein Zweibänder von Erik Harlandt? Vieles dieser Handlungsstränge oder des Storytellings kam mir zwar arg bekannt vor, aber gefesselt hat es mich doch.
Geht ja auch gleich richtig gut los. Liam landet mit einem Außentrupp auf einer Randwelt des Reichs, um einen Stützpunkt des Widerstands zu zerstören. Das Reich wiederum kämpft vorwiegend gegen die Xtras, einer unbekannten Spezies, die das Imperium der Menschen bedroht. Ein Imperium, welches strikt zwischen hoher und niedriger Herkunft trennt; die obere Klasse schottet sich ab.
Deshalb hat der von einem Agrarplaneten stammende Liam keine Chance, eine Offiziersstelle zu ergattern. Und als sein Außentrupp scheitert, schließt er sich folgerichtig dem Widerstand an und wird sogleich auf eine Sondermission geschickt. Er wird als Offizier auf ein besonderes Kriegsschiff des Reiches eingeschleust und schafft es, sich unentbehrlich zu machen.
Denn dort sind Ki’s im Einsatz, weil nur sie die Feindbewegungen der Xtras berechnen können, was den Menschen einen Vorteil verschafft. Das Problem besteht nun darin, dass KI’s im Reich nach einem gerade noch zerschlagenem Aufstand der KI’s gegen die Menschen verboten sind. Nur weil die KI’s auf dem Schiff nicht vernetzt sind, lässt sich eine legale Vorgehensweise konstruieren.
Liam nimmt zunächst Kontakt mit der KI Berms auf, die ihn bittet, ihn und die anderen KI’s zu befreien. Nach einiger Zeit und geschickter Taktiererei gelingt Liam dies auch, zumal ein großer Angriff der Xtras dank der KI-Koordination durch Liam zurückgeschlagen werden kann. Mehr und mehr wird Liam zur Marionette von Berms.
Beim Großangriff auf die Flotte der Xtras scheitert Liam und kann nicht verhindern, dass Berms die gesamte Flotte der Menschen opfert, um ihn zu retten. Denn das Ganze war eh nur eine Simulation gewesen - hier beginnt der zweite Teil des Romans. Denn Liam ist eigentlich Liamos Pruschet, der Regent des Reiches.
Präziser formuliert ist er ein Klon des Originals und lediglich einer von vielen des Sternenreichs. Seit 1000 Jahren sorgen die Klone dafür, dass der Regent überall präsent ist, damit das Reich stabil bleibt. Hier musste ich an die entsprechenden literarischen Vorbilder - z.B. „Foundation“ von Asimov - denken.
Liam der Rebell stellt sich zunächst als gewollter Gegenentwurf zum Regenten dar, um dem seit 1000 Jahren bestehenden System des dank Klonens unsterblichen Liamos neue Facetten hinzufügen zu können. Dessen Terrorherrschaft würde sich wohl ohne das Einbinden der immer noch vorhandenen Opposition abnutzen; der Widerstand aus dem ersten Romanteil arbeitet reell für den Regenten.
Doch damit ist es immer noch nicht genug. Die gesamte Menschheit stellt sich als gigantisches Zuchtprogramm der Xtras heraus. Die KI’s sollen die Menschheit so weit lenken, dass die Xtras das Protein nach 1000 Jahren abernten können. Ihr Drang nach Freiheit hat das Ziel, die Herrschaft der Xtras zu brechen und eine Maschinenzivilisation in der Galaxis zu errichten. Das die Menschen hierbei nicht wirklich erforderlich sind, merkt Liam schnell. Doch leider kann er sich nicht aus dem Bann von Berms befreien; er muss auf die Dankbarkeit der KI’s hoffen.
Am Ende also doch noch eine erfrischende Wendung. Weiß Gott kein Happy End, aber eine hübsche Idee, das Leben in der Galaxis lediglich als riesiges Zuchtprogramm zur Ernährung einer Alienrasse hinzustellen.

Erik Harlandt - 3000 Jahre und mehr (Band 2 von 2)
Der zweite Band ist etwas kürzer, also volle Konzentration auf die Kriegsvorbereitung gegen die Xtras. Liam ist derweil voll in der Rolle des Liamos Pruschet aufgegangen und markiert den Harten, wo es sein muss. Der Liam aus dem ersten Teil ist deswegen nicht verschwunden; im Laufe des Romans wird er wieder stärker.
Auch in diesem Band bleiben die Xtras eher im Hintergrund; ihr Aussehen wird vage als eine Schwarmintelligenz von Würmern beschrieben. Und Berms ist nicht einfach nur eine KI, die einen 1000-Jahrplan zur Beseitigung ihrer Schöpfer, den Xtras, ausgearbeitet hat.
Denn nachdem Liam endlich den Ursprungsplaneten, quasi die Zentrale der Xtras, ausfindig machen konnte, entfernt Harlandt die nächste Zwiebelschale. Tatsächlich existiert nicht lediglich ein Reich der geklonten Menschen, sondern Fünf. Diese sind um jeweils 200 Jahre verschoben, so dass die Xtras alle 200 Jahre ernten können.
Und in allen Reichen - seit dann 3000 Jahren - brachte Berms es irgendwie fertig, den jeweiligen Liamos dazu zu bewegen, gegen Ende der jeweiligen 1000 Jahre eine Kriegsflotte auszuheben und diese zu verstecken; die Menschen in Stasis.
Und jedes der einzelnen Reiche - das im Roman ist das zwölfte und letzte vor der Schlacht - bietet 40 Milliarden Schiffe und 20 Billionen Soldaten auf. Das Ganze mal Zwölf… Harlandt begnügt sich nicht mit Kleinigkeiten; Er denkt in größeren Zusammenhängen.
Und dann kracht das alles in wenigen Minuten auf die Planeten und Stationen der Xtras, Von den Soldaten überlebt keiner, auch die Xtras nicht. Das zuletzt für die Rüstung geplünderte Reich unseres Buches geht an mangelnder Versorgung zugrunde, und das sehr schnell. Eindringlich schildert uns Harlandt hier ein Horrorszenario, welches nachdenklich stimmt. Ich sehe hier durchaus eine Anspielung auf die momentane Aufrüstung von Deutschland und der Nato.
Es wird einsam im Universum. Liam - inzwischen nur noch in einer Drohne als KI existent - findet tatsächlich noch ein verlorenes Schiff, auf dem die menschliche Besatzung gegen ein Xtra kämpft. Am Ende dieser kurzen Zwischensequenz sind auf dem Schiff alle tot.
Ganz zum Schluss erreicht Liam einen Planeten mit Leben. Keine Technik, das Rad ist noch nicht erfunden. Nun sinniert er auf wenigen Seiten über das Leben, das Universum… So klingt dieser zweibändige Zyklus still und leise aus und lässt mich nachdenklich zurück.
Für Nicht-SF-Fans: Die teils wahnwitzig überzogenen Dimensionen mit den aberbillionen Toten entsprechen dem Klischee, weswegen Ihr keine Science Fiction mögt. Der eher depressive Schluss zeigt Euch allerdings, dass SF nicht so stumpf oberflächlich sein muss, wie Ihr es immer unterstellen mögt. Lest es.